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294 LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL INDUSTRIE. No. 9. getrennt aufgeführt sind, so wurde für die Position d die Amortisation im Durchschnitt mit 4 Proz. und die Unterhaltung dieser Anlagen mit 1 Proz., also im ganzen diese Unkosten mit 5 Proz. berechnet. Die übrigen Unkosten stützen sich auf andere Angaben und speziellere Aufstellungen, die hier nicht wiederholt wurden. Die letzten Ausgaben für Wassersteuer sind durchaus örtlicher Natur, wurden aber in mäßiger Höhe angenommen, was allerdings nicht ausschließt, daß im Einzelfalle dieselben noch niedriger sein können. Der Jahresausgabensumme wurde dann noch eine Position, betreffend Aus gaben für Fuhrwerk, hinzugefügt, welche die Mehr kosten darstellen sollen, welche für die mit der Wasserkraft verbundenen Fabriken aus dem weiteren Transport von Rohmaterialien und Fabrikaten von und zur Eisenbahn — gegenüber anderen Betriebs kräften — etwa erwachsen könnten. Die vorletzte Position der Übersicht IV enthält nun die Jahreskosten für 1 PSe einmal ohne Fuhr werkskosten und dasandereMal mitFuhrwerkskosten. Die letzteren werden bei den kleineren Kräften das Resultat mehr beeinflussen als bei größeren. Deckert ermittelte für eine Wasserkraftanlage von 300 PSe im Jahre 1881 laut Übersicht II 133 Mark Jahresbetriebskosten für 1 PSe (bei 8750 Mk. Gesamtausgaben für Fuhrwerk). Bildet man nun aus der Übersicht III für die 3 Kräfte von 240 PS« das Mittel und schließt aus diesem auf die Anlage werte für 300 PSe, so erhält man Anlagekosten für die Kanäle usw. Summa . ■ 137700 Mk. und für die Turbine mit Turbinenhaus Summa d 102300 „ , für die ganze Anlage 240000 Mk. oder für 1 PSe Anlagekosten 800 Mk. Auf dieser Grundlage ergeben sieh die Jahres betriebskosten zu 27 300 Mk. und wenn man nach Deckert hier noch rund , , 8700 „ Fuhrwerksunkosten hinzurechnet, in Summa 36000 Mk. Jahreskosten. Bezogen auf 1 PSe sind daher die Jahreskosten 91 Mk. ohne Fuhrwerk und 120 Mk. mit Berücksich tigung desselben. Diese letzteren mit den Deckert- schen vergleichbaren Kosten sind also um 13 Mk. für 1 PSe niedriger. Die weitere Betrachtung der Übersicht IV zeigt, daß die Jahreskosten, bezogen auf 1 PSe, ganz er heblich mit der Zunahme der Größe der Wasser kraftanlage abnehmen: von 113,17 Mk. auf 19,56 Mk. ohne Fuhrwerkskosten und von 142,09 Mk. auf 21,24 Mk. mit Fuhrwerkskosten. Aber alle diese in Übersicht IV zusammenge stellten Werte gelten nur für den Fall I, daß ein ununterbrochener Betrieb während des ganzen Jahres in 300 Tagen bei 10 12-stündiger täglicher Arbeits zeit möglich ist. Müssen Hilfsdampfmaschinen aufgestellt werden, dann steigen die Jahresbetriebskosten, wenn die selben auch nur 30—50 Tage (wie dann gewöhnlich) im Gange erhalten zu werden brauchen, erheblich. Aber auch in diesem Falle II darf der Gesamtbe trieb nicht höhere Kosten als derjenige mit einer anderen Kraft allein verursachen. Es mögen jetzt einige neuere Beispiele für die Kosten der Dampfkraft nach den Tabellen von Eberle 1898 folgen, Die Anlage von 550 PSe ist dann mit der nach Übersicht III und