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für diese Uebelstände. Dieselbe lässt sich auf zweierlei Weise erzielen. 1. Man rührt den Farbstoff, ohne ihn zu lösen, mit Essigsäure an und giebt ihn in das kalte Färbebad; dabei bildet sieh die Farb stoffsäure direct, aber nicht in schleimiger Form, sondern in dem feingepulverten Farb stoff entsprechenden Partikelchen, welchen das Wollmaterial beim Durchgang keinen Widerstand entgegensetzt, und die sich beim Erhöhen der Temperatur leicht lösen. Oder aber 2. man erhitzt die Flotte zum Kochen, giebt dann erst den gelösten Farbstoff und die nöthige Säure zu und geht mit der Waare in die auf dem Kochpunkt gehaltene Flotte ein, verhindert also das Ausfallen durch höhere Temperatur. In beiden Fällen aber vermeide man den unnöthigen, nur das Ausfallen be schleunigenden Zusatz von Glauber salz. In der Praxis hat sich bisher der zweite Weg stets als der sicherste, die besten Resul tate ergebende erwiesen. Diese Beobachtungen und Versuche er wiesen sich als sehr zuverlässig für Diamant schwarz F und GA, noch mehr aber für NR, NG und 2B. Irgend welche Befürchtungen, etwa bezüglich des Egalfärbens beim Eingehen in die kochende Flotte, erwiesen sich bei zahlreichen Versuchen im Grossen als über flüssig. Nachdem der grösste Theil des Farbstoffes bei 8 / 4 —1 stündigem Kochen mit Essigsäure auf die Faser getrieben, setzt man, je nach der Qualität des Wassers, noch 1 / 1 — 1 l 2 °lo Schwefelsäure zu und lässt noch etwa 20 Mi nuten kochen. Die Flotte muss dann fast klar (schwach röthlich) erscheinen; darauf setzt man noch 1—l 1 ^ °/ 0 Chromkali zu und lässt noch 1 / 2 Stunde kochen. Geringe Abänderungen in der Methode des Nachchromirens gestatten die Erzielung einiger Effecte, welche in gewissen Fällen sehr erwünscht sein mögen. Die Menge des Chromkalis beträgt gewöhnlich l 1 /^ °/ 0 vom Gewicht der Waare; geringere, bis l°/ 0 herab gehende Mengen geben etwas blumigere Nuancen, die jedoch dann den allerschärfsten Anforderungen an Walkechtheit nicht immer genügen; ein Ueberschuss von Chrom (über l 1 / 2 °/ 0 ) sollte vermieden werden, da sonst eine Ueberoxydation eintreten kann. Ver meidet man beim Ausfärben die Schwefel säure, sondern zieht das Bad nur mit Essig säure aus, so erzielt man ebenfalls blauere und lebhaftere Töne, die jedoch nicht ganz so walk- und heisswasserecht sind, als bei Anwesenheit von Schwefelsäure. Dies kommt natürlich für Stückwaare kaum in Betracht, kann aber beim Färben von loser Wolle (Marengo), Kammzug (Schwarz-Weiss) und Garnen wohl in Erwägung zu ziehen sein. Schwefelsäure sollte nicht mehr verwendet werden, als gerade zum Ausziehen des Bades nöthig ist; so wichtig es für die Erzielung reibechter Färbungen ist, das Bad vor dem Chromiren zum Ausziehen zu bringen, so sehr schadet, besonders bei weichem Wasser, ein Ueberschuss von Schwefelsäure, da dann ebenso wie bei einem Ueberschuss von Chrom eine Ueberoxydation zwar nicht immer ein tritt, wohl aber eintreten kann. Stark über- oxydirtes Diamantschwarz sieht grau und scheckig aus; die Wollfaser ist an einzelnen Theilen schwarz, an anderen gelbbraun ge färbt; die Farbe lässt in der Walke nach, ohne zu bluten, so dass die Waare nach der Walke gelbspitzig erscheint; solche Färbungen