Volltext Seite (XML)
meisten Fällen, dass die untere Hälfte des Stückes viel zu steif appretirt ist, während die obere Hälfte fast keine Spur von Appret mehr enthält und sich in Folge dessen lappig an fühlt. — Derselbe Vorgang kommt auch bei nicht appretirter Waare vor, welche schlechte Farben enthält. Hierbei ist oft eine Stelle hell und die andere dunkel, d. h. die Waare ist streifig oder wolkig, trotzdem sie rein gewaschen und gespült war. Dieser Uebelstand war bis her nur durch Erzeugung einer sehr starken Hitze auf dem Trockenboden zu vermeiden, und auch dann nur in unvollständigem Maasse. Derartige Fehler können bei der Rahmmaschine nicht vorkommen, weil sich das Stück immer in horizontaler Lage befindet. Vergleicht man ferner die Leisten eines Stückes, welches auf der Maschine gerahmt wurde, mit den Leisten eines am Rahmen ge trockneten, so ergiebt sich wieder ein Vortheil für die Maschine. Man vermeidet vollständig die vorkommenden Löcher und Risse in den Kanten, welche namentlich häufig sind bei einem Stück Waare, welches zu schmal ge walkt war und in Folge dessen stark ausge spannt werden musste. Die feinen Nadeln der Maschine erzeugen dagegen so feine Löcher, dass sie kaum zu bemerken sind, was ja beim Scheeren auch viel besser ist. Zum Schluss führe ich noch eine einfache Vorrichtung an, die ich an der Maschine an gebracht habe, um das lästige Herausfliegen der Leisten aus den Nadeln zu verhüten, was nicht selten vorkommt, wenn Stücke nass eben so breit oder noch breiter sind als in trockenem Zustande. Ist z. B. ein Stück in nassem Zu stande 130 cm breit und soll nach dem Trocknen auch nur 130 oder 132 cm sein, so stellt man die Maschine auf 130 cm und lässt das Stück einlaufen. Wird nun der Ventilator in Be trieb gesetzt, so bläht sich in Folge des star ken Luftstromes das Stück auf und fliegt aus den Nadeln, wodurch nach dem Trocknen un egale Breite im Stück und auch wohl Schmutz flecken entstehen. — Am oberen Ende der Maschine befindet sich eine 2 bis 3 m lange und 4 bis 5 cm breite Leiste aus Schmiedeeisen, in welcher mittelst Zapfen kleine Rollen aus Gusseisen oder Messing drehbar befestigt sind. Diese Rollen sind so gestellt, dass sie fest auf dem Tuche und dicht neben den Nadeln laufen. Sie drücken also fortwährend das Tuch fest in die Nadeln hinein und verhindern so das Herausfliegen auf ein fache sichere Weise. Verbesserungen am Jigger. Es ist eine bekannte Thatsache, dass eine grosse Zahl der in Baumwollstückfärbereien vorkommenden Unglücksfalle am englischen Jigger geschieht, der sich ja seit Jahrzehnten in vorerwähnten Etablissements fast ausschliess lich eingeführt hat. Der Fabrikdirector Herr Klemens Rein hold in Moskau theilte nun kürzlich in dem Fachblatt „Russischer Manufacturist“ eine Ver änderung am Jigger mit, welche uns als eine in der That recht wirksame Schutzvorrichtung an dieser Maschine erscheint, auf die wir hier mit die Aufmerksamkeit unserer Leser lenken. Die bezügliche Mittheilung des Herrn Director Reinhold lautet wie folgt: Am Jigger sind zwei Walzen A und B, durch welche der Stoff nach den Färbebädern in den darunter liegenden Kasten gezogen wird. Diese Walzen erhalten ihren Antrieb — bei oft 10 bis 20 gemeinsamen Barken — von einer durchgehenden Welle. Der die Barke beauf sichtigende Arbeiter hat nun sein Augenmerk darauf zu richten, dass die Waare faltenlos von j einer auf die andere Rolle sich aufwindet, j Etwaige Falten und Leisten muss er mit den [ Händen ausstreichen. Bei dieser Function be folgen die Arbeiter gemeinhin nicht die Vor schrift, die Falten auf der eigentlich zu diesem Zwecke befindlichen Leitrolle auszustreichen, sondern thun dieses oberhalb derselben, wo die Waare sich aufrollt. Hiei- gerathen sie dann leicht mit der Hand in die sich aufwickelnde Rolle. Die Hand wird unversehends erfasst und mit hineingewickelt. Hat nun die Waarenrolle bereits einen grösseren Umfang durch aufgerollte Waare an genommen, so schmiegt sich der erfasste Arm der Peripherie der verhältnissmässig weichen I Rolle an, ohne selbst beschädigt zu werden. — Mittlerweile erfolgt nun ein Angstschrei durch den Raum, meistens aber nicht von der durch Schreck stumm gewordenen leidenden Person, sondern von einer in der Nähe arbeitenden. Versuche, die eine Barke nun schnell auszu- I rücken, (an jeder Barke befindet sich ein Aus- j rücker) misslingen meistens, weil durch das gewaltsame Anhalten der Barke der Ausrücker so fest gezogen wird, dass eines Mannes Kraft ihn nicht bewegen kann. Es hat sich nun in gut geleiteten Färbereien die Praxis heraus gebildet, jede Hauptwelle von einer Barken gruppe mit einem weiteren, leicht zugänglichen Ausrücker zu versehen. Zu diesem Zwecke eilt man nun beim ersten Nothschrei dorthin und der Färbereiarbeiter. Und