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Baumwollstoffe verfertigt. Die Wolle wird im Lande selbst gereinigt und glanzlos blau, grün und rot gefärbt. Rote Decken und Vorhänge von 2 bis 3 m Länge und 2 1 / a m Breite werden in Kandia aus Wolle und Baumwolle .hergestellt und kosten 20—30 Frs. pro Stück. Wollene und baumwollene Säcke für den Transport der Seife werden im Lande selbst erzeugt. Auf der Insel bestehen za. 20 Fär bereien, die in Seide, Baumwolle und Wolle ar beiten und sich hauptsächlich des Indigo und der Anilinfarben bedienen. Vereinigte Staaten von Amerika. Über das Drygoodsgeschäft in Chicago schreibt der dortige österr.-ung. Konsul in seinem das Jahr 1906 betreffenden Berichte: Unter der Bezeichnung Drygoods versteht die amerikanische Handelswelt den ganzen Komplex von Waren, welcher in seiner Hauptsache die Erzeugnisse der Bekleidungs- und Einrichtungsindustrie in sich schließt, insbesondere also die Gruppen der Kleider-, Schuh-, Pelz- und Möbelerzeugung und speziell auch jene Produkte umfaßt, welche unter dem Sammelnamen „Textil waren“ geläufig sind. Die im Jahre 1905 für diesen Geschäftszweig schon in Erscheinung getretene Tendenz von er höhtem Bedarf an Waren guter und bester Qualität hielt im Jahre 1906 nicht nur an, sondern verstärkte sich noch wesentlich insofern, als sich der Bedarf ausgesprochen auf die Waren guter Qualität be schränkte und dies in erheblich größerem Umfange als im Vorjahre. Rekordbrechende Ernten, erhöhte Gehalte, Arbeitsgelegenheit für jedermann, der solche suchte, endlich das Fehlen von Streiks größeren Umfangs waren die wesentlichen Momente, die zur Erhöhung der Kaufkraft des einzelnen Indi viduums und der Allgemeinheit das ihrige beitrugen und ein Jahr bisher unerhörter Prosperität schufen, welche wie auf anderen Gebieten, so auch im Dry- goods-Handel in der erhöhten Nachfrage und der höheren Einschätzung von Stil und Qualität vor dem Preise ihren entsprechenden Reflex fanden. Erzeuger der mannigfachen hierher gehörigen Branchen wurden in ihrer Leistungsfähigkeit bis aufs äußerste in Anspruch genommen, ohne den ihnen überwiesenen Aufträgen vollkommen ent sprechen zu können. Für viele Händler war nicht die Frage nach der billigsten Bezugsquelle für die Waren, sondern der Umstand, wo dieselben über haupt zu bekommen waren, maßgebend. Trotz der starken Nachfrage und erhöhten Rohmaterialpreisen und Kosten der Verarbeitung stiegen die Preise im allgemeinen nur unerheblich und zogen die Händler ihren Hauptgewinn aus dem erhöhten Volumen ihrer Verkäufe. Eine große Rolle spielte die Mode und die geschickte Anpassung der Händler Chicagos an den Geschmack des kaufenden Publikums. Der Gesamtumsatz in Drygoods, welcher im Jahre 1905 197 Millionen Dollars ausmachte und damit das Ergebnis des Jahres 1904 um 8 Prozent überstiegen hat, steigerte sich 1906 auf ein Total von 215 Millionen Dollars, was einer zehnprozentigen Erhöhung gegenüber dem Jahre 1905 gleichkommt. Ein gewaltiger Aufschwung zeigte sich insbesondere auf allen Gebieten der Seidenwarenbranche, während in zweiter Linie Weiß waren aller Arten der Gegen stand einer außerordentlichen Nachfrage insbesondere in den Sommermonaten waren. Die Bekleidungsindustrie ergab für die beteiligten Firmen mit einem Absatz von Waren im Werte von 41400000 Doll, gegenüber dem Jahre 1905 mit 36000000 Doll, einen ISprozentigen Fort schritt, ein