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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 23.06.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-23
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100623028
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910062302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910062302
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-23
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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BezugS-PreiS lür Ueipzig UN» Moroni durch unter« LrLgrr un» Spedueure Lm»I täglich >n» Hau» gedrachl - SV monatl., L.7V ^e viertelithri Bei untern Iilialr» u. Lu» oadineirellrn »»«'doli 7» H inonatl^ L.L» mrneltLhrl. Lurch die Volt: tnnrrhald Drultch.and» und drr »«uttchra Kolonien »irrreliLdri 6.«* * monall. I^!0 ouilchl Polldeftellaeld. ferner m itjelgicn. TLnrmarl. den Donauslaare». Ilalien. Luremdur«. 'Niederlande, lXor» wegen vellerreich Ungar». Lubland, Schweden. Lchweu » Spanien I, allen übrigen Slaatr» au» direb durch bl« lilellüL'rstiell« ->e» «laue» «rtzälllich. Da» .'»v»igei iagedlati ertche,»' Suva »«glich Sonn. , gei^riaa» a« inargen«. Ldonn« »ni-Lnnuou,, Lugull,«platz 8, bei unteren träger» jiilialea Sven neu reu unb Lnnadmeftellen iowie Bollänireru und «netrrtger» L»n,el»»it»»l»»r»l« »e, vlorgen» «ulgab» 10 24. »ee nbendautgad« S «edaNto» an» Oetchaf»«<tell« ,>ohann>«gatte «. gern»rechn 14««, 14ÜU>, läSvt. Nr. 171. Abend-Ausgabe. KVMrTllgMM Handelszeitung. Ämtsvlatt -es Aales ««- -cs Nokizeiamtes -er Lta-t Leipzig. Vonnersttg, gen 23. 3unt lS>0. Anzeigen» Preis »Sr Intern!« au« Leiv,lg und Umgebung dl« Sgelvaltene SV ww breit« Petit zell« 2b 2», die 74 Mio breit« Neklame»«»« I van autwän» 30 ch, Neklame» 1.20 Inserate »an Behbrden -m amtliche» Detl dt« 74 ww breite Petitzrile 4l) Seschä!t«an»e,gcn mit P utzvorschristen m» in der Adenbaurgad« im Preile erhbtzi. äiadall nach Lari». «cilagegebübr S p. Lautend exll. Pottgebühr. Jester»eilte Aulträge können mchi zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Lagen und Plätzen wirb kein« Garantie übernommen. «neigen. Annahme! Augustusplatz 8^ bei lämtlichen Filialen u. allen Annonee» ltrprbstionen bet In- und Auslände«. Hauvt-Silialr «erlin: L«rl Duncker. Her,ogl. Bahr. Hosbuch« Handlung, Lützowstiaße lO. lLelephon VI, ttr. 4603). Pauvt-Siliall Dresden: Leestratze 4,1 (Telephon 4621). 104. Jahrgang. politische Nachrichten. Der Beginn der Kieler Woche. ?. Kiel, 23. Zuni. (Priv.-Tel.) Die Ankunft des Kaisers auf der „Hohenzollern", die heute vormittag 10sH Uhr hier erfolgte, bot bei dem trüben und regnerischen Wetter einen weniger glänzenden Anblick als sonst. Die Luft war so schwer vom Regen, daß man die „Hohenzollern" erst im allerletzten Augenblick erkennen konnte. Während des kurzen Aufenthalts in der Schleuse bei Holtenau gingen Prinz Heinrich, der Staatssekretär von Tirpitz, sowie der Chef der Marine station derOstsee an Bord der Hohenzollern", um sich beim Kaiser zu melden. Um 10 Uhr 40 Min. verlieh die Kaiserjacht die Schleuse und im selben Augenblick begannen die um sie liegende Kriegsflotte und die Hafenbefestigungen den Kaisersalut von je 33 Schuh zu feuern. Die „Hohenzollern" steuerte bis in die Mitte der Kieler Förde, drehte dann nach dem Znnenhafen zu und fuhr in flotter Fahrt, von dem Depeschenboot „Sleipner" begleitet, zwischen dem ersten und zweiten Geschwader hindurch in den inneren Hafen, wo sie gegenüber der Marineakademie fest machte. Der Kaiser war deutlich auf der obersten Kommandobrücke zu er