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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.08.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-08-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19100830026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910083002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910083002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-08
- Tag 1910-08-30
-
Monat
1910-08
-
Jahr
1910
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Nr. 239. 104. Ianrysu-. * Sin Famittevbr«»« i« Stötteritz. Zu dem Fa- mtltendrama, da« sich heute morgen in Stötteritz ab spielte und über das wir bereits durch besonderen Aushang berichteten, ist folgendes mitzuteilen: Im dritten Stockwerk des Hause» Baumeyerstrah« 1 in Stötteritz wohnt seit ungefähr einem Jahre der am 20. September 1875 geboren« Buchhandlungsgehtlse Gustav Reinhold Gold« mit seiner Ehefrau Lina Anna geb. Schleevoigt, geb. am 26. Februar 1876. Gold« befand sich seit ungefähr Juli außer Stellung. Die Familie kam dadurch in eine ziemlich bedrängte Lage: obgleich die Frau des Golde in einer hiesigen Eroßbuchbinderet seit längerer Zeit ihren Verdienst hatte, reichten die Mittel zur Bestreitung des Unter halts und der Wohnungsmiete nicht aus. Infolge dieser nützlichen Verhältnisse kam es in der letzten Zeit zwischen den Ehegatten zu erheblichen Zwistig keiten. Diese führten schließlich dahin, datz sich die Frau von ihrem Manne zuriickzog und in einem be sonderen Zimmer schlief. Heute morgen gegen V»7 Uhr, als die Frau an ihre Arbeit gehen wollte, begegnete ihr der Ehemann in der Küche. Er saht« sie leicht am Hinterkopf, und im nächsten Augenblick schätz er auch seinen Re volver auf sie ab. Di« Kugel flog der Frau am linken Ohre vorüber, traf aber nicht. Darauf schlug Frau Golde ihrem Manne die Schutzwaffe aus der Hand und flüchtete nach der eine Treppe tiefer gelegenen Wohnung der Familie Thomas. Golde folgte der Frau und hielt die Waffe durch das Treppengeländer auf sie ge richtet: er schotz aber nicht mehr. Etwa eine Minute später Härte man oben in der Goldeschen Wohnung zwei Schüsse fallen. Als man mit einem Schutzmann in die Wohnung eintrat, fand man Golde tot im Norsaale. Er hatte sich zwei Schüsse in die linke Schläfe beigebracht, die den sofortigen Tod her- beigeführt hatten. Allem Anschein« nach ist das Motiv zur Tat lediglich aus die Notlage und die dar aus hervorgegangenen Zwistigkeiten zurückzuführen. Die Frau wenigstens gibt an, datz ihr nichts anderes bekannt sei. ' Festmusik zur Sedanfeier. Am 2. September, vormittags von 1^-12 Uhr findet, wie schon mit- geteilt, Festmusik vom Balkon des Alten Rathauses (Kapelle Gustav Curth) und von der Terrasse des Museums (Kapelle Günther Coblenz) statt. Das Programm für beide Musikaufführungen ist folgen des: Kapelle Gustav Curth: 1) Choral: Lobe den Herren usw., 2) Jubel-Ouvertüre v. L. M. o. Weber, 3) Largo von Händel, 4) „Unser Straß- bura", großer Festmarsch von Curth, 5) Fanfare milnaire von Äscher, 6) „Erinnerung an Sedan", Tongemälde von Spohr. Kapelle Günther Coblenz: 1) Choral: Dankgebet aus den Alt- Niederländischen Volksliedern („Wir treten und beten") v. Kremser, 2) Ouvertüre zur Oper.