äußerst befriedigendes Resultat. Ein guter Teil dieser Zunahme kommt auf Rechnung großer Bestellungen aus südlichen und östlichen Staaten der Union, wofür in früheren Jahren von Chicago aus nicht geliefert wurde, insbesondere traten in dieser Hinsicht einige Plätze in New- England hervor, aber auch Philadelphia und Albany waren große Abnehmer. Es wird der Ansicht Aus druck gegeben, daß Chicago leicht 50000 Schneider gehilfen beschäftigen könnte und würde, wenn solche zur Verfügung ständen. Die Preise wiesen gegen über dem Vorjahre keine wesentlichen Verände rungen auf, im Gegensätze zu den Herrenmodewaren, wo die erhöhten Rohmaterialpreise mehr oder weniger eine Rolle spielten, ohne daß hierdurch jedoch der Verkauf irgendwie beeinträchtigt worden wäre. Der Verkauf an Handschuhen zeigte eine be merkenswerte Steigerung, und die Preiserhöhung wird namentlich auf die durch die herrschende Mode für Damen benötigte Materialverschwendung zurück geführt. Im ganzen bewerten sich die Verkäufe in diesem Geschäftszweig auf 34 250 000 Doll., eine Zu nahme von 15 Proz. gegen 1905, wo 29 785 000 Doll, erzielt wurden. Das Geschäft in Damenhüten stieg von 14580000 Dollar im Jahre 1905 auf 16 320 000 Doll, im Be richtsjahre, erfuhr somit eine Steigerung um 12 Proz. Die alljährlich zweimal im Jahre, im Frühling und im Herbst, stattfindenden Zusammenkünfte von Inter essenten in diesem Geschäftszweig waren stärker be sucht denn je zuvor und resultierten in einem ganz enormen Volumen von Aufträgen. Wie in Herren modeartikeln, so hat auch hier Chicago dank der vorzüglichen Ausführung seiner Produkte und mög lichsten Anpassung an die herrschende Geschmacks richtung einen großen Teil des Marktes der östlichen Staaten der Union erobert. Allgemein dominiert nunmehr in der Erzeugung die Maschinenarbeit, während Handarbeit auf ein Minimum zurückgegangen ist. Mit Rücksicht darauf, daß 2—3 Jahre erforder lich sind, um den Arbeiterinnen die notwendige Ge wandtheit in der maschinellen Erzeugung von Damen hüten zu vermitteln, stellten sich die Preise im Be richtsjahre infolge des bestehenden Mangels an ge schulten Arbeitskräften etwas höher und dürfte diese Tendenz im kommenden Jahre sich noch ver stärken. Hutbänder waren gleichfalls höher im Preise und allgemein sehr beliebt. Straußfedern werden jetzt im Gegensatz zur früher bestandenen Mode, die sich auf das Tragen derselben im Herbst beschränkte, das ganze Jahr hindurch getragen. Mexiko. Gewinnung von Zapupefasern in Mexiko. Der Kultur der Faserpflanze Zapupe hat man in Mexiko ein lebhaftes Interesse zugewendet. Bis jetzt wurden allein im Gebiete von Tuxpan rund 1 Million Pflan zen ausgesetzt. Die Aussichten für Gewinnung des Spinnstoffs sind nach einem amerikanischen Kon sulatsbericht außerordentlich günstig, und innerhalb zwei Jahren werden 500000 Pflanzen ihre volle Pro duktionskraft erreichen. Die Vorzüge der Faser sind durch praktische Versuche festgestellt worden; für die Herstellung von Seiler- und ähnlichen Waren ist sie sehr geeignet. Europäische Häuser erwarten mit Spannung die Lieferung von Zapupefasern, und in zwei Fällen haben sich solche zur Abnahme der gesamten Produktion für mehrere Jahre angeboten, sobald Lieferungen von genügendem Umfange zu ermöglichen wären. Bis jetzt kamen jedoch noch keine Verträge zustande, weil die Zapupepflanzer unabhängig bleiben wollten. Britisch-Indien. Über den