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Auf dem VI. Internationalen Kongreß für angewandte Chemie in Rom berichtete O. Kösters in einem recht bemerkenswerten Vortrage über das neueste Verfahren. Während der Abfassung des vorliegenden Aufsatzes erschien dieser Vortrag ausführlich in dem Novemberheft der „Leipziger Monat schrift für Textilindustrie“. Es sei daher be treffs der Einzelheiten der Darstellung der neuesten Emulsionen hier nur nochmals auf diesen Aufsatz hingewiesen. Interessieren dürfte im Rahmen der vor liegenden Abhandlung die Verwendbarkeit der Anilid- bezw. Amid-Emulsionen für die Textilindustrie. Was das neueste Verfahren für die Textil industrie besonders wertvoll macht, ist zu nächst der Umstand, daß die den Emulsions zustand erregenden Körper neutrale chemische Kondensationsprodukte sind, die ungemein beständig sind nnd irgendwelche schädliche Eigenschaften absolut nicht aufweisen. Das Stearinsäureanilid und das Stearin säureamid, ebenso die entsprechenden Ver bindungen anderer höherer Fettsäuren sind chemisch ungemein beständige Körper; sie lassen sich sogar durch starke Alkalien nur ungemein schwer hydrolytisch spalten. Dieser Umstand hat zur Folge, daß sämt liche Textilmaterialien unbedenklich mit der neuen Emulsion imprägniert werden können, weil jegliche Nachbehandlung etwa mit kalk- oder magnesiahaltigem Wasser, mit den ver schiedenartigsten Appreturmitteln und -Salzen ohne irgendwelche chemische Umsetzung verläuft. Gegenüber fast allen bisher bekannten Emulgierverfahren, die als Emulsionserreger in erster Linie irgendwelche Seifen, und diese in verhältnismäßig großen Quantitäten an wenden, hat das neue Verfahren nur Spuren von Seife nötig. Dieser Umstand ist aus zweierlei Gründen ein wirklich großer Vorzug: Denn erstens hat die Seife an sich in sämtlichen Schmelzen und fett- und ölhaltigen Appreturmitteln, was den fettenden Effekt anbetrifft, gar keinen Wert, sondern nur die überfettenden Bestand teile, die zugesetzten fetten Ole, kommen für den Zweck des Geschmeidig- und Gleitend machens der Textilfasern in Betracht. In diesem Sinne äußert sich beispielsweise ein Praktiker in einem Artikel „Über künstliche Schlicht- und Appreturmittel“ (Deutsche Färber-Zeitung 1906, No. 41, S. 678) folgender maßen: „Die Zugabe von Seifen, wie z. B. Marseiller- oder Olivenseife, einer Talgkern seife, besser Schmierseife, hatte wegen der den Seifen einmal innewohnenden Eigenschaft des vernichteten Fettes zu wenig Wert für die Garne.“ Zweitens ist es eine dem Kämmer und Spinner bekannte Erscheinung, daß schlecht gewaschene Wolle, bezw. solche Wolle, die nach der Wäsche nicht genügend durch Spülen von Seife befreit wurde, sich ungemein schwierig und nur mit großen Verlusten kämmen und spinnen läßt. Der Seifengehalt führt zu Kleben von Faser an Faser, zum Hängenbleiben der Faser in den Krempeln, zum Kleben und Wickeln an den Streck walzen der Spinnmaschinen. Es ist nun nach dieser Erkenntnis leicht begreiflich, daß ein Teil der gleitendmachenden Wirkung der Ole durch einen zu hohen Gehalt an Seifen, die zu ihrer Emulgierung dienen, aufgehoben wird. Es mag sich aus solchen Erfahrungen auch die Vorliebe für pures Olivenöl bei den Kämmereipraktikern erklären, die emulgierte Öle bisher nicht gerne anwandten. Es ist zu erwarten, daß die neuen Anilid- bezw. Amidemulsionen auch dieses Feld er obern werden. Denn die neuartigen Emul sionserreger haben absolut keinen klebenden, sondern im Gegenteil einen fettenden Cha rakter. Sie sind nicht wie Seifen in Wasser löslich, sondern ergeben mit Wasser und ge ringen Quanten — der 10. Teil ihres Eigen gewichts genügt schon — Seifen gekocht eine milchige Flüssigkeit, in der sie in unendlich feiner Verteilung, sozusagen molekular, sus pendiert sind. Jedenfalls war nach der Natur der Emul sionserreger von vornherein anzunehmen, daß die neuartigen Emulsionen den sogenannten Abgang der Spinnereien verringern würden. Verschiedene Versuche haben diese Voraus sicht schon als wahr erwiesen. Besonders interessant und wertvoll ist die große Beständigkeit der neuen Emulsionen. Während wohl alle bisher bekannten