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Neue Farbstoffe. (Besprochen für die .Leipziger Monatschrift für Textilindustrie“ von E. S.) Die Aktiengesellschaft für Anilinfabri kation, Berlin, hat die Fabrikation eines neuen Schwefelfarbstoffes, Schwefelgelb G extra, aufgenommen. Der „Farbstoff ist leicht löslich und egalisiert gut. In üblicher Weise gefärbt, liefert er sehr lebhafte, reingelbe Nuancen, klarer und weniger rotstichig als die mit dem älteren Schwefelgelb R extra erhaltenen Färbungen. Zur vollständigen Ent wicklung der Nuance wird ein Zusatz von Essig oder Ameisensäure zum letzten Spülbade empfohlen. Eine sonstige Nachbehandlung ist nicht erforderlich. Es ist in erster Linie ausgezeichnet durch die vor zügliche Waschechtheit seiner Färbungen, auch die gute Licht-, Säure-, Lager- und Bügelechtheit werden hervorgehoben. Bemerkenswert ist die für einen Schwefelfarbstoff auffallende Widerstandsfähigkeit gegen Chlor. Der neue Farbstoff kommt für alle Zweige der Baumwollechtfärberei in Frage, sowohl zur Herstellung echter Gelbnuancen als auch in Mischung mit anderen Schwefelfarbstoffen zur Er zeugung von Modetönen. Auch für die sonstigen vegetabilischen Fasern bietet er Interesse.“ Dieselbe Firma ergänzt die Reihe ihrer Indo cyanine durch eine neue Marke, Indocyanin 2KF, „die etwas reinere, klarere Töne als Indocyanin 2R ergibt und billiger als dieses geliefert werden kann. In den Eigenschaften schließt es sich an die älteren Marken an, ist leicht löslich, zieht unter Zusatz von Ammonazetat oder Ammonsulfat bei Kochhitze lang sam und gleichmäßig auf und färbt auch dichte Waren gut durch. Die Färbungen sind ausgezeichnet durch vorzügliche Licht-, Dekatur- und Alkaliechtheit. In Unempfindlichkeit gegen den Einfluß von Me tallen und Chromsäure, sowie in seiner Reib-, Wasch- und Walkechtheit steht es auf gleicher Höhe mit den älteren Marken. Wie diese, dient es zum Färben von Herrenkoufektionsstoffen sowie von Kammzug und Garn.“ Die Badische Anilin- und Soda-Fabrik, Ludwigshafen a/Rh., bringt unter dem Namen Oxaminbraun 3G einen neuen einheitlichen substantiven Farbstoff auf den Markt. „Er kommt in erster Linie zum Färben von Baumwolle und Halbwolle, ferner für Halbseide und Seide in betracht, ist aber auch für Wolle brauchbar und kann für zahlreiche andere Fasern Verwendung finden. Es ist ein sehr gelbstichiges Braun, gelber als Thiazinbraun G, und dürfte sich besonders bei Zuhilfenahme von Baumwollschwarz E extra zur Herstellung billiger Brauntöne mit sattem, gelbem Überschein eignen. Vor der älteren Marke Thiazinbraun G besitzt das neue Produkt den Vorzug der größeren Affinität, des billigeren Preises und der höheren Wasch-, Wasser- und Alkali echtheit.“ Leopold Cassella & Co., Frankfurt a/M., liefert zwei neue Baumwollfarbstoffe: Immedial-Prune S „steht in seinen Eigenschaften dem Immedialmarron B konz. nahe, ergibt jedoch violettere gedecktere Töne. Es kommt hauptsächlich zur Herstellung von Prune-Nuancen und tiefer violetter Braun in betracht, die eventl. mit basischen Farbstoffen übersetzt werden können. Das Produkt ist für sämtliche Zwecke der Baumwollfärberei, besonders auch zum Färben in mechanischen Apparaten, sehr gut geeignet.“ Dianrineehtgrau RN „zeichnet sich durch seine reine, graue Nuance und sein vorzügliches Egalisierungsvermögen aus. Der Farbstoff ist deshalb zur Herstellung von Grau- und Mode-Nuancen aller Art sehr gut geeignet. Er kommt für alle Zweige der Baumwollfärberei in betracht und kann auch in mechanischen Apparaten gut verwendet werden.