^Oberon", König der Elsen von T. M. v. Weber, 3) Große Fan tasie aus der Oper „Bohöme" von Puccini, 4) Kriegs- Fanfaren aus der Oper „Lohengrin" von R. Wag ner, 5) Luxemburg-Walzer au» der Operette „Der Graf von Luxemburg" von Lehttr, 6) Erinnerung an Sedan, Tongemälde von Spohr. * Im Soldatenheim sand am Sonntag die Re serveabschiede. und Sedanvorfeier statt. In einem Festprolog wies Herr Hühnlein auf den kommen den Sedantaa hin. Daran anknüpfend wußte Herr Oberpfarrer Neu meister di« echte deutsche Sol datenart, wie sie in jenen schweren Tagen so herr lich hervorgetreten ist, mit nackenden Worten zu schil dern und in den zahlreich erschienenen Veteranen, alten und jungen Kameraden die Begeisterung für das Soldatenleben wachzurufen. Herr Ratssekretär Golla, Mitglied de» Bezirksvorstandes, wres auf die Ziele und die imponierende Organisation der Mi- litäroereine hin und lud alle aus dem aktiven Dienst scheidenden Kameraden «in, sich diesem großen Bunde anzuschließen. Für die Unterhaltung sorgten in treff licher Weise Kameraden de» Militärvereins L.-Seller- hausen und der Gesangverein „Liederkranz" unter Leitung des Herrn Beck. Da» gutbesetzte Hau« dankte allen Mitwirkenden durch reichen Beifall. * Sin „Dankbarer". Bemerkbar macht sich in letzter Zeit wieder ein etwa 20 bi» 23 Jahre alter Mensch, der bei Herrschaften erscheint, einen Blu- menstrautz präsentiert und sich für angeblich an getane Wohltaten bedankt. Den Herrschaften ist aber der Bursche nicht bekannt. Es handelt W um eine Bettelet. Wahrscheinlich ist es derselbe Mensch, Leipziger Lapevlstt. der schon im vorigen Jahre eine Anzahl Herrschaften durch sein Erscheinen belästigte. * Der Trauring. Am Freitag hat «in Mädchen im Gasthof zu Lützschena einem Herrn einen Trauring vom Finger gezogen und diesen nicht wie der zurückgeaeben. Sie wird aufgeforden, den Ning bei der Kriminalpolizei abzugeben. Die Frauen», person ist etwa 21 Jahre alt, groß und stark,^at hell, blondes Haar und trug blaues Kleid, weiße Eolfjacke und schwarzen Hut. * Warnung. Der Buchhandlungsrcisende Emil L. sammelt Bestellungen auf Vcrsicherungszeitschriften aus eine betrügerische Art. Er nimmt Aufträge auf die Zeitschrift „Familie" entgegen, stellt Policen auf „Nach der Arbeit" aus und erklärt den Abonnenten, datz sie Anspruch auf Sterbegeld hätten, obwohl er weis,, datz die Leute, er besucht meist ältere Personen, auf Sterbegeld gar nicht mehr versicherungsfähig sind. L. hat auf diese Manier eine ganze Anzahl Besteller hineingcleat. In der Hauptsache sind es arme Leute, die dem Menschen zum Opfer fallen. Der in Frage lebende Reisende hat sich nebenher auch bei Prinzi- >alen andere Schwindeleien zuschulden kommen assen. * Böswillig zerschösse» wurde, wie sestgestellt ist mit einem Tesching, eine Schaufensterscheibe des Grundstücks Herderstrabe Nr. 1. Von dem Täter fehlt jede Spur. Die Scheibe hat einen Wert von 300 .11. Wahrnehmungen wolle man bei der Kriminalpolizei anbrtngen. * Der Türklintendieb wieder an der Arbeit. In letzter Zeit sind wieder eine Anzahl messingene Tür klinken, von Haustüren gestohlen worden. Zuletzt wurden solche in einem Grundstück in der Aeutze- renHalltschen Straße entwendet. * Abhanden gekommen ist eine wertvolle matt goldene, mit drei Brillanten besetzte Damenuhr. * Diebisches