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96 SPEZIAL-NUMMER DER LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR 'i'EXTIL-INDUSTRIE. [No. I IT. uni als Kleiderstoffe hier immer mehr ver drängen. Biverting für Bauernhosen (Schalwar) kam aus Italien. Dieser Stoff wird hier erst seit wenigen Jahren importiert und verdankt seine Einführung einem hiesigen rührigen Kommissionär. Der Preis stellte sich bei einer Breite von 61 cm auf 50 Centimes pro in. Basin, Velours, Veloutin und Croisö finden hier ausgedehntesten Absatz. Der Hauptimporteur war Deutschland; Italien lieferte den größten Teil der billigen Ware, führte aber auch bessere Ware ein. Österreich beteiligte sich an der Einfuhr von Velours. Am meisten gingen Muster mit Indigofond und gelben oder roten Dessins. Die italieni schen Provenienzen hatten durchwegs keine soliden Farben. Die österreichische Ware stellte sich im allgemeinen etwas hoch, ob wohl im übrigen durch schöne Muster und gute Qualität hervorragend. Basin, einseitig gerauht, ordinäre Ware, ging zumeist nach dem Innern und im Transit nach Persien. Es existieren hier Depots von dieser Ware, welchen über Disposition der in Konstantinopel wohnenden Eigner jeweilig Partien zum Zwecke des Weitertransportes entnommen werden. Baumwollstoffe für Bauernhosen und -Kleider, einfarbig, und zwar schwarz oder in anderer Farbe. Diese Stoffe kosteten durch schnittlich 80 Centimes pro m bei einer Breite von 130 cm. Die Gesamteinfuhr im Berichts jahre hatte einen Wert von za. 50000 Frs. Ein großer Teil der Ware ging in transito nach Persien. Wollgewebe. Die Einfuhr von Bras soer (Kronstädter) Tuch bewegte sich in normalen Grenzen, d. i. erzielte hier und in den übrigen Küstenplätzen bis Samsun einen Absatz im Werte von 60 000—70000 Kr. Die Einfuhr von österreichischen Scha- jaken erreichte bloß ungefähr ein Viertel dieses Betrages, wies jedoch eine Zunahme gegen das Vorjahr auf. Dieselbe ist über haupt im Wachsen begriffen. Orienttuche kamen bis auf unbedeutende Partien in besserer Qualität, die aus Deutsch land importiert wurde, aus Österreich und erfreute sich guter Nachfrage. Die be liebtesten Farben waren hellblau, indigoblau und schwarz. Der Import für Trapezunt und Umgebung hatte einen Wert von za. 40 000 Francs. Bulgarische Schajaks und Abas wiesen nach wie vor einen sehr zufriedenstellenden Absatz auf. Das Gros der Einfuhr entfiel auf ersteren Artikel, da Aba nur in viel ge ringerem Maße, und zwar nur als Stoff für Mäntel in Verwendung kommt. Man sah deutsche und holländische Imitationen von bulgarischem Schajak, welche jedoch wegen der Zolldifferenz keine Aussicht auf Erfolg haben. Die Gesamteinfuhr von bulgarischen Schajaken betrug za. 500 Ballen zum Preise von 45—50 L. tq. = 1050—1150 Frs. pro Ballen. Der Import hatte also einen Wert von zirka einer halben Million Francs. Die hier gangbaren Sorten haben eine Breite von 45 cm oder 136 cm. Die Farbe ist natür liches Grau oder verschiedene andere, nament lich dunkelblau. Der Konsum verteilt sich zu gleichen Teilen auf graue und gefärbte Stoffe und betrifft zumeist das Innere, wo gegen hier selbst der Absatz ein ziemlich be schränkter ist. Die Preise stellten sich bei den hiesigen Detaillisten, die 6—8 Proz. an der Ware verdienen, für schmale (45 cm) Stoffe auf Frs. 0,86—0,90, für breite Stoffe auf Frs. 2,50 pro Arschin. Die Einfuhr von Samsun wird auf za. 1000 Ballen, also das Doppelte der diesjährigen hiesigen Einfuhr, geschätzt. Diese bedeutende Mehreinfuhr ist auf die größere Ausdehnung und den größeren Reichtum des dortigen Hinterlandes zurück zuführen. England führte seinerseits Aba für das Militär ein, und zwar in bedeutenden Mengen, die einen Totalwert von über 200000 Francs hatten. Diese Provenienz hatte eine Breite von 140 cm, während die Breite der bulgarischen Ware 52 cm beträgt. Nouveautfis für Herren. Der Import von Modestoffen wird von Jahr zu Jähr größer, da selbst in kleineren Städten des Innern deren Gebrauch immer verbreiteter wird. Die Gesamteinfuhr hatte einen Wert von za. 25 000 L. tq. Es lieferten Deutsch land za. 50 Proz., Belgien 20’ Proz., Frank reich 20 Proz. und Österreich za. 10 Proz. der eingeführten Mengen. Auf die minderen Qualitäten, welche größtenteils zur Konfek tionierung von fertigen Kleidern dienen, und bei einer Breite von 131—140 cm 1—4 1 / 2 Mk. kosten, entfällt ungefähr die Hälfte obigen Einfuhrwertes. Bessere Qualitäten kosteten bis zu 8 Mk. pro m cif Trapezunt. Paletotstoffe. In Castor („Maskowi“) lieferte England die billige Ware. Feinere Stoffe kamen aus Deutschland und Österreich. Die deutsche Ware wird wegen ihrer relativ besseren Qualität vorgezogen. Die englischen, ordinären Castor kosteten bei einer Breite von 140 cm 1—4 1 / 2 Frs. pro Yard. Aus England wurden Paletotstoffe (Castors) für za. 20 