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keit der sicheren Fortleitung der elektrischen Energie hoher Spannung (25000 Volt) auf so grosse Entfernung, sowie nicht minder darin, dass die Staatsbehörden durch die Gestattung und Unterstützung der Anlage ihr Vertrauen in die Sicherheit des Ganzen dargethan haben. Der leider in Lauffen eingetretene Unglücks fall, dass ein Monteur durch Berühren einer blanken Leitung für hochgespannten Strom ums Leben gekommen ist, kann insofern keinen Beweis für die Genieingefährlichkeit des Betriebes abgeben, als der Betreffende in fahrlässiger Weise wider die Instruction gehandelt hat und als dem Publikum die Leitungen und Apparate mit hochgespanntem Strom überhaupt nicht zugänglich sind. Die weiteren Anlagen der Ausstellung zur Fort leitung des elektrischen Stroms auf kleinere Entfernungen (Ausstellung—Palmgarten, Aus stellung—Offenbach) sind ebenfalls als ge lungen zu bezeichnen. Dann ist des Weiteren der Betrieb von Motoren für Arbeitsleistung mit Hilfe des elektrischen Stroms in grossem Umfange ge zeigt worden. Es war zu sehen, wie die Elektricität in die meisten Gewerbe als Ar beitskraft eingedrungen ist oder im Begriffe steht, sich einzuführen. Und mit vollem Recht. Der Elektromotor hat in Bezug auf Einfach heit, schnelle und leichte Ingangsetzung und Abstellung, compendiöse Gestalt und guten Wirkungsgrad ganz bedeutende Vortheile vor anderen Motoren aufzuweisen. Namentlich gilt dies von dem neuesten, in vielen Con- structionen auf der Ausstellung vorgeführten, sogenannten Drehstrom-Motor. Die Lichtanlagen der Ausstellung waren mitunter geradezu grossartig. Bogen- und Glühlichter leuchteten zumeist in ruhiger, milder Weise; kaum war hier oder da ein vorübergehendes Versagen oder schlechtes Wirken zu bemerken. Die. Effeetbeleuchtung der Wasserfälle war herrlich, die Lichtwirkung der grossen Scheinwerfer enorm. Die elek trisch betriebenen Trambahnwagen fuhren und hielten mit einer Sicherheit an, wie sie dem Pferdebetrieb kaum eigen ist. Die Telegraphen- und Telephontechnik zeigte ganz bedeutende Neuerungen. Namentlich die Telephonie wies ausserordentliche Erfolge auf. Die lauttönenden Sprechapparate, die Musikübertragungen lassen nur noch wenig Zu wünschen übrig. Auch auf dem Gebiete der Elektrochemie und Elektro- medicin legte die Ausstellung Zeugniss von der guten Ausbildung der benöthigten Apparate und angewandten Verfahrungsweisen ab. Kurzum, überall, wo man hinblickte, zeugte die Ausstellung von einem guten gediegenen Stand der Elektrotechnik; wir können nicht anders, als uns den Lobpreisungen der Elek triker und Physiker anschliessen. Die Elektro technik ist eine Wohlthäterin der Menschheit geworden, dem elektrischen Strom gehört wirk lich die nächste Zukunft. Aber dem aufmerksamen Beobachter zeigte die Ausstellung auch eine Schattenseite. Se. Exc. Dr. v. Stephan wies in seiner Eröffnungs rede des internationalen Elektrotechniker-Con- gresses in Frankfurt a. M. auf sie hin. Die Spekulation hat sich der Elektrotechnik in einem Maasse bemächtigt, die Concurrenz hat sieh in einer Weise ausgewachsen, dass Be fürchtungen wegen der Weiterentwicklung der Elektrotechnik wohl am Platze sind. Aus führungen und vor Allem Projekte sind ent standen, die in vielen Fällen weder nöthig noch nützlich sind. Aenderungen und Neue rungen sind geschaffen und bis in die kleinsten Details verfolgt und ausgeführt worden, für die ein praktisches Bedürfniss kaum vorliegt. Ueberproduktion, Luxus und Lebensvertheue- rung sind die Folge und werden es in der nächsten Zukunft wohl noch mehr sein. Zu bedauern ist es, dass auch in den Zweigen der Elektrotechnik, welche sich die Licht- und Kraftversorgung zur Aufgabe gestellt haben, die Spekulation und Concurrenz eine über mässig grosse geworden ist und durch ihr Stürmen und Drängen der fortschreitenden Bewegung eine gewisse Unruhe, ein unsicheres Schwanken mitgetheilt hat. Nicht der Fach mann, viel weniger noch der Laie ist heute im Stande, ein endgültiges Urtheil abzugeben, wenn es sich um den kritischen Vergleich von Systemen, Maschinen, Apparaten und um deren Auswahl für bestimmte Zwecke handelt. Jeder Fabrikant und Erfinder preist das Seinige für das Vollkommenste an. Es wäre nicht zu verwundern, wenn Stadtverwaltungen, wie