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Die Momente der Umsteuerung können auf der zur Einstellung des Pantographen dienen den vergrösserten Musterzeichnung angegeben werden. Die bei Beginn des Stichs erfolgende, be reits oben erwähnte Bewegung der Stifte und die dadurch verursachte seitliche Verschiebung des Fadens hat ebenfalls den Zweck, zu ver hindern , dass die Nadel durch den Faden sticht, und muss gleichfalls in der senkrechten Lage des Stiftes so umgesteuert werden, dass die Gabeln und sonach auch der Faden nach der anderen Seite verschoben werden kann. Ausserdem ist diese Bewegung des Fadens auch nöthig, weil sonst bei den nach oben lie genden Stichen die Lochnadel den Faden nicht in die Maschinennadel legen könnte. Nähere Mittheilungen über dieses Patent stehen Seitens der Redaktion dieser Zeitschrift etwaigen Interessenten gern zur Verfügung. Patent-Anspruch: Ein Arbeitsverfahren zur Herstellung von Plattstich- und Tambourir- Stickerei, bei welchem der Kettelstich durch Hakennadel und Lochnadel gebildet und die sonst nöthige Einstellung der Werkzeuge naöh der Nahtrichtung dadurch überflüssig gemacht wird, dass auf der einen Seite des Stoffes die Schlinge seitlich nach unten und der auf der anderen Seite liegende einfache Faden nach links oder nach rechts gedrängt werden, bevor die Nadel durch den Stoff sticht. Orientalische Stickereien. Die im Orient erzeugten Stickereien er freuen sich wegen ihres ursprünglichen Ge schmackes mit Bezug auf die Zusammenstellung der Farben und Muster eines grossen Zuspruchs des Auslandes, und hat namentlich England in der letzten Zeit angefangen, dieser Industrie mit einem gewissen Wohlwollen entgegenzu kommen, bezw. sie nach einer gewissen Rich tung hin zu stärken; es wird alles mögliche in den verschiedenen Farbenschattirungen auf gekauft und nach England versandt. Es muss hierbei hervorgehoben werden, dass durch die Reichhaltigkeit dieser Muster der Geist der Textilfabrikanten neu angeregt wird und hier durch unmittelbar Veranlassung zu immer neuen Dessins gegeben wird. Herr F. Rohnstock, Secretär beim kais. deutschen General- consulat in Constantinopel, schreibt in seinen volkswirtschaftlichen Studien über die Türkei wie folgt: Diese Stickereien sind mit vielem Sinn und Geschmack angefertigt und sie unterscheiden sich im Allgemeinen untereinander nach ihrer Herkunft und Natio nalität der Verfertiger; im Hauptzollamtsbezirk Salonik sind mit Bezug auf die Arbeit und den Geschmack vier Hauptarten von Stickereien vertreten, von welchen in erster Linie die tür kischen und bulgarischen, in zweiter Linie die albanesischen und griechischen einer Würdigung zu unterziehen sind. Diese Stickereien dienen hauptsächlich zum Belegen der Sophas, Stühle, Wände und dergleichen, sie tragen zur Aus stattung der Zimmer viel bei und regen mittel bar den Inhaber derselben an, das Zimmer mit einer gewissen Sorgfalt sauber und zierlich zu halten; hierdurch wird der Zartsinn und das Feinheitsgefühl im Menschen gehoben. In neuerer Zeit hat die Schweiz und Oesterreich Bestellungen in Stickereien aufgegeben; es ge schieht dies aller Wahrscheinlichkeit nach, wie schon oben gesagt, im Interesse der eigenen Industrie; was hiervon sonst in’s Ausland ver sandt worden ist, gelangte zum grössten Theil nur in den Besitz vornehmer Herrschaften, ist mithin der deutschen Industrie nicht zu Gute gekommen. Die Ausfuhr erreichte einen Werth von 1320 Pfd.; hiervon gingen 33 % unmittelbar