000 Frs., aus Deutschland und Öster reich für za. 10 000 Frs. eingeführt. Che viots für Paletots waren deutschen Ur sprungs, fanden jedoch bloß einen ziemlich beschränken Absatz. Die Einfuhr hatte im ganzen einen Wert von za. 5000 Frs. Fertige Kleider. Die lokale und Kon stantinopeler Konfektion gewinnt immer mehr an Terrain auf Kosten der österreichischen Einfuhr. Letztere beschränkte sich diesmal lediglich auf die Lieferung von Kinderanzügen. Kleider für Erwachsene waren Lokalerzeug nisse aus englischen und deutschen Stoffen. Der Jahreskonsum dürfte einen Wert von 3000—5000 L. tq. haben. Paletos und Jacketts für Damen werden aus Konstantinopel ein geführt, wo dieselben konfektioniert werden. S t o f f e f ü r M ä n nerkopftücher (Gugula). Diese Wollstoffe werden aus Österreich, Eng land und Deutschland eingeführt. Auch Russland liefert eine geschätzte Sorte (gelb lichbraune). Die Dorfbewohner tragen durch wegs diese Coiffure und ist daher der Import von den zur Konfektionierung derselben die nenden Stoffen recht bedeutend. Damen Wollstoffe. In diesen Artikeln hat Deutschland den Absatz zum größten Teil an sich gerissen. In früheren Jahren waren auf dem Platze auch österreichische Erzeugnisse häufiger zu sehen, was gegen wärtig nicht mehr der Fall ist, und es gelangen nur selten einige Genres österreichischer Pro venienz zum Verkaufe. Außerdem beteiligten sich Frankreich und England au dem Im porte. Der Änderung der Mode muß durch wegs Rechnung getragen werden. So war „Ecossais“ (deutscher Provenienz) im Berichts jahre gut gefragt, während derselbe früher nur unbedeutenden Absatz fand. Teppiche. Wand- und Laufteppiche aus Jute kamen fast ausschließlich aus England. Deutschland und Italien ist es bis jetzt nicht gelungen, nennenswerte Erfolge mit ihren Produkten zu erzielen, obwohl sie wiederholt die englische Ware zu verdrängen versucht haben. Seidenstoffe und Samt. Der Import aus Europa hat gegenüber den türkischen Erzeugnissen (Brussa, Charput, Musch, Tokat) seit einigen Jahren viel an Terrain verloren. In den letzten zwei Jahren war ein großer Aufschwung der einheimischen Seidenindustrie zu konstatieren, welche im Berichtsjahre za. 70 Proz. des Bedarfes deckte, während das Ausland nur za. 30 Proz. desselben lieferte. Hauptsächlich waren es schwarze Seiden gewebe (peau de soie, satin duchesse), die vom Auslande bezogen wurden, und zwar aus Frankreich und Italien für etwa 5000 Frs. Außerdem hatten einige farbige ausländische Seidenstoffe mit schönen Mustern guten Ab satz, da die einheimischen Erzeugnisse zumeist nur in den bekannten Genres und mit den gewohnten Mustern hergestellt werden und daher vielfach dem Bedürfnisse an Mode stoffen nicht entsprechen. Die Hauptgattung von Seidenstoffen, die hier zur Verwendung gelangen, nämlich das Tscharschafgewebe, welches zum burnusartigen Oberkleide der hiesigen Frauen gebraucht und in beträcht lichen Mengen jährlich umgesetzt wird, ist einheimisches, respektive lokales Erzeugnis. Abgesehen von sehr wenigen aus anderen Gegenden der Türkei, namentlich aus Kon stantinopel, hierher gekommenen Türkinnen, die der Billigkeit wegen französische, italie nische oder deutsche ganz- oder halbseidene Seidenstoffe kaufen, beziehen die hiesigen Frauen ihre Tscharschafe von hiesigen Pro duzenten. Vor einigen Jahren hat eine deutsche Fabrik auf Anregung eines hie sigen Kommissionärs versucht, Tscharschafe hierher einzuführen, konnte jedoch nicht ein einziges Stück verkaufen. Die hier erzeugten Tscharschafe sind Produkte der Hausindustrie und sehr dauerhaft, weshalb sie trotz ihrer hohen Preise der ausländischen Industrie mit Erfolg Konkurrenz bieten können. Plüsche gelangten aus England zur Ein fuhr und waren recht gut gefragt. Velours gauffrd kam aus Deutschland, kostete 1—5 Frs. pro m und fand guten Absatz. Atlas (Halbseide) in grellen Farben, für Bettdecken, Diwanpolster, dann auch für Roben, erfreute sich guter Nachfrage und war deutscher und italienischer Herkunft. Die Preise stellten sich auf 0,60—3,00 Frs. pro m. Moire antique mit eingewobenen Blumenmustern für Bräute lieferte Lyon zum Preise von 6—8 Frs. pro m. Der Konsum ist ziemlich beschränkt. Weißwaren. Hemden, Kragen und Man schetten stammten zum allergrößten Teil aus der öster.-ungar. Monarchie. Aus Konstan tinopel wurde verhältnismäßig wenig bezogen. Der Import hatte einen Wert von za. 6000 L. tq. Hemden aus Leinwand kosteten 180 bis 340 Piaster pro Dutzend, solche aus Baumwollgewebe 120-—240, Kragen aus Lein wand 24—36, solche aus Baumwollgewebe 12—18, Manschetten aus Leinwand 30—60 und aus Baumwollgewebe 15—24 Piaster pro Dutzend. * * * Der k. u. k. österr.-ungar. Generalkonsul in Salonich schreibt über die Textilwareneinfuhr seines Bezirks: Als Einfuhrplatz für die ausländischen ] Textilwaren kommt in erster Linie Salonich