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auf animalischen Fasern an wenden. Versuche ergaben, daß Wolle und Seide ebenso wie gemischte Gewebe damit sehr lebhafte Rot töne annehmen. Der Effekt ist besonders überraschend bei der Verwendung von Halb seide, die Seide in Streifen enthält. Um blaue Töne zu erzielen, verwendet man auch hier rizinusölsaures Ammoniak unter Zusatz von etwas Ammoniak zur Lösung des Beta- Naphtols. Ebensogut läßt sich natürlich die 2,7 Beta-Naphtol-Sulfosäure verwenden. —ts. Anilinschwarz auf Beta-Naphtol- Präparation. (Von Dr. C. Schwalbe, Darmstadt.) | Nachdruck verboten.] Das im vorstehenden Artikel erwähnte „ Bulletin“ veröffentlicht ein weiteres von Dr. C. Schwalbe bei der Mülhauser Indu striellen Gesellschaft hinterlegtes Schreiben (Nr. 1547 vom 3. Juli 1905), welchem fol gendes zu entnehmen ist. Man hat bisher vergeblich versucht, Anilinschwarz auf einer mit Beta-Naphtol präparierten Faser zu ent wickeln. Das Natronsalz des Beta-Naphtols verhinderte die Bildung des Schwarz. Eine Vermehrung der Säure und des Chlorgehalts der Druckfarbe bringt keine Verbesserung hervor, beschleunigt vielmehr die Bildung von Höfen im Schwarz. Schwalbe versuchte die stark alkalische Reaktion des Beta- Naphtols zu vermeiden, indem er 25 Teile Beta-Naphtol mit 70 Teilen rizinusölsaurem Ammoniak in 1 Liter Wasser löste. Druckt man nach solcher Präparation Anilinschwarz, wie z. B. Prud’homme-Schwarz, auf, dämpft 3 Minuten, trocknet und entwickelt in dia- zotiertem Paranitranilin, so erhält man ein Schwarz auf rotem Grunde; beim Chromieren wird die Schönheit des Schwarz erhöht, ohne daß das Paranitranilinrot leidet. * * * Uber die beiden in den oben abgedruckten Artikeln genannten Schreiben referierte Theo dor Stricker in einer Sitzung der Mül hauser Industriellen Gesellschaft in folgendem Sinne: Die mit Rizinusölseife hergestellte Naphtol- Präparation färbt sich an der Luft nicht gelb, sondern bleibt rein weiß. Selbst nach mehr tägigem Liegen ergibt derartiges Gewebe, mit Paranitranilinrot entwickelt, noch ein lebhaftes Rot. In gleicher Weise hergestelltes Paranitranilinrot mit gewöhnlicher Naphtol- Präparation aus Beta-Naphtol-Natrium gibt infolge des Braunwerdens an der Luft ein stumpfes Rot. Die so erhaltenen Färbungen sind jedoch nicht so kräftig, wie die nach der gewöhnlichen Präparation hergestellten. Vergleicht man die neue Präparation mit der von Lauber und Caberti unter Zusatz von Antimon, die sich ebenfalls gut hält und sich in der Praxis bewährt hat, so ergibt sich kein Vorteil im Preis, wohl aber sind die Nuancen weniger tief. Die neue Methode kann jedoch Interesse haben für animalische Fasern, wo die gewöhnliche alkalische Prä paration schädlich ist, und ebenso für die Erzeugung von Anilinschwarz auf Beta- Naphtol. Das in dem Schreiben No. 1547 erwähnte Anilinschwarz ergibt tatsächlich viel bessere Resultate als das gewöhnliche Verfahren. Was die Verwendung des Verfahrens für animalische Fasern anlangt, so findet Stricker folgendes: Die mit der Schwalbe’schen Präparation behandelte Seide bleibt weiß wie Baumwolle, wenn auch nicht so lange wie die mit Anti monsalz hergestellte, jedoch wird das Rot noch lebhafter als auf Baumwolle. Wendet man die Präparation auf Halbseide mit Seiden streifen an, so färbt sich die Seide gelber als die Baumwolle. Ein Zusatz von Glyzerin vermindert den Unterschied, ebenso wirkt ein längeres Verweilen in dem Präparations bade vor dem Klotzen mit Paranitranilin. Behandelt man gechlorte Wolle einerseits mit der für Baumwolle gewöhnlichen Prä paration mit 20 g Beta-Naphtol, 20 g Natron lauge 38° Bö. und 40 g Öl, andererseits mit der Schwalbe’schen Präparation mit 20 g Beta-Naphtol und einem Überschuß von Öl, klotzt und trocknet, so zeigt sich ein Vorteil des Schwalbe’schen Verfahrens darin, daß die Lösung sich besser hält und das erhaltene Rot intensiver ist. Der Überschuß an Öl bewirkt eine bessere Imprägnation der Wolle. Der Zusatz eines schwachen Überschusses von Natronlauge, etwa 5 g pro Liter, bei der ersten Präparation gibt ein kräftigeres Rot als das Schwalbe’sche Rezept, aber die Hal tung des Bades ist weniger gut und die Wolle gilbt sehr rasch. Setzt man dieser Präparation Brechweinstein und einen geringen Überschuß an Natronlauge zu, so gilbt die Wolle ebenso wie nach dem Schwalbe’schen Verfahren und das Rot ist intensiver als bei diesem. Die Resultate schwanken jenach- dem man die Wolle nach der Imprägnierung einige Zeit liegen läßt, bevor man sie abpreßt und trocknet. Das Rot wird schwächer, in ähnlicher Weise wie bei der Baumwolle. Ein Zusatz von Glyzerin gibt bei der gewöhn lichen wie bei der Schwalbe’schen Präparation ein intensiveres Rot und hat bei der Schwal be’schen Präparation noch den Vorteil, daß sie sich auf die Dauer besser hält. Im all gemeinen hat das neue Verfahren von Dr. Schwalbe dieselbe Einwirkung auf animalische Fasern, wie auf Baumwolle. Sie hält sich besser, gibt aber weniger intensive Färbungen. —ts. Verfahren zur Erzeugung erhabener reliefartiger, waschechter Muster auf Geweben von Dr. Rudolf Hömberg in Charlottenburg und Mawcycy J. Poznanski in Lodz, Russl. (D. R.