Volltext Seite (XML)
Anhydridbildung begünstigt und es werden gleichzeitig fremde Stoffe, welche in dem Ca- techu enthalten sind, derart verändert, dass sie an dem Färbeprocess nicht theilnehmen. Hier durch wird auch erklärt, warum bei der Her stellung von Catechin aus Catechu Wärme und die Anwendung von chemischen Agentien ver mieden werden muss. v. C. lieber Abfallwasserreinigungsanlagen für Färbereien, Bleichereien etc. Von Dr. A. Kielmeyer. V. (Schluss.) 3) Eine Färberei liefert täglich 600 kg Baumwoll- und 100 kg Schafwollgarne. Das Wasser für den ganzen Betrieb kommt aus einem 1,517 cbm fassenden Reservoir, welches täglich 15 mal sich füllt, also täglich 22 755 1 Wasser an die 2 Kochfässer (zusammen mit 2700 1 Inhalt), an 18 Farbwannen (Gesammt- inhalt 3250 1) und an 8 Waschbottiche (ins- gesammt mit 11 800 1 Inhalt) abgiebt. Um das Reservoir für die continuirliche Reinigung der verschiedenen Abwässer gross genug zu ge stalten und um die beabsichtigte, spätere Ver grösserung des Betriebes zu berücksichtigen, wurde den drei Abtheilungen der Thyll’schen Anlage eine Gesammtdimension für 100 000 1 Fassungskraft gegeben. Der Hauptartikel der betreffenden Färberei ist Baumwollgarn in Blauholz-Eisenschwarz ge färbt. Hierfür werden die in Wasser ausge kochten Garne zu je 200 kg in einem der grossen Kochfässer in Blauholzextract angesotten, herausgenommen und ausgewunden, wobei die ablaufende Brühe gesammelt und wieder in ' das Kochfass zurückgegeben wird. Dann werden die Garne auf Stöcke gemacht und zur Ent wickelung des Schwarz auf Eisenvitriol gestellt, gespült, gewaschen, in den Hydroextracteur und in die Trockenstube gegeben. Die nächstwichtige Baumwollfarbe desselben I Betriebes ist Braun, für welches die mit heissem Wasser entschlichteten Garne einige Stunden auf ein heisses Catechubad gestellt werden, je nach gewünschter Nüance mit oder ohne Blau holz — mit oder ohne Sumachextract. Nach dem Auswinden wird mit Chromkali entwickelt und so oft in das Catechu- und Chrombad herüber- und hinübergegangen, bis die Färbung so dunkel erscheint, als das vorgelegte Muster verlangt. Es wird wiederum ausgewunden und auf frischem Bad mit Alaunlösung geschönt, gespült, gewaschen, centrifugirt und getrocknet. Es kann natürlich nicht die Aufgabe eines Experten sein, das Verfahren einer Färberei zu kritisiren oder die Frage aufzuwerfen, ob es nicht rationeller wäre, z. B. für obiges Schwarz oder Braun zuerst die Beize und dann erst die Farbstoffe auf die Baumwolle zu bringen? Er hat einfach die Fabrikation zu nehmen, wie sie ist und sich jeder Vor lesung zu enthalten. In gleicher Weise wie das Braun werden dieNüancen von Grau, Mode, Drap, Havanna u. s. w. behandelt, nur dass Farbstoff und Beize in geringerer Menge zur Verwendung kommen, dass die Alaunbeize ganz oder theil weise durch ein Eisenvitriol-, Kalk- oder Kreidebad ersetzt und dass für gelbe Schattirungen Curcuma zu Hilfe gekommen wird. Für besonders zarte Farben wird das Garn zuvor in einer fremden Bleiche weissgemacht, um sie dann in eine Sumachwanne einzulegen, durch Brechweinstein zu nehmen und in Anilinblau, Anilinviolet, Methylenblau, Fuchsin, Solidgrün u. s. w. auszufärben. Auch kommt es vor, dass hierbei das Brechweinsteinbad durch ein Alaun bad ersetzt wird. Roth wird selten gefärbt, ünd zwar mit Coccin, Ci öceihscharläch und dgl., wofür die Baumwolle vor dem Färben in ein Bad von basisch-schwefelsaurer Thonerde eingelegt wird. Sämmtliche Schafwollgarne werden vor dem Färben