scheinen auch weniger lichtecht als normal chromirte zu sein. — Derartige Fälle treten ausserordentlich selten ein; in der ganzen Reihe der Jahre sind mir im Ganzen 3 bis 4 Fälle bekannt geworden, sie seien aber der Vollständigkeit wegen ausdrücklich er wähnt. Die sicherste Abhülfe liegt in dem Zurückgehen im Schwefelsäure- resp. Chrom kalizusatz auf 1 / 4 — 1 / 2 °/ 0 resp. 1 — l 1 / 2 °/ 0 . Die genannten Verhältnisse beziehen sich stets auf das Nachchromiren im Färbebade. Wird auf frischer Flotte chromirt, so muss dem Chrombade etwa 1—2°/ 0 Essigsäure (Blau schwarz) oder 1 / 2 °/ o Schwefelsäure (Tiefschwarz) zugesetzt werden. Gehen wir näher auf das Färben der Wolle in ihren verschiedenen Verarbeitungsstadien ein, so wäre zuerst das Färben von loser Wolle zu erwähnen. Dieselbe wird wohl in Deutschland meist in offenen Kesseln mit directer Feuerung oder Dampfzufuhr gefärbt. Um das lästige Schäumen zu vermeiden, geht man möglichst heiss, am besten bei Kochhitze ein und lässt das Glauber salz weg. Im übrigen ist bezüglich des Fär bens wenig zu bemerken. Vor einigen Jahren noch liess sich das z. B. für Militär- und Eisenbahntuche übliche Tiefschwarz am billig sten durch eine Mischung von Diamantschwarz NG mit NR und etwas Gelb erzielen. Diese Mischung ergab aber, besonders beim Färben mit Glaubersalz, leicht gelbspitzige Wollen; nachdem die wichtigste und am besten ge eignete F-Marke aber billiger geworden, ist dieser Uebelstand vollständig verschwunden, und selbst Melangen von 4—5 verschiedenen Wollen, Gerberwolle und Schweisswolle gaben beim Färben mit (gewöhnlich ö’/ 2 —6 °/ 0 ) Dia mantschwarz F und Essigsäure ohne Glauber salz tadellose Resultate. Während man in Deutschland in der Regel, auch bei grossem Consum an Schwarz, im Färbebad nachchromirt, ist es in Amerika, wo gewaltige Quantitäten von Diamantschwarz auf loser Wolle gefärbt werden, sowie in Eng land meist üblich, die Färbe- und Chromirungs- bäder getrennt anzuwenden. Man färbt z. B. constant in zwei Kesseln und reservirt einen dritten für die Chromirungsflotte; die Wolle hängt ähnlich wie bei der Küpe in Netzen und lässt sich daher leicht aus einem Kessel in den anderen transportiren. Ein derartiges Verfahren ermöglicht das Färben von mehr Partien als auf dem gewöhnlichen Wege und verringert daher den theuern Arbeitslohn. Auf diese Weise lassen sich bei zehnstündiger Ar beitszeit im Tage leicht 10—12 Partien, d. h. 5—6 pro Kessel, färben. Das Einhalten der gewöhnlichen, oben an gegebenen Arbeitsbedingungen ergiebt ein Schwarz, welches bezüglich Walkechtheit auch den höchsten Ansprüchen genügt. Thatsäch- lich werden z. B. Militärhosentuche (blau- melirt), Marengos für Eisenbahnen (Deutsch land, Oesterreich, Rumänien mit Weiss oder Blau) seit Jahren von zahlreichen Firmen in genannter Weise hergestellt. Sollen die Stücke der Heisswasserdecatur (Pottingverfahren) un terworfen werden, so genügt der Process auch, so lange kein Weiss vorhanden. Bei Anwesen heit von Weiss geben nur Diamantschwarz F und GA gute Resulte, müssen aber dann im Chromirungsbade noch mit 3—5 °/ 0 Alaun oder 2—3 °/ 0 schwefelsaurer Thonerde, gleich zeitig mit dem Chromkali zugesetzt, behandelt werden. Kommt Walkechtheit gegen Baum wolle in Betracht, so empfiehlt