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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100829011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910082901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910082901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-29
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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«inen aroße» Trockenbaaaer, der in die bis auf 4 Meter ausgebaggerle Grude hinabgelassen ist, fortgeschafft »erden. * Znr Steuer»», der Vieh» »»d Fleischuot beschloß der Nürnberger Magistrat einstimmig, an das «ly rische Etaatrministerrum folgende Anträge z» stellen: ,Her Zo l l aus aus dem Ausland« einaeführte» Vieh ist aufzuheben oder mindestens stark ein- zufchränken. Unbeschränkte Vieheinfuhr ist zuzu lassen. Die Eisenbahn frachtsatze auf Vieh- transporte sind -»ermäßigen. Es ist dahin zu wirken, das, Oesterreich ein Diehausfuhrverbot nicht erlassen wird. Das Staatsministerium des Innern soll ersucht werden, einen Landesausschuß einzu setzen, der diese Kragen weiter behandeln soll." Diese Beschlüsse sollen den bayrischen Städten und dem Städtetag zum Anschluß mitgeteilt werden. In der Diskusston war u. a. gesagt worden, man solle doch nicht immer die Seuchengefahr als Grund gegen die Einfuhrerleichterung anführen. Diese angebliche Gefahr widerlege der Umstand, daß man Bich mit Zoll einführen könne, ohne daß dadurch eine Seuchen oerbreitung erfolgt. Der Fleischkonsum s«j in Nürn berg seit zehn Jahren von 80 Kilogramm auf 55 Kilo gramm pro Jahr und Kopf der Bevölkerung zurück gegangen. Durch die jetzige Agrarpolitik würden die Städte allmählich ausgehungert. Die Regierung gebe den Städten fortgesetzt gute Ratschläge über Milch versorgung, Säuglingsfürsorge usw.; danach sollte man doch annehmen, daß sie auch alles Interest« daran hätte. Mr die Ernährung der breiten Volks schichten zu sorgen. Auslsnil. Spanten. * Kerne Zurückziehung des Tadenas-Sesetzes. Ministerpräsident Canalejas gab die Erklärung ab, die Regierung werde das Eadenas-Gesetz nichtzurückziehen, weil das Sache des Senats sei, besten Mehrheit das Gesetz angenommen habe. Canalejas fügte hinzu, in dem Cadenas-Eeietz läge weder eine Herausforderung noch eine Beleidi""ng des Vatikans, und die Regierung könne es ohne Ver letzung der Verfassung nicht zurückziehen. * Kleine Notizen. Ministerpräsident Canalejas hat mitgeteilt, daß die Tortes am 31. September -usammentreten sollen. — General Aldave, der zum Eeneralkapitän von Melilla ernannt worden war, hat diesen Posten aus Gesundheitsrücksichten abgelehnt. Türket. * Zwischenfälle. Ein aus den griechischen Ge wässern kommender griechischer Segler wurde bei Athos von einem türkischen Torpedoboot aufge bracht und beschlagnahmt, weil er eine Waffen- und Munitionsladung an Bord hatte. — Eine fünf zehn Mann starke bulgarische Bande beschoß ein türkisches Blockbaus und tötete die Wache, mußte aber dann flüchten, weil die Besatzungen der benachbarten Blockhäuser ihren Kameraden zu Hilfe eilten. «US erlpzig unit Umgegend. Leipzig, 29. August. Runü um üie Mette. - Wenn man vielleicht glauben wollte, daß bei der Schauinesse wie oei mancyen guten und doch wohl feilen Zigarren die Qualuar des Inhalts die Haupt sache sein und dagegen die äußerliche Ausmachung zurücktreten sollte, >o urt man pch in diesem Punkte ganz gewaltig. Prunkvoll und glänzend tritt sie jetzt wieoer