kennen. Er trug Mantel und weihe Mütze, neben ihm stand noch ein höherer Offizier, anscheinend Prinz Heinrich. Beim Passieren jeden Schiffes brachte die an Deck in Parade angetretene Be satzung drei Hurras aus. Aus den Flagg schiffen wurden Präfentiermarschs geblasen und ge schlagen, und durch Signale wurden alsdann die Kommandanten der hier liegenden großen Schiffe an Bord der „Hohenzollern" ge rufen. Nach dem „Sleipner" passierte noch der kleine Kreuzer „Königsberg" und die Jacht „Prinzessin Alice" des Fürsten von Monaco die Schleuse. Um 12 Uhr beginnt der Start zur er st en großen Regatta der Kieler Woche. Die Sonder klasse muß zum erstenmal auf die Bahn. Bei dem flauen Winde und dem wiedereinsetzenden Regen dürften heute aber keine besonders spannenden sport lichen Kämpfe zu erwarten sein. Kiel, 23. Juni. (Tel.) Die Kronprinzessin ist heute vormittag von ihrem Besuch in Dänemark hierher zurückgekehrt. Der Kronprinz und Prinz Adalbert sind ebenfalls heute vormittag aus Obersasbach wieder eingetroffen. Der Reichskanzler in Stuttgart beim König von Württemberg. Stuttgart, 23. Zuni. (Priv.-Tel.) Der Reichs kanzler ist heute vormittag 10 Uhr hier einge troffen. Am Bahnhof wurde er von dem Minister präsidenten Weizsäcker und dem preußischen Gesandten empfangen. Obwohl die Ankunft durch die Presse bekanntgegeben war, hatte sich nur wenig Publikum eingefunden, das keiner lei Begrüßung bot, sondern in eisiger Stille verharrte. Der Kanzler stieg im Marquardthotel ab; von dort begab er sich mit dem Ministerpräsidenten Weizsäcker und dem preußischen Gesandten 4L12 Uhr im Automobil zum König nach Schloß Bebenhausen, wo nach der Audienz um 1 Uhr ein Diner stattfand. Zur Lage im Baugewerbe. Breslau, 23. Juni. (Tel.) Die hiesigen Maurer lehnten den Schiedsspruch der Unpar teiischen einstimmig ab und beschlossen mit 708 gegen 84 Stimmen, morgen in den Angriffs streik einzutreten. Eisenach, 23. Juni. (Priv.-Tel.) Die Bau arbeiter gaben den Widerspruch gegen den Cchiedsgerichtsspruch auf und beschlossen die Arbeitsaufnahme. Hamburg, 23. Zuni. (Priv.-Tel.) Die Bau arbeiter in Hamburg-Bergedorf ver weigern die Wiederaufnahme der Arbeit wegen zu niedriger Löhne. Sie fordern die gleiche Lohnerhöhung, wie sie die Bau arbeiter Hamburgs erhalten. Die Unternehmer lehnten diese Lohnforderung ab. Zur Besetzung des schlesischen Oberpräsidium». Prinz Friedrich Wilhelm von Preußen erklärte auf eine direkte Anfrage, das Gerücht seiner Ernennung zum Oberpräsidenten der Provinz Schlesien sei nicht zutreffend. Japanische Studiengesellschaft. In den nächsten Tagen trifft eine auf einer Reise um die Welt begriffene japanischeTouristen. gesellschaft in Berlin ein. Sie besteht aus Abgeordneten, Stadtverordneten, Verlegern, Redak- teuren, Ingenieuren und Kaufleuten und will sich über die Verhältnisse in Deutschland aus eigener An schauung informieren. Krupp und Holland. Paris, 23. Juni. (Tel.) Der Haager Korrespon dent des „Echo de Paris" versichert, daß der Be Sönitz Lulchtik. I Don Reinhold Reichenbach. (Nachdruck verboten.) Von seinem jüngsten Bruder hat Napoleon I. während seiner Gefangenschaft auf St. Helena gesagt: „J^röme war ein Verschwender, dessen Aus schweifungen schreiend gewesen sind; er hatte sich der Liederlichkeit bis zum Ekel ergeben." Trotzdem er schien dem siegreichen Korsen dieses Geschöpf gut genug, um zum König eines deutschen Gebietes er hoben zu werden. In dem Frieden von Tilsit wurde aus Kurhessen, Braunschweig, Südhannooer und einem großen Teil des abgetretenen preußischen Ge biets links der Elbe das