in der Kochhitze sich entmischen, sodaß die Fett- und Ölbestandteile auf der wässerigen Flüssig keit schwimmen, werden gerade die neuartigen Amid-, Anilid- etc. Emulsionen in der Siede hitze hergestellt und können auch bei dieser j Temperatur verwendet werden. Dadurch wird ihre Verwendung der Jute industrie, die ihre Fasern zum Teil zwecks Bleichung in der Hitze mit durch Öle, Fette und Trane überfetteten Seifenlösungen be handelt (bätscht), sehr zu Statten kommen. Es wird voraussichtlich überhaupt die Bleichung und Imprägnierung der Textil fasern durch diese neue wertvolle Methode bereichert werden. Die Beständigkeit der neuesten Emulsionen bleibt auch unberührt, wenn man ihnen Glyzerin zufügt. Dieser Faktor dürfte für die Woll garnspinnerei günstig ins Gewicht fallen, da die Anwesenheit von Glyzerin den Feuchtig keitsgehalt der Wollfaser auf erwünschter Höhe hält und die Geschmeidigkeit und den weichen Griff der Wollwaren erhöht. Der Köstersche Vortrag hebt schließlich noch einen Vorzug, der in wirtschaftlicher Beziehung von großer Bedeutung werden kann, hervor, nämlich den, daß die Emulsions erreger, Fettsäure, Anilid, Amid etc., Woll fett bequem zu emulgieren vermögen und daß dadurch in zweckmäßiger Weise gereinig tes Wollfett in geeigneter Mischung mit fetten Ölen ein einwandfreies, vorteilhaftes Textil schmelzmittel darstellt. Bedenkt man, daß schon allein die aus gedehnte Juteindustrie riesige Mengen eines solchen neuartigen Schmelzmittels konsumieren könnte, dann wird einem klar, daß die neue Erfindung berufen sein kann, das wenig oder manchmal auch gar keinen Gewinn abwerfende Nebenprodukt der Wollwäschereien zu einem wertvollen Handelsprodukt zu machen. Schon aus dieser Überlegung wird die Wollindustrie sich für die neuen Emulsionen interessieren und wird erproben, welchen Er folg und Nutzen deren Verwendung ihr bringen könnte! Mit der Besprechung dieses neuesten Ver fahrens möge die vorliegende Abhandlung ihren Abschluß finden. Auf absolute Voll ständigkeit will sie keinen Anspruch machen. Mögen jedoch die Ausführungen mit dazu beitragen, der Frage der geeigneten Einfettung der Textilfasern zum Kämm- und Spinnprozeß allseits das nötige Interesse der Praktiker zu verschaffen, anstelle mancher unpraktischer althergebrachter Methoden moderne und vor teilhaftere zu erproben, dann ist der Zweck dieser Abhandlung reichlich erfüllt. j'leues Verfahren [Nachdruck verboten.! Mischt man eine alkalische Lösung von Bichromat mit Hydrosulfit oder Bisulfit-For- maldehyd, so bemerkt man, daß das Bichro mat nicht reduziert wird, solange man die Mischung nicht längere Zeit kocht, wodurch die Zersetzung der beständigen Formaldehyd verbindung herbeigeführt wird. Diese Be ständigkeit einer derartigen Lösung benutzen die oben genannten Autoren nach einer im Bulletin de la Sociätä Industrielle de Mulhouse enthaltenen Publikation, um auf der Faser in einfacher und sparsamer Weise größere Mengen Chrom zu fixieren. Man verfährt darnach folgendermaßen. Man klotzt zweimal auf dem Foulard, zur fixierung von Chromoxyd auf jjaumwollc. (Von Marius Richard und Decio Santarini.) ohne zwischen den beiden Passagen zu nen, folgende Lösung auf: Lösung A [200 g Natrium-Bichromat. [200 g Wasser, [400 g Bisulfitlösung 36°, [160 g Formaldehyd. trock- Dann trocknet man in der Hotflue. Da bei sind folgende Vorsichtsmaßregeln zu be achten: 1. Man läßt einige Zeit, etwa Stunde, das Bisulfit mit dem Formaldehyd zusammen, bevor man Bichromat zufügt. 2. Man vergewissert sich, daß diese Lösung das Bichromat nicht reduziert; ist das der Fall, so setzt man einige g Formaldehyd mehr als angegeben zu. Nach dem Trocknen reduziert man das Bichromat und fixiert das Chromoxyd auf der Faser durch 3—4 Minuten langes Passie ren im Mather-Platt, degummiert in Natron lauge von 3° Be bei 80° C. Man muß un bedingt das Gewebe etwa 12 Minuten mit der Natronlauge imprägnieren lassen, wenn man mit 2 oder 4 Passagen im Jigger die Degummierung beenden will, dann wird ge waschen und geseift. Man kann sich von der beträchtlichen Quantität des fixierten Chromoxyds über zeugen, indem man nach dem beschriebenen