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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 08.08.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100808015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910080801
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910080801
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-08
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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BezuftS-PrciS fdr Leipzig und Borer»« durch m^er, lrLgcr und Spediieur« 2m»l »Lglich in« Hau« gedrachl: vv mouaU., r.70^U vicrteljLdri. Bet unlern Filialen u. Niw vai-meileUen abqebol«: 7S moaati., L.2S »ierirliährl. Lurch di« chok: «nnerdald Deulichland« und der deutsche» Kolonien vierteliLdri. USO mouaü. l.20 auslchi. PostdeNellaeld. ferner in Belgien, Länemark, den Donauslaatra, Italien, Luxemburg, Niederlande, liior- wegen, Oesterreich-Ungarn, diußland, Schweden, ELweiz ». Spanien. In allen übrigen Liaaieu nur direkt durch di« Äeia>Pl»»elle de« Blane« erhLlllich. Da« Leipziger Dageblatt erschein« 2 mal lllglich, Sonn- ». get.riag« nur morgen», illvonnei- enl-Annaume : Auguftutplatz 8, de« unseren Drtgern, Filialen, Spediieureu und Annahmestellen, sowie PostLmkeru uub BriestrLgern. »>n,elverkaus»prei« »er Morgen. »uSgade lU der e bendiurgade ii <». dtedaktton und G«schäfr»ftrll«r Zohannl«gasi« 8. Fernsprecher: I46UL 1468«, 14SS4. Morgen-Ausgabe. MpMcrTagMaü Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und -es Nolizeiamtcs der Ltadt Leipzig. Nr. 217 Manlsg, Lea 8. Uugull ISIS. Anzeigen-Preis Pir Jnserok, au» Leipzig und Umgebung die «gespaltene bO rum breit« sstetitzeil« 2b dt« 74 nun breit« Reklam «geile l aU »on auswiirt« llv AeNaalen l.20 J»seratr »in Bebdrden g, amtlichen Teil dt« 74 «oro breit« Betitzeil« 40 >«sch4>t«anzeiaeii mit P atzporschristen »ab tu der Adendautgab« im Preis« erhöht. Aadall »ach Laris. Beilagegedüdr ü v. Lausend epkl. Postgebühr. Frfterteilte Aufträge linnen mcht zurück« ««zöge, werden. Für da« Lrscheinen an drftimmtrn Lag«« und Plätzen wird k«t»« charaatt« übernommen Antigen«Annahme« Loguftutzpl«, 8; bei sämtlichen Filialen u. allen Aunoncru- itlpedltionett de« In- und Aullande«. Haupt-Silial« 0«rliu: Aarl Duncker, Herzog!, «ihr. Hofduch» Handlung, Lützowsliatze IL lLclevbo» VI, Pr. 4o>i-. Haupt-Filiale Lreldem Eeestratze 4» l (Telephon 462!). lvL Ighrgang. Das Wichtigste. * In Dresden tagte am Sonnabend und Sonn tag der 8. Sächsische Handlungsgehilfentag. sS. d. bes. Art.s * Im Rheinischen Zuchtrennen in Köln l30 000 ^t) siegte Fürst Hohenlohe-Oehringens F.-H. „Sturmwind" unter Schläfke. (S. Sport.) * Bei einem Automobilunglück in der Nähe von Franzensbad wurden zwei Per sonen getötet und mehrere schwer verletzt. (S- Sachsen.) * Zwei französische Offiziere legten die Strecke M o ur m e l o n—Na n cy im Aero plan zurück. Aus üer rumSnilchen Peiroleum-Znüulttle. Aus Bukarest, 3. August, wird uns geschrieben: Zehn Jahre sind es jetzt gerade her, datz Abgesandte derStandardOilCompanyinRumänien weilten, um hier die staatlichen Petroleumselder zur Ausbeutung zu erwerben. Damals befand sich Ru mänien infolge mehrjähriger Missernten in einer schweren wirtschaftlichen Krisis. Handel und Wandel lag fast gänzlich danieder, und die Einnahmen des Staates gingen derart zurück, datz ein rapid an wachsendes Defizit des Staatshaushalts zu verzeich nen war. Eine Anleihe, die zur Deckung der un umgänglichsten Bedürfnisse ausgenommen werden musste, konnte nur unter sehr drückenden Bedingungen zustande kommen, erwies sich aber auch sehr bald als unzureichend. Die rumänischen Staatsmänner zer brachen sich den Kopf, woher sie neue Einnahmen nehmen könnten, um den in immer bedrohlichere Nähe rückenden Staatsbankerott abzuwehren. In dieser kritischen Zeit erschienen die Macher der Standard Oil Company. Es war Hilfe in der Not, wenn man die Millionen nahm, die diese dem Staate für die Ueberlassung der Petroleumfelder boten. Die Petro- lenmindustrie in Rumänien selbst war damals noch in den Kinderschuhen. Nur wenige Petroleumgesell schaften existierten, und deren Ausbeute war zudem nur gering. Was wäre also natürlicher gewesen, als wenn man die Hand angenommen hätte, die sich so hilfbereit und anscheinend uneigennützig darbot? Und doch zögerte man mit dem Abschlüsse. Man war sich schliesslich doch darüber klar, datz die Petroleum Der Sailer über Theatereinürücke. Dor längerer Zeit wurden schon Bruchstücke aus einer Unterhaltung des Kaisers mit der schwedischen Schriftstellerin Annie Wall gebracht, die groges Interesse erregten. Nun scheint nach Auslassungen des Stockholmer Blattes „Dagens Nyheten"^ die die „Rat. Ztg." wieoergibt, Fräulein Wall abermals als East des Kaisers auf der „Hohenzollern" ge wesen zu sein und auch jetzt ein literarisches Gespräch mit ihm geführt zu haben. Jedenfalls bringt das schwedische Blatt folgende Auslassungen: Der Kaiser sprach seine lebhafte Befriedigung darüber aus, dass der krasse Realismus moderner Dramen in Abnahme begriffen sei, und datz die Ver fasser von Schauspielen jetzt mlt Vorliebe geschicht- liche Motive wählen. „Der Sudermann hat umgesattel t!" sagte er' „Strandkinder" bezeichne eine neue Epoche seiner Dichtung . . . Der Kaiser fuhr 'ort: „Ich habe auch im letztvergangenen Winter fest stellen können, wie gesund die Ärbeiterbevölkerung zu urteilen vermag. Wir haben nänilich im Schauspiel hause Arbeitervorstellungen gegeben, und nichts hat jenem Publikum besser gefallen, als „Prinz Friedrich von Homburg" von Kleist. Hätte man den Arbeitern etwas Realistisches wie z. B. „Das Nacht asyl" oder ähnliches vorgeführt, wurden sie sich schön bedankt haben. Sodann erwähnte der Kaiser Hebbel. Er führte aus: „Die Nibelungen" sind etwas vom Schönsten, was überhaupt in deutscher Sprache ge schrieben ist, alle müssten dieses Drama lesen! Leider ist Hebbel in Deutschland zu wenig gekannt. Aber nächsten Winter wird das Nibelungendrama im Schauspielhaus aufgeführt werden; die Aufführung wird eine in jeder Beziehung würdige und prachtvolle werden. Wie schade, dass unser Wagner nicht den Text Hebbels als Grundlage seiner Trilogie ver wendete. Da wäre aus der Wagner-Trilogie was ganz anderes geworden! Jetzt vermischt Wag ner die Edda, die za heidnisch ist, nnt der Nibelungen, sage, die bekanntlich in die christliche Zeit fällt. Wie herrlich würde Wagner nicht die Musik zur mächtigen und ergreifenden Szene, wo in Hebbels Stück der tote Siegfried in den Dom hineingetragen wird, und wo Kriemhild Hagen der Ermordung des Helden anklagt, komponiert haben! „Dor einigen Jahren besuchte ich in Wien", so fuhr der Kaiser fort, die Witwe Hebbels, die alte Christine — ja, jetzt ist sie gestorben, wie Sie wohl wissen —, und ich werde die alte Dame nie vergessen. Noch im hohen Alter war sie eine Feuerseele! Sie mutz eine ganz grossartige Schauspielerin gewesen jein. Das Beste, was ich übri gens von Schauspielkunst gesehen habe, find die quellen einen sehr grossen Reichtum des Landes darstellten. Auf der andern Seite aber wusste man auch, dass die Leute der Standard Oil Company das System der rücksichtslosesten Ausbeutung repräsentierten und datz sie allen Vorteil an sich reissen würden, sobald sie nur einmal an der Arbeit seien. Deshalb lehnte man denn schliesslich auch trotz der Notlage, in der man sich befand, das Anerbieten der Amerikaner ab, wobei namentlich die abmahnende Stimme des Königs ins Gewicht fiel. Einige Jahre später kamen die Amerikaner