in’s Ausland, der Rest wurde nach Constan tinopel abgegeben, daselbst aber auch von Aus ländern aufgekauft. —b. Die Stickindustrie im sächsischen Voigtlande. Der jüngst zur Ausgabe gelangte Jahres bericht der Handelskammer zu Plauen ist gleich den früheren Berichten sehr reichhaltig und namentlich die Berichterstattung über die einzelnen Zweige der Textilindustrie ver dient wegen ihrer eingehenden Darstellung alles Lob. Wir entnehmen dem Bericht über die Lage der Stickindustrie im sächsischen Voigt lande heute die nachstehenden Mittheilungen: Die ungünstigen Einflüsse, welche sich bereits in der letzten Hälfte des Vorjahres in der Ma- sehinenstickerei gezeigt hatten, machten sich im Laufe des Jahres 1885 in immer stärkerem Maasse geltend. Die Mode wendete sich den Erzeugnissen dieses Industriezweiges im Allge meinen mehr ab als zu und schadete demselben insbesondere durch eine grosse Unentschieden heit, welche für das Musterfach keinen befrie digenden Anhalt bot, zwischen Tüllstickereien und Stickereien auf dichtem Grunde und bei diesen wieder zwischen Musselin-, Cambric-, und Congressstoffstickereien u. s. w., zwischen farbigen und weissen Stickereien, zwischen baum wollenen und seidenen Stickereien hin- und her schwankte, grosse Anstrengungen und Unkosten verursachte und geringe, auch gar keine Er folge brachte. Ausserdem entwickelte sich das Geschäft im Laufe des Jahres mehr und mehr zum Nachtheile aller Betheiligten nach der Richtung, welche schon seit einigen Jahren den Industriezweig immer mehr zum Tagelöhner einzelner Exportfirmen herab würdigte. Wäh rend ehedem eine Anzahl Stickereifabrikanten lies Kammerbezirks ihre Maschinenstickereien direct an amerikanische, englische und fran zösische Häuser absetzten, die dortigen Märkte mit allen Qualitäten assortirten und in Folge dessen im Stande waren, nicht nur die eigenen Maschinen, sondern auch Lohnsticker zu weit höheren Preisen und Löhnen zu beschäftigen, haben Schweizer Häuser nach und nach ihr Bestreben mit Erfolg dahin gerichtet, in Sachsen Filialen zu begründen, durch diese Maschinen stickereien in immer grösseren Massen um Lohn herstellen zu lassen und sie dann an ihre Ver kaufsfilialen in den erwähnten Ländern zum Vertrieb hinauszusenden. Es ist selbstverständ lich, dass dieser Process den geordneten Ge schäftsgang untergrub, den einheimischen Fabri kanten den Export aus den Händen wand und dazu führte, einseitig die Produktion von Mas senartikeln zu fordern, hierdurch aber es dahin zu bringen, dass der Artikel im Allgemeinen zuletzt von der feinen Welt, oder, was dasselbe ist, von der Mode, zurückgewiesen wurde. Auch einzelne inländische Fabrikanten wurden in der letzten Zeit in den Kreis dieser Geschäfts methode gezogen, unter der am meisten die Maschinenbesitzer an kleinen Orten und auf dem Lande litten, wo die Löhne am leichtesten zu drücken waren, so dass man häufig die I Wahrnehmung machen konnte, dass Fabrikanten | ihre eigenen Maschinen stehen liessen und die Waare auswärtigen Lohnstickern in Arbeit gaben. In Plauen wird der ausserordentliche Preisdruck, welcher auf dem Geschäft lastete, j in ähnlicher Weise darauf zurückgeführt, dass, I während früher die Einkäufer selbst nach Plauen gekommen seien und nur die ihnen bekannten Fabrikanten und ausserdem höchstens drei, vier neue zur Preisvergleichung besucht hätten, das Geschäft jetzt durch eine Anzahl in Plauen seit einigen Jahren sesshafter Commissionäre vermittelt werde, welche