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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 20.06.1910
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-06-20
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100620016
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910062001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910062001
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-06
- Tag 1910-06-20
-
Monat
1910-06
-
Jahr
1910
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BezugS-Prel» sür Leipzig u«» >vor»ne durch unser, Trtger und SpedUeor, 2««I täglich in« Hau, gebracht: vv mauatl.. L.7V^g vierteliLbri Bei uniern stiliaie» u. La» nahmeftellen avgebolt! 7S 2Z moaall.. ».LL »ierieiiäbrl. Durch die Poft: innerhalb remlchian», und der deutsch« Kolonien dtenellidrl il.O uwiwtl. l^kä aulschl. Boftdeilellgcld. Ferner in Belgien, Dänemark, den Lonausiaaten, Italien, Lurcmbura, Niederlande, Nor wegen^ Oesterreich-llngarn, Ruhland, Kchweben, Schweiz »- Spanien. In allen übrigen Staat« am direkt durch di, »ei»äit«Il,ll, Blatt«, erhältlich. Da» Lmpzige, tagedlati Mchen» 2 mal täglich. Soun- » F«i-riag» am morgen«, «donne «r-Snnao». vugoitu«vl,tz 8, bei unirren träge« Filialen. Spediteuren und Anaahmekellen. könne Loüämre« und Brieirräge« Uiu>,>»,rra»s«vr«»g »er vr»«m» eutgad« 10 der Abendausgabe ti tliedaktton and Oeichäktsitell« Johann,»gas>« 6. gerniprecherr 14892. 14 Mi, 146V4. Morgen-Ausgabe. dM TllMÄ Haudelszeitung. Amtsblatt des Rates »nd des Rolizeiamtes der Ltadt Leipzig. Unzeigen-PrnS sär Inserat« an» Leipzig und Umgebung di, Sgespaltene HO wm breit« Petitzeil« 2S 2s, di« 74 nun breite ReklameM« I von aurwärtt 20 ReNamen 1.20 Inserate von Bebdrden amtlich« Teil die 74 wm breite Petitzeil« 40 2s. i»eschäst«anze,aeii mit P atzvorschrist« und in der Lb«dau»aab« ,m breiie erhöht. Uiadalt nach Laris. Beilagegedübr ö p. Tausend exkl. Postgebühr. Festrrtetlte «usträge können nicht zurück- gezogen werden. Für da» Erscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird lein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: tzluguftuäplatz 8, bei sämtlichen Filial« u. allen Annoncen- Sxpedittonen de» In- unls Auilande». Haapt-Stllale Berlin: <«rl Duncker, Serzogl. Vahr. Hofbuch handlung, Lützowstrahe 10. (Telephon VI, Nr. 4003). Haupt-Filiale Dretzdea: Seestratz« 4,1 (Telephon 4621). Nr. 1S8 Montag, üen Das Wichtiglte. * Die Maurer, Zimmerer und Bau- hilfsarbeiterLeipzigs beschlossen gestern in drei Versammlungen, den Spruch des Dresdner Schiedsgerichts nicht anzuerkennen und von heute ab indenStreikeinzutreten. (S. d. bes. Art.) * Das Ballonwettfliegen auf dem Leip ziger Sportplatz wurde am Sonntag fortgesetzt. Mittags stiegen 5 Ballons zur Fuchsjagd und abends vier Ballons zur Weitfahrt auf. (S d bes. Art.) * Präsident Taft hat die amerikanische Eisen- bahnoorlage unterzeichnet. * Bei der Eisenbahnkatastrophe im Bahnhofe von Bille preux wurden bisher 18 Tote und über 20 verletzte unter den brennenden Zugs trümmern hervorgezogen. (S. Letzte Dep.) * Infolge günstiger Wasserverhältnisse konnten am Sonntag weitere 10 Leichen aus der „Pluoiäse" geborgen werden. (S. Letzte Dep.) * In Mohilew am Dnjepr fiel ein ganzer Stadtteil einer Feuersbrunst zum Opfer. (S. Letzte Dep.) * Im