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Berlin, hat insbesondere die Proben in der Webschule durchgeführt; von ihm stammen auch die nachstehend unter A, B und C an gefügten Beschreibungen und Zeichnungen der Fänger. Die technische Seite der Frage anlangend, drängten sich folgende Erwägungen auf: Auseinander zu halten sind Webereien, welche Breithalter verwenden und solche, welche ohne dieselben arbeiten. Für letztere Webereien können Schützenfänger jeder Art benutzt werden. Anders dort, wo Breithalter in Frage kommen, Ueber den flachen (eng lischen) Breithalter gehen in der Regel auch die einfachsten Schützenfänger noch hinweg, wenigstens dann, wenn sie etwas höher ein gestellt werden, als die normale, volle Schutz lage erfordert. Eine Beeinträchtigung des Schutzes nach unten ist allerdings bei dieser Höherstellung nicht ausgeschlossen. Dagegen ergeben sich Schwierigkeiten beim hohen (deutschen) Breithalter. Gegen diesen stösst der gewöhnliche Schützenfänger an; würde er aber so hoch gestellt, dass er über den hohen Breithalter hinwegzugleiten vermag, so würde der Schutz nahezu ganz aufgehoben. Der hohe (deutsche) Breithalter stellt hiernach an den Erfinder die grösste Anforderung, insbesondere dann, wenn die Waarenbreiten wechseln und die Breithalter demnach ihren Platz verändern. Den hohen, seinen Platz wechselnden Breithalter zu überwinden, sind zwei Wege ein geschlagen. Entweder der Fänger hat eine schwingende Bewegung derart, dass im Augen blicke, da der Schützen fliegt, der Fänger in tiefster Stellung (Schutzlage) sich befindet und hoch steht beim Gleiten über den Breit halter, zur Zeit der Ruhe des Schützens also; oder der Fänger ist so geartet, dass er in Ruhelage verharrt und in horizontaler Richtung so verstellbar ist, dass er vermöge einer Lücke oder Ausbuchtung in der Schutzstange oder Schutzschiene den Breithalter zu passiren vermag. Der ruhende Fänger verdient bei sonst gleicher Zweckerfüllung und Güte den Vor zug vor dem schwingenden. Mag beim schwingenden Fänger die Gefahr der Ab nutzung des Bewegungsmechanismus, sowie die Gefahr der Beschmutzung durch Schmieröl nahezu beseitigt werden können, schädigend, mindestens störend für das Auge muss es wirken, wenn die schwingende Lade einen ebenso rasch schwingenden Gegenstand trägt, dessen Bewegung anders geartet ist. Ein idealer universeller Schützenfänger wird danach derjenige sein, der auch bei hohen, ihren Platz wechselnden Breithaltern verwendbar ist, nach allen Richtungen Schutz gewährt und dabei keine andere Bewegung macht, als die der Lade. Den grösseren Ansprüchen der Weberei an das Anpassungs vermögen und die Leistungsfähigkeit des Fängers wird danach eine schwierigere Con- struction entsprechen. Wo dagegen stabile Verhältnisse in Frage kommen, wird ein ein facherer Fänger verwendbar und gleich nütz lich sein. — Damit ist auch gezeichnet die Stellung, welche die einzelnen Webereien zur Frage der Anschaffung des einen oder anderen Schützenfängers einnehmen werden. Webe reien, welche jahraus jahrein Breithalter an ihren Stühlen nicht brauchen und führen, werden wenig geneigt sein und man wird ihnen billiger Weise nicht zumuthen können, Schützenfänger zu beschaffen, welche die Ver wendung von Breithaltern gestatten, zugleich aber im Preise dadurch erheblich gesteigert werden. Dass auf die Billigkeit der Fänger grosses Gewicht in den Webereien gelegt wird und dass die Zahl der Webereien nicht unbeachtlich sein ' dürfte, in denen die Frage der Breit halte r ein Hinderniss für die Verwendung einfachster Fänger nicht sein wird, erhellt aus der