“ Die Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co., Elberfeld, erscheinen mit folgenden Neu heiten : Algolbraun B i/Teig und Algolblau 3G i/Teig „sind zwei Baumwollfarbstoffe, die, wie die älteren Algolblau CF i/Teig und Algolgrün B i/Teig, eben falls auf der Hydrosulfitküpe gefärbt werden, doch erzielt man bei Algolbraun B i/Teig nach der Dextrin- Färbemethode tiefere Töne. Algolbraun B i/Teig gibt wertvolle dunkelbraune und feldgrauartige Töne. Algolblau 3G i/Teig unterscheidet sich von der älteren Marke CF durch einen sehr schönen, in hellen Tönen besonders lebhaften Grünstich. Beide Produkte zeichnen sich durch vorzügliche Licht-, Überfärbe- und Waschechtheit aus. Die Chlorecht heit kann als ziemlich gut bezeichnet werden und dürfte den Ansprüchen der Druckereien und Wäschereien genügen. Das Hauptanwendungsgebiet dieser Farbstoffe liegt im Färben der Garne für Buntwebeartikel, von Stückware für Vorhangstoffe etc.“ Über die Färbe verfahren wird folgendes mit geteilt: „Algolblau 3G i/Teig. Man färbt in der Hydrosulfit-Natronlauge-Küpe. In das auf 40° C erwärmte Färbebad gibt man pro Liter Flotte 20 ccm Natronlauge 30° Bö. Die Menge Natronlauge ist bei hellen wie bei dunklen Färbungen stets die gleiche. Dann setzt man, je nach der Tiefe der Färbung, 10—20 ccm einer Lösung aus Hydrosulfit konz. B. A. & S. F. resp. 20—40 ccm Hydrosulfit von 17° Bö nach. Der Farbstoff wird mit der 5—10-fachen Menge Wasser angerührt und durch ein Sieb dem Färbebade zugegeben, worin er durch vorsichtiges Rühren in Lösung gebracht wird. Sobald der Farb stoff vollständig gelöst ist, geht man mit dem gut genetzten Material bei za. 40° C ein, behandelt 10 Minuten, erwärmt dann langsam die Flotte auf höchstens 50° C und färbt bei dieser Temperatur immer unter der Flotte 1 / 2 — 3 / 4 Stunde weiter. Nach dem Färben wird die Ware gut abgequetscht und sofort gespült. Dem Spülbade setzt man zweckmäßig pro Liter */ 2 —1 ccm Hydrosulfit zu. Hierauf säuert man das Material in einem Bade, das 10—20 ccm Schwefelsäure von 66° Bö pro Liter Wasser enthält, ab, spült gut und seift kochend. Algolbraun B i/Teig läßt sich außer auf der Hydrosulfitküpe auch nach folgender Vorschrift färben: Dem auf 50° C erwärmten Färbebad setzt man, je nach der Tiefe der Nuance, pro Liter 30—40 ccm Natronlauge 30° Bö, 10—40 g Dextrinj oder Traubenzucker, 20—30 g Glaubersalz und die mit Wasser angesteigte Menge Farbstoff zu. Man geht mit der gut genetzten Ware ein, treibt die Tem peratur unter gutem Umziehen innerhalb 1 / 2 Stunde zum Kochen und läßt dann noch l / 2 — s / 4 Stunde schwach kochen. Hierauf wird abgewunden, sofort gespült, mit 1 ccm Schwefelsäure von 66° Bö pro Liter Spülbad abgesäuert, wieder gespült und kochend geseift. Die Wasch- und Kochechtheit gegen Weiß, Säureechtheit, Überfärbeechtheit, Bügelechtheit und Lichtechtheit sind vorzüglich.“ Die letztgenannte Firma bietet einen neuen schwarzen Farbstoff für Halbwollfärberei, Halbwollschwarz G, an. „Er färbt im neutralen Glaubersalzbade Baum wolle und Wolle in der gleichen Nuance an. Da er jedoch stärker auf Baumwolle zieht als auf Wolle, so kann man in Kombination mit neutral aufziehenden schwarzen Wollfarbstoffen sehr schöne, vollständig unifarbige Schwarz mit etwas tieferer Baumwolldecke herstellen. Der neue Farbstoff ist leicht löslich, gut säureecht, egalisiert vorzüglich und dürfte deshalb besonders zum Färben von halb wollenen Damenkleiderstoffen, sowie zum Auffärben getragener Kleider, bei denen die baumwollenen Nähte gut durchgefärbt werden, gute Dienste tun.