Juteanbau in Madras berichtet der deutsche Generalkonsul in Kalkutta: Die Präsi dentschaft Madras bringt ebenso wie Bengalen Jute auf den Weltmarkt. Die Ware wird allgemein als Bimlipatam-Jute bezeichnet und nicht von Cor- chorus, der in Bengalen gebauten Pflanze, sondern von Hibiscus cannabinus gewonnen. Die zuerst ge nannte Pflanze wird in der Präsidentschaft Madras fast nicht gebaut, während die Kultur von Hibiscus in den letzten Jahren dort bedeutend zugenommen hat. Dieser Aufschwung in Madras wird unter anderem mit dem Rückgang der Flachsgewinnung in Russland in Verbindung gebracht. Das von Hibiscus gewonnene Erzeugnis soll bei der Verar beitung der guten Bengaljute allerdings an Güte nachstehen, aber der Jute gewöhnlicher Sorten immer noch überlegen sein. Infolgedessen stehen die Preise auch höher als der Durchschnitt der in Bengalen gezahlten Preise. Man erwartet auch für die kom menden Jahre eine weitere Zunahme des Anbaus von Bimlipatamjute in der Präsidentschaft Madras. Die Jute-Ausfuhren von Madras betrugen: im Jahre 1902/03 engl. Zentner a 50,8 kg 64 787 im Werte von Rupien ä 1,26 Mk. 436 687 1903/04 81 279 589 775 1904/05 177 796 1 395 155 1905/06 244 590 2 601 496 1906/07 298 411 3 938 427 Von den Ausfuhren des letzten Jahres nahm Großbritannien für 2968 Mill. Rupien auf, während fast der gesamte Rest nach Deutschland ging. * * * Echtfarbige Baumwollwaren für Indien. Ein Bericht des österr.-ung. Generalkonsulats in Kal kutta bemerkt, wie wir dem „Handelsmuseum“ entnehmen, über den Widerruf des bekanntlich Ende Mai laufenden Jahres erlassenen indischen Einfuhr verbotes gewisser als echtfarbig bezeichneter Baum wollstoffe, die einer bestimmten Probe (Kochen eines kleinen. Stoffstückchens in einer Lösung von 4 g guter, neutraler, dicker Seife auf 1 1 Wasser durch 10 Minuten) nicht standhalten: Der Custom Collector in Kalkutta stieß mit seiner neuen Verordnung hinsichtlich der Prüfung echtfarbiger Baumwollwaren bei den Interessenten auf einen lebhaften Widerspruch. Der von ihm zuerst angesetzte Zeitpunkt des Inkrafttretens seiner Verordnung mußte vom 15. August auf den 21. De zember d. J. verlegt werden, und nun bringt das „Indian Trade Journal“, das offiizielle Blatt des „Oommercial Intelligence Department of India“ folgenden Artikel über diese Angelegenheit: Die Erörterung im Manchester „Guardian“ über echtfarbige Farben führte zu dem interessanten Briefe Mr. W. M’Farlanes, von Millers Brook, Hey wood: Echtfarbig ist, wie Mr. Heywood sagt, ein relativer Begriff, denn zwei Farben können nicht dieselbe Probe zu genau demselben Ausmaße ver tragen. Deshalb ist es so schwer, eine Probeart, die allen Anforderungen entspricht, festzustellen. Für kommerzielle Zwecke müssen die Farben je nach dem zu leistenden speziellen Gebrauche aus probiert werden. Eine Farbe, welche für den einen Zweck genügend echtfarbig sein mag, kann für einen andern vollkommen unnütz sein. Echte Farben im Sinne von Waschen sind jene Farben, welche Waschen und Bleichen vertragen können. Bis heut zutage können zu dieser Klasse nur die Farben Türkischrot und Indigoblau gerechnet werden; und selbst die letztere war etwas überschätzt, da sie tat sächlich den größeren Teil ihrer Substanz beim Bleichen verliert und mitunter, es sei denn ein sehr dunkles Blau, überhaupt ganz verschwindet. Jetzt ist es dank den Fortschritten in der Chemie möglich, eine ganz