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durch Ausfüllen der dafür in Frage kommenden kleinen Vierecke mit Farbe (in Fig. 42 a mit schwarz) markirt. Für diese Bindungspunkte werden dann Löcher in die Jacquardkarten geschlagen. Wenn die Kettenfäden durch die Dreherlitzen hochgezogen werden sollen, siehe Fig. 40, dann wird in dem eigentlichen Muster bild in Fig. 42 a der Hochgang der zur be treffenden Dreherlitze gehörigen Fäden durch eine andere weniger vom Papier abweichende Farbe angedeutet (in Fig 42a gestrichelt); diese Farbe wird aber nicht geschlagen. Nach dem so die Bindestellen für das Ganzdreher fach und für das Halbdreherfach auf der Musterzeichnung deutlich bemerkbar gemacht worden sind, wird der Auszug für die Platinen des Dreherharnischs (Fig 40 c), angefertigt. Für jede Dreherschnur ist hier eine Ketten linie (eine Platine) vorhanden und wo in der Musterpatrone a für eine Dreherschnur das Zeichen für das Ganzdreherfach (gestrichelt) vorgemerkt worden ist, wird auf der, dieser Schnur entsprechenden Kettenlinie in Patrone c das betreffende Feld mit Farbe ausgefüllt. Diese Punkte werden in die Jacquardkarte geschlagen. Es wäre nun nur noch nöthig, die Patrone für den Hilfsharnisch zu bearbeiten; da aber, wie aus den Figg. 39—41 ersicht lich ist, die Hilfslitze nur hoch geht, wenn die ganze Dreherlitze gehoben wird, so muss auch Patrone b mit c übereinstimmen, man kann also die Patrone 1) von c abzeichnen. Ein Vergleich der Fig. 43 mit den durch kleine Pfeile gekennzeichneten und durch starke Striche abgegrenzten 16 Ketten- und Schussfäden der Musterpatrone a in Fig. 42 wird das Gesagte noch klarlegen. Das bei der Anfertigung von Muster patronen für Jacquarddreher angewandte Ver fahren, die verschiedenartigen Hochgänge des Drehfadens durch verschiedenartige Farben zum Ausdruck zu bringen, welche man in die entsprechenden Felder des Musterpapieres ein trägt, findet man auch sehr oft bei der Dar stellung kleiner Drehermuster für Schaftweberei in Gebrauch, wodurch natürlich, gegenüber dem Aufzeichnen nach der in Fig. 43 üblichen Art und Weise, bedeutend an Zeit gespart wird. Die durch Fig. 37 in Heft 5 vorgeführten Dreherlitzen, bei denen das Kreuzfach in Weg fall kommt, kann man auch für Jacquardvor richtung benutzen, dieselben sind dann ent sprechend umgeändert, doch wird man immer, wenn mehr als 2 Kettenfäden zu einer Dreher schnur genommen werden sollen, zu den alten Dreherlitzen zürückgreifen müssen. Offenfach-Jacquardmaschinen. (Originalbeitrag von Gustav Strahl.) [Nachdruck verboten.] Bei der Fachbildung, d. h. bei Trennung der Kettfäden in Oberfach und Unterfach, müssen diese naturgemäss einen gewissen Weg durchlaufen, wobei Spannungsänderungen und Reibungen der Fäden untereinander nicht zu vermeiden sind. Die Art und Weise, wie das Fach gebildet wird, nach welchen Richtungen die einzelnen Fäden von der Grundstellung sich entfernen, und endlich wie weit der Weg ist, den der einzelne Faden durchlaufen muss, um von Grundstellung zu Fachstellung zu kommen, diese Umstände haben eine ganze Reihe von Eigenthümlichkeiten geschaffen, denen zu folgen man auch in der Technik bemüht gewesen ist. Die vollkommenste Fachbildung ist entschieden diejenige, bei welcher die Fäden einen gleichweiten Weg zum Oberfach und zum Unterfach haben, oder mit andern Worten, wenn die Kette vom Waarenanschlag bis zum Garnbaum resp. Schwingstange eine wagrechte Linie bildet, und alle Fäden nach jedem Schuss erst wieder in diese Grundstellung zurückkehren, ehe ein neues Fach gebildet wird, weil einzig und allein diese Art der Fachbildung Unterschiede in der Spannung der einzelnen Kettfäden aus- j schliesst. Die alten Handweber haben das auch schon gewusst, denn ihr Kontermarsch ] ze igt ganz genau eine dieser Theorie ent- 1 sprechende Einrichtung. Bei dem alten Kegel- und Zampelstuhl war diese Herstellungsweise eines Faches mit Schwierigkeiten verknüpft, die allerdings nicht grade unüberwindlich waren, ! jedoch waren die daraus entspringenden Nach- | theile wieder nicht gross genug, um die Er reichung dieses Zieles als unbedingt unab weisbar erscheinen zu lassen, und so begnügte man sich hier mit dem blossen Hochfach, d. h. man nahm das Unterfach als Grundstellung | und liess die das Oberfach bildenden Fäden den ganzen Weg vom Unterfach bis zum Ober- ! fach durchlaufen. Bei der Handweberei hat | diese Fachbildung in Folge der relativ nied- ' rigen