sich äusser dem Chromkalizusatz noch ein solcher von 2 °/ 0 Kupfervitriol; das Verfahren ist jedoch nicht absolut sicher. Jedenfalls geben stets die Marken F und GA die besten Resultate. Beim Färben in Apparaten (Schmidt-Por- nitz, Wegei und Abbt, Obermaier etc.) ist darauf zu achten, dass eine die Circulation verhindernde Ausfüllung des Farbstoffs ver mieden wird; auch hier heisst es heiss eingehen und Glaubersalz vermeiden. Zu erwähnen ist noch, dass der Farbstoff im Allgemeinen zu erst ziemlich unegal aufgeht, aber sich rasch egal kocht. Sollten bei besonders schwierigen Wollen sich die Spitzen nach einstündigem Kochen noch nicht ganz egal gekocht haben, so lässt man vor dem Chromzusatze noch eine weitere Viertelstunde kochen (im Ganzen Stunde). Ist die Anfärbung nicht ganz gleichmässig, so hilft nach dem Chromzusatze auch weiteres Kochen nicht mehr und ist so gar eher schädlich. Was nun die Vortheile dieses Färbever fahrens auf loser Wolle anlangt, so hat sich gezeigt, dass die kurze Kochdauer (im Ganzen etwa l 1 / 2 Stunde) gegenüber dem auf zwei Bädern hergestellten Schwarz ausserordentlich günstig wirkt auf die Erhaltung der Qualität der Faser, was sich in grösserer Weichheit, geringerem Spinnverlust, grösserer Reissfestig keit und kürzerer Walkdauer kund giebt. Manche mit anderen Farbstoffen einbadig schwarz gefärbte Wolle schmiert sehr stark ab und erfordert längeres und andauerndes Spülen, während mit Diamantschwarz gefärbte Wolle nicht im Geringsten abschmiert; bei beschränkter Waschgelegenheit genügt es z. B., die Wolle einmal mit kaltem Wasser in den Fässern zu spülen oder den Kessel nach dem Chromiren ablaufen zu lassen und mit frischem kaltem Wasser einmal aufzufüllen, um das überschüssige Chrom zu entfernen. Vielfach ist es der Schnelligkeit des Ar beitens wegen erwünscht, mehrere Male auf demselben Kessel weiter zu färben. Sind Färbe- und Chrombad getrennt, so bereitet dies keine Schwierigkeit; wo das nicht der Fall ist, genügt es, nachdem die Wolle l / 4 Stunde mit Chromkali gekocht hat, 1 bis l 1 / ä °/ 0 Milchsäure zuzugeben und noch eine weitere Viertelstunde kochen zu lassen, um das Chrom vollständig zum Ausziehen zu bringen. Man kann dann auf demselben Wasser wieder färben und chromiren. In rheinischen Färbereien z. B. werden anstands los 3—4 Partien auf demselben Wasser ge färbt, und das genügt ja in der Regel voll ständig. Beim Färben von Kammzug in Appa raten (Schmidt-Pornitz, Giessler, Schultze- Schmölln, Obermaier u. a.) bietet Diamant schwarz keinerlei Schwierigkeiten, so lange der Gehalt an Farbstoff —4 g pro Liter Flotte nicht überschreitet, und der Zug etwas gröber ist (Strumpfgarn etc.). Ganz feiner Zug (AAA) bietet, besonders bei Spindelapparaten mit Saugbewegung, weniger bei Druck Schwierig keiten bezüglich des Abscheidens von Farb stoff durch Filtration in Folge theilweiser Ver stopfung der Perforationen durch den Zug, doch werden sich auch diese durch Eingehen bei Siedetemperatur etc. umgehen lassen. Beim Färben von Zug in Strangform, wie das in England Regel ist, treten diese Schwierig keiten nicht auf. Da der Kammzugfärber in den seltensten Fällen darüber orientirt ist, was für Proceduren seine versponnenen Garne auszuhalten haben, ist er daran gewöhnt, an