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Ein illustrirtes Fachjournal für die Wollen-, Baumwollen-, Seiden-, Leinen-, Hanf- und Jute-Industrie sowie für den Textil-Maschinenbau; Spinnerei, Weberei, Wirkerei, Stickerei, Färberei, Druckerei, Bleicherei und Appretur. Redaktion, Expedition — e Fernsprech-Anschluss : Nr. 1058. Leipzig, Turnerstr. 17 - Herausgeber und Chefredakteur: Theodor Marti Fl. Redakteur Martin, Leipzig. Organ des Vorstandes des Vereins der Sächsischen Textil-Berufsgenossenschaft Deutscher Wollkämmer und Kammgarnspinner. und des Voigtländisch-Erzgebirgischen Zeichner-Verbandes. Leipzig, Nachdruck, soweit nicht untersagt, ist nur mit vollständiger N 0, 1. 31. Januar 1891. Quellenangabe gestattet. vi. Jahrgang. Der „Voigtländisch-Erzgebirgische Zeichner-Verband“ hat in seiner am 4. Januar er. in Greiz ab gehaltenen Generalversammlung die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ einstimmig zu seinem Organ gewählt, wofür wir auch an dieser Stelle den verehrlichen Verbandsmitgliedern unseren Dank aussprechen. Der oben genannte Verband umfasst die Musterzeichner-Vereine zu Gera, Plauen, Oelsnitz, Auerbach und Falkenstein und steht der Anschluss der in der Bildung begriffenen Vereine in Greiz, Glauchau und Chemnitz bevor, sodass der Verband sich darnach zu einem Sächsisch-Thüringischen Musterzeichner-Verband gestalten dürfte. Sämmtliche Veröffentlichungen des Verbandes erfolgen ausschliesslich in unserer Zeitschrift und werden wir selbstverständlich der Kunst des Musterzeichnens künftig noch grössere Aufmerksamkeit in unserem Blatte widmen als bisher, was uns mit Unterstützung unserer geschätzten Mitarbeiter, der Herren Professor Richard Hofmann, Georg Bötticher, Friedrich Fischbach, Dr. Cornelius Gurlitt etc. gewiss auf’s Beste ge lingen wird. Die Redaktion der „Leipziger Monatschrift für Textil-lndustrie“. Die Ausstellungen des Dresdner Kunst gewerbemuseums. Die Bestrebungen im Stylisiren von Pflanzenformen. n Folge der Hetzjagd, welche das mo derne Kunstgewerbe binnen wenigen Jahren alle Stylarten der letzten Jahr hunderte nochmals durchmachen liess, und wohl noch mehr in Folge des für uns Europäer so beschämenden Beispiels der Japaner — dieses auf decorativem Gebiet unstreitig genialsten Volkes unserer Tage — ist neuer dings der Ruf nach endlicher Aufgabe der alten Formenweise, nach Einführung neuer Naturformen in die decorative Kunst, kurzum nach einem „modernen Styl“ wiedereinmal laut geworden. Die Leitung des königlichen Kunstgewerbe museums zu Dresden, die es stets für eine wichtige Pflicht gehalten hat, dem Zeitbedürfniss entgegen zu kommen, hat daraufhin eine Serie von Ausstellungen in’s Leben gerufen, die über „die Anwendung von Naturformen in der decorativen Kunst aller Zeiten“ ein Bild geben sollen. Das Verdienstliche eines solchen Unter nehmens liegt auf der Hand, und wie auch j das Endergebniss ausfallen möge, der Dank | aller interessirten Kreise ist dem speciellen Ur- ! heber dieser Ausstellungen, dem verdienstvollen | Bibliothekar des Dresdner Kunstgewerbemuse ums, Herrn E. Kumsch, gewiss. Eine dieser Ausstellungen: die Natur formen älterer Stylepochen betreffend, hat bereits stattgefunden. Ich habe sie leider nicht besuchen können, aber das Günstigste darüber [ gehört. Auf eine zweite, die vom 1.—18. Januar er. stattgefunden hat, durfte man besonders ge spannt sein, da es sich bei ihr, laut Programm um „die Bestrebungen im Stylisiren von Pflauzenformen seit ca. 1840“handelt. Auf der Einladungskarte war der Inhalt dahin prä- cisirt, dass „methodische Vorlagen werke und Abbildungen eigenartig verzierter Gegenstände, unter Ausschluss von Nachbildungen früherer Style“ vorgeführt werden sollten. (Letzteres ist cum grano salis zu verstehen, denn natürlich konnten Bearbei tungen älterer Formen nicht völlig ausgeschlossen werden, ebenso wie die Aufnahme von rein naturalistischen Pflanzendarstellungen nicht immer zu umgehen war, weil Beides hie und da in die Versuche von Neubildungen hineinspielt.) Hält man an diesem Programme fest, so muss gesagt werden, dass mit ebenso viel Fleiss wie Umsicht eine möglichste Vollständigkeit erzielt worden ist, was um so mehr besagen will, als die Mittel des Instituts keineswegs sehr bedeutende sind und besondere Ausgaben für diesen Zweck, so viel mir bekannt, nicht be willigt waren. Aber freilich bezieht sich dies Lob über die Vollständigkeit des Gebotenen