IV erhal tenen Wasserkraftanlage von 540 PS vergleichbar. Eberle rechnet für Verzinsung des Gesamt kapitals zwar nur 4’; 2 Proz., während in Übersicht IV und früher für Wasserkräfte 5 Proz. zugruude gelegt wurden, jedoch sind seine Kohlenverbrauchs ziffern andererseits höher, als sie jetzt angenommen werden können, sodaß hierin ein Ausgleich vor handen ist. Abschreibungen sind für maschinelle Anlagen mit 7 Proz., für die Gebäudekosten mit 2'/, Proz. in Ansatz gebracht. Übersicht V. Anlage- und Betriebskosten für Verbund-Konden sationsmaschinen bis 400 PSe mit 2 facher und von 400 — 1000 PSe mit 3facher Expansion, Betriebsdauer 300 Tage zu 10 Stunden. Für 100 300 550 1000 PSe Mk. .. Mk. Mk. Mk. (losamte Anlagekosten . . 42 450 93675* 142462* 236100 Gesamte Jahres- j Mk. 1,0= 10664 24191* 35228* 59115 kosten bei einem ( 1 6 = 12754 29765* 43454 * 74070 Kohlenprei» für 20 1414g 33482 . 48937« 84040 100 kg von ' " ’ Kosten der PSe 1 Mk. 1,0 - 106,61 80,63 64,05 59,12 im Jahr bei einem I , ,. .. 12; 54 !Mt 77 79,00 74,07 K< 10o"kg < von llr ) * 2,0= Ul,48 111,83 88,98 84,04 *) Die mit * bezeichneten Werte in obiger Über sicht für 300 und 550 PSe wurden durch Inter polation aus der Tabelle 9 von Eberle gefunden. Für 100 300 550 1000 PSe Kosten der PSe . Pfg. Pfg. Pfg* Pfg* in einer Stunde in 1 Mk. 1,0 = 3,55 2,69 2,14 1,97 Pfennigen bei ‘ „ 1,6 = 4,25 3,31 2,64 2,47 einem Kohlenpreis 1 „ 2,0 4,72 3,72 2,97 2,80 für 100 kg von 7 Hiernach ergeben sich die Kapitalwerte K der Dampfmaschinen Für 100 300 550 1000 PSe Mk. Mk. Mk. Mk. hei einem 1 Mk. 1,0 = A", 149090 335585 494 742 827250 Kohlenpreis für} „ 1,6 = K 2 169990 391325 577002 976800 100 kg von I „ 2,0= K 3 183930 428445 631832 1076500 Die vorhin und in der Übersicht IV vorge führten Anlage- und Betriebskosten der Wasser kraft im Jahr, die hier zum Vergleich herangezogen werden sollen, sind folgende: Für die Wasserkräfte von Anlagekapital . Jahreskosten ( für 1 PSe bei I ohne Fuhrwerk . nur Tagbe- | mit Fuhrwerk trieb l 300 540 6000 PSe 240000 280000 1200000 Mk. 91 61,85 22,00 „ 120 76,66 24,00 „ Es ergibt sich aus dieser Übersicht V, daß die 300 PSe Wasserkraft mit 240000 Mk. Anlagekapital 0,71 zu teuer ist, da sie höhere Betriebskosten hat als die Dampfkraft. Diese Wasserkraft dürfte bei einem Preise von 1 Mk. bezw. 2 Mk. für 100 kg Kohlen höchstens den Wert von 0,6 K, bezw. 0,5 K a , also rund von 201000 Mk. bis 214000 Mk. haben, um auch bei vermehrten Transportkosten konkurrenz fähig zu sein. Die 540 PSe-Wasserkraft ist bereits mit 280000 Mark = 0,58 bei einem Kohlenpreise von 1 Mk. an der Grenze der Konkurrenzfähigkeit mit der Dampfkraft angelangt, wenn vermehrte Transport kosten durch Fuhrwerk nicht berücksichtigt zu werden brauchen. Nur bei teurer Kohle ergibt sich dann, auch bei Berücksichtigung vermehrter Trans portkosten, noch ein Vorteil für die Wasserkraft, ihr Wert ist alsdann W A = 0,443 K a . Soll diese Kraft auch bei 1 Mk. für 100 kg Kohlen genügend konkurrenzfähig, trotz erhöhter Transportkosten, sein, so darf ihr Anlagewert 0,5.494 742, rund 247 000 Mk. nicht überschreiten. Damit also in diesen Fällen