aber doch. Freilich hatte sich inzwischen eingrosserUm- schwung in der rumänischen Petroleumindustrie vollzogen. Sie war über Nacht eine Grossindustrie geworden, und deutsches Kapital wetteiferte mit holländischem, französischem und englischem, ja selbst italienischem, um immer neue Unternehmungen zu schaffen. Die Amerikaner wollten und mochten da nicht länger fernbleiben; sie wollten ihren Anteil an der Ausbeutung der reichen rumänischen Petroleum quellen haben. Sie gründeten eine private Gesell schaft, an der sie durch die Gesetzgebung nicht be hindert werden konnten, und versicherten jedem, der es hören wollte, datz sie nur still für sich zu arbeiten beabsichtigten und weit entfernt davon seien, irgend welche Bestrebungen zu betätigen, die darauf hin zielen könnten, die rumänische Petrolumindustrie in ihrer Hand zu monopolisieren. Trotz aller dieser Versicherungen wurde die Tätigkeit der Amerikaner aber mit Argwohn beobachtet, und in der Tat zeigten manche Massnahmen im Laufe der Jahre, dass leise und langsam von den Amerikanern das von allen Ru mänen — gleichviel welcher Partei sie auch angehören mögen — auf das tiefste gehasste Ziel des Ansich- reissens der Petroleumindustrie verfolgt werde. Die Regierung sah sich deshalb schon vor zwei Jahren ver anlasst, durch gesetzliche Massregeln sich eine Kontrolle der Preise des Petroleums zu sichern. Man kann sich deshalb vorstellen, welche Auf regung im Lande erzeugt wurde, als vor einiger Zeit die Nachricht auftauchte, dass die der Deutschen Bank gehörigen Petroleumunternehmungen der Steaua Romana an die Gruppe der Königlich Hol ländischen Petroleum-Handelsgesell schaft übergehen sollten, und dass hinter den Hol ländern in diesem Falle die Amerikaner ständen, die um so begieriger seien, sich des grösseren Teiles der rumänischen Petroleumfelder zu vergewissern, als die Oelgewinnung in den Vereinigten Staaten in steter Abnahme begriffen ist. Heber die Transaktion selbst hiess es, dass als Käufer der Steaua Romana formell die hiesige Gründung der Königlich Holländischen Pe Prästationen des künstlerischen Theaters Moskaus. Etwas Höheres und Vornehmeres sah ich nie. Wie Sie sich erinnern, besuchte die Gesellschaft vor einigen Jahren Berlin und spielte „Zar Fedor . Es war herrlich, einzig!" Die bärtige Venus. Es ist eine der merkwürdigsten Eigenheiten der religiösen Vorstellungen verschiedener Völker des Altertums, dass sie sich manche weibliche Gottheiten mit einem Bart begabt dachten. Schon in alten ba bylonischen Urkunden wird die Göttin Ist ar als bärtig bezeichnet, und man hat daraus den Schluss ge zogen, dass die Babylonier und ebenso die Assyrier in dieser Göttin eine Vereinigung beider Geschlechter sahen. Nun haben schon die Babylonier ln ihrer Astrologie gewisse Götter mit den ihnen bekannten Planeten in Verbindung gebracht, und zwar ihre Istar mit dem Planeten Venus, und auch dort, wo die Venus von ihnen dargestellt worden ist, er scheint sie häufig mit einem Bart. Professor Iastrow gibt dafür in einem Vor trag vor der Amerikanischen Philosophischen Gesell schaft eine sonderbare Erklärung, die sich aber aus den alten Texten zu rechtfertigen scheint. Das Flimmern dieses Planeten soll nämlich die Leute damals an den Eindruck erinnert haben, den ein ausgiebiger und etwas zottiger Haarwuchs Im Gesicht eines Mannes hervorruft. Anderseits könnte man auch daran denken, dass die Helligkeit des Glanzes den Planeten Venus in eine Annäherung an den Sonnengott gebracht habe, und dass man seinem Bilde deshalb ein männliches Kennzeichen gegeben hat. Es ist nicht ganz sicher, ob die Vorstellung einer sättigen Venus auch auf die alten Griechen und Römer übergegangen ist. Nach der Bekundung des Herodot bestand bei den Bewohnern