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No. 10. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. 509 Färbebad und färbt kochend in einer Stunde mit 1 / )0 bis 6 / ]0 Procent Farbstoff aus. Beide, die helle wie die dunklere Ausfärbung, geben schön gedeckte, lachsfarbene Töne, welche dem Licht und organischen Säuren gut widerstehen sollen. Färbungen auf halbseidener Stückwaare zeigen den Vorzug, dass Vorder- und Rück seite des Stoffes gleich stark angefärbt werden. Congorubin (patentirt), wird als sub stantiver Farbstoff auf den vegetabilischen und animalischen Gewebefasern wie das be kannte Congoroth, Benzopurpurin, Congo- korinth u. s. w. gefärbt und schliesst sich auch sonst in seinen Eigenschaften diesen Farb stoffen eng an. Die Nuance des Congorubins liegt ungefähr in der Mitte zwischen dem bläu lichsten substantiven Roth und dem Congo- korinth. Gambin gehört zur Classe der auf ge beizter Wolle ziehenden Farbstoffe und zwar liefert es auf der Chrombeize havannahbraune, auf der Eisenbeize moosgrüne Töne, welche namentlich in der Walke gut aushalten. Das Gambin kommt als Teig in den Handel, dessen ungemein feine Vertheilung das gleichmässige schöne Färben mit diesem Produkte wesent lich erleichtert. — Für Braun werden 5 kg Wolle mit 3% Kaliumbichromat und 3 °/ 0 Weinsteinpräparat vorgebeizt, dann mit 4 / 2 bis 1 kg Gambinteig ausgefärbt. Die Paste wird hierfür in 6 1 kochendem Wasser aufgelöst, dann die Lösung in 400 1 kaltes Wasser ge gossen und mit 200 g käuflicher, roher Salz säure versetzt. Man geht dann handwarm mit der gebeizten Wolle ein, bringt das Bad lang sam zum Kochen und hält dasselbe unter öfterem Umziehen der Wolle 3 / 4 —1 Stunde im Kochen; schliesslich wird gespült und ge trocknet. — Ebenso wird für Grün verfahren, wofür die Wolle mit 10°/ o Eisenvitriol und 5°/ 0 Weinstein präparat angesotten wird. — Sowohl das Braun als das Grün zeichnen sich äusser durch Walkechtheit auch durch Licht echtheit aus. Flavazol, ein neuer Farbstoff für licht- und walkechtes Gelb auf gebeizter Wolle. Die Chromkalibeize wird für 10 kg Wolle mit 300 g Kaliumbichromat und 300 g Weinsteinpräparat gegeben. Das Ansieden dauert 1—l 1 /^ Stunden, worauf gespült und auf frischem Bad mit 400 g Flavazol (per 10 kg Wolle) und 25 cbcent. j Essigsäure (40°/ o ig) i n l’/a Stunden kochend j ausgefärbt wird. Oder aber — und dieser ; Vergleich zwischen Ansieden mit Chromkali und Färben mit Zusatz von Fluorchrom ist i sehr interessant — man färbt 10 kg Wolle mit 400 g Flavazol in kochendem, 1—l’^stün- j digem Bade zusammen mit 400 g Fluorchrom. In beiden Fällen zeigt das Gelb dieselbe grün liche Schattirung, wie die natürlichen gelben Farbstoffe, wenn sie auf der Basis eines Chrom- mordants gefärbt werden; die mit Fluorchrom gefärbte Probe scheint um J / g ^ on kräftiger zu sein, als die mit Chromkali vorgebeizte. — Wie die natürlichen gelben Farbstoffe giebt auch Flavazol mit Zinnbeize ein reines Orange gelb. Es werden hierfür 10 kg Wolle 1 bis l 1 ^ Stunden in kochendem Bade mit 600 g Alaun, 150 g Zinnsalz und 200 g Oxalsäure gebeizt, gewaschen und auf frischem Bad mit 400 g Flavazol und 25 cbcent. Essigsäure (40°/ o ig) in l’/ 2 Stunden kochend ausgefärbt. II. Erzeugnisse der Badischen Anilin- und | Sodafabrik in Ludwigshafen a. Rh. Nilblau BB, zum Patent angemeldet, ist ein neuer basischer Farbstoff, welcher sich von dem seitherigen Nilblau derselben Firma durch