mit sechzig und mehr Fabrikanten arbeiteten und jede Gelegenheit zu einem Preisdruck benutzten, den sieh auch die am Platze nicht vertretene Kundschaft mit zu Nutze mache. Unter solchen Umständen vermochten nur solche Fabrikanten, welche ent weder für den eigenen Bedarf zur Weiterver arbeitung stickten oder gewisse Specialitäten pflegten, ihre Maschinen, wenn auch mit kur zen Unterbrechungen, zu lohnenden Preisen zu beschäftigen, hatten aber ihrerseits vielfach mit dem Mangel an geeigneten Arbeitskräften zu kämpfen, weil die geschilderte Fabrikations weise die qualitative Leistungsfähigkeit der Arbeiter wesentlich abminderte, so dass die eigenthümliche Erscheinung zu Tage trat, dass, während die Schweiz grosse Massen Rohstoffe nach Sachsen zum Besticken mit ordinären Mustern schickte, inländische Fabrikanten feine Stickereien nach wie vor in der Schweiz aus führen lassen mussten. Firmen, welche neben Lohnarbeiten für Plauener oder andere Häuser noch directe Geschäfte mit deutscher Kund schaft unterhielten, und in den Vorjahren, namentlich in Berlin, einen nennenswerthen Absatz erzielten, sahen sich nunmehr einer Concurrenz von seltsamer Beschaffenheit aus gesetzt und begegneten Verkäufern, die sozu sagen von Thür zu Thür hausirten und ihre Waare um jeden Preis losschlugen, während andere, welche sogenannte Stapelartikel an die Confectionäre absetzten, zu so beispiellos nie drigen Preisen verkauften, dass der Gewinn sich nicht über den Nutzen bei der Lohnarbeit hob, obgleich bei ihnen noch besondere Spesen ver schiedener Art in Berechnung kamen. In der schlechtesten Lage befand sich wäh rend des ganzen Jahres der ursprünglichste und in gewisser Beziehung immer noch soli deste Artikel der Maschinenstickerei , die Stickerei auf Cambric und überhaupt auf dich tem Grunde. Dieselbe büsste an Absatz, na mentlich auch für Plauener und Berliner Con- fectionszwecke, immer mehr ein und auch die bunten Sachen auf dichtem Stoff gingen gegen das Vorjahr erheblich zurück. Cambric-Streifen und Einsätze wurden, auch in Parthien, zu Schleuderpreisen ausgeboten, Kauflust hierfür aber trotzdem nicht geweckt. Der früher er hebliche Export nach Russland war schwach, da die russischen Eingangszölle das Geschäft sehr erschweren und da nach und nach immer mehr Stickmaschinen in Russland aufgestellt werden , wohin im Herbst eine ganze Anzahl gebrauchter Maschinen im Kammerbezirk auf gekauft wurden; erst gegen Ende des Jahres gingen einige grössere Aufträge in Cambric- stickereien mittlerer Qualität von Russland wieder ein. Der Gesammtumsatz in diesen Artikeln blieb wesentlich hinter dem des Vor jahres zurück, nach den Angaben einer maass- gebenden Appretur durchschnittlich um 25 °/ 0 , wie denn auch das Cambricgeschäft einen er heblich geringeren Absatz bei allmählich zurück gehenden Preisen zeigt. Dagegen war nach gestickten Tüllspitzen, deren Rohmaterial das ganze Jahr hindurch stark begehrt war und im Vergleich zu früher nicht sehr beträchtlichen Preisschwankungen unterlag, von Anfang des Jahres bis in den Mai hinein lebhaftere Nachfrage, zunächst auch noch verhältnissmässig stark nach Handmaschi nen waare, vorzugsweise für den Export, nament lich nach Frankreich. Allmählich ging aber die Nachfrage nach Handtüllspitzen sowohl für den ausländischen als für den inländischen Be darf, welcher letztere für das Gesammtergebniss | überhaupt nicht sehr in die Wagschale fiel, im mer mehr zurück und stellte sich schon für die