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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100830011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910083001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910083001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-30
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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BrzuqS-Prei- st» Leipzig and >8or»rt» durch »i«r« träger und kprdtieur« 2««l täglich tu» Hau» gebracht: LV H moaali., t.70 pirrteliLhrl. Bei unleru Filiale» u. An» papmrttcllrn abnebolt: 7S ch »ogatU, ».rs »ierttlildrl. Lurch di« P,k: Amarhald Daulichmnd« und der deutsche» Kolonien »irtteljährl. 8.44 monatl. 1^4 audichl. Postlxstellgcld. ferner tu Belgien, Dänemarl, den Donaullaatea, Italien, Luremdurg, Niederlande, «ar» wegen. Oesterreich-Ungarn, »iubland, Echweven, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« GejchPl»iielle de« Blatte« erhältlich. Da» Leipziger Dogedlan erichemi 2 mal täglich, Sonn, a gei riag» nur morgen«. Adonnea-enl-Annabme. Angustuäplatz 8, bet unleren lrägern, .Filialen, Spediteur«» und Auiiadmeliellen, lowie Postämter» u»d Briet träger» linzelpertauiepret» »er Morgen» gusgabe Iv der r benb>u«gabe S ch. Redaktion und Gelchifrälleller Zohannisgaste 8. Serulvrecher: l«6VL läSiv. I48V4. Morgen«A«dgave. MpMcrTllgMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Nolizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Änzeiqcn-Preis M Auierate «ul Leipzig und Umgebung die S^ipaltene öt> nun breit» Petttzeil« L dt« 74 nun breite Aeklamezeil« l Pa» «»«»ärt» 00 ch, äieilaore» 1.20 ^Uz I»l»r«re »an Bebbrde, i» amMchen De« di, 74 i»» breit» Petitzeil« 40 ch^ «eichälttanzeiaen mit V a»»or1chrifte» u»d i» »er »burattsaab« IM Preise erdicht. Aadatl nach Laris. Beilagegebüdr b p. Lausend r«N. Postgebühr. Feftertetlt» Autträg« kännen nicht zuräck- gezoge» werden. Für da« Orschetnen an bestuumten Lagen und Plätzen wird leta» Garantt» übernommen. lunche». Annahme! Außustn«pl,tz 8, bet sämtlichen Filialen n. allen Annonce»- Lkpedittonen de« In» und Au«lande«. Haupt-Filiale BrrlAr: Carl Luntker. Heriogl. Bahr Hösbach» Handlung, Lützowstiatze IO. iLelephoo Vi. dir. «oolii. Haupk.Siliale Lrr«tzem Seeftratze 4,1 (Lelephon ««Ajz Nr. 23S. Vienstsa, üea 30. August tSlv. 104. Jahrgang. Oss Wichtigste. * Ja der „Nordd. Allg. Ztg.- wird eine vom Reichskanzler ausgehende hochofsiziöse Er. klärung zur Königsberger Kaiferrede veröffentlicht. (S. Leitart.) * Für das ganze Deutsche Reich sind die umfassendsten Mahregeln zur Verhütung der Einschleppung der Cholera getroffen. (S. Tageschr.) * Am heutigen Dienstag beginnt in Brüssel die diesjährige Tagung der interparlamen tarischen Union. (S. Dtschs. R.) * Der Kaiser von Korea wird nach seiner Abdankung eine Residenz auf japanischem Boden angewiesen erhalten. Er erlieh ein Edikt, nach dem es ihm unmöglich gewesen sei, die nötigen Reformen in Korea durchzuführen. (S. Ausl.) Die Antwort ües Kanzlers? Herr von Bethmann Hollweg hat, früher als dem zaudernden Manne zugetraut wurde, auf die bange Frage nach seiner Stellung zur Königsberger Kaiserrede eine Antwort gegeben. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" veröffentlicht folgende Erklärung: Die Königsberger Rede des Kaisers rief in einem Teil der Presse starken Protest hervor. In der Rede soll eine Verkündigung des Absolutismus, eine Gering schätzung des Volkes und der Volksvertretungen enthalten sein. Demgegenüber stellen wir zunächst fest, dah die Rede kein Regierungsakt, sondern ein persönliches Bekenntnis des Monarchen war. Als solches atmet es den Geist des auf religiösem Grunde ruhenden Pflichtgefühls, den der Kaiser wiederholt be kundete und bei der Ausübung seines Herrscher berufes stets betätigte. Als Unterlage für jene Behauptungen dient hauptsächlich die Stelle, die besagt, dah der Kaiser ohne Rücksicht auf Tages meinungen seinen Weg gehen werde. Der wäre ein schlechter König, der die Ansichten des Tages zur Richtschnur seines Handelns nähme. Der kaiserliche Redner soll sich aber mit jenem Wort in Gegensatz zu der Ver fassung gestellt haben. Diese Folgerung läht sich nur aus einer Fiktion einer von schwankenden Stimmungen abhängigen Parlamentsherr schaft oder gar aus einem Absolutismus der Masse erklären, wovon die Verfassung nichts weih. Ebensowenig liegt in der Erwähnung der historischen Tatsache, dah die Könige von Preuhen die Krone nicht aus der Hand von Parlamenten empfangen haben, eine Mißachtung von Volksrechten und Volksbeschlüssen. Damit wäre auch nicht in Einklang zu bringen, dah die Königsberger Rede jeden im Lande zur Mitarbeit an der Wohlfahrt und friedlichen Ent wicklung des Vaterlandes auffordert. Ein Herrscher, der soviel Beweise davon gegeben hat, dah er fest auf dem Boden derVer- fassung stehe, die schaffenden Kräfte des Volkes zu fördern und zu achten weih, sollte vor solcher Mißdeutung geschützt sein. Hiernach ist die Frage, was der Reichs kanzler tun werde, leicht zu beantworten: Der Reichskanzler weih, wie fern es dem Kaiser gelegen hat, sich in den aktuellen Streit der Parteien zu stellen und seiner Rede einen a b - solutistischenSinn zu geben, der zu Agi- tationszweckcn künstlich hineingelegt und heraus gelesen werden könnte. Der Reichskanzler wird daher den Kaiser gegen willkürliche Auslegungen und bösartige Ver drehungen verteidigen und die Geschäfte, wie bisher, in voller Uebereinstimmung mit der Krone unter Wahrung aller ver fassungsmäßigen Rechte führen. In dem ersten, längeren Teil dieser hoch offiziösen Kundgebung bemüht sich der Kanzler, einer Fortsetzung abfälliger Auslegungen der Kaiserrede vorzubeugen. Aber was er vor bringt, scheint uns durchaus nicht allent halben glücklich und noch viel weniger stichhaltig. Gewiß ist die Rede, die der Kaiser in Königsberg gehalten hat, in strengem Sinne kein Regierungsakt; das waren aber die Ein zelheiten, die zu der ernsten November krisis geführt haben, ebenfalls nicht. Bei einer so hochstehenden Persönlichkeit wie dem Kaiser, lassen sich rein private Handlungen und Handlungen des Herrschers kaum unterscheiden. In der Bedeutung des ausgezeichneten Amtes eines Trägers der Krone ist es begründet, daß auch Aeußerungen und Handlungen, die den privaten Charakter an der Stirn tragen, schwerer gewertet werden als bei jedem Angehörigen des Deutschen Reiches, der nicht eine so verantwortungsvolle Bürde trägt, wie eben der Deutsche Kaiser. Auch lehrt ja die Geschichte, wie oft aus kleinen unschein baren Zufälligkeiten schwerwiegende Folge rungen sich ergeben haben, und darum sollte ein Herrscher auch in seinem Privatleben be denken, daß alle seine Handlungen und Äuße rungen mit einem anderen Maßstabe gemessen werden, als ihm selbst vielleicht erwünscht ist. Auch der Satz, daß nur ein schlechter König die Ansichten des Tages zur Richtschnur seines Handelns nehmen könne, muß auf Widerspruch stoßen, einmal, weil dadurch Herrscher von Staaten mit freieren Regierungsformen sich verletzt fühlen könnten, besonders aber, weil diese Worte eine auffällige Geringschätzung der öffentlichen Meinung bekunden. In einem konstitutionellen Staate kann auf die Dauer ohne schwere Gefährdung seiner