Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100829011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910082901
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910082901
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-29
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
- Links
- Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug»-Preit für Leipzig und «Vororte durch unier, Lrigrr und Spedürure 2m »> täglich ins H«u» gedrachl: vv monarl., E.70^ss viertel jährt. Bet unjern Filialen u. An» aahmeftellen obgebol»! 78 mvuutl- L.2S vierrrljäbrl. Durch dir Poft: tnnerhald Deuijchiand» und der deutichen Kolonien vierteliährl. lt.äv monatl. auslchl. Poslbestellgkld. ferner in Belgien, Tänemurk, den Tonauslaaten, Jtaiien, Luremburg, illiederlande, illor» wegen, Oesterreich Ungarn, piußland, Schweden, Schweiz u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di» Geichtptiielle de» Blaue» erhäulich. Da« Leipziger r-veblatl ericheini 2 mal täglich, Sonn- u. Fel riag» nur morgen». lilvunnemenl-Annavine. Augustudplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen. >ow>e Postämtern und Briefträgern Uinzelverkaul »preis »er Morgen» »usgude 10 3,. der t-dend «usgade L 2», «edakttdn und Geschäfr«kellrr Zohannisgastc 8. gernjpr-ch-r: 1468L 14688. 146S4 Morgen-Ausgabe. UchMerTasMatt Handelszeitung. Amtsblatt -es Aales und Ses Aolizeiamtes Ser Stadt Leipzig. Anzeigen-"Preis für Inserate au« i/eivzig iind Umgebung di« vgeioaUene HO mm breit« Peritzeil« 2b di« 74 mm breite Reklame»eile l »na auswärts 30 2z, istt-'lamen d.L- Inserate v»n Behörden m amtlichen Teil di« 74 mm breite Petirzeil, 40 3^ »rschäitsanzeigen MU P ahvorschriften nii» in der Avendauigade ,i» Preise erhöht. Radau nach Laris. Beilagegedühr L P. Tausend e;kl. Postgebühr, gekerteilte Austräge kännen nicht zurüch. gezogen werden, zür da« Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wirb leine Garantie übernommen. »nzeigrn-Annahme: Au-uftusplntz H bei sämtlichen Filialen u. allen rlnnoncen- ltjpevuionen de» In» und Ausland«». Haupt--iltale Berlin: T«ri Duncker, Heiiogt. Bihr Hosdlgn Handlung, Lützowstiatze IL lTelevh0i> VI, ttr. 4603). Haupt-Siltalr Dre»dr« Seeftrade 4,1 (Telephon 462h). Nr. 238. Mamas, »en 2S. kiugust ISIS. 104. Jahrgang. MsrimUisn Karüen über Sie Ssilerreür. Unser Berliner Korrespondent hatte gestern eine Unterredung mit Maximilian Harden über die Königsberger Rede des Kaisers. Wir geben im folgenden die Ausführungen Hardens wieder, die im Hinblick auf die poli tische Bedeutung des Herausgebers der „Zu kunft" allgemeinem Interesse begegnen dürften. Frage: „Wie beurteilen Sie die Situa tion nach der Rede Wilhelms II.?" Antwort: „Der König hat eine Bataille verloren. Leider wieder eine. Das Wort des Grafen Schulenburg-Kehnert patzt nur allzu gut auf die Situation. Aber man sollte, wie mir scheint, auch den nächsten Satz nicht vergessen: „Jetzt ist Ruhe die erste Bürgerpflicht." Ruhe, nicht Gleich gültigkeit. Ich glaube nicht, daß der Kaiser „sich vom Moment Hinreitzen ließ"; und eben sowenig, datz er ahnte, welchen Sturm seine Worte zeugen würden. Er hat die Lehren der Novemberrevolution nicht vergessen, bei wich tigen Entscheidungen (Fall Kiderlen usw.) sein persönliches Gefühl der Staatsraison geopfert und noch vor kurzer Zeit in privatem Kreise gesagt: „Ich will ein konstitutioneller Monarch sein und bleiben." (Bei anderem Anlatz, zu einem früheren Minister auf einer Rennbahn: „Das Befehlen habt ihr mir abgewöhnt.") Seit Monaten ist das Mühen der regierenden Männer merkbar, eine Sammlung der