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Verfahren und Vorrichtung zum Vor bereiten und Spinnen von Flachs, Hanf, Jute und ähnlichen Gespinstfasern von Frederik Septimus Herdman und William Blair Morton in Belfast, Irl. (D. R.-P. Nr. 185 579.) Beim Verspinnen von Hanf, Flachs, Jute und ähnlichen Gespinstfasern wird es störend empfunden, daß sich letztere wegen ihres Ge haltes an Pflanzengummi schwer in die ein zelnen Faserbestandteile zerlegen lassen. Dieser Pflanzengummi wirkt bis zur Beendigung des Spinnens störend und beeinträchtigt in den einzelnen Stufen der Vorbereitung und des Spinnens des Fasergutes die Arbeit der ver schiedenen Maschinen. Gemäß der vorliegenden Erfindung wird nun, wie die Patentschrift, der wir hier folgen, aus führt, das bereits gebrochene und geschwungene Fasergut in Bandform auf den Vorbereitungs oder Spinnmaschinen durch hin und her gehende Maschinenteile einer energischen Reibwirkung unterworfen, um das Fasergut möglichst in die einzelnen Fasern zu zerlegen. Der Pflanzen gummi wird hierbei durch diese wiederholt an gewendete Reibwirkung so zerrieben, daß die einzelnen Pflanzenfasern voneinander gelöst und dann leicht durch die betreffenden Mittel der Vorbereitungs- oder Spinnmaschinen in der üb lichen Weise bearbeitet werden können. Würde dieses Verfahren bereits vor dem Brechen und Schwingen angewendet, also vor dem Entfernen der holzigen Bestandteile, so würde der beabsichtigte Zweck nicht erreicht werden, weil die Gespinstfasern vorzeitig in die einzelnen Bestandteile zerlegt und somit aus einanderfallen würden. Die Erfindung bezieht sich daher auch nicht auf das Brechen und Entfernen der holzigen Bestandteile von den Fasern, sondern sie setzt erst nach der eigent lichen Schwingarbeit ein. Das Verfahren läßt sich am besten dadurch ausüben, daß die Ablieferwalzen der Vorbe reitungsmaschinen, wie Anlegemaschine, erste, zweite, dritte, vierte, fünfte Strecke usw., sowie auch der Vorspinn- und Feinspinnmaschine in schnelle Hin- und Herbewegungen in Richtung ihrer Längsachse rechtwinklig zur Faserlänge versetzt werden. Die Ablieferwalzen sind dabei der Länge nach mit feinen Nuten versehen. Bei einer Ausführungsform wird die Welle einer oder beider Ablieferwalzen in Längs richtung verschiebbar gelagert und steht unter der Einwirkung einer Feder, welche das Be streben hat, die Welle nach der einen Richtung hinzubewegen. Auf der Welle sitzt außerdem eine mit Vorsprüngen versehene Scheibe, welche bei der Drehung der Welle gegen einen festen Anschlag stößt und so in Verein mit der Feder eine schnelle Hin- und Herbewegung der Walze veranlaßt. In den Abbildungen ist eine zur Ausübung des Verfahrens geeignete Einrichtung zur Dar stellung gebracht, und zwar bedeutet: Fig. 1 die Vorderansicht der Ablieferwalzen einer Streck- oder Anlegemaschine, Fig. 2 eine Stirn ansicht von Fig. 1, Fig. 3 einen senkrechten Schnitt durch die Walzen, Fig. 4 die schema tische Darstellung einer Anlegemaschiue, während Fig. 5 eine für vorliegende Erfindung geeignete Streckmaschine veranschaulicht. Die Patentschrift sagt im weiteren: Es ist nicht erforderlich, die gemäß vorliegender Er findung vorzunehmende Behandlung des Faser stoffs in einer besonderen Maschine oder in einer besonderen, von der Maschine unabhängigen Einrichtung durchzuführen; dagegen ist es wünschenswert, die Behandlung des Faserstoffs an einer Anzahl hintereinander zur Anwendung kommender Maschinen, und zwar sowohl an der Anlegemaschine als auch an den verschiedenen darauffolgenden Vorbereitungsmaschinen vor sich gehen zu lassen. Am zweckmäßigsten erweist sich die Be handlung des Faserstoffs gemäß vorliegender Erfindung beim Verlassen der Maschinen, da es leichter ist, die Vorrichtung zur Hin- unjl Herbewegung der Walzen an dem Auslaßende der Maschine anzubringen; dieselbe kann aber unter Umständen auch an den Einzugswalzen oder zwischenliegenden Streckwalzen angebracht werden. Bei der Verwendung einer