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LSL Ueberstürzungen verhütet und Illusionen, welche möglicherweise in Folge des Rundschreibens entstanden sind, zerstört, so hält er seine Absicht für erreicht. Von ferneren bedachtsamen Versuchen mag er im Interesse der Unparteilichkeit nicht abrathen, bis vollendete Thatsachen sprechen. Neber die Pferdebahnen in den Nordamerikanischen Städten. (Schluß von Nr. H.) An den Endpunkten der Bahnen sind Büreaus für die Beamte», Ställe für die Pferde, Schuppen für die Wagen und Reparaturwerkstätten errichtet. Diese Gebäulichkeiten sind meistens sehr ausgedehnt, da die Bahngesellschaften ' sehr viele Pferde und Wagen besitzen; so waren auf den Bahnen in New-Vork und Brvoklpn in 1856 resp. 1858 bei 83,5 Meilen einfaches Geleise vorhanden 2483 Pferde und Maulthiere und 362 Wagen; auf deu Bahnen in Boston in 1858 bei 33,5 Meilen Geleise 1004 Pferde und Maulthiere und 107 Wagen. Es kamen sonach in New-Vork und Brooklyn auf jeden Wagen ungefähr 7 Pferde und auf die cngl. Meile Geleislängc 4^3 Wagen und 30 Pferde; in Boston auf jeden Wagen 10 Pferde und auf die engl. Meile 3,2 Wagen und 30 Pferde. In den großen Ställen sind die Pferde gewöhnlich in zwei Stocku^cken unter gebracht; ein Theil derselben befindet sich dann in einem Hochliegenden Sou terrain und ein anderer in einem Hochliegenden Parterre, zu beiden führen höl zerne Rampen. Auf die Reinigung, Ventilaziou und Drainage der Ställe wird große Sorgfalt verwendet. Die gewöhnlichen Eisenbahnwagen der Stadtbahnen haben Sitze für 20 bis 24 Personen. Der Kasten eines solchen Wagens der 4. Avenuebahn in New-Vork hat eine äußere Länge von 16 Fuß 8 Zoll, eine Breite von 7'/- Fuß und eine Höhe von 6 Fuß 8 Zoll im Lichten. Die Eingangsthüren, zum Verschieben zwischen Doppelwänden eingerichtet, befinde» sich an den Ende», wo auch besondere Platformen mit Scitenstufen und Handgeländcr zum bequeme» Einsteigen angebracht sind; auf der vorder» Platform sttht der Kutscher, auf der Hintern der Condukteur. Die Fenster sind zum Herablassen und haben innen Gardinen oder schiebbare Jalousien. Die Bänke mit gepolsterten Sitzen und Lehnen befinden sich an den Langwänden und sind so weit von einander ent fernt, daß. auch wenn sie besetzt sind, hinreichend Raum für ein bequemes Durch gehe» durch den Wagen übrig bleibt. In den Tageszeiten, wo der Verkehr stark ist, füllt sich jedoch dieser Raum sowohl als die beiden Platformen mit stehenden Passagier», so daß ein einziger solcher Wage» zuweilen 40 und mehr Personen führt. Im Dach befinden sich zwei kleine blecherne Luftfänge zur Ventilaziou und unter der Decke sind zwei runde hölzerne Stäbe angebracht, von welchen Lederricnien herabhängen, an denen man sich beim Stehen fest- - halten^und die auch beim Gehen durch den Wagen, wenn derselbe in Bewe gung, gute Dienste leiste». Unter den die Platformen überragende» Dachvor sprüngen sind kleine Glocken angebracht, deren Hämmer durch eine Schnur in Bewegung gesetzt werden. Mittelst dieser Glocken gibt der Kondukteur dem Kutscher das Zeichen zum Halten oder Weiterfahren durch einen oder zwei Schläge. Die Pferde lernen sehr bald die Bedeutung dieser Zeichen kennen und ersparen dem Kutscher die Handhabung der Peitsche wie der Bremse. Zur Beleuchtung dienen Lampen, welche entweder in Glaskästen neben der Thür stehe» oder in, Innern an den Seitenwändcn aufgehängt sind. Der Wagenkasten ruht mittelst Kautschukfeder» auf den Achsbuchsen; die Räder