Existenz nicht gegen allgemeine Tagesansichten regiert werden, denn die öffentliche Meinung ist die Diagonale der Kräfte der Parteien, Stände und indifferenten Elemente des Volkes, sie ist, um mit Schollenberger zu sprechen, die Resultante aus dem Parallelogramm dieser Kräfte, sie ist keine mittlere Meinung, wohl aber die stärkste Meinung, und als solche muß sie auch vom Träger der Krone berücksichtigt werden. Daß dies tatsächlich bereits der Fall ge wesen ist, dafür sind die Folgen der Novemberkrisis stärkster Beweis. Damals wünschte das gesamte deutsche Volk eine größere Zurückhaltung des Kaisers in der Oeffentlichkeit. Fürst Bülow machte sich zum Anwalt dieser Meinung, und der Kaiser hat durch die Tat bewiesen, daß er sie respektiert. Deshalb ist auch in diesem Punkte die Ver teidigung des Kaisers durch den Kanzler wenig glücklich zu nennen. Wenn der Kaiser in seiner Königsberger Rede jeden im Lande zur Mitarbeit auffor dert, so kann diese Mitarbeit freudig nur ge leistet werden unter der Voraussetzung, daß sie eben auf der öffentlichen Meinung basiert. Das hätte auch Herr von Bethmann wissen müssen, ehe er für die am politischen Leben interessierten Staatsbürger so verletzende Worte schreiben ließ, wie sie in der „Nordd. Allg. Ztg." zu lesen sind. In dem zweiten, kürzeren Teil der Erklärung zieht der Kanzler für seine Person die Konse quenzen aus der Königsberger Rede. Nach der Verteidigung der Worte des Kaisers im ersten Teil ist es ganz klar, daß Herr von Bethmann Hollweg sich vor den Kaiser stellt und ihn deckt. Es ist anzuerkennen, daß aus dieser Haltung ein gewisses Kraftgefühl spricht, das man bisher beim ersten verantwort lichen Reichsbeamten vergeblich gesucht hat. Wir bedauern aber aufs lebhafteste, daß diese Deckung des Kaisers durch den Kanzler mit Angriffen auf die deutsche Presse verbunden ist, die sich „willkürlicher Auslegungen und böswilliger Verdrehung" schuldig gemacht habe. Soweit die nichtsozialdemokratische Presse in Betracht kommt, kann der Kanzler versichert sein, daß der Zwang zu einer herben Kritik an einer Kaiserrede von allen am öffent lichen Leben beteiligten Personen höchst un bequem empfunden worden ist. Niemand in der nationalen Presse hat aus niedriger Krittel sucht gegen den Kaiser geschrieben, sondern aus dem Gefühl heraus, daß diese Worte, weil sie eben mißverständlich sind, einen neuen Sturm erregen könnten. Daß sie tatsächlich einen Sturm er regt haben, ist erwiesen. Daß die Sozialdemo kratie aus den Worten des Kaisers zu ihren Agitationszwecken den stärksten Nutzen zieht, ist eine beklagenswerte Tatsache. Zuversicht licher vermag allein der Schlußsatz der Kundgebung zu stimmen, wonach der Kanzler erklärt, die Geschäfte des Reiches unter Wahrung aller verfassungsmäßigen Rechte und in voller Uebereinstimmung mit der Krone weiterzu führen. * 0. Berlin, 29. August. lPrivattel.) Der Berliner ! Vertreter der . Daily Mail" hat sich an zwei Per- I sönlichkeiten gewandt, deren Stellungnahme zur Kaiserrede in Königsberg von besonderem Interesse ist, nämlich an den Reichskanzler von Beth mann Holl weg und an den sozialdemokratischen Abgeordneten Bebel. Der Reichskanzler tele graphierte auf die Frage, was er auf die gegen ihn gerichteten Angriffe zu erwidern habe, aus Hohen finow: „In der fraglichen Angelegenheit habe ich keinerlei Erklärungen abzugeben. Bethmann Hollweg." lInzwischen hat sich aber der Kanzler eines anderen besonnen: siehe die obige Erklärung. D. Red.) Der Führer der deutschen Sozialdemokratie telegraphierte dagegen: „Ich habe soeben die Rede des Kaisers gelesen. Ich kann nur erklären, die