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hingegen aus Frankreich und Deutschland, Baumwoll- und Barchentbänder aus Deutschland und Österreich bezogen. Barchente, Baumwollsamte werden wohl auch in Moskau fabriziert, doch er scheint damit der Bedarf nicht gedeckt und gelangen jährlich große Posten besonders aus Deutschland zur Einfuhr. Die gangbarsten Sorten sind schwarz und mehrfarbig mit ge webten weißen Kanten. Konfektionierte Wäsche lieferten hauptsächlich Österreich-Ungarn, Frankreich und Deutschland. Das Geschäft in diesem Artikel war auch im letztvergangenen Jahre schwach. Baumwolltaschentücher, farbig, glatt und bedruckt, werden aus der Schweiz und auch aus Österreich-Ungarn eingeführt, Lei nentaschentücher nur aus England bezogen. Der Bedarf ist ziemlich groß und die russi schen Fabriken sind in diesem Artikel nicht leistungsfähig. Von Dam en hü te'n werden nur Modelle aus dem Ausland, und zwar fast ausschließ lich aus Paris bezogen, wohin russische Häuser zu dem Zwecke ihre Einkäufer schicken. Filzhüte werden trotz der entwickelten inländischen Industrie andauernd verhältnis mäßig stark aus dem Ausland bezogen. An erster Stelle steht hier Österreich, dessen Fabrikat sich großer Beliebtheit erfreut; ein Teil kommt auch aus England und Italien. Von Handschuhen werden die billigeren Qualitäten im Lande erzeugt, die besseren Qualitäten jedoch aus dem Ausland bezogen. Fil d’E<;osse-Handschuhe liefert vor allem Deutschland. Baumwollene Männer- und Damen schirme sowie feine, reinseidene Damen schirme werden aus dem Auslande eingeführt; Mittelsorten, wie halbseidene Männer- und Damenschirme, ferner billige Seidenschirme werden im Lande hergestellt. Das Haupt importgeschäft machen deutsche Firmen, welche das ganze Land zweimal im Jahre bereisen lassen. Die baumwollenen Schirme werden von 3 Mk. und die Seidenschirme von 15 Mk. aufwärts offeriert. In Baumwollmaschinengarnen auf Spulen beherrscht das englische Syndikat voll kommen den russischen Markt, und zwar fabriziert es die groben Nummern 10—40 in St. Petersburg, während es die feinen Num mern 50—80 aus seinen ausländischen Fabriken kommen läßt. Eine ausländische Konkurrenz mit den englischen Firmen ist kaum möglich, da sie derartige Versuche, wie die Erfahrung lehrte, durch Erniedrigen der Preise bald unterdrücken. Hanffäden zum Binden werden in Russ land fabriziert, hingegen kommen die für Fischereizwecke bestimmten fast durchweg aus Deutschland. Letzterer Faden ist zwei mal gedreht und in Strähnen aufgemacht. Auch Schustergarne werden importiert, und zwar aus Deutschland und Italien. Die Pak- kung geschieht in Knäueln, beziehungsweise in Paketen von je zwölf Knäueln. Abnehmer sind die Engros - Kurzwarenhändler und Grossisten in Schusterzubehör. Jutesäcke und Packleinwand. Im vergangenen Jahre haben die russischen Fabriken infolge des Streiks nicht genug Säcke liefern können und die russischen Kon sumenten waren daher vielfach darauf ange wiesen, ihren Bedarf aus dem Auslande, und zwar aus England und Österreich-Ungarn zu beziehen. Eine bedeutende Steigerung im Importe wurde weiter'besonders dadurch her vorgerufen, daß die russischen Mühlen im Interesse des Mehlexportes von der Regierung die Bewilligung erhalten haben, Säcke zollfrei einzuführen, und von dieser Begünstigung aus- gibigen Gebrauch machten. Die Preise sind um 20 Proz. gestiegen. Auch Packleinwand gelangte im Berichtsjahre in größeren Partien, und zwar aus Österreich-Ungarn, zur Einfuhr. Die Stickereiindustrie auf den Kana rischen Inseln. In einem soeben veröffentlichten Berichte läßt sich der Kaiserl. deutsche Konsul in Santa Cruz de Tenerife über die Stickerei- waren-Erzeugung auf den Kanarischen Inseln wie folgt aus: Die Herstellung der auf den Kanarischen Inseln angefertigten Stickereien hat sich mit der Zeit zu einer ganz bedeutenden Haus industrie entwickelt. In erster Linie handelt es sich um Hohl saumstickereien, welche hier mit dem Namen ,Calado“ bezeichnet werden. Diese Industrie wurde vor Jahrzehnten wahrschein lich aus Mexiko nach Tenerife eingeführt. Tatsache ist, daß in Mexiko und Chile ähn liche Arbeiten angefertigt werden. In der Regel werden diese Calado-Arbeiten auf Leinen ausgeführt. Die Fäden werden aus dem in einen Rechen gespannten Leinen in der vollen Breite der gewünschten Arbeiten nach einer Richtung ausgezogen und die ver bleibenden Fäden dann zu Figuren verarbeitet, auch noch besondere Figuren hineingearbeitet. In der Hauptsache werden die Calado- Arbeiten zur Verzierung von Tischwäsche, wie Tischdecken, Servietten