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Polytechnische Beilage zur Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie. Mittheilungen für die Praxis des Fabrikbetriebs, insbesondere über Fabrikbauten, Dampf-, Wasser- und elektrische Anlagen. Ventilation, Heizung, Beleuchtung u. dergl. mehr. Moderne Fabrikanlagen mit besonderer Berücksichtigung der Textilindustrie. Von Ingenieur Ludwig Utz, Professor an der Lehr anstalt für Textilindustrie in Wien. [Nachdruck untersagt.] (Fortsetzung.) 1-8—2-25 m. Die Höhe ist 8 — 3'5 m, je nach der Stockwerkhöhe. Kleinscheibige schmiedeeiserne Fenster sind in den Figuren 1—3 dargestellt, zugehörige De tails in Fig. 4—5. Die Fundamentmauern werden aus Quadersteinen in gehöriger Stärke auf einem Betonklotz aufgebaut, der auf zuverlässigem Baugrund aufsitzt. Von ca. s / 4 m über dem Erdniveau an erfolgt der weitere Aufbau aus Ziegelmauerwerk mit Kalkmörtel, entweder als Rohbau Für den Fabriksbau kommen folgende Gebäude arten in Betracht: I. Der Hoch- oder Geschossbau mit Seitenlicht, d) die feuersichere Anlage, b) die langsam brennende Anlage; II. der Erdgeschossbau, d) mit Seitenlicht, &) mit Oberlicht, 1. mit verschiedener einfacher Bedachung und ein gesetzten Rahmen mit Verglasung; 2. Pfettendächer mit doppelter Schalung, gleich schenklig über den grösseren Spannweiten, ungleich schenklig über den kleineren; 3. Der Sägeshed in den verschiedensten Ausfüh rungsformen mit einfacher oder doppelter Verglasung; 4. der belgische Shed; 5. der Laternenshed; 6. der combinirte Shed; 7. der Sequin - Bronner Shed mit flacher Holz- cementbedachung und neuem sattelartigem Oberlicht. III. Mehrschiffige Gebäude mit hoher Mittelhalle und Gallerien in den Seitenschiffen. I. Der Hoch- oder Geschossbau. Bei einem Hoch- oder Geschossbau mit Seitenlicht soll das Ge bäude nie zu breit angelegt werden, damit auch die Mitte des Saales noch eine genügende Liehtmenge er hält. Mit der Grösse und Zahl der Fenster darf aus diesem Grunde nicht gespart werden und man wird gut thun, die Fenster aus gusseisernen oder schmiede eisernen Rahmen mit Luftflügeln herzustellen (Fig. 1 bis Fig. 5). Die Breite der Fenster verhält sich gewöhnlich zur Breite der Zwischenpfeiler wie 1:1 oder wie 3 : 2. Empfehlenswerthe Grössenverhältnisse, besonders für Spinnereien, sind: Zwischenpfeiler 1 m, Fensterbreite oder mit Verputz. Die Mauern erhalten die im Gesetz vorgeschriebene Stärke. Die Höhe der Gebäude ist selten noch so hoch wie früher, sie werden meist nur 2—3 stockig aufgeführt. Moderne englische Spinnereien bestehen aus 6 Ge schossen: einem Keller, dem Parterre und 4 Stock werken. Ueber das flache Dach ragt ein Thurm, in welchem das Reservoir für die automatischen Feuer löschbrausen (Sprinklers) aufgestellt ist. Maschinenbaus und Kesselhaus sind unmittelbar an das Hauptgebäude angebaut, der Seilgang theilt letzteres in zwei verschieden grosse Abschnitte. Das Kellergeschoss dient fast immer als Garnkeller, welcher stets durch Wasser berieselt wird und enthält die Staubkammern und Beleuchtungs- und Ventilations einrichtungen, welche die feuchte Luft durch senkrecht aufsteigende Schlote den Spinnsälen zuführen. Im ebenerdigen Geschosse ist nahe an der Putz maschine, von den übrigen Räumen feuersicher ge trennt, die Putzerei untergebraeht, an welche sich im selben Stockwerke, um einen kurzen Wickeltransport zu erzielen, die Krempelsäle, welche zumeist auch die Strecken-, Grob-, Mittel- und Feinbänke enthalten, an schliessen. Die Anordnung ist häufig auch derart, dass die Flyers im 1. Stock untergebracht sind, woselbst sich über der Putzerei die Mischungsräume befinden. Mittelst einfacher Hebe- und Rollkrahne werden die zu mischenden Ballen in die Höhe gehoben, die Wolle durch Ballenöffner gelockert, durch Ballentücher zu Mischungen geformt, und dann durch Speisevorrich tungen (Hopper-Feeder) in die Saugöffner gebracht. Die übrigen Stockwerke sind ausschliesslich für Spinn- maschinen-Haspel bestimmt. Bei anderer Anordnung sind im längeren, durch den Seilgang getrennten Tract die Carderie, auf der anderen Seite des Seilganges der Batteriesaal, im 1. Stock, unmittelbar über den Vorwerken, sind die Spinnmaschinen aufgestellt, während sich im kurzen Flügel über dem Batteriesaal der Mischungsraum be findet. In den oberen beiden Sälen werden die Fein ¬ spinnmaschinen aufgestellt. Die Höhe der verschiedenen Stockwerke ist ge wöhnlich folgende: Keller 1'83 — 2T4 m, Parterre 4'5 — 5 m, 1. Stockwerk 4 m, 2. Stockwerk 3'8 m, 3. Stockwerk 3’66 m. (Fig. 6, Querschnitt einer Spin nerei.) Die Stiegenhäuser, Kanzleien, Aufzüge, sowie die Aborte sind in einem selbständigen Anbau, welcher vom eigentlichen Spinnereigebäude durch Vorhäuser getrennt ist, untergebracht. Der Anbau enthält die Wasserbehälter für die Sprinkleranlage zum Schutze der Arbeiter bei Feuersgefahr. Die Innenconstruction der Gebäude wird entweder i „feuersicher“ oder „langsam brennend“ angeordnet. In ersterem Falle sind die Säulen und Haupttraversen mit | einer Ummantelung versehen, in letzterem Falle gibt man keine solche, vermeidet jedoch alle brennbaren Bauconstructionstheile. In Spinnereien wird die Ummantelung der Eisen- theile gewöhnlich nur im Batterie- und Mischungs- ! raume vorgenommen, in Webereien wird dieselbe ganz unterlassen. Die Ummantelung besteht entweder aus Korkstein, aus Xylolith mit einem Blechmantel oder aus so- I genannten Moniermänteln. Die Bauart der Deeken ist meist eine vollkommen feuersichere. Die Saaldecken bestehen aus Längs- trägern von Doppel - T - Form und einer Höhe von 300—420 mm (bei einer Längssäulen-Entfernung von 6—7-5 m). Sie werden für ruhende Last mit 4facher, für mobile Last mit 5facher Sicherheit berechnet. Diese Träger sollen mit den Hauptmauern der- ! artig verbunden sein, dass trotz der Verankerung eine , Ausdehnung durch Erwärmung, z. B. bei einer Feuers brunst, ermöglicht ist, um Formänderungen und daraus 11*