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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100620016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910062001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910062001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-20
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Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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auf dem Meßplatz a«, wo u»g«-ählte Scharen sich an dem Aufstieg ergötzten. Rüstig waren inzwischen ans dem Sportplatz die in sommerliche Drilljacken ge kleideten Mannschaften bemüht, die unruhigen Kolosse, di« der Chemnitzer Verein für Luftschissahrt, der Kgl. Sachs. Verein für Luftschifsahrt, der Verein für Luftschiffahrt in Köln»«, der Sächsisch-Thürttr- gisch« Verein, Sektion Erfurt, und der VogtUindische Verein für Luftschiffahrt gestellt hatten, » -igeln, in Grewalt zu behalten und sie fir ihren Flug dienstbar zu machen, war um so schwieriger war, al» der heftige Wind sic bei dem Schaukeln der Ballons zu besonderen Anstrengungen nötigte. Wie am Morgen so gab auch am Abend Herr Staatsrat Professor Dr. v. Oettin ger, einen kurzen Ueberblick über die Wetterlage. Die hohen Wolkenschichten und auch die niederen waren verschwunden und an deren Stelle Haufen wolken in einigen Mengen entstanden, die aber auch wieder sich auflösten. Das Wetter war sehr trocken und der Weg wies nach Ostsüdost, viellercht Südost. Was in Wien kommt, ist bei den fehlenden Nach richten nicht vorauszusagen, aber es scheint, al» ob der Wind schwach werde. Zur Zeit ging er 19 Meter in der Sekunde, über 3000 Meter noch stärker. — An die Beteiligten richtete dann Herr Direktor Wölcke das Ersuchen, nicht auf See. nicht in Ruhland oder Frankreich bei der Fahrt, die ohne Zeitbeschränlung ausgesührt wurde, zu landen. Kurz nach 7 Uhr war alle» zur Abfahrt bereit. Unter freudigem Zuruf der Menge stieg ^8 Uhr „Chemnitz" zum blauen Abendhimmel empor, dann folgten ./Dresden", „Kolmar" und „Plauen" in kurzen Intervallen bis 7 Uhr 22 Minuten. Längere Zeit blieben dann die runden leuchtenden Kugeln pchtiar. r Die Ballonversolguug im Automobil. Der Leipziger Verein für Luftschiff, fahrt hatte einen Vertreter unseres Blatte» zur Teilnahme an der Automodilverfolgung eingeladen. Herr Direktor Köllmann stellte in liebens würdiger Weise unserem Mitarbeiter einen Platz in seinem Beckmann-Wagen zur Verfügung. Unser Ver treter berichtet über den Verlauf brr Fahrt folgende»: Ehe noch die letzten Vorbereitungen für den Start zur Wettfahrt beendet waren, verliehen der Rafwagen des Herrn Direktor Müller und unser Wag«,, — die Namen weiterer Wagen find nicht bekannt ge worden — den Sportplatz. Der südwestlichen Wind richtung zufolge fuhren wir direkt nach Paunsdorf, wo Halt gemacht wurde. Wenige Minuten nach tül Uhr sahen wir dann auch den Ballon „Leivzig" als Fuchs aufsteiqen. Ihm folgten bald die übrigen Ballon». Nun begann die Jagd auf der Wurzner Chaussee. Bald aber muhten w,r abbiegen. Die Ballon», die wir vorläufig noch im Rücken hatten, setzten ihre Fahrt in klarer, südwestlicher Richtung fort. Wir gelangten im 60-Kilometer-Tempo über Altenhain nach Grimma. Kurz vor Grimma standen die Ballons, derFuchs „Leipz i g" in der Mitt«, direkt über uns. Weiter ging es: Wir liehen die Ballons wieder hinter uns. 2 Uhr 15 Min. war Leisnig er reicht, nach einigen Zick-Zack-Fahrten — wir be mühten uns in der Nähe der Ballons zu bleiben — war 2 Uhr 35 Min. Hartha erreicht, kurz vor ^3 Uhr arbeiteten sich unsere Wagen die steilen Strahen Waldheims empor, und die Ballons waren vor uns. Don nun an ging der Wagen des Herrn Direktors Müller „seine eignen Wege". Die Ballons standen von uns aus gesehen, in nordöstlicher Richtung und unsere Landstraße lief nach Elldost. Zwischen den Ballons und uns lagen bewaldete Bergrücken, und die Zeit der Landung rückte heran. Diese „Kriegs lage" war unser Verderben. Wir bogen im Eiser itzkr Verfolgung von der Landstraße ab und hatten uns bald auf den Kommunikationswegen zwischen kBera und Tal verfahren. Als wir endlich 3 Uhr 35 Min. auf dem Nosiener Markt hielten, waren w»r auf uns selbst angewiesen — die Ballons waren nicht mehr zu sehen. Auf unsre Fragen erfuhren wir, dah ein „Auto mit drei Fahnen" uud di« Ballon» nach Freiberg „gefahren seien". Also nach Freiberg! Trotz unserer Bemühungen erlangten wir auch dort keine geni^ende Auskunft und muhten schließlich die „Ballonsuche" als erfolglos ausgeben. Wir fuhren dann über — Dresden zurück nach Leipzig. * Vellon-Lnndungen. Ueber di« Landungen der Ballon» liegen folgende Drahtnachrichten vor: Weitfahrt. Ballon „Thüringen" ist nachts 1 Uhr 30 Min. sehr glatt bei Stattersdorf, Kreis St. Pölten bei Wien, gelandet. Ballon „Magdeburg" ist am Sonntag, früh 9 Uhr, südlich der Donau bei Melk glatt gelandet. Ballon „Altenburg" landete früh 11 Uhr 31 Min. bei Neu-Lengbach auf dem Kamm des Wiener Waldes sehr glatt. Fuchsjagd. Ballon „Leipzig" ist 3 Uhr 35 Min. bei Nieder-Bobritzsch glatt gelandet. — Voraussichtlicher Sieger der Fuchsjagd ist der Ballon „Hilde" des Fabrikanten Korn in Dresden. Deutsches «eich. Leipzig, 20. Juni. * Zur Reichstagsersatzwahl in Tannstadt. Die Na- Nonalliberale Partei hat als Kandidaten im Hieber- schen Reichstagswahlkreis den Ziegeleibesitzer Oet tinger von Endersbach aufgestellt, nachdem Rechts anwalt List aus beruflichen Gründen die Kandidatur abaelehnt bat. Die Fortschrittliche Volkspartet unter stützt auch oen neuen Kandidaten. * Zustellung der Manöverpostsendungen. Die Zu stellung der Postsendungen an die Truppen hat wäh rend der letzten Tage der Herbftübunaen, an denen die großen Korpsmanöver stattfinden, häufig Schwie rigkeiten gemacht. Die Truppen kommen oft sehr weit entfernt von ihren Postabholungsorten ins Biwak oder Notquartier und können dann, der großen Entfernung wegen, ihre Postsachen nicht mehr ab holen lasten. Die Reichspost hat mehrfach über die sen nicht zu vermeldenden llebelstand Klage geführt. Es sind daher im vorigen Kaisermanöver in Würt temberg versuchsweise dle Manöoerpostsendungen den Truppen gleichzeitig mit der Verpflegung zugeführt worden. Diese Neuerung hat sich so gut bewährt, daß im diesjähriaen Manöver die Postsachen grund- ätzlich an den Tagen, wo Magazinempfänge vorge- ehen sind, gleichzeitig mit den Verpflegungsgegen- tänden am Magazinort ausgegeben und durch die kmpfangstommandos den Truppen zugeführt werden ollen. * Luxuriöse Bolksschulbauten auf de« Land«. Unter dieser Ueberschrift lesen wir in der „Korr. des Deutschen Lehrervereins": Bei der Beratung des Kul tusetats im Herrenhauje bat sich Herr von Klitzing über die luxuriösen Schulbauten auf dem Lande be klagt. Anlaß dazu bot ihm ein von der Regierung zu Frankfurt a. O. geforderter Umbau eines Schul hauses in seinem Kreise, das nach seinen eigenen Angaben 50 bis 60 Jahre steht, dessen Schulstube 2,60 Meter hoch und m der Mitte mit zwei dicken Säulen geschmückt ist, Fenster von einem Meter Breite und 1,60 Meter Höhe aufweist und außerdem so niedrig liegt, daß sie unter der vom nahen Dorfteich zuströmenden Feumtigkett sehr zu leiden bat. Trotz dem hielt er den Umbau für unnötig. Und nicht nur diesen! Die Regierung zu Frankfurt geht in ihren Forderungen aus diesem Gebiete überhaupt viel zu weit, und darum fordert er de» Minister auf, ihren Ansprüchen „ein gewisses Hindernis entgegenzusetzen". Auch die Normarivbestimmunaen für die ländlichen Schulbauten sind Herrn von Klitzing ein Greuel, denn I die Fenster sind ihm zu hoch, ,,im Sommer kommt zu viel Sonne, im Winter zu viel Kälte hinein" und ! ein doppelter Eingang — für den Lehrer und seine Familie und für die Schüler — erscheint ihm unnötig. Erfreulicherweise erklärte ihm der Herr Minister, er habe Grund zu der Annahme, „daß die Regierung in verständiger Weise diese Dinge verwaltet und nicht über das Notwendige hinausgeht". Da» letztere dürft« hier um so mehr zutreffen, als erst in jüngster Zeit aus demselben Regierungsbezirk ein überaus trauriger Fall bekannt wurde — aus dem Dorfe Sablath, Kreis Sorau — wo der Lehrer gegen seine Gemeinde klagbar werden mußte, weil er durch eine ungesunde Dienstwohnung dauernd dienstunfähig ge worden war. Und die Gemeinde sah sich gezwungen, in einen Vergleich zu willigen und dem Lehrer 18 000 .tt Entschädigung zu zahlen. Solange solche Zustände möglich sind, hat man wohl kaum Grund zu der Beschuldigung, „die Regierung verlangt von einer armen Gemeinde einen unnützen Bau". Zudem wird keine Gemeinde, insbesondere keine ländliche Ge meinde, durch Schulbauten allzu sehr belastet: denn hier ist die Regierung sehr bald mit Zuschüssen bei der Hand. Dafür sorgen schon die Standesgenosten des Herrn von Klitzing. * Aus dem Schutzgebiet Togo. Im Schutzgebiet Togo sind im April d. I. 24 Schiffe angekommen und abgegangen mit einem Nettorauminhalt von 48 517 Tonnen: davon führten 12 Schiffe die deutsche, 8 die englische und 4 die französische Flagae. Die Betriebseinnahmen der Jnlandbahn (Lome-Palime) für das dritte Betriebsjahr <1. Februar 1909 bis 31. Januar 1910) betrugen für Personen- und Fracht verkehr 397 709 Die Einnahmen im ersten Be triebsjahre hatten 277 061,42 ./I, im zweiten Be triebsjahre 313 509,54 ./S betragen, so daß sich also die Einnahmen nicht unwesentlich im Steigen be finden. Die Ausfuhr der wichtigsten Landeserzeug nisse über die Seegrenze betrug im Monat April 1910 an Palmkernen 9o4 387 Kilo, Palmöl 407 706 Kilo, Mais IM 410 Kilo, Kautschuk 12161 Kilo, Rohbaumwolle 55 270 Kilo und Elfenbein 57 Kilo, in Summa 1533 991 Kilo. * Dir Bondelzwart». Der Stamm der Bondel- zwarts, die 1903 zuerst den Aufstand gegen unsere Herrschaft begannen, befindet sich seit 1907 bei Warm bad in feinem sogenannten Reservate unter strenger Aufsicht, die für uns Oberleutnant Ebeling führt. Er berichtet im „Deutschen Kolonialblatt" über deren Verhalten im letzten Jahre. An Zahl sind vorhan den: 673 Männer. 781 Weiber und 112 Kinder, wobei zu bemerken ist, daß jeder Knabe über sieben Jahre als Mann gezählt wird. Im allgemeinen haben sich die Bondelzwarts gut gehalten. Viehdicbstähle sind, seitdem man den Abraham Rolfs und seine Bande beseitigt hat, nicht mehr vorgekommen. Auf die Groß- Leute hat es einen tiefen Eindruck gemacht, daß sie bei der Gerichtsverhandlung gegen Rolfs und seine Spießgesellen oabei sein mußten, und sie fanden das Todesurteil durchaus gerecht. Der alte Kapitän sagte: „Was der Mensch sät, das wird er ernten." Sehr arbeitswillig sind die Bondelzwarts auch noch heute nicht. Entweder laufen sie nach einigen Wochen wieder aus dem Dienst oder zwingen ihren Dienst herrn durch Faulheit, sie wieder fortzuschicken. Dabei ist der Bondelzwart kein schlechter Arbeiter und zeigt auch großes Geschick für vattler-, Schuster-, Tilchler- und Schmiedearbeiten. Neigung haben sie ferner für den Acker- und Gartenbau: sie haben sich teilweise auf die Kultur von Mais, Tabak, Kaffee usw. gelegt. Nachdem im März dieses Jahres der alte Kapitun Johannes Christian gestorben ist, wäre sein erst 18 Jahre alter Sohn Wilhelm zum Nachfolger be rufen. Mit Rücksicht auf seine Jugend aber hat man davon abgesehen und die Nachfolgeschaft einstweilen dahin geregelt, dah die Verwaltungsgeschäfte, soweit pon solchen überhaupt die Rede sein kann, ein dem jungen Kapitän beigegebener Rat führt. Hoffentlich lasten wir in der strengen Beaufsichtigung der Bondel zwarts nicht nach, um nicht etwa unangenehme Ent täuschungen zu erleben. Lpon. Pserdespirt. Rennen zu Hamburg-Horn am 1>.Juni. (Eig.Drahtber.) Eröffnungs-Rennen. Graditzer Gestütspreis 4650 u. 1000 1400 m. Hrn. E. Bugaenhagens FH. „Julius Cäsar", 3j., 55 kq (Alb. Schlafft) s, Hrn. A.v. Schmieders br. St. „Roseninsel", 3j., 51'/, da lO. Müller), 1, Frhrn. v. Oppenheims F.-H. „Herold", 3j., 55 kg, 8. Tot.: Sieg 18, 15:10, Platz u, 11,10:10. Ferner liefen „Monsalvat", „Forst", „Ferdinand", „Tantippe". Silberne Peitsche und 4000 .< Herren-Reiten. 1600 n>. Frhrn. S. A. o. Oppenheims br.W. „Götter bote", 5j., 74'/, kg (Dr. Riese), i., Hrn. E. Nettes br. St. „Therese", 3j., 65'/, kp, 2., Hrn. A. v. Köppens br. H. „Vasall", 3j., 67 de, 3. Tot.: Sieg 17:10, Platz 11,13,22:10. Ferner liefen: „Baldur", „Kundry", „Wer weiß", „Holiday". Großer Hansa-Preis. Ehrenpreis und 45 000.^ 2200 m. K. Hpt.-Gest. Eraditz'F.-H. „Orient", 3j„ 53 kg lBullock), 1., Herren A. u. C. v. Weinbergs dbr- H. „Fervor", 4j., 66 kg, 2., Hrn. P. Pakheiscrs br. H. „Star", 3j., 53 kg, 3. Tot.: Sieg 17:10, Platz 13, 16, 15:10. Ferner liefen: „Herrenmeister", „Osser", „Lockung", „Blaustrumpf". Kaiserin Auguste Viktoria-Rennen. Ehren preis der Kaiserin und 30000.4! Handikap. Offizier- Reiten. 5000 w. Gestüt Brandwerders Sch-H. „Peru", a., 74'/, kg (Lt. Braune) 1., Hrn. P. Meck lenburgs F.-H. „Haltefest", 6j., 73'/, kg, 2., Hrn. A. v. Schmieders Rotsch.-St. „Turandot", 5j., 72 kg, 3. Tot.: Sieg 60:10, Platz 17, 36,18:10. Ferner liefen: „Edfu". „Alvo", „Thu mir nix", „Nickelkönig", „2rmingard", „Prometheus". Schiffdecker-Rennen. 4000 .4! 1600 m. Hrn. Balduins schwbr. H. „Ulk" (3000 ^/), a., 60 kg lTlader), 1., Frau O. Gaus F.-W. „Probus" (1500 ^), a., 54 kg, 2., Mr. E. S. Godfreys br. H. „Abgott" (1000 .-t), 6j., 54 kg, 3. Tot.: Sieg 19:10, Platz 12, 14 :10. Ferner lief: „Swintroda". Peter-Handikap. 14880und 7000./L 1600m. Frhrn. H. v. Reischachs br. H. „Parsifal", 4j.» 56'/, kg (T. Aylin), 1., Frhrn. S. A. v. Oppenheims hbr. H. „Kohinor", 5j., 55 kg, 2., Hrn. H. Buggen- Hagens F.-H. „Cheops", 4j., 54 kg, 3. Tot.: Sieg 264:10, Platz 95, 71, 63:10. Ferner liefen: „Droll", »Bajazzo", „Joseph I", „Oranier", „Werra II", „Ra dium", „Piatra", „Spion", „Hock", „Emsig", „Guido", „Hades", „Erbschaft", „Brennu". Arnfried-Rennen. Preis 5000 und 1000 .E Für Zweijährige. Dist. 1000 m. K. Hpt.-Gest. Era ditz' br. Ä„Loki", 55 kg (Bullock)l., Hrn. M. Hechte br. St. „Melitta". 