in ihrer ganzen Erscheinung vor Augen, neue Eindrücke oen Wandernden gewährend und im Wechsel der dekorativen Ausstattung überaus freund liche Bilder in Menge bielend. Hohe, stolze Fronten sind an den einzelnen Verkehrsstragen hinter dem Frankfurter Tor emporgewachsen, mit bunten, plastischen Figuren geziert und mit Tausenden von eleknischen idtühkörpern zur magischen Beleuchtung am Abend bedacht. Wie ein riesiger Wall von Buden legt sich die B e r k a u f s m e j j e vom Frankfurter Tor bis zur Mitte des riesigen Platzes vor, einen großen Markt für die meisten Bedürfnisse des Ledens bildend und dem Verkehr hier weitesten Spielraum bielend., Netzjacken und gesetzlich geschützte Wasch bretter, himmelblaue Emaillegeschirre, Bürsten, Pinsel und Trikolagen, selbst Esperanto-Artikel und Gummischürzen fehlen neben Postkarten nicht, wo Rosenstrauchs weltbekannte Bleijtiftbude, der Bau des Magdeburger Schützenkönigs inmitten der Zelte von Bleistiften, Nadeln und Knöpfen in dem Gewirr der Verkaufsbuden vertreten find. Ein Chaos von Tönen, ein Riesenpotpourri, zu dem alle vokalen und instrumentalen Stimmen m einer Polyphonie ohnegleichen zusammenlausen, ver kündet den Beginn der Sch au messe an der von alten Pappeln umrauschten „Riviera Lipjiensts", über die sich der Strom der Schauenden in Intervallen ergießt und an die Fassaden prallt wie der Schmetterling an dle Glasscheibe. Tausende ziehen hinaus, um zu schauen und zu geniehen; sie strömen von der Turnhalle und von den Brücken der Alten Elster hinzu, das alte Wort ,^?aa«va st ciroeawos" im Auge. Ein Heer von Karussells besetzt die breiten Verkehrsstraßen des Meßplatzes, denn „nichts gewährt so viel Vergnügen als im Kreis herum zufliegen", sei es auf den musikumhauchten Dreh, scheiben oder auf den Gleisen der Automobildahnen. Horizontal und vertikal geht Weg und Flug, bald pendelnd in den Luftschaukeln, bald kreisend in den oorgezeichneten Bahnen. Hier die Wiener Pony, fahrschule, dort das Aeroplankarussell mit seinen Zeppelin-Modellen und schwirrenden Propellern. Zn alter Schönheit und Gediegenheit ihrer künstlerischen Ausschmückung tritt auch jetzt wieder HugoHaajeg Stufenbahn vor aller Augen. Sie bildet in ihrer einzigartigen Ausstattung und in ihrem Betriebe das hervorragendste und anzichvngskräftigste Schaustück der Meße, wie zugleich Hugo Haase» Figur» 8-Bahn aufs neue die volle Beliebtheit der Be sucher gewinnt. Halt, di« „Geisterbur g" erscheint, ein mächtiger Aufbau, von gemalten Felsen und bunten Blumen der Palette drapiert und geschmückt. Ein Triumph der Technik macht diese Rutschbahn jeden, der das Spiel der Kräfte, Schwungkraft kontra Adhäsionskraft, an seinem eigenen Leibe probiert, mit den kitzlichsten Errungenschaften der modernen Wissenschaft bekannt und führt ihn schwungvoll zur Höhe. Auf und ab, drunter und drüber ist hier die Parole. Auch in der andern Rutschbahn daneben, wo eine Rolltreppe die Wißenrdurstigen emporgleiten läßt, find dieselben Kräfte am Spiel. Nebenan läßt Th. Scherff sen. seine kilometerlangen Films mit lebenden Bildern abrollen, während die Teufel», mühle den im Finstern tappenden Eindringling zu einem schaurigen Rundgang verleitet. Zu den oretternen Hörsälen, die die Professoren der Magie auf der Schaumeste aufgebaut Haven, strömt die Menge. Auch Erna Aria, an deren Halle weiß auf schwarz der Wild« Jäger tobt »nd da» Geheim nis der schwarzen Wand verzeichnet steht, findet