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Ein illustrirtes Eachjournal für die Wollen-, Baumwollen-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie sowie für den Textil-Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Adresse für Postsendungen: liedalction v. Expedition: Leipzig,Turnerstr. 11. Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie, Leipzig. TT r» v J 4- TU <4 M * • Filial-Expedition: Für Telegramme: Martincompagnie Leipzig. 11613'118^6 D6r UHU. v116116CiaK.L6UI • I 11600 01 IY1 elf Illi. Berlin S., Grimmstrasse 30 (Gustav Hildebrandt). Organ des Vereins Deutscher ’VVollliäimmejr und Kammgarnsplnner. Leipzig-, 15. Januar. Nachdruck aus dieser Monatschrift nur mit vollständiger . Quellenangabe gestattet. Jahrg. 1886. N°- 1. Unsern verehrl. Lesern überreichen wir hiermit die erste Nummer der Monatschrift, mit der Bitte um wohlwollende Beurtheilung und Empfehlung unseres Unter nehmens. Für die uns allseitig zu Theil ge wordene Aufmunterung, wie auch für das uns ehrende Vertrauen, das sich namentlich durch zahlreiche vor dem Erscheinen der No. 1 auf gegebene Abonnementsbestellungen dokumen- tirte, gestatten wir uns, auch an dieser Stelle nochmals unseren Dank auszusprechen. Redaktion und Verlag der Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie. Zur gef. Beachtung! Die verehrl. Abonnenten der „Monatschrift“ erhalten ausserdem die 3 Gratis-Beiblätter: „Wochen berichte“, „Oer Musterzeichner“ und „Mittheilungen aus und für Textil-Berufsgenossenschaften“ regelmässig zu gesandt. Abonnements auf die „Monatschrift“ nehmen sämmtliche Buchhandlungen und Postanstalten (Zei tungspreisliste Nr. 3139a) sowie die Expedition in Leipzig, Turnerstr. 11 entgegen. Im Auslande abonnirt man bei folgenden Firmen: | Belgien: C. Muquardt’s Hofbuchhdlg., Brüssel. — England: Trübner & Co., London E. C. — Frank reich : Haar & Steinert, Paris. — Dänemark: Georg i Ch. 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Man i denke nur: Erst Kornzoll, dann Viehzoll, dann Holzzoll und jetzt Wollzoll! Mag man über die drei erstgenannten Zölle auch urtheilen wie man will, so kann über die Verwerflichkeit der Forderung eines Wollzolles doch gewiss kein Zweifel sein. Was es heisst, das der deutschen Wollen industrie unentbehrliche Rohmaterial mit einem Zolle zu belegen, dürfen wir hier wohl nicht erst einer Erörterung unterziehen, da jeder Fachmann weiss, dass die deutsche Wollen industrie durch die Realisirung der Wünsche der Agrarier unabsehbar geschädigt, ja nach Umständen sogar ruinirt werden würde. Wenn neuerdings auch verlautet, dass die Agrarier während der gegen wärtigen Reichstagssession von einem Anträge auf Einführung des Wollzolls absehen werden, so geschieht dies doch ledig lich deshalb, um die industriellen Kreise der Doppelwährung geneigt zu machen, und es ist die Gefahr, welche der deutschen Wollen-Industrie in Bezug auf etwaige Woll zölle droht, noch keineswegs beseitigt. Selbst für den Fall, dass im Reichstag ein Antrag auf Einführung der Doppelwäh rung eine Mehrheit fände, ist es z. Z. doch sehr unwahrscheinlich, dass die Reichsregie rung demselben ihre Zustimmung er- theilt und würden alsdann die Land- wirthe sicherlich um so eifriger auf das Verlangen nach Wollzöllen oder Zöllen auf Textil-Rohstoffe überhaupt zurück kommen. Bei der Energie, mit welchergewohntermassen die Agrarier in ihren Agitationen verfahren, ist durchaus nicht anzunehmen, dass sie nicht alsbald erneut mit ihren Forderungen wieder ¬ kommen werden, und wenn gar ein Sieg in der Währungsfrage ihr Machtgefühl erhöht hat, werden sie zweifelsohne die Gesetzgebung weiter ihren Interessen dienstbar zu machen suchen. Es kann aber keinem Zweifel unter liegen, dass, wenn das Princip der Zollfrei heit der Textil-Rohstoffe erst einmal durch brochen ist, man sich nicht mit der For derung nur von Wollzöllen begnügen, son dern dass man eine Bezollung auch der anderen Textilrohstoffe, wie Baumwolle, Flachs etc. verlangen würde. Dass der Appetit beim Essen kommt, ist ein altes Sprichwort und wurde die Richtigkeit desselben auch in der am 9. December v. J. stattgehabten Sitzung des „Landwirthschaft- lichen Centralvereins für den Reg.-Bez. Pots dam“ bewiesen, in der der Referent über den Antrag auf Einführung eines Wollzolles zu gleich die Einführung eines Zolles auf Baumwolle befürwortet hat. Ist es nun einerseits im höchsten Grade bedauerlich, dass durch derartige Bestrebungen die Solidarität der Interessen von L and wirt h- | schäft und Industrie vernichtet wird, so erheischt es andererseits für unsere Textil fabrikanten die Pflicht der Selbsterhaltung, sich gegen das Vorgehen der Agrarier mit allen zu Gebote stehenden Mitteln energisch zu wehren. Es wird dies um so nothwendiger sein, als es keineswegs bloss landwirthschaftliche Kreise sind, in denen man die Einführung | des Wollzolles für gerechtfertigt hält, eine ! Thatsache, die seitens unserer Textil-Industriel len noch immer viel zu wenig beachtet wird. So z. B. fanden sich in einer am 18. v. M. in Augsburg stattgefundenen Sitzung der Han dels- und Gewerbekammer für Schwaben von 20 Anwesenden 4 Mitglieder bereit, sich für Einführung eines Wollzolles zu erklären, und versuchte man dieses Votum durch den Hin weis zu begründen, dass der Wollzoll die Wollen fabrikate ebensowenig vertheuern würde, als die Getreidezölle das Brod! Im Hinblick nun auf die nicht nur der deutschen Wollen-, sondern der gesammten deutschen Textil-Industrie drohende Gefahr halten wir es für angebracht, an dieser Stelle auf den Beschluss der am 5. d. Mts. hierselbst