Großen Hansapreis (Ehrenpreis .md 45 000 -4t), der am Sonntag in Hamburg in Gegenwart der Kaiserin und der Prinzessin Vik toria Luise gelaufen wurde, siegte des König!. Hauptgestüts Eraditz „Orient"; im Kaiserin. Auguste-Viktoria-Jagdrennen (Ehren preis und 30 000 <4t) passierte „P e r u" unter Leutnant Braune als Erster das Ziel. — Die Grand Steeplechase de Paris (125000 -4t), die gestern in Paris-Auteuil zur Entscheidung kam, ze, wann Mr. Assheton-Smiths „Jerry M." in einem Felde von 11 Pferden. (S. Sport.) Oie kreMche Asse. England hat sich durch den Mund Sir Edward Greys gegen eine sofortige definitive Lösung der Kretafrage erklärt. Wenn man jetzt eine solche er zwingen wollte, meint es, komme eine Annexion durch Griechenland nicht in Frage. England erstrebt also offen die Annexion, nur glaubt es den rechten Zeitpunkt dafür noch nicht für gekommen. Nichts destoweniger wehrt es sich mit der Miene gekränkter Unschuld den leisesten Vorwurf ab, etwas U.vies wider die neue Türkei im Schilde zu führen. Die englische Politik ist ganz in die Zeit zurückoerfallen, wo noch die Despotie Abdul Hamids das Wort oom „unsperürabls Iru-K" rechtfertigte und jeder Streit zwischen Griechen und Türken als ein Kampf christ licher Kultur gegen asiatische Barbarei erschien, aber man leugnet gleichwohl, daß irgendein Wechsel sich ereignet habe. „Die Politik Englands und seiner Kollegen unter den Mächten", lügt die „Westminster Gazette", „beruht seit 12 Jahren auf drei einfachen Grundsätzen: Die nationalen Aspirationen der Kretenser müssen schließlich erfüllt und die Vereini gung mit Griechenland vollzogen werden. Zeder sukzessive Schritt auf diese schließliche Lösung muß von den Kretensern selbst verdient werden. Die Vollendung der Vereinigung muß mit gebührender Rücksichtnahme auf die Gefühle der Türkei herleige- führt werden. Das war und ist noch immer unsere Politik. Es ist kein Grund zum Glauben ersichtlich, daß sie sich geändert hat." In Wirklichkeit weiß alle Welt, daß das Verhalten der Schutzmächte gegenüber der neuen Türkei auch in der Kretafrage bisher ein anderes war, als ihr Verhalten gegenüber der rlten Türkei, und daß gerade England nach dem Um schwung den größten Eifer entwickelte, „angesichts einer vollkommen neuen Lage", wie Sir Edward Grey damals sagte, türkische Interessen ebenso entschieden zu fördern, wie man sie früher bekämpft hatte. Solange der Streit um Bosnien un; die Herzogewina noch tobte, hütete man sich in London, ein Wort über die „nationalen Aspirationen der Kretenser" zu äußern, die, bei Lichte besehen, keinen Pfifferling wert sind. Damals stand John Bull in der vordersten Reihe derer, die die Schritte Oestcr- reich-Ungarns und Bulgariens als unerhörte i.-r- letzungen des Völkerrechts und Attentate auf die jungtürkische Nation ausschrien. Die Sympathien der Londoner Machthaber für die Jungtürken ,md inzwischen erkaltet. Die Erfahrung hat gelehrt- daß die Interessen der neuen Türkei sich ebensowenig wr: die der alten mit denen Großbritanniens verein baren lassen, und darum trägt man kein Bedenken mehr, zu den früheren traditionellen Sympathien rür die Bestrebungen der Kretenser zurückzukehren. Daß jedoch die kretische Frage gerade jetzt wieder ins Rollen gebracht werden soll, hat noch einen be sonderen