Hohenzollern ändern sich niemals. Bebel." Marine unü Luftschiklahrt. Der französische Marineminister hat sich vor kurzem dahin geäußert, daß Frankreichs Flotte die erste sein solle in der L u s t s ch i f f a h r t, wie sie die erste war in der U n t e r s e e s ch i f f a h r t. Zu gleich hat er einige Andeutungen gemacht über seine Pläne bezüglich der Verwendung der Luftfahrzeuge, zunächst nur zu Aufklärungszwecken, für die in jedem Kriegshafen ein Luftschiff und mehrere Flugapparate stationiert werden sollen. Für die Beschaffung des noch nicht vorhandenen Flottenaeroplans wird der heute nicht mehr ungewöhnliche Weg des Preis ausschreibens gewählt werden. Wie steht es denn überhaupt mit der Verwertung der Luftschiffahrt für Marinezwecke, was tun andere Marinen, und wie weit ist unsere Marine aus diesem Gebiet vor geschritten? Dies« Fragen sind nach der freimütigen Aeußerung des französischen Admirals und nach den gewiß anzuerkennenden Erfolgen der letzten Flug konkurrenzen wieder aktuell geworden. Zunächst ist festzustellen, dah di« deutsche Marine und die meisten übrigen sich noch abwartend verhalten oder doch entsprechend dem Stande der Entwicklung des Flugwesens über die ersten Anfänge noch nicht hinausgelommen sind. England baut seit über Jahresfrist an einem grohen Luftschiff von anscheinend dem Zeppelintyp ähnlicher Konstruktion. Die Ver einigten Staaten haben ein Preisausschreiben für Marine-Aeroplane erlaßen, bisher ohne Erfolg. Italien und Japan beschäftigen sich mit der Frage, ebenfalls ohne bisher greifbare Resultate erzielt zu haben. Daß Deutschland an der Eroberung des Luft meeres tätigen Anteil genommen hat, und daß es auf dem Gebiete den lenkbaren Luft schiffes zurzeit die Konkurrenz anderer Rationen nicht zu fürchten braucht, ist ja bekannt. Das Luftschiff har jedoch, wie die zahlreichen Unfälle bei den Ueberland- flügen bcweiien, noch iele schwache Punkte. Die Motoren arbeiten noch nicht zuverlässig genug, und die Eigengeschwindigkeit ist noch unzureichend. Letzterer Umstand besonders wird dazu beitragen, die Verwendungsmöglichkeiten auf See, wo die Luft bewegungen durchweg viel stärker sind als über dem Lande, beträchtlich einzujchränken; gleichwohl wird 0l.s Luftschiff unter günstigen Umstünden zu nner Aufklärung nach See vom Lande aus Verwendung finden können. Aber nach dem Urteil vieler Flugtechniker gehört die Zukunft nicht dem Lenkballon, sonvern Sem Flugapparat, dem „Schwerer als die Luft", wie die Franzosen sagen. Wie steht es nun mit diesem? Wenn man die Berichte über die letzten Flugwochen durchsieht, so wird man doch jagen müssen, daß, abgesehen von einigen glänzenden, aoer immer hin doch wohl Zufallsleistungen, ihre Geschichte die jenige einer langen Reihe von Unfällen ist, unter denen die Motordefekte den breitesten Raum einnehmen. Dah der Flugapparat — es kommt hier vorläufig nur der als Ein- oder Zweidecker aus gebildete Drachenflieger in Betracht — ebenso wie der Lenkballon für die nähere Aufklärung eine Rolle spielen kann, wenn die Verhältnisse günstig liegen und wenn er Glück hat, ist klar. Abgesehen davon aber wird seine Verwen dung vonVord aus doch noch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten macken.