Schulmädchen. InLindenau wur den gestern einem drei Jahre alten Mädchen von einem unbekannten Schulmädchen die Ohrgehänge aus den Ohren entwendet. * Ein gefährlicher Einbrecher. Wie bereits mit geteilt, sind in letzter Zeit kurz hintereinander in der Albert st ratze 32, Flotzplatz 34 und Prome- nadenst ratze 4 Einbrüche ausgesührt worden. Die Wohnungen waren unbewohnt, denn die be treffenden Familien weilten in der Sommer frische. In allen drei Fällen ist eine Person ge sehen worden, die offenbar an den Einbrüchen be teiligt ist, wenn sie nicht den Diebstahl stets allein ausgeführt hat. Beschrieben wird der Verdächtige als 24 bis 26 Jahre alt, etwa 1,75 Meter groß, von kräftigem Körperbau, mit vollem, gesundsabrigem Gesicht, dunklem, mehr blondem Schnurrbart, be kleidet mit dunklem Uebcrzicher und schwarzem steifen Filzhut. Bei dem Einbrüche in der Prome- nadenstratze hatte der Unbekannte einen braunen Pappkarton, etwa 25 Zentimeter hoch und breit, verschnürt mit Bindfaden, bei sich geführt. Don dem bei einem Diebstahl erlangten Gut hat der Dieb vier silberne Becher und einen blau-schwarz und grünen Jackettanzug am 18. August im Leihhaus versetzt. Zweifellos hat er mit dem Versetzen eine Person beauftragt, die nicht mit am Diebstahl beteiligt gewesen ist. Wenn dieses der Fall sein sollte, so wäre es sehr erwünscht, wenn sich diese Person umgehend bei der Kriminalpolizei melden würde. Für die Wiedererlangung der gestohlenen Sachen ist eine Belohnung von 50 ausgesetzt. * Einbruchsdiebstähle. Zn eine Wohnung der Könneritz st ratze drangen Einbrecher und stahlen ein schwarzledernes Herren-Portemonnaie, etwa 55 .11 Bargeld und zwei goldene Chemisettknöpfe. — Aue einer Wohnung der St. Prtvat-Stratze in L.-Gohlis wurde» ein blauer, mit roten Streifen versehener Rockanzug, mit der Firmenbezeichnung S. Schuster, Leipzig", ein Winterüberzieher von schwarzem Stoff, ein Paar Schnürstiefel mit Lack spitzen, mehrere Ringe und andere Sachen gestohlen. — Durch ein Fenster einer Parterrewohnung in der Lortzing st ratze stiegen Diebe ein und ent- wendeten einen blauen Chevtotanzua, einen rost braunen Sommerüberzieher, ein Paar Schnürschuhe, eine dunkelrote Brieftasche, einen 20-Markschetn, ein Portemonnaie aus Krokodilleder, mit 140 ^1 Inhalt, ein silbernes, innen vergoldetes Zigarettenetui, ge zeichnet „II." u. v. a. * Gestohlen wurden aus einer Wohnung de« Thomasringes eine goldene Damen» remontoiruhr, gez. k. V.; von einem Hand wagen in der Thomasgasse ein neuer wol lener, farbiger Damenrock im Werte von 50 «kl aus einem Restaurationsgarten am Plösener W«g vier messingene Bierhähne, ein Manometer mit d«r Firma „Geor. Rost", vier Stechhähne mit Saugrohr, vier Schlauchverkuppelungcn und ein 2 m langer Gummischlauch. * Fahrraddiebe stahlen an der Hauptpost ein „Elite-Rad Nr 350228, in der Zwenkauer Str atze ein „Exzelsior"-Rad Nr. 186500, in der Stöckartst ratze ein „Schladitz' -Rad Nr. 2004 und in der W i n d m ü h l e n st r a tz e ein Fahrrad ohne Marke und ohne Nummer. * Festgenommen wurde gestern von der Polizei ein 26 Jahre alter Schriftsetzer von hier. Der selbe war in einem Gasthaus zu Rudolstadt als Aushilfskellner tätig gewesen und hatte dort aus einem Fremdenzimmer einen Geldbetrag von 125 .11 gestohlen, worauf er nach