sind ans Gußeisen mit harter Lauffläche und niederes Flansch'; sie haben 30 Zoll Durchmesser und 4'/z Zoll Kranzbreite. Die Achsen haben im Schenkel 2^ Zoll, in der Nabe 3 Zoll, sonst 3'/, Zoll Durchmesser; der Radstand beträgt 6—6'/r Fuß. Die Bremsen sind sehr einfach und werden von der Platform ans mit ciner Kurbel gehandhabt; sie sind sehr wirksam und der Wagen kann in, Mo mente zum Stehen gebracht werden. Diese Wagen haben ein Gewicht von 5000 bis 6000 Pfd., werden von zwei Pferden an der Deichsel gezogen und kosten durchschnittlich 800 Dollars. Bei der Ankunft am Ende der Bahn werden die Pferde umgespannt und wenn zwei Geleise vorhanden sind, wird vorher durch eine Weiche in das andere Geleise cingesahren. In Amerika fahren die Wagen stets auf de», rechtsliegcnden Geleise. Auf einigen Bahnen (6. Avenue, Brooklyn) hat man kleinere Wagen in Anwendung gebracht, welche nur 12 innere Sitze haben, ungefähr 3000 Pfd. wiegen und von einem Pferde in der Gabel gezogen werden. Der Wagenkasten hat eine Länge von 10 Fuß, eine Breite von 6 Fnß, die Eingangsthür be- llndet sich »ns der hinter» Seite, die Sitze sind an den Langscitcn. In der vorder» Wand ist eine Controluhr, unter derselben eine Laterne für die Be leuchtung; diese hat nach Außen eine rothe Glasscheibe, so daß des Abends der hcrannahende Omnibus leicht zu erkennen ist. Der Kutscher hat seinen Sitz auf dem vordere» niedrigeren Theil des Daches. Von dem ober» Rahmstück der Thür geht ein Riemen »»ter der Decke des Wagens nach einem eisernen Bügel ans dem Trittbretf pes Kutschersitzes, durch dessen Anziehen der Kutscher im Stande ist, die Thür zu schließe» und geschloffen zu halten. Beim Eir und Aussteigcn eines Passagiers läßt er de» Riemen nach und die Thür öffnet sich. Neben dem Kutschersitz befindet sich die Büchse für das Fahrgeld, welche nur eine schmale Oeffnung auf der inneren Seite des Wagens hat. Der obere Theil der Büchse ist aus Glasplatten gebildet, der untere zur Aufnahme des Geldes bestimmte, ein hölzernes durch ein Vorhängeschloß verschlossenes Kästchen; zwischen beiden Theilen ist ein horizontaler Schieber, welcher durch eine Feder angezogen wird. Neber der Büchse ist der Betrag des Fahrgeldes angezeigt. Der Fahrgast steckt das Geld durch die Oeffnung der Glasbüchse, dasselbe fällt zunächst auf den Schieber und, nachdem der Kutscher sich von der Richtigkeit deS Betrags überzeugt und den Schieber etwas ungezogen hat, in das untere Kästchen, welches auf der Stazion geleert wird. Der Kutscher darf kein Fahr geld annehmen und nur wechseln. Der Zeiger der Controluhr wird beim Ein steigen eines Gastes von dem Kutscher um eine Theilung gedreht, wobei man zugleich einen Hellen Glockenschlag hört. Das Anziehen der Bremse bewirkt der Kutscher dadurch, daß er mit einem Fuß auf einen Hebel tritt, welcher von seinem Sitz ausgeht. Diese Einrichtungen machen einen Kondukteur über flüssig, doch gehört ein umsichtiger Kutscher zur Führung eines solchen Wagens. Der Wagenkasten ruht auf einem Radgestell und kann sich auf diesem uni einen Nagel drehe». Diese Drehung muß bei der Ankunft am End- der Bahn vorgenommen werden. Das Radgestelle ist von Eschenholz. Die gußeisernen Räder haben eine Scheibe mit concentrischen Wellen, 2 Fuß Durchmesser und 3 Zoll Kranzbrcite und sind außerhalb der Achsbüchsen auf die Achsen fest gekeilt. Letztere haben in, Schenkel 2 Zoll Durchmesser. Die Achsbüchsen liegen in gußeisernen Achshaltern und tragen den Rahmen mittelst