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JÄhrlloh 16 Heft« (einschließlich 4 Speeialnummersi). Abonnementspreis bei den Postämtern u. Buchhandlungen pro Halbjahr (inkl. der 3 Beiblätter): für Deutschland u. Österreich-Ungarn Jt- 8.—, für alle übrigen Länder Jt 9. 'Bei direkter Zusendung unter Streif band erhöht sich der Preis um die Portospesen. Insertionspreise: % Seite .W 120.—, 1 / 9 Seite Jl 80.—, */, Seite 40.—, % Seite Jf 30.—, % Seite 18.—, */ n Seite Jt 18.—, */ w Seite A 9.—, l /„ Seite u» 4.50. Bei Jahresaufträgen (16 Einschaltungen) 25% Rabatt. Jemals ■ Infcfrä Illustriertes Fachjournal für die Voll-, Jaumwoll-, Seiden-, feinen-, ijanj- und Jute-3ndustrie sowie für den Textil-JKaschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, färberei, Druckerei, Bleicherei unö Appretur. Redaktion, Expedition u. Verlag: Leipzig, Brommestraße 9, Ecke Johannis-Allee. Chefredakteur und Eigentümer: Theodor Martin. Fernsprech-Anschluß : No. 105g. Telegramm-Adresse: Textilmartin Leipzig. Organ der Organ der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft. Norddeutschen Textil-Berufsgenossenschaft. Organ der Vereinigung Sächsischer Spinnerei-Besitzer. M 1.0. XXII. Jahrgang. Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger Quellenangabe gestattet. Leipzig, Redaktionsschluß: 31. Oktober 1907. Eine Studienreise in die Baumwoitindusfrie-Oebiete non nordamerika. (Originalbeitrag von Spinnereidirektor Eugen Ulmer.) [Jeder ganze oder teilweise Nachdruck sowie Übersetzung in fremde Sprachen verboten.| (Fortsetzung.) Die Fabrikanlagen. Bauart der Fabriken und Disposition derselben. Die Fabrikgebäude in Amerika machen durchweg einen gefälligen, soliden Eindruck. Als Baumaterial werden meistens Backsteine verwendet, die hier za. 30 Mk. per 1000 Stück kosten, also etwa soviel wie bei uns. Nur Fall-River macht eine Ausnahme, da dort die meisten Etablissements aus weißem bezw. grauem Sandstein gebaut sind. Ein neues Baumaterial, hohle, aus Sand hergestellte Backsteine, kommt neuerdings in Aufnahme; dadurch sollen sich die Baukosten gegenüber gewöhnlichen roten Backsteinen verbilligen. Es gibt in Amerika, wie bei uns, auch alte Betriebe mit niedrigen und engen Sälen; die neuen Fabrikgebäude haben hohe, geräumige Arbeitssäle mit riesig großen Fenstern, und manches Gebäude könnte man eher ein Glas haus als einen Steinbau nennen. Der Einbau der Fabriken ist, von wenigen Ausnahmen abgesehen, von Holz, und zwar Säu len sowohl, wie Böden und Decken. Das Bau holz kommt meistens aus dem Süden (Georgia) und stellt sich auf 160 Mk. pro 1000 Kubik fuß = za. 40 Mk. pro cbm fix und fertig bearbeitet, was bedeutend billiger ist als der Holzpreis bei uns. Die Säulen haben 1 Fuß = za. 30 cm Durchmesser. Die Unterzüge sind 40/30 cm stark, und die Böden bestehen aus 3 Lagen, die unterste bilden 4"-, die nächste 3"- und den Abschluß eine Lage 1-" Bretter. Dies ist die meist übliche Ausführung. Für diese Fabrikbauten gibt es besondere Fabrik-Architekten, von denen ich einige zu sprechen Gelegenheit hatte. In 3—6 Monaten erstellen sie das größte Etablissement voll kommen betriebsfähig. Für Spinnereien sowohl, wie für Webe reien wird meistens das Hochbau-System an gewendet, und zwar sind Spinnerei und Weberei in der Regel in ein und demselben Gebäude vereinigt. Als beliebtester Standardtyp wird folgende Disposition ausgeführt: 4-stockiger Hochbau, im Erdgeschoß za. 2000 Stühle (die hier ziemlich schmal sind, da die kuran- teste Gewebebreite 28" = za. 71 cm be trägt, und die auch ziemlich eng beisammen stehen), im Nebensaal, durch eine Scheide wand getrennt, die Stückablieferung und Ex pedition; im I. Obergeschoß befinden sich Karderie, Strecken und ein Teil der Flyer, im Nebensaal Opener und Batteure; das J II. Obergeschoß enthält wieder einen Teil Flyer, sowie Spulerei, Zettlerei und Schlich terei, das III. Obergeschoß Throstles (za. 60000 Spindeln). Die Breite eines solchen Gebäudes ist meist 150' = za. 45 m, die Höhe der Säle za. 5 m. Die Webstühle sind dabei meistens von unten angetrieben, insbesondere in Rücksicht auf das Licht. Die Stühle sind nämlich, ebenso wie die Flyer, nicht wie bei uns in der Querrichtung des Hochbaues, sondern in dessen Längsrichtung aufgestellt, da man den Antrieb mit halbgeschränkten Riemen unbe dingt vermieden wissen will. Diese Stellung der Maschinen bedingt die hohen Säle und die großen Fenster, da andernfalls die in der Mitte stehenden Maschinen zu wenig Licht haben würden. Aus dem gleichen Grunde streicht man auch die Webstühle vielfach mit heller Farbe an. — Da das Dach meistens sehr leicht konstruiert ist, so treibt man auch die im obersten Saal aufgestellten Throstles durch die Welle des III. Saales von unten an und zwar derart, daß durch einen über Leitrollen geführten Riemen gleich zeitig 2 Throstles von je za. 250 Spindeln betrieben werden. Die Beleuchtung ist überall elektrisch, sie geschieht teils durch ! Bogenlampen, teils durch Glühlampen. Die ' neuen Anlagen haben meistens indirektes ■ Licht durch Bogenlampen mit großen ge- ' wellten Schirmen. Die Heizung erfolgt durch Dampf oder warmes Wasser, oder durch warme Luft, im letzteren Falle in Verbindung mit der Luftbefeuchtungsanlage. Gerade hierauf legt man in Amerika einen ganz besonderen Wert, und es sind für diesen Zweck kostspielige Einrichtungen mit Antrieb durch besondere Dampfmaschinen vorhanden. In den amerikanischen Textilindustriegebieten hat infolge der Nähe des Meeres die Luft schon einen sehr hohen natürlichen Feuchtig keitsgehalt, der mit za. 70 l’roz. als Durch schnitt und mit 50 l’roz. als Minimum an gegeben wird. Dies wäre nach unseren Be-