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No. 1. LEIPZIGER MONATSCHRIFT FÜR TEXTIL-INDUSTRIE. 21 gleichmässiges Aussehen. Die Rietstäbe werden hoch kantig angeordnet in dünnen Spiralen festgelegt und durch zwischengelegte Schienchen gehalten. Es ist möglich, eine beliebig lange Reihe auf diese Art zu- | sammenzustellen und dann zusammeiigerollt in Päckchen u. s. w. zu versenden. Um das lästige Zählen beim Abtheilen zu vermeiden, werden je 100 Stäbe auf irgend eine Art gekennzeichnet. Die Maschinen für gebundene Blätter (Holzstäbe und Peehdraht) sind hier ausgeschlossen, denn diese arbeiten von endlosem Flachdraht, und der Erfinder scheint sich diesen Vorgang auch als Beispiel genommen zu haben; jedenfalls ist der Gedanke für die Fabri kation gegossener Blätter werthroU, und es scheint nicht unmöglich, dass derselbe noch eine recht bedeu tende Erweiterung erfahren wird. —h. Wechselkasten mit doppelten Zungen und Federdruck von Richard Scheidges & Co., Krefeld. (D. R.-G.-M. No. 126036.) Bisher wurden die Wechselkasten an Seidenweb stühlen nur mit einfachen Zungen und einfachem Federdruck angebracht. Durch die Anbringung von doppelten Zungen mit Federdruck ist etwas Neues geschaffen. Vermöge dieser Einrichtung gehen die Schützen leichter aus dem Kasten und es ist ausser dem ein leichterer Schlag beim Wechselstuhl dadurch ermöglicht. Die Kastenzungen sind nicht sehr selten die Ur sache, dass der Stuhl „bockt“; an glatten Stühlen wird sehr häufig, um gar nicht die Stecher über den Puffer gehen zu lassen, unten eine möglichst schicere Feder angehängt und dadurch die Kastenzunge mit einer Gewalt in den Kasten gepresst, dass der Schützen unter normalen Verhältnissen gar nicht im Stande ist, diese herauszudrängen. Dass dies geradezu ein Ver brechen ist, sieht mancher Stuhlmeister nicht ein, ob wohl er bei etwas feuchter Witterung die Kästen mit Speckstein pudern oder gar den Schlag bedeutend ver stärken muss; dadurch wird dann die Kraftquelle be deutend stärker beansprucht, der Stuhl bekommt starke Stösse und innere Erschütterungen, und bei Fällen, in denen derselbe möglichst schnell aussetzen soll, ist es dann eben unmöglich, und es wird allerlei Unheil angerichtet, lediglich weil zu schwere Federn verwendet sind. Dasselbe trifft auch bei Wechselstühlen zu. Es ist daher das vorliegende Gebrauchsmuster als Fort schritt zu bezeichnen, insofern, als zwei schwächere Federn wohl dieselbe federnde Kraft äussern können, aber nicht denselben Widerstand erzeugen, derselbe also dabei ruhiger und leichter geht. —h. Das der heutigen Nummer beiliegende Beiblatt „Muster-Zeitung“ enthält nach stehende Stoffproben: No. 3. Rips mit Effecten. „ 4. Cheviot-Fagonne. „ 5. Crepe dessinirt. „ 6. Gestreifter Anzugstoff. „ 7. Wollfarbiger Havelocstoff. „ 8. Kammgarn-Melton. Die dazu gehörigen Musterzeichnungen, sowie der erläuternde Text befinden sich auf Seite 2 und 3 der „Muster-Zeitung“. Eleicixex-ei., FärToerei und Driiclserei, Jeder ganze oder theilweise Abdruck der (mit * bezeichneten) Originalaufsätze und -Referate ist, falls nicht untersagt, nur mit unverkürzter Quellenangabe gestattet. Neuere Erfahrungen beim Färben mit Diamantschwarz. (Für die „Leipziger Monatschrift für Textil-Industrie“ geschrieben von Dr. M. Kitscheit.) [Nachdruck untersagt.] Unter den für die Wollenechtfärberei be stimmten Blauholzconcurrenten nimmt das Diamantschwarz der Farbenfabriken vorm. Friedr. Bayer & Co. heute unstreitig eine der ersten, wenn nicht die erste Stelle ein. Die Einführung der Einbadfärbemethode, der sich bald auch das Alizarinschwarz anbequemen musste, trug wesentlich zu dem raschen Siegeslauf bei, den der Farbstoff seit dem Jahre 1893 angetreten hat. Wenn nun auch seither an dem Princip der Methode nichts geändert wurde, so haben sich doch im Laufe der Zeit bei der mannigfaltigsten Anwendung dieser Farbstoffgruppe, der sich kein Gebiet der Wollfärberei entziehen konnte, gewisse Modificationen als vortheilhaft erwiesen, deren Besprechung im ganzen Zusammenhang man chem Collegen aus der Praxis erwünscht sein könnte; wenn sie ihm vielleicht auch wenig Neues bringt, regt sie ihn möglicher Weise doch zu einem Versuche an, der ihm in der einen oder anderen Richtung gegenüber seinem bisherigen Verfahren einen Vortheil bietet. Man kann bezüglich