ern aufmerksames Auditorium, denen sie Hypnose und Ge dankenlesen lehrt, freilich in einer Form, die keinem verständlich erscheint. Die Kontraste der Schöpfung lasten sich dann in dem baumlangen Riesen Andries Wenter, der ehemals Leiogardist de» Burenpräsidenten gewesen sein soll, und in dem Heinzelmännchen Cölon erkennen, Differenzen von 23S zu 99 Zentimeter. Es drängen sich weiter das Museum für Kunst und Wissenschaft in die Reihe der Sehenswürdigkeiten, das Leipziger Volkstheater, das Theater moderner Wunder und das „lebende Mosaik" hinzu,' „Paris und Brüste! beweint es, Leipzig empfängt sie triumphierend", so kündet uns der redegewandte Impresario bei der Erklärung dieses prächtig täto wierten menschlichen Wunders. Das Wunder land Indien zeigt uns in seinen hypnotischen Rätseln das lebende Geheimnis der Lust. Neben den Schießbuden, in denen lockende Sirenen mit der Büchse in der Hand Nimrods zu gewinnen wissen, produzieren sich die berühmten dressierten Flohe. Man kann ruhig an die Manege, die einem papierbespannten Kuchendeckel gleicht, herantreten, ohne den Springern als Standpunkt zu dienen, denn die niedlichen Repräsentanten der Familie irritans, denen bekanntlich auch König Friedrich August seine Aufmerksamkeit schenkte, sind jeder Desertion abhold und nur der gymnastischen Kunst als Ringkämpfer, Wettfahrer, Seil- und Ballett tänzer zugängig. Die gefürchteten Springer dienen hier einem edlen Spiel, fechten und arbeiten mit aller Lust, bis sie wieder in die Watte springen. Auch Cooks merkwürdige Entdeckung, „eine lebende Nord- polfamilie ohne Sprache , findet auf der Meste ihre Verwirklichung, allerdings in einem retn zoo logischen Sinne, der mannigfache Deutungen aus kommen läßt. „Galvani ist der erst« gewesen, der einen Froschschenkel hat zucken sehen, dafür hat man ihm auch ein Denkmal gesetzt" — dies Wort eines zer streuten Professors, so sonderlich es erscheint, mag die Bedeutung der Elektrizität erklären, die auch auf der Meste eine so hervorragende Rolle spielt, vom ein fachsten Elektrisierapparat an bis zum höchsten Betriebe der Kraft und desLichts, bis zu den entwickeltsten Phasen ihrer Leistungsfähigkeit. „Birgt sich nicht oft in einer kleinen Blume mehr Kraft und Schönheit als im höchsten Baum?" So sucht die Muse sich zu ihrem Ruhme statt hoher Tempel oft den kleinsten Raum. Sie flieht mitunter stolze Fest spielhallen, legt ab ihr goldenes Sterncndiadem, und macht es sich bei jungen Kunstvasallen zu frohem, heitrem Rendezvous bequem." So mag es auch für Börnos Fantoches- und Marionetten- theater gelten, das seinen Ruhm in reizenden Vorstellungen auf dem Gebiete des Puppentheaters sucht und mit Erfolg findet. Man ist es der Mit- und Nachwelt einfach schuldig, sich einmal photo graphieren zu lasten. „Wunderbar werden Sie gemacht!", so führt uns knixend und nickend ein edler Herr der Kamera in sein luftiges Atelier, wo er uns binnen zwei Minuten für alle Ewigkeit auf die Platte bannte. Ein S ilhouettenschne tder steht in seiner Nachbarschaft; Schwarz auf Weiß heißt seine Parole. Der Schaulust und der Anregung ist auf der Meste der weiteste Spielraum geboten. Eine ganze Reihe von zirzensischen Spielen ergötzt die schaulustige Menge, sei es in der Altdeutschen Sport halle, in Kerns Sportarena, sei es in der Römisch e,n Are n a, lleberall werden gefesselte Einbrecherkonrge gezeigt, Athleten im Fausthandschuh und mit tätowierten muskulösen Armen