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No. 1. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL INDUSTRIE. 29 Konstruktionen, auch Schaumfärbeappa rate dienen. Man kann entweder unmittelbar mit den Lösungen direktfärbender, basischer oder sauerfärbender Farbstoffe arbeiten oder auch Beizmittel, z. B. Metallsalze, zuerst fixieren und dann mit geeigneten Farbstoffen überfärben. Durch Wechseln der Stellen der zum Pressen dienenden Vorrichtungen nach dem ersten Färben und durch nochmaliges Überfärben oder Bleichen lassen sich drei- oder mehrfarb ige Effekte herstellen. Die Wirkung wird erhöht, wenn man bei spielsweise für Kops oder Kreuzspulen massive bezw. nur teilweise perforierte Hülsen verwendet oder schon beim Aufspulen des Materials Spulen benutzt, die nicht glatt, sondern mit größeren oder kleineren Ausbuchtungen versehen sind. Zum Schluß gibt die Patentschrift folgendes Beispiel für die Anwendung des neuen Ver fahrens: Baumwollkreuzspulen werden einzeln an den Stellen, die weiß bleiben sollen, mit einem Gummistreifen umhüllt und mit einer Preßvorrichtung zusammengepreßt, dann ent weder mit geeigneten Klammern oder Schnüren zusammengehalten. Das Einpacken und Färben in den mechanischen Apparaten erfolgt wie all gemein üblich. Neue Farbstoffe. (Besprochen für die „Leipziger Monatschrift für Textilindustrie“ von E. S.) Die Aktien-Gesellschaft für Anilin-Fa brikation, Berlin, bringt unter der Bezeichnung Kolumbia-Bordeaux B „einen durch besonders gute Liehtechtheit ausge zeichneten substantiven Baumwollfarbstoff in den Handel, , der nicht nur für vegetabilische Fasern, sondern auch für gemischte Materialien, Halbwolle, Halbseide und dergl. Interesse bietet. Der Farb stoff ist leicht löslich und egalisiert gut. Die Fär bungen besitzen außer der schon erwähnten sehr guten Lichtechtheit eine für ein substantives Rot in direkter Färbung bemerkenswerte Waschechtheit. Auch hinsichtlich Alkali- und Bügelechtheit ent spricht der Farbstoff allen Anforderungen der Praxis. Er eignet sich zur Herstellung billiger Bordeaux- und Weinrot-Nuancen, sowie in Mischung mit anderen gut egalisierenden Farbstoffen für Modetöne aller Art. Bei seiner Verwendung für gemischte Gewebe nach den üblichen Einbadmethoden besitzt Kolumbia- Bordeaux B den Vorzug, die Baumwolle etwas tärker als die animalischen Fasern, aber dabei in ziem lieh® gleichem Farbton anzufärben.“ Die Badische Anilin- & Soda-Fabrik, | Ludwigshafen a/Rh., bietet einen neuen Farbstoff [ aus der Indanthren-Klasse unter dem Namen Olivanthren zum Verkauf an. „Wie schon der Name sagt, gibt Olivanthren Olivetöne und wird nach den für Indan thren oder Cyananthren üblichen Vorschriften ge färbt. Auch in der Tauchküpe mit Eisenvitriol, Zinnsalz und Natronlauge läßt es sich anwenden. Hinsichtlich der Echtheitseigenschaften steht das neue Produkt etwa auf gleicher Stufe mit den übrigen Indanthrenfarbstoffen, nur die Chlorechtheit ist gering. Der billige Preis dürfte eine ausgedehnte Verwendung in der Baumwollfärberei ermöglichen. Infolge des vorzüglichen Durchfärbe- und Egalisier vermögens eignet sich der neue Farbstoff besonders für die Kopsfärberei und gibt auch — speziell bei merzerisiertem Baumwollgarn — gute, bis auf den Kern durchgefärbte Nuancen. Er ist in hervor ragendem Maße für Olive- und Modetöne verwend bar und läßt sich mit den übrigen Vertretern dieser' Farbstoffklasse leicht kombinieren. Für Kattundruck ist der Farbstoff wenig geeignet.