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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 05.08.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100805020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910080502
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910080502
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-05
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Da« lle,v»iger Da-eklatl «rtchemt 2 mal itgltch, Sonn- «. gei riag« nur morgen«. tttvonnrineni-Ännaume l Augustudplatz 8, de, unteren Drägern, Filialen, Spediteuren und Annahmestellen, lowte Postämtern und «riesträgern. Utazalperkausepret« »er Morqen- «usgad« 1v der <ibendru»gabe 5 »ä, stledaktton uad Seschäst-stelle! Iohanni»gaste tj. gernlvrechcr: 14VVL l46tL, 14SS4. Abend-Ausgabe. MpMLrTllgMaü Handelszeitung. Amtsvkatt des Rates «nd des NoNzeiamtes Ser Stadt Leipzig. Anzeigen-Preis sstr I-terate «u« l'elv.ig und Umgednaq tn« «geiva lene so WM breite BetitMl« 25 4, dt« 7« wm drrite Sieklame^ile l von au.wtrr« ^0 «ieklamen l.2ll ^U» Inserate von «ehdrden 'm amtlichen Dell dl« 74 mm drctt« Betitel« 4l) «elchtl»«antr>a»n mit P ahvortchrlslea und ta der Nbendau.aade im Preii« erbohi. sstadaii nach Larls. Seilagegebüdr L p. Dausen» exkl. Postgebühr. Fester,eilte kluiträg« können mchl .urüit- g«V>gen werden. Für da« 'rtcheinen »n deitimmten lagen und Plätzen wird krta. Garanti« übernommen «n,eigen-Annahme: Augustulplatz 8^ hei sämtlichen Filialen a. allen Annonce»- S,pedllu>ne» de» Ja» and Autlanür«. Haupt-Littst« Derlta: Tarl Dnniter, -er-ogt. «'gr -ofbuch» Handlung, Lühowstiatze IL tLelephon V t. 'llr. «Ml!). Hauvt-Ltltale Lrelde« Secstraie 4,1 sDelephoa «gstlt. Nr. 2t4. Irrtwg, Sen S. kluyust lSlo. 104. Jahrgang. Oer vslkserileherilcke Wert ües Leipziger VAlrermuleums. In der ethnographischen Sektion der Deutschen Anthropologischen Gesellschaft, die gestern in der Aula der Kölner Handelshochschule zu ihrer 41. Tagung zujammentrat, sprach Professor Weule-Leipzia über die praktischen Aufgaben der Völkermuseen auf Grund Leipziger Erfahrungen. Unsere ethno graphischen Museen huldigen mit wenigen Aus nahmen der geographischen Aufstellung: sie lassen den Kulturoesitz der einzelnen Völker in sich geschloffen auf den Beschauer wirken. Diese Art der Aufstellung ist auch allein geeignet, den Einflust der Naturumgebung auf die menschliche Kultur zu doku mentieren. Gleichwohl haften diesem Prinzip einige Mängel an. Unser Leipziger Völker museum ist zwar ebenfalls bereits überfüllt, doch ist es noch weit entfernt von dem wahrhaft schreckhaften Zustand der Ueberfüllung des Ber liner Riesenmuseums. Aber obwohl bet uns die Beschauer sicherlich nicht von der Fülle der Gegen stände erdrückt werden, sehen die Laien unter ihnen sich doch vor der absoluten Unmöglichkeit, aus den aufaespeicherten Masten irgend welche Schlüffe zu ziehen. Fortgesetzte Klagen haben die Museumsbeamten darüber zu hören. Dast eine Aen de rung in irgendeiner Richtung nottat, war mir schon vor vielen Jahren zur Ueberzeugung geworden. Zu einer Schausammlung nach naturwissen schaftlichem Vorbild habe ich mich nicht entschliesten können Es traf sich aber, dast eines Tages an be vorzugter Stelle, nämlich im Treppenhaus, ein paar kleinere Schränke frei wurden, die für verglei chende Zusammen st ellungen wie geschaffen erschienen. In den einen habe ich alles getan, was wir an vrimitivcn Geldsorten besitzen, in den andern alle bekannten primitiven Feuererzeugungsgerät schaften. Der Erfolg war erfreulich sowohl für uns Ethnographen selbst, die wir daraus ersahen, was dem Museum noch fehlte, als auch für das Publi kum, das bald mit grostem Eifer diese Sammlungen studierte. Für mich war der cinzuschlagende Weg da mit