Leipzig geflüchtet war. Bet seiner Festnahme hatte der Dieb den größten Teil des Geldes noch bei sich. Sus Suchten. Dresden, 30. August. (:) Der Landes-Obstbauverein für das König reich Sachsen veranstaltet auch in diesem Jahre in Dresden mehrere Ob st Märkte in der Neu städter Markthalle. Als Tage hierfür sind der 21. und 22. September, der 19., 20. und 21. Ok tober und der 23. und 24. November in Aussicht ge nommen. * (*) Nerchau, 30. August. (Freche Ein brecher) waren in der Sonntagsnacht hier tätig. Sie drangen in die Stallungen des an der Gorne- witzer Stratze gelegenen Grundstücks des Fabrik arbeiters Pöge et«. Durch ein Geräusch erwachte dessen Ehefrau und ging furchtlos nach dem Stalle. Sie sah die Diebe eilig verschwinden und fand b»i weiterem Zusehen die Ziege in geschlachtetem Zu stande. * Dahlen, 30. August. (Denkmalsein- weihung.) Am 1. September findet hier die Ein weihung Les neuen Kriegerdenkmals in An wesenheit des Königs statt. Pfarrer Lehmann hält die Weihercde. u. Chemnitz, 29. August. (Einweisung.) In der heutigen Eesamtralssitzung erfolgte die Wceder- oerpslichtung des Bürgermeisters Dr. Hübsch- mann, der am 23. März d. I. von den Stadtver ordneten auf Lebenszeit wiedergewählt worden war. Ansprachen hielten im Namen des Rates Herr Oberbürgermeister Dr. Sturm, im Namen des Stadtverordnetenkollegiums Herr Vizevorsteher Stolze. Sodann dankte Bürgermeister Dr. Hübsch mann in längeren Ausführungen für das ihm ent gegengebrachte Vertrauen. Der feierlichen Ein weisung schloß sich ein Festmahl in den Räumen des Bahnhofshotels an. * Freiberg, 30. August. (Eine wildgewor dene Kub) Als heute früh auf der Station Hals brücke ein für das Rittergut Krummenhennersdorf bestimmter Transport Zuchtvieh ausgeladen wurde, ritz sich eine Kuh los und rannte nach Frei berg zu davon. Das wildgewordene Tier raste durch verschiedene Stratzen und rannte alle Leute, die ihr entaegentreten wollten, über den Haufen. Dem Milchkutscher Her klotz, der das rasende Tier aufhalten wollte, rannte die Kuh mit den Hörnern gegen den Unterleib und schleuderte ihn rück lings über sich hinweg. Herklotz schlug heftig auf die Stratze auf, so daß er besinnungslos liegen blieb. Als der inzwischen angekommene Ober schweizer des Rittergutes Krummenhennersdorf die Kuh einsangen wollte, rannte sie mit gesenktem Kopfe gegen iyn los. Dem Oberschweizer gelang es aber noch, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen. Schlietz lich sah man sich genötigt, da« tolle Tier, das sich bereit» ein Horn abgestotzen hatte, durch 3 Schüsse ntederzu st recken. Der verunglückte Herklotz hat dem „Freiburger Anzeiger" zufolge eine schwere Gehirnerschütterung erlitten und wurde in» Stadt- krankenhau» gebracht. Vie Sinmeihuns üer neuen ünguvusdrücke MIresürn. ?. Dresden, 30. August. Die neue Augustusbrücke, die an Stelle der Mitte Le» 18. Jahrhunderts oonPöppelmann erbauten Brücke errichtet worden ist, wurde heute vormittag 11 Uhr dem Verkehr übergeben. Da der König erst seit heute früh aus Tarvi» wieder hier eingetroffen war, war die Einsetzung des Schluß steins gestern nachmittag in aller Stille vorgenommen worden, so datz heute nur die feierliche Freigabe de» neuen Bauwerke» für den Verkehr erfolgte. Eine arotze Menschenmenge hatte