in einem warmen Sodabad sowie in etlichen Wasserwannen gereinigt Und gewaschen. Schwarz wird für Wolle seltener verlangt als für Baumwolle, und alsdann in einem Eisen- schwarz, entsprechend obigem Baumwollschwarz, mit Blauholz, Kupfervitriol und Eisenvitriol ausgeführt. Eine Hauptfarbe für Wolle ist Bordeaux, welches mit Bordeaux R oder B her gestellt wird, wofür die Farbflotte einen Zusatz von Glaubersalz und Schwefelsäure erhält. Nach demselben Glaubersalzverfahren werden auch andere Azofarbstoffe verwendet, um die Wollgarne violet, rosa, blau, grün u. s. w. zu färben; Ponceau erhält Glaubersalz und Alaun, Echtroth wird mit Salzsäure auf die Wolle gebracht. Es kann nicht die Absicht des Verfassers sein, sämmtliche vorkommenden und nicht vor kommenden Verfahren hier aufzuzählen, es ge nügen obige Angaben, um ein allgemeines Bild der betreffenden Färberei zu geben und um sich eine Vorstellung vom Ursprung und dem möglichen Inhalt der Abwässer einer solchen Färberei zu machen. Diese Vorstellung erhält eine weitere Grundlage durch die Zahlen des angeblichen Tagesverbrauches von Chemikalien und Farbstoffen in dieser Fabrik. Es werden täglich verwendet 10 kg Blauholzextract 30° Be., 10kg Sumachextract 10° Bö., 8 kg Catechu, 4 kg Curcuma und 8 kg diverse Anilin — überhaupt Theerfarbstoffe, sämmtlich arsenfrei garantirt. Bei den nachstehenden Chemikalien ist, um eine annähernde Schätzung des für die Reinigung erforderlichen Kalk-Minimums vor nehmen zu können, die zutreffende Kalkmenge in Klammer beigefügt. Es werden beim Färben gebraucht täglich: 10 kg gebrannter Kalk, welcher in Abzug zu bringen ist und 5 kg calc. Soda 82 procentig, welche bei der Abwasser- reinigüng im Reservoir 2,2 kg Kalk ersetzen, ferner 5 kg Salzsäure 20 Be. oder 30 procentig (1,15 kg Kalk), 2 kg Schwefelsäure 98,5 pro centig (1,14 kg), 15 kg Eisenvitriol (3,04 kg), 2 kg Kupfervitriol (0,5 kg), 10 kg Alaun (2,38 kg), 3 kg Chromkali (0,7 kg), 1 kg Brech weinstein (0,18 kg) und 10 kg Glaubersalz (1,9 kg). Die beigefügten Kalkzahlen haben nur den Werth, zu zeigen, dass die so sehr gefürchtete Verunreinigung durch Chemikalien im Ganzen genommen leicht zu bewältigen ist. Denn wenn die Baumwolle oder Wolle von densel ben kein Gramm in ihrer Faser zurüekbehalten würde, so wären nach Abzug des im Betrieb selbst verbrauchten Kalk- und Sodaquantums, täglich nur 1,29 kg gebrannter Kalk erforderlich, um die Säuren zu binden bez. auszufällen. Frei lich kommt der Kalk hinzu, welcher verbraucht wird, um die saure Reaction der unterchlorig sauren Thonerde äufzuheben. Dieselbe wird wieder in oben angegebener Weise zum Ent färben der Abwässer benutzt, aus einem zweiten Fass mit Antichlörlösung unschädlich gemacht und aus dem dritten, mit KälkmilchgefülltenFass, vor dem Eintritt in das Reservoir vollständig neutralisirt. Der Schlamm am Boden des Reservoirs wird enthalten Gips, Eisenoxyd ul-, Eisenoxyd-, Kupfer oxyd-, Thonerde-, Antimonoxyd-, Chromoxyd hydrat und deren Verbindungen mit Gerb- und Farbstoffen, nebst weinsaurem und etwas fett saurem Kalk sammt den Faser- und -Holzstoffen, welche von diesen Niederschlägen mit zu Boden gezogen werden. Die überstehende klare Flüssig keit hat trotz der Vielseitigkeit der angewandten Färbereidroguen keine Complication ihrer Zu sammensetzung gegenüber dem Abwasser der früher aufgeführten Färberei erfahren. 