gewiesen: die alte geographische Ausstellung ist bei- zubehalten, nachdem sie durch Entnahme alles dessen, was zu den vergleichenden oder ent - wickelunasgeschichtlichen Gruppen nötig ist, übersichtlicher geworden ist. Daneben ist der menschliche Kulturbesitz, soweit er in ethnogra- pischen Museen vertreten ist, nach Kategorien aufzuteilen und historisch zu entwickeln. Leider hat das Leipziger Museum wie die meisten Völkermuseen einstweilen keinen Platz, die Idee durchzuführen. Um praktisch die Durchführbar keit meines Weges zu prüfen, habe ich einstweilen den geplanten späteren Dauerzustand durch vorüber gebende Ausstellungen bestimmter Kulturgruppen zu ersetzen gesucht. So haben wir die Wirtschaftsform der Naturvölker und der austereuropäischen Kultur völker zusammengestellt, so führen wir jetzt unseren Besuchern die Verkehrs- und Transportmittel der gleichen Menschbeitsgruppen vor. Beide Ausstel lungen konnten kaum drei Wochen geöffnet bleiben, aber welche Menschenmassen sind in sie hin^inaeströmt! Den Zudranq von Lehrern und Schülern mustten wir sogar durch Vermittelung des städtischen Schulamts regeln. Dis Ende September sind für alle Tage 12 bis 16 Klassen vorgemerkt, ^ch hab- ieder Leipziger Schule je Ist illu strierte Führer gratis zur Verfügung gestellt zur Abgabe an die interessierten Lehrer. Nicht alle machen davon Gebrauch: die strebsamsten aber be gnügen sich nicht mit der Lektüre, sondern besuchen vorher auch noch das Museum und sind dann natür lich in der Lage, beim Besuche ihrer Klasse etwas Nutzbringendes zu bieten. Erfreulich ist auch das Verhalten vieler Kinder. Wir geben auch für dre Schulklassen Führer beinahe noch unter dem Selbst kostenpreise ab. So starker Gebrauch wird davon ge macht, dast fortwährend Neuauflagen nötig sind. Die Schüler schreiben mit beinahe derselben Sicherheit wie über den berühmten Ferientag Aufsätze über den Museumsbesuch. Da bietet denn der Führer eine gute Grundlage und weitet in willkom mener Weise den Blick unserer Heranwachsenden Jugend. Der Besuch der Ausstellung durch Erwach sene ist an sich schon gut, durch das erweckte Interesse der Kinder ist er noch mehr gehoben. Noch günstigere Erfahrungen haben wir mit unseren seit 1907 veranstalteten Winterkursen gemacht. In einem Winter Laben wir die deutschen Kolonien, in einem andern die Einführung in die Völkerkunde mit einer Anleitung zum nutzbringen den Besuch des Museums, und im ersten Winter haben wir das Thema behandelt: Anfänge und Urformen der materiellen Kultur. Wir erheben bei diesen Kursen ein Honorar in der Höbe der Volkshoch schulkurse. Meist vermochte unser Dortragssaal kaum die Zahl der Teilnehmer zu fassen. Wir illustrieren das gesprochene Wort durch Lichtbilder und legen möglichst viel Demon- strationsmatcrial aus. Für den Vortragenden ist di« Kombination von Rede, Lichtbild und Demon- strationsobiekt nicht leicht, aber nach allgemeinem Urteil fesseln diese Darbietunaen austerordentlich und tragen das Interesse für völkerkundliche Fragen in weiteste Kreise Das Hauvtkontingent der Hörer stellen Lehrer- und Handlunqsge- hilfenschaft dar. nicht die Arbeiterschaft, wie wir anfangs vermutet hatten. Wir sind infolge dieser Winterkurse zu einer prosten Anmhl von Dia positiven gelangt, eigentlich obne zu wissen wie. Da durch können wir im Lichtbild Erstklassiges bieten und dem geographischen und völkerkundlichen Ver la g in ausgedehntestem Maste mit Klischees unter die Arme greifen. In Leipzig ist in den letzten Iabren kaum ein gröberes völkerkund liches und geographisches Werk ohne Unterstützung des Dölkermuseums er schienen. Demnächst werde Ich her Studtver w al 11»ng Vorschlägen, unser Dölkermuseum zu einer Licht bilderzentrale für den Geographie» unterricht zunächst