heute wird auf den Fabriken der schlechteste, d. h. billigste Ar beiter in der Färberei angestellt. Man hat es daher bei der dieser Kategorie eigenen Ver änderungslust, stets mit neuen ungeschulten Kräften zu thun. Ferner hat sich seit allge meiner Einführung von Färbemaschinen die Fabrikation so schwerer Stoffe wie Mulleskin etc. erst entwickelt, und hauptsächlich kommen bei diesen widerstandsfähigen Stoffen diese Art Unglücksfälle vor; wogegen Mittkai und leich tere Stoffe zerreissen und der Hineingerathene frei wird. Von eigentlichen Schutzvorrichtungen, wie solche z. B. am Calander angebracht werden können, und das Hineingerathen verhindern, kann bei diesen Maschinen nicht die Rede sein. Es müssten sich dieselben mit dem Grösser werden der Rolle stets ändern und lässt sich dieses automatisch nicht erzielen. Ich war daher bedacht, einen anderweitigen Ausweg zu suchen. Es ist mir dieses auch vollständig ge lungen und es ist zu hoffen, dass durch Ver öffentlichung meiner Constructionsveränderung der Barke jeder Fabrikant bedacht sein wird, die sehr leichte und billige Veränderung unver züglich in Anwendung zu bringen. Es wurden und werden die jetzt allgemein üblichen Jigger so in Betrieb, resp. in Drehung versetzt, dass das Aufrollen der Waare auf der unteren Seite der Welle A oder B geschieht. Der Arbeiter arbeitet so zu sagen vor der offenen Waarenrolle. Es ist der Antrieb nach dieser Richtung nöthig, um für die beim Jigger auf offenem schrägliegenden Planlager ruhenden Aufbäumhülsen die nöthige Friktion zu schaffen und um nach Beendigung des Färbeprozesses die Waare auf transportfähigen, verhältniss mässig leichten Holzhülsen bäumen zu können. Der ältere deutsche Färbe- oder Aufsatzkasten, wie diese Maschine genannt wurde, hatte direckt oberhalb der Antriebwellen A und B gabel förmige Lager und wurde die geringere Frik tion durch verhältnissmässig schwerere Holz hülse vergrössert. Da das Herausheben einer Waarenrolle aus dem Gabellager mit der schwereren Hülse für die Arbeiter anstrengen der war, so ist es kein Wunder, dass man auf die Gefahr nicht achtete und dieselbe für die Bequemlichkeit eintauschte. Die Gefahrlosig keit der alten Färbemaschinen lag nun einzig daran, dass dieselben in entgegengesetzter Rich tung in Bewegung gesetzt wurden, man aber trotzdem die Waare aus dem Bade bäumen wirft den betreffenden Riemen ab. Im günstigsten Falle sind aber immerhin einige Secunden ver gangen, die genügen, um den erfassten Arm am Schulterblatte auszurenken. Geschieht das Unglück aber, wenn die Waarenrolle beim Be ginn noch klein, in Folge dessen nicht nach giebig ist, so schmiegt sich der Arm der kleinen Peripherie der Rolle nicht an, ohne erst im Unterarm, dann auch im Oberarm einen Bruch zu erleiden, um schliesslich im Schulterblatte, wie vorhin beschrieben, ausgerenkt zu werden. Für alle direct oder indirect Betheiligten sind diese Unglücksfälle immerhin schmerzliche und bedauerliche. Es ist für mich, wie für jeden Vorsteher einer Färberei ein aufregendes Ge fühl, bei jedem Aufschrei eines Arbeiters fürch ten zu müssen, schon wieder sei Jemand auf diese Weise ins Unglück gerathen. In meiner 25jährigen Praxis bemerkte ich besonders in ' den letzten Jahren eine zunehmende Wieder- ' holung von dergleichen Unglücksfällen. Das Vorkommen ist erklärlich, wenn wir bedenken, dass mit Einführung der neueren Färbemaschinen I die eigentliche Handarbeit derartig reduzirt wurde, dass man auf handwerksmässig ge schulte Arbeiter verzichten konnte. Hiermit verschwand aber auch eine gewisse Intelligenz konnte. Es wurden also dieselben so in Drehung gesetzt, dass das Auflaufen während dem Färben auf Walze A oder B auf der äusseren Seite geschah. Der Arbeiter arbeitete also vor der geschlossenen Waarenrolle und konnte nur mit den Fingerspitzen und ganz ungefährlich unter die Waarenleiste gerathen, und jeder Zeit ohne Stillstand der Maschine sich befreien. Von diesem Standpunkt ausgehend, konnte es also nur die Aufgabe sein, eine neue Auf bäumevorrichtung zu schaffen, welche die Mängel der alten nicht besitzt und gestattet, den heu tigen Jigger in entgegengesetzter Richtung in Antrieb zu setzen. Zu diesem Zweck konstru- irte ich ebenfalls ein offenes Planlager, welches nicht wie das englische nach ausserhalb der Maschine steht, sondern sich nach innen neigt, und mit dem Gegenüberliegenden sich stützend vereinigt. Es bildet sich ein Dreieck, das zwischen den Wellen A und B befestigt wird. Die beiden Seitenschenkel bilden die Lager für die sogenannten Quadratwellen, auf welchen wie üblich die Holzhülsen gesteckt werden. Die Friktion zwischen der treibenden Welle und der Hülse ist eine genügende und mit zu nehmender sich bildender Waarenrolle wach sende. Die überschüssige Farbflotte wird in