treten auf, kurz, eine riMa entwickelte Welt liegt sich boxend und würgend in oen Armen. Wir wollten noch Im» bollita, dem wunderbaren Fischweib mit dem Kinde, einen Besuch abstatten, allein der würdige Impresario, der eben bei Koteletts mit Rotkraut sah und seine Muscheltrompete beiseite gelegl hatte, hatte seine Alligatoren- und Schlangenkiste noch unter Ver schluß. „Schlangen, Krokodile, alles ist da!" bemerkte er scherzend. Zwischen Hippodroms aller Systeme, zwischen Panoramen und Kal pertheater, neben Renners Fritze, Seiferts Albert und Seiferts Oskar hat das riesenhafte Taifunrad, System Fey, in einer großen Halle seinen Platz gesunden. Seine wackelnde und schleudernde Bewegung duldet keinen aufrechtstehenden Menschen und macht alle Fahrenden zu liegenden Individuen. Unweit davon zeigen sich in einer Bude, die als Kasperbühne dient, zehn dressierte Störche, die ihre langen Pedale auch zu allerhand Kunststückchen zu gebrauchen wissen. „Runter mit dem Zylinder!" heißt es am Wege. Dann nicken sechs Köpfe an der Wand, künstlich« na türlich, deren Bedeckung vom Haupte geworfen wer den muß, wenn man für den Einsatz Entschädigung finden will. Wir betraten daneben ein Zelt. An der Wand hingen als Gegenstücke ein Marinebild „Bewegte See" und das Oelbild eines bärtigen preußischen Kriegers. Mein Kunstenthufiast wagt« die bescheidene Bemerkung, daß die beiden Bilder doch kaum zusammen paßten. „Nanu", sagte der Besitzer, „det sind doch Pandangs; det eene is 'n Seesturm »nd det andre Landsturm!" Man glaubt nicht, wie spie lend leicht man sich die edelsten Genüge verschaffen kann. Goldorangen glühen neben der grauen Feig« und der runzeligen Dattel, die unscheinbare Danillenschote verschließt in großen Gläsern ihren balsamischen Duft, und neben der dreiseitigen Para nuß, dem Samen der amerikanischen Bertholletia, rühmt sich die Iamaikabanane ihrer größeren Süßig keit. „Kommt, ihr alten Freunde!" lockt der Wurst pavillon unweit des reizenden Kiosks, in dem Otto Kluge-Leipzig seine Zigaretten der Käuferwelt bietet, und mit einem fröhlichen Willkommen begrüßen die Schnellkonditoreien ihre Gäste. Die Kaffeezelte haben sich mit buntgemusterten Kattunbehängen geschmückt, und an den Wurstständen harren Senfbüchsen von riesiger Dimension des allaemeinen Gebrauches. Eispavillons und Milchhäuschen nehmen die Wandernden auf, dort, wo die großen Erfrischungs stätten von Adalbert Heinrich, Riebeck Konsolator mit leinen Bauernduetten, vom Bratwurstglöckle, von der Wahrener Schweiz und der Bavaria ihre Hallen geöffnet haben. Weintrauben und Anchovis, „Schnee flocken" und Pfefferkuchen, Kreppelchen und echte Pulsnitzer Pfefferkuchen, alles liegt den Genießenden vor Augen. Das Beste kommt zuletzt, das I. Zets- nersche Hauptrestaurant. In der mächtigen, dem Gambrinus geweihten Halle treffen sich alle Klassen und Stände, verkehrt reich und arm, vornehm und gering. Rauschende Weisen schallen vom Podium herab, wo Winkler seine Schützen kapelle dirigiert. Schuhplattler werden von lustigen Tirolerpaaren getanzt, Zithern klingen, Jodler hallen durch den weiten Raum, und die gemütliche Stimmung reißt selbst den Schwer fälligsten mit fort Urwüchsiger Humor führt die Herrschaft. Das ist ein Leben, das ist ein Gaudi, wenn dann in der von fröhlichen Menschen wimmeln den Halle ein Mnstengesang angestimmt wird; aller lei scherzhafte Ueberrailbungen und H'mkchewpisle aus dem Podium die Festlaune