den Platz umsäumt. An den Fenstern der umliegenden Gebäude, wie Land Vtenstas, 30. nugult 1910. tagsgebäude und Königliches Schloß zeigten sich über all zahlreiche Zuschauer. Flaggen in sächsischen und Dresdner Farben wehten von den Masten und die aus dem Elbstrom liegenden Dampfer der Sächsisch- Böhmischen Dampsschnsahrtsaesellschaft hatten über die Toppen geflaggt. Auf Altstädtcr Seite war links am Eingang der Brücke ein von Säulen getragener Pavillon errichtet, über dem die Königliche Krone angebracht war. Hier nahmen später der König und die Mitglieder der Königlichen Familie Platz. Gegen 11 Uhr trafen die zahlreich eingelabenen Gäste zur Einweihungsscier em. Man bemerkte die Mi nister mit Ausnahme des leidenden Finanzministers Dr. von Rüger, ferner den Stadtkommandanten General von Seidlttz, Krcishauptmann Dr. von Oppen und andere. Um 11 Uhr setzte die rechts am Eingang der Brücke aufgestellte Kapelle mit dem Krönungsmarsch aus den Volkungcrn ein. Gleich zeitig erschien der König, der Eeneralsuntform trug, und Prinz und Prinzessin Johann Georg sowie Prinzessin Mathilde. Sie wurden vom Oberbürgermeister Dr. Beutler empfangen und in den Pavillon geleitet. Alsdann trat Stadtbaurat Fleckals Vorstand des Tiefbauamtes vor und über gab mit einer kurzen Ansprache die Brücke dem Ober bürgermeister. Er gab dem Wunsche Ausdruck, datz die Brücke allem Andrang von Fluten und Eis trotzen und allen Wandel der Zetten überdauern und allezeit dem Wohle der Stadt Dresden und ihrer Bevölkerung dienen möge. Alsdann nahm Oberbürgermeister Dr. Beutler das Wort zur Weiherede. In dieser warf er einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Baues. Er erinnerte daran, datz es das elfte Projekt sei, das zur Ausführung gekommen sei und datz lange die Kunstfreunde sich dagegen gesträubt hätten, einen Abbruch der alten Brücke, die treu ihre Aufgabe er füllt, vorzunehmen. Ein solcher Abbruch hatte sich aber nicht vermeiden lassen. Die Anforderungen des Verkehrs seien größer geworden, und vor ihnen hätten die auf Erhaltung des Alten gerichteten Wünsche verstummen müssen. So übernehme er die Brücke mit dem Wunsche und der Hoffnung, datz sie ein neues Bindeglied zwischen beiden Usern wer den möge, datz sie besonders zum Aufblühen der Neustadt beitragen möge und datz sie allezeit ein Wahrzeichen sei, der Liebe der Bevölkerung zur Heimat und zum angestammten Herrscherhaus. Der Redner schloß mit einem Hoch auf den König, wobei die Musik mit dem „König segne Gott" einfiel und die schwarz-gelbe Schnur, mit der bis jetzt der Ein gang zur Brücke überspannt war, gelüst wurde. Vom Oberbürgermeister und vom Staotbaurat Fleck ge führt, überschritten der König sowie die übrigen Mitglieder der Königlichen Familie und die geladenen Gäste die Drücke, die alsdann sofort für Len öffentlichen Verkehr freigegeben wurde, während die Jnterimsbrücke gesperrt wurde. » Sport. * Neuer Welthöhenrekord. Ueber einen neuen Welthöhenrekord, den der Aviatiker Moräne ge schaffen hat, wird dem „Berl. L.