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No. 10. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. 505 welche äusser den 60000 Ringspindeln die sämmtlichen hierzu gehörigen Strecken, Grob-, Mittel- und Feinflyers bei Brooks bestellte. Seitdem hat das Geschäft in Vorwerken einen bedeutenden Aufschwung genommen und neuer dings hat die Castle Spinning Co., Staly- bridge, für ihre neu zu errichtende Spinnerei in Höhe von 100 000 Selfactor-Spindeln sämmt- liche Strecken, Grob-, Mittel- und Feinflyers bei Brooks bestellt. Wir hören ferner, dass die Stockport Ring Spinning Co., Limited folgende Ordre an Brooks ertheilt hat: 96 Garden, 16 Strecken, 12 Grob-, 26 Mit tel- und 52 Feinflyers und 140 Ringdrosseln und zwar ist dies die ganze Vorbereitung (mit Ausnahme der Putzerei) für die sämmtlichen aufzustellenden 53000 Ringspindeln. Vorspinnkrempel mit vielfachem Hacker und verschiebbaren Flortheilscheiben von Carl Edmund Stichert in Worcester (Mass., V. St. A.). D. R.-P. Nr. 59159. (Aus der Patentschrift.) Die bekannten Hacker an Vorspinnkrempeln, welche den Flor von der Hackerwalze ablösen, setzen infolge ihrer erforderlichen schnellen Umdrehungsbewegung alle Theile der Krempel in mehr oder weniger heftige Schwingungen, hierbei kommen sie selbst bald zu fern, bald zu nahe der Hackerwalze zu stehen und ver letzen im letzteren Falle die Kratzenbeschläge, während sie im ersteren Falle ihre Aufgabe der Florablösung ungenügend oder gar nicht erfüllen. In der vorliegenden Vorspinnkrempel ist dieser Hacker durch die in nachstehendem Patentanspruch näher bezeichnete Einrichtung ersetzt worden. Patent -Anspruch: Eine Krempel, in welcher die Ablösung des Faserflors von der Hackerwalze durch eine Viel zahl von Hackerschienen bewirkt wird, die in kreisförmiger Schiebungsbewegung nach ein ander zur Wirkung kommen. o@o— Weberei. Neue Drahtlitzenverbindung für Schaftgeschirre. (Hierzu die beiden Zeichnungen 1875 und 1891.) Die Drahtlitze ist in unserer deutschen Schaftweberei bereits seit mehr als 20 Jahren führung der eben erwähnten Drahtlitzenverbin dung datirt seit Mitte der 70er Jahre; als ihr Erfinder ist Herr Alwin Jänisch, Webmeister in Luckentvalde, zu bezeichnen. Dies hier zu erwähnen, halte ich umso mehr für eine Ehrenschuld, da dem Genannten für diese wichtige Verbesserung (womit viele Andere ein grosses Stück Geld verdienten) ein persönlicher j Vortheil seither nicht erwachsen ist. Obwohl diese Anwendung der Drahtlitze — 1 gegenüber der früheren, wo die letztere direct auf Rundeisen geschoben wurde — bedeutende Vortheile aufwies, so hafteten ihr dennoch zwei besondere Mängel an: 1) frühzeitige Abnutzung des Verbindungsfadens 2) beim Eingriff der Hand warf sich die Litze selbst sehr häufig i um ihre Achse. Nach vielseitigen Misserfolgen, welche auf die Beseitigung dieser Uebelstände hinzielten, ist es Herrn Jänisch zu Anfang dieses Jahres gelungen, eine geeignetere Ver- i bindung aus Stahldraht zu construiren. Er hat den seither eingeschalteten Helfenzwirn i durch hufeisenähnlich geformte Drahtstücke er setzt und zur Beweglichkeit der Litze selbst — diese nach ober- und unterhalb mit oval ge- I formten Zwischengliedern versehen. Beim Ein- j griff der Hand weicht nunmehr die Litze seit lich genügend aus, doch ist sie an der Drehung ! um ihre Achse verhindert; somit ist den weit- i gehendsten Anforderungen, welche in Bezug auf 1 Dauerhaftigkeit und Beweglichkeit