“ Die gleiche Firma „hat ihrem kürzlich in den Handel gebrachten Oxamingrün B ein weiteres ein heitliches substantives Grün unter dem Namen Oxamingrün G zugesellt. Der neue Farbstoff besitzt bei etwa gleicher Farbstärke eine gelbere Nuance als die ältere B-Marke, etwas bessere Affinität, bessere Licht echtheit und größere Widerstandsfähigkeit gegen Alkali; die sonstigen Eigenschaften decken sich. Oxamingrün G dürfte nicht nur in der Baumwoll färberei mit Vorteil verwendet werden, sondern ist auch für gemischte Gewebe und zwar sowohl für Halbwolle als auch für Wolle-Baumwolle-Seide sehr gut geeignet, da es die verschiedenen Fasern gleich mäßig deckt. Auch für die Kopsfärberei ist es ver wendbar.“ Die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, bringen unter dem Namen Katigenverstärker B „ein Produkt in den Handel, das mit sämtlichen Katigenindigo, sowie mit Katigenblau B und Katigen- dunkelblau R extra angewandt, tiefere und egalere Färbungen liefert, als nach der alten Methode erzielt werden. Katigenverstärker B wird, nachdem die Flotte wie üblich angesetzt ist, am besten als Pulver in das nicht über 40—50° C warme Bad eingestreut. Bei Verwendung desselben zeigtsich, daß der Farbstoff bedeutend weiter reduziert wird, die Färbungen langsamer oxydieren und folglich auch egaler aus fallen. Ferner erhält man bei gleichem Prozentsatz an Farbstoff wesentlich tiefere Nuancen von gleich guten Echtheitseigenschaften. Katigenverstärker B bewirkt daher eine Ersparnis an Farbstoff, die auf Ansatzbädern 30 — 40 Proz. beträgt und auch auf stehenden Bädern recht beträchtlich bleibt. Beim Färben von Kops und Kreuzspulen auf Apparaten bietet Katigenverstärker B bedeutende Vorteile, da das Durchfärben bis ins Innerste der Kops gut gelingt und durch die starke Reduktion eine lang samere Oxydation gewährleistet wird. Diese Vor züge sind in der Praxis beim Färben von loser Baumwolle, Garn, Kopsen, Kreuzspulen und Stück waren schon anerkannt. Die Lizenz zur Ausführung des zum Patent angemeldeten Verfahrens wird für die von den Farbenfabriken bezogenen Farbstoffe kostenlos erteilt.“ Neue Musterkarten. (Besprochen für die Leipziger Monatschrift für Textilindustrie.) Die Firma Kalle & Co., Anilinfarben- Fabrik, Biebrich a/Rhein, versendet eine Karte Färbungen auf Halbwollstoff. In dieser' umfangreichen Karte sind verschiedene für die Halbwollfärberei geeignete Färbe-Methoden unter Anwendung der dafür in Betracht kommenden Farbstoffe illustriert, so das Färben in neutralem Bade mit einer Kombination von Woll- und Baum wollfarbstoffen, sowie das Anfärben der Wolle in saurem Bade und Nachfärben der Baumwolle in derselben oder einer anderen Nuance, besonders in kaltem Bade, wobei zum Schluß das Verhalten der wichtigeren in Betracht kommenden Farbstoffe gegen über diesem Material veranschaulicht wird. Dieselbe Farbenfabrik macht ferner in einem Rundschreiben aufmerksam auf die Verwendung von Thioindigorot B im Reservedruck. Das Verfahren besteht darin, daß gewisse oxydie rende Mittel auf den Stoff gedruckt werden, welche beim späteren Überpflatschen mit Thioindigorotfarbe die Entwicklung des Farbstoffes an den bedruckten Stellen verhindern. Die für diesen Reservedruck geeigneten Substanzen bringt die Firma unter dem Namen Reservesalze W und O in den Handel. Mit diesen Produkten ist man in der Lage, weiße und bunte Reserven auf einfache Weise zu erzielen. Die Ausführung dieses Verfahrens liefert einen Illu minationsartikel, der wegen der Echtheit des roten Grundes für den Kattundrucker von Wichtigkeit sein dürfte, umsomehr, als ein Atzen des Thioindigo rot B mit den zur Zeit zur Verfügung stehenden Oxydations- oder Reduktionssätzen wegen der Be ständigkeit des Farbstoffes gegen dieselben aus geschlossen erscheint. Das