-A." ausLeHavrc vom 29. August folgendes gemeldet: Der Aviatiker Moräne oollführte hier heute einen prächtigen Höhenflug, nachdem der mehrstündige Regen um 4 Uhr nachmittags endlich aufgehört hatte. Mehrere Aviatiker, darunter Lathan,, umkreisten bereits in beträchtlicher Höhe die Bahn, als auch der Blöriot- vtlot Moräne sich in die Luft erhob und sehr rasch in den grauen Himmel emporstieg. Latham, der aus seinem Antoinette-Eindecker in 300 Meter Höhe schwebte, war bald überholt. In graziösen Win dungen stieg der Eindecker Mo ran es, von den staunenden und bewundernden Blicken der Zuschauer verfolgt, zu den Wolken empor. Nach 25 Minuten glich er nur noch einem winzigen Punkt, schlietzlich entschwano er völlig den Blicken. Nach einiger Zeit tauchte er wieder auf und stieg nieder. Nur allmäh lich wurde der Flieger größer. Bald unterschied man wieder deutlich die weißen Flügel, und plötzlich schotz der Eindecker in einem Glenfluge von ver blüffender Kühnheit zu Boden, um leicht zu landen. Der Flug hatte 40 Minuten gedauert und die er reichte Höhe betrug nach den Messungen der Sito- meter 2040 Meter. — Der Aviatiker Moräne er zählte zu dem Fluge einem Berichterstatter: Als mein Höhenmesser 2040 Meter zeigte, stellte ich den Motor ab und begcrnn den Abstieg. Es waren 29 Minuten vergangen, seit ich den Boden verlassen batte, und in neun Minuten langte ich in dem Gleitfluae unten wieder an. Der Schotte Drexel soll in Wirklich keit eine Höhe von 2080 Metern erreicht haben, doch fehlt diesem Rekord die Bestätigung. — Es liegen weiter folgende Drahtnachrichten über erfolgreiche Flüge vor: * Bari», 30. August. Aus Dauai wird berichtet: Der Aviatiker Breguet unternahm gestern einen Aufstieg mit fünf Passagieren. Das Ge ¬ ist erstaunlich. Und warum sagst du mir da»? Ich kenne sie doch besser als du." Er drückte ihren Arm. „Mama, wir waren doch immer ehrlich zu einander. Verstell dich doch nicht, du weitzt ja gan- genau, wie e» um mich steht." Sie nickte nur wieder still mit dem Kopf. „Ein hoffnungsloser Fall, nicht wahr, Mama?" „Warum, Fred?" „Wie kannst du fragen. So etwas Schönes und Liebe» ist doch nicht für «inen armen Leutnant, zu mal wenn noch eine Million dranhängt." „Wenn der arm« Leutnant sonst ein braver, tüch tiger Mann ist und da» Mädchen von Herzen liebt, auch ohne die Million, dann fragt er nicht nach solchen Nebensachen." „Du hältst so etwa» für möglich?" fragte er atemlos. „Warum nicht?" „Mama, ist das dein Ernst?" Du ermutigst mich, um Ruth zu werben?" „Versuch getrost, sie dir zu erringen. Beller, sie wird dein Weib, als daß sie irgendeinem Mitgift jäger zum Opfer fällt." Er drückte ihren Arm, datz sie vor Schmerz zu sammenzuckte, aber sie mutzte doch lachen übet sein glückstrahlendes Gesicht. „Liebste, beste Mama, ob sie mich denn «in wenig lieb dat?" „Dummer Bub, das wirst du dir doch nicht von deiner Mutter sagen lassen. Selbst wenn ich'» wüßte, würde ich « nicht verraten." „Jetzt möcht' ich dir gleich auf offener Stratze einen Kutz geben, Mama." Sie say ihn zärtlich lächelnd an. „Mein Jung^ wenn ich da» erlebte, du und da» liebe, prächtige Geschöpf! Es wäre zu schön." Er sah gleich wieder ernst vor sich Lin. „Es ist ja Unsinn, daran zu denken, was würde der Konsul dazu sagen?" „Ja und Amen, soweit ich ihn kenne." „Du meinst nicht, datz er andere Pläne mit seiner Tochter hat?' Er wird nichts wollen, al» ihr Glück, da kannst du sicher sein." „Darf ich morgen schon wiederkommen. Muttchen?" „Nun soll er wohl gleich im Sturm vorwärts- gehen?" „Am