Grund. Das Interesse an der Dciofragc ist bei den führenden liberalen Parlamentariern in England eingeschlafen, ihre frühere Kampflust er loschen. Sie sind geneigt, ein Kompromiß zu schließen, wenn sie dabei irgendwie das Gesicht wahren können. Die Krone half ihnen aus der Ver legenheit. König Georg sprach die Absicht aus, der auswärtigen Politik einen kräftigeren Impuls geben zu wollen und damit zu beginnen, in der kretischen Angelegenheit die Sache Griechenlands zu fördern. Die öffentliche Meinung wird in England seit einiger Zeit darauf vorbereitet, daß der Gang der Ereignisse bald eine endgültige Festigung der eng lischen Herrschaft in Aegypten notwendig machen möchte, und eine etwaige dahinzielende Staatsaktion könnte durch Vollziehen der Annexion Kretas durch Griechenland geschickt eingeleitet werden. Indem die liberalen Führer es zulasien, daß Sir Edward Grey auf Anregung des Königs eine schwierige internatio nale Verwickelung herbeiführt, können sie ihren Mangel an Kampflust hinter einer patriotischen Miene verbergen und auf der angekündigten Parla mentskonferenz das Interesse ihrer Wähler an einer völligen Lahmlegung des Oberhauses ruhig opfern. Der Mann in der Straße wird mit internationaler Politik gefüttert werden können und in seinem wiedererweckten Haß auf den unaussprechlichen Türken, der das Walten der britischen Vorsehung im nahen Orient nicht verstehen will, die Selbstver leugnung der Männer bewundern, die um höherer britischer Reichsinteressen willen auf einen schon in greifbare Nähe gerückten Sieg über die Lords ver zichteten. In Frankreich weiß man am besten, daß sich in der englischen Orientpolitik vieles geändert hat, und dort hat man am allerwenigsten Neigung, es Eng land zuliebe mit den Jungtürken zu verderben. Auch kann die französische Regierung nicht wünschen, Aegypten dauernd in englischen Händen zu wissen. Frankreich ist eine kontinentale Macht und hat des halb ein kontinentales politisches Gewissen. Der Lärm um die Datsrrt» oonfisl« hatte dessen Stimme lange zum Schweigen gebracht. Jetzt regt es sich wieder. John Bull hat ein internationales, kein europäisches Gewissen; er kochte seine Suppe noch an jedem Feuer, das auf dem Festlande entfacht ward. Die englische Erklärung, daß die nationalen Aspira tionen der Kretenser unter allen Umständen früher oder später erfüllt werden müßten, ist eine Brand fackel, die in all den Zündstoff hineingeschleudert werden soll, der sich auf der Dalkanhalbinsel in den letzten Jahren angesammelt hat. Daran hat Frank reich kein Interesse, und darum sucht es die eng lischen Pläne durch den Vorschlag einer europäischen Konferenz zu einer endgültigen Lösung der kretischen Frage zu vereiteln. So erklärt sich der moralische Appell, den der Pariser „Temps" in seiner Ausgabe vom 15. Juni an Deutschland und Oesterreich richtet, aus ihrer selbstgewählten Reserve herauszutreten und an einer definitiven Regelung der kretischen Ange legenheit mitzuwirken, die den europäischen Frieden verbürgen müßte. Der deutschen und österreichischen Diplomatie bietet sich hier ein Problem, das wohl des Schweißes wert ist. Zum erstenmal seit Abschluß der Lntents eoväiLls fühlt Frankreich das Ver langen, durch seinen östlichen Nachbarn den Rücken gegenüber England gestärkt zu sehen. Verharren