der klein asiatischen Landschaft Karten der Aberglaube, dass der Kriegsgöttin ein Bart wüchse, wenn kriegerische Verwicklungen im Anzuge wären. Dieser sonderbare Gedanke hat aber wahrscheinlich mit der alten baby lonischen Sage nichts zu tun. Einmal nämlich ent sprach die Kriegsgöttin der Karier vermutlich der Göttin Athene, und ausserdem sollte der in Kriegs gefahr ihr zugedachte Bartwuchs wohl nur anbeuten, dass die Kriegsgöttin im Verlauf der bevorstehenden Kämpfe ihre ganze männliche Kraft ausüben würde- Der Bart wäre also in diesem Falle nur ein Merkmar des tüchtigen Kriegers gewesen, das man daher auch der Göttin des Kriege, selbst andichtzet«. Ferner findet sich bei dem Schriftsteller Servius di« Angabe, dass auf der Insel Zypern das Standbild einer bärtigen Venus vorhanden gewesen sei. E» liegt aber nahe, diese Darstellung ebenso zu erklären, nämlich als die einer Kriegsgöttin. Pro fessor Iastrow kommt infolgedessen zu dem Schluss«, troleum-Handelsgesellschaft, die Astra-Romana, figu riere, die bereits den grössten Teil der Oelgebiete des von der Erkelenzer Internationalen Bohrgesellschaft in Verbindung mit dem Schaaffhausenschen Bank verein gegründeten Regatul Roman an sich gebracht hat. Als Preis für die Steaua Romana wurden 100 Millionen Franken genannt, so dass die Deutsche Bank, die in den Unternehmungen der Steaua Ro mana 80 Millionen investiert hat, dabei 20 Millionen verdienen würde. Nun erfahren wir aus guter Quelle, dass die Auf regung der Rumänen so ziemlich ohne E r u n d ist. Es soll sich nämlich nicht um den Verkauf aller Aktien der Steaua Romana an die Holländer handeln, sondern nur um einen verhältnismässig kleinen Teil derselben. Es wird, wie wlr hören, lediglich eine Verständigung bezüglich der Preise er strebt. Gegenwärtig herrscht nämlich auf dem rumä nischen Petroleummarkte eine wahre Krisis. Die Depots sind voller Rohöl, und die Preise sind äusserst gedrückr. Die Ursache hiervon liegt in der grossen Konkurrenz, die die Amerikaner machen, und der Zweck der Vereinigung der holländischen Petroleum unternehmungen mit den deutschen soll eben gerade darin liegen, den Kampf mit den Amerika nern mit grösserem Erfolge führen zu können. Danach würden also bei dieser Transaktion die Amerikaner nicht hinter den Holländern stehen, was man übrigens bei den Antedezenzien der Deut schen Bank von vornherein voraussetzen konnte. Vor vierzig Jahren. Amtliche Depesche der Bundes - Telegraphen-Station ,« Leipzig. Angekommen in Leipzig, den 8. August 187V, 11 Uhr 5 Min. Borin. Osficielle militärische Nachricht. In der Nacht vom 7. zum 8. sind leine Nacyrichten von der Armee beim Eeneralstabe eingegangen. Paris, 7 Uhr Abends. Ministerrath in Perma- nence. Nouher und Schneider find nach den Tuil- lerien berufen. Die Kaiserin, Morgens 5 Uhr einge troffen, erliess folgende Proklamation: Der Beginn de» Krieges ist für uns ungünstig gewesen; unser« Waffen haben «in« Niederlage (Lob««) erlitten. Seien wir fest gegenüber dem Unfall, beeilen wir uns ihn gut zu machen. Möge es unter uns nur eine Par tei geben, der alle Franzosen angehören, nur eine dass es mehr als zweifelhaft sei, ob in dem römischen Pantheon die Figur einer bärtigen Frau überhaupt zu finden gewesen sei, und man dürfe es auch nicht als sicher betrachten, dass die entsprechenden Angaben für die ältere Zeit der Babylonier und Assyrier anders zu beurteilen wären. Nun ist allerdings be kannt, dass die alten Künstler vielfach mit der Dar stellung von Hermaphroditen beschäftigt waren, aber diese Tatsache und die Frage ihrer Entwicklung hat mit jener bärtigen Venus oder Kriegsgöttin gar nichts zu tun. Die Skulpturen von Hermaphroditen sind vielmehr eine verhältnismässig späte Erscheinung bei den Griechen, die