-P. No. 177 979.) Bis jetzt konnte man reliefartige AIuster auf Geweben nur durch eine umständliche und zeit raubende Art des Webens erzielen, oder aber man preßte in stark mit Appreturmasse be ladene Ware die Muster auf dem Gaufrier kalander ein. Der erste Weg ist wegen seiner Kompliziertheit mit erheblichen Unkosten ver knüpft, und die auf dem zweiten Wege her gestellte Ware ist in Bezug auf die ein gepreßten Effekte nicht wasserbeständig, also auch nicht waschbar. Durch die nachstehend beschriebene Neue rung wird nun bezweckt, auf einfache Weise reliefartige Muster auf glatten Geweben, ins besondere aus pflanzlichen Faserstoffen, zu er zeugen, und zwar durch eine Kombination von Pressung auf Gaufrierkalandern und Behandlung mit das Gewebe zusammenziehenden Mitteln, wie Natronlauge, Schwefelsäure usw. Hierdurch wird ein Gewebe mit erhabenen Mustern erzielt, welche selbst beim Waschen bei erhöhter Tem peratur unverändert bleiben. Die Ausführung des Verfahrens kann in verschiedener Weise erfolgen; die Patentschrift teilt darüber folgendes mit; „1. Dem Gewebe wird zunächst auf dem Gaufrierkalander, dessen eine Preßwalze das Muster erhaben und dessen andere dasselbe ver tieft enthält, das Muster eingepreßt. Hierbei werden an den Stellen, wo das Muster entsteht, Kette- und Schußfäden durch den Zug und den Druck verlängert. Die so erhaltene erhabene Pressung ist jedoch nicht widerstandsfähig gegen die Einwirkung des Wassers, der Waschlauge usw. Um nun die erforderliche Widerstandsfähigkeit zu erzielen, benetzt man die nicht erhabenen Stellen, also den Fond, mit starker Natron lauge usw., indem man z. B. das Gewebe mit der Rückseite über eine mit starker Natron lauge usw. benetzte Walze streichen läßt. Die Lauge wird am besten mit einem Verdickungs mittel, z. B. Dextrin, verdickt, um ihr Auslaufen in die erhabenen Stellen des Gewebes zu ver hindern. Dann wird die Ware gründlich gespült und die erhabenen Stellen treten nunmehr scharf hervor, indem der Fond des Gewebes durch die Einwirkung der Lauge stark eingegangen ist. Die so erhaltene Ware mit reliefartigen Mustern zeichnet sich durch große Beständigkeit der Muster gegen die Einwirkung von Feuchtig keit, Wasser, Waschlaugen usw. selbst bei Koch temperatur aus. 2. Den gleichen Effekt erzielt man, wenn man die erhabenen Stellen der Ware nach dem Pressen auf dem Gaufrierkalander mit einer Reserve gegen die Einwirkung der Lauge schützt. In diesem Falle kann man das ganze Gewebe durch die Lauge passieren lassen und nachher die Ware degummieren. 3. Auf besonders einfache und für den prak tischen Betrieb geeignete Weise gelingt die Er zielung von reliefartigen Mustern dadurch, daß man auf die nicht vertieften Stellen der Gau frierwalze, die das Muster vertieft eingearbeitet enthält, die Lauge ev. mit einem Verdickungs mittel aufträgt. Beim Passieren des Gewebes durch den Gaufrierkalander werden dann die nicht erhaben eingepreßten Stellen des Gewebes mit der Lauge durchtränkt und gehen ein, wo durch derselbe Effekt erzielt wird wie mittels der Ausführungsform 1. Zweckmäßig werden die mit Lauge zu benetzenden Stellen der Walze fein graviert, um mehr von der eventull ver dickten Lauge aufnehmen zu können. Eigenartige Effekte zeigen sich beim Färben der so hergestellten Ware, indem sich der mit Lauge behandelte Fond dunkler anfärbt als die erhabenen, nicht von der Lauge betroffenen Stellen, wodurch man helle erhabene Muster auf dunklem Grund erhält. Weiße erhabene Effekte auf farbigem Grund erhält man dadurch, daß man dem das Gewebe zusammenziehenden Mittel geeignete Farbstoffe zusetzt. Ebenso lassen sich sehr interessante und wertvolle Effekte dadurch erzielen, daß man nur die erhabenen Stellen gegen die Kratzen einer Rauhmaschine laufen läßt, wodurch nur diese Stellen eine leichte Decke von aufgerauhter Faser bekommen. Nach der schweizerischen Patentschrift 12 152 sollen auf pflanzlichen Geweben Kräuselungen dadurch erzeugt werden, daß man das ganze Gewebe mft Natronlauge oder dergl. imprägniert und dann den Merzerisierungseffekt an bestimm ten Stellen durch Aufdruck von Neutralisations mitteln aufhebt, wodurch bezweckt wird, daß nur die unbedruckten Stellen des Gewebes sich zusammenziehen sollen, was natürlich ein Kräuseln der bedruckten Stellen zur Folge haben muß. Die so erzielten gekräuselten Stellen haben nicht die entfernteste Ähnlichkeit mit den nach dem vorliegenden Verfahren erhaltenen relief artigen Mustern.“ 4*