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No. 1. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXT1L-INDUSTRIE. Bei den bisher beschriebenen Spindel konstruktionen wurde das Flügelsystem bei behalten, das bis jetzt aus der Flachs-, Hanf- und Jute-Spinnerei trotz aller dahin zielenden Versuche auch noch nicht hat verdrängt werden’können. Schon vor längeren Jahren ließ sich Kolb in Viersen eine Ringspindel für Flachsspinnmaschinen patentieren, die sich aber trotz der damit erzielten be friedigenden Resultate nicht hat weiteren f und g und durch das Gewicht h so weit nach außen gedrückt, als die Spindelschnüre es zulassen. Die letzteren haben infolgedessen eine sich stets gleich bleibende Spannung, die weder durch Temperatur-, noch durch Witterungseinflüsse verändert werden kann. Dadurch ist ein ruhiger Gang der Spindeln sowohl wie der Maschine gewährleistet. Die auf- und abwärtsgehende und all mählich immer mehr ansteigende Bewegung Eingang verschaffen können. Ich kann die weiteren Versuche, die alle ein mehr oder weniger negatives Resultat hatten, übergehen und mich mit der Beschreibung der neuesten Ausführungsform begnügen, die mir deshalb besonders beachtenswert erscheint, weil sich mehrere bedeutende Jutespinnereien nach einem vorausgegangenen kleineren Versuch zu umfangreichen Nachbestellungen ent schlossen haben. der Spindelschienen und damit auch der Spindeln wird von den auf der Welle i be festigten Kurvenscheiben veranlaßt, die ihre Bewegung von einem besonderen, auf der Zeichnung nicht ersichtlichen Antriebsmecha nismus erhalten. Die Scheiben selbst wirken auf die Spindelschienen vermittels der Ge lenkketten k, die an dem Punkt / der Hebel f angreifen. Die an den schwingenden Armen a auf und ab gleitenden Spindel- lichkeit entsprechen, so hat dieses System eine bedeutende Zukunft. Es soll sich nämlich bei einer Anlage von 6000 Spindeln der Kraftverbrauch auf nur 250 HP. stellen, gegen über 600 HP. bei einer gleich großen Anlage, die mit Maschinen alten Systems arbeitet. Entsprechend verringern sich die gesamten Anschaffungskosten von 375000 Mk. auf 310000 Mk. Die bei der neuen Anlage zu erzielenden Ersparnisse an Löhnen, Zinsen, Kohlen usw. sollen sogar za. 65000 Mk. be tragen. Für eine einzelne Maschine werden diese Ersparnisse auf 1680 Mk. angegeben. Auf einer Kopsspinnmaschine werden pro Seite von 68 Spindeln angeblich 240 kg von 9 1b. gesponnen, und es soll das Abziehen bei einer Seite durchschnittlich nur 45 Se kunden in Anspruch nehmen. Die Spindeln machen dabei bis zu 2000 Umdrehungen in der Minute. Die angegebenen großen Ersparnisse sind indessen weniger der höheren Leistung zu verdanken als besonders dem Fortfall von Löhnen für die Kopsspulmaschinen und dem verminderten Kohlen verbrauch. Einen stets gleichmäßigen Antrieb der Spindeln, wie er bei der soeben beschriebenen Boyd’schen Ringspinnmaschine durch An ordnung der schwingenden Spindelbank er zielt wird, suchten andere Erfinder auf die ver schiedenartigste Weise zu erreichen. Meistens ordnete inan eine durch Gewichts- oder Die Firma J. & T. Boyd, Ltd., in Glas gow ließ sich vor einigen Jahren eine Ring spinnmaschine mit schwingender Spindelbank patentieren, die sie zuerst zum Spinnen von Kammgarn und Seidenabfall einrichtete. Erst seit ganz kurzer Zeit baut die Firma eine nach dem gleichen Prinzip arbeitende Maschine auch für Jute- und Hanfgarne und zwar zum Spinnen von Kette sowohl' wie auch von Schuß. Ein Schnitt durch eine derartige Maschine ist in Fig. 34 schematisch wieder gegeben, während aus Fig. 35—37 die Form der zur Verwendung gelangenden Ringe und Traveller ersichtlich ist. Die Arme a schwingen frei um den Punkt - 1. An ihnen sind einerseits die Ring schienen b fest angeschraubt, während sie andrerseits die Führung für die die Spindeln tragenden Schienen c und d bilden. Die Arme a werden im Punkt e durch die Hebel schienen c und d sind so eingestellt, daß die Spindeln und das Fadenauge in richtiger Linie mit dem Ablieferungspunkt des Garnes vom Zylinder gehalten werden. Beim Spinnen von Kette haben die Ma schinen 4" und beim Spinnen von Schuß 3 3 //' Spindelteilung. Auch läßt sich bei neuen Maschinen die Einrichtung treffen, daß eine Seite der Maschine zum Spinnen von Kette und die andere zum Spinnen von Schuß ein gerichtet wird. Die Anordnung der Ringe und der eigenartig gestalteten Traveller ist aus Fig. 35—37 genau ersichtlich. Um einen stets gleichmäßig leichten Lauf der verhalt mäßig schweren Traveller zu ermöglichen, ist für jeden Ring eine besondere Schmierbüchse vorgesehen. Wenn die von der ausführenden Firma über die neuen Ringspinnmaschinen gemachten Angaben auch nur einigermaßen der Wirk Federbelastung beeinflußte Spannrolle an, welche die durch Temperatureinflüsse oder durch Abnutzung veranlaßte Verkürzung oder Verlängerung des Spindelbandes ausgleichen oder die durch die Verbindungsstellen hervor gerufenen Stöße aufnehmen soll. Am ver- breitesten ist eine dem allgemein bekannten Kreisseilbetrieb nachgebildete Anordnung, die gleichfalls der Firma J. & T. Boyd patentiert wurde, deren Ausführung für Flachs-, Hanf- und Jutespinnmaschinen aber die Firma Fairbairn, Macpherson in Leeds über nommen hat. Der in Fig. 39—41 da gestellte verhalt mäßig einfache Apparat läßt sich auch bei vorhandenen Maschinen ohne Schwierigkeiten anbringen und hat sich in verschiedenen Be trieben recht gut bewährt. Fig- 68 gibt eine nach dem Bovdschen Prinzip angeti iebene Spinnmaschine im Querschnitt wieder, während