feinere Nüancirung unterscheidet. Während die Farbe des gewöhnlichen Nilblau’s als aus gesprochener Indigoton gekennzeichnet ist, zeigen die Färbungen mit dem neuen Nilblau B B eine entschieden grüne Nüancirung. Die Ausfär bungen von Baumwollgarn mit ’/io°/q °der 4 / lo °/ 0 Farbstoff machen einen sehr freundlichen Eindruck; auch der dunklen Ausfärbung mit Nilblau BB verleiht der grüne Stich eine Weichheit des Tones, welche dem ge wöhnlichen Nilblau nicht in demselben Maasse zukommt. Der neue Farbstoff theilt übrigens mit letzterem die gute Eigenschaft der Be ständigkeit gegen Licht und Seifen. Seine Anwendung auf Baumwolle erfolgt, wie bei der alten Marke, nach dem bekannten Tannin- Antimonverfahren. lieber Beschaffung von Catechin. Die Beschaffung von Catechin, dieses in der chemischen Industrie noch wenig verwende ten Körpers, ist nach H. Gutkneeht 1 ) mit keinen Schwierigkeiten verbunden, wenn man bei der Verarbeitung des Catechus unnütze Wärme und chemische Agentien vermeidet. Der käufliche, harzartige Gambir-Catechu wird mit nassen Messern in handgrosse Stücke zer schnitten und diese dann in kaltem Wasser aufgeweicht und durchgeknetet. Die Masse wird durch Wolltücher kalt filtrirt und mit kaltem Wasser nachgewaschen. Die braune Lösung enthält die Catechugerbsäure, der Rück stand auf dem Filter besteht aus den Verun reinigungen und dem Catechin, welches durch Umkrystallisiren aus heissem Wasser in gelb lich-weissen Nädelchen erhalten wird. Das Ab- filtriren der heissen Catechinlösung geht wegen der schlammigen Beschaffenheit des Rückstandes nur langsam vor sich. Löst man den Catechu direct in heissem Wasser und filtrirt, so lässt sich die erkaltete Masse viel leichter weiter verarbeiten, weil sie nicht mehr schleimig ist; es geschieht dieses jedoch auf Kosten der Aus beute an Catechin. Die Lösung der Catechu gerbsäure liefert auf Baumwolle reinere braune Nüancen als der natürliche Catechu. Das Catechin färbt Baumwolle nur schwach grün lich, wird aber durch schwache Säuren oder geringe Mengen sauer reagirender Salze (am besten Borsäure) bei etwa 100° in ein sehr rein färbendes Produkt übergeführt, welches nicht mehr krystallisirt. Die Erklärung für das Verhalten des Cate chins gegen Wärme, Säuren und sauer rea- girende Salze, welche man in den Angaben Gutknechts vermisst, ist von v. Cochen- hausen früher in dieser Zeitschrift 2 ) gegeben worden. Trockenes Catechin verändert sich nicht an der Luft, feuchtes färbt sich, besonders in Berührung mit Alkalien, rothbraun. Die wäss rige Lösung des nach Löwe 3 ) dargestellten reinen Catechins färbt sich beim Kochen unter Zutritt der Luft braun und fällt alsdann Leim lösung. Die verschiedenen Verbindungen, welche hierbei oder beim Kochen von Catechin mit verdünnten Säuren entstehen und Catechuretin, Rubinsäure, Japonsäure genannt worden sind, scheinen ihre Entstehung der Neigung des Ca techins, sowohl in trockenem wie in feuchtem Zustande unter Abgabe von Wasser in anhy dridartige Verbindungen überzugehen, zu ver danken. Diese Eigenschaft ist wahrscheinlich auch der Grund dafür, dass so zahlreiche Formeln für die Zusammensetzung des Cate chins aufgestellt worden sind. Etti 4 ) hat aus 1) Chemiker-Zeitung 1891, 959. 2) Jahrgang 1888, 241. 3) Journ. f. pract. Chemie 105, 75. 4) Ann. Chem. Pharm. 