Reservedruckverfahren wird in der Weise ausgeführt, daß man die Reserve auf den Stoff aufdruckt, diesen trocknet und dann mit einer Thioindigorot B Teig, Natronlauge 45° Bö und ev. Hydrosulfit enthaltenden Druckfarbe über pflatscht und wieder trocknet; dann wird einige Minuten bei 106—108° C gedämpft, in einem lau warmen Bad von 10 g Salzsäure konz. und 2—3 g Bichromat im Liter entwickelt und ausgewaschen. Weiß erhält man mit Reservesalz W, Orange mit Reservesalz W und Reservesalz O, Gelb mit Reserve salz W und Bleizucker, Blau mit Reservesalz W und Indigosalz T, Grün mit Reservesalz W, Blei zucker und Indigosalz T, Olive mit Reservesalz W, Reservesalz D und Indigosalz T. en Die Reparaturwerkstätte in der Textil industrie. (Originalbeitrag von Ingenieur Sch.) [Nachdruck verboten.) Wohl über kaum eine Abteilung der Fabrik etablissements unserer Branche gehen die An sichten der Herrn Industriellen und Betriebs leiter soweit auseinander, als über Einrichtung und Betrieb der Reparatur-Werkstatt. Wohl wird in manchem modernen Spinnerei- oder Webe reibetriebe der Werkstatt ihre Bedeutung als erwerbendes Glied der Fabrikation nicht ver sagt; vielerorts aber wird der Werkstätte heute noch die Rolle des Aschenbrödels zugeteilt, d. h. man betrachtet diese Institution als ein not wendiges Übel, das lediglich dazu da ist, das Betriebsbudget laufend mit größeren oder klei neren Summen zu belasten. Kein Fachmann wird nun heute mehr bestreiten wollen, daß es ein Unbedingtes Bedürfnis der Industrie ist, sämt liche in einem Betriebe vorkommenden Repa raturen, seien es nun solche an Arbeitsmaschinen, Triebwerksteilen oder Motoren, jederzeit ohne Zeitverlust ausführen zu können, und es wird dies in den weitaus meisten Fällen nur dann möglich sein, wenn man dem Betriebe eine gut eingerichtete und gut geleitete Reparaturwerk stätte beigesellt. Es ist aber absolut nicht gleichgültig, wie diese Werkstätte eingerichtet ist, damit sie ihren Zweck voll und ganz ausfüllt, und es soll nun nachstehend ein Hinweis ge geben werden, nach welchen Grundsätzen eine brauchbare Werkstatt neu angelegt oder ev. reorganisiert werden kann. Als Grundlage für unsere Skizze wählen wir eine Baumwollweberei von za. 1000 Webstühlen oder eine Spinnerei von za. 30000 Spindeln. Die Lage der Werkstatt wird man inmitten des Etablissements so wählen, daß dieselbe von allen Seiten leicht zugänglich ist und zwar ist namentlich darauf Bedacht zu nehmen, daß schwere große Arbeitsstücke, lange Wellen, Seil scheiben oder Riemscheiben von großem Durch messer bequem in die Schlosserei gebracht wer den können. Wird mit der letzteren, wie es in den meisten Fällen üblich ist, zugleich auch Schreinerei ev. noch Zimmerei verbunden, so ist dafür Sorge zu tragen, daß Bretter und Ballen ohne Schwierigkeiten in das Arbeitslokal ein gebracht werden können. Andererseits darf natürlich aus betriebstechnischen Gründen nicht außer Acht gelassen werden, daß die Werk stätte einer strengen Aufsicht von Seiten der Vorgesetzten unbedingt benötigt und wird man deshalb gut tun, bei der Auswahl der Örtlich keit auch auf diesen Faktor zu achten. Sehr oft ist es auch die Betriebskraft, welche bei der Auswahl des Platzes den Ausschlag gibt, denn eine Hauptforderung, welche an eine gut eingerichtete Werkstatt gestellt werden muß, ist die, daß die Maschinen derselben jederzeit, also auch in den Nachtstunden sowie Sonn- und Feiertags, wo der Fabrikbetrieb gewöhnlich ruht, in Bewegung ge setzt werden können, natürlich ohne daß man genötigt ist, die große Betriebsmaschine laufen zu lassen, denn gerade dieser Umstand ist sehr oft von größter Trag-