Parteien, mindestens einen Wahlfrieden herbeizuführen und zu diesem Zweck auch die liberalen Elemente zur Mitarbeit heranzuziehen. Das wäre natürlich ohne ernsthafte Kon zessionen nicht möglich. Irgend eine Gruppe oder Koalition mutz nun dem Kaiser sugge riert haben, die Mißstimmung großer Teile der Nation werde weichen, wenn er wieder deu Hellen Klang seiner Stimme hören laste und zu nationaler Erhebung aufrufe. Datz ein solcher Ruf, datz namentlich eine Rede mit altertümlichen Ornamenten ein sehr unsanftes Echo wecken werde, mutzten die Leute wissen, die solche Ansicht aus sprechen. Und sie konnten so rechnen: „Wenn der Kaiser mit seinem guten Willen wieder schroff kritisiert wird, mutz er sich verletzt fühlen, sich von den Parteien, aus deren Lagern die Kritik kommt, abwenden und einsehen, datz mit ihnen nicht zu arbeiten ist." Der Spuk ist durch sichtig, aber gefährlich für den Kaiser, dem die stille Zurückhaltung dengrötzten Erfolg seines Regentenlebens gebracht hat. Und für das Reich, dessen Geschäftsfähigkeit (wenn mans so nennen darf) herabgesetzt wird, wenn man es draußen immer wieder für das Land rückständigen Patriarchalismus halten mutz. Datz die von sicherem nationalen Instinkt und straffer Disziplin geleitete englischePresse die Rede mit einem so freundlichem Lächeln betrachtet, ist für den Deutschen ja lehrreich genug. Dem Briten kann es nur willkommen sein, wenn der alte Hader zwischen Kaiser und Nation wieder anfängt und in dem, trotz Amerika, modernsten Wirtschaftsland noch 1910 über die bemoosten Probleme des Eottesgnaden- tums gestritten wird. Eben darum ist Ruhe die erste Bürgerpflicht. Wir wollen, wir müssen drinnen zu der ständigen Ordnung, draußen zu nützlichen Geschäftsab schlüssen kommen und haben heute weniger als je Zeit zu unfruchtbarem Streit. Der Kaiser war leider wieder einmal nicht gut beraten. Er wird's einsehen. Er ist gar nicht der Mann, der einer Verfassung nach dem Leben trachtet und sich um die Mei nungen seiner Mitmenschen nicht kümmert. Er hat in zweiundzwanzig Jahren noch nicht ein mal ernstlich versucht, seine Rechte zu erweitern, die der Nation zu schmälern. Und es gibt auch in seiner Nähe Leute, die finden, datz er zu viel, nicht zu wenig, nach der Meinung der „Zeit genossen" frage. Er glaubt die pflichtgemäße Einfügung in den Verfassungsrahmen mit der Verkündung mystifizierender Auffastungen ver einen zu können. Dieser Irrtum hat ihm im Urteil seiner Landsleute und der Ausländer ungemein geschadet. Er wird ihn jetzt er kennen. Seine Rede wird Episode bleiben. Mutz es bleiben. Er glaubte, zur Entwirrung Mitwirken zu können, und hat die Wirrnis ge mehrt. Er wird's empfinden und dem Rat Interessierter mißtrauen lernen." Frage: „Scheint Ihnen eine weiter gehende Aktion der Presse und des Parlamentes nöi^g?" Theater. Leipzig, 29. August. Neues Theater. Zum 1. Male: Unter musikalischer Leitung des Komponisten Oscar Straus: „Das Tal der Liebe." Eine musikalische Komödie in 3 Aufzügen (nach Max Dreyer) von Rud. Lothar. Musik von Oscar Straus. Man war schon wieder auf dem bewußten Punkte angekommen. Tal des Lebens oder der Liebe, Prinz gemahl oder Kleine Königin, Walzertraum oder Luxuszug — immer ist's dasselbe Thema. Nur auf eine neue Variante kommt es an und daß der Zu schauer verständnisvoll schmunzele und vor Ver gnügen auf seinem Platze hin und her rutsche. Eine kleine Kunst ist das fürwahr, ein Künstchen nur armseliger Art. Alles hängt da an der Ober fläche, beschäftigt sich mit subalternen Reizen und Reizungen, spekuliert mit dem animalischen Triebe, gefällt