an den Leipziger höheren Schulen zu gestalten. Die Schwierigkeiten der Orga nisation des Entleihverkehrs werden sich mit gutem Willen heben lassen. Was den Kostenpunkt betrifft, so ist Leipzig für wissenschaftlich« Zweck« immer opfer, bereit gewesen. Die Vorführung von Phonogrammen und Kine- matogrammen steht bisher mehr im Hintergrund«: wir denken jedoch, später auch diesem Gegenstand« eine gröstere Aufmerksamkeit zuzuwenden. Mit den grasten So m m e r au sste l l un ge n ist es bei uns nicht ge tan. Wann immer in Pleist-Athen irgenv- ein Fachkongrest stattfindet, werden wir um eine Sonderausstellung gebeten. Den Drechslern bauen wir eine Ausstellung von Schnitzereien aller Zeiten, den Friseuren eine Perückenausstellung auf usw. Eben haben uns die Zeichenlehrer um eine Zusammenstellung von Malerei. Ornament und Plastik gebeten. Da wir auch Abklatsche von valäolithischen Höhlenbildern be sitzen, können wir den Herren ziemlich Lückenloses bieten. Selbstredend liefern wir in Wort und ge schriebener Etikette gründliche Erklärungen dazu. Die letzte Art unserer Darbietungen besteht in der Vorführung wichtiger neuer Eingänge in den Sitzungen unseres Leipziger Vereins für Völkerkunde. Die Notwendigkeit solcher Ge sellschaften wird durch die Existenz gleichartiger Ver eine an andern Museumssitzen bewiesen. Das ist in Kürze, was vom Leipziger Museum dem Publi kum geboten wird. An den Vortrag knüpfte sich eine lange Aussprache, an der sich eine Reihe Museumsleiter beteiligte. Vor vZerzig Jahren. Fast jeder Tag Les August 1910 und der folgenden Monate bringt uns Gedenktage an die ruhmreiche Zeit vor 40 Jahren, an den glorreichen Feldzug gegen Frankreich. Wir werden an den Erinnerungstagen die offi ziellen Kriegsdepeschen abdrucken, wie sie damals in Leipzig veröffentlicht wurden. Amtliche Depesche der Bundes - Telegraphen-Station zu Leipzig. Angekommen in Leipzig, den 5. August 1878, 5 Uhr 45 Min. Norm. Folgendes Telegramm ist heute früh in vorge schriebener Weise zu publikiren: Seine Majestät der König hat heute an Ihre Majestät die Königin Augusta folgende Depesche ge richtet: Unter Fritzen's Augen heute einen glänzenden, aber blutigen Sieg erfochten durch Stürmung von W «istenbnr g «nd des dahinter liegenden Gais- berges. Unser 5. und 11. Corps und 2. bayrisches Armee-Corps fochten. Der Feind ist in die Flucht geschlagen, 588 unoerwundete Gefangene, «ine Kanone und das Zeltlager ist in unseren Händen. Der Divi sions-General Douai ist todt, von uns der General vonKirchbach leicht gestreift. Mein Regiment und da« 58. hat starke Verluste. Gott fei gepriesen für diese glorreiche Wafsenthat! Er helfe weiter'. Mainz. 4. August. I Wilhelm. General-Direktion der Telegraphen, v. Lhauoin. politilcke Nachrichten. Zum Werftarbeiterstreik. Kiel, 5. August. lTel.) In drei von 4000 Metallarbeitern der hiesigen Privatwerften be suchten Versammlungen wurde einstimmig das Vorgehen der Organisation gegen den Verein der Seeschiffswerften äutgeheihen und einstimmig be schlossen, fest zu den streikenden Hamburger Kollegen zu stehen und wenn es die Organisations leitung für notwendig erachtet, selbst die Arbeit niederzulegen. 0. Danzig, 5. August. (Priv.-Tel.) Die hiesigen Seeschiffswersren befürchten nicht das Ueber- areifen der Hamburger Werftarbeiter bewegung. Für die Sicherheit des Zaren! 