Anlege- oder Streckmaschine zur Ausnutzung der vorliegen den Erfindung werden in üblicher Weise die Lieferwalzen A und A 1 , wie Fig. 3 erkennen läßt, zweckmäßig geriffelt. Die untere Walze A erhält dabei während ihrer Drehung eine schnelle Hin- und Herbewegung in Richtung ihrer Längs achse. Um dies zu bewirken, kann man in der aus Fig. 1 ersichtlichen Weise vorgehen. zur Erzielung der Hin- und Herbewegung ist nur als Beispiel aufzufassen und kann durch irgend eine andere bekannte Vorrichtung er setzt werden. Bei Behandlung eines feinen Vorgespinstes genügt es unter Umständen, nur die eine Walze zu riffeln, gegebenenfalls können auch beide Walzen glatt oder leicht gerauht sein. Dieses bildet jedoch keinen Teil der Erfindung. Statt die Lieferwalzen A A' (Fig. 4) in Hin- und Herbewegung zu versetzen, können auch die Einzugswalzen A‘ und A :i mit einer entsprechenden Einrichtung ausgerüstet sein, um in ihrer Längsrichtung hin und her geführt zu werden. Unter Umständen können auch statt der Liefer- oder Einzugswalzen die zwischen diesen vorgesehenen Streckwalzen eine Hin- und Herbewegung ausführen. In einer Vorspinnmaschine kann die II in- und ’Herbewegung in Längsrichtung von den hinteren Walzen abgeleitet werden. Statt eines der an den Vorbereitungs maschinen vorhandenen Walzenpaare für die Behandlung heranzuziehen und in Längsrich tung hin und her zu führen, können an diesen Maschinen auch besondere Walzen angebracht werden oder besondere Maschinen vorgesehen sein, welche derartige Walzen aufweisen. Das Fasergut kann dann entweder allein auf diesen Maschinen oder in Verbindung damit auf den entsprechend ausgebildeten Vorbereitungs maschinen der Bearbeitung unterworfen werden. Das Fasergut kann dann mit derartigen Ma schinen entweder vor dem Eintreten oder nach dem Austreten aus den Vorbereitungsmaschinen behandelt werden. Mit der Behandlung des Fasergutes kann man auch warten, bis es eine Anlegemaschine oder eine der übrigen Vor bereitungsmaschinen, z. B. die Streck- oder Dupliermaschine, verlassen hat. Das Fasergut, z. B. Flachs, wird zunächst in üblicher Weise durch Schwingen behandelt, zu welchem Zwecke Vorrichtungen oder Maschinen mit Riffelwalzen zum Entfernen der holzigen Bestandteile ver wendet werden. Hierauf kann der Faserstoff bis zu einem geringen oder größeren Grade, je nach der Natur der Fasern, gehechelt werden. Diese Hechelarbeit ist, wie bereits erwähnt, in Die Welle B der unteren Walze A ruht in Lagern C und wird von einer Feder l) um geben, welche die Walze stets in der aus Fig. 1 ersichtlichen normalen Lage zu erhalten bestrebt ist. In der Nähe ihres anderen Endes trägt die Welle B eine Kurvenscheibe E, welche mit einem feststehenden Stift E 1 in Berührung steht. Auf diese Weise wird die Welle während ihrer Drehung in Längsrichtung hin und her bewegt, und zwar macht dieselbe bei jeder Umdrehung 10 bis 15 und pro Minute ungefähr 700 bis 750 Ausschwingungen, deren Anzahl von der Geschwindigkeit, mit der die Welle umläuft, abhängt. Auch der oberen Walze A 1 kann man eine solche Bewegung erteilen. In diesem Falle geht man dann derart vor, daß die obere Walze stets in entgegengesetzter Richtung zur unteren ausschwingt. Das in Fig. 1 dargestellte Mittel manchen Fällen vollständig entbehrlich, läßt sich aber in allen Fällen gegenüber den bis herigen Verfahren wesentlich einschränken. Das Fasergut gelangt hierauf in die üb lichen Vorbereitungsmaschinen, in denen es in der geschilderten Weise der Einwirkung der in ihrer Längsrichtung schnell hin und her ge führten Walzen unterworfen wird. Dabei wird der Faserstoff wiederholt rechtwinklig zu seiner Längsachse einer hin und her gehenden Zug wirkung unterworfen. Hierdurch soll ein Teilen des Fasergutes und ein fast vollständiges Zer legen desselben in seine einzelnen Fasern er folgen, ohne daß sich hierbei Werg oder Ab fall bilden kann. Das Fasergut wird dabei außerdem wesentlich nachgiebiger und in seiner Beschaffenheit verbessert.“