4) Eine Tuchfabrik, verbunden mit Wäscherei und Färberei, verbraucht noch An gabe des Betriebsleiters für die Reinigung der Wolle täglich lO’/j kg Seife und 17 kg Soda. Beide kommen nicht in Betracht, weil die Tuch fabriken ihre Fettwässer in einer besonderen Grübe sammeln und an Untornehmungen ver kaufen, welche sich speciell mit der Verarbei tung solcher Fett wässer auf Fettsäure befassen. Sonstwerden in der Färberei täglich verbraucht : 2'/ 2 hg calc. Soda für das Schauern der Wolle, 5 kg Cochenille, 330 g Anilinfarben, 3 /i hg Zinnsalz (0,18 kg CaO), 3 kg schwefelsaure Thonerde (0,75 kg) und l’/ 4 kg Oxalsäure (0,55 kg), so dass die Chemikalien, wenn man für die 2^ kg Soda 1,1 kg Kalk in Abzug bringt, für sich allein nur 0,4 kg gebrannten Kalk täglich zu ihrer Neutralisation bedürfen würden. — Die Reinigung des Abwassers er folgt wiederum mit unterchlorigsaurer Thonerde, welche in diesem Fall, da keine Gerbstoffe im Abwasser Vorhanden sind, mit der billigeren Eisenvitriollösung wieder unschädlich gemacht wird. Da die 250 1 unterchlorigsaure Thonerde (nach ihrer in No. 7 S. 351 angegebenen Berei tung) 1,9 kg wirksames Chlor enthalten, da ferner 5 g Chlor im Stande sind, 39 g Eisenvitriol zu oxydiren, so sind im zweiten Fass 14,8 kg Eisen vitriol in 250 1 Wasser aufzulösen, um auf je 1 1 verbrauchter, unterchlorigsaurer Thonerde 1 1 Eisenvitriollösung demim Kanal vorbeilaufenden Abwasser zufliessen lassen zu können. Das dritte Fass enthält wieder eine Kalkmilch, deren Verbrauch nach dem Verbrauch von unter chlorigsaurer Thonerde und Eisenvitriollösung zu regeln ist. Nach dem angegebenen Betrieb erfordert die Reinigung überhaupt nur geringe Mengen der Chemikalien. Unter der schwach alkalisch reagirenden Flüssigkeit des Reservoirs sammeln sich die Niederschläge von Gips, Thonerdehydrat, Zinnoxydul- und Zinnoxyd hydrat, oxalsaurem Kalk, Eisenoxydul- und Eisenoxydhydrat, welches gegenüber der Leim- | Substanz der Cochenille zugleich als antisepticum betrachtet werden kann. 5) Zum Schluss sei noch das Beispiel einer Baumwoll- und Halbwoll-Stückfärberei gewählt. Dieselbe macht im Durchschnitt täglich 50 Baumwoll- und 30 Halbwollstücke fertig in verschiedenen Farben ; vorwiegend jedoch arbei tet sie Blauholzschwarz auf Halbwolle und Anilinschwarz auf Baumwolle. Sie ist mit den neuesten Maschinen und Apparaten in mehr als genügender Anzahl ausgerüstet, welche ihr gestatten, die Färb- und Beizflotten continuirlich zu benützen und möglichst zu erschöpfen, während die Färbereien alten Schlages durch fortgesetztes Weggiessen der einmal benutzten, | oft kaum halb ausgezogenen Bäder sich einer grossen Materialverschwendung und zugleich eifier handgreiflichen Verunreinigung des Fluss oder Bachwassers durch die Schmutzwässer be- fleissigen. Namentlich die für das Abwässer gefährlichste Flotte, die Anilinschwarzflotte, wird nie geleert, sondern immerfort nachge bessert, und von der für das Anilinschwarz bestimmtenFoulardmasehine führt ein besonderer Kanal in ein eigenes kleines Bassin, um die etwa verschüttete Schwarzbrühe zu sammeln und wieder zu benützen. So kommt die ganze Anilinschwarzfärberei für die Abwässerreinigung gar nicht in Betracht. — Aus dem Etablissement gelangen täglich 40 cbm Abfallwasser durch einen Hauptkanal in das Reservoir. Der tägliche Materialverbrauch ist angegeben zu: 16 1 /® kg Talgkernseife (mit 61 °/ 0 Stearinsäure und 10 % Natron), 2 l / a kg calcinirte Soda, beide von der Krappmaschine verbraucht, ferner 10 kg Schwefelsäure 66° Bö. und 2 kg Salzsäure 20 °/ 0 Be. Dieser Theil der Abwässer bean sprucht zur Neutralisation bez. Fällung, unter