8t. Friedberg, 5. August. lPrivattel.) Anlästlich des Besuches des Zarenpaares in Friedberg werden in der Umgebung des Schlosses die um fassendsten Sicherheitsmahregeln getroffen Der hessische Hofmarschall von Ungern-sternberg überwacht persönlich die Arbeiten und wird vom 15. August ab ständig im Schlosse Wohnung nehmen. Sämtliche Kanalabflüsse, die in den Burgwall, der das Schloss umzieht, münden, werden genau untersucht und sollen mit eisernen Gittern versehen werden. Die höl zernen Tore der Burg werden durch eiserne ersetzt. Einer Witwe, die in einem zum Schloss gehörigen Hause eine Pension betreibt, wurde für den 15. August gekündigt, da sämtliche Zimmer für die zu erwartenden Geheimpolizisten hergerichtet werden. Zu der Burg bleibt bloss ein Eingang offen, während die anderen ständig verschlossen bleiben. Vor diesem Hauseingang wird noch eine Barriere errichtet, wie man sie in früheren Jahr hunderten an den Zollgrenzen sehen konnte. Neue Streikandrohung der Pariser Eisenbahner. Paris, 5. August. (Tel.) Das Komitee der Lokomotivführer und Heizer liess nach Schluss der gestrigen Kongrestsitzung einen Anschlag an dringen, worin für die Forderungen der Eisenbahner Stimmung gemacht wird und alle Verantwortung für den event. Ausbruch des Generalstreiks aus die Bahngesellschaften gewälzt wird. DieGesell- schaften betrachten den Anschlag als einen blossen Einschüchterungsakt und glauben nicht an einen Generalstreik. Zur Lage in Spanien. Madrid, 5. August. lTel.) Der Deputierte Felin erliest im Namen Don Jatmcs an alle Karlisten Spaniens einen Aufruf zur Teilnahme an der katholischen Kundgeb ung, die für nächsten Sonntag in San Sebastian geplant ist. Madrid, 5. August. lTel.) Die Regierung hat dem zuständigen Zivilgouverneur und dem General kapitän Anweisung erteilt, Manifestationszüge nach San Sebastian mit Gewalt zu ver- hindern und überall dorthin, wo es erforderlich sein sollte, Truppen zu entsenden, Madrid, 5. August. i lTel.) Aus den einzelnen Provinzen Navarra, Alava, Biscaya und Guipuzcoa werden Anzeichen einer auf ständischen Bewegung gemeldet. Truppen sind dorthin entsandt. Fürst Nikolaus über das Königreich Montenegro. Die Wiener „Neue Fr. Presse" veröffentlicht eine Unterredung mit Fürst Nikolaus von Mon tenegro über die Vorgeschichte der bevorstehenden Proklamierung des Fürstentums znm Königreich. Fürst Nikolaus erklärte: Dor allem kann ich versichern, dass mein Schwieger sohn, König Peter von Serbien, die Erhebung Montenegros zum Königreich warm begrübt. Lächerlich wäre es, daran zu denken, dass wegen der Proklamierung Montenegros mit dem italie nischen Hof auch nur die unbedeutendsten Differenzen entstehen könnten. Ebenso nimmt auch Öester- reich-Ungarn uns gegenüber freundschaftliche Hal tung ein, was übrigens vollkommen den Intentionen seines allgemein geachteten Monarchen entspricht. Montenegro wird sich ebenso wie ich und mein Haus bemühen, auch in Zukunft zu zeigen, dass wir der Sympathien der grossen Kulturwelt würdig sind. Die Proklamierung des Königreichs ist weder der Ausdruck irgendwelcher Ambitionen, noch das Resultat irgendwelcher Protektion, oder aar irgend eines unberufenen Einflusses. Sie ist vielmehr die „ Glück ab! Eine Luftschisfernovelle von Paul Burg. Auf der Berghöhe machte die Fahrt einen Bogen und folgte der breiten Strasse des Rennstiegs über den Kamm entlang. Unten klang Rufen und Kommandieren. Die vier in der Gondel sahen Helme blinken und blanke Säbel im Sonnenlichte blitzen. Offiziere zu Pferd und zu Fusse, Soldaten und Wagen säumten weithin den Wald. Rasch gina die Fahrt hoch über die Reihen hin, über Hochwald, Lichtungen rechts und jungen Wald links. Jetzt senkte sich das Luftschiff merklich, denn das Sausen vermehrte sich und die Soldaten und Neu gierigen da unten auf dem breiten Waldweg er schienen deutlicher. Ihre Stimmen klangen verständ licher. Eradaus dehnte sich eine weite Wiesenfläche, zu seiten floss die grüne Flut der Bäume jäh den Berg hinab und drüben ragten neue steile Höhen. Die rote Landungsflagge winkte vom Bug des Zeppelinschiffes. ..Das ist der Mordfleck!" — „Da unten liegt Suhl!" — „Da hinten die Schmücke!" ,Zetzt landen wir." Die vier in der Gondel standen erwartungsvoll zu sammen. Da erscholl ohrenbetäubend das Signal der Sirene. Achtung! Kanoniere stillgestanden! Zum Anpacken bereit! hallten die Kommandos herauf. Das Luftschiff schwebte jetzt kaum noch haushoch über den Menschen. „Pfeifen und Zigarren weg!" rief ein Offizier zwischen die Zuschauer und sprengte über die Halde. „Achtung!