Deutschland und Oesterreich in ihrer neutralen Stellung, so bleibt Frankreich nur die Wahl zwischen ohnmächtiger Isolierung oder völliger Vasallen schaft zu England, was natürlich die übrigen Fest landsmächte auch nicht wünschen können. Streik im Leipziger Baugewerbe. Wenn es in den letzten Tagen schien, daß der Spruch des Dresdner Schiedsgerichts trotz der aller dings geringfügigen Lohnzulage, die vorerst den Arbeitnehmern zugesprochen wurde, dennoch all gemeine Anerkennung von feiten der letzteren finden würde, so hat sich diese Erwartung für unsere Stadt Leipzig leider nicht erfüllt. Allerdings hat der .Lentralverband der Maurer Deutsch land s", an dessen Spitze der Reichstagsabgeordnete Bömelburg steht, einen Aufruf an die Zweig verbände gerichtet, in dem er die Wiederauf nahme der Arbeit von Montag ab for dert (siehe den Wortlaut weiter unten), allein die Leipziger Bauarbeiter haben diesen Auf ruf nicht beachtet und den Streik proklamiert. Ueber die drei Veffammlungen, in denen überein stimmend dieser Beschluß gefaßt wurde, geht uns folgender Bericht zu: Streik der Leipziger Bauarbeiter. In drei am Sonntag in Leipzig abgehaltenen, außerordentlich stark besuchten Versammlungen der Leipziger Bauarbeiter — Maurer. Zimmerer und Bauhilfsarbeiter — wurde beschlossen, von heute, Montag früh, ab in den Streik einzu treten. Die Derbandsfunktionäre, die die Annahme de« Dresdner Schiedsspruches empfehlen, fanden damit keinerlei Gehör. Eine Lohn zulage von 1 Pf. für das laufende Jahr wurde für gänzlich ungenügend erachtet. Die Berliner Vor 20. Juni l910. schlüge der Unparteiischen, betreffend die Gestaltung der allgemeinen Tarifverhältnisse, fanden dagegen Anerkennung. Bezüglich der Löhne wird die ur sprüngliche Forderung der Leipziger Bauarbeiter, 75 Pf. Stundenlohn für Maurer und Zim merer, 65 Pf. für Bauhilfsarbeiter, aufrechterhalten. Im allgemeinen bleibt der bisherige Zustand er halten, d. h. bei den Arbeitgebern, die dem Bau arbeitgeberverbande nicht angehören, sollen die dort beschäftigten Bauarbeiter weiterarbeiten. Wer sonst noch in Arbeit treten will, soll das nur mit Ge nehmigung der örtlichen Verwaltung der Derbands- Zweigvereine tun dürfen. Umschauen nach Arbeit ist unzulässig. Falls die Verbände den Ausschluß der Leipziger Zweigorganisationen beschließen, soll die Weiterführung des Kampfes den zu gründenden Lokalorganisationen überwiesen werden. Nächsten Mittwoch sollen weitere Beschlüsse gefaßt werden. In einer .. Versammlung der Arbeitgeber. die ebenfalls gestern stattfand, hatte man noch große Hoffnungen auf Beilegung des Kampfes. Es wird uns berichtet: Die Verhandlungen des Ä a u a r b e i t- geberverbandes für Leipzig und Umgegend wurden am gestrigen Sonntag im Siebenmänner hause fortgesetzt. Der Vorsitzende gab eine eingehende Erläuterung des Schiedsgerichtsspruches und der in zwischen herausgegebenen Protokolle des Schieds gerichts. Insbesondere setzte er ihre Anwendung auf Leip-ug auseinander. Die Lohnfrage sei zwar durch den Schiedsspruch für Leipzig geregelt, es würde aber über die weiteren Vereinbarungen zwischen den bei den Parteien noch verhandelt werden müssen. Wenn bei diesen Verhandlungen eins Einigung nicht erzielt werden sollte, so werde das örtliche (bisherige) Schiedsgericht den endgültigen Entscheid zu treffen haben. Don dem Referenten wurde der Hoffnung Ausdruck gegeben, daß der Friede im Baugewerbe durch den Spruch des Schiedsgerichts nunmehr end gültig gesichert sein möge. Auch die Arbeiter müßten bei reiflicher Ueberlegung einsehen, daß eine durch Vertrag gesicherte Lohnerhöhung von 5 Pf. in einem Zeiträume von 3 Jahren eine sehr beachtliche Auf besserung ihres Einkommens bedeute, wenn auch ihre viel weiter gehenden Wünsche nicht ersMt worden seien. Der Vorsitzende gab der Versammlung dann Kenntnis von einem Aufruf des Vorstandes des Zen tralverbandes der Maurer Deutschlands, worin die Wiederaufnahme der Arbeit gefordert wird. Der vom Reichstagsabgeordneten Th. Bömelburg unter zeichnete Aufruf, gerichtet an die Zweigvereins-Vor stände, hat folgenden Wortlaut: „Die Aussperrung ist aufgehoben. Durch das von unserem Berliner Äerbandstag ange nommene Schiedsgericht sind in Dresden in den letzten Tagen Schiedssprüche gefällt worden, wo durch Arbeitszeit und Lohn bis zum 1. April 1913 geregelt worden sind. Abgesehen von einigen Großstädten, wo 2 Pf. zu zahlen sind, muß in allen Orten bei der Wiederaufnahme der Arbeit der Stundenlohn um 1 Pf. erhöht werden. Am 1. April 1911 wird der Lohn um weitere 2 Pf. und am 1. April 1912 nochmals um 2 Pf. erhöht. Ausge nommen hiervon sind die Orte unter 5000 Ein wohnern, die nicht mit anderen Orten in Zusam menhalt stehen: dort beträgt die Lohnerhöhung so fort 1 Pf., am 1. April 1911 2 Pf. und am 1. April 1912 noch 1 Pf. Wo am 1. April 1911 die Arbeits zeit entweder auf 10A, 10 oder 9^ Stunden ver kürzt wird, ist zur selben Zeit eine Ausgleichs lohnerhöhung zu zahlen. Die an den verschiedensten Orten außerdem noch bestehenden Differenzen sollen event. durch örtliche Schiedsgerichte geregelt wer den, und zwar bis spätestens zum 15. Juli. Bis zu diesem Zeitpunkt kann natürlich nicht der ganze Streit in der Schwebe bleiben, sondern die Arbeit muß nun wieder ausgenommen werden. Die Zweigvereins-Vor- stände müssen Fürsorge treffen, daß die ausgesperrten Kollegen Montag, den 20. Juni die Bauten wieder be setzen. Die Unterstützung wird im allgemeinen mit dem heutigen Tage (18. Juni) eingestellt. Ueber etwaige besondere Fälle werden die Eauoorstände das Nötige veranlassen. Mit dem heutigen Tage muß auch der Extrabeitrag in Fortfall kommen. Bis zum Schluß dieser Woche muß dieser Beitrag aber unter allen Umständen gezahlt und Rückstände mit aller Strenge eingetrieben werden. Von den Zweigvereinen, wo entweder die Kollegen oder auch die Unternehmer gegen die Aufnahme der Ar beit Stellung nehmen, ist dem Verbandsvorstand wie auch dem Gauoorstand sofort Mitteilung zu machen. Der Bauarbeitgeberverband nahm diese Erklä rung entgegen und sprach die Hoffnung aus, daß sich nun auch die Leipziger Bauarbeiter fügen würden. Es kamen sonst noch interne Angelegenheiten zur Be sprechung. Dem Vorsitzenden wurde für sein Referat lebhafter Beifall gezollt. O Ueber den weiteren Verlauf der Angelegenheit läßt sich augenblicklich kaum ein Urteil fällen. Man kann nur die Hoffnung ausdrücken, daß es bald zu einer Einigung kommt, die wahrlich doch auch im In teresse der Arbeitnehmer liegt. Lslstm-DeMllegen in Leipzig. Es möchte fast den Anschein gewinnen, als ob da leichte Wort Papagenos: „Besser in der Luft zu schweben als auf dieser Welt zu leben", in gewissem Sinne eine Bedeutung, eine Auslegung finden soll e. Von den einzelnen Freiballonfahrten, deren Vorbe reitung und Ausführung mit allen ihren Maß nahmen, qrit der Füllung und dem Ausstieg, an sich bisher ein besonders hervorragendes Ereignis ge wesen, erheben sich heute schon gewisse Massenkonkur renzen im Luftraum und lassen eine Schar kühner l04. Jahrgang. und vertrauter Aeronauten gemeinsame Fahrten unternehmen. Gestern und vorgestern war dies in Leipzig der Fall, als der Leipziger Verein für L u f t sch i f f a h r t für drei Wettflüge den Raum gegeben und dazu den Sportplatz auser wählte. Der Weitfahrt am Sonnabend abend folgten gestern mittag die Fuchsjagd und am Abend die zweite Weitfahrt. Bekannte gute Führer unternahmen sie. Schon in den Vormit tagsstunden lagen die gewaltigen Freiballons, die großen goldigen Kugeln „Leipzig" und „Nord Hausen", je 1680 Kubikmeter fassend, „De litzsch", 1160 Kubikmeter, „Bitterfeld", l-69 Kubikmeter, „Hilde". 680 Kubikmeter, und der grauseidene gefirnißte „Sachsen", 950 Kubikmeter, prall gefüllt auf dem Plan im Innern des oblongen Leipziger Sportplatzes, dicht nebeneinandergerückt, den Gaskörper in straffer Form. Rings herum auf dem Füllplatz aber umstanden zahlreiche Besucher des Platzes die riesigen „Segler der Lüfte", die ihre breiten Schatten auf das Gelände legten und von einem scharf anblasenden, nach Nordost streichenden Wind bewegt unruhig an ihren Fesseln rüttelten. Mannschaften des Trainbataillons und des 107. Re giments in dem starken Aufgebot von etwa 180 Mann bändigten die unter vollem Gasdruck stehenden Riesen. Fest hielten die Soldaten Taue, Gondel und Netzwerk, und immer enger zog sich der Ning der Be teiligten von der äußeren Peripherie nach der inneren, bis endlich die mächtigen Körbe sich mit dem Flechtwerk verknüpften und die letzten Dorbereitunaea im Einführen von Instrumenten und Proviant und das Abwiegen begannen. Vorher gab Herr Staats rat Professor Dr. v. Oettingen den Führern der betreffenden Ballons, den Herren Hauptmann Här tel-Leipzig („Leipzig"). Ingenieur Bauer-De litzsch (..Delitzsch"), Alfred Nestler-Roßwein („Sachsen"), Dr. Giese-Bitterfeld („Bitterfeld"), Fabrikant Otto Korn-Dresden (.^Hilde") und Hauptmann v. Oidtmann- Halle („Nordhausen"), Aufklärungen über die Wetterlage. Nach dem vorgenommenen Drachenflug wehte Westwind, der Himmel war überall leicht bewölkt und darüber, viel leicht 4000 Meter hoch, eine aus Eisnadcln bestehende Wolkenschicht. Diese zarten leichten Wolken strichen nach Nordost. Es war anzunehmen, daß die Luft nach Ostsüdost sich wendet. Don England ging ein hoher Druck nach Italien aus. während die Azoren Sturm verkündeten. Die Temperatur war eine mäßige und das Wetter durfte als warm bezeichnet werden. Somit war alles in bezug auf die Bewegung im Luftraum in Ordnung, die Luftschichten verhießen schnelle Strömung und rasche Fahrt. Immerhin ent täuschte der Abgang der Ballons in dieser Beziehung einigermaßen, denn mit einer vollkommenen Ruhe traten die mächtigen Easkugeln, die vorher nach be endeter Füllung kräftig hin und her geschwankt, die Auffahrt an und blieben noch in großer Höhe sicht bar. Es war bei dem gemeinsamen Zusammentritt der Führer