des Färbens, wie ge wisser Echtheitseigenschaften die einzelnen Marken des Diamantschwarz in zwei Gruppen eintheilen; die erste umfasst Diamantschwarz F und GA, die zweite die Marken NR, NG und 2B. Beide Gruppen unterscheiden sich da durch, dass die Farbstoffe der ersten die der zweiten an Löslichkeit und an Echtheit gegen heisses Wasser übertreffen, die letzteren aber blumiger und lebhafter sind. Sonstige merk liche Echtheitsdifferenzen bezüglich Licht, Walke etc. sind, soweit sie nicht mit der Heisswasserechtheit (Nassdeeatur etc.) Zu sammenhängen, nicht vorhanden; immerhin genügen diese Unterschiede, um die in vielen Zweigen der Färberei ausgesprochene Vorliebe für die F-Gruppe zu erklären. Zur Erzielung von Tiefschwarz, wie es besonders in der Färberei loser Wolle ver langt wird, eignet sich am besten die Marke F; Blauschwarz von einander ziemlich ähnlicher Nüance liefern GA und NG; die blumigsten und lebhaftesten Blauholztöne ergiebt 2B, während NR ein Schwarz mit pflaumen blauem Schein giebt, das vielfach mit Gelb abge stumpft wird. Von grosser Wichtigkeit für die Erklärung einzelner beim Färben zuweilen auftretender Umstände erwies sich eine eingehende Kennt- niss der Löslichkeitsverhältnisse der Farb stoffe. Löst man 3 x / 2 —4 g Diamantschwarz im Liter kochenden destillirten Wassers, so erhält man eine klare violettschwarze Lösung; lässt man dieselbe erkalten, so scheidet sich, bei etwa 30° C. beginnend, allmählich ein schleimiger Niederschlag aus. Setzt man der heissen klaren Lösung 3 °/ 0 Essigsäure (vom Gewicht der Waare, für 6 °/ 0 Farbstoff be rechnet) zu, also 2 ccm pro Liter, so tritt die Farbstoffausscheidung schon bei etwa 50° C. ein; bei einem Zusatz von 10°/ o (vom Gewicht der Waare, also 6 g) calc. Glaubersalz (ge löst) pro Liter der Farbstofflösung, beginnt das Gelatiniren bereits bei 70—75° C. und nimmt mit dem Sinken der Temperatur immer mehr zu. Der Niederschlag wird nach wei terem Erkalten immer dicker und lässt zu letzt den Inhalt des Glases zu einer Gallerte erstarren. Rechnet man 6 °/ 0 Farbstoff zur Erzielung eines Schwarz, so treten diese Er scheinungen also bei einem Flottenverhältniss von 1 Theil Waare zu 17—15 Theilen Flotte ein, Verhältnisse, wie sie in der Apparaten- färberei nicht selten sind. Wählt man ein grösseres Flottenverhältniss, so erhält man bei steigender Farbstoffverdünnung insofern gün stigere Resultate, als der Farbstoff auch bei tieferem Sinken der Temperatur noch mehr | oder weniger in Lösung bleibt. Diese Ver suche zeigen in klarster Weise, dass 1. die Farbstoffsäure des Diamantschwarz, entstehend durch Versetzen des Farbstoffs mit Essigsäure, schwerer löslich ist, als das Han- delsproduct, das Natronsalz; dass 2. Glaubersalzzusatz das Ausfallen des Farbstoffs beschleunigt, und dass 3. die Farbstoffsäure stets in gelatinöser, nicht in krystallinischer Form ausfällt. Bringt man die betr. Flotten wieder zum Kochen, so tritt wieder Lösung ein, und zwar löst sich am schnellsten die ohne Zusatz ge bliebene Diamantschwarzflotte, dann die an gesäuerte, und endlich am schwersten die mit Glaubersalz versetzte angesäuerte Flotte. Inwiefern äussern sich nun diese Verhält nisse beim Färben? Löst man den zum Färben nöthigen Farbstoff in heissem Wasser, giebt die Lösung in die kalte Flotte und setzt dann Glaubersalz und Essigsäure zu, so dass die Anfangstemperatur beim Eingehen mit der Waare etwa 30—40° beträgt, so ist der Farbstoff bereits bei dieser Temperatur zum Theil wieder schleimig ausgefallen; die Farbflotte zeigt dann, selbst wenn man es nicht sieht, ähnliche Eigenschaften wie eine verdünnte Seifenlösung; die bei der Wärme zufuhr aus der Waare entweichenden Luft bläschen, das Schlagen der Stückwaare etc. in der Flotte wirken genau wie bei der Seifen lösung: sie erzeugen einen dicken Schaum auf der Oberfläche, der sich erst dann ver liert, wenn die Temperatur so hoch gestiegen ist, dass aller Farbstoff wieder klar gelöst ist; färbt man in Apparaten, wo die zu fär bende Wolle direct wie ein Filter für die Flotte wirkt, so setzt sich der Farbstoff an den äusseren Schichten als dichte klebrige Masse auf, die unter Umständen die Circu- lation so weit verhindern kann, dass die Pumpen versagen. Aus der genannten Versuchsreihe ergiebt sich aber auch mit Leichtigkeit die Abhülfe