Schusszahl und der dadurch bedingten | langsamen Bewegung der Fäden zu Unzuträg- i lichkeiten keine besondere Veranlassung ge geben , obwohl theoretisch beim Durchlaufen des Fadens vom Unterfach zum Oberfach der | letztere ziemlich bedeutenden Spannungsver änderungen unterworfen wird, indem der Faden bei Grundstellung im Unterfach straff, beim Hochgehen bis zur Mittellinie, der horizontalen Verbindungslinie vom Brustbaum zum Streich baum, allmählich locker wird und auf seinem weiteren Wege bis zum Oberfach an Spannung wieder zunimmt. Bei sehr schnellem Fach wechsel resp. bei hoher Schusszahl können daraus Schwierigkeiten entstehen, ganz be sonders noch bei Materialien, welche an sich wenig Dehnungsvermögen haben. Bei der Kontermarschfachbildung liegen die Verhält nisse also ganz wesentlich günstiger. Bei den für die Handweberei bestimmten Schaftmaschinen hat man die Theorie des Kontermarsches benutzt und den Platinen boden vermittelst eines Winkelhebels mit dem Messerkorb verbunden, sodass der erstere bei Aufgang der Maschine nach unten gedrückt ' wird. Bei der Jacquardmaschine hat man sich jedoch auch, wie beim Zampelstuhl, mit einem blossen Hochfach begnügt. Mit dem Ueber- gang zur mechanischen Weberei haben sich jedoch später Bedürfnisse, Anforderungen einge stellt, die sich bei der Handweberei nicht oder nur wenig bemerkbar gemacht hatten. Während nämlich der Handweber alle ineinandergreifen den Bewegungen des Stuhles, wie Aushebung der Maschine, Bewegen der Lade und Antreiben des Schützen bezüglich der Zeitmomente ganz in seinem Belieben hat, resp. den den einzelnen Waaren entsprechenden Anforderungen an passen kann, fällt diese Freiheit beim mecha nischen Stuhl in seiner bis jetzt grösstentheils gebräuchlichen Construction weg; alle diese Bewegungen sind an ziemlich fest begrenzte Zeitmomente gebunden und es haben sich mit der Zeit daraus Regeln gebildet, die man heute als beinahe unumstösslich ansieht. In Folge Verbindung resp. Antriebs der Lade durch die Kurbelwelle ist deren Bewegung eine fast immer gleichmässig fortschreitende, und dieser Bewegung muss sich alles andere anpassen. Der Handweber kann seine Lade auch in gleichmässigem Tempo bewegen, er muss es aber nicht unbedingt, sondern er kann ebenso gut, wie es zum Beispiel bei Wollplüsch und Drehergeweben sich als noth- wendig erweist, die Lade während Aushebung I der Maschine am Schlag festhalten und die- i selbe behufs besserer Theilung der Kettfäden j erst dann herausschieben; ebenso braucht er i nicht nothwendig Einfallen der Maschine und Anschlägen gleichzeitig erfolgen zu lassen, sondern er kann, wie bei Plüsch, die Lade anschlagen, noch ehe die Maschine anfängt, sich zu senken, also bei gänzlich offenem Fach. Das alles kann der gewöhnliche mechanische Stuhl nicht, bei ihm heisst es: die Maschine hat ihren tiefsten Punkt, wenn die Lade zwei Centimeter vorm Anschlag steht, die Schlag scheibe muss mit ihrer Kehle auf der Schlag rolle stehen, wenn die Kurbelwelle im höch- sten Punkte steht u. s. w. Der Umstand, dass der heutige mechani sche Stuhl, wie schon angedeutet, eine be- I deutend höhere Schusszahl liefern muss, als | der Handstuhl, und in Folge dessen, wenn ’ man nur die Fachbildung in Betracht zieht, | die Kettfäden bei gewöhnlicher Hochfach- I maschine, also bei Bewegung von Unterfach | über die lockere Mittelfachstellung ins Ober fach, sich schneller bewegen müssen, was hier | aber bei der Kürze der Zeit für jede einzelne Bewegung zu einem ruckweisen Uebergang von einer Stellung in die andere führen muss, so ergiebt sich daraus mit Nothwendigkeit, dass diese Art der Fachbildung in sich eine Grenze für die Höhe der Schusszahl hat, da vieles Fadenreissen die Vortheile einer hohen Schusszahl ganz beträchtlich herabsetzen, wenn nicht gar ins Gegentheil verwandeln kann. Weiter hat diese Fachbildung auch noch für den Schützenwurf Schwierigkeiten im Gefolge. Ein glattes Durchgehen des Schützen ist nur dann möglich, wenn derselbe ein tadellos offenes Fach findet. Das ist aber in Folge der Bauart des mechanischen Stuhles nicht immer in einer wünschenswerthen Weise der Fall, da schon wegen der durch die Kurbel be wirkten Bewegung der Lade diese während des Schützenwurfes sich in Bewegung findet, und ferner das Fach bei Eintritt des Schützen in dasselbe meist noch nicht den höchsten Punkt erreicht hat, der Schützen also an der Ecke noch auf lose Fäden treffen kann,