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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191010300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101030
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-30
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Der Einführer des diplomatischen Korps, Mollard, holte den Botschafter von der deutschen Botschaft ab und geleitete ihn mit dem Botschafts personal in von einer Eskadron Kürassiere beglei tetem Wagen zur Präsidentschaft im Elysee. Ein Bataillon Infanterie erwies dem Botschafter, als er vor dem Elysee eintraf, die Ehrenbezeigungen. Der diensttuende Offizier Hellot und der Palast kommandant Jacquillat empfingen ihn an dem un teren Ende der Freitreppe, während Mollard ihn zum Präsidenten geleitete. Bei Ueberreichuna seines Beglaubigungsschreibens richtete Frbr. v. Schön an den Präsidenten Fallieres folgende Ansprache: „Herr Präsident! Indem ich ^ihnen das Schreiben über reiche, wodurch der Kaiser, mein erhabener Sou verän, mich bei Ihnen als Botschafter beglaubigt, möge es mir zunächst erlaubt sein, Ihnen zu sagen, wie sehr ich die Ehre der mir anvertrauten Mission empfinde. Entsprechend bestimmten Befehlen Seiner Majestät hat diese Mission die Aufgabe, die guten V e z i e h u n g e n, die in so glücklicher Weise zwischen Frankreich und Deutschland bestehen, zu erhalten und zu befestigen und die schon so zahlreichen gemeinsamen Interessen beider Länder zu fördern. Ebenso wie meine Vorgänger, deren Mitarbeiter ich gewesen war. werde ich nicht aus hören, alle meine Bestrebungen auf die Erreichung dieser so wünschenswerten Resultate zu richten. Ich werde mich glücklich schätzen, wenn ich in Erfüllung meiner Ausgabe dahin gelange, Ihr Vertrauen, Herr Präsident, und die Unterstützung der Regierung und Republik zu gewinnen. Der Kaiser beauftragte mich, bei Ihnen ein Dolmetsch der Gefühle der A ch - tung und Sympathie zu sein, die Seine Maje stät in so hohem Krade für Ihre Person empfindet, und Ihnen die Wünsche zu übermitteln, die er für die Wohlfahrt Frankreichs hegt. Ich habe die Ehre, Herr Präsident, meine ehrerbietige Huldigung für den ersten Beamten der Republik hin zuzufügen." — Präsident Fallieres erwiderte mit folgenden Worten: „Herr Botschafter! Ich habe das große Vergnügen, das Schreiben, das Sie als außer ordentlichen Botschafter und bevollmächtigten Minister de? Deutschen Kaisers beglaubigt, entgcgenzunehmen uno Sic willkommen zu heißen. Die Wünsche für die Aufrechterhaltung und Befestigung der guten Be ziehungen, die zwischen unseren beiden Ländern be stehen, und für die Entwickelung ihrer gemeinsamen Interessen, denen Sie soeben Ausdruck gegeben haben, entsprechen den Intentionen der Re gierung und der Republik. Es war mir um so angenehmer, den Ausdruck dieses Wunsches aus Ihrem Munde zu vernehmen, als diejenigen, die den Vorzug gehabt, Sie während Ihres ersten Aufent haltes in Frankreich zu kennen, die Gesinnungen nicht vergessen haben, welche Sie stets an den Tag gelegt baben. Wie Ihr hervorragender Vorgänger, werden Sie bei uns nur das beharrliche Bestreben finden, Ihnen die Aufgabe zu erleichtern, deren Erfüllung Sic Ihre Bemühungen widmen sollen. Als Kaiser Wilhelm Sic zum treuen Dolmetscher seiner Ge danken erwählte, konnte er nicht daran zweifeln, daß Leipziger Tageblatt. hier ein sympathischer Empfana Ihrer harrte. Ich bin ganz besonders empfänglich für die Wünsche, die Seine Majestät mir durch Sie hat über mitteln lassen, ebenso für die Farin, in welcher Sie die Mission erfüllt haben. Ich würde Ihnen dank bar sein, wenn Sie Seiner Majestät mit meinen beste» Wünschen meinen aufrichtigen Dank ausdrücken wollen." Rach der Beendigung des offiziellen Emp fanges entwickelte sich zwischen dem Präsidenten Fallidres und dem Botschafter v. Schön ein sehr herz liches Gespräch. — Der neue Botschafter wurde so- dann mit demselben Zeremoniell zur Botschaft zurück geleitet, wie er ins Elysee geleitet worden war. Die deiitfch-tschcchifchkn Verhandlungen. ft. Prag, 