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seine Farbstoffe bezüglich Licht-, Walk- und Wasserechtheit die schärfsten Anforderungen zu stellen, Anforderungen, die oft übertrieben sind, ihm aber durch dieses Uebermaass eine gewisse Sicherheit vor Reclamationen ge währen. Dazu gehört z. B. die vielfach üb liche Kochprobe mit Weiss. Dieser wieder stehen am besten die F- und GA-Marke, und diese sind thatsächlich in der Kammzugfär berei am beliebtesten. Auch die in England öfter gestellte Anforderung, dass der gefärbte Zug beim Passiren einer heissen Seifenlauge keine Farbe an diese ablässt, entsprechen sie am besten, besonders dann, wenn sie auf frischem Bade chromirt sind. Ausserdem bieten sie bei Melangen mit Weiss (das be liebte Pfeffer- und Salz-Grau) die grösste Sicherheit, dass nicht etwa bei starker De- catur mit nassem Dampf das Weiss etwas angeblutet und dadurch der Gesammtton der Melange geändert wird, wie das bei Ver wendung von NG, NR und 2B wohl vor kommen kann. Auch das Färben von Garnen bietet keine besonderen Schwierigkeiten; sieht man von den in England und Amerika üblichen Klauder-Weldon-Maschinen ab, so wird Garn gewöhnlich in der Barke gefärbt; hier ist aber eine längere Flotte schon des Hantirens wegen nöthig. Im übrigen sind hinsichtlich Löslichkeit des Farbstoffs, Chromkalimenge und gewisser Echtheitsansprüche nur die be reits erwähnten Punkte zu beachten. Einen besonderen Artikel bilden diejenigen schwar zen Garne, welche zur Herstellung von „Ueber- färbartikeln“ dienen, wie sie Pössneck, Mühl hausen und der Elsass gebraucht; es sind dies meist Flanelle, oft auch Stoffe mit schwarzen Ringelgarnen, Bouclds etc., die für Damenkleider, Capes, Decken, Plaids etc. dienen. Sie werden in Carreaux und anderen Figuren aus schwarzen mit weissen Garnen hergestellt, leicht gewalkt und dann nach Bedarf in Ponceau, Blau, Grün und anderen lebhaften Farben gefärbt. Dabei darf das Schwarz während des Ueberfärbens in der sauren Flotte nicht im Mindesten ins Weise auslaufen, da sonst die Lebhaftigkeit der Nebenfarbe leidet. Für diesen Zweck eignet sich nur die Marke F, und auch da nicht in allen Fällen; sie erfordert ein rasches Ar beiten in stark saurer Flotte; bei langem Kochen mit wenig Säure kann auch aus der F-Marke hergestelltes Schwarz ausbluten. Thatsächlich wird sie aber seit Jahren in beträchtlichen Quantitäten für genannten Zweck gebraucht. Als vortheilhaft erwies es sich auch, an Stelle der zum Auftreiben des zweiten Farbstoffes üblichen Schwefelsäure zum Theil Alaun zu verwenden. Das für Garn Gesagte gilt natürlich auch für „säure echten“ Kammzug. Im allgemeinen neigen weiche Wollen leichter dazu, etwas Farbstoff abzulassen, als harte, z. B. aus Mohair her gestellte Schleifengarne. Wenn nach dem Ge sagten auch Diamantschwarz F und GA für Garnfärberei die Hauptmarken sind, so er freuen sich doch auch die blumigeren NG und 2B, zum Theil in Mischung mit F, be sonders in der Kammgarnfärberei und Strumpf garnfärberei grosser Beliebtheit. In der letzt genannten Branche kommt ihnen vor allem die vorzügliche Seifen- und Reibechtheit zu statten. Das Hauptanwendungsgebiet des Diamant schwarz in Deutschland liegt in der Stück- färberei; sie in erster Linie hat den Ruf des Diamantschwarz begründet. Neben der hervorragenden Lichtechtheit ist es vor allem das vorzügliche Egalisirungs- und Durch färbevermögen wie die sehr bemerkenswerthe Reibechtheit, die ihm diesen Ruf verschafft haben. Das Egalisirungsvermögen des Farb stoffes ist so vorzüglich, dass es fast schon ein Kunststück ist, unegale Stücke zu er zielen; selbst unreine Waare färbt sich ausser ordentlich leicht egal, und eine renommirte Firma verwendete es früher, als es im Preise nicht mit Blauholz erfolgreich zu concurriren vermochte, dazu, diejenigen Stücke wieder egal zu färben, die mit Blauholz fleckig geworden waren. Verfasser hatte selbst Ge legenheit, auf Wunsch einer Firma mehrere Stücke, so wie sie vom Webstuhl herunter kamen, ohne vorhergegangenes Auswaschen zu färben, und das Resultat war überraschend gut. Wenn damit auch dieses Verfahren nicht etwa empfohlen sein soll, so zeigt es doch, weich’ hervorragendes Egalisirungs vermögen der Farbstoff besitzt. Hinsichtlich des Durchfärbens schwer gewalkter Waare können wohl Schwierigkeiten auftreten; sie haben sich aber bisher stets durch heisses Eingehen und Durchkochen vor dem ersten Säurezusatz beseitigen lassen. Wohl die schwierigste Waare in dieser Beziehung ist das russische grobe Militärtuch, das mit einer Combination von Diamantschwarz mit Dia mantgrün seit mehreren Jahren in bedeuten den Quantitäten gefärbt wird und zwar in Färbereien, die wie diejenigen im Uralgebiet wohl zu den primitivsten gehören. Nach einer neuen Publication in der deutschen Färberzeitung (1899 S. 626) soll sich für