^ — „Glück ab!" scholl es von oben aus dem Kommandostand. „Achtung! Eins!" von unten. „Glück ab!" wieder von oben die Stimme des Kaoitäns. .Lweil" wieder von unten. „Glück ab!" nochmals der Kapitän. ,^vrei! Aaanaesaßt!" end lich von unten. Jetzt schwebte der schlanke, lange, silberweisse Leib im Sonnenlichte blitzend nahe über der Erde und berührte mit seinen Gondeln die zitternden Spitzen der Gräser. Hundert feste Hände bereiter Kanoniere hielten ibn mit eisernen Griffen gepackt und pfählten und pflockten ihn an. Wie eine riesig« erstarrte Schlaiwe, rank und schlank, lag da« Ungeheuer vor den Augen der viel- hunderköpsiaen Menge, die in Hellem Jubel stand. „Glück ab! — Glück ab! — Glück ab!'^ Der Kapitän verliess zuerst seinen Stand und be ¬ grüßte den Major des Artilleriekommandos. Dann trat er an die Hintere Gondel und forderte die vier Insassen auf, sich die Füsse ein wenig im Walde zu vertreten. Hinter der Kette der Kanoniere drängte und wogte die Menge. Es knippste und knackte von hundert Kodaks und Kameras. Das klang in den lauten Jubel wie Mitrailleusenfeuer hinein. Auch Hans Joachim Mehrstetten richtete seinen Apparat auf Fahrzeug, Fahrgäste, Bewachung und Be mannung. Rasch wurden Wachen ausgestellt, die Komman dos gewechselt, und die vier von der Hinteren Gondel fuhren mit dem Kapitän und dem Major im Krümperwagen zur Schmücke. Aus der Schmück«. Von der Berghöhe wehten Flaggen in den Mittag, und die Menschen am Wege erwarteten die Luftrersenden mit Ungeduld. Ihre Hochrufe be gleiteten die ungewöhnlichen Gaste durch den Wald bis zum Gipfel der „Schmücke", wo man in letzter Stunde eilends manches zum Empfange bereitet hatte. Des Wirtes stattliche Gestalt stand in der Haus tür, die Schar seiner Gäste beträchtlich überragend. Er winkte und brachte ein fröhliches Hoch aus, als der Krümper vor dem Gasthause anfuhr. Die Frauen und Mädchen winkten, die Männer schwenkten ihre Hüte, und alles drängte hinter dem ersten Besuche drein^den Luftschiffer im alten Wirts hause abstatteten. Man füllte die Stuben und Säle mit Schwatzen und Staunen. Ein festliches Mahl hatte der Wirt den seltenen Gästen angekundigt. Durch die weite Halle des Speisesaales streckte sich eine blumengeschmückte, blüten weisse Tafel mit vielen Gedecken. Alle, die gerade auf der Berohöhe weilten, hatten auf die Kunde, Luftschtffer kamen, den Wirt bestürmt, dies« Stund« würdig zu begehen, denn sie bleibe einzig in der Ge schichte der Schmücke, hatten ein Festmahl zu Ehren der kühnen Luftschiff«! angeregt und sofort sämtliche verfügbaren Gedecke bestellt und belegt. Mitten an der rechteckigen Tafel waren die Plätze für den Kapitän und den Geheimrat, d«n Dichter, Mehrstetten und Bergenrath. Han« Joachim Mehr stetten betrat hinter dem Kapitän und dem Wirt mit Bergenrath den Saal. Der Dichter und der Geheim- rat schritten voran. Hinterher, nebenher drängte die raunende, neugierige Menge. Unversehens stiess Mehrstetten in der engen Tür eine junge Dame an, die sich erschreckt nach ihm hin wandte. Er entschuldigte sich, nut höflichen Worten seine Ungeschicklichkeit bedauernd. „Bitte sehr, Herr Leutnant, ich selbst, ich war zu ungestüm." „Verzeihung, aber — Gnädigste kennen mich? .." "Ich? ach . , Er sah staunend in ihre blauen, strahlenden Augen, die sie betroffen niederschlug. Errötend senkte sie das Haupt, so hastig, dass dre