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■ ■■■■ < — i Wirtschaftlicher Teil Eine wertvolle Ergänzung des wirtschaftlichen Teiles bilden unsere jeden Mittwoch zur Ausgabe gelangenden Wochenberichte und unsere vierteljährlich erscheinenden Spezial■ Nummern. Erstere enthalten u. a. regelmäßig ausführliche Berichte über die Geschäftslage der verschiedenen Zweige der Textil industrie sowie über die Rohstoff- und Warenmärkte des In- und Auslandes; außerdem bringen wir in den Wochenberichten auch all’diejenigen aktu ellen Handelsnachrichten (wie Neu-Etablierungen, Konkurse, Geschäftsveränderungen, Submissionen etc.), deren schnellmöglichste Veröffent lichung im Interesse unserer Leser geboten ist. — Unsere Spezial-Nummern sind in erster Reihe dem Welthandel der Textilindustrie gewidmet und enthalten in übersichtlicher Anordnung Berichte und Mitteilungen über den Textilwaren-Außenhandel der gesamten Welt, über Zollwesen, Export u. dergl. mehr. technisch-wirtschaftliche Betrachtungen. (Nachdruck verboten.] „Erst wägen — dann wagen!“ Das war der Wahlspruch eines unsterblichen Feldmarschalls, der die größten Erfolge in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts erzielte. „Erst wägen — dann wagen!“ sollte auch der Grundsatz für das Handeln desjenigen sein, der sich in den industriellen Kampf begibt, um dem Wettbewerb sowohl des Inlandes wie des Auslandes mit Erfolg Stand halten können, um nicht nach längerem oder kürzerem Widerstande zu unterliegen. Die Beachtung dieses Wahlspruches wird von Jahr zu Jahr wichtiger, je intensiver der Wettbewerb sich gestaltet, und doch hat nur derjenige Aussicht, sich als glücklicher Streiter behaupten zu können, oder als Sieger hervor zugehen aus dem Kampfe um die Existenz, und vermag nur derjenige sich einen, wenn auch vielleicht bescheidenen Platz in der Sonne zu erobern, der über das vielseitigste und voll ständigste, allen Anforderungen der Gegenwart entsprechende Rüstzeug zum Kampfe verfügt und dieses sachgemäß anzuwenden vermag. Erst in diesem Falle wird auch ein be sonders begabter Streiter, durch sorgfältige, sach gemäße Beobachtungen und sich auf diese stützende geniale Kombinationen die Situation vollständig beherrschen und bald eine führende Stellung erlangen. — Er wird, von Fortschritt zu Fortschritt eilend, unter intensivster Aus nutzung der vielleicht nur im eigenen Lande vorhandenen Hilfsquellen, dem von ihm er wähnten Spezialfach eine dominierende Stellung im Inlande, oder, wie wir dies bei einzelnen Industriezweigen sehen, ihr sogar eine Welt stellung verschaffen. Aber auch der weniger Begabte wird, wenn er nur genügend für den Kampf ausgerüstet ist, eine ihn befriedigende Stellung erlangen und in dieser für den Fortschritt selbst da sorgen können, wo schon seit langem Stillstand herrscht, aus Mangel an Initative der nicht genügend technisch und wirtschaftlich gebildeten Kräfte. In technischer und wirtschaftlicher Ausbildung ist also das Rüstzeug zu suchen für eine erfolgreiche industrielle Tätigkeit. Ausbildungsfragen.*) Es ist nun nicht die Aufgabe der vorliegen den Betrachtung, hierauf näher einzugehen und *) Es sei hier bereits auf die später folgenden Literaturangaben, die sich auch auf das Unterrichts wesen an technischen Hochschulen erstrecken, hin gewiesen. Aus dem Aufsatz von Prof. Kammerer: „Technische Hochschulen oder technische Fakul täten“ (Zeitschr. des Vereins deutscher Ingenieure 1904, S. 1177) mögen aber folgende Äußerungen schon hier Platz finden: „Der Rückblick auf die Entwicklung der tech nischen Hochschulen läßt deutlich erkennen, daß ihre Lebensfähigkeit einzig und allein auf ihrer An- (Von Professor E. Pfuhl, Wirklicher Staatsrat.) etwa eingehend auch zu untersuchen, ob die technischen Hochschulen, welche die höchste und umfassendste Ausbildung für das industrielle Leben geben, ihrer Aufgabe vollkommen oder wenigstens genügend gerecht werden, oder ob nicht etwa in der einen oder anderen Richtung eine Ergänzung in dem z. Z. gebotenen Bildungs wesen wünschenswert, oder notwendig sei. Wir wollen uns mit dem Hinweise begnügen, daß sich für die Tätigkeit der Hochschul- Ingenieure zwei ziemlich streng zu trennende Richtungen im industriellen Leben unterscheiden lassen. Die eine Tätigkeit geht dahin: mechanische Probleme mit Hilfe mathematisch-physikalischer Schlußfolgerungen zu lösen. Vorstellen, Dar stellen und Herstellen, oder Anordnung, Form gebung, Dimensionierung, Konstruieren und Aus führung — mit kurzen Worten: der Bau von Maschinen und maschinellen Anlagen — ist der Hauptzweck dieser Richtung. Die andere Tätigkeit liegt nun aber in dem Begründen, dem Organisieren und dem Verwalten von Fabriken, behufs