186, 332. dem Catechin die vier Anhydride, C 38 H 34 O ]6 , Ü33H32O14» C 38 H 30 O 13 . C 38 H.2ftü|2, dargestellt. Die beiden ersten Verbindungen sind in Wasser löslich, verhalten sich gegen Alkalien, Eiweiss, Leimlösung wie Catechugerbsäure und scheinen identisch zu sein mit. den Verbindungen, welche in der wässrigen Lösung des Catechins ent halten sind und zum Braunfärben von Baum wolle verwendet werden; die beiden letzten Verbindungen sind rothgelb und braunroth ge färbt und in Wasser, Alkohol, Aether, Kali lauge unlöslich. Wenn man reines Catechin mit saurem chromsatireni Kalium behandelt, so tritt erst nach einiger Zeit eine Rothfärbung ein, während in einer Lösung von Catechu gerbsäure auf Zusatz desselben Körpers sofort ein rothbrauner Niederschlag entsteht. Dem entsprechend erzielt man mit der aus Catechu gewonnenen Catechugerbsäure auf Baumwolle ein schönes Braun, mit Catechin jedoch bei dem gewöhnlichen h'ärbeprocess mit saurem chromsaurem Kalium so gut wie gar keine Färbung, selbst wenn der Catechu, welcher zur Herstellung dieses Catechins verwendet worden ist, schöne braune Farbentöne liefert. Wenn man ferner noch die allgemeine Erfahrung be rücksichtigt, dass Catechu durch das sogenannte Praepariren, wobei die Masse auf 130° erhitzt wird, eine grössere Färbekraft annimmt, und dass die mit Cateehulösuug imprägnirte Baum wolle sich viel dunkler färbt, wenn sie vor der Behandlung mit saurem chromsaurem Kalium getrocknet oder gar gedämpft worden ist, so erscheint es nicht unwahrscheinlich, dass nur die von Etti dargestellten Anhydride des Ca techins, welche theils als Catechugerbsäure in dem Catechu enthalten sind, theils während des Färbeprocesses oder durch Praepariren ent stehen, als diejenigen Körper angesehen werden können, welche durch Oxydation in braunge färbte Verbindungen übergehen, also die Braun färbung der Baumwolle bewirken. In der frischbereiteten Abkochung des Holzes der Catechuakazie kann Catechin wegen seiner geringen Löslichkeit nicht enthalten sein. Vielleicht enthält der Saft eine glycosidartige Verbindung, welche während des Eindampfens j des Extractes in Catechin und weiter durch Wasserabspaltung zum Theil in Catechugerb säure übergeht. Diese Umwandlung des Cate chins in die Anhydride C 33 H 31 O 16 undC 3s H 32 O 14 , welche nach Etti mit der Catechugerbsäure | identisch sind, nimmt in dem Catechu des I Handels nach und nach ihren Fortgang. Das i Präpariren des Catechus besteht darin, dass das Material in einem eisernen Kessel mit doppelten Wänden, zwischen welchen Dampf circulirt, einige Stunden lang geschmolzen wird unter Zusatz von etwa 10"/ 0 schwefelsaurem Aluminium oder der äquivalenten Menge einer Mischung von Alaun und schwefelsaurem Alu minium oder 0,5—2°/ 0 saurem chromsaurem Kalium. Man führt diese Operation schon seit langer Zeit 1 ) aus, weil durch dieselbe erfahrungs gemäss der Catechu an Färbekraft gewinnt und reinere Farben liefert. Welche Bestandtheile hierdurch verändert werden und welcher Art diese Veränderungen sind, ist bis jetzt noch nicht aufgeklärt worden. Wenn die oben aus gesprochene Ansicht auf das Präpariren des Catechins ausgedehnt werden darf, so besteht die einfachste Erklärung dieses Processes da rin, dass das in dem Catechu enthaltene Cate chin während des Schmelzens mehr oder weniger in die Anhydride, welche nach Etti’s Angaben mit der Catechugerbsäure identisch sind, über geht. Durch den Zusatz des Alauns und des sauren chromsauren Kaliums wird vielleicht die 1) Vergl. Pohl 1855, Dingler’s Polyt. Journ. 135, 396. 65