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erwähnte Zeitperiode in Tüllspitzen feineren zierlichen Genres (imitirten Points, Millefleurs, Streublümchen) ein empfindlicher Ausfall gegen das Vorjahr ein, während die Nachfrage nach Schiffchenstickereien, wovon zu Anfang des Jahres die Vereinigten Staaten noch grosse Lager gehabt und deshalb nur geringe Quanti täten importirt hatten, in entsprechendem Maasse stieg. Während der Sommermonate machte sich allgemein eine empfindliche Flauheit bemerk bar, in Folge deren auf einer Anzahl Maschinen gar nicht oder nur mit beschränkter Arbeitszeit gearbeitet werden konnte. Aber bereits im Juni gingen, namentlich aus New-York, sehr bedeutende Aufträge auf ordinäre Tüllspitzen ein, denen sich vom Juli an zahlreichere Be stellungen aus England anschlossen, wohin zeit weilig fast die ganze Produktion Absatz fand und wo die vielfachen Anstrengungen der Schweizer Concurrenz, das sächsische Erzeug niss zu verdrängen, nur in geringem Maasse gelangen. Diese gesammte Nachfrage richtete sich ebenso wie die ebenfalls nicht unerheb liche für Oesterreich und auch für das Deutsche Geschäft ausschliesslich auf (30—110 cm) breite Volants und Ramagen in meist 12 / 4 Rapport zum Preise von 0,85 bis 1,45 M. netto für den Meter, welche, diesen Preisen und den eigenartigen Leistungen der Schiffchenstick maschine entsprechend, ausschliesslich der letz teren anheimfielen. Etwa vom September an tauchte auch wieder einige Nachfrage nach Handtüllspitzen, namentlich für Russland, auf, während solche im Uebrigen fast nur zu Zwecken eigener Verwendung, also in verhältnissmässig geringem Umfänge, hergestellt wurden. Im Allgemeinen beherrschte lediglich die Schiffchen maschine den Markt mit ihren plumpen, ordi nären Erzeugnissen, die rapid im Preise sanken. Die Schiffchenmaschine ist in dieser Richtung so ziemlich an der Grenze des Möglichen an gekommen. Sie eignet sich allerdings durch ihre Technik, den raschen Gang, den langen Faden, die Art der Herstellung des ihr eigen- thümlichen Plattstichs, vorzugsweise zur Massen herstellung eines minderwerthigen Fabrikates, sie ist aber auch recht wohl im Stande, Bes seres und recht Gutes zu schaffen, wie dies Leistungen der Schwesterindustrie in der Schweiz und St. Quentin auf seidenem Kreppmusselin und Tüll beweisen, welche mit ausserordent lichem Erfolg und grosser Schönheit im Muster fach durchgeführt sind und wozu sich gerade die Schiffchenmaschine mit ihren hochaufliegen den eleganten Plattstichparthien und mit ihrer ungemein sauberen Produktion vortrefflich eig net. Es ist deshalb sehr zu beklagen, dass die Leistungen der im Kammerbezirk befind lichen Stickmaschinen sich lediglich auf die Fabrikation so ordinärer Tüllstickereien be schränken, zumal da die Tüllspitze alle guten Eigenschaften des bei der Damenwelt stets be liebten Artikels Spitze besitzt und einige, wie die Waschbarkeit, vor derselben voraus hat, weshalb die Wiederaufnahme besserer Quali täten mit der Zeit sicher wieder einen guten Erfolg versprechen dürfte. Ein Versuch wurde in dieser Richtung in Plauen gegen Ende April durch Bestickung von Baumwolltüll mit ein- und verschiedenfarbigem Wollgarn gemacht und war insofern von Erfolg, als diese Spitze bei einigen Newyorker Firmen Anklang und bis Ende September mässigen Absatz fand. — In Eibenstock war auch 1885 noch eine Anzahl Stickmaschinen mit der Herstel- o®o lung von schwarzseidenen Tüllspitzen und Tüllschleiern für den spanischen Bedarf beschäftigt. Um die Mitte des Jahres kam in Plauen eine neue Spitzengattung auf, die Krepp- lissespitze, in Paris Invisible genannt. Es ist dies eine Spitze aus Lyoner seidenem Krepplisse, der je nach Wunsch mit seidenem oder baumwollenem Garn bestickt und sowohl auf Hand- als auf Schiffchenstickmaschinen ausgeführt wurde. Zu Anfang stiess diese Fa brikation auf manche, nicht unbedeutende Kosten verursachende, Schwierigkeiten, da sich die Sticker erst mit dem Sticken auf so dünne, zarte Seidengewebe einrichten und die grösst mögliche Sauberkeit beim Sticken beobachten mussten, weil die Spitze von der Maschine weg zum Verkauf kommt, da sie nicht die Bleich- und Appreturmanipulationen wie die Tüllspitze verträgt, und überhaupt nur die besten und geschicktesten Arbeitskräfte zur Herstellung dieses Artikels gebraucht werden konnten. Dieser reizende duftige Artikel führte sich aber nur allmählich ein, da man sich über dessen Verwendung nicht ganz klar war. Erst als ihn Paris zu Costümen sowie zur Confection an Fichus und Schleifen, sowie an Damenhüten und Häubchen