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ersten Hälfte des Jahres 1885 bemerkbar, während in den letzten Monaten, und vorzugs weise im November und Deeember, nur solche Aufträge zu erlangen waren, welche bloss den augenblicklichen Bedarf der Besteller deckten; I jedoch selbst diese Monate blieben hinter denen des Vorjahres nicht zurück. Die Rohstoffe und Halbfabrikate haben | mehr oder weniger einen Preisrückgang er fahren, der besonders im letzten Vierteljahre wesentlich zu nennen war. Die Absatzgebiete erstreckten sich haupt sächlich auf Deutschland, ferner auf Belgien, | Holland, Schweden und Norwegen, Dänemark, England, Spanien und die Vereinigten Staaten. Im Auslande wurde das Geschäft durch die französische Concurrenz, welche zu beispiellos billigen Preisen verkaufte, sehr erschwert. Die Accordlöhne sind hohe zu nennen, und es waren trotzdem geübte tüchtige Drucker nur schwer zu bekommen. Die Wochenlöhne für die Arbeiter in der Bleicherei und Wäscherei ! bewegen sich zwischen 13 bis 15 Mark, und es war in den zwei letzten Monaten viel An gebot solcher gewöhnlicher Handarbeiter zu be deutend niedrigeren Löhnen. Wolldruckerei. Aus Penig wird über j den Druck von Möbelstoffen und Decken in | Jute, Mohair und Wolle berichtet, dass der Geschäftsgang gegen 1884 um ein Geringes sich verbessert hat. Ebenfalls sind auch in den Arbeitslöhnen und Arbeiterverhältnissen, soweit sie diese Branche betreffen, keine Ver schlechterungen eingetreten. Der Druck auf crepemousseline Klei derstoffe hatte in Glauchau während des Berichtsjahres eine geringe Nachfrage. Be sonders fehlten Aufträge aus Amerika, welches in diesem Artikel früher die Glauchauer Druckereien umfangreich beschäftigte. Als Neuheit erschienen Borden und Streifen in alt- ' deutschen stylvollen Mustern mit Gold verziert, I welche Mode aber nur vereinzelten Erfolg hatte. Tischdecken, Vorhänge und Möbelstoffe in Tüll und Mohairplüsche waren fortdauernd in Auf nahme, die Druckeffecte darin wurden wesent- | lieh durch Aussticken des Grundes mit Gold- brocat erhöht. In Sealskins wurde wegen der englischen Concurrenz, die namentlich die Preise drückte, noch kein wesentlicher Umsatz | erzielt. Durch das Aufheben des Veredlungs verfahrens mit England für Sachsen allein konnte der Druckerei noch kein wesentlicher Erfolg geboten werden, der erst jetzt zu er warten ist, da dieses Verbots verfahren auf ganz Deutschland ausgedehnt worden ist. Es wird nun eine lebhafte Beschäftigung in diesem Artikel gewiss nicht aus- ‘ bleiben, sogar wohl eine gänzliche Verdrängung englischer Waaren vom deutschen Markte erzielt werden, da wesentliche Fortschritte in Rohstoff- Druck und Appretur denselben immer concurrenzfähiger gestaltet habeu. Kattundruckerei. Die Kattundrucke rei in Tüchern und Calico’s hatte für das Jahr 1885 ein ziemlich lebhaftes Geschäft zu ver zeichnen, wozu namentlich das schöne Sommer wetter nicht unwesentlich beitrug. Der grössere Absatz in den Stapelartikeln hat es aber nicht ermöglicht, lohnendere Preise zu erzielen, im Gegentheil erlitten dieselben durch den Druck der Concurrenz, namentlich der der Schweizer, eine weitere Einbusse, so dass kaum noch die Produktionskosten aufgebracht werden konnten. Die Halbfabrikate bedingten infolge der grösseren Nachfrage und der etwas gesteigerten | Baumwollpreise im Laufe des Sommers noch dazu eine Preiserhöhung, die nicht einmal beim fertigen Fabrikat wieder einzubringen gewesen; ! sie gingen aber im Spätherbst wieder auf den alten Standpunkt zurück. Die Absatzgebiete blieben dieselben wie im Vorjahr, trotz aller Anstrengungen, neue zu gewinnen; ebenso blieben die Arbeitslöhne die gleichen. lieber Gewebemuster früherer Jahrhunderte. Von Paul Schulze, Conservator der Kg’l. Gewebe-Sammlung und Lehrer an der Kgl. Webe-, Färberei- u. Appreturschule zu C r e f e 1 d. (Fortsetzung.) Um der weiteren Entwickelung der Gewebe musterung im 15. Jahrhundert zu folgen, be- grössten Mannigfaltigkeit und ist es daher auch hier nicht möglich, alle jenen vielen Variatio nen, welche die erfindungsreichen Zeichner des späten Mittelalters mit Hülfe des Granatapfels zu Stande gebracht haben, auch nur annähernd anzudeuten. Deshalb kann auch nur versucht werden, durch Wiedergabe einiger typischer Muster den Charakter dieser so ungemein ver wendbaren Flächenverzierung auszudrücken. In Fig. 27 sehen wir alle Details, welche sich in grösserer oder geringerer Reichhaltigkeit und in der verschiedenartigsten Zusammen setzung in den Mustern des 15. Jahrhunderts wiederfinden. Inmitten steht der Granatapfel, das Symbol der christlichen Liebe, umgeben Fig. 27. Original in der Kgl. Gewebesammlung zu Crefeld. (‘/s der nat. Grösse.) trachten wir noch einmal Fig. 24. Wir haben bei derselben gesehen, wie der völlig ausge bildete Granatapfel nach und nach das Ueber- gewicht über die Thierfiguren erlangt, wie diese mehr und mehr verschwinden, bis sich endlich jenes imposante Dessin entwickelt, welches mit dem Namen Granatapfelmuster bezeichnet wird und welches vom Ende des 14. Jahrhunderts an das ganze 15. Jahrhundert hindurch bis in das erste Drittel des 16. Jahrhunderts in der Textil musterung eine so grosse Rolle spielt. Gebildet wird dasselbe aus einer ananasartigen Frucht, welche, meist in einem kelchartigen Blätterge bilde sitzend, Blüthen und Blätter hervor spriessen lässt, während die verschiedenartigsten Umrahmungen dieselbe umgeben. Die An bringung dieses Motives im Muster ist von der von Blüthen und Früchten, — nach der sym bolischen Deutung, welche diesem Muster ge geben wird — die Liebe, welche sich durch den Glauben thätig zeigt und Früchte zum ewigen Leben bringt. Die fünf-, sieben- oder neunblättrige Rose, welche den Apfel umgiebt, trägt auf der Spitze die Krone, das Verdienst, welches die aufopfernde Liebe im Jenseits findet. Die geflochtenen dornigen Zweige, welche die Zwischenräume durchziehen, weisen auf den Dornenkranz hin, der daran erinnert, dass nur durch Mühe und Kampf der Sieg und die Krone des ewigen Lebens zu erringen ist. Dieses Muster ist entnommen von einem schweren einfarbigen Seidendamast und wird gebildet nur durch die Verschiedenartigkeit der Bindung in der Art, dass von dem schim-