53'/? kg, 2., Hrn. P. Steenbocks br. St. „Sati", 53'/, kg, 3. Tot.: Sieg 30:10, Platz 12, 13, 12:10. Ferner liefen: „Skandal", „Eckstase", „Magoya", „Tea", „Trokesse". Rennen zu Paris-Auteujl am 1». Juni (Privattel.) Prix de la Source 3000Fr. Verkaufs-Hürden- Rennen. 3100 m. Mons. CH. Brostettes „Caude- gran II, 5i., 69kg (Lhapman), 1., Mons. C. Blancs „Tibesinde , 4j., 62 kg, 2., Mons. 2. Hennessys „2a- ponica", 4j., 62 Kg, 3. Tot.: Sieg 38:10, Platz 18, 16:10. Sechs liefen. Prix d'2ssy 4000 Fr. Hürden Rennen 2800 m. Mons. Cunliffes „Oilskin", 4j., 66 k->, 1., Mons. R. Ballys „Diadoque", 5j., 70 kg, 2., Mons. L. Blancs „Rennie Menage", 4j., 68 Kg, 3. Tot.: Sieg 11it»H0, Platz 40, 18:10. Sieben liefen. Grand Steeple - Chase de Paris. I^Ws 125 000 Fr. und Kunstgegenstand im Werte von 10000 Fr. 6500 w. Mr. Astheton-Smiths „2erry M.", a., 72'/, kg (E. Driscoll) 1., Mons. A. Veil-Picards Das Goethelelt. Anläßlich des 25jährig«n Bestehens der Goethe- Gesellschaft. (Nachdruck verboten.) Weimar, 19. Juni. Einen unvergeßlichen Tag hat das fest- srohe, traute Weimar hinter sich. Er war schön wie ein lockender, lachender Sommertagtraum und be zwang alle Herzen wie ein heiliger Rausch, der die Besten ergreift. Das war einTagmit Goethe, ein Tag Goethisches Menschentum, Leben gewordene Vergangenheit, ein Stück Poesie und Unvergänglich- keil. Tausenden, die ihn erleben dursten, ward dieser Tag ein Jungbronnen, von den Mühen des Lebens draußen die Seele ganz mit Goethe zu erfüllen, und alle erkannten aufs neue, wie unbegrenzt dieser Größte auch unser inneres Leden noch bestimmt, der seiner eigenen Zeit und Welt das Gepräge gab. Nicht mit gelehrten Vorträgen in heißen, über füllten Sälen kam uns die Goethe-Gesellschaft zu ihrem 25. Geburtstage Heuer in Weimar, wer je auf Goethe-Philologie und ihre Schwächen gescholten halte, wurde gründlich bekehrt. Ganz erfüllt von dem lebensfrohen Geiste Goethes, der bunte, sinnige Feste lieble, bereitete die pietätvolle Erbin des Titanen ihren Kindern und Gästen einen echten Tag Goethe. Mit einem treuen Gruß an die Toten begann der festliche Tag. Auf dem träumenden Friedhof rund um die Fürstengruft, unfern dem schlicht-schönen Grabmal der Frau von Stein, das auch die Goethe- Gesellschaft in treuer Verehrung aufgerichtet hat, auf der Grabstätte der Familie von Goethe weihte man der frühverblichenen Enkelin des Dichters Alma ein erhabenes Grabmonument, zugleich die Geschwister damit im Tode ehrend, die auch an dieser Stätte ruhen. Vertonte Worte Hölderlins verklangen, Wolf gang von Oettingen zeigte in kluger, gefühlvoller Rede die dunklen Wege der Nachkommen Goethes auf, der Kinder und Enkel, die im Schatten ihres Ahnherrn wandelnd freudlos von der Erdr schieben, August und Ottilie, ihre Söhne Malier und Wolf gang, die vorbedachten Erblasser von Hau« und Habe Goethes, Alma endlich, ein stilles Abbild des Wahren, Guten und Schönen, I7jähria ihrer zukunftsvollen Jugend entlasst. Wie Luise Seidel sie malte, Rosen in der Hand, lächelnd aus der Tür zum Feste scheidend, hat der Däne Jerickmu vor 60 Jahren in Rom aus larariskbcw Marmor ein Grabbildnis dieses wunder lieblichen Mädchens geschaffen. Auf der Femilien- grufl in Weimar hat die Goethe-Gesellschaft diesem sinnbildlichen Grabmal r un eine dauernde Stätte bc- rcitet In die treuen Worte der Goctbe-Verchrer aus aller Wett, aus England und Amerika, die Almn Goe'.b« hier am Grobe Rosen streuten, in die dank baren Worte eines der Dulpius klang das Zwitschern der Vögel rings in grünen Gipfeln ehrwürdiger Bäume, die wie sorgsame Wachter zwilchen den alten Leichcnsteinen stehen und ihre breiten Zweig« doch in Lüften wie Mutterhände hütend über die Graber breiten. Ganz nah« in der Fürstengruft schläft der Ahnherr den ewig-n Schlaf, sein unsterbliches „lieber allen Gip'eln ist Ruh'" raunt um dir Grdste. Drüben am abendlichen Himmel blinken die goldenen Türme der griechisch;» Kapelle, grüßr das Leben. Lautes Leben durchwogte abends den lichten Fest saal der Armbruft-SchStzengesellschaft. Ejnhalbtausend Gäste saßen beim Mahle, viele schöne Frauen, festlich geschmückt in der fröhlichen Runde, große Gelehrte, Staatsmänner, Schriftsteller, Künstler und Kunst freunde, wahrhafte Goethefreunde jede» Standes. Ein Domrdorf, ein Tower Hill, ein Freiherr von Fritsch und Nachkommen Charlotte von Steins auf Kochberg, Paul Schlenther, Henry Thode, auch Pro fessor Witkowski und Geheimrat Köster aus Leipzig. Eine Fülle von trefflichen Reden, launig und be geistert die des Oxforder Professors Fiedler, eines vortrefflichen Gelehrten von echt germanischer Ge sinnung, launig und herzlich auch die Worte des Prä sidenten, sprudelnd, aber endlich llbersprudelnd vor lauter Laune das Frauenlob des Damenredner» Os born, der mit lachendem Munde Wahrheiten sprach und endlich einmal auch denen ein verdientes Lob zollte, die nicht goethegelehrt, die nur von Goethe be geistert sind, jeder auf seine Art. Sie heucheln nicht, lieber erregen sie Anstoß: aber auch sie sind mit ganzer Seele dabei. Er sprach nur aus. was das Bild der Festtafel um ihn zeigte: daß ein Geist sie alle eint, das Suchen nach einem wahrhaften Leben. Darum zieht es sie immer wieder in Goethe« Spuren; denn er war der einzige Mensch, der sich und sein Leben so völlig bezwang, daß es ihn den Zielen der Voll kommenheit näher führte als je einen Menschen vor ihm oder später. Solche Erkenntnis immer mehr in der gebildeten Welt zu verbreiteten, ist Zweck und Streben der Goethe-Gesellschaft. Goethe ganz ausschöpfen, die un geheure Fülle seines Schaffens, Denkens, Forschens und Lebens völlig zu ermessen und mitzuteilen ist die Koetbe-Gesellschast durch 25 Jahre bemüht gewesen, und ihre Arbeit trug reiche, reifende Frucht. Ohne aufpochenden Stolz, in der rechten Bescheidenheit, die sich des eigenen Wertes wohl bewußt ist, zeichnete der Präsident Geheimrat Professor Erich Schmidt in der Generalversammlung, in Anwesenheit des jungen Großherzogspaares, ein knappes Lebensbild der Goethe-Gesellschaft. Große Geister zählte sie zu den Ihren und heut zu ihren Toten, von wenigen Ueber- lebenden aber hat der Beste durch 25 Jahre treu zu ihr gestanden, Erich Schmidt selber, ihr geborener Präsident wie Simson einst, und ihre große, mcicht'ge Seele zugleich. Fürwahr, dieser schone, aufrecht; Mann mit dem leuchtenden Blick ist ein Präsident von Gnaden eigner Größe und Würde. Mit der Gründlichkeit und staunenswerten Gediegenheit der alten Schule des Gelehrtentums vereint er die liebenswürdigen, bezaubernden Amgangsformen eines ritterlichen Mannes von seltener Art. Er ist kein Fürstendiener; er ist ein Berater neben Fürsten ausgewachsen in der Welt Goethes, Vertrauter einer Herzogin Sophie, ist er der berufene Hüter des Gocthe- schckes nicht bloß in den Truhen und Archiven Wei mars, nein, auch in den Herzen der Eoetheverehrer in aller Welt, der von Gott bestellte Hüter der Schätze Goethes auch in der Brust des Herrscherhauses in Weimar, das so fest und treu allzeit bet seinen ge heiligten großen Traditionen verharrte. llnbestech- lich waltet Ericki Schmidt dieses Amtes, seine Worte, voll Dank und Stolz, voll Glück und Zuversicht, ließen auch leisen Spott und mahnenden Tadel nicht aus, als er von Leuten sprach, die den rauschenden Flügel, schlag des Weißen Falken über sich vernahmen, und vom „oerweqenen Menschenschlag der Berliner". Unter den Ehrenmitgliedschaftcn, die er proklamiert, sand die der Marie Ebner-Eschenbach den lautesten Widerhall. Die Menschen rief es hinaus aus dem Saal, aus der Stadt und den Stuben. Nach Tiefurt. Die lachende Sommersonne bestrahlt vom wolkenlosen Himmel herab ein seltsames, buntes Bild. Zu Roß und zu Wagen, einzeln und zu Haus zogen die Wei maraner und die Goethe-Gesellschafter über die Ilm hinaus; alle in farbenprächtigen, phantastischen Kostümen, Ritter und Bauern, Mönche, Scholaren, Landsknechte, fahrendes Schauspielervolk. Ganz Weimar hatte sich kostümiert, alle, alle, mit ein paar störenden Ausnahmen. Zierlich und fein in der Tracht Anna Amalies oder als Gretchen, als Dämchen vom Hofe Karl Augusts schritten die Frauen aus den Türen, in Stöckelschuhen, mit wohlfristerter Perücke, ein Schönheitspflästerchen im Gesicht, ein zartes Schirmchen am Arme. Und die Männer in weites würdigen Talaren, in Rüstungen, als Götzkals Faust, als Posa, als Narr und als Priester. Welch reich bewegtes, farbentrunkenes Bild, das sich gen Tiefurt über oie waldige Höhe schlingt, zur Rechten und Linken von Tausenden bestaunt, bewundert! Das ganze frohe Volk ergoß sich über Tiefurts waldige Auen, wo ein lärmendes, wechselvolles Plundersweiler Jahrmartstreiben anhob. zuvor schritt und ritt, fuhr, sang und sprang man in festen Gruppen unter den alten Bäumen hin. Hermann und Dorothea be gannen die bunte Schau, die Flüchtigen, Müden und Hermann mit dem Pfarrer und dem Apotheker, das würdige Elternpaar. Dann nahten die Gestalten des Götz von Berlichingen naturtreu, wie sie keine Bühne zeigt, die Mannen, eisenbewehrt, zu Pferde, Rats herren, Patrizier, Bürger. Dann zog die bunt scheckige, fröhliche Bundschuh-Gruppe vorüber, echtes Volksleben in vielen Gestalten und Gesichten. Zier lich und manierlich nahten die Rokolodamen, voran ein fürstliches Paar, heimkehrend von der Falken jagd, eine Sänfte, gepnßte Wagen. Schauspieleroolk, Bänkelsänger und reisende Komödianten schloffen sich lärmend an, und zuletzt die Egmont-Gruppe mit Bürgern, Bauern, Edelleuten. Hinter ihnen schritt Goethe, getreu nach dem Bilde Tischbeins. Mit Singen und Klingen wand sich dieser von den Künst ler» und Bürgern Weimars mit soviel Liebe und Fleiß gewundene, reichbewegte, bunte Kreuz lebender Gestalten aus Goethes Werken um den schlichten Venustempel im Park an der Ilm. Und am Tempel stand, ebenfalls getreu nach Tisch bein, in hohen schwarzen Schuhen, weißen Bein kleidern, blauem Frack und hohem grauen Hut Karl August, dargestellt durch den jungen Großherzoq Wilhelm Ern st in eigener Person. Den Ordens stern des Ahnherrn trug er auf der Brust und schwenkte fröhlich grüßend wie Karl August den Hut. Neben ihm in weißseidenem Kleid 'mit orange farbenem Samt und blauem Gürtel, auf dem weißen Hute die mächtige wehende Feder ein leibhaftiges Abbild Anna Amelies, die junge Groß herzogin selber. Und rings der Hof, Herren und Damen im Kostüm des jungen Goethe, Knebel, Clein und Schardt. Vor dem Teehäuschcn hielten die Herrschaften Cercle wie einst, und Erich Schmidt im roten Talar, seinem Amtskleid als Rektor Magnisikus der Berliner Alma mater nicht unähnlich, stand lange im Gespräch mit ihnen, alle fast um Haupteslänge überragend. Welch ein nie gesehene» Bild! Der Ur enkel und seine junge Eeniahlin im Kleid des Ahn herrn, rings tausend Menschen eine Leben gewordene vergangene Zeit, die Zeit Karl Augusts. Alles um Goethe und durch Goethe. Fürwahr, Eroßyerzog Wilhelm Ernst weiß, was er seinem Hause, was er Goethe schuldig ist. Danken wir es ihm, denn noch selten, noch niemals in Deutschland, gewährte ein Fürst einem Dichter, den späten Enkeln eines großen Dichters solche Gunst. Auf der Terrasse neben dem Herrscher der geist volle, treue Hüter und Schützer des Erbes, das der größte Sohn der Zeit Karl Augusts hinterließ! Wie viel Ehre und Auszeichnung häuft dies Jahr auf den silbern erglänzenden Scheitel Erich Schmidts, wieviel Erfolg und Anerkennung hat ihm da» Leben schon bis zu diesen Tagen gebracht! Der Name Erich Schmidt ist ein gutes bedeutsames Schlagwort geworden, Las von Mund zu Mund gebt wie oas Wort Bismarck, Schiller, Beethoven, und jeder weiß den richtigen Be griff damit zu verbinden. In dieser halben Stunde am Teehäuschen sah man einen geborenen Fürsten und einen Fürsten des Geistes zusammenstehen, und empfand, überwältigt durch so viele, viele Eindrücke, immer wieder das eine, wie unendlich groß, wie übermächtig doch der Zauber ist und bleibt, den der Begriff Goethe in sich schließt. Worte reichen nicht aus zu schildern, was das Auge an diesem Tage ersah, der ganz ein Tag Goethe war. Das Leben hüben und drüben an der schattigen Ilm, auf den heuduftenden, weichen Wiesen, am Tiefurter Schlößchen, das Treiben überall war wie von Zauberkraft gerührt. Und Goethe heißt der große Zauberer, der all die frohen Herzen bewegte bis zu llberschäumender Freude. Der Abend dämmerte am Wiesenrain, Wald und Bäume warfen lange Schatten. Am Ufer winkt« Lichtschein aus einer Strobbütte, man vernahm ein singendes Mädchen. Auf ihrem natürlichen Schau platz an der Ilm ging die „Fischerin" genau nach dem Muster der Aufführung von 1782 in Szene. Wen etwa wie mich Glücklichen der Zufall an eine ab gelegene, lauschige Stelle schickte, hier im Versteck den Melodien Corona Schröters zu lauschen, dem zittern- den Widerschein der Lichter auf dem nächtlichen Wasser zuzuschauen; wer wie ich als einziger traute Zeuge in verträumter, dämmeriger Einsamkeit ein paar wundernette, kluge, junge Weimarer Mädchen fand, im zarten Rokokokleid, mit Puderperücken und begeisterten Herzen, bangend und betend für den blühenden, quellenden Bariton, den Fischer im schmucken Kahn auf der hochgehenden, geschwätzigen Ilm: wer wie ich bei Dorchens trauerndem Sang, flinke Glühwürmchen über dem Wasser lautlos tan zen sah, fast die pochenden Herzschläge der in ihren Sänger verliebten schönen Rokokomädchen hörte, und selber auf die Weise seines Herzen» lauschte; wen endlich der späte Heimweaau» dem geheimnisreichen, lauter Liebe raunenden Liefurt noch an Goethes Gartenhaus am Stern vorüberführte: der, sage ich, vergißt diesen wahrhaft erbaulichen, erquickenden Tag Goethe sein ganzes Leben nicht. Goldene Morgensonnenstrahlen küssen die letzten Tänzer auf den Wiesen der Ilm. Ausgeträumt. Nun heimwärts in der Tage strenge Pflicht. Es war ein Traum, «in wundersamer Rausch, aus dem wir alle neuei Leben tranken.
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