sich in lächerlichen Anmaßungen und Atten taten gegen die Kunst und zergeht dann in seiner Nullität wie eine Seifenblase Max Dreyers Schwank „Das Tal des Lebens" hätte ünfraglich ein erstklassiges Operettentextbuch werden können. Die Gegensätze von Stadt und Land, von Fürst und Volk prallen hier hart aufeinander. Im „Ammenwinkel" sind der Kinder fast zuviele, am Hofe bettelt man förmlich beim lieben Gott um einen Thronerben. Und während der in früheren Sünden verkommende Markgraf seinem alten Adam mit allerlei Tränklein aufhilft, langweilt sich die junge Markgräfin fast zu Tod. Ein frischer Dorfbengel wird, zum Lohn für seine außereheliche Vaterschaft zu den Soldaten gepreßt, der Schloßwache zugeteilt, vor der Markgräfin Zimmer postiert und von dieser be günstigt. Es hat seine richtige Zeit und der Thron erbe kommt programmgemäß auf unserm Planeten an. Alle die früheren, vom Markgrafen aus purem Futterneid erlassenen Keuschheitsgesetze werden nun wieder verworfen. Hoheit ist vor lauter Vaterfreude ganz außerm Häuschen. Jeder Hans darf seine Grete lieben wie zuvor und unter allgemeinem Freuden taumel geht das Spiel zu Ende. Gewiß steht in diesem Dreyerschen Schwanke alles auf der Kippe, auf der Grenze des Möglichen und Er laubten. Aber wie fein behandelt der Poet sein Thema. Wie natürlich menschlich erscheint das Leben und Treiben im Ammendorfe, wie urwüchsig und kraftvoll ist das Empfinden dieser Landleute. Und mit höchster Dezenz entwickelt Dreyer das Verhältnis, sein Entstehen und Wachsen, »wischen Markgräfin ind Grenadier innerhalb der kurzen Spanne eines einzigen Aktes! Ein echter Künstler, verzichtet der Poet hier auf grobe Effekte. Er bringt beide, Mann und Weib, nur bis zu einem gewißen Punkte des Verständnisses zusammen. Luas dann geschieht, im Schwelgen des Parks und im Pavillon, läßt Dreyer im Hörer nur zu gewißer Ahnung werden. Das ist Feinheit des Gefühls, Noblesse der Darstellung. Der Nachdichter Lothar, der z. B. im Zu sammenarbeiten mit einem Eugen d'Albert sich als trefflicher Librettist erwies, hat sich von seinem Dor bilde weit entfernt. In diesem Tertbuche ist beinahe alles vergröbert, verwäßert, karikiert, und es weht uns eine fatale Sinnlichkeit daraus an. Natürlich keit und Naivität erlitten eine totale Einbuße. Aus dem dritten Akte macht Lothar einen Zirkus und bietet einen schlechten Nachdruck des Heinerle aus dem „Fidelen Bauer" dar. Das echte Poetentum aber ging dabei schmählich in die Brüche. Steigen wir auf der Skala des ästhetischen Empfindens noch einige Stufen tiefer, so gelangen wir endlich zum Komponisten Oscar Straus. Der Schrei nach der können Oper geht durch die musikalische Kunstwelt. Auch Oskar Straus vernahm ihn. Eine komische Oper zu schreiben, gehört un streitig zu den schwierigsten Aufgaben. Also suchte Straus einen Mittelweg und nannte sein Werk eine musikalische Komödie. Indessen ist auch diese Be zeichnung viel zu hoch gegriffen. Denn was Straus rn dieser Partitur darbietet, ist herzlich schwach, ist nicht musikalisch, sondern höchstens musikantlsch. Um Dreyer gerecht zu werden, bedarf es eines musikalischen Aristophanes. Statt Geist und Witz zu zeigen, ergeht sich Straus in kleinen Sätzchen, verwendet die abge brauchtesten Walzer- und Ländlermotive, leistet sich Lyrik von einer Sentimentalität, die nicht einmal ein frisch aus Weimar oder Lausanne importierter Pensionsbacksisch goutiert, sondern allenfalls im Kasperltheater Furore macht. Jedes Stück, jede Szene dieser komischen Oper, die gar keine ist, deckt schonungslos des Autors schöpferische