an ein Schaft geschirr gestellt werden, Rechnung getragen. Letztgenanntes Webgeschirr ist gesetzlich | geschützt und inzwischen genügend ausprobirt; ! seit dem Monat April d. J. ist ein solches (12 Schäfte mit 11 200 Litzen auf 160 Centi- meter Breite) bei der Firma Tannenbaum, Pariser & Co. in Luckenwalde für feine Kammgarn-Buckskins im Gebrauch, ohne dass sich irgend welche Unvollkommenheiten gezeigt haben. Denk, Webschuldirector Spremberg (Lausitz). eine nicht zu unterschätzende Concurrentin der Garnlitze; sie ist in genanntem Zeiträume in verschiedenen Formen und Verbindungen zur . Anwendung gekommen. Als die bisher ge eignetste und bereits sehr verbreitete Draht litze für Schaftweberei gilt diejenige, welche aus Stahldraht hergestellt, jedoch ober- und unterhalb mittelst Helfenzwirn an die Schaft stäbe verschiebbar gebunden ist. Die Ein- Ueber Erzielung specieller Eigenschaften für bestimmte Gattungen wollener Waaren. Von G. B. II. Nachdem in dem I. Theil dieser Abhand lung fast ausschliesslich das Rohmaterial und seine charakteristischen Eigenthümlichkeiten, soweit diese bei Herstellung weicher Waaren in Betracht kommen, besprochen worden sind, gehen wir jetzt auf die verschiedenen Arten der Behandlung des Wollhaares über, wel cher es in den verschiedenen Zweigen der Fabrikation unterworfen werden muss. Es gil.t als ausgemacht, dass Wollen, die sich für Her stellung weicher, milder Wollenwaaren beson ders gut eignen, durch unrationelle Behandlung in der Fabrik ihre diesbezüglichen guten. Eigen schaften ganz oder theilweise verlieren können; ebenso wahr ist aber auch die Behauptung, dass Waaren, aus weniger weichen Wollen her gestellt, durch eine dem Zweck entsprechende Behandlung und Ausrüstung, besonders durch die Walke und Appretur, an Weichheit und Milde gewinnen und die mangelnde Qualität der Wolle wenigstens theilweise hereinbringen können. Die erste Bearbeitung der Wolle in Fabriken, welche feine, weiche Waare erzeugen, besteht in dem Sortiren derselben. Es ist nicht jeder Theil des Wollfliesses in seinen mehr oder minder guten Eigenschaften gleich, und des halb müssen die weniger guten Theile desselben von den besseren getrennt und den speciellen Zwecken entsprechend besonders verarbeitet werden. Der' edelste Theil des Wollfliesses bei fast jeder Rasse des Schafes ist der so genannte „Kamm“, oder der Rückentheil. Er erstreckt sich von den Schulterblättern zu bei den Seiten der Rückenwirbel bis kurz vor die Schwanzwurzel. In zweiter Linie stehen die Theile der Seitenflächen, dann zunächst des Bauches, Halses und Nackens, denen schliesslich als die geringsten diejenigen der Vorder- und Hinterschenkel folgen. In geord neten Schäfereien werden diese letzteren Theile des Fliesses, die sogenannten „Locken“ schon beim Scheeren des Schafes abgesondert gehal ten, und gewöhnlich zu einem geringeren Preise, aber zusammen mit der anderen Wolle, ver kauft. Auch die Fliesse von den Mutterschafen, den Hammeln, den Jährlingen und Lämmern werden gesondert gesackt, wenigstens dort, wo die grossen zahlreichen Heerden dies als er spriesslich erscheinen lassen. Hauptsächlich wird dies bei unseren grossen deutschen Stäm men eingehalten; bei den Colonialwollen ist diese Einrichtung in nur seltenen Fällen zu bemerken, weshalb bei der Fabrikation feiner und hochfeiner, besonders weich gehaltener Waaren unseren deutschen Stämmen immer noch der Vorzug gegeben wird. Ebenso wie