immer kräftiger anreaen! Das ist Freude, das ist Leben in dem sonst vielfach zeremoniösen Leipzig. Und in langsamem Braten dreht sich das schmorende Huhn über den glühenden Kohlen, wendet sich der Riesenochse am Spieß um und um. Eine finnige Alp«ndekoration leuchtet in der von Hans Baumers Hand mit Velarien über spannten Halle mit ihren sinnig gemalten alpinen Motiven auf. „Jetzt trink' mer noch ein Flasche! Wein!" klingt es vom Orchester wieder, und der Maß krug voll schäumenden Bieres wird zum Symbol der freudig begonnenen Messe, über deren Riesengewühl der süße Duft der Rostbratwürste zieht. * Der Zentralverdand selbständiger Korbmacher Deutschland» hielt am gestrigen Sonntage im Rosen talkasino seine erste Generalversammlung ab. Hierzu waren 103 Delegierte sowie Vertreter der Gewerbekammer und des Jnnungsausschusses zu Leipzig erschienen. Nach dem Berichte des 1. Vor sitzenden, Herrn Obermeister Kraft, zählt der Ver band bereits über 900 Mitglieder. In Erledigung vorliegender Anträge wurde beschloßen: die Einfüh rung von Preistarifen im Korbmacherhandwerk nach Möglichkeit zu fördern, den Kampf gegen die Massen einfuhr russischer, galizischer, niederländischer und japanischer Korbwaren energisch fortzusetzen und hier zu die organisierte Gehilfenschaft mit heranzuziehen, zur möglichsten Beseitigung der Gefängnis- und Straf- anstaltsarveit auch die Eewerbekammern mit in An spruch zu nehmen und dem Einzeloerkauf von Kinder wagen durch Fabriken entschieden entgegenzutreten. Die Eisenbahndirektionen sollen ersucht werden, den in keiner Weise gerechtfertigten Zuschlag lSperr- zuschlag) auf Korbwaren aufzuheben. Der Gesamt vorstand wurde in seiner bisherigen Zusammensetzung aus ein weiteres Jahr wiedergewählt. Die nächst jährige Generalversammlung soll, in Erfurt abge halten werden. * Der Allgemeine Turnverein zu L.-Neuschönefeld holte am Sonntag die Abhaltung seines Iubi- läumsscha »turnens, das seinerzeit wegen schlechten Wetters verschoben werden mußte, nach. Es hatten sich in der Halle des Vereins viele Freunde der Körperschaft und der von ihm vertretenen Sache als Zuschauer eingefunden. Unter der Oberleitung der Turnwarte Goldstein und Böttger wurde eine äußerst interessante Turnordnunq durch genommen. Der Vereinsvorsitzende T. Bauer mann begrüßte in einer Ansprache Gäste und Mit glieder. An erster Stelle wurde dann eine Folge körperdurchbildender Freiübungen unter vorzüg lichem Gelingen gezeigt. Dann traten in zwei Ab teilungen sämtliche Riegen des Vereins zu einem Gerätturnen an, bei dem sowohl Abteilungen älterer Turner als auch eine Reihe von Jungmannschaften durch gute Leistungen ehrendes Zeugnis für di« Rührigkeit und Vielgestaltigkeit des werktägigen Turnbetriebes ablegten. Eine dankbare Sonder ausgabe wurde darauf mit der Vorführung eines Gemeinturnens der Vorturner und ersten Klasse an vier in Kreuzform aufgestellten Bahren glücklichst gelöst. Die Turnerinnenabteilung fügte dann unter Turnlehrer Schwarzbach eine Gruppe anmutig wirkender Frei- und Ordnungsübungen in das fest liche Turnen ein. Einen guten Schluß erhielt dann das Unternehmen durch ein Kürturnen am Reck, Barren und Pferd, an dem die besten Kunstturner des Vereins beteiligt waren. Am Nachmittag zog der Verein nach dem „Heitern Blick", wo Wander- preisturnen, Dereinswettnrnen und Turnlpiele ab gehalten wurden. * „Bruhns Meß-Anzeiger" ist in 5 reichhaltigen Heften wieder erschienen. Mit interessanten Berrch- ten und reichem Illustrationsschmuck sowie vor allem mit vielen wertvollen Bezugsquellen der besten aus stellenden Firmen de« In- und Auslandes versehen, nützt „Bruyns Meß-Anzeiger" dem Handel und der Industrie und übt auf den internationalen Umsatz einen förderlichen Einfluß aus. Die Auskunftsstelle des Fachblatte» (Berlin 0. 27, Dircksenstraße 4, zur Melle in Leipzig Städt. Kaufhaus, Treppe 6) händigt Reflektanten zur Information ein Gratisexemplar a»r. * Ei» geri»gfügiaer Brand infolge Kurzschlußes entstand in der Stacht vom Sonntag zum Montag kurz vor 12 Ubr in der ersten Etage des Tafö Bauer am Roßplatz. In der zu dem großen Kron leuchter führenden elektrischen Leitung war Kurz schluß erfolgt, wodurch dessen obere Etoffumhüllung tn Brand geriet. Auch die Decke wurde etwas in Mitleidenschaft gezogen. Dank dem schnellen Ein greifen des Personal« wurde da» Feuer bald er stickt, so daß die herbeigerufene Feuerwehr nicht in Tätigkeit zu treten brauchte. Dadurch, daß die Musikkapelle weiterspielte, wurde auch eine größere Aufregung des Publikums vermieden. * Ueberfahre« wurde gestern nachmittag in der siebenten Stunde auf dem Augustusplatz vor der Hauptpost ein etwa zwei Jahre alter Knabe von einer Droschke. Da» Kind erlitt Verletzungen an den Armen und Füßen und wurde nach der Sanitätswache am Nikolaikrrchhof gebracht, wo es verbunden wurde. * Wegen gefährlicher Körperverletzung wurde ein 20 Jahre alter Arbeiter au» Wieruhoslowic in Ga lizien in Hast genommen. Der rabiate Mensch war in einem Kohlenschachte im Süden der Stadt be schäftigt und dort mit einem Arbeitskollegen in Streit geraten, der bald in Tätlichkeiten ausartete. Der Galizier schlug seinen Gegner mit einem Knüppel auf den Kopf und brachte ihm noch verschiedene Biß wunden an der Stirn und im Nacken bei. * Aus de« Wasser gezogen wurde gestern am Alten Amtshof (Pleißenmühlgraben) eine 60 Jahre alte nervenkranke Witwe. Noch lebend wurde sie nach der Nervenklmik gebracht. * Gefaßter Fahrraddieb. Beim Verkauf eines Fahrrades wurde gestern in einem Geschäft in Lin- denau ein 23 Jahre alter Schlosser von hier an gehalten. Es wurde von der Kriminalpolizei fest gestellt, daß das Rad in Chemnitz gestohlen worden ist. Im Besitze des Spitzbuben befanden sich außer dem noch zwei Radfahrkarten auf verschiedene Namen in Chemnitz ausgestellt, die der Dieb gefunden haben will. Offenbar hat der Festgenommene noch weitere Fahrraddiebstähle auf seinem Konto. * In Brand geratene Schießbude. Gestern abend 12 Uhr entstand in einem hiesigen größeren Der- gnügungslokal Feuer. Dort war durch eine Lampe eine aufgestellte Schießbude in Brand geraten. Durch Gäste wurde das Feuer gelöscht, so daß die aus gerückte Feuerwehr nur die Aufraumungsarbeiten zu besorgen hatte. * Karambolage. In der Marschnerstraße fand gestern zwischen einem Straßenbahn wagen der Linie 5 und einem Grünwaren fuhrwerk ein Zusammenstroß statt. Das Pferd des Fuhrwerks wurde zu Boden geschleudert und an beiden Hinterbeinen verletzt. Der Gabelbaum zer brach. der Straßenbahnwagen ist nur leicht be schädigt. Personen find nicht zu Schaden gekommen. " Nochmal» gewarnt sei vor jener Schwind lerin, die auf Grund erlaßener Inserate bet Fa milien erscheint und den Dienst al» Aufwärterin annimmt, bei der nächsten Gelegenheit aber wieder nach Verübungen von Diebstählen verschwindet. In der Regel nannte sie sich „Schmidt". Sie trat bttzher