Impotenz auf. Zugleich auch die völlige Unbeholfenheit in der Technik und Behandlung des künstlerisch musikalischen Satzes. Als Beleg hierfür nur zwei Beispiele: Kann man den zweiten Akt einer komischen Oper für voll nehmen, der aus einem Menuett, einem Marsch, einem wackeligen Quintett, endlich aus Kanzone, Bolero und einem schwindsüchtigen Liebesduett be steht? (Eine sehr löbliche Ausnahme macht die aller liebste Romanze vom Prinzeßchen und dem Schweine hirten, die aber das Ganze nicht rettet.) Ferner: ganz ratlos sehen wir Straus in der Szene, als der durchgebranntc Hans Stork die Geschichte seiner Flucht erzählt. Das ist dramatisch und musikalisch ganz unmöglich und beweist allenfalls sehr, sehr viel Selbstvertrauen, solch Elaborat auf die moderne Bühne zu bringen. Im ersten Akt hilft sich Straus Antwort: „Nein. Die Gründe, die zu dieser Verneinung der Frage führen, habe ich schon angedeutet. Wir haben das Wiederauf flackern eines irrenden Glaubens erlebt. Daß er irrt, ist gesagt worden und wird gesagt werden. Einen Anlatz zu großen Aktionen sehe ich snicht. Der wäre erst gegeben, wenn der Kaiser und König den Versuch machte, den Glauben, daß die Könige von Gott unmittelbar erleuchtet werden („zum Herrgott in einem Eeheimeratsverhältnisse stehen", nannte es Bismarck) und alles Menschenmeinen deshalb mißachten können, in die Praxis des Ver fassungslebens zu übertragen. Daran ist nicht zu denken. Und man sollte sich hüten, Aktionen zu empfehlen, deren lächerliche Un fruchtbarkeit vorauszusehen ist." Frage: „Welche Konsequenzen müßte, nach Ihrer Meinung, der Kanzler ziehen?" Antwort: „Für ihn ist dieser Vorgang noch unbequemer als für jeden anderen. Und der Herr, der in einem Reichsamt nach der Lektüre der Rede rief: „Das hatte uns ge rade noch gefehlt!" war im Recht. Herr v. Bethmann könnte sich ja seiner höchst schwie rigen Lage dadurch entwinden, datz er jetzt seine Entlassung forderte. Dann würde er morgen auf hundert Blättern gepriesen; man würde sagen, datz er nicht immer sehr geschickt gewesen sei, aber sich als ein Mann von Ueberzeugung und Mut bewährt habe. Er wird's nicht tun; nicht weil er an seinem Posten klebt, sondern weil auch er sicher in der Rede nur eine betrübende Episode sieht. Gegen solche Episoden, die jede ruhige politische Be rechnung stören und angeknüpfte Fäden abreitzen, mutz er sich sichern. Als gewissenhafter Mann wird er dem Kaiser nicht verschweigen, wie die Königsberger Rede gewirkt hat, und ihn bitten, so vortrefflich gemeinte Versuche zur Er hellung der Gemüter nicht zu wiederholen. Als Staatsmann mutz er sich aber zunächst fragen: „Was kann ich aus dieser nicht mehr zu ändernden Situation machen? Wie kann ich sie für die Zwecke, denen ich zustrebe, nützen?" Und dieser Frage eine positive Antwort finden, kann nicht gar so schwer werden. Deutlicher noch als vorher ist heute die Notwendigkeit sichtbar geworden mit der Anerkennung von Forderungen, die man, um Parteiwörter zu vermeiden, moderne nennen kann, nicht länger zu zaudern. Klarer, nach dem unfreund lichen Widerhall seiner Rede, gewiß auch dem Kaiser, datz einem Thron die Basis zu schmal wird, wenn er nur auf der vertrauen den Zustimmung derer steht, die ehrlich oder heuchelnd dem Bekenntnis zum Glauben ent schwundener Zeiten zujubeln. Der von Unver antwortlichen falsch Informierte mutz, wenn seine Seele die Folgen des Irrtums gespürt hat, dem Rat der Verantwortlichen zu gänglich sein." Deutsches Kelch. Leipzig, 29. August. * Die deutsche Heeresindustrie und das Ausland. Der Oberkommandierende der ll. türkischen