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Bedarf an billigen, aber gut aussehenden Kleiderstoffen etc., hat die Halbwollindustrie eine derartige Bedeutung gewonnen, dass sich ihr selbst Industriecentren zuwenden, die bis vor kurzem nur reine Wolle verarbeiteten. Die natürliche Folge davon ist, dass auch der Halbwollfärberei immer mehr Aufmerk samkeit zugewendet wird. Waren früher die sauren Woll- und basischen Baumwollfarb stoffe auf diesem Gebietefast Alleinherrscher, so gelang es doch den jahrelangen unausgesetzten Bemühungen der verschiedenen Farbstoff producenten neuerdings, die substantiven Baumwollfarbstoffe mehr und mehr in den Vordergrund zu schieben; dieselben haben sich heute bereits einen derartigen Consum gesichert, dass die Halbwoll-Einbadfärbe methode zum Rüstzeug jedes tüchtigen Halb wollfärbers gehört. Trotzdem ist sie nicht für jeden Halbwollstoff unbedingt zu em pfehlen; für manche verbietet sie sich sogar direct; dies gilt zum Theil für die z. B. in in der Mark, in der Lausitz und anderen Orten Deutschlands sesshafte Industrie der halb wollenen Confectionsstoffe mit Shoddyschuss. Da die zum Schuss verwertheten Wollen bereits gefärbt sind, das Sortiren der Lumpen nach Farben die Waare aber sehr vertheuert, so wird es stets das Bestreben der Industrie sein, selbst die lebhaftesten Farben auch auf dem dunkelsten Grunde zu erzeugen, oder wenigstens lebhafte Marinetöne, braun etc. auch auf schwärzlichem Untergründe zu er zielen. Für diesen Zweck sind aber die zu Gebote stehenden substantiven Farben meistens nicht lebhaft genug; man muss daher zu den klarsten der sauren Wollfarb- stofle, dem Wasserblau, Säuregrün, Säure violett etc. greifen. Da diese aber wieder’ für die Einbadfärbemethode meistens un geeignet sind, musste man dieselbe bald verlassen. Man ging zuerst in der Weise vor, dass man schwarze säureechte Baum wollfarbstoffe, welche auch in kochendem Bade möglichst wenig Farbstoff an die Wolle abgeben, auffärbte, dann spülte und in frischem schwefelsaurem Bade mit den ent sprechenden Wollfarbstoffen ausfärbte. Eine zweite noch jüngere Methode lehnt sich an den älteren Färbeprocess, Abdunkeln der Baumwolle mit Mirabolanen und Eisen an; man färbt zuerst die Wolle sauer in der ge wünschten Nüance und dunkelt dann die Baumwolle mit einem Farbstoffe nach, der in kaltem oder lauwarmem Bade die Baum wolle tief genug deckt. Da bei diesen Stoffen (Halbwoll-Kammgarne, Eskimos etc.) die Baumwolle in der Regel nicht ganz offen neben der Wolle liegt, so braucht sie nicht genau dieselbe Nüance zu zeigen wie die Wolle; es genügt, dass sie nicht „grinst“, sie muss also tiefer gefärbt sein als die Wolle. Die beiden Methoden erfordern aber zwei Färbebäder, eins für die Wolle, ein zweites für die Baumwolle. An diesem Mangel setzt ein neues Verfahren ein, welches bei mehr fachen Versuchen im Grössen ein sehr be friedigendes Resultat gegeben hat. Die ge nannten Artikel werden, wie sie vom Stuhl herunterkommen, erst gewalkt, dann gespült und endlich gefärbt. Gelang es nun, unter den neueren, die Baumwolle in kaltem Bade genügend anfärbenden Schwarz eins zu fin den, das der Walkflüssigkeit zugesetzt den Walk- und Färbeprocess vereinigen lässt und dabei das Ueberfärben in stark saurer Flotte (Wolle) aushält, so war nicht nur ein Bad, Zeit und Arbeitslohn gespart, sondern es ergeben sich noch eine Reihe weiterer, später