bedeutende Reihe von Schattierungen herzustellen, welche den heutigen Anforderungen entsprechen und wirklich den Namen „echtfarbig“ verdienen. Das ist besonders mit Blau der Fall, welches nicht nur viel leuchtender, sondern auch unendlich haltbarer in Bleichmaterialien und leichter als der alte Indigo gemacht werden kann. Der gewandte Färber produziert jetzt ebenso feste und dauerhafte Fantasieschattierungen, wie das Gewebe selbst ist, in welches diese Fäden gewoben werden. Der Collector of Customs in Kalkutta hat nun seine Verordnung hinsichtlich der Prüfung echt farbiger Baumwollwaren aufgehoben. * * * Indischer Baumwollgarnexport nach Europa. Ein jüngst veröffentlichter Bericht des österr.-ung. Konsulats in Bombay läßt sich über den in den letzten Monaten viel Aufsehen erregenden indi schen Baumwollgarnexport nach Europa wie folgt aus: Die zufolge Anhäufung unverkäuflicher Vorräte in Schanghai uryl Hongkong verursachte er hebliche Abnahme der chinesischen Nachfrage in indischen Baumwollgarnen hat seit Beginn dieses Jahres zu einer bedeutenden Verschiebung des Bom- bayer Baumwollgarnexportgeschäfts geführt. Die Ausfuhr nach der Levante, den Häfen Syriens, England und dem europäischen Kontinent haben eine außergewöhnliche Zunahme erfahren. Nach den über den Zeitraum vom 1. Januar bis 18. Juni 1. J. verfügbaren Exportausweisen der Bombayer Handelskammer hat diese Ausfuhr besonders nach der asiatischen Türkei, Österreich-Ungarn, England, der europäischen Türkei und Bel gien sehr stark zugenommen. Überdies waren aber auch noch Italien, Rumänien, Deutschland, Bulgarien und Griechenland in einem nach obiger Reihenfolge abnehmenden Maße Käufer in discher Baumw’ollgarne. Die Ausfuhr indischer Baumwollgarne nach der asiatischen Türkei betrug während des genannten Zeitabschnittes (1. Januar bis 18. Juni 1. J.) 2345150 Ibs. gegen (nach amtlicher Handelsstatistik der Prä sidentschaft Bombay) 39 400, resp. 42 400, 22300, 35 400, 17 000 Ibs. in den Verwaltungsjahren (1. April bis 31. März) 1905/06, 1904/05, 1903/04, 1902/03 und 1901/02. Österreich-Ungarn führte vom 1. Januar bis 18. Juni 1. J. nach Triest 1 159 435 und nach Fiume 90 400 Ibs., somit zusammen 1 249 835 Ibs. ein gegen 62 300, resp. 230 005, 16 820, 4000 Ibs. in den Verwaltungsjahren 1905/06, 1904/05, 1903/04 und 1902/03. England importierte nach Liverpool 61 965, nach Manchester 645 629 und nach London 800 Ibs., somit zusammen 708 394 Ibs. gegen 4300, resp. 107, 0, 685, 257 Ibs. in den Jahren 1905/06, 1904/05, 1903/04, 1902/03 und 1901/02. Der Anteil der europäischen Türkei an dem indischen Baum- wollgarnexpörte war zusammen 416 800 Ibs., wovon auf Konstantinopel 334 400, auf Mitilene 9600, auf Kandia 22 000 und auf die sonstige Türkei 50 800 Ibs. entfielen gegen 62 000, resp. 568 620, 377 110, 252 000, 415 Ibs. in den letzten 5 Verwaltungsjahren. Ferner wurden ausgeführt 118800 Ibs. nach Gent und 20900 Ibs. nach Antwerpen, sodaß die gesamte Einfuhr in indischen Baumwollgarnen nach Belgien sich auf 146100 Ibs. belief gegen 8000, resp. 2800, resp. 400 Ibs. in den Jahren 1905/06, 1904/05 und 1903/04. Die Einfuhren nach Italien, Deutsch land, Varna und Piräeus betrugen 42400, resp. 26000, 20400, 16000 und 4800 Ibs. Von diesen Ländern führte Deutschlandfwährendjder letzten fünf Verwaltungsjahre 60, resp. 0, resp. 20, resp. 1010 und 200 Ibs., Italien dagegen bloß im Jahre 1903/04