bestimmt worden, daß die Zeitdauer der Fuchsjagd marimal auf 3)4 Stunden, mini mal auf 2'/- Stunden vom Moment des Abfahrens des Fuchses ausgedehnt werden sollte. Jede Zwischen landung war verboten, auch die Landung im Walde, nur dann, wenn ein Festhalten des Schleppseils in Anspruch genommen worden, konnte die Landung vor genommen werden. Auch galt vorkommenden Falls der erste Donnerschlag als Beendigung der Fahrt. Zur Feststellung der dem Fuchs am nächsten gelan deten Ballons funktionierten als Unparteiische die Herren Hauptmann Burghardt vom 68. Feld artillerie - Reaiment, Riesa. Knauer - Leipzig, Schubert -Bitterfeld und Lindner- Nordhau en Lebhaft gondelten die Ballons hin und her und lustig flatterten ihre bunten Wimpel und Flaggen. Da, 12 Uhr 20 Minuten, stieg „Leipzig" als Fuchs, mit dem roten breiten Band um die Ballon hülle, in gleichmäßigem Gonge vom Start in die Höhe, ruhig zum Himmel emvorrückend und sich den kommenden Ballons zum Anschluß bietend. Die Rich tuna ging direkt über unsere Stadt nach Dresden- Großenhain. Sein Erheben, bei dem kräftige Sand massen herniederrieselten, wurde von einem brausen den „Gut ab" der den Füllnlab und die Wälle ein nehmenden Menschenschar begleitet, in das sich die flotte Marschmusik der auf dem Sportplatz unter Herrn Obermusikmeistcr Pe teile in konzertieren den Kapelle des Karabinier-Regiments aus Borna mischte. Rach fünf Minuten rückten auch seine fünf gasgcfüllten Verfolger ab und ihm nach. Freilich versagte dem dritten, d.m Ballon „Sachsen", gleich von vornherein die Kraft. Er kam kaum über den Wallqürtel hinweg, streifte leicht mit der-Eondel das Kuhburger Wasser und kam dann auf der Ran- städter Weide, wenige hundert Schritt vom Sport platz. hinter grünem Gezweig zum Stillstand und wurde dann wieder nach dem Fllllplatz zurückgebracht. Die übrigen Ballons aber segelten flugs dem Fuchs hinterdrein, bis sie sich aus ihrer schönen goldig schimmernden Form bis tu kleinen runden Gebilden verloren und im Wolkenflor verschwanden. Mehrere Autos verfolgten dann rasend die in der Luft schwe benden Passagiere. Das erste war 30 Minuten nach Niedergang des Fuchses an der Landungsstelle. Während die von Herrn Hauptmann Härtel ge führte Fuchsjagd durch die Lüfte ging, begannen aui dem Leipziger Svortplatz wieder die Vorberei tungen für Pie Fernfahrt am Abend, bei der die zweite Gruppe, die Ballons „Chemnitz" (Architekt A. Zapp-Chemnitz), „Dresden" (In. genieur Ernemann), „Kalmar" (La Quiante « Berlin) und „Plauen" (Fabrikant Müller- Greiz), in einer Weitfahrt um die beiden vom Leipziger Ver ein für Luftschiffahrt gestifteten Ehrenpreise ranacn. Der Ballon „Erfurt" mußte wegen schadhaften Netz werkes Zurückbleiben und entleert werden. Weit zahlreicher als sonst bewies eine nach vielen Tausenden zählende Zuschauerschaft ihre Teilnahme an diesem kesselnden und neuartigen S.hausviel; sie nahin die Tribünen und Plätze ein und zog erneu ge waltigen Ring um den weiten Plan, in dessen Mitte die Ballons nach und nach Form und Gestalt ge wannen. Auch die Herren Bürgermeister Roth und Polizeidirektor Dr. Waglcr befanden sich unter den Erschienenen. Lveit gewaltiger aber schwoll die Masse der Schauenden auf der Ranstädter Weide und r
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