liebsten kehrte ich gleich mit dir um und holt« mir Gewißheit." „Das wollen wir doch lieber bleiben lassen. Man soll nicht so heiß essen, als man kocht. Die Gelegen heit wird sich schon finden." „Du hast aut Sprüche reden, Mama. Mich treibt die Ungewißheit ruhelos von einem Ort zum anderen. „Das geht allen Verliebten so, mein lieber Junge. Das mutz durchgehalten werden. — Aber hier bin ich zur Stelle; willst du warten, bi» ich meine Einkäufe gemacht habe? Dann kannst du mich zurückbegleiten und das Haus nochmal von außen ansehen, das dein Glück umjchlietzt. Und wenn du ganz artig bist, ver rate ich dir, datz Ruth mit ihren Eltern heut' abend die Oper besucht." Er zerdrückte ihr fast den Arm. „Au, Junge, bist du toll?!" „Das ist die Strafe für dein hartherzige« Be tragen; die mutz auch durchgehalten werden." Sie lackten beide fröhlich auf, und die Majorin ging in einen Laden hinein, während Fred draußen wartend auf und ab ging. * * * Ruth kam vom Schlittschuhlaufen nach Hause. Fred hatte sie begleitet. Fast zwei Stunden hatten sie die knisternde Eisdecke befahren, ohne viel mit- einander zu reden. In ihren Herzen aber war sonniger, lachender Frühling. Noch hatte der junge Offizier das erlösende Wort nicht gesprochen, aber in seinem Herzen hatte sich leise die Hoffnung geregt. Er fühlt« mehr und mehr, mit ttefinnerlicher Glückseligkeit, daß leine Liebe erwidert wurde. Ruth verstand nicht, sich zu verstellen. Sie war ohne Falsch, und wenn sie auch glaubte, ihr süßes Geheimnis fest vor aller Augen in die Brust ge schlossen zu haben, so verriet doch mancher scheue Blick, «in heiße» Erröten oder ein leises Beben der Stimme, wie es um sie stand. Und Fred verlernte, verletzt zu sein, wenn sie, im Bestreben, ihr wahres Empfinden zu verbergen, kühle, abwehrende Wort« sprach. Was ihm früher ein Beweis ihrer Gleichgültigkeit schien, begann er richtig zu deuten. So wartete er nur noch auf die Stunde, um ihr seine Liebe zu offenbaren in Worten. — Sie verabschiedeten sich am Eingang der Villa. „Wollen Sie nicht mit hereinkommen, Fred? Sie Haven Ihrer Mutter noch nicht guten Tag gesagt." „Ich habe keine Zeit mehr, Fräulein Ruth. Bitte, bestellen Sie «inen Trutz an Mama." „Gern. Dann auf Wiedersehen morgen abend. Ich freue mich auf unseren Ball." „Und ich erst. — Leben Sie wohl." (Fortsetzung folgt.) Kunst miä Dillenlchslt. Leipzig, 30. August. Neue« Theater. Ueber die schwankenden Gestalten des Carmen-Dramas hebt sich ein Charakter be sonders empor neben der Titelheldin: Eecamillo. Er Ut «in ganzer Kerl. Sein Leben steht auf seines Degens Spitz«. Es gilt ihm kaum sonderlich viel, ob schon er es voll auszuleben eifrig trachtet. Lin« bru tale Kraftnatur, ist der Toreador imstande, sich aus den Armen eines üppigen Weibes in die des Todes zu werfen. Er lebt für den Tag, in seiner Art ein Stoiker, der die Annehmlichkeiten des Dasein» an nimmt, seinen Schattenseiten hingegen höchsten« ein leichte» Achselzucken zeigt. An unserer Bühne ist W. Soomer ein ausgezeichneter, W. Lüppertz ein vor trefflicher Vertreter dieses Charakter». Gegen beide erschien der Escamillo des gestern sein Engagement antretenden Herrn Kltnghammer recht farblos. Der Bariton des Genannten ist durchau» lvrischer Natur, also von vornherein nickt sonderlich für die musikalische Wiedergabe dieser Partie geeignet, für die e» energischer, ja zuweilen harter und dunkler, stet» aber großer Töne bedarf. Don einer individuell gefärbten Auffassung war gestern wenig zu ver spüren. Die sehr große, biegsame Gestalt, das immer aleichbleibende Gesicht mit seinem liebenswürdigen Ausdruck, die Eleganz und Gleichmäßigkeit im Auf treten — alle» da» vermocht« allenfalls den Toreador einer Maskenfeste« der guten Gesellschaft, bei weitem aber nicht jenen von Btzet im Künstleraeiste ge schauten zu vergegenwärtigen, vollend« paßte Herrn Klinahammer» Erscheinung und Passivität des Spiel» ganz und gar nicht in da» so überaus rea listische Milieu, da» als einer der glücklichsten Funde der hiesigen Opernregie betrachtet werden darf. Unsere Buhne erfreut sich augenblicklich de» Besitzes von fünf Baritonisten. Es wird immerhin inter essant sein, zu beobachten, wie sich der jüngst hinzuge- kommen, wohl entwickeln mag. — V?. Der 50. Todestag Friedrich Silchers (26. August) wurde in Tübingen, wo Sucher lange Jahre an der Universität als Musikdirektor ge wirkt hat, würdig geferert. Am Abend zogen die ver einigten fünf Tübinger Gesangvereine zum Silcher- Denkmal und eröffneten den Eeoächtntsakt durch Vor trag de» Silcherschen Bardenchors „Stumm schläft der Sänger". Di« Gedächtnisrede hielt der Vorsitzende des Schwäbischen Sängerbundes, Rechtsanwalt List von Reutlingen. Nach weiteren Ansprachen und Ge Lngen am Denkmal folgte eine gesellige Feier im Festsaal de» Museums, wobei Professor Wörz Silchers Leben und Wirken schilderte. An der Feier hat sich auch eine Nichte Silchers beteiligt. * Theatersubvention«« in der Schweiz. Es wird von Interesse sein, zu vernehmen, welche Subven tionen von feiten des Staates den Theatern in der Schweiz gezahlt werden. Nach einer Zusammen stellung im „Schweizerischen Zentralblatt für Staats und Gemeindeverwaltung" gibt Zürich jährlich seinem Theater einen Zuschuß von 50 000 Fr. und weitere 1500 Fr. für jede Volksvorstellung; Winter thur zahlt eine jährliche Subvention von 4000 Fr.; Bern zahlte pro 19M 35000 Fr. und pro 1910 40000 Fr.; di« Stadt Luzern gibt ihrem Theater jährlich 14 000 Fr., 2000 Fr. erhält es von feiten des Kurkomitees. Da, Theater inBasel bekommt au» der Staatskasse jährlich, bei einer Spielzeit von sechs Monate^ 80000 Fr. und bet einer Spielzeit von ieben Monaten 90000 Fr.; Schaffhausen gibt ährlich 5000 Fr. und in St. Gallen beträgt der tädtische Gesamtzuschutz 29000 Fr. Die Stadt lugano gibt keine Subvention, doch hat sie seiner zeit für SO 000 Fr. Aktien übernommen. Am meisten Subventionen erhält das Theater in Genf, nämlich im ganzen 199 427 Fr. lpro 1910). Trotz dieser Sub ventionen find die Geschäftsergebnisse der Theater nicht sehr befriedigend, weil einerseits die Betriebs kosten sehr hoch find und anderseits di« Einnahmen ganz von dem Besuch« des Publikums abhängen, da« den Theatern nicht genügend Interesse entgegenzu bringen scheint. * Theatermuhricht. Im Kurtheater zuFranken. Hausen am Kyfshäufer fand die Uraufführung des „EinakterznNus" „Kränze" („Marias Schatten", „Die erste Nackt" und „K. W ") von Alfred Fröhlich reichen Beifall. Der Verfasser wurde wiederholt ge rufen.
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