Armee Abdullah Pascha, der zurzeit als East des Generalobersten Dr. Freiherrn Colmar von der Goltz in Deutschland weilt und unter anderem auch an den Besichtigungen innerhalb der ersten preußischen Armee- Inspektion teilgenommen hat, stattete in der ver gangenen Woche mit den Offizieren seines Stabes dem Vorführungsraum der Telefunkengesell schaft in Berlin (8VV 61, Tempelhofer Ufer 9) einen Besuch ab und hat sich die verschiedenen Typen von Militärstationen des Systems Telefunken dort ange sehen. Der hohe türkische Besucher nahm mit In teresse von den letzten Erfindungen unserer deutschen drahtlosen Industrie Kenntnis. Es scheint beabsich tigt zu sein, dies modernste Nachrichten- und Ver bindungsmittel der Heerestechnik in weitgehendster Weise auch in der türkischen Armee einzuführen. Ebenso Kat vor drei Tagen der argentinische Großadmiral Domecq Earcia mit mehreren Flotteningenieuren das Telefunkenetablißemenr und das Wernerwerk von Siemens <L Halske am Nonnendamm einer eingehenden Besichtigung unter zogen. * Der Schleufenbau im Kaiser-Wilhelm-Kanal. Der Erweiterungsbau des Kaiser-Wilhelm-Kanals macht, wie der Korrespondenz „Heer und Politik" aus Marinekreisen geschrieben wird, jetzt beträchtliche Fortschritte. So wurde mit dem Bau der Schleuse am Binnenhafen begonnen. Der Betriebshafen wurde zu diesem Zwecke durch einen Damm abgeschlossen, der aus drei Pfahlwänden besteht. Die Zwischenräume zwischen diesen Pfahlwänden, die 5'/- Meter und 6^ Meter betragen, sind durch Sandmassen befestigt. Das Baumaterial, das an dem Hafen notwendig ist, wird in Zukunft durch eine Schwebebahn hingeschasst werden, die jetzt erbaut wird. Diese ganzen Vorbe reitungen beweisen, welch ungeheure Arbeit der Bau der Schleuse bedeutet. Der Spiegel des Erundwassers wird durch elektrische Pumpen gesenkt, welche durch das neue Kraftwerk gespeist werden. Als erstes Teil werk des Baues kommt das Südtor an dem Binnen hafen zur Ausführung. Auf dem Baugrund dieses Südtores liegen ungeheure Schlickmaßen, die durch mit einigen, recht bescheidenen Themen. Und kann er nicht weiter, so macht er Anleihen, wie eben an dere auch: Flotow, Humperdinck u. a. hatten ja vor ihm manchen hübschen Gedanken. Einen sehr ver heißungsvollen Anlauf nimmt die so frisch anhebcnde Ouvertüre, um aber, nach dem Schluß hin, in ein Nichts zu zerflattern. Immer aber fühlt sich Straus da am wohlsten, wo er wieder ins Fahrwasser der Operette einlenken kann. So treffliche Lehrer wie Erüdener und Bruch haben ihrem Schüler Straus doch nur wenige Kenntniße der Orchestertechnik lehren können. Hier bietet Straus das allerlandläusigste. Es glich übler Prätenfion, daß für sein Oeperchen gestern das gesamte große Orchester gestellt werden mußte. Denn diese Aufgabe bewältigt auch ein Operettenorchester lächelnd. Und zudem verlor sich gestern das kleine Sujet und die noch unvergleichlich kleinere Musik in dem großen Hause. Noch wäre die Frage zu beantworten, weshalb hier an eine so völlig nichtige Sache so viel Zeit und Druckerschwärze verschwendet werde? Es han delt sich vorliegendenfalls nicht nur um diese Oper, sondern um eine wichtige prinzipielle Frage. Die stets üppiger wuchernde Operette („Das Tal der Liebe" ist auch eine und eine schlechte dazu!) drückt allmählich alles an die Wand, mindert das Jntereße für Oper und Schauspiel und untergräbt den Geschmack. Man sollte nach und nach zur Be sinnung kommen und sich klar werden über das ver derbliche Wesen dieser Afterkunst, die sich aus bloßen Sinnengenuß, fade Augenweide und Tan tiemen richtet. Die ephemeren Tagesgrößen