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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 09.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-09
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100609028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910060902
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910060902
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-09
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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Lnf der Vauderscha t erschösse«. Setzhei«, 9. Juni. (Tel.) Heute früh traf ein Landjäger ans einer Etrerse auf der Glchwcnder Strafe zwei Handwerksburschen. Aus seine Aufforderung stehen zu bleiben, griffen sie nach Steinen. Der Landjäger machte von seinem Ge wehr Gebrauch und erschoß dabei den 20 Jahre alten Tagelöhner Leon Hahn aus Sickert im Elsaß. Das Gericht hat sich an Ort und Stelle de- geoen, um den Tatbestand festzustellen. Das Ergebnis rst noch nicht bekannt. Ei» Lehrling als Räuber und Selbstmörder. Schliersee, 8. Juni. (Tel.) Ein jugendlicher Räuber und Selbstmörder hat die Bewohner und zahlreichen Sommerfrischler unseres friedlichen Ortes in Aufregung versetzt. Als der Besitzer der Medizinaldrogerie sich ans Telephon begab, bemerkte er, daß sein Lehrling einen GriffindieLaden- kasse machte. Der Lehrling, der sich beobachtet sah, feuerte aus einem bereitgchaltenen Revolver einen Schuh ab, dec den Lehrherrn in den Hinterkopf traf' dann richtete er die Waffe gegen sich selbst und tötete sich durch einen Schuh ins Herz. Das heißt Eule» »ach Athen trage». Paris. 9. Juni. (Tel.) Wie mehreren Blättern aus Nizza gemeldet wird, hinterlieh ein plötz lich in Mentone verstorbener Ausländer sein sich auf mehrere Millionen belaufendes Vermögen dem Pariser Bankhause Rothschild. * Ein Seminar siir Städtebau i» Dresden. Das sächsische Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts hat die Errichtung eines Seminars für Städtebau an der Technischen Hochschule zu Dresden beschlossen und Pro fessor Förster zum Direktor dieses Seminars er nannt. An dem Seminar wirken ferner als Lehrer Geh. Medizinalrat Professor Dr. Reick, Geh. Hofrat Professor Dr. Cornelius Eurlitt, Geb. Hosrat Pro fessor Lucas sowie die Professoren M. Förster, Be- stelmeyer, Dieftel u. a. Das Schumann-Museum in Zwickau. Man schreibt uns: Aus Anlaß des 100. Ge burtstages Robert Schumanns hatte sich in Zwickuu bekanntlich auch ein Ausschuß gebildet, der die Er richtung eines Schumann-Museums in die Wege leitete. Erfreulicherweise fand dieser Gedanke lebhaften Anllang und allseitig Unterstützung, so daß die Zabl der von verschiedenen Seiten zur Verfügung gestellten Briese, Dokuments, Bilder, Büsten, Denl- malsentwiirfs usw. eine reckt ansehnliche wurde. Besonders interessant dürften die großen Modelle der Denkmäler sein, die s. Z. für den Wettbewerb um das Zwickauer Denkmal eingingen, welches 1901 cingeweiht wurde. Für den Musikfreund werden die Originalpartituren Schumannscher Kompo sitionen große Anziehungskraft besitzen. Das Mu seum, das vorläusig noch in der Aula des Gymna siums untergeürackt ist und später dem zu erbauenden König-Albert-Museum angegliedert werden soll, wurde Mittwoch nachmittag mit einer kurzen Feier eröffnet. Zu dieser hatten sich u. a. auch die greise Schwägerin Schumanns, Frl. Marie Wieck aus Dresden, der bekannte Schumannforscher Geheimrat Prof. Dr. Friedländer-Berlin, die Mitglieder des Festausschusses und Vertreter der aus wärtigen Preise eingefunden. Die Eröffnungsan sprache hielt Oberlehrer Kreisia. der Vorsitzende des Museumsausschusics. der das Museum an Prof. Dr. Stötzner, den Vorsteher der Ratsschulbibliothek, über gab. Beide Herren haben sich um die Förderung des Museums hoch verdient gemacht. Ür. Die Halberstadter Festspiele. Halberstadt, 9. Juni. (Tel.) Die diesjährigen' Festspiele begannen gestern nachmittag mit der Auf führung der „Meistersinger": Sachs: van Rooy, Stolzing: Eroebke, Eva: Frl. Böhm van Endert- Dresden waren vorzüglich. Das Orchester bot eine hervorragende Leistung unter Kapellmeister Merike- Halle. Das Theater war ausverkauft. Die Stadt trägt Flaggenschmnck. Am 12. Juni findet eine Gratisvorstellung für die Volksschüler statt. Sus Leimig unü Umgegenü. Leipzig, 9. Juni. Wetterbericht der Kgl. Sächsischen Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 10. Juni. Nordöstliche Winde, heiter, warm, trocken, wieder Neigung zu Gewitterbildung. Pöhlberg. Liegt kein Bericht vor. Fichtelberg: Starker anhaltender Tau. Mat ter Sonnenuntergang. Abcnrot. Glänzender Son nenaufgang, starkes Wetterleuchten nach Ost bis Süd. * Auszeichnung. Die Königliche Kreishaupt mannschaft Leipzig hat dem seit 9. Juni 1885 un unterbrochen in der Spezialfabrik für den Bau von Drahtseilbahnen von Adolf Bleichert L Co. in L.-Gohlis, Kaiser-Friedrich-Straße 34, beschäftigten Maurer Christoph Friedrich Kluge in L.-Eohlis eine Belobigungsurkunde ausgestellt, die ihm heute in Gegenwart eines Vertreters der Firma an Rats stelle äusgchändigt wurde. * Jubiläum. Der Materialverwalter Heinrich August Langner in L.-Dolkmarsdorf begeht morgen das Jubiläum 25jähriger ununterbrochener Tätigkeit in der Maschinenbauanstalt Kirchner L To., Aktiengesellschaft, in L.-Sellerhausen, Torgauer Straße 41/43. * In schlaftrunkenem Zustand aus dem Fenster gestürzt. Von schwerem Herzeleid betroffen wurde am gestrigen Abend in der 11. Stunde die Familie des am Königsplatz Nr. 7 wohnenden Markthelsers und Hausmeisters Deigang. Während der Vater außer der Wohnung und die Mutter mit dem Auslöscken des Treppenlichtes beschäftigt war, verließ von den bereits schlafengcgangenen Kindern der 8 ^ahre alte Alfred plötzlich in schlaftrunkenem Zustande und vielleicht auch unter dem Einfluß der jetzt herrschen den Hitze sein Lager. Er muß hierbei aus dem Fen ster gestiegen sein, denn plötzlich fiel er, nur mit dem Hemd bekleidet, zwei am Hause vorübergehenden jungen Leuten aus einer Höhe von 22 u, direkt vcr die Füße, wo er schwerverletzt liegen blieb. Sie hoben ihn auf und brachten ihn in einem Automobil nach dem Stadtkrankenhaus St. Jakob. Dort ist der Knabe ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, gegen 1 Uhr nachts an dem erlittenen schweren Schüdelbruch gestorben. Der Knabe war in der letzten Zeit viel Baden gegangen und hatte dabei auch viel Kovfsvrünge ansgeführt, viel leicht hat der letzterwähnte Sport bei ihm einen derartig nachhaltigen Eindruck hinterlassen, daß er sich auch im Schlafe damit beschäftigte. * Radle,.Unglück. Heute morgen fuhr Ecke Rcichel- und Weststraß« ein Radfahrer mit einer Radlerin :u- sammen. Die Radlerin kam dabei zu Falle und zog sich eine erheblich« Kopfverletzung zu * 5VVV -4t Belohnung. Bei der Aachener und Münchener-Feuerversicherungsgesellschaft in Aachen ist an den Pfingstfeiertagen ein Diebstahl zur An führung gebracht worden, wobei den Dieben 50 000.it in die Hände sielen. Die Versicherung sichert dem jenigen eine Belohnung von 5000 -4t zu, der den Dieb ermittelt. * Lebensmüde. In ihrer Wohnung in der Aeußeren Höllischen Straße in Gohlis hat sich in »ergangener Nacht eine 58iährige Kausmannseyesrau wegen körperlicher Leiden erhängt. * Die gefährlichen Ladenkassendiebe arbeiten weiter. Am Mittwochnachmittag erschien in einem Geschält der inneren Stadt ein Unbekannter, der eine Mütze kaufte und sich dann wieder ent fernte. Kurz darauf rief er den allein an wesenden Geschäftsinhaber auf die Straße an einen seitwärts von der Front ange brachten Schaukasten und erkundigte sich nach den ausgelegien Waren. Als der Geschäftsinhaber seinen Laden wieder betrat, mußte er die unan genehme Wahrnehmung machen, daß die Laden- kasse ihres Inhalts beraubt war. Jeden falls hatte den Diebstahl ein Komplice des Un bekannten ausgeführt, der in dem Augenblick in den Laden geschlichen ist, als ersterer die Aufmerksamkeit des Geschäftsinhabers abgelenkt hatte. In der Laden kasse waren 150 -4t. Geschildert wird der zuerst erwähnte Gauner als ca. 30—35 Jahre alt, von übermittlerer Gestalt, mit blondem Schnurrbart. Bekleidet war er u. a. mit grauem Zackettanzug und grünlich weichem Filzhut. Sus Sschlen. Dresden, 9. Juni. * Eine Schumann-Gedenktafel wird heute zum 100. Geburtstag Robert Schumanns in Dresden durch den Dresdner Tonkünstlerverein am Hause Reitbahn st raße 24, in dem Robert Schumann vom 1. September 1846 bis 1. September 1850 in der ersten Etage gewohnt hat, angebracht. Die gestiftete Tafel ist aus schwarzem schwedischen Granit und mit goldener Inschrift versehen. * Den Flammentod erlitt gestern der zwei Jahre alte Knabe Erich Hentschel im Hause Bayreuther Straße 2. Er Hatto nachmittags mit Streich hölzern gespielt und dabei seine Kleider in Brand gesetzt. Er ist den dabei erlittenen schweren Brandwunden erlegen. * Zwickau, 9. Juni. (Ohne Wasser.) In folge in der Druckleitung der Wiesenburger Wasser leitung bei Cainsdorf entstandener Rohrbrüche hat die gesamte Wafserabgabe aus öffentlichen Leitungen in der Stadt bis auf weiteres gesperrt werden müssen. Gerlcktslsal. Königliches Landgericht. prozetz Dr. Llez unü Gensllen. ! Leizig, 9. Juni. Vor der zweiten Strafkammer des Landgerichts begann heute die Verhandlung gegen die Gründer und Leiter der ReNamezeitschrizt „Zu Hause", den am 1. September 1874 geborenen Chemiker Dr. phil. Johann Heinrich Wilhelm Liez und den am 28. Juli 1877 geborenen Kaufmann Artur Boeckel, beide hier in Untersuchungshaft, sowie gegen den am 1. Juni 1881 geborenen Kaufmann Camillo Friedrich Meißner in Leipzig-Schleußig und den am 13. August 1871 geborenen Kaufmann Mar Rudolf Roßberg in Pomßen bei Grimma, die beiden letzteren befinden sich wieder auf freiem Fuße. Der Erösfnungsbeschluß. Den Angeklagten Dr. Liez und Boeckel wird zur Last gelegt, daß sie im bewußten und gewollten Zu sammenwirken, und zwar der Angeklagte Boeckel unter den Vorausfctznngen des strafbaren Rückfalles, im November 1908, um sich durch Lizenzverkäufe für die offene Handelsgesellschaft Dr. Liez L To. in Leip zig bewußt ohne Recht Barmittel zu verschaffen, den Kaufmann Giebel in Frankfurt a. M. durch die be wußt unwahre Angabe, die Wochenschrift ..Zu Hause", der Firma Dr. Liez L Co. sei patentamtlich geschützt, er, Giebel, werde einen vierteljährlichen Reingewinn von 9000 -4t haben, wofür Garantie geleistet werde, getäuscht und zum Ankäufe der wertlosen Lizenz und besonders noch dazu bestimmt zu haben, einen Schuld schein über 2000 -4t als dem Kaufpreise für die Lizenz zu unterschreiben, ohne daß es ihnen zedoch später ge lang, das Geld, wie es in ihrem Willen lag, von Giebel zu erhalten. Weiter werden die Angeklagten Dr. Liez und Boeckel beschuldigt, gemeinschaftlich als Geschäftsführer der Gesellschaft mit beschränkter Haftung Dr. Liez L Co. in Leipzig zwecks Ein tragung in das Handelsregister am 19. Februar 1909 dem Kgl. Amtsgerichte zu Leipzig bewußt der Wahr heit entgegen als Sacheinlage des Dr. Liez ein Der- lagsaeschäft und als dessen Hauptbestandteil eine von der Firma Dr. Liez L Co. verlegte illustrierte Wochenschrift ..Zn Hanse", als Sacheinlage Boeckels die diesem gehörigen Ideen, Erfindungen und Ent würfe sowie Ausarbeitungen, speziell oas Derlags- und Vertriebsrecht der illustrierten Neklamewochen- schrift „Zu Hause", und als Sacheinlage des Gesell schafters Pommier die von ihm der Gesellschaft ge leisteten Arbeiten bezeichnet zu haben. Dr. Liez und Boeckel, der letztere unter den Voraussetzungen des Rückfalls, sollen ferner vom Februar bis zum 3. Juni 1909 gemeinschaftlich, vom 3. Juni 1909 an Dr. Liez allein in fortgesetzter Betätigung eines einheitlichen Entschlusses und in der Absicht, sich auf Grund des Gesellschaftsvertraas der Firma Dr. Liez L To.. G. m. b. H.. bewußt ohne Recht Barmittel zu verschaffen, einer größeren Anzahl von Personen, die sich auf ihre Annoncen hin um Stellen als Filialleiter der Ge- sellschaft beworben hatten, und als solche gegen Zah lung von barem Gelde Anteilscheine der Gesellschaft, deren Wert gleich Null war, im Nennwerte ihrer Kapitaleinlage erhalten sollten, teils persönlich, teils durch Beauftragte bewußt unwahre Angaben über den Wert und die Rentabilität des Unternehmens gemacht haben: zu diesem Zwecke sollen sie auch den Gesellschaftsvertrag. ein ExposL und eine Probe nummer der Zeitschrift „Zu Hause" vorgelegt haben, worin sich unwahre Angaben über die Art und den Wert der Sacheinlagen der Geschäftsführer Dr. Liez, Boeckel und Pommier, die sie mit je 75 000 -4t für Liez und Boeckel und mit 30 000 -4t für Pommier eingesetzt hatten, über die Spesen des Unternehmens, über die Herstellungskosten der Zeitschrift und deren Erwerb befanden, unter Berschweigung des Um- standes, daß die Unterbaltungsspescn für die Zen- trale Leipzig, namentlich die ganz bedeutenden Be soldungen schon seit Februar 1909 zu laufen begonnen hatten. Durch alle diese Angaben und Umstände sollen sie die Bewerber getäuscht und so bestimmt haben, ihnen die geforderten Beträge auszuhändigen, oder in zahlreichen anderen Fällen den versuch dazu gemacht haben. Sie sollen also gemeinschaftlich den Entschluß, sich einen rechtswidrigen Dermögensvor- teil zu verschaffen und zu diesem Zwecke das Ver mögen anderer zu schädigen, durch einen mittels Vor spiegelung zu erregenden Irrtum, durch Handlungen betätigt haben, die einen Anfang des beabsichtigten, aber nicht zur Vollendung gekommenen Vergehen des Betrugs, bzw. bei Boeckel des Rückfallsbetrugs (der Anklagefall Giebels enthalten. Weiter sollen sie als Geschäftsführer einer Gesellschaft mit be schränkter Haftung zwecks Eintragung in das Han delsregister dem zuständigen Gerichte hinsichtlich der Einzahlung auf die Stammeinlagen wissentlich falsche Angaben gemacht und endlich sollen sie in der Absicht, sich einen rechtswidrigen Vermögensvorteil zu verschaffen, die Bewerber um die Stellen der Filialleiter dadurch in ihrem Vermögen geschädigt haben, daß sie in ihnen durch Vorspiegelung falscher und Unterdrückung wahrer Tatsachen einen Irrtum erregten. Diese Veraehen charakterisieren sich als Betrugsversuch, als Betrug, bei dem Angeklagten Boeckel im Rückfalle, und als Vergehen gegen die Bestimmungen des 8 82, Absatz 1 des Reichsgesetzes vom 20. April 1892 bzw. 20. Mai 1898, betreffend die Gesellschaften mit beschränkter Haftung. Die An geklagten Meißner und Roßberg sieben unter der Be schuldigung, als Prokuristen der Gesellschaft Dr. Liez L Co. in Leipzig in Kenntnis des Gesellsckaftsver- trages, des Exposes sowie der ganzen Geschäftslage im Sinne der Geschäftsführer Dr. Liez und Boeckel und um deren Vorhaben zu fördern, mit den Per sonen, die sich als Filialleiter gemeldet hatten, teils korrespondiert, teils auch persönlich verhandelt zu haben, um an diese Leute Geschäftsanteile abzusetzen, den Tätern also dadurch wissentlich zur Begehung der Betrügereien Beihilfe geleistet zu haben. Das Erposö und der Gesellschaftsvertrag. In dem Erposi': der Firma Dr. Liez ü Co., G. m. b. H. wird gesagt, daß die Gesellschaft ihren Sitz in Leipzig hat, Zweigniederlassungen fallen in 105, namentlich angegebenen, Städten des Deutschen Reichs gegründet werden. Dann wird auseinander gesetzt, daß die zu gründende Reklamezeitschrift — in dem Expose wird sie „Non Haus zu Haus" genannt — einem dringenden Bedürfnisse entgegenkomme, da die bestehenden Wochen- und Monatsschriften und die Tageszeitungen, die jetzt in der Hauptsache von den zur Reklame gezwungenen Firmen benutzt würden, insofern den Crwartungen der beabsichtigten Propa ganda nicht entsprächen, als sie dem Publikum nicht als eigentlicher Reklamegegenstand dienten, weil sie eigentlich in der Hauptsache wegen ihres unterhalten den Inhalts gelesen würden und weil die Inserate infolge des hohen Jnsertionspreises zu klein aus fielen und dadurch an Wirksamkeit verlören. Dem soll die Zeitschrift abhelsen, die in einer halbmonat lichen Auflage von 30 000 bis 40 000 pro Stadt lau fend und gratis an das Publikum verteilt werden soll. Das Inserat soll je nach der Auflage zwischen 4000 und 30 000 Exemplaren 100 bis 500 .4( kosten, bei sechsmaligem Erscheinen der Zeitschrift pro Quartal. Nach Heranziehung der Gesellschafter be trägt das Stammkapital der Gesellschaft 550 000 -4t, der Gewinn wird auf insgesamt 1 659 440 -4t berech net, unter Abzug von 331840 -4t Unkosten der Zen trale Leipzig bleibt netto 1327 600 -4t» das entspricht einer Verzinsung mit 200 Prozent des Stamm kapitals. Unter den Unkosten der Zentrale Leipzig findet man 48 000 -<t Gehälter für die vier Direk toren, 14 400 -4t für die beiden Prokuristen, 105 000 -4t für Frachten, 45 000 -<t für Reisespesen, 100 000 -4t für Unvorhergesehenes usw. In dem Gefells chaftsvertrage ist zu lesen, daß der Gegenstand des Unternehmens die Uebernahme und Fortführung des von der Firma Dr. Liez L Co. in Leipzig betriebenen Verlags geschäftes ist. Die Dauer der Gesellschaft ist auf eins bestimmte Zeit nicht beschränkt. Das Stammkapital beträgt 180 000 -4t, mit 75 000 -4t bringt Dr. Liez sein Verlagsgeschäft ohne Passiven, seinen Namen und Titel herein, Boeckel mit 75 000 -4t seine Ideen, Erfindungen und Entwürfe wie auch Ausarbei tungen, insbesondere das Verlags- und Vertriebs recht der illustrierten Neklamewochenschrift „Zu Hause", Charles Pommier, Spinnereidirektor a. D., 5000 -4t in bar und seine der Gesellschaft geleisteten Arbeiten nach Höhe von 25 000 -4t, zusammen 30 000 Mark. Zn der Generalversammlung vom 14. April 1909 ist das Stammkapital auf 210 000 -4t erhöht worden. Ueber die Stammeinlagen werden von der Gesellschaft Anteilscheine ausgegeben, von denen 80 000 -4t auf 500--4t-Anteile und 100 000 -4t auf 1000--4t-Anteile lauten. Zu Geschäftsführern mit dem Titel „Direktor" werden bestellt Dr. phil. H. Liez, Arthur Boeckel und Charles Pommier. Die Generalversammlung hat spätestens im Oktober jeden Jahres in Leipzig stattzufinden. Das Exposß wie auch der Gesellschaftsvertrag sind unterzeichnet: Dr. H. Liez, Arthur Boeckel, Charles Pommier, Leipzig, den 1. März 1909. Die Anklage vertritt Staatsanwalt Dr. Schle gel, als Verteidiger für den Angeklagten Dr. Liez fungiert Rechtsanwalt Dr. Ewald, für die An geklagten Meißner und Roßberg Rechtsanwalt Dr. Swiderski, der Angeklagte Boeckel verteidigt sich leibst. — Als Sachverständige wohnen den Verhandlungen bei der Bücherrevisor Kiepsch und der Buchhändler Jäger. Gegen den Direktor Tharles P o m m i e r hat die Staatsanwaltschaft das Verfahren vorläufig ein gestellt, da der Verhandlung dessen Abwesenheit — er ist flüchtig geworden — zurzeit entaegensteht. Der Kaufmann Ba r t e r e a u, der auch zu den Direktoren der Gesellschaft gehörte, ist vollständig außer Ver- folgung gesetzt, da die ärztlichen Sachverständigen, die über seinen Geisteszustand vernommen worden sind, sich dahin ausgesprochen haben, daß dieser An geklagte zur Zeit der Tat sich in einer geistigen Ver fassung befunden habe, die seine Verantwortlichkeit ausschließt. Die Vernehmung der Angeklagten. Der Angeklagte Dr. Liez stammt aus Almsdorf in Hannover, ist verheiratet und hat drei Kinder. Vorbestraft ist er wegen Freiheitsberaubung mit 3 Wochen Gefängnisstrafe, die im Gnadenwege in 200 ,4t Geldstrafe umgemandelt worden ist. Der An geklagte Boeckel ist ebenfalls verheiratet und hat auch drei Kinder. Er ist von Beruf Kaufmann, vorbestraft weyen Betrugs, Hehlerei, Diebstahls, Unterschlagung, Gezangenenbefreiung und Untreue. Abgesehen non der heutigen Anklage liegen gegen ihn noch zwei weitere Anklagen vor, die in der nächsten Zeit zur Verhandlung kommen werden, und zwar wegen Rück- fallsbetruas und wegen Wuchers. Der Angeklagte Meißner ist ledig und noch nicht bestraft, der An geklagte Roßberg hat eine Vorstrafe erlitten. Dr. Liez gab an, dag er bei einem Zigarettengeschöfte, daß er mit einem Russen gegründet habe, gegen 11000 F verloren habe, bei einem anderen llnter- nebmen habe er 21 000 .8 eingebüßt. Im Mai 1908 habe Boeckel sich mit ihm in Verbindung gesetzt und ihn eingeladen, sich mit ihm zu assoziieren. Der Vor sitzende unterbricht hier den Angeklagten und stellt fest, daß alle vier Angeklagten ebenso wie Bartereau de« Offenbar«»g»«id geleistet habe«. Dr. Liez fährt dann in seinen Auseinandersetzungen fort. Er so wohl wie Boeckel waren zu jener Zeit, als Boeckel an ihn wegen Gründung einer großen Reklamezeit, schrist kerantrat, ohne Beruf und ohne Stellung, Geld hatten sie beide nicht. Zur Realisierung dieser Idee wurde ein Verlagsgeschäft Dr. Liez L To. begründet und man plante, Lizenzen zu verkaufen, al» Teil haber soll ein Herr Wagner eingetreten sein und sich mit 3000 -4t Einlage beteiligt haben. Dr. Liez will die Detail» dieser Lizenzverkäufe nicht genau kennen, das habe Boeckel besorgt, der sich bezüglich feiner Ideen nicht gern habe in die Karten sehen lassen. Bei der Gründung dieses Verlagsgeschäfts hat Dr. Liez seinen Namen und Titel mit 2000 -4t bewertet. Unter dem Ausdrucke .patentamtlich geschützt" sei nicht zu verstehen gewesen, daß sie auf die Zeitschrift ein Patent bekommen hätten, sondern damit sei der Warenzeichenschutz gemeint gewesen, eine Zeitschrift könne man sich doch nicht patentieren lassen. Die Eintragung der offenen Handelsgesellschaft Dr. Liez L Co. ist am 10. November 1908 vor dem Amtsgericht erfolgt, Boeckel wurde Prokura erteilt, die Gesell schaft sollte sich mit Agentur, einem Derlag-geschäst und chemischen Untersuchungen beschäftigen. Nach vier Wochen wurde die Prokura Boeckels schon wieder gelöscht, im Januar 1909 trat Wagner aus der Ge sellschaft aus und Dr. Lier blieb einziger Inhaber der Firma unter dem alten Namen. Diese Firma hat Dr. Liez dann später als Einlage in die K. m. b. H. Dr. Liez L Co. mitgebracht. (Fortsetzung folgt.) Die Prinz-Seiiirich-Mhri. * Die letzte Etappe von Metz nach Homburg v. d. Höhe traten, wie schon gemeldet, 93 Wagen an, von denen bis 7 Uhr abends 89 Wagen die 350 km lange Strecke beendeten. Drei Wagen sind wegen Defekts auf der Strecke liegen geblieben und zwar Rr. 110 (Dr. W. Hofman n-Leipzig-Gohlis) wegen Achsenbruchs, Nr. 118 (E. Stoewe r-Stettin) infolge Bruchs des Vorderrades und Nr. 223 (Euh l-Karls- ruhej wegen Achsenbruchs. Ueber den Verbleib des Wagens Nr. 117 (Bruno S t o e w e r-Stettin) war bis in später Abendstunde nichts gemeldet. — Ter Sieg dürfte voraussichtlich den österreichischen Daim ler-Werken zufallen. Roch offizieller Berechnung dürfte sich die Reihenfolge wie folgt gestalten. Ge siegt bat Direktor Ferdinand Porsche (Wiener- Reustaot, österreich. Daimler), Zweiter wird Eduard Fischer (Wiener-Neustadt, österreich. Daimler), Dritter Fritz Hamburger (Wien, österreich. Daim ler), Vierter Herbert Ephraim (Görlitz, Opel). Letzte Nachrichten. Die Gnzykllka»Interpellstionen lm preutzilchen Lldgeorünetenhsus. 0. Berlin, 9. Juni. (Privattelegramm.) Abg. von Pappenheim begründete heute im Abgc- ordnetenhause mit großer Schärfe die Inter pellation der Deutsch-Konservativen, Abg. Hacken- berg nicht minder eindringlich die nationalliberalc Interpellation, während Graf Moltkes (Freikons.) Ausführungen auf der Tribüne wegen seiner leisen Stimme nicht verständlich waren. Nachdem so die drei interpellierenden Parteien zu Worte gekommen waren, erhob sich der Ministerpräsident von Beth - mann Hollweg zu folgender Erklärung: „Die Enzyklika, die den Gegenstand der Interpellationen bildet, enthält, ohne sich auf den dogmatischen und kirchcnregimentlichen Gegensatz der Konfessionen zu beschränken, Urteile über die Reformatoren, die Re formation und die ihr zugetanen Fürsten und Völker, welche unsere evangelische Bevölkerung sowohl ln ihren religiösen, als auch in ihrem staatlichen und sittlichen Empfindungen schwer verletzten. (Sehr wahr.) Dieses auch in ihrer Form verletzende Ur teil erklären die tiefgehende Erregung Kreise des Volkes und schließen in ihrer Wirkung eine ernste Gefährdung des konfessionellen Friedens in sich. (Lebhafte Zustimmung.) Ich habe deshalb unmittelbar, nachdem mir der offizielle lateinische Wortlaut der Enzyklika zugegangen ist, unseren Ge sandten beim Vatikan beauftragt, i« amtlicher Form bei der päpstlichen Kurie Verwahrung einzulegen und der Erwartung Ausdruck zu geben, daß die Kurie Mittel und Wege finden werde, die geeignet sind, die aus der Veröffentlichung der Enzyklika sich ergeben den Schäden zu beseitigen. (Lebhaftes Bravo.) Diese Erwartung ist um so berechtigter, als die Kurie nach der gestern im „Observators Romano" veröffentlichten Mitteilung „nicht im entferntesten die Absicht gehabt hat (Heiterkeit links), die Nichtkatholiken in Deutschland sowie ihre Fürsten zu kränken". Der Gesandte hat seinen Auftrag gestern ausgeführt. Eine abschließende Antwort der Kurie ist noch nicht erfolgt, hat bei der Kürze der Zeit auch noch nicht erfolgen können. Bei diesem Stand der Angelegenheit muß ich mich heute weiterer Erklärungen enthalten. Es schien mir aber notwendig, die Interpellationen schon jetzt zu beant worten, weil angesichts der Beunruhigung, die sich im ganzen Lande bemerkbar macht, das Verlangen berechtigt ist, ohne Verzug über die Stellung der Kö niglichen Staatsregierung unterrichtet zu sein. Das Haus wolle aus meiner Erklärung entnehmen, daß die Staatsregierung im allgemeinen Staatsinteresse entschlossen ist, das ihrige zu tun, um den kon fessionellen Frieden im Lande zu wah ren und zu schützen. (Bravo!) Es wurde daraus die Besprechung der Interpellationen gegen die Stimmen des Zentrums beschlossen. Abg. Herold verlas nunmehr eine Zentrumserklärung, wonach diese Partei, da es sich um eine kirch liche Angelegenheit handelt (Heiterkeit), sich an der Besprechung nicht beteiligt. Abg. von Jagdzewski (Pole) schloß sich dem an und Abg. Gyßling legte darauf den Standpunkt der Fort schrittlichen Volkspartei dar. irr.70 SL70 IMS 0rim>tk»i>»»> U,ri<ilo»»ldsdi> UiN,im,md»di> pmmrrlnm» psi»! iimnriod 8«ici>«»Imd, 4", Odin«.». 98 4»dM>«s isoisf z«—» §d>nl«e Ualkrlmt» list«» sOrk»»!««» bormi ^»»8»l,e,kell»ed. kommsidsnt 8m>k v„i,cd, kriN l>1,i,m,i, lls«8n,r Lut ltilloorldrk 8cd»,iI1>m>,«» k,i,f,d.i»t 8>mtd. 8»»li»«r«>i> tildeetm kl.il.- «.il,I«rgr6d. kcd,»tii^il«ad. kaa«»«» t»»dm4«« ec>°k 8«ltimm, c»»»4a Ilomltn y. aool. TiaotrdSren 2kl 2 vkr 4S UM. vd»s». tkmilmi. 8d«ia. Red 8owdaed«f 8»sp«av l>s. 8«N. 8tr«»d. 8,md. paodattadil limn» l>»m»1»ad. l>r»,m!I-7nut k4ird» vaataed-lladari»» kl-ttr. 31m»,»i t 8»l»ll, 8^>el<«et iieiNr. 0«.i.«i.tt.Mm. Oir^-Ui»« 1 SlUl. M- Ä W 1Ü.S0 Mrs »leit» vktonia vmitrcd; 8»,t 8,mt,1»r««l1m:d. 0r,ml»m 8,a» ked»»»d»,,«« W- licdmiiong t!«i>d. »>md. 8mil<t. ilofd 8»»,, Ilrmplwd. llr. ö,N. Ltt,»,d. Mer lliidsl«» i>«i,r,d. li>t.ii«ckd. 1302m 8,,«« 8»m,cd, 8«Itia>,r, ttd,,»» i.»,r>dl«, llal». 1L70 8ocd,»m 4not Z vdr 18 UM. i L,l,m>l«rid« 8oa>d»«d« io»m»d,rrm Hodmilodmnfd Sddaii Ndma. 8l»U löUoa U,ttr. s«,t. Ar»« m>» Verlag dr» Lrl»»tger r««r»latte» L Pal«. S«». S. «»gqdach ,» «rt,,tg. Chefredakteur: »datf «chtrdt. Verantwortliche Redakteur«: Für Politik Dr. A. S-uttzrr, lokal« und fachsisch« Angelegenheiten, Dage-chroiiil UN» V«rmls»le4 w. ». Buttlar, da» Feuilleton Paul Schau«»»»«. Musik P. wUfferodt xport und »eriLtgsaal I. Haarfel». Für dt« HandelSzettung «. «trchrath. Für den InseratenttU Han» Hick»«»». Sümtlt,- tn Letp«««.
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