die Wasserkraft unter allen Umständen, also auch bei Fuhrwerk berücksichtigung, konkurrenzfähig bleibt, muß deren Kapitalwert zwischen 0,6 bis 0,5 K liegen, je nach dem Koblenpreise von 1 Mk. bezw. 2 Mk. für 100 kg, wie früher für Fall I angegeben wurde. Wir sehen ferner, daß die größeren Wasser kräfte sehr viel billiger arbeiten und sehr gut bei den angegebenen Anlagewerten mit der Dampfkraft konkurrieren können, weil ihre Anlagekosten be deutend unter den Grenzwerten liegen. Der Ver gleich der 6000 PSe-Wasserkraft, welche 22—24 Mk. Jahreskosten für 1 PSe verursacht, kann natürlich nur mit einer 6000 PSe-Dampfanlage erfolgen. Multipliziert man die Anlagekosten der Dampf maschine für 1000 PSe mit 6, in der Annahme, daß 6 solcher Maschinen aufgestellt werden, und zieht man wenigstens 10 Proz. ab, wegen alsdann ge ringerer Baukosten, und nehmen wir auch 10 Proz. niedere Betriebskosten an, so ergeben sich rund 1 275 000 Mk. Anlagekosten und Mk. Mk. „ ...... ( 1,0 = 319500 Gesamtjahreskosten her 16 = 400 000 einem Kohlenpreis für 100 kg von (20 = 454 000 , Hiernach ergeben sich für die angenommenen Kohlenpreise die Kosten im Jahr für 1 PSe zu 53,25 Mk. bezw. zu 66,66 Mk. und zu 75,66 Mk. Die Kapital werte der 6000 PSe-Dampfanlage sind dann: = 4470000 Mk. bezw. K t — 5275000 Mk. und A' ;i = 5815000 Mk. Der Anlagewert der 6000 PSe-Wasserkraft von 1200000 Mk. beträgt also: 0,268 K v bezw. 0,227 K 2 und 0,206 von den Kapitalwerten der Dampf maschine. Die Wasserkraft könnte aber auch teurer sein und etwa kosten: 0,6 . 4470000 = 2682000 Mk. bis 0,5 . 5815000 2907000 Mk., um für den Fall I, nämlich, daß sie in jeder Hinsicht günstig liegt und ohne Hilfskraft auskommt, noch mit der Dampfkraft konkurrieren zu können. Die Jahreskosten steigen dann aber bis auf 52 Mk. für 1 PSe. Bei einem Anlagekapital von 1200000 Mk. ist dagegen diese Kraft, wie eine kleine Nachrechnung ergibt, so günstig situiert, daß sie auch bei Be nutzung einer Hilfskraft, Fall II, oder elek trischer Kraftübertragung, Fall HI, noch kon kurrenzfähig gegenüber der Dampfkraft bleibt, vor ausgesetzt, daß im letzteren Falle die hydraulische Kraftquelle um die durch die elektrische Übertra gung eintretenden Verluste von za. 25—30°/ o bei 60—70 km Entfernung bis zur Empfangsstation ge steigert werden kann. Für den Fall IV, wenn also neben der elektri schen Kraftübertragung auch noch eine Hilfsmaschine zeitweilig in Tätigkeit kommen müßte, wäre noch allenfalls ein Nutzen von der Wasserkraft zu er warten, so lange deren Anlagekosten innerhalb der am Anfänge unserer Betrachtungen angegebenen Grenze IV. W = 0,2 bis 0,3 K liegt. Derselbe nähert sich hier aber bereits für den niedersten Kohlenpreis mit 0,268 Ä', der obersten Grenze, so daß zu ermitteln bleibt, ob für die Differenz von 2682000—1200000 = 1482000 Mk., welche für den höchsten Kohlenpreis auf rund 1 700000 Mk. steigt, die erforderliche Hilfskraft und elektrische Übertragung erlangt werden kann? Es liegt nun nicht in meiner Absicht, an dieser Stelle noch weitere Beispiele anzuführen. Hervor gehoben sei aber noch, daß bei fortlaufendem 24stün- digen täglichen Betriebe — wie er aber nur für wenige Fabrikbetiiebe gestattet ist — eine kontinu ierlich wirkende Wasserkraft wesentlich wertvoller wird. An der Hand der gegebenen Hinweise und der angeführten Literatur ist es jedoch auch für diesen Fall leicht möglich, sichere Unterlagen für den Wert der Wasserkraft gegenüber der Dampf kraft zu gewinnen. Es möge aber noch folgende Angabe über elektrische Kraftübertragungen nach dem Buche von E. Mattern 1906 S. 112 und 113 hier Platz finden. „Intze fand bei seinen Untersuchungen über die Nutzbarmachung von Wasserkräften (13000 PS) für in dustrielle Zwecke durch den Masurischen (Ostpreußen) Schiffahrtskanal (Berlin 1894) für die Kraftverminde rung der Anfangsleistung infolge von Verlusten im Leitungsnetz und für die Zunahme der Kosten durch den Geldaufwand der elektrischen Übertragung die Werte der nachstehenden Tabelle. Dabei betragen die Kosten der Nutzpferdekraft am Gewinnungsort bei 7200 Arbeitsstunden jährlich 17 Mk.“ (!). Übersicht VI. Kostenzunahme und Kraftabnahme bei elektrischer Kraftübertragung am Masurischen Schiffahrtskanal. (Unter Hinzufügung des Wirkungsgrades und einer Korrektur der Rubrik für 70 km.) Gewinnungs ort der Wasserkraft Verwen dungsort der elek trisch über tragenen Kraft tt — Entfernung j = 3 beider Orte | Größe der Kraft Kosten für 1 PSe am Verwen dungs ort jährlich Berechneter Wirkungsgrad am Gewin nungs ort PSe am Ver- wen- dungs- ort PSe Alienburg Königsberg 52 1776 1220 65 Mk. 0,687 Wehlau 14 1776 1460 42 „ 0,822 Aliendorf Königsberg 60 1944 1300 70 „ 0,670 Georgenfelde Insterburg 40 2400 1730 58 „ 0,721 Gumbinnen 60 2400 1600 70 , 0,670 71 Königsberg 70 1540 993 78 „ 0,645 „Intze rechnet mit Übertragungseinheiten von 1000 PS e und Spannungen in der Fernleitung von 10000 Volt. Bei den heutigen hohen Spannungen bis 60000 Volt und mehr würden sich die Ergebnisse günstiger stellen.“ Bildet man in bezug auf die Entfernung und die Kosten das Mittel und addiert die PS e , so er ¬ hält man Folgendes, nämlich daß auf rund 50 km Entfernung 11 836 PSe transportiert, 8303 PSe an der Empfangsstation ergeben, die mit durchschnitt lich 63 Mk. für 1 PSe im Jahr bei Tag- und Nacht betrieb abgegeben werden sollen. Bei der Über tragung gehen also za. 30 Proz. verloren und ist der Wirkungsgrad 8303 71 — 11836 = 0,701. Nach Eberle würden bei einer Betriebsdauer von 365 Tagen zu 24 Stunden, also von 8760 Arbeits stunden, für 1000 Dampf-PSe die Jahreskosten für 1 PSe sein bei einem IMk. 1,0 117,65 Mk. „ ,. ip KosteI1 1,34 Pfg - Kohlenpreise für ( „ 1,6 157,52 „ ' , Slu ,', ie 1,80 „ 100 kg von l „ 2,0 = 184,10 „ 111 1 2,10 „ Der Kohlenpreis für 100 kg liegt in Ostpreußen für oberschlesische Kohle z. Z. zwischen 1,7 und 2 Mk. Daher würde der Preis von 63 Mk. für die elektrisch übertragene Wasser-PSe für Tag- und Nachtbetrieb eine bedeutende Ersparnis gegenüber der Dampf-PSe darstellen. Gilt aber dieser Preis auch, wenn nur 10 bis 12 Stunden am Tage ge arbeitet werden (er müßte alsdann niedriger sein), so ist derselbe immer noch geringer als der für die Dampf-PSe. (Man vergleiche Übersicht V für 1000 PSe.) (Schluß folgt.)