Erzeugung bestimmter Warensorten mittels fertiger Ma schinen. Es muß genauste Kenntnis des tech nologischen —, des Arbeitsprozesses, geschärfte Beobachtungsgabe für alle solche Erscheinungen, die sich auf physikalische, chemische und wirt schaftliche Ursachen zurückführen lassen, ent wickelte Fähigkeiten im Organisieren, im Ver walten und im Kalkulieren; es müssen aber auch gewisse kaufmännische Kenntnisse zum vollen Erfolge vorhanden sein. — Es ist ferner selbst verständlich, daß derjenige, der in dieser Rich tung tätig sein will, auch über ausreichende Kenntnisse im Maschinen- und Konstruktions wesen behufs Beurteilung des Marktes der von ihm für die Fabrikation zu erwerbenden, oder der bereits vorhandenen Maschinen besitzen muß, ebenso wie er mit der Prüfung und War tung der Kraftmaschinen und der ganzen ma schinellen Anlage, behufs Erzielung möglichster Ökonomie, genau vertraut sein muß. Die Erziehung der Ingenieure in erster Rich tung, also zu Konstrukteuren, wird an den passung an das praktische Leben beruht. Sobald sie diese Anpassungsfähigkeit verlieren würden, wäre ihr Schicksal besiegelt. Wie Antaios aus der Erde, saugen sie aus dem praktischen Leben die Kraft zu ihrer Entwicklung und Weiterbildung. Diese Er kenntnis des inneren Wesens der technischen Hoch schulen muß bei jeder Neugründung das Leitmotiv bilden, an dessen Hand alle Maßnahmen zu beur teilen und zu gestalten sind.“ Und an anderer Stelle: „Daß die technischen Wissenschaften zu wenig nach der theoretischen Seite hin entwickelt seien, wird heute kaum behauptet werden. Weit eher wird man den akademisch gebildeten Ingenieuren den Vorwurf machen können, daß sie zu wenig nach der wirtschaftlichen Seite hin ausgebildet sind usw.“ D. Verf. technischen Hochschulen in ausgiebigster Weise durchgeführt und, entsprechend den immer mehr sich steigernden Ansprüchen der Praxis, von Jahr zu Jahr vertieft und in Spezialrichtungen (Kraftmaschinenbau, Pumpenbau, Lokomotiv- bau usw., abgesehen von besonderen Abteilungen für den Schiffsmaschinenbau und die Elektro technik) zerlegt. Auch findet die Wirtschafts lehre hin und wieder, z. B. in Charlottenburg, einige Beachtung und insbesondere wird ein Kapitel derselben: „das Kalkulieren im Ma schinenbau“, als bereits unentbehrliches Hilfs mittel zum rationellen, wirtschaftlichen Konstru ieren, sowie das Verwalten von Maschinenbau anstalten, und einige hierzu erforderliche Fächer gelehrt.*) Die Erziehung in der anderen Richtung, also nicht für das Konstruktions-, sondern für das Fabrikationsfach, läßt sich wegen der Fülle des Stoffes mit der ersteren nicht mehr ver binden. Man könnte zwar die Studienzeit ver längern und ein fünftes Jahr (wie in Russland) ausschließlich für technologische und wirtschaft liche Fächer verwenden, jedoch würde in einer besonderen Abteilung zur Ausbildung von: „ I n g en i e u r - T e ch n o 1 o g e n “ (der mechanischen und auch der chemischen Richtung)**) eine zweckentsprechendere Erziehung zu ermöglichen sein. Die lebendige Erkenntnis würde ge weckt werden, daß die Maschinen und ihr Bau nicht Endzweck, daß diese nicht allein dazu da sei: „um konstruiert zu werden“, son dern, daß sie nur als Mittel zu dem höheren Zweck: „der Gütererzeugung“ zu dienen habe, durch welche erst die Lebensbedingungen der Menschheit in der Gegenwart geschaffen werden, und daß das Studium der zweckmäßigsten Ver- *) Freilich wäre zu wünschen, daß, wie der Fabrikingenieur, den man auch Ingenieur-Techno logen nennen könnte, Kenntnis vom Konstruktions wesen haben muß, der Konstruktionsingenieur wenig stens auch allgemeine Kenntnisse von der Ver arbeitung der wichtigsten Rohmaterialien und nicht nur der Metalle und der Hölzer besitzen müßte. Man könnte behaupten, daß diese allgemeine Kenntnis, welche in dem erforderlichen Umfange zu erwerben gar nicht viel Zeit erfordert, wenn nur ein diesem Zwecke angepaßter Vortrag dem Lehrplane eingefügt ist, zur allgemeinen Bildung auch eines Ingenieurs des Konstruktionsfaches gehöre. Es dürfte wenig Gewerbe geben, welche eine so kulturelle Bedeutung haben, wie z. B. die Verarbei tung der Fasermaterialien (Spinnerei, Weberei, Papierfabrikation) und der Cerealien (Mühlen). Wo nur ein Volk die Bahnen der Zivilisation betrat, da geschah dies mit dem Aufblühen dieser Industrien, welche ja auch die Hauptkonsumenten für die Pro dukte des allgemeinen Maschinenbaues sind und denen man doch wenigstens ins Antlitz geschaut haben sollte! **) Die Bezeichnung: „Ingenieur-Technolog“ ist bisher nur in Russland üblich, könnte aber ebenso für die in oben erwähnter Richtung ausgebildeten Ingenieure anstatt: „Fabrik-Ingenieur“, allgemein adoptiert werden, D, Verf,