29. Oktober. (Priv-Tel.) Die in offiziellen Verhandlungen zwischen den deutschen und tschechischen Vertretern wurden l)«ute fort gesetzt. Nach der kritischen Wendung les gestrigen Tages ist darin, daß heute keinAbbruch der Ver handlungen erfolgte, ein günstiges Symptom zu erblicken. Die tschechischen Parteien haben die Forderung der Tschechisch Radikalen, betreffend die Funktion zwischen dem Minoritätsschnlengesetc und die übrigen nationalen Vereinbarungen, zu der ihrigen gemacht. Die deutschen Parteien nahmen hierzu noch keine Stellung. Sturmfzenen in der französischen Kammer. Paris, 29. Oktober. (E.g. Drahtmeld.) Die Kammer setzte die Besprechung oer Interpellationen über den Aus st and der Eisenbahn beamten fort. Verschiedene Sozialisten warfen der Negierung vor, sie mache ihren Einfluß im Interesse der EisenbazngcjMchaften genend, und erhoben gegen die anläßlich des Ausstandes erfolgten Verhaftungen Einspruch. Par.nmcnt und Regierung erklärten, sie seien für die retzte Krcsis verantwortlich. Will m (Geeinigter Soz.) sprach sich darüber tadelnd aus, daß die verhafteten Mitglieder des Streikkomitees noch nicht verhört wurden und dadurch das Gesetz verletzt worden sei. Der Iustizminister erklärte, allen Perhasteten seien die gegen sie er hobenen Beschuldigungen bekannt. Niemand sei ge richtlich verfolgt worden, weil er sich am Ausstande beteiligt habe. Die Verhaftungen seien wegen der Angriffe auf die Freiheit der Arbeit und wegen Sabotage erfolgt. Im weiteren Verlaus der Sitzung kam es zwischen R eina ch und mehreren andern De putierten zu einem Zwischenfall. Als diese ihm vorwarfen, er erhebe gegen die Ungesetzlichkeiten, deren Opfer die Eisenbahner geworden seien, keinen Einspruch, erwiderte Rein ach: Die Ungesetzlich keiten seien nicht erwiesen, er warte auf Beweise. Die Sozialisten antworteten mit dein Rufe: Nieder mit den Juden! Iaurös machte eine Anspielung auf den Fall Dreyfus, wo er für Reinach eingetreten war. Iaur.s sprach über die in einem Artikel der „Humanite" gebrauchte Redewendung, die als Auf forderuna zur Ermordung Briands gedeutet worden ist. Iaur^s bestritt diese Absicht und warf der Regierung vor, sie habe Anstrengungen gemacht, einen Ausgleich herbeizuführen. Millerand prote stierte abermals. (Beifall.) Iaurös warf in hef tigen Morten den Ministern Niviani, Millerand und Briand vor, sie Hütten früher den »ordfranzösischen Arbeitern das Versprechen gegeben sie wollten mit ihnen für das Recht auf den Streik kämpfen. Die Regierung habe nickt das Recht, die Eisenbahner ein zuberufen, um den Streik zu verhindern. Redner be stritt die Berechtigung der von Briand ausgestellten Behauptung, daß der Eisenbahnerausstand eine Ver schwörung war. Im weiteren Verlauft: der Sitzung kam es zu überaus stürmischen Zwischenfällen. Iaures behauptete, er glaube weiter an eine De mission Vioianis, worauf Briand heftig antwortete. Viviani bestritt jede Rücktrittsabsicht. Das Ministerium sei solidarisch. Zu unbeschreib lichen Tu multszene ii tam es, als Briand er klärte, die Regierung würde sich im Notfälle nicht gescheut haben, um Herr der Eisenbahnen und Landes grenzen zu bleiben, zu illegalen Mitteln zu greifen. (Beifall auf der Rechten und im Zentrum,' ohrenbetäubender Lärm auf der Linken: Rufe: Ver räter. Diktator, Demission! Ein Deputierter will sich auf die Tribüne stürzen, um gegen Briand tätlich zu werden.) Nachdem Briand unter fortwährendem Lärmen geendet hat, wird die Sitzung abgebrochen und auf morgen vertagt. — Man befürchtet, daß einige Sozialisten sich an Briand vergreifen loonten. Fürst Viktor von Egling ft. u. Paris, 29. Oktober. (Priv.-Tel.) Im Alter von 7 t Jahren ist der Fürst Viktor von Eßling, der Enkel des Marschalls Massen«, gestorben. Er war unter dem zweiten Kaiserreich Vertreter von Nizza im Parlament, spielte aber seit dem Sturze Napoleons keine politische Rolle mehr. Jin letzten Jahrzehnt lehrte er in der Stille den zur Mode ge wordenen Napoleon-Kultus. Er besaß die voll ständigste Sammlung von Napoleon-Ec inneinngen. Wieder mal keine Spionage. Paris, 29. Oktober. (Eißt Drahtmeld.) Auf die Biättermeldung hin, es habe ein Unbefugter dao Innere des Unterseebootes „Messidor" photo graphiert, ließ der Marineminrster Erkundi gungen entziehen. Die Umfrage ergab, duß sich an Bord des Unterseebootes nichts Außerge- w ö h nliches ereignet hat. Der italienisch-türkische Zwischenfall. * Hodeidah, 29. Oktober. (Meldung der „Agencia Stefani".) Die aus der Beschlagnahme des Frachtschiffes „Sambuc" entstandene Situation hat an Schärfe verloren. Eine gütliche Bei legung ist wahrscheinlich. Der italienische Kon sul, der sich an Bord des „Sambuc" begeben hatte, ist nach dem Konsulat zurückgekehrt. Das italienische Kriegsschiff „Aretusa" nahm den „Sambuc" unter seinen Schutz und sandte eine Wache an Bord des Frachtschiffes, die bis zur Lösung des Zwischenfalles dort bleiben soll. Verschlimmerung im Befinden oes serbischc» Kron prinzen. —I— Belgrad, 29. Oktober. (Priv.-Tei.) Im Be finden des Kronprinzen ist neuerlich eine Verschlimmerung eingetreten. Infolge von Furunkulosen fiebert der Patient leicht. Auch stellte sich ein schwacher Lungenkatarrh ein. Verschlimmerung im Befinden Abdul Hamids. I> Saloniki, 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Wie die Aerzte erklären, ist Abdul Hamid zeitweise Nervenkrisen unterworfen und schwerhörig geworden. Man befürchtet, daß die kalte Witterung eine weitere Verschlimmerung herbeiführt. Rücktrittsabsichtcn des amerikanischen Botschafter in Konstantinopel. » Frankfurt a. M., 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Wie die „Frkf. Ztg." aus New Pork meldet, suchte der amerikanische Botschafter Straus in Kon stantinopel um seinen Abschied nach. Präsident Taft wolle aber das Abschiedsgesuch nicht annehmen, do das kleinafiatische Bahnprojekt noch nicht er ledigt ist. Theater unü Konzerte. Leipzig, 30. Oktober. Neues Theater. („Der Troubadour".) Herr Käse ist beurlaubt und Herr Coomer erbaute gestern abend an der Saale Strande die Halloren als Hans Sachs. Herr Lüppertz war zu der Strafrolle des Schauer mären erzählenden Ferrando verurteilt und Herr 'ilinghammer kam anscheinend nicht in Frage. Also bedurft- es für den Grafen Luna eines Gastes. Herr E. Bronsgeest (von der Hofoper in Berlin) stellte eine anziehende Gestalt in die Szene, ließ aber an charakteristischer Auffassung und markanter Her aushebung der schauspielerischen Hauptmomente nicht wenig zu wünschen übrig. Der Künstler verfügt über schönes, klangvolles, aber in der Höhe,etwas forciert angewandtes Material, wurde in erster Linie den von Empfindung getragenen Stellen am ehesten und befriedigendsten gerecht, gelangte aber eigentlich über das landläufig Gute und Anständige kaum hinaus. Jedenfalls kam er uns weder arragonisch noch italie nisch. Aber zuweilen, auf der Bühne wenigstens, soll man denn doch nicht gar so alldeutsch sein. Die Vorstellung verlief wenn auch nicht im Sande — da für sorgten die gesanglich perfekte Leonore des Frl. Eichholtz und der temperamentvolle Manrico des Herrn Urlus —, so doch im gewohnten Gleise. ü. 8. Josef Weiß. Der nc.vösc Ktaoierkünsller gab gestern wieder einen seiner beliebten Ktav-erabeude. Das musikalisch Wertvollste brachte er rn oen vier Rhapsodien Opus 11 von Dohnanyi, von denen be sonders die romantische zweite und die heitere dritte h-rvorjtechen. Schade, daß Herr Weiß nickt Herr seines Vortrages ist! Bei allem guten Wollen, was aus seinem Spiele spricht, fehlt es doch an der nötigen musikalischen Kultur. Hart und unver mittelt, oft ohne recht ersichtlichen Grund, stoßen dynamische Gegensätze aneinander, Melodien werden klanglos, ohne Tragfähigkeit herausgestochen, Rhyth men verschoben, Aeußerlichkeiten betont, Wichtiges fällt unvermerkt zu Boden, so daß man nie ein klares Bild von einer Komposition erhält. Will man nicht frivole Willkür annehmen, so bleibt bloß die schon gestreifte Erklärung, daß dem Künstler die Nerven nicht ge horchen. Eine Anzahl Transkriptionen Schumann- scher Lieder von sich hätte er besser ungespielt ge lassen: denn erstens ist die Zeit für Transkriptionen übcrhauot vorüber, und dann besitzt er nicht die musikalische Kraft, die Lieder musikalisch wertvoll zu gestalten. Sein« Arbeiten gehören bestens in den Salon. Daß er einige Stücke von Jensen spielte, sei besonders lobend anerkannt. Hier konnte man zum Teil auch wirklich guten Anschlag von ihm hören, jedenfalls war er da besser in Stimmung, als bei seinen ersten beiden Auftreten. ge),). Erster Liederabend von Lula Mqsz-Emeiner. Wieder einmal hatte man Gelegenheit, Liederspenden aus dem Munde einer hochbedeutenden Vortragskünst lerin entgegenzunehmen. Es war zum weitaus größ ten Teil Vollendetes, Vollkommenes, was man gestern zu hören bekam. Dies« auserlesenen Wirkungen, die Frau Mysz-Tmeiner mit ihrer tief durchseelten Vor tragsart im Verein mit deutlichster Textbehandlung und feiner Deklamation erzielte, ließen die kleinen Mängel ihrer warmen, satten Stimme, der «in ent zückendes Piano zu Gebote steht, durchaus vergessen. Mit feinem Geschmack wußte sie gerade die für die betreffende Stelle geeignetste Klangfärbung ihrer mo dulationsfähigen Stimme zu treffen. So sei nur an Schuberts „Fischer" erinnert, eine den höchsten An forderungen in der Charakterisierung entsprechende Leistung. Dabei trägt Frau Mnsz-Gmeiner in einer Weise vor, der Erkünstelte», auf den Effekt Berech, netes durchaus fremd ist. Aber gerade in der Natür lichkeit ihrer von reichem Gefühlsleben zeugenden Vortragsart liegt die tiefe Wirkung begründet, die sie auf all ihre Zuhörer ausübt und in Bann zu halten weiß. Sie sang acht Lieder von Schubert, darunter einige weniger bekannte, und je vier von H. Wolf und Brahms. Am Klavier saß Herr Eduard Behm, ein ebenso ausgezeichneter Begleiter wie vortrefflicher Künstler. Kein Wunder daher, wenn dem Publikum ein selten künstlerischer Genuß geboten wurde, wofür es durch reichen Beifall herzlichst dankte. 6. H. Der neue Müs. Nachdruck verboten. Berlin, 29. Oktober. Es wird erzählt, Ludwig Fulda habe sein jüngstes Werk, die Tragödie „Herr und Diene r", dem Deutschen Theater, in dem sie heute ihre Erstaufführung erlebte, anonym cingereicht, und erst nach der Annahme habe die Direktion zu ihrer Ueber- raschung entdeckt, wer der Verfasser sei. Ob die hübsche Geschichte wahr ist, weiß ich nicht: aber es würde mich wundern. Denn man sollte meinen, es wäre nicht schwer gewesen, hen Autor dieses Spiels zu erraten, das ganz den.Duktus der Fuldaschen Schreibart zeigt und sich al-r ein rechtes Kind seines Vaters erweist. Die geschickt .Formulierung der These, die glückliche Grundidee, die (dann freilich bei der kon sequenten Führung Schwierigkeiten macht, die leichte Maskierung moderner Alltagsgedanken in den bunten Flittertand eines erotischen, märchenhaften Kostüms, die klare, allzu klare Arithmetik der Szenensührung und der Dialoge, die Zuspitzung des ganzen Kon fliktes auf einige wenige verstandesmäßig hingesetzte Punkte mit Ausschaltung tieferer menschlicher Leiden schaften — das alles weist deutlich auf den Dichter des „Talisman", des „Heimlichen König" und ähn licher Theaterwerke. Dagegen steht allerdings auf der andern Seite in vielen Partien eine für diesen Dichter ausfallende Gründlichkeit und ebrlicke Ernsthaftigkeit der Durch arbeitung des Stoffes, eine männlichere Art, das Problem anzupacken und zu formen, eine aufrechtere Haltung des Schlusses. Gewiß, es ist immer nur ein kleiner Maßstab, in dem sich das Ganze hält; aber innerhalb dieser Grenzen erwuchs ein recht annehm bares Bühnenstück, und das dramatische Handwerk, mit dem es gestaltet ist, wuchs über die sonst bei Fulda gewöhnte Sauberkeit manchmal zu einer Straffheit auf, die vielleicht für ihn noch einmal einen Aufstieg erhoffen läßt. Wir sind im Perserlande, in einem historisch nicht mit Sicherheit zu bestimmenden Jahrhundert. Ieden- wlls in den Zeiten, da dort noch ein fröhlich-asiatilch- despotischer Absolutismus blüht, den es bekanntlich nur in Asien gegeben hat und gibt. König