“ Neue Musterkarten. (Besprochen für die „Leipziger Monatschrift für Textilindustrie“ von E. S.) Leopold Cassella & Co., Frankfurt a/M., illustrierten in einer 176 Nuancen umfassenden Karte Säureechte Färbungen auf Baumwollgarn, die zur Herstellung säureechter Färbungen mit be sonders aufgeführten Diamin-, Immedial- und basi schen Farben, wie sie hauptsächlich für Ketten- und Effektfäden in halbwollenen Geweben verwendet werden, in denen die Wolle sauer nachgefärbt werden soll, dienen. Die verschiedenen Gruppen werden mit ausführlichen Färbevorschriften in einer großen Anzahl von Nuancen vorgeführt. (Diese Rubrik, für deren Inhalt die Redaktion eine Verantwortlichkeit nicht übernimmt, ist zur Diskussion fachwissenschaftlicher Fragen bestimmt; die hier abgedruckten fachmännischen Beantwortungen werden gern honoriert. Die Redaktion.) Zerreißen der Spindelschnüre für Zwirn drosseln. (Antworten auf Frage Nr. 1196: „Wie kann das beim Naß zwirnen (besonders bei Zwirnen, die sehr viel Wasser mit fort reißen) so unangenehm auftretende häufige Zerreißen der Spindel schnüre verhindert werden?“) I. Das Reißen der Spindelschnüre ist eine Kalami tät, welche sowohl in der Spinnerei als auch in der Zwirnerei auftritt. Sie wird im allgemeinen noch vergrößert durch Verwendung von Spindelschnuren aus schlechtem Materiale, besonders auch durch zu große Feuchtigkeit. Nicht nur beim Naßzwirnen beobachtet man ein früheres Verschleißen der Schnuren als gewöhn lich, dies tritt auch in der Ringspinnerei auf, bei übergroßer Luftfeuchtigkeit. In diesem Falle zieht dann nicht nur der Antriebriemen besser, infolge der größeren Geschmeidigkeit und des besseren An liegens desselben um den Scheibenkranz, sondern die Schnuren werden auch besser ziehen. Feuchtig keit zieht eben die Fasern zusammen, die Schnuren werden kürzer, die Spannung in den Querschnitten der Schnuren vergrößert sich und erreicht nicht selten die Bruchgrenze des Materials, sodaß die Schnur reißt. Beim Naßzwirnen ist es daher nach obigem von Vorteil, wenn man die Schnuren nicht allzu stramm aufknüpft, der richtige Spannungsgrad muß aus probiert werden, für ein und dasselbe Material, weil eine schlaffe Schnur aus bekannten Gründen auch nicht zu wünschen ist. In diesem Falle kann sich die Schnur durch Feuchtigkeit verkürzen, ohne gerade jenen gefährlichen Spannungsgrad zu er reichen und den Bruch herbeizuführen. Dabei ist vor dem allzu strammen Gebrauche der Schnurenstreckmaschinen zu warnen, die in neuerer Zeit recht um sich greifen. Das Ausstrecken der Schnuren ist ganz gut, für obigen Fall aber muß Vorsicht am Platze sein, die natürliche Elastizität des Materials kann besonders in diesem Falle den Schnuren nicht geraubt werden, ohne diese zu schädigen. Die Schnuren sollen also immer noch etwas elastisch bleiben. Es ist auch zu untersuchen, ob der Zwirn nicht auch mit weniger Wasser die Qualität beibehalten würde; das Schleudern des Wassers würde dann vermindert werden. Es ist ja leicht zu bewerk stelligen, daß die Fäden weniger lange durch das Wasserbad laufen. Von Vorteil ist auch eine Ände rung im Einzuge, die Ausgabestelle der Lieferwalzen soll nicht zu oberst sein, sondern zu unterst, die Fäden sollen aus dem Tröge gleich nach oben laufen, vorn zwischen durch und hinten um die Walze herum. Der Zwirn schleudert weniger, er ist ge streckter, dabei kann der Trog leicht geändert werden und einen schnabelartigen Ansatz erhalten, welcher unter die Walze greift und abfallende Tropfen auf fängt. G. II. Der Grund für das häufige Zerreißen bezw. für die abnormale Abnützung der Spindelschnüre an Zwirnmaschinen liegt im. allgemeinen darin, daß während des Ganges der Maschine die einzelnen Spindeln öfters angehalten werden, sei es bei Faden brüchen oder beim Abziehen der vollen Spulen während des Ganges der Maschine, was man, der Zeitersparnis wegen, mit Vorliebe beim Zwirnen hoher Nummern macht. . Die Arbeiterin drückt, um die betreffende Spindel anzuhalten, ityr, mit einer dicken Schürze bedecktes Knie gegen den Spindelwirtel und bremst auf diese Weise, wenn an den Wirteln keine besonderen Brems-