in zahlreichen Fällen im Süd-, Nord- und West viertel auf, wo sich die Unehrliche ansehnliche Geld beträge. Schmucksachen, sowie auch andere Gegen stände aneignete. Geschildert wird sie al» etwa 17 bis 20 Jahre alt, von mittlerer, schmächtiger Gestalt, mit schmalem, etwa« blaßem Gesicht, dunklem Haar. Ihre Kletduog bestand «. a. aus grauem Nock, schwarz- und weißgestreister Bluse «nd Träger schürze. Die Spitzbübin operiert zweifellos weiter, und es ist sehr erwünscht, daß beim Wiedererscheinen derselben die Polizei rechtzeitig in Kenntnis gesetzt wird. * Gestohlen« Treppe»lL«ser. In letzter Zeit haben sich Spitzbuben bemerkbar gemacht, die es besonder» auf Treppenläufer abgesehen haben. Zuletzt traten sie in einem Grundstück der Fichte st raße auf und stahlen einen 3 Meter langen Läufer aus Plüsch (rot mit grüner Kante) im Werte von 40 «<t. * Gestohlen wurden unter erschwerenden Um ständen aus einem Lokal in der Bayerschen Straße 7 Kisten Zigarren; aus einem am Grund stück Plagwitzer Straße 23 angebrachten Schaukasten eine Anzahl Bilder mit Rahmen; von einem Rollwagen in der inneren Stadt ein Ballen, gezeichnet ü. L Go. 71043. enthaltend Tuch im Werte von 136 ^t; aus einem Grundstück in der Stöckartstraße ein Fahrrad Marke „Schla ditz" Nr. 2004. -ff- Unfälle. Zn einer Druckerei in L-Reudnitz geriet am Sonnabend abend ein 15 Jahre alter Ärbeitsbursche aus der Wittstockstraße mit dem rechten Arme in eine Preße, so daß er einen Knochen bruch davontrug. — Durch Bruch einer Leiter stürzte gestern in einem Hofraum an der Iuliusstraße in L.-Volkmarsdorf ein 41 Jahre alter Stein drucker so unglücklich herab, daß er einen Unter schenkelbruch erlitt. — Einem 17 Jahre alten Markt helfer fiel in einer Fabrik an der Petzscher Straß: rn L.-Eutritzsch eine größere gefüllte Kiste auf das linke Bein. Der junge Mann erlitt hierdurch einen llnterschenkelbruch. — Vorgenannte Personen fanden Aufnahme im Stadtkrankcnhause. O * Brandls, 28. August. (Fahrraddieb.) Am Donnerstag verkaufte hier ein Fremder ein Fahrrad. Der Käufer fand aber in der Sattel tasche eine Radfahrkarte, die auf einen Fleisch beschauer in Nemt ausgestellt war, und da er einen Diebstahl vermutete, machte er der Polizei Mu- teilung. Es gelang den Verkäufer noch in der Nacht in einem Gasthofe, in dem er sich einquartiert hatte, festzunehmen. Am andern Tage stellte sich her aus, daß er das Rad tatsächlich gestohlen hatte. * Plauen i. v-, 28. August. (Der Mörder Gerbeth verhaftet.) Wie der „Dogtl. Anz." meldet, ist gestern abend der Weber Gerbeth, der am 17. August in Untertriebel (Kreishaupt mannschaft Zwickau) seine 77 Jahre alte Stiefmutter ermordet hatte, in Gaßenreuth unweit Untertriebel verhaftet worden. Er hat die Tat ein- g e st a n d e n. ** Tharandt, 28. August. (Prof. Wein meister -f.) Gestern starb hier infolge eines Schlag anfalles der ordentliche Professor für Mathematik an der biegen Forstakädemie Geh. Hofrat Prof. Dr. Joh. Philipp Wein meister. Er war am 27. August 1848 in Kaßel geboren. Nach dem Besuch der Universitäten Marburg und Leipzig widmete er sich dem Lehrberufe. Zn den Jahren 1872 bis 1883 war er Oberlehrer am Realgymnasium zu Leipzig. Seitdem wirkte er an der hiesigen Forst akademie. i. Chemnitz, 29. August. (Der Streik der SchmiedeundKlempner) ist beendet wor den. Die Arbeit wurde am Sonnabend wieder aus genommen. Der Lohntaris wurde von den Meistern anerkannt. i. Seyer, 29. August. (Vollständig