zum erstenmal von Theo phrast, einem griechischen Philosophen des vierten Jahrhunderts vor Christi Geburt, erwähnt wird. Beiläufig verdient noch gesagt zu werden, dass auch die semitischen und arischen Bölker zuweilen dem Bilde einer Kriegsgöttin einige männliche Züge ver liehen haben. K Noch einmal üer „Nr-Meister". Wie erinnerlich, missbilligte Peter Rosegger in seinem „Heimgarten die Herausgabe des Eoethe- schen „Ur-Meister". Die Gelehrten haben ihn wohl daraufhin in ihren Blättern angegriffen, denn jetzt nimmt er noch einmal das Wort in dieser Sache und setzt sich zur Wehr: „Nun habe ich es ganz und gar verschüttet bei den Literaturgelehrten. Besonders grün waren sie mir nie, selbst die Grünen nicht. Und da bin ich nun im Tagebuch mit meiner unmassgeblichen, allerdings recht einfältigen Meinung dahergekommen: Wenn Goethe die erste Niederschrift seines Wilhelm Meisters, des „Ur Meisters" vernichtete, weil er sie nicht gedruckt wissen wollte, so hätten auch andere nicht das Recht, sie zu drucken. Da sagte nun unter anderen einer im „Altonaer Tageblatt", ich wüsste eben nicht, wie Goethe selbst über diese Veröffent lichung gedacht und geurteilt habe. Wie, wo und wann, das hat mein gelehrter Kritiker nicht gesagt, ich hätte mich gern belehren lassen. Dann gibt er zu verstehen, dass Goethe eben kein Schulze, kein Müller, kein Rosegger sei, um deren Nachlass sich aller dings niemand zu kümmern brauche. Das erinnert mich an den Ausspruch eines andern Gelehrten gelegentlich der Entwendung des Hamer- lingschädels. Auf meine damals darüber geäusserte Entrüstung rief der Mann aus: „Beruhigen Sie sich. Herr Rosegger. Ihren Schädel wird niemand ent wenden." — Wahr, aber grob. Ich weiss nur, dass Goethe in seinem Testament bei Herausgabe seiner hinterlassenen Manuskripte strenge Diskretion fordert. Und wie erst bei Schriften, die er nicht hinterlassen, sondern selber vernichtet hat! Wenn nun aber Goethe wirklich wollte, dass seine Fahne, di« unseren Nationalen möge voran wehen. Ich komme in Eure Mitte, treu meiner Mission, meiner Pflicht, werdet Ihr mich als Erst« bei jeder Gefahr sehen, wo es gilt, die Fahne Frankreich» zu vertheidigen; ich beschwör« alle gute« Bürger, die Ordnunq aufrecht zu erhalten, dieselbe stören, wäre nichts Anderes, als mit den Feinden conspiriren. gez. Eugeni«. Proklamation des Ministerrathes. Nach der Re- Produktion der bekannten Nachrichten schliesst derselbe: Angesichts dieser ernsten Nachrichten ist unsere Pflicht uns vorgezeichnet. Wir appellircn an den Patriotis mus und Energie aller. Die Kammern find einbe rufen. Wir stellen den Fall der Dringlichkeit. Paris ist im Vertheidigungszustand. Um die Ausführungen der militärischen Vorbereitungen zu erleichtern erklä ren wir den Belagerungszustand. Keine Schwäche, keine Zersplitterungen! Unsere Hilfsmittel sind immens, kämpfen wir mit Festigkeit und das Vater land wird gerettet sein! Paris, Nachmittags: Sämmtliche hier anwesen, den Deputirte versammelten sich Abends im Legis lativsaal, um sich für neue Session zu organisiren. Paris, Sonntag: Die 2. Ausgabe der Amts zeitung publicirt verschiedene Telegramme Napoleons aus Metz, welch« die Niederlagen Mac Mahons und Frossards constatiren. Paris, 7. August, Abends. Der Gouverneur Baraguay d'Hilliers erliess folgende Proklamation: Die Erklärung des Belagerungszustandes überträgt auf mich alle diejenigen Machtbefugnisse, welche noth- wendig sind für die Aufrechterhaltung der Sicherheit der Hauptstadt. Ich rechne aus den Patriotismus der Einwohnerschaft und der Nationalgarde. Jede Ansammlung wird untersagt. Drutfches Reich. Leipzig, 8. August. * Zur Reise des Kronprinzen nach Ostasien cr- fährt der „Bert. L.