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praktische Lösung des Problems in einer Weise gesichert, die jeden Zweifel ent fernt. Marinoni hat nämlich seit vollen vier Wochen in seinen Maschinen- werkstätten (Nr. 67 Rue de Vaugirard, Faubourg St. Germain) Tag für Tag -einen Gasmotor von 8 Pfcrdesrästen im Gange, welcher seine sämmtlichen Hülfsmaschinen, als 1 Ventilator für 6 Schmiedefeuer, 10 Drehbänke, 3 Bohr maschinen, 1 Hobelmaschine, 1 Lochmaschine und 2 Schleifsteine treibt. Der Verbrauch an Leuchtgas (6 Proz. Gas mit 94 Proz. atmosphärischer Luft) be trägt 800 Litres pro Stunde und pro Pferdekraft (1000 Litres — 1 Kubikmeter, der von der Pariser Gaskompagnie zu 30 Centimes geliefert wird). Es ge währt ein eigenthümliches Interesse, den neuen Gasmotor in Marinoni's Ateliers unmittelbar neben der alten bisher benützten und nun außer Betrieb gesetzten Dampfmaschine von 6 Pferdckräften und der ausgeblasenen Dampf kesselfeuerung aufgestellt zu sehen. Nebst diesem größeren Gasmotor hat Marinoni bereits 12 kleinere Gas maschinen seiner neuem Konstrukzion von 1, 2, 3 und 4 Pferdekräften abge- kiefert, worunter eine nach St. Petersburg, eine zweite nach Amsterdam und vier nach Madrid. 30 Motoren neuer Konstrukzion von '/, bis 4 Pferdekräften find in den Marinoni'schen Werkstätten eben im Baue; 64 neue Bestellungen liegen vor. Von den in den Pariser Gewerben bis heute in Anwendung stehenden Gas maschinen bietet die bei H^rn Barvajel, einem Fabrikanten von Posamentir- waarcn, besonderes Interesse, weil sie die großen Vorzüge und Vortheile der Erfindung für die Kleingewerbe und die Industrie in den Städten zur vollen Evidenz nachweist. Die Werkstätten des Hrn. Barvajel liegen z. B- in einem der dichtbevölkertsten Stadttheile von Paris, in einem von 18 Wohn partien, meist kleinen Gewerbsleuten, bewohnten Miethhause. Die Gasmaschine arbeitet ruhig ohne Lärmen und Geräusch (die Abzugsröhre der benützten Gase geht durch eine kleine Fensteröffnung auf die Straße) und ersetzt zwei Tag löhner, welche täglich während 10 Arbeitsstunden 2 große Treibräder zu drehen hatten, um eine Reihe von Garnweifen, Börtelstühle u. dgl. Maschinen in Be wegung zu setzen. Diese Leiden Taglöhncr wurden mit 6 Fr. pro Tag bezahlt; Lie Gasmaschine konsumirt 8 Kubikmeter Gas in 10 Arbeitsstunden, welche 2 Fr. 40 Cent, kosten. Das Produkt der Arbeitsmaschinen hat sich überdicß seit Ersatz der Radtreiber durch die Gasmaschine, des gleichförmigeren und regel mäßigeren Ganges wegen, um 25 Proz., somit um ein Viertel pro Tag ver mehrt. Hr. Barvajel schätzt daher heute schon die durch Einführung der Gasmaschine in seinem Geschäfte erzielte Oekonomic auf 6 Fr. pro Tag, somit auf 180 Fr. pro Monat, und er ist überzeugt, daß er die Anzahl seiner Ar- hettsmaschinen nöthigenfalls verdoppeln könnte, ohne viel mehr Gas zu konsu- miren. Ein weiterer Gewinn, welchen Hr. Barvajel hervorhebt, besteht in der großen Raumersparniß, welche durch die Beseitigung der Treibrädcr erzielt wurde. Eine Lenoir'sche Gasmaschine nach der neuen Marinoni'schen Kon strukzion von */r Pferdekraft nimmt nur 70 Kubikcentimeter Raum ein, und wiegt nur 100 Kilogr., eine Maschine von 1 Pferdekrast wiegt 185 Kilogr. (mit allem Zubehör) und erfordert nur einen Raum von einem Kubikmeter. Die Gasmaschine erwärmt endlich nicht nur die Werkstätte des Hrn. Barvajel, sondern sie liefert täglich noch ohne weitere Auslagen 50 Liter warmes Wasser zu 50 bis 60 Grad C. Nach der gegenwärtigen Konstrukzion Marinoni's genügt nämlich diese Quantität kalten Wassers vollkommen zur Abkühlung des Zylinders der Gasmaschine während 10 Stunden. Die Gesellschaft Lenoir garantirt für die Nutzleistung, die gute Ausfüh rung und den guten Gang der gelieferten Gasmaschinen und übernimmt unter Liesen Bedingungen jede Bestellung auf Gasmaschinen von bis 20 Pferde kräften ; sie hat zu diesem Ende den nachstehenden Preis-Courant ausgegebeu,, und errichtet so eben mit Hrn. Marinoni in der Avenue de Sare eine eigene auf 250 Arbeiter berechnete Fabrik zur ausschließlichen Erzeugung der neuen Gas- unaschinen. Preis-Courant. Kraft der Maschinen. j Geliefert und aufgestell in Paris. Geliefert und ausgestellt in den Departements. Pferdekrast, 900 Fr. 1,100 Fr. 1 1,350 1,550 „ 2 1,910 2.110 „ 3 2,470 ,, 2,670 „ 4 3,030 3,230 „ 6 ,, 4,200 4,500 „ 8 5,370 5,720 „ 10 6,540 6,940 „ 12 7,760 ,, 8.110 „ 15 9.490 9.990 „ so 41,930 ! 