blonde Krone ihres dichten leichtgewellten Haares ihm die Stirne streifte. Als streiche eine weiche Frauenhand darüber hin, so zart dünkte ihn diese Berührung. „Gnädigste kennen mich?" Da sah sie auf und er blickte in ein schmales, edles Mädchengesicht, dem die schreckheißen Wangen, das feine Näschen, der kleine Mund, das leichtgerundete Kinn einen herzigen Ausdruck gaben, so herzig, daß man solch ein Gesicht lange nicht mehr vergisst, wenn man ihm einmal begegnete. Sie war auch stehengeblieben und sah ihn scheu an. „Ich sah Sie vorhin bei der Landung und hörte, wie der Kapitän Sie mit Herr Leutnant anredete." „Hans Joachim Mehrstetten", stellte er sich rasch vor. „So, nun habe ich dre Ehre, daß Gnädigste mich richtig kennen." Dre andern hinter ihnen drängten sie beide in den Saal. „Ah, die schöne Tafel!" gab Hans Joachim seiner Bewunderung Ausdruck. „Man tut uns hier zu viel Ehre an." „Wir freuen uns alle so", gab die zunge Dame ehrlich zurück. „Und die vielen Menschen! Ob die alle um uns heraufgestieaen sind? Man wußte doch gar nicht..." „Als das Militär anrückte, wurde auch Ihr Kommen bekannt. Das lockte wohl viele herbei. Manche frei- lich wohnen zurzeit hier oben, wie wir zum Beispiel." „Gnädigste sind mit Familie hier?" Er mass mit raschem Blick prüfend dre ranke, schlanke Gestalt in ihrem einfachen blauen Kleide, wie vornehme Frauen es auf Wanderungen tragen. Sie lachte lustig. „Sie glauben wohl gar, ich sei verheiratet. O nein, ich bin nur mit Mama hier." „Na, verheiratet nicht gleich, aber verlobt oder so", gab er gutmütig seinen Verdacht zu. ,^), ich heirate überhaupt nie!" beteuerte sie und sah ihn mit ihren blauen Augen groß an, als solle er ihr das glauben. „Ei. ei, mein schönes Fräulein, da« sagt man nicht im Ernst, wenn man jung und so schon ist wie Sie, und vor allen Dingen keinem Manne gegenüber, der Mut zur Liebe hat. Wie i ch." Sie lachte fröhlich wie er. „Mut, sagen Sie? Ja, braucht denn der Mensch Mut zur Liebe?" „Das werden Sie schon erfahren. Wenn Sie es nicht schon erfahren haben. " Sie schüttelte ernsthaft den Kopf. „Na, zum Heiraten gehört doch mindestens Mut." „Das sagt meine Mama auch immer." „Dann ist Ihre gnädige Frau Mama eine ganz famose alte Dame. Bitte empfehlen Sie mich ihr — unbekannterweise! Doch jetzt, meine Gnädigste, muß ich da hinüber. Der Kapitän winkt mir schon mit dem Finger. Ich darf wobl sagen, auf Wiedersehen?" Er verbeugte sich ehrerbietig. „Auf Wiedersehen, Herr Leutnant!" Sie streckte ihm ihre kleine Hand hin, wie einem guten, längst Bekannten und ging auch zu Tisch. (Fortsetzung folgt.) Tagesckrsnck. Unwettermeldunge«. Berlin, 5. August. (Ein starker Wolkenbruch) ging gestern wieder über Berlin nieder. Das Un wetter, das von Westen herauszog, erreichte um 5 Uhr nachmittags seinen Höhepunkt. In kurzer Zeit waren Strassen und Plätze überschwemmt. Wie am Montag und Dienstag, wurden auch gestern Keller, Baugruben und Neubauten unter Wasser gesetzt. Im Südosten der Stadt standen die Chaussee nach Treptow und einige Strassen unrer Wasser, so dass kaum die Strassenbahn passieren konnte. Auch im Rathause und im Stadthause bat der Wolkenbruch durch Ueberflutungen Scha den angerichtet. Vielfach kam es zu Verkehrs störungen. Auch aus dem Reiche kommen zahlreiche Mel dungen über Wolkenbrüche und dadurch verursachte Ueberschwemmungen. So wird aus Hamburg be richtet, dass infolge des andauernden Regens der Bahnhof der elektrischen Vorortbahn an zwei Stellen unterspült wurde und infolgedessen der Betrieb eingestellt werden musste. Ar»« Görlitz wird gemeldet, dass zwei Gehöfte und ge füllte Scheunen durch Blitzschlag eingeäschert wurden. Die Telephonanlagen sind vielfach gestört.
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