benützte, drang er durch und trafen aus Paris, wo sich freilich die Schweizer Concurrenz sehr fühlbar machte, die ersten be deutenden Aufträge ein,' denen bald weitere Bestellungen aus Newyork, Deutschland und Oesterreich folgten, so dass bis zum Schlüsse des Jahres, in dessen letzten Monaten er auch in Eibenstock aufgenommen wurde, bemerkens- werthe Resultate sich erzielen liessen und eine weitere Ausdehnung dieses Fabrikationszweiges zu erwarten stand. (Schluss folgt.) SF’gLrber©^ Dr-q.olzer'ei., Elsioh-ei-ei, Appretur etc. etc. lieber das Rahmen und Trocknen. Von Gustav Hektz. Wie in fast allen Zweigen der Industrie die Handarbeit von der mechanischen mehr und mehr verdrängt wird, so geschieht dies auch auf dem Gebiete der Appretur. Wo man in früheren Jahren die Handkarde oder Kratze zum Rauhen und die Handscheere zum Scheeren benutzte, fungirt schon seit langer Zeit die Rauh- resp. Scheermaschine. Nur beim Spannen oder Rahmen hat sich noch sehr viel der Spannrahmen behauptet, wenn sich derselbe auch nicht mehr in so primitiven Verhältnissen befindet, wie früher. Seit einigen Jahren erst zeigt sich auch hier der Fortschritt, uud zwar im Bau und in der Benutzung der Spannmaschinen. Dieselben wurden zuerst in England con- struirt, doch in anderer Art, als unsere vor züglich arbeitenden deutschen Maschinen. Bei den ersten englischen wurde das Trocknen da durch bewirkt, dass man das Stück langsam über ein System von Röhren führte, welche mit gespanntem Dampfe gefüllt waren. Diese Construction ist jedoch sehr mangelhaft, weil die Maschinen zu wenig leisten. Bei den neueren Spannmaschinen wird durch einen starken Ven tilator stark erhitzte Luft in continuirlichem Strome durch den zu trocknenden Stoff gepresst, wodurch ein schnelles Verdunsten des in den Poren des Gewebes befindlichen Wassers be wirkt wird. Die Leistungsfähigkeit ist natürlich nach der Art der Construction der Maschine auch wieder verschieden. Der eine Fabrikant führt die heisse Luft von unten in die Maschine, der andere lässt dieselbe zwischen die beiden sich in dem Raume der Maschine befindlichen Flächen des Tuches blasen, und was der Unterschiede noch mehr sind. Es würde zu weit führen, die Vortheile und Nachtheile der einzelnen Con- structionen auseinanderzusetzen, es ist dies auch nicht der Zweck dieser Zeilen. Eine gut ausgeführte Maschine muss in der Stunde mindestens 150 m halbschweren Cheviot trocken stellen, vorausgesetzt, dass das Zeug gut ausgeschleudert war. Das ist eine tüch tige Leistung, wie sie an keinem Rahmen mit derselben Anzahl Leute zu erzielen ist. Natürlich trocknet auch alle Waare nicht egal schnell. Ein Stück mit Unterfutter braucht mehr Zeit, als ein Stück ohne Unterfutter. Ueberhaupt trocknet eine Waare um so schneller, je loser sie ist, nicht je düuner sie ist, weil bei festem Stoff die heisse Luft nicht so leicht durch die Poren des Gewebes dringen kann, und weil fester Stoff mehr Wasser zurückhält wie loser. Trotz der grossen Zweckmässigkeit der Rahm maschine stehen noch viele Appreteure der selben feindlich gegenüber, weil sie gewisse Vorurtheile gegen dieselbe hegen. Viele glau ben z. B., ein auf der Maschine getrocknetes Stück Waare habe nicht so gute Eigenschaften, wie ein am Rahmen getrocknetes. Letzteres (d. h. ein am Rahmen, der draussen in freier Luft steht, getrocknetes) hat allerdings Anfangs den Vorzug grosser Weiche vor einem auf der Maschine gerahmten Stück. Setzt man jedoch ein heiss von der Maschine kommendes Stück feuchter Luft aus oder besprengt es mit Wasser, so ist nach einiger Zeit das der Waare anhaftende „storkige“ Gefühl vollständig verschwunden und die Wolle besitzt dieselbe elastische Weiche wie die an der Luft getrocknete. Stehen nun die Spannrahmen nicht in freier Luft, sondern auf geheizten Trockenböden, wie das doch in den meisten Fabriken der Fall ist, so ist ein Unter schied zwischen der auf beiderlei Art behan delten Waare nicht mehr bemerkbar. Kommen wir nun zu ordinärerer Waare, welche mehr oder weniger stark appretirt wird, so zeigt uns die Spannmaschine Vortheile, die jeden etwa vorhandenen Nachtheil reichlich aufwiegen. Wenn das Stück die Gummir- oder Stärkmaschine passirt hat, so ist es mehr oder weniger stark getränkt mit der Appreturflüssig keit, mag sie nun bestehen woraus sie will, ob Gummi, Leim oder Stärke etc. Wird das Stück jetzt an den Rahmen gehangen, so bedingt die senkrechte Lage desselben, dass die Appretur masse von der oberen Leiste aus langsam her untersickert auf die untere Leiste zu. Ist ein derartiges Stück trocken, so findet mau in den