- Zunächst brauchen die jetzigen Flieger zum Aussleigcn noch eine längere Anlaufsflüche, es geht ihnen wie einem ge fangenen Albatros, der sich mit seinen langen Flügeln von Deck eines Schiffes aus auch nicht erheben kann. Aber vielleicht liehe sich Abhilfe schaffen durch eine Abschnell- und Katapultvorrichtung, eine Gleitbahn oder durch den Bau eines Spezialschisfes, wodurch allerdings wieder beträchtliche Kosten entstehen würden. Doch wie soll der Flieger an Bord zurück kehren? Das wird nicht ausführbar sein, ohne den Apparat ernstlich zu gefährden. Ein Abstieg ins Wasser ist ja einfach, aber das Ausfischen eines so grohen, unhandlichen und noch dazu sehr subtilen Apparates ist eine keineswegs leichte seemännische Aufgabe. Da der Leiter des Fliegers alle Hände voll zu tun hat, um das Fahrzeug zu steuern und es bei der noch immer lehr mangelhaften Stabilität vor dem Kentern zu bewahren, so müßte für die Be obachtung im Aufklärungsdienst noch eine zweite Person mitgeführt werden. Und wie soll das Ergeb nis der Mitteilungen scknell an die interessierte Stelle mitgeteilt werden? Vom Fesselballon aus macht das keine Schwierigkeiten, wohl aber vom freifliegenden Apparat aus. Da der Flieger ständig in Bewegung, und zwar in sehr schneller Bewegung sein muh, um nicht abzustürzen, so wird die örtliche Bestimmung von etwa entdeckten Minen auch nicht ganz leicht sein, ganz abgesehen davon, daß man sie z. B. in den stark mit erdigen Bestandteilen durch letzten Gewässern vor den Flußmündungen der Nord see überhaupt nicht entdecken wird. Was nun den Angriff gegen feindliche Schiffe durch Bewerfen mit Spreng stoffen anbetrisft, so hat der Gedanke, durch einen so geringen Einsatz erneu grohen Erfolg zu erzielen, etwas sehr Verlockendes, nur ist der Erfolg meyr als zweifelhaft. Die Versuche auf dem Flugplatz in Johannistal und in England, wo man aus Höhen von nur wenigen (3 bis 20) Metern ein Zrel zu treffen hatte, haben das bewiesen. Und auch die Ver suche in New Park. wo man aus Höhen von 90 bis 300 Metern, also immer noch innerhalb guter Schuß weite, eine Fläche von der Gröhe eines Kriegsschiffs decks bewarf, haben na-b dem Urteil eines amerika nischen Admirals die Annahme nicht gerechtfertigt, dah ein Angriff aus der Luft den Kommandanten eines Schiffes im geringsten beunruhiaen könne. Nach allem wird man zu dem Schluß kommen müßen, daß Luftschiffe wie Flieger noch ganz wesent lich vervollkommnet werden müßen, ehe an ihre Ver wendung in taktischer und strategischer Hinsicht in der Marine zu denken ist. Vorläufig wird es gut sein, die Entwickelung scharf im Auge zu behalten, besonders die des aussichtsreich scheinenden Schrau benfliegers. Zu einem überstürzten Vorgehen oder gar zu einer Beunruhigung ist augenblicklich kein Grund vorhanden. Montenegrinische Festtage. Die Königs-Proklamierung. (Von unserem Spezial-Berichterstatter.) L. Letinje, 29. August. (Priv.-Tel.) Der Menschenzusammenfluß nimmt seit Freitag wahrhaft beängstigenden Umfang an. Abgesehen von zahlreichen Fremden sind es namentlich die Landes bewohner, die in Hellen Scharen nach Cetinje strömen. Am Sonnabend Uhr begannen die Glocken der Kirchen zu läuten und gleichzeitig ertönten in ge meßenen Zwischenräumen 21 Schüße aus der auf dem Berge bei der Kaserne aufgestellten Batterie. Un mittelbar darauf begann in der Klosterkirche ein Gottesdienst, den der Metropolit zelebrierte. An diesem nahmen die fürstliche Familie, der Hofstaat, die Minister, sowie die Erofzwürdenträger teil. Nach Beendigung des Gottesdienstes begab sich der Fürst, umjubelt von einer vieltausendköpfigen Menge, in sein Palais zurück, während die Militärkapelle musi zierend durch die Straßen zog. Um 9 Uhr begann eine Illumination der Stadt, wie sie glänzender Cetinie wohl noch nicht gesehen hat. Gegen 10 Uhr bewegte sich ein langer Fackelzug durch die Straßen, um schließlich vor dem Palais Aufstellung zu nehmen. Dort hatte sich bereits der hiesige Gesangverein ein gefunden, der nach Ankunft des Fackelzuges die Nationalhymne sang. Eine Ansprache des Präsiden ten der Stadtgemeinde folgte. Diese Ansprache löste die begeistertsten Zurufe aus, die sich noch steigerten, als der Fürst vom Balkon des Palais aus dankte. Gestern früh 5 Uhr ertönte abermals Glocken geläute, und die Militärmusik blies Reveille. Gegen V26 Uhr erschienen die Skupschtina-Mitglie- d e r im Palais, um den Fürsten zu ersuchen, daß ein Gesetz votiert werde, L as die Erhebung Mon tenegros zum Königreiche und die Ernen nung des Fürsten Nikolaus zum „Könige von Montenegro" ausspreche. Nachdem der Fürst die Genehmigung hierzu erteilt hatte, begaben sich die Skupschtina-Mitglieder in den Gerichtssaal des alten Palais, wo der Gesetzentwurf sofort ohne Debatte mit begeisterten Zurufen angenommen wurde. Be reits eine kalbe Stunde später, nachdem sie das Palais verlaßen, erschienen die Skupschtina-Mitglie der wieder, um dem Fürsten von dem gefaßten Be schlüße Kenntnis zu geben. Eine Begeisterung son dergleichen herrschte bei diesem Akte, den der Fürst, umgeben von seiner Familie, entgegcnnahm. Un mittelbar darauf wurden die Vertreter der fremoen Staaten von dem Geschehnis brieflich benachrichtigt und eine Proklamation an die Straßenecken geheftet, die verkündete, daß Montenegro nunmehr einen König besitze. Um 10 Uhr fuhr der König mit seiner Gemahlin sowie mit seinen Söhnen, Töchtern und Schwieger töchtern und gefolgt von den fremden Fürstlichkeiten nach dem neuerbauten Regierungsgebäude, in deßen großem Saale bereits die Parlamentsmitglie der, die Minister und alle Eroßwürdenträger ver sammelt waren. Dort hielt der Ministerpräsident Dr. Tomanowitsch eine die Bedeutung des histori schen Augenblicks würdigende Rede, an deren Schluß er dem Könige ein reich vergoldetes Buch, das heute früh angenommene Gesetz enthaltend, überreichte. Brausende Ziviorufe erschallten hierbei, die noch eine Steigerung erfuhren, als der K ö n i g mit einer Rede dankte, in der er darauf hinwies, daß der heutige Tag nur durch die Vaterlandsliebe und die Tapferkeit der Montenegriner möglich geworden sei. Das in kriege rischem Ruhm Erworbene werde das Königreich Mon tenegro in friedlicher Arbeit befestigen und ausbauen und dabei die Freundschaftaller Staaten suchen. Es folgten dann Reden des Metropoliten namens der orthodoxen Bevölkerung, des Erzbischofs namens der katholischen und des Mufti namens der mohammedanischen Einwohnerschaft Mon tenegros. Nach diesen Ansprachen wurde eine große Gratulationscour abgehalten, bei der die Geistlichen aller drei Konfessionen, die Mitglieder des Parla mentes, die Minister, die Generalität, die amtierenden und pensionierten Beamten, sowie die Abordnungen aus stadt und Land ihre Glückwünsche darbrachten. Nachmittags fanden Konzerte des Gesangvereins und der Militärkapelle statt. Abends war wiederum die Stadt illuminiert, und auf den die Stadt um gebenden Höhen wurden Freudenfeuer und Feuer werk abgebrannt, was einen feenhaften Anblick bot. Als heute früh 5 Uhr die Militärkapelle Fanfaren blasend durch die Straßen marschiert«, war sofort alles wieder bereit, in der Festfreude fortzufahren. Um halb acht Uhr gaben drei Kanonenschüße das Zeichen zur Aufstellung des Militärs und der Kor porationen von dem Palais bis zu der kleinen Kirche Blaschka Isirkwa, in der vor 80 Jahren die Trauung des'jugendlichen Fürftenpaares statt gefunden hatte. In einem feierlichen Zuge bewegte sich kurz daraus das Königspaar, gefolgt von allen Mitgliedern der königlichen Familie und den Staatswürdenträgern zu der Kirche, von nicht enden-
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