abge brannt ist hier das von zwei Mietsparteien be wohnte sogenannte frühere Böhmhaus, jetzt Herrn Ullmann in Thum gehörig. Da das Hau» älterer Bauart war, griff das Feuer schnell um sich. Die umstehenden Nebenhäuser waren in großer Ge fahr, konnten aber glücklicherweise erhalten werden. Den im Hause wohnenden armen Leuten verbrannte viele unversicherte Habe. i. Sayda i. Erzg., 29. August. (Unfall.) Im nahen Seiffen verunglückte in der Zeidlerschen Fabrik der 35 Jahre alte Arbeiter ANnn Kaden aus Heidelberg dadurch tödlich, daß ihm ein Schleifstein an den Körper flog. Er ist Familien vater. Aus Lachsen. Dresden, 28. August. * Beerdigung de» General» der Infanterie von Neyher. Aus dem inneren Neustadter Friedhöfe fand gestern nachmittag KL Uhr die Bestattung Seiner Exzellenz des Generals der Infanterie z. D. Oskar o. Reyher, L In «uit» des 3. Infanterieregiments Nr. 102 „Prinzregent Luitpold von Bayern , statt. In der Parentationshalle stand in einer Fülle von herrlichen Kränzen und Palmen der mit Helm, Säbel, Schärpe und Epauletten des Verstorbenen bedeckte Sarg, neben welchem sechs Kandelaber vor einem Hintergrund von Palmen und Pslanzenschmuck brannten. Zu Füßen des Katafalks lagen zwei schwarze Killen mit den vielen Orden des Ent schlafenen. Unter den Kränzen wurde besonders der blau-weiße de« Prinzregenten von Bayern bemerkt; auch die Regimenter, denen v. Reyher einst angehört hatte, wie auch die Vereine und Korporationen, deren Mitglied er gewesen war, hatten schöne Kränze gesandt. Mit der Feier war eine militärische Trauer parade unter dem Kommando des Generalmajors Edler v. d. Planitz verbunden; es batten dazu vom Bischofsplatz bis auf die Fkledens- straße je ein Bataillon der Leibregimenter und der 177er, drei Schwadronen Gardereiter und in einiger Entfernung zwei Batterien de» 12. Artillerieregi ments mit je vier Geschützen Aufstellung genommen; auch die Kapelle der Pioniere wirkte mit. Auf dem Friedhöfe selbst stand vor der Halle eine Deputation der 102er aus Zittau, bestehend aus Offizieren, Unteroffizieren und Mannschaften; die Kapelle der 102«r mit ihrem Obermusikmeister stand rechts von der Halle. Auch vom Infanterieregiment Nr. 133 waren viele Vertreter erschienen. Mit ihren Fahnen waren viele Mitglieder des Militärvereins Sächsische Grenadiere, des Militärvereins der 102er in Dresden und des Königlich Sächsischen Militärvereinsbundes anwesend. In Vertretung des Königs wohnte Generaladjutant v. Müller der Beerdigung bei und legte einen Kranz nieder. Prinz Johann Georg erschien in Begleitung des persönlichen Adjutanten Hauptmann v. Elterlein, im Auftrage der Prinzessin Johann Georg der Hof marschall v. Mangoldt-Reiboldt. Ferner sah man den Kriegsminister Freiherrn v. Hausen, General der Kavallerie v. Broizem, General der Artillerie von Kirchbach. General o. Schweinitz, die Generale von Friesen-Miltitz, Meißner, Stadtkommandant General leutnant v. Seydlitz, den Kommandeur des Zittauer Infanterieregiments Oberst v. Linsingen, ferner Oberhofmeister v. Malortie, Dr. Graf Otto Vitzthum v. Eckstädt und Vertreter hiesiger wohltätiger und patriotischer Vereine. Die Trauerrede hielt Pfarrer Rade. Nach dem Gebet wurde der Sarg von Unter offizieren des 102. Regiments unter Vorantritt der Musikkapelle desselben unter den weihevollen Klängen des Chopinschen Trauermarsches zum Grabe getragen.
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