neue Königreich Westfalen gebildet und dem Bruder Napoleons JSröme ver liehen. Sechs Jahre lang hat diese Willkürschöpfung eines Despoten gewährt und während dieser Zeit hat sich Zöröme in Deutschland das traurigste Andenken erworben. Wenige Monate vor seines Vaters Tode wurde JörSme Bonaparte am IS. November 1784 zu Ajaccio geboren. Als Nesthäkchen war er der Liebling seiner Mutter, das verwohnie Kind des Hauses. Liebe leien, galante Abenteuer, Schuldenmachen und andere ähnliche Unarten füllten seine Jugend aus; die Mutter verzieh das dem „netten Galgenstrick", sein älterer auf der Ruhmesstaffel emporsteigender Bruder war strenger im Urteil: er bezahlte die Schulden, versuchte aber den leichtfertigen Burschen zu bessern; er meinte, daß der Seedienst das verwöhnte Mutter söhnchen abhärten und zu einem ernsteren Manne machen würde. Auf das Geheiß des ersten Konsuls mußte der junge ZörSme als Kadett in die Marine eintreten. Er tat es widerstrebend, fand aber hier bald Gelegenheit zu neuen dummen Streichen, bis er nach Napoleons Ansicht alsbald den dümmsten be ging. Im Jahre 1803 kreuzte JKröme als Schtffs- leutnant in den wefttndischen Gewässern. Er sollte mit einer Mission betraut nach Frankreich zurück kehren. Englische Kreuzer versperrten aber den Wea. So glaubte er eh« auf einen amerikanischen Schiffe durcmchlüvien zu können und so kam er zunächst nach den Vereinigten Staaten, wo er als Bruder des be rühmt gewordenen ersten Konsuls Neugierde erregte und Ovationen und Aufmerksamkeiten erfuhr, die er persönlich nicht zum mindesten verdient«. In Baltimore lernt« er «ine hübsche Kaufmannstochter, Miß Elisabeth Patterson, kennen und heiratete sie, obwohl er damals erst neunzehn Jahre alt war. Drüben in Europa war man im Hause Bonaparte über diese Ehe entrüstet; denn Napoleon strebte be reits nach der Kaiserkrone und wünschte für sein« Brüder andere Verbindungen; seine Mutter war der selben Meinung, und so wurde die Ehe JSrömes in Frankreich al» ungültig erklärt; hatte doch der Min derjährige sie ohne die Zustimmung seiner Mutter geschlossen. Man ging sogar so weit, daß man dem Frauenzimmer, das sich für die Frau von Jöröme Bonaparte ausgab, die Landung in französischen Häfen verbot. Jsröme wandte sich nun nach Europa, um seinen Bruder umzustimmen. Hier stand er aber 1805 vor dem neuen Kaiser und in Italien öffneten sich dem jüngeren Bruder des Monarchen so verlockende Aussichten, so schöne Genüsse, daß er ohne schweren Kampf seine Frau auf gab, die ihm inzwischen in England einen Sohn gebar. Von nun an führt JörSme ein lustiges Leben, von den Siegen und Erfolgen Napoleons als dellen gehorsamster Bruder profitierend. Schon im Jahre 1806 waren die Brüder Josef und Ludwig zu Königen von Italien und Spanien ernannt worden; nun winkte Jörome eine ähnliche Auszeichnung. Er wurde auf den Thron des neuqeschaffenen König reichs Westfalen gesetzt und erhielt nunmehr in der württemberaischen Prinzessin Katharina eine legi time „ebenbürtige" Gemahlin. Kassel wurde zur Hauptstadt des neuen Staates, der ganze zwei Millionen Einwohner zählte, bestimmt, und in ihr hielt Jsröme am 10. Dezember 1807 seinen feier lichen, prunkvollen Einzug. Vorher hatte man schon in Pari» die Verfassung für Westfalen fabriziert. Sie war nach dem Muster des französischen Kaiser reiches zurechtgefchnitten und enthielt ohne Zweifel einige gute Reformen, aber diese behielten nur auf dem Papier ihre Gültigkeit. Die Reichsstände, die aus 100 Abgeordneten sich zusammensetzten, hatten nickt die Macht, ihren Beschlüssen Nachdruck zu ver