auch Privatpersonen, welche in der Frankfurter Aus stellung Belehrung suchten, jetzt erst bedächtig ein ruhigeres Fahrwasser, einen gesetzteren Zustand der Dinge abwarten wollten, ehe sie sich endgiltig über die Wahl des Systems und der Einzelheiten entschliessen. Dass der elek trische Strom für Licht-, Kraft-, Transport- und sonstige Zwecke berufen ist, in den all gemeinen Dienst der Menschheit zu treten, wird allseitig anerkannt, — nur einige ver bissene Gasfachtechniker dürften eine Aus nahme machen —, dass die Zeit der allge meinen Benutzung aber schon unmittelbar bevorsteht, hat die Frankfurter Ausstellung ohne Weiteres nicht gezeigt. Bausteine sind viele herbeigetragen worden. Jetzt muss es ans Sichten und Ausprobiren gehen, denn man mag nicht gern in Kurzem Unbrauchbares und vorzeitig Verwitterndes wieder ausbrechen, sondern man will, abgesehen von den nie ausbleibenden kleinen Neuerungen und Er gänzungen, in jedem Falle ein Werk aus einem Guss erhalten, verbunden mit möglichst grosser Zweckdienlichkeit und mit einer ge wissen Garantie für eine längere Dauer des Systems im Ganzen und im Detail. Spizirxerei-, ‘5- Maschine zur Vergleichmässigung von Jute- gespinnsten von Fr. Bock & Sohn in Stadt Sulza. D. R.-P. No. 58487. (Aus der Patentschrift.) Bei der Verarbeitung von Jutefäden auf der Strickmaschine oder - dem Wirkstuhl bieten sich Schwierigkeiten, welche zu beseitigen der Zweck der vorliegenden Erfindung ist. Es ist bekannt, dass der Jutefaden starr und unbiegsam ist und sich bei solcher Eigen schaft nicht zu einem dichten Maschengebilde umbilden lässt, sondern der betreffenden Ma schine nur schadet. Um nun hierin Abhilfe zu schaffen, wird der Jutefaden mit Wolle oder Baumwolle zusammengesponnen, oder gezwirnt und mit einer besonderen Schlichte bearbeitet, wodurch er schmieg- und biegsam wird und ein glattes Verarbeiten möglich ist. Bevor aber das Verzwirnen geschieht, muss der von der Spinnmaschine kommende Jute faden eine besondere Bearbeitung erfahren, damit die ungleichen Stellen in demselben beseitigt werden. Zu diesem Zwecke dient nachstehend beschriebene Vorrichtung. Der Jutefaden läuft von einer Winde ab und gelangt zwischen zwei Gummirollen, welche beide in entgegengesetztem Sinne umlaufen, damit der Faden stets zwischen den nächst liegenden Umfangstellen der Rollen liegen bleibt. Von den Rollen gelangt er zwischen die Stiftenrollen, die ebenfalls gegenseitig ver schieden umlaufen, aber in anderer Richtung. Die Stiftenrollen sind mit scharfen Spitzen be setzt, welche dazu dienen, die dicken Stellen im Jutefäden zu verdünnen und den Faden überhaupt gleichmässiger zu gestalten. Von den Stiftenrollen gelangt er zwischen zwei weitere Gummirollen, von denen eine in das Schlichtegefäss eintaucht. Auch diese Rollen laufen in einander entgegengesetzter Richtung. Der solcherart zwischen den Rollen geführte Faden wird von der Spule aufgenommen. Die angegebenen Rollen werden mittelst Schnuren angetrieben. Der Vorgang bei der Verarbeitung des Fadens ist folgender: Durch die vier Gummirollen wird der Faden zusammengedreht und infolge dessen derart festgemacht, dass die Bearbeitung mittelst der Stiftenrollen dem Faden nicht schädlich sein kann, sondern nur die Folge hat, dass die Unebenheiten desselben beseitigt, sozusagen abgeschliffen werden. Die solcherart vorbearbeiteten Jutefäden | lassen sich, weil sie gleichmässig und auch weich sind, bequem zu einer schönen Waare verarbeiten. Patent-Ansprüche: 1. Eine Maschine, in welcher Jutefäden be hufs deren Verarbeitung in Wirkmaschinen dadurch vergleichmässigt werden, dass man dieselben nach vorübergehendem Zu- sammendrehen zwischen paarweise ange ordneten elastischen Walzen in axialer Richtung zwischen zwei rotirenden Stiften walzen hindurchführt, die alle zu dicken Stellen auf das erforderliche Maass ver dünnen. 2. Eine Maschine der unter 1. festgesetzten Art, in welcher das vordere Walzenpaar zugleich zum Aufträgen von Schlichte auf den Fadenkörper dient. Verfahren und Einrichtung zur Vergleich mässigung von Krempelvliessen von Oscar Schimmel in Chemnitz. I). R.-P. No. 58660. (Aus der Patentschrift.) Die Streichgarnspinnerei verlangt für die Zwecke der Flortheilung einen auch in der Breite gleichmässigen Flor, und diese Gleich-