12,630 „ Hortung. Inland. Sachsen. Aus einer dem Landtag vorgelegten Uebersicht über Leu finanziellen Stand des sächsischen Staatseisenbahnwesens geht hervor, daß der Reinertrag der sächsischen Staatsbahnen Ende 1859 nicht nur das Zinsenersor- derniß für das Anlagekapital vollständig gedeckt, sondern noch ein erhebliches Mehr geliefert hat. Das Anlagekapital für Bau, Ausrüstung und Erwerbung der ge jammten Staatsbahnen (70'/, Meilen Länge) beträgt hiernach bis 1859 in Summe 38,483,210 Thlr., zu dessen Verzinsung (es sind zur Deckung desselben auch 4 Millionen unverzinsliche Kaffenbillets verwandt) jährlich 1,376,687 Thlr. erforderlich sind; die Einnahme der Bahnen hat im Jahr 1859 bereits 4,424,435 Thlr., der Aufwand aber nur 2,692,662 Thlr. betragen. Ausland. Schweiz. — Nach der feierlichen Einweihungsfahrt der Strecke Biel- Neuenstadt am 30. November, ist am 3. Dezember den Betrieb für den Per sonen- und gewöhnlichen Güterverkehr eröffnet und nur die Eilgutannahmen bis 10. d. M. verschoben worden, um vorerst die großen Massen der jener Eröff nung harrenden gewöhnlichen Frachtgüter zu bewältigen. Frankreich. — Nach einem im Moniteur veröffentlichten Nachweis über den Ertrag der französischen Eisenbahnen in den ersten 3 Quartalen von 1860, verglichen mit 1859 haben die Einnahmen betragen: 1) älteres Bahnnetz, bei einer betriebenen Bahnlängc von 6869 Kilom.: 1. Quartal .... 76,860,101 Fr. 2. „ .... 85,401,897 „ 3. „ .... 96,564,418 „ zusammen 258,826,416 Fr. gegen 250,216,157 Fr. bei 6789 Kilom. durchschnittlicher Bahnlänge in 1859. Die Einnahme pro Kilom. Bahnlänge war in diesen 3 Quartalen in 1860 .... 37,680 Fr. 1859 .... 36,856 „ in 1860 mehr . . 824 Fr. — 2.24 Proz. 2) neues Bahnnetz, bei 2263 Kilom. durchschnittlich betr. Bahnlänge: 1. Quartal .... 11,414,719 Fr. 2. „ .... 12,299,385 „ 3. ., .... 14,242,414 „ zusammen 37,956,518 Fr. gegen 33,461,749 Fr. in 1859 bei 2001 Kilom. Bahnlänge. Die kilometrische: Einnahme war sonach in 1860 . . . . 16,773 Fr. 1859 . . . . 16,723 „ in 1860 mehr . . 50 Fr. - 0.3 Proz. Für das gesammtc Bahnnetz stellt sich das Resultat wie folgt: 1860 bei 9132 Kilom. 296,782,934 Fr., pro Kilom. 32,499 Fr. 1859 „ - 8790 „ 283,667,906 „ „ „ 32,273 „ 1860 mehr 342 Kilom. 13,105,028 Fr., pro Kilom. 226 Fr.^-0.7Proz. Am 30. September 1860 war die Länge der eröffneten Bahnen des alten Netzes 6869, des neuen 2401, zusammen 9270 Kilom. Am gleichen Datum 185st dagegen 6863, 2111 und 8974 Kilom. Die Bahnlängc hätte daher in dem Jahr vom 1. Oktober 1859 bis 30. September 1860 um 296 Kilom. zuge nommen, wovon 6 Kilom. auf das alte und 290 Kilom. auf das neue Netz kommen. HAersonai-Machrichten. ZWüttenrbcrg. — Seine Königliche Majestät haben vermöge höchster Entschließung vom 27. November dem Vorstand der Eiscnbahndirekzion, Ober- Finanzrath von Dillenius die Erlaubniß gnädigst ertheilt, den von des Kaisers von Oesterreich Majestät ihm verliehenen Orden der eisernen Krone dritter Klaffe annehmen und tragen zu dürfen. » Freie Städte. — In Frankfurt a. M. starb am 2. Dez. der Architekt Friederich Mar Hcssemer, Professor der Baukunst an dem Städ-l'schcn Kunst- Institut. Belgien. — Am 11. Dezember starb in Brüssel der Generaldirektor der Eisenbahnen, Posten und Telegraphen, Jean Baptiste Masui, 63 Jahre alt. Güter. Ztr. 1,146,790 Einnahme, fl- öst.W. 402,270 Personen. 1860. Zahl. 2. Dezember bis 8. Dez. . 39,299 Lis 8. Dez 1,, . Verkehr deutscher Eisenbahnen. K. K. privilegirte österr. Staats-Eisenbahn. (l74'/z Meilen.) 1859. fl. öst.W. 365,457 1,892,373 46,807,456 18,350,433 17,036,223 Redakzion: C. Etzel und L. Klein. — In Kommission der I. B. Mctzlcr'schcn Buchhandlung in Stuttgart.