-A." noch folgendes: „Beabsichtigt ist vorderhand der Besuch von Kiau tschau, China, Japan und auf der Rückreise ein kurzer Aufenthalt in Indien. Dem Kronprinzen soll durch diese grosse Auslandsreise Gelegenyeit geboten werden, fremde Länder und den deutschen Kolonial besitz aus eigener Anschauung kennenzulernen. Die Reise selbst dürfte auf einem Hapag-Dampser unter nommen werden. Es schweben gegenwärtig '.och Verhandlungen über die Schotterung eines Schiffes der Hamburg-Amerika-Linie, das für die Reise be sonders hergerichtet werden soll." * Der Weltkongress für Freies Christentum und religiösen Fortschritt veranstaltete am Sonnabend abend zu gleicher Zeit vier Sonderversammlungen, bei denen mehr als 20 Vorträge gehalten wurden, die sich alle mit hochbedcutsamen Problemen wissen schaftlich-religiöser Natur befassten. In vier Gruppen wurde nach dem „B. T." die Dortragsmaterie be handelt. Zunächst- Religion undSozialis- mus ". Als erster Redner sprach Pastor Gounelle aus Paris, der Herausgeber der ^.Revue du Christis- Ursckrift, bevor er sie vernichtete, für den Druck abgescyrieven werde, so hätte das bei dieser Heraus gabe gejagt werden müssen. Dann würde ich meine Dreistigkeit mit Vergnügen stutzen und mich an dem für sich so interessanten Funde freuen. — Die Grossen gehören der Allgemeinheit, gut, dafür sollen sie uns auch lebendige Persönlichkeiten sein, deren Absichten zu respektieren sind. Unser Anrecht auf sic kann nicht so weit gehen, datz man ihnen das. was sie aus irgend einem Grunde nicht geben wollten, gewaltsam aus der toterstarrten Hand windet. Das im allgemeinen. Man kann es schliesslich den Herausgebern des „Urmeisters" nicht einmal arg verübeln, datz sie in leidenschaftlicher Freude über den Fund etwas taten, was andere freilich als Pietät losigkeit empfinden, wenn es wahrscheinlich ist, datz Goethe selbst die Veröffentlichung nicht gebilligt hat." O * Wie die Strahlen dcs Radiums gewogen werden. Das Wundelement Radium scheidet im Lause der Zeit gewisse Massen aus, die man im allgemeinen als die Emanation jenes Stosses bezeichnet hat. Ueber diese Ausstrahlung hat der berühmte engliiche Chemiker William Ramsay gemeinsam mit Doktor Gray an die Pariser Akademie der Wissenschaften Mitteilungen gelangen lassen, die über Unter suchungen von unerhörter Feinheit be richten. Es handelte sich für beide Forscher darum, das Atomgewicht jener Emanation zu bestimmen, wo zu das sicherste Mittel wiederum in der Feststellung seiner Dichte oder seines spezifischen Gewichtes ge geben ist. Unter der Voraussetzung, dass das Element ein einatomiges Gas ist, ist das Atomgewicht ohne weiteres gleich dem doppelten des spezifischen Ge wichts. Der französische Physiker Debierne hatte bereits durch ein anderes Verfahren, nämlich durch einen Vergleich der Geschwindigkeiten, mit denen ver schiedene Gase durch ein kleines Loch wandern, das Atomgewicht der Emanation zu ermitteln gesucht und war zu dem Wert von rund 220 gelangt. Ramsay und sein Gehilfe fassten den kühnen Entschluss, dies unsagbar zarte Etwas mit einer Wage wägen zu wollen. Nach zweijährigen Versuchen gelang es ihnen, eine Wage aus geschmolzenem Quarz herzustellen, die in einem luftverdünnten Raume einen Gewichtsunterschied von einem halben Millionstel Milligramm anzeigte. Mit dieser Wage, die sicher nie ihresgleichen gehabt, hat, konnte tatsächlich der Unterschied des Gewichts einer leeren und einer mit Emanation gefüllten Glas röhre gemessen werden. Die für das Atomgewicht erhaltene Zahl war 222.5. Uebrigens wird der Vor schlag gemacht, dieser Emanation, die von dem Ra- dium selbst wesentlich verschieden ist, einen beson deren Namen Niton beizulegen, der an ihre phos phoreszierenden Eigenschaften erinnern soll.
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