Kantschuk- federn. Alle Wagen sind mit einem Hellen Anstrich versehen, auch Wohl mit Malereien geschmückt, lackirt und von sehr freundlichem Ansehen. Eine In schrift mit großen Lettern gibt die Route an, welche die Wagen fahren, so wie auch die Endstazionen. Die Pferde tragen kleine Glocke», dcre» Geläute die auf dem Geleise befindliche» anderen Wagen so wie Personen an das recht zeitige Ausweichen mahnt. Auf den Stazionen haben sogenannte Starters für das Umspannen der Pferde und das rechtzeitige Absahren der Wagen zu sorgen. An den Wochen tagen beginnt der Dienst mit Tagesanbruch und dauert bis Mitternacht und je nach Verlauf von 3 bis 5 Minntcn wird ein Wagen abgelaffen. In New- Nork und Brooklyn laufen die Wage» auch des Sonntags regelmäßig; in Boston machen dieselben nur des Morgens, Mittags und Abends eine Tour. In Philadelphia wird dagegen über die Zulässigkeit des Fahrens am Sonntag noch hart gestritten. Die Geschwindigkeit der Fahrt »ariirt zwischen 4 und 5 engl. Meilen pro Stunde einschließlich der Aufenthalte; während der Bewegung beträgt die Geschwindigkeit 6 bis 8 engl. Meilen. In de» kurzen Krümmungen darf nur im Schritt gefahren werden. Die Fahrpreise sind äußerst niedrig. Für eine Strecke von 4 engl. Meilen zahlt der Erwachsene durchschnittlich 5 Cents (f^/^ kr.), ein Kind 3 Cents (D^kr.). Man kann aber auf den Stazionen BilletS in Streifen für 1 oder 2 Dollar kaufen, wodurch sich der Preis auf V- der Einzelpreise ermäßigt. Für Gepäck wird nur dann bezahlt, wenn cs so voluminös ist, daß es den Platz ciner Person einnimmt. Kutscher mit Wagen stehen unter Leitung des Kondukteurs. Er hat das Fahrgeld einznsammeln, die Namen der Hauptquerstraßen beim Passiren auszu rufen, bei der Ankunft auf der Stazion das Geld abzuliesern und dem leitenden Beamten (Superintendenten) Bericht über etwaige Unglückssälle, Collisionen und den Zustand der Wagen zu erstatten. Für den Verkehr im Winter sind die Bahngesellschaften gehalten, Schlitten zu halten und bei hinreichend starkem Schneefall die Passagiere auf diesen zu befördern. Die Gesellschaften dürfen den Schnee nur mit der Erlaubniß der städtischen Straßen-Commission forträumcn und diese Erlaubniß wird nur dann crtheilt, wenn keine Nachtheile für das andere Fuhrwerk daraus entspringen können. Aus der Statistik einzelner Pferdebahnen in den Städten New-Vork, Brooklyn und Boston aus dem Jahr 1858 ergibt sich im Wesentlichen Folgendes. Die Anlage- und Ausrüstungskosten betrugen pro engl. Meile einfaches Geleise von 20L1L bis 114,841 Dollars (im Durchschnitt S2^Z00 Dollars). Wie schon früher bemerkt,wurde manche dieser Bahnen durch die Ablösung von Omnibus- Konzessionen sehr verthenert. Der ^Verkehr auf den verschiedenen Bahnen in New-Vork und Brooklyn war von 4^04,645 bis 7Z!45,462 Personen, in Boston von 1^754,200 bis 4,525,136 Personen. Auf sämmtlichen Bahnen mit einer Gesammtlänge von 60 engl. Meilen (120 Meilen einfach. Geleise) waren in 1858 die Einnahmen 2j234^695, also pro Meile einfach. Bahn durchschnittlich 18L20 Doll. Die Auslagen für Nnterhaltungs- und Betriebskosten betrugen pro Meile einfaches Geleise zwischen 17,000 und 22,278 Doll. Aus dem Reinertrag wurden Dividenden von 8—12 Proz. vertheilt. Auf de» Bahnen in New-Uork und Brooklyn kamen in 1857 im Ganzen drei Tödtungcn und 11 Verletzungen vor, was gegenüber einer Passagierzahl von 32/536,506 sehr gering erscheint und die große Sicherheit dieser Art von Personenbeförderung in Städten beweist. ,