leihen. Französische Kommissare, die mit J-röme erschienen waren, sorgten dafür, daß da» Land nach dem Willen Napoleons und zu dessen» Nutzen regiert wurde. In Wirklichkeit war das Königreich West falen eine eroberte Provinz, die man durch Kontri- butationen und Steuern ausbeutete und von der man außerdem die Heeresfolge forderte. Bezeichnend ist es ja, daß in dem Kriege gegen Rußland gegen 20 000 Westfalen in den Reihen der französischen Armee ums Leben kamen. Mit JHröme kam nun ein Schwarm hungernder Abenteuerer nach Kassel, die hier ihr Glück machen wollten. Zum Teil waren es alte frühere Kameraden de» Königs, die mit ihm in der Marine, in Pari« und zuletzt in Breslau wüste Gelage gefeiert hatten, zum Teil Spieler, Geldverleiber und sogenannte Schöngeister, die in Gesellschaft schöner Frauen um die Hosgunst warben. Gegen diese Band« von Glücksrittern konnten die deutschen Räte und Minister, di« poo korrr» in die Regierung berufen wurden, so gut wie gar nicht» ausrichten. Westfalen mußte die Millionen auf bringen, welche die verschwenderische Hofhaltung ver schlang. Kassel wurde in einen Taumel von Der- richt des Parlamentsausschusses, der sich mit dem Kruppschen Monopol beschäf tigte, für dieses Monopol ungünstig lautet. Beendeter Streik. Paris, 23. Juni. (Tel.) Aus St. Etienne wird gemeldet, daß die aus ständigen Gas arbeiter die Arbeit wieder ausge nommen haben, nachdem ihnen infolge der Ver mittelung des Präfekten einzelne Forderungen be willigt worden waren. Der rumänisch-griechische Zwischenfall. Bukarest, 23. Juni. (Tel.) Der rumänische Minister des Aeußern überreichte dem grie chischen Gesandten in Bukarest eine ergänzende Note, in der die erste Note der rumänischen Re gierung weiter ausgeführt wird und die Modali täten der für die Durchführung der ersten Note vorgesehenen Punkte genauer bestimmt wird. Auf diese Weise wird die griechische Regierung in der Lage sein, auf die Forderung der rumänischen Regierung eine vollständig endgültige Antwort zu geben, ohne daß es notwendig wird, daß weitere Verhandlungen zwecks Beilegung des Zwischenfalls im Piräus stattfinden. Der Boykott gegen Griechenland. Konstantinopel, 23. Juni. (Tel.) Die den Boy kott gegen Griechenland betreibende Volksmenge von Galata und Skutari nimmt eine d rohende Haltung an. In Ealata mußte die Polizei ein schreiten; mehrere Türken wurden verhaftet. Heute morgen wurden Griechen, die Löscharbeiten bei der deutschen Levantelinie über nommen hatten, von türkischen Arbeitern schwer verletzt. Der griechische bischöfliche Vikar von Achi Tschriebt (Wilajet Adrianopel) wurde verhaftet. Das Patriarchat protestierte gegen die Verhaftung. vor der Entscheidung in Kreta. Paris, 23. Juni. (Tel.) Eine allem Anschein nach offiziöse Mitteilung besagt, daß die vier Schutzmächte die Note betreffend die zur Er haltung der Ordnung auf Kreta beschlossenen Maß nahmen noch vor dem 28. Juni, dem Tage der Eröffnung der kretischen Nationalversammlung, der Pforte überreichen werden. Gleichzeitig werden die von den Schutzmächten zu entsendenden weiteren Kriegsschiffe in den kretischen Gewässern eintreffen. — Das „Echo de Paris" meint, man werde den Kretern eine in allen Einzel heiten festgelegte Haltung vorschreiben müssen, um unangenehmen Ueberraschungen vorzubeugen. Vatikan und Spanien. London, 23. Juni. (Tel.) Der „Standard" be richtet aus Rom: Im Vatikan ist bereits von der Möglichkeit eines Bruches mit Spanien die Rede. Ein solcher Bruch soll als notwendig erachtet werden für den Fall, wenn die Gewalt des spanischen Kabinetts nicht mehr aus reichen sollte zur Wahrung der kirchlichen Interessen und der Autorität des Heiligen Stuhles. verweigerte Auslieferung! Letinje, 23. Juni. (Tel.) Die türkische Regie rung hat um Auslieferung des nach Monte negro geflüchteten Bandenchefs Jsse Poljeti- natz ersucht. Die montenegrinische Regie rung dürfte jedoch diesem Ersuchen keine Folge leist-n. Weltfriedenskonferenz? Washington, 23. Juni. (Tel.) Die Senats kommission für die auswärtigen Angelegenheiten hat ihren Berichterstatter ermächtigt, sich für den Gesetz entwurf auszusprechen, nach dem fünf ange sehene Amerikaner vom Präsidenten ernannt werden sollen, um mit den auswärtigen Re gierungen über den Weltfrieden zu ver handeln. Tageschronik. Das vombenattentat in Meüderg. Berlin, 23. Zuni. (Tel.) Der Urheber der Explosion in Friedberg ist ein 20jähriger Mann, namens Barken st ein, aus Halle a. d. S. Die Revision der Bank durch den Bank direktor Beling aus Frankfurt a. M. ergab, daß die Kasse bis auf den Pfennig genau stimmte. Bei dem toten Barkenstein fand man die Summe von 4000 vor, die wahrscheinlich von einem andern Einbruch herrührt. Der Bankvorsteher Meyer hat bet dem gestrigen Uebersall zwar schwere, aber nicht lebens gefährliche Verletzungen erlitten. Eine Kugel blieb in der Stirn stecken und wird entfernt werden können. Außerdem wurde er durch einen Streifschuß an der Nase verletzt. Meyer hat jetzt starkes Wundfieber. Staatsanwalt und Polizei eilten- sofort nach Be kanntwerden des Attentats nach Friedberg, um den Tatbestand auszunehmen. Kommissar Wieland äußerte den Gedanken, daß zwischen dem Attentat vom 14. Juni auf der Bockenheimer Landstraße in Frankfurt a. M. und dem in Friedberg ein Zusammenhang besteht. Zn der Tat wurde in Friedberg eine ähnliche Bombe ver wendet, wie in Frankfurt. Die Polizei fahndet eifrigst nach dem zweiten Verbrecher, gnügungen und Ausschweifungen gestürzt. Leider wurde in denselben auch ein Teil der Deutschen ge rissen, denn der vertriebene Kurfürst Wilhelm war ein strenger und sehr geistiger Regent gewesen. Unter JSröme kam gewiß „mehr Geld unter die Leute". Man lebte in fortwährendem Karneval, in dem der Prinz mit der Narrenkappe regierte. Man sagte, daß JSröme nach jedem Gelage die Worte wieder holte: „Gut Nackt, morgen wieder lusch- t i k", und daß diese Worte so ziemlich die einzigen waren, die er aus der deutschen Sprache gelernt hatte. Das Schloß Wilhelmshöhe war der Schau platz des beschämenden Treibens, aber es hieß da mals nicht mehr Wilhelmshöhe, man hatte es in Napoleonshöhe umgetauft und auf dem Königsplatz hatte man ein Standbild Napoleons errichtet. Die Erbitterung gegen diese Bedrückung wuchs im Lande von Jahr zu Jahr und zeitigte Aufstände, unter denen die Erhebung unter dem Freiherrn von Dörn berg die bedeutendste war. Die Franzosen hatten noch die Macht, sie niederzuschlagen. Der Stern Napoleons sollte aoer alsbald sinken. Das Unglücks jahr 1812 wurde noch überstanden, in dem Feldzuge 1813 brach aber auch diese Herrlichkeit zusammen. Schon drei Wochen vor der Schlacht bei Leipzig wurde Jöröme von einer russischen Kosakenabteilung aus Kassel vertrieben; noch einmal kehrte er in »eine Residenz zurück; nach der Völkerschlacht mußte er end gültig fliehen, neben den Verwünschungen seiner „Untertanen" nahm er aber noch Kunstschätze mit, die er in Schlössern und Museen des Landes zusammen geraubt hatte. Nach Napoleons Sturz ging er nach der Schweiz und dcnn nach Triest, nach Napoleons Rückkehr von Elba eilte er aber nach Paris. Als Divisions general schlug er sich in den Schlachten von Ligny und L ^rloo Io tapfer, daß Napoleon :u ihm erjagt haben soll: „Mein Bruder, ich «kenne dich zu spät!" Tas ist ein lichterer Zug in der Erscheinung des Karnevalskönigs. Des weiteren muß noch betont werden, daß er persönlich gutmütig und mild war, wodurch manches Unglück in der an sich harten md ungerechten Regierung Westfalens vermieden wurde. Als Napoleon den Engländern sich ergab, wandte 1°"*» Jöröme nach der Schweiz und dann nach Würt temberg. wo er von seinem Schwager, dem König von Württemberg, den Namen eines Fürsten von Montfort erhielt. So lebte er im Etil, bald in der Schweiz, bald in Ita lien. Seine zweite Frau starb in Lausanne im Jahre 1835 und JLröme heiratete später noch zum drittenmal die Marquise Eiustine Baldclli aus Florenz. Ts war ihm vergönnt, noch die Erhebung der Napoleonlden und den Glanz des zweiten Kaiser reichs zu erleben. Ja nach der Thronbesteigung Napoleons HI. erhielt er den Titel Kaiserliche Hoheit und wurde zum eventuellen Kronerben er nannt. In der Politik hatte er aber seine Rolle längst ausgespielt; er war eine Null geworden und starb vor fünfzig Jahren am 24. Juni 1860 auf se- rs: Besitzung Villegenis bei Paris. In Kassel war das Standbild Napoleons längst vom Königsplatz verschwunden, Wilhelmshöhe hieß müder das stolze Schloß, in dem König Lufcht-i einst auf deutschem Boden im Uebermnt gefrevelt harte. Und zehn Jahre nach Jorömes Tode vollzog sick vollends die geschichtliche Sühne. Ein französischer Kaiser zog wieder in das Schloß ein, aber er war be siegt und entthront, ein Gefangener auf der Wtl- helmshöhe. * Ein Regiekollegium wird an der Wiener Hof oper eingerichtet. Nach dem Ausscheiden des Herrn v. Wym^tal, der, wie gemeldet, nach Frankfurt a. M. geht, soll der Posten eines Oberregisseurs nicht mehr besetzt, vielmehr eine Neuordnung der Regiegeschäfte in der Weise durchgeführt werden, daß ein Regie kollegium bestellt wird. In dieses Kollegium sollen hervorragende Künstler des Instituts berufen werden. Auch pensionierte Mitglieder sind als Beiräte in Aussicht genommen. Ferner wird beabsichtigt, das Amt des Vorstandes für das Ausstattungswesen in die Hände des Prof. Lefler zu legen, der als Beirat für das Ausstattungswesen im Burgtheater fungiert. Neben Prof. Lefler sollen von Fall zy Fall hervor ragende Wiener Maler damit betraut werden, die szenischen Bilder für Opernnovitäten herzustellen. * Paderewski, der bekannte Klaviervirtuose, leidet an nervösen Schmerzen im Arm und Genick, die ihn gezwungen haben, seine Konzerte in Queens Hall (London) abzusagen. Eines ähnlichen Anfalls halber hat der Künstler bereits seine letzte amerikanische Tour plötzlich beenden müssen. * Hochschulnachricht««. Die Prioatdozenten Dr. Siegfried Schönborn (innere Medizin) und Dr. Erich Ebler (Mathematik) in Heidelberg sind zu ordentlichen Professoren ernannt worden. — Dem Direktor der medizinischen Universitätsklinik in Heidelberg Geheimer Rat Professor Dr. L. Krehl wurde durch «ine ttadträtliche Abordnung namens der Gemeindeverwaltung offiziell dafür gedankt, daß « den an ihn erganaenen Ruf nach Leipzig ab» aelehnt. — Der ordentliche Professor der Geographie Dr. Hermann Wagner in Göttingen feiert morgen seinen 70. Geburtstag. — Auf den Lehrstuhl der «Uten Geschichte an der Universität Halle ist der ordentliche Professor der klassischen Philologie Dr. Ernst von Stern von der Universität Odena in Aussicht genommen. — Zum Direktor des Museo Razional« in Neapel ist der Archäologe Professor Spinazzola ernannt worden.
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