dieser minimen Kunst schaden der geistigen Kultur unseres Volkes. Vor ihnen müßen wirkliche große Künstler zurückstehen, weil ihnen systematisch der Boden ent zogen wird für ihre Werke, für ihr Schaffen. Nur aus ehrlicher Ueberzeugung, aus künstlerischem Un behagen heraus wurden obige Zeilen geschrieben. Kein Vorurteil führte die Feder des Chronisten, der weiß, daß viele Wohlgesinnte seine Meinung teilen Viele künstlerische Kräfte wurden an Straus' Werk gewandt. Herr Dr. Loewenfeld hatte die Inszenierung mit Fleiß und künstlerischem Fein gefühl bewirkt, Herr Kapellmeister Conrad den musikalischen Teil gewissenhaft vorbereitet, bevor der Komponist auf dem Dirigentenstuhl Platz nahm. Daß das Orchester der simplen Aufgabe voll gerecht ward, bedarf keiner Beteuerung. Trefflich besetzt waren die führenden wie die Nebenrollen, und es gelang den intelligenten Darstellern, die Haupt gestalten auf ein höheres Niveau zu heben. Als Markgraf ließ Herr Kunze seinen Humor schießen und exzellierte durch fein charakteristisches Spiel. Eine echte Figur des Roeoeo! Ihm zur Seite stand ein junges neues Mitglied. Die Mark gräfin des Frl. Merrem zeichnete sich aus durch gewinnendes Aeußere und reizendes Spiel. Letz teres fällt ins Gewicht — um so mehr, als die Dame zum ersten Male in ihrem Leben auf den Brettern stand. Eine Schülerin von Rich. Schulz- Dornburg (Köln) und Marie Hedmondt (Leipzig), verfügt Frl. Merrem über einen sehr fein ge bildeten, kristallhellen und warm timbrierten hohen Sopran. Hoffentlich begegnet man ihr bald wieder als Opernsoubrette. Vorzüglich spielte und sang Herr Schroth den Naturburschen Hans, dem Frl. Sanden als reizende Lisbeth in jeder Beziehung eine gute Assistentin war. Ein Typ darstellerischer Kunst zeigte sich im Geigerlein Putz, den Herr Käse mit unvergleichlicher Komik repräsentierte. Die kleineren Partien der Prillwitz und der alten Leibelin, des Grunzenau und Saß waren durch die Damen Schläger und Stadtegger und die Herren Marion und Dl ab al in zufrieden stellendster Weise besetzt und verdienten alle An erkennung. Es gab einen starken Scheinerfolg. Meße und Sonntag verhalfen überdies dazu. In der Haupt sacke mochte er der ausgezeichneten Künstlerschar Leiten. LcArütr. * * Wiener Musik. Aus dem Musikalien- und Bühnenverlag Josef Weinberger, Wien- Leipzig gelangen in der kommenden Saison fol gende Bühnennovitäten zur Erstaufführung: An der k. k. Hofoper: „Susannens Geheimnis", Intermezzo in 1 Akt, von Ermanno Wolf-Ferrari, „Aphrodite", Oper in 1 Akt, von Hans Liebsöckl, Musik von Mar von Oberleithner, „Vagabund und Prinzessin". Opernspiel in 1 Akt von Ed. Poldini. An der Wiener Volksoper: „Quc> vaZis?", deutsch von Hans Liebstöckl, Musik von Jean Nouguös, „Der Künigs- gardlst", von Arthur Sullivan. Am Iohann-Strauß- Theater: „Die Sirene", Operette in 3 Akten von Leo Stein und A. M. Dr. Willner, Musik von Leo Fall, Das erste Weib", Operette in 3 Akten von Viktor Leon, Musik von Bruno Hartl, „Lord Piccolo", Operette in 3 Akten von Nudolph Schanzer und Karl Lindau, Musik von Henri Bereny. Am Bürgertheater: „Der unsterbliche Lump", 3 Akte mit Musik, Tert von Felir Dörmann. Musik von Edmund Eysler. Am k. k. priv. Karl - Theater: „"Majestät Mimi", Operette in 3 Akten von Felix Dörmann und Roda Roda. Am k. k. priv. Theater an der Wien: „Der blaue Held", Operette in 3 Akten von Ferdinand Stollberg, Musik von -Garin Strauß. Ferner an der Komischen Oper in Berlin: „Der Schmuck der Madonna", Oper in 3 Akten von Ermanno Wolf-Ferrari.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite