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Leimiger Tageblatt. 2. Betlsye. Montag, 29. Kuyuv 1910. Nr. 238. 104. Jatrryrms. Durch etgeue Sratt. 12) Roman von Otto El Kar. (Nachdruck verboten.) Während d«, Lesen» schüttelte Herr Krüger mehrere Male den Kopf, und der Au»druck seines Ge sichtes ward sehr ernst. Dann sagte er, den Brief zurückgebend: „Ihre Schwester scheint ein sehr brave» Mädchen zu sein. Ihren Bater verstehe ich in der Tat nicht. Nach allem, was Ihre Schwester schreibt, halte ich es auch für das beste, Sie bleiben hier." „Wollen Sie mich denn behalten, Herr Ober amtmann?" „Donnerwetter — das ist doch abgemacht! Oder wollen Sie wieder zu Herrn Bernatzky und Miß Ellen zurücklehren?" „Nein, gewiß nicht." „Na, also — dann bleiben Sie hier." „Ich habe aber noch wenig Erfahrung in der praktischen Landwirtschaft. . . ." „Was Sie nicht können, das lernen Sie hier zu. Das Vertrauen Ihrer Schwester in meine landwirt schaftlichen Kenntnisse soll nicht getäuscht werden, llebrigens werde ich Ihrem Herrn Papa einen Brief schreiben, den er sich nicht hinter den Spiegel stecken soll." „Ich bitte Sie, es nicht zu tun, Herr Ober amtmann. Es würde nichts nützen, vielleicht nur schaden. Und dann — ich möchte meinem Vater nicht lästig fallen." „Ist das Trotz?" „Nein, Herr Oberamtmann, sondern, wie ich glaube, berechtigter Stolz. Ich will meinem Vater erst wieder entgegentreten, wenn ich seine Hilfe und Unterstützung nicht mehr nötig habe. Ich will ihm beweisen, daß ich nicht um seines Reichtums willen mich mit ihm versöhnen möchte, ich will ihm zeigen, daß ich auch aus eigener Kraft ein tüchtiger, selbstän diger Mensch werden kann. Dann erst will ich ihm die Hand zur Versöhnung bieten, dann erst kann ich mich vor ihm beugen als sein Sohn, der dem Vater trotz allem Liebe und Achtung schuldig ist." Der Oberamtmcmu legte die Hand auf Herberts Schulter und sah ihm ernst in die Augen. „Ist das Ihr ernster, unerschütterlicher Vorsatz?" fragte er. »Ja, Herr Oberomtmann." „Nun gut — beharren Eie dabei und ich werde Ihnen, soviel in meinen Kräften steht, behilflich sein. Ihr Ziel zu erreichen. . .." Siebentes Kapitel. Herr Martini saß in der Sofaecke, rauchte eine lange Pfeife und trank dazu einen steifen Grog. Wer den alten Herrn so behaglich dasitzen sah in dem ge blümten Schlafrock, das schwarze Seidenkäppchen aus dem Haupte, mit dem hageren Gesicht, das von einem weißen Kranzbart umrahmt wurde, und mit den langen weißen Haaren, die bis auf den Nacken nieder fielen, der hätte ihn eher für einen geistlichen Herrn, der seine gemütliche Nachmittagssiesta hielt, ange sehen, als für den Herrn des verwahrlosten Gutes Martinikenselde, der sich nur durch allerhand schlaue Winkelzüge über Wasser halten konnte. Aber ein verstecktes Lächeln in den Mundwinkeln, ein schlaues Blinzeln der graugrünen Augen, ein ner vöses Zucken der krallcnartigen Hande, die sich bald ausstreckten, bald krampfhaft zusammenzogen, als krallten sie sich um eine Beute, das würde den auf merksamen Beobachter belehrt haben, daß er es hier mit einem bösartigen und habgierigen Charakter zu tun hatte, dem man nur mit großer Vorsicht sich nähern durfte. Aber wie viele Menschen besaßen diese Vorsicht? Am allerwenigsten besaß sie der alte Hammer, der sich stets wieder durch die würdevolle Außenseite seines Freundes täuschen ließ. In dem großen Zimmer, das unordentlich, schmutzig und düster aussah, ging ein junger Mann von einigen zwanzig Jahren mit dröhnenden Schrit ten auf und nieder. Sein wüstes, durch Trunk auf geschwemmtes Gesicht zeigte mehrere Narben, die von Studentenmensuren hcrrührten; sein schmutzig-blondes Haar war kurz geschoren und starrte borstenartig empor; ein langer Schnurrbart hing ihm über die Lippen, die eine Reihe großer, starker, weißer Zähne sehen ließen; seine graugrünen Augen schwammen in einer unnatürlichen Feuchtigkeit, seine Gestalt war groß, knochig und massig. Er glich einem Bullenbeißer, tückisch, voll roher Kraft und unbezähmbarer Wildheit. Der Alte verfolgte den Auf- und Abschreitenden mit schlau beobachtenden Blicken. „Nun, Vater", knurrte der junge Mensch nach einer Weile, vor dem Alten stehen bleibend, „was soll wer den? Ich muß di« tausend Mark haben, oder ich werde aus meiner Verbindung oum inkami» dimittiert." „Deine Verbindung geht mich nichts an", ent gegnete der Alte bissig. ,Hch hab'» dir von Anfang an gesagt, als du zur Universität gingst, daß ich kein Geld für diese Derbindungstorheiten habe. Laß dich nur herausschmeißen oder dimittieren, wie du es nennst, kannst jetzt deine Studien hier auf Martiniken- felde verwerten", setzte er höhnisch hinzu. „Glaubst du, ich werde mich hier in dem ver kommenen Nest vergraben?" fragte der junge Mensch wütend. „Ja, wenn es noch eine ordentliche Wirt schaft wäre — ein Gut, auf das man stolz sein könnte! Aber du hast ja alles verludern lasten." „Wag verstehst du denn davon? — Kannst es ja jetzt wieder in Ordnung bringen. Hast dich ja jahre lang auf Universitäten umhergelrieben." „Um die Schweinerei hier wieder in Ordnung zu bringen, dazu gebraucht man ein Kapital." „So schaffe dir das Kapital." „Willst du mich verspotten, Vater?" „Nein — ich will dich nur darauf aufmerksam machen, daß es für dich an der Zeit ist, ein anderes Leben anzufangen. Seit Jahren hast du den großen Herrn gespielt, hast dich auf zwei — drei Universitäten umhergetrieben, bist ein berüchtigter Raufbold und Trinker geworden, hast Schulden über Schulden ge macht — und jetzt kommst du heim, weil es draußen für dich nicht mehr geheuer ist — und wirfst mir vor, daß ich das Gut habe verkommen lasten! Ich sage dir, mein Junge, daß ich in anderer Weise für uns gesorgt habe, als durch die mühevolle Bewirtschaf tung dieser infamen Sandbüchse, die doch nichts ein bringt. Die ist bei unserem Inspektor gut genug aufgehoben." „Ich weiß, daß du anderweitige Geschäfte machst — namentlich mit dem reichen Hammer da drüben. Nun, so kann es dir auf die tausend Mark auch nicht ankommen." „Nee, mein Junge. Aber du mußt nun selbst für dich sorgen." „Auf welche Weise? Soll ich etwa die Sandbiichse bewirtschaften?" „Da würde nicht viel bei herauskommen", lachte der Alte. „Nee, ich habe einen anderen Plan: du mußt reich heiraten. . . ." „Ach so — irgendeine Kommerzienratstochirr vielleicht?" „Die würde dich kaum nehmen. Ich weiß eine andere Partie — Fräulein Gertrud Hammer . . „Du bist verrückt, Later!" Der Alte lachte, daß er sich schüttelte. „Du scheinst zu deiner Liebenswürdigkeit kein großes Zutrauen zu haben", sagte er dann. „Ach was — ich kann mit solchen Modedämchen nichts anfangen. Und nun gar mit der sentimentalen Trude Hammer!" „Na, da muß ich etwas zu Hilfe kommen." „Du, Vater? — Wie willst du das anfangen?" „Das ist mein Geheimnis", entgegnete der Alte lächelnd. „Aber ernsthaft gesprochen, Franz, so geht es mit dir nicht weiter. Du verbummelst noch ganz und gar. Du mußt dich seßhaft machen. . . ." „Hier auf Martinikenselde?" „Nein — aber auf Hammersau. .. „Vater?" „Na, stiere mich nur nicht an, wie die Kuh das neue Tor! Ich denke, du wirst nicht so schwer von Begriff und so halsstarrig sein wie deine Schwester, die jetzt Herrin auf Hammersau sein könnte, wenn sie es verstanden hätte, den jungen Hamnier zu kirren. . . ." „Wo ist Herbert Hammer?" „Weiß nicht. Irgendwo — aber das kümmert uns nicht. Die Hauptsache ist, daß er von seinem Vater enterbt ist, weil er ihn mit einem Stuhlbein nieder schlagen wollte. Jetzt ist Gertrud die Erbin von Hammersau — na, und ihr Gatte wird Herr von Hammersau werden. Rührt dich das nicht, Franz?" „Donnerwetter — das wäre allerdings etwas für deinen Sohn, Vater!" „Na, siehst du? —" „Ja, aber wenn der alte Hammer sich nun mit Herbert aussöhnt?" „Daß das nicht geschieht, dafür werde ich schon sorgen. Der alte Hammer tut, was ich will; er ist schon halb vertrottelt." (Fortsetzung folgt.) e- ** * (Auf Wunsch wird der Anfang dieses Romans neu hinzutretenden Abonnenten kostenlos nachgeliefert.) srLinorruK prrnQLvrruoK vucrnöinvLrrLi WS7S -- krimu -- SLlou-vrikstttt 58 Wz. M Ztr. frei Kein Asickckieli, st-mlms-lc. zu billigste» Tagespreisen, o?,«« Mk.c.Ksi«iek,'N''Ä7»i KvIsKsadsits LLnls .. in vluaen, Kosttlmröcbvo, Lleickerslokkea, 8tiekervleo, IVilsebv nsre. ea uUerdilligetea kreisen und in grosser Lnswatü. Kurprinratrasso 19, Kairo D VVinümlikIenstr. (kvisckonstocü). MstWer Lalmtmim in lireWithrke vr. Stick am Bayerischen Plast, isr» Med^-chemische battertologtsche und Nahrungsmittel-Untersuchungen. „Seit Jahren war ich milde u. matt, hatte häufig wahnsinnig« Kopss^merzrn u. jede Lust z. Arbeiten n. z. Leben ver loren, wurde scheu u. melancholisch. D. Arzt sagte, eS sei ein veraltetes Slmnleiilrii u. Nierenschwäche, daneben Darmträg, beit infolge sitzender Leben-weise. Auf ärztl. Rat trank ich, uachd. nicht» helfrn wollte, AUbuchhorfter Mark-Lprudel Siarkauelle lJod^kiseu-Manaan-Koch- salzqurllel Schon n. drei Fl. fühlt« ich mich al» ganz and. Mensch. Die Urin absonderung wurde lebhaft u. schmerzlo» u. blieb e» seitd. Ich trinke d. Mark- Sprudel jetzt lägü, hab« mich nie so wohl u. arsund gef. wie heut«. Ihr Mark- Sprudel ist m. Lebensretter, hau« B.' Aerztl. warm emvf. Liters!. 98 Pfg. in d. Nvoth. u. Trag, in Linden au: bei sterob. 8tl«KI >abk.; EngroS: Engel- apoth. in Leipzig, Markt 12. »»«rr lW- slLSvllö VOA ^^«^kerrej^eiprl^eutr»^ Zpsirvn- I/LgSk L8.00 »7110 kraapakta gratt» unck ie-nnbo. , L k. «roll, NsmlMg Lieaeral-Vortrvtvr cker rnmmiMU MW« Mik co. mcm Lun Itzless« in 1.vipmig> 8tälttiso!i68 Kaufkaus, Ammr 82. DM" 07«,1 ^i'LriLlonLmotoi'en Lar, venrin, Lpikilur v. r. v. Nir Latkrarlt, Ur»unIroI»I»nI»rtdrVtt», L»k» narr Llloixl. kreuss. unck riet« anders ^uarviebnungen. veder ----- 70000------ »nn k8. im Letrisbe. Verdanken renn Dalp»Ix, Daaebaor 8tr. 36. Del. 14088. -v., (vorm.6.8oNm1tL) «... 24 Stunden steift 3 Tage kalt bleiben Speisen» Oekränste s Me diese kalme 8a» auf cker krde wandelnde Tierreicst über» . ragt, lo überragen die kttanrenkette kkUckAIR und kUI-kAOdlkl (kstanren-Kutter-lAargarine) die tterilcben kette dürrst Ikre kieinkeit und Oüte. Vas beweist am besten der Uyiltand, dal) kalmin und kalmona tierilcste kette in der keinen tzzycl dürgerlicsten Kücste immer mekr verdrängen» tHrstnin rum Korken, Kraken und kackst kalmona als krotaukstrtdx ,,»77 lttnaler» gratis unct />anko. . - kNiroekei' „Kimen". »VN xokMt transportiert vordoa. last beim Kmstllrren äen Spivitus nickt aus Liessen. tzlreai, a a » Vvtattr werelvii. Kat ein rusammenklappbares, in 6er Tascdo transportables LIsoksscstvU. llesterreickkcke ület»II»Lreiifadnk, Vie». LvLvSSv» DIeumanIrt, Amme? lln 92.