ge nannten Zweck auch das „Egalisol“ vorzüg lich bewähren. Für Tuche, die nach Amerika exportirt werden, wird Diamantschwarz besonders des wegen bevorzugt, weil es den von der ameri kanischen Kundschaft meist verlangten Säure test aushält. Hinsichtlich der Reibechtheit ist Diamantschwarz unbedingt zu den ech testen Schwarz zu rechnen; da in neuerer Zeit die Anforderungen ganz erheblich ge stiegen sind, so sei erwähnt, dass man die reibechtesten Schwarz auf die Weise erzielt, dass man jedes auch theilweise Ausfällen durch Eingehen bei Kochhitze verhindert, das Bad vor dem Chromiren so klar wie möglich auszieht und wenn möglich, auf frischem Bad chromirt. Das Verfahren er wies sich als besonders vortheilhaft bei feinsten Herren - Confectionsstoffen (Kammgarne für Gehröcke, Fracks etc.). In der Stückfärberei haben sich neben F und GA besonders die blaueren Marken NG und 2B eingeführt. Eine neuerdings in den Handel gebrachte, zur F-Gruppe gehörige Marke FR zeigt in sofern ein abweichendes Verhalten, als sie kalkempfindlich ist. Beim Arbeiten auf har tem Wasser fällt ein Theil des Farbstoffs als Kalklack aus und geht nicht mehr in Lösung; beim Spülen lässt dann die Wolle eine röth- liche Brühe ab, die eben dieses ungelöste Kalksalz enthält; die Echtheitseigenschaften sind, abgesehen von diesem Punkte, die gleichen. Um die Ausfällung des Kalksalzes zu verhüten, kocht man das Wasser vor dem Farbstoffzusatz mit etwa */ 4 — x / 2 kg oxal- saurem Ammoniak pro cbm Wasser auf und setzt erst dann den Farbstoff zu, der in Con- densationswasser oder ebenfalls mit oxal- saurem Ammoniak behandeltem Wasser ge löst wurde. Auf diese Weise bleibt der Farbstoff vollständig in Lösung und spült sich ebenso leicht wie F. Wenn man in Erwägung zieht, dass die Preise für die schwarzen Farbstoffe in den letzten Jahren erheblich zurückgegangen sind, so kann man wohl — und zahlreiche aus der Praxis vorliegende Vergleichscalculationen bestätigen dies — getrost behaupten, dass heute das Färben mit Diamantschwarz nicht theuerer ist als das mit Blauholz, sobald man den höheren Arbeitslohn und die ge ringere Leistungsfähigkeit einer Färberei, die mit dem zweibadigen Blauholz arbeitet, in Betracht zieht. Haben doch selbst grosse Lohnfärbereien aus diesen Gründen das Fär ben von Diamantschwarz an Stelle von Blau holz gesetzt. Jedenfalls ist darüber kein Zweifel, dass unter denjenigen Producten, welche dem Blau holz seinen Rang in der Wollfärberei streitig gemacht haben, das Diamantschwarz mit an erster Stelle steht und auch in dem weiteren Kampfe dagegen die besten Aussichten bietet. *Die Chrom-Entwicklungsfarben. Von Dr. M. Liebert. Vor der West-Riding Section des Brad ford Technical College hielt Herr Dr. Liebert, Chemiker der Höchster Farbwerke, einen Vortrag über das obige Thema, den wir im Nachstehenden auszugsweise wiedergeben. Das Thema der Chromentwicklungsfarben wurde hauptsächlich deswegen gewählt, weil im Gegensatz zum Continent in England diese Farbstoffgruppe noch wenig bekannt ist. Der englische Färber ist conservativer als jeder andere; den Grund dafür zu finden, ist nicht schwer. Bisher wurde stets gebeizt und darauf gefärbt; und jetzt soll es auf einmal um gekehrt sein? Wie soll man nach Muster färben, wenn zwischen der sauren und chro- mirten Färbung so grosse Unterschiede sind? Das sind die ersten Fragen, die man bei Empfehlung des Processes vom Färber zu hören bekommt. Aber die Antwort liegt nahe; wenn man der Sache zu Anfang nur etwas Liebe und Aufmerksamkeit entgegen bringt, zeigt sich bald, dass das Färben nach Muster nicht viel schwieriger ist, als nach den älteren Methoden, und die ganz unge wöhnliche Schonung des Materials nach dem Einbad-Färbeverfahren lohnt wohl die an fängliche Mühe. Was aber die „Umkehrung des Färbeprocesses“ betrifft, so befindet sich der Baumwollfärber seit Jahren in der Lage, „Entwicklungsfarben“ zu gebrauchen; Primu- linroth, auf dem Diazotirungswege hergestellt, Diamin- und andere Farben, mit Kupfer und Chrom nachbehandelt gehören hierhin; warum sollten solche Verfahren, die zum ABC des Baumwollfärbers gehören, nicht in anderer Weise für den Wollfärber geeignet sein, wenn sie ihm, ganz abgesehen von der Qualität der Farbe, noch bessere Spinn- und Webe resultate ergeben? Der Vortrag zerfällt in zwei Theile, von denen der erste .die Geschichte der Chrom entwicklungsfarben behandelt, der zweite den chemischen Theil des Verfahrens. Erster Theil. Der Kampf zwischen künst lichen und natürlichen Farbstoffen begann in den 60 er Jahren des neunzehnten Jahr hunderts mit der Fabrikation des Rosanilins und seiner Derivate; ihre ungewöhnliche Farb stärke erregte Bewunderung, aber die Färbe methoden zeigten gegen die älteren Verfahren keine wesentlichen Unterschiede. Grösseres Aufsehen machten die ersten sauren Färb-