überaus grossen Zahl im Wettbewerb eingesendeter Fängermodelle sogen, öster reichischen Systems. Zu den besten dieser Art gehörte ein solches vom Weberei-Dirigent Paul Kluge in Wüstewaltersdorf, das wir beispielsweise in der Anmerkung 1 ) beschreiben und zeichnen. Die grosse Einfachheit des Apparates mit seinem immerhin beachtlichen Schutze auf schmalen Stühlen mit constanter Waarenbreite macht den Fänger wohl brauch bar, für prämiirungsfähig konnte man die Einrichtung, die übrigens unter den ver schiedensten Formen im Princip wiederkehrt, deshalb nicht erachten, weil solcher Fänger als neu nicht bezeichnet werden kann, viel mehr seit langem, wenn auch in verschiedener Gestalt, Verwendung findet. So erschien es angezeigt, bei den Prü fungen sowohl Schützenfänger zu beachten, welche Breithalter zulassen, als solche, wel che deren Verwendung ausschliessen. War den ersteren zwar in erster Linie der Haupt preis in Aussicht zu stellen, so war doch zu berücksichtigen, dass die Breithalter aus schliessenden Fänger bei gleicher Zweck erreichung und Güte wie die ersteren dem Erfordernisse der Billigkeit durchgehends in höherem Maasse genügen können. — Was nun die hauptsächlichsten Anforde rungen an jeden Webschützenfänger anlangt, so waren folgende zu stellen: 1. Der Fänger muss fangen nach oben und unten, vorn und an den Seiten und zwar 2. muss er so lange fangen, als die Lade noch in Bewegung ist. 3. Er muss Schutz gewähren unabhängig vom Willen und Handeln des Ar beiters : a. der Weber darf während des Ganges des Stuhles den Fänger nicht äusser Dienst stellen können, und b. der Fänger muss, — wenn während der Ruhestellung vom Weber äusser Dienst gestellt, — selbstthätig sich in die Schutzlage zurückbegeben, sobald der Stuhl wieder sich in Gang setzt. 4. Der Fänger muss ferner alle Be quemlichkeiten für den Weber bieten, d. h. a. er muss während Ruhestellung des Stuhls mit Leichtigkeit von Hand aus der Schutzstellung zu bringen sein; b. er darf nicht hinderlich sein beim Fadenanknüpfen. 5. Er muss die Aussicht auf die Kette belassen. 6. Er muss den Weber schonen, darf das Auge nicht belästigen durch un ruhige Bewegungen. 7. Er muss die Waare schonen, darf sie nicht verletzen und nicht beschmutzen durch Schmieröl. Der Schützenfänger muss aber auch 8. billig sein, sowohl im Anschaffungs preise als durch seine Dauerhaftigkeit. Bei Berücksichtigung aller dieser Ge sichtspunkte gelangte der Vorstand, dem Vorschläge seiner Prüfungskommission ent sprechend, zu dem Beschlüsse, den ausge schriebenen Hauptpreis auf Grund der ein gegangenen Bewerbungen zwar noch nicht zu verleihen, wohl aber den Einsendern der unter ABC nachstehend beschriebenen Schützen fänger einen Preis von je M. 500 zu verleihen. A. Der Schützenfänger der Firma A. W. Bär & Co., Zschopau. Fig. 1 bis 5“. (Einzel-Preis bis 140 cm Blattbreite M. 5, über 140 cm Blattbreite M. 6) Die ca. 50 mm breite durchbrochene Schutzschiene a ist an 2 Armen b befestigt, die sich in den mit dem Ladendeckel durch Schrauben c verbundenen Lagerbügeln d 1) Die 5 mal gekröpfte, runde, eiserne Schutzstange a Y ist in den am Ladendeckel angeschraubten Oesen (Fig. I) drehbar und kann beim Einziehen der Fäden xx vom Weber aus der Schutzlage in die in Fig. II punktirt gezeichnete gebracht werden. Nach dem Einrücken des Stuhles kehrt sie unter Wirkung ihrer Schwungkraft beim Anschlag der Lade in die Schutzlage von selbst zurück. Die auf das entsprechend abgeschrägte Ende a, der Stange <i, drückende Blattfeder c fixirt die beiden Stellungen der Schutzstange. Der Preis des Fängers stellt sich auf etwa M. 1.