und Läufern usw. benutzt, und da das Leinen selbst einen Haupt bestandteil der jeweiligen Arbeit bildet, so sind letztere durchaus dauerhaft und im Ver gleich mit den Produkten anderer Länder als hervorragend schön zu bezeichnen. Kaufmännisch ausgenutzt wurde die In dustrie vor za. 10 Jahren durch den Engländer .1, Audley Sparrow. In neuerer Zeit werden die Arbeiten auch auf den Inseln Lanzarote und Fuerteventuro hergestellt, und es sind auch zwei deutsche Firmen, nämlich Mäximo Reimers A Dietrich und Benno Franken & Co., an der Ausfuhr dieses Artikels ganz bedeutend beteiligt. Außer Leinen werden auch Seide und sonstige Fantasiestoffe verarbeitet, die zu Kleidern, Blusen und sonstigen kleinen Schmuckartikeln verwendet werden. Neben den Hohlsaumarbeiten sind es die Rosettenarbeiten, welche einer großen Zahl der Bevölkerung Gelegenheit zum Broterwerb bieten. Diese Rosettenarbeit wurde vor za. 12 Jahren aus Paraguay eingeführt. Die Her stellung ist so einfach, daß sich, als genügend Nachfrage für den Artikel vorhanden war, gleich Tausende von Frauen und Mädchen auf Tenerife und den anderen Inseln des Archi pels der Industrie widmen konnten. Die Herstellung geschieht folgendermaßen: Auf einem Leder- oder Holzkissen werden die Umrisse der herzustellenden Figuren und des Innenmusters durch Nadeln abgesteckt und nun der Faden, von der Mitte ausgehend, von einer Nadel zur anderen geführt. Als Mate rial kommen Leinen-, Baumwoll- und Seiden zwirn in Betracht. Neben den ursprünglich allein hergestellten runden Rosetten werden jetzt die mannig ¬ faltigsten Motive mit sehr schönen Mustern gearbeitet. Verwendet werden die Produkte zur Ver zierung der Caladodecken als Rand oder auch als Innenmuster und auch zur Verzierung von Blusen und Kleidern und als Inkrusta tionen auf Toiletten. Die verschiedenen Ro setten und Motivrosetten werden auch zu Sonnenschirmüberzügen zusammengesetzt. Vilaflor-Spitzen sind das künstlerischste Produkt der Insel. Der Name rührt von dem kleinen an der Südseite der Insel gelegenen Orte Vilaflor her, wo diese Arbeiten zuerst hergestellt wurden. Diese Arbeit ist eine Nachahmung der kostbaren irischen und vene zianischen Spitzen, denen jedoch durch Hinein arbeitung von der Caladoarbeit ähnlichen Mustern ein besonderer Charakter verliehen wird. Dieser Industriezweig ist noch voll kommen in der Entwickelung begriffen. Ver wendung finden die Arbeiten für Kragen, Kleiderbesatz und neuerdings für Tischwäsche. Die Anzahl der in den genannten Haus industrien beschäftigten Arbeiterinnen wird auf der Insel Tenerife allein auf etwa 15 000 bis 20 000 geschätzt. Der Verdienst der Arbeiterinnen ist durch aus verschieden und richtet sich nicht allein nach der Art der Arbeit, ob Calado, Rosetten oder Vilaflor, sondern namentlich nach der Güte der Ausführung. Als Mindestverdienst kann 1 Peseta am Tag angenommen werden, der sich jedoch je nach der Tätigkeit der Arbeiterin bis auf 3 Pesetas am Tag erhöhen läßt. Der Export geht hauptsächlich nach Eng land, doch sind neuerdings auch Deutschland, Frankreich und Nordamerika große Abnehmer ' geworden. Eine genaue Statistik hierüber i gibt es nicht. Textilwareneinfuhr nach der Türkei. Die einzelnen österreichisch-ungarischen Konsularbehörden in der Türkei haben in ihren letzten Jahresberichten eingehende Mit teilungen über die Einfuhr von Textilwaren in der Türkei gemacht, u. zw. hat jedes Kon sulat besonders ausführlich über diejenigen Artikel berichtet, die gerade in seinem Bezirk in bedeutenderem Maße aufgenommen werden. So berichtet der k. u. k. österr.-ungar. Generalkonsul in Smyrna u. a. folgendes: Manufakturwaren. Da im Inlande fast gar nichts in diesen Artikeln hergestellt wird, so ist man gezwungen, alles aus dem Auslande einzuführen. Fast ganz Europa sowie auch Amerika liefern ihre Spezialitäten hieher. In wollenen Geweben ist es Frankreich in erster Linie und dann Deutschland, welche das Ge schäft machen. In baumwollenen Geweben, die hier einen sehr großen Verbrauch haben, hält England für die Sommersaison den Re kord aufrecht und Manchester deckt fünf Achtel des genannten Bedarfes. M as das Wintergeschäft anlangt, welches das bedeutendere von beiden ist, so hat ganz Europa seinen Anteil daran. Die Artikel sind äußerst zahlreich und sind darunter alle Arten vertreten. Die gangbarsten davon sind: be druckter Baumwollflanell, Toile de Vichy, Hosenstoffe und Ecrus. Die Kattune, welche hier während der Sommersaison von ganz enormer Bedeutung sind, kommen von Manchester. Nur sehr selten kann ein anderes Land von Zeit zu