zu erwähnender Vortheile. Ein derartiges Schwarz fand sich nun im Plutoschwarz BS extra (Bayer). Das Ver fahren besteht also in folgendem: Für 2 Stücke von je 75 Pfund sind etwa 60 Liter Walkflüssigkeit (Sodalösung) erfor derlich. In diesen 60 Litern löst man l x / 2 bis 2 kg Plutoschwarz BS extra und giesst die Waare damit auf dem Walkcylinder an; dann lässt man je nach der Walke, welche die Waare erfordert, l 1 /,—2’/ 2 Stunden laufen. Um die Farbstofflösung nach Möglichkeit zu erschöpfen, setzt man in der letzten halben Stunde noch etwas concentrirte Glaubersalz lösung zu. Dann nimmt man die Waare auf den Waschkump und walkt und wäscht fertig. Auf diese Weise wird die Baumwolle satt genug gefärbt, ohne dass auch nur ein ein ziger Process mehr erforderlich wäre als sonst. In Folge der Alkalinität der Walklauge wird die Wolle nur spurenweise angefärbt; auf weissem oder hellem Wollmaterial lassen sich daher leicht die klarsten Töne erzielen; die Wolle färbt man nach Belieben mit sau ren oder Sulfonfarbstoffen nach und kann, wenn die Baumwolle eine bessere Ueberein- stimmung mit der Wolle zeigen soll, dieselbe bis zu einem gewissen Grade auch nach der Halbwoll-Einbadfärbemethode erzielen. Ein nicht unwesentlicher Vortheil endlich besteht darin, dass man sich Waare mit derartig vor gefärbter Kette auf Lager legen und dann in kürzester - Zeit je nach der verlangten Nüance einfärben kann, ein Umstand, der eine bedeutende Reducirung der Lagerbestände ermöglicht. Schliesslich sei noch bemerkt, dass bei Bedarf an. helleren Farben auch die Waare mit dunklerem Shoddyschuss noch das beliebte Abziehen der Wollfarben mit Chrom die einzelnen Garnfäden, welche strähnen weise über Paare von Armen oder auch von Rollen gebracht wurden, welche in ihrer Lage festgehalten bezw. von einander entfernt werden konnten, in vollständig pa rallele Lage und in den gleichen Spannungszustand zu bringen. Die zusammenziehende Kraft der einzel nen Fäden ist nach der Behandlung mit Alkalilauge so bedeutend, dass Fäden, welche an den Tragstellen auf den Armen oder Rollen von anderen Fäden ge kreuzt werden, durch diese oft zerschnitten werden. Auch tritt bei jedem Gleiten eines solchen gespannten Garnsträhns auf einem festen Arm oder auf anderen Fäden leicht Bruch einzelner Fäden ein. Mit Rücksicht auf diese Uebelstände ist vom maschinellen Betrieb ganz abgesehen und eine Vor richtung geschaffen worden, bei welcher die zu behan delnden Garnsträhne bei Behandlung mit der Hand vollkommen zugänglich sind, so dass man in der Lage ist, in jedem einzelnen Falle die Fäden durch ein fache Handgriffe in vollständig parallele Lage zu bringen und insbesondere auch jede irgendwie vor handene Ungleichmässigkeit in der Spannung der einzelnen Fäden oder Strähne von vornherein zu er kennen. Fig. 2. Fig. I ■ kali gestattet. Die bisher mit dem neuen Verfahren ge machten praktischen Versuche berechtigen zu der Hoffnung, dass dasselbe wenigstens in der genannten Specialbranche bald Auf nahme Anden wird. Träger zur Behandlung von Garn strähnen mit Flüssigkeiten, insbeson dere zur Behandlung von Baumwoll garn in gespanntem Zustande mit Alkalien von Joseph Schneider in Hrdly-Theresienstadt. (D. R.-P. No. 106590.) Bei dieser Erfindung handelt es sich um eine Vorrichtung zur Behandlung von Garnen mit Flüssig keiten, welche ein Zusammenziehen der Faser hervor rufen, und zwar ist dieselbe hauptsächlich für den Gebrauch beim Mercerisiren von Baumwollengarnen unter Anwendung von Spannung oder Streckung be stimmt. Bekanntlich wird durch die Behandlung vegeta bilischer Faser mit Alkalilaugen und dergl. eine Zu sammenziehung der Faser hervorgerufen, welche sich mit sehr grosser Kraft vollzieht. Will man diese Zu sammenziehung hindern oder nachträglich beseitigen, so muss man der zusammenziehenden Kraft eine ent sprechende Streck- oder Spannkraft entgegenstellen. Die bisher in solchen Fällen, wo beim Färben und dergl. Behandlungsverfahren von Garnen ein Zusam menziehen der Garne eintrat, verwendeten Maschinen haben sich für den hier vorliegenden Zweck als un geeignet erwiesen, und zwar nicht allein, weil sie für diesen Zweck wegen der auftretenden ungleich höheren Zusammenziehungskräfte zu schwach waren, sondern weil sie, entsprechend stärker ausgeführt, bedeutende Verluste durch Zerreissen von Garnfäden ergaben. Der letztere Uebelstand rührte daher, dass die bisherigen derartigen Maschinen für maschinellen Be trieb eingerichtet waren und es unmöglich machten, Diese Aufgabe wird durch die nachstehend be schriebene Vorrichtung in vollkommenster Weise er füllt. Fig. 1 zeigt dieselbe in Seitenansicht, theil- weise im Schnitt in einem leeren, Fig. 2 desgleichen in Seitenansicht in einem gefüllten Behälter, Fig. 3 einen Grundriss. Die Vorrichtung besteht aus vier Paaren von Spulen B C, welche radial zu einer gemeinsamen Mittelstütze D, jedes Paar senkrecht über einander, auf den freitragenden Armen zweier Armkreuze dreh bar angeordnet sind. Das eine dieser Armkreuze mit den Spulen B ist am unteren Ende der Mittelstütze D unmittelbar über den Füssen der Vorrichtung befes tigt. Das andere Armkreuz dagegen ist in einer gabel- oder fensterartigen Erweiterung dieser Mittel stütze, welche aus zwei Querstücken S und 7' und zwei die Enden derselben verbindenden Schrauben bolzen E gebildet wird, an einer mit der Mittelstütze F couaehsialen Stellschraube aufgehängt, wobei sich dieses obere Armkreuz auf eine von Mutter und Gegen mutter a oder in anderer Weise am unteren Schrauben rande gehaltene Scheibe stützt, so dass die Schraube F gegenüber diesem Annkreuz gedreht werden kann. Das Muttergewinde der Stellschraube F befindet sich in dem oberen Querstück S, und an dem oberen Ende dieser Schraube ist eine Oese vorgesehen, mit deren Hülfe einerseits die Schraube gedreht werden kann, so dass die Spulenpaare B 0 einander genähert oder von einander entfernt werden können, während anderer seits diese centrale Oese auch dazu dient, die Vorrich tung in den Behandlungsbehälter einzusetzen bezw. aus demselben heranszuheben. Die oberen Spulen C sind an ihren freien Enden mit einem Sechskant oder einer anderen Einrichtung versehen, welche es ermög licht, dieselben mittelst eines Schraubenschlüssels oder dergl. zu drehen. Beim Gebrauch der Vorrichtung verfährt man in folgender Weise: Nach passender Verstellung des oberen Armkreuzes werden die Garnsträhne über je ein Paar der Spulen B C gebracht und so vertheilt, dass jedes Spnlenpaar gleich viel Garn trägt. Nun spannt man mit der Hand die auf einem Spulenpaar befindlichen Garnfäden leicht an, indem man dieselben seitwärts, also parallel zu den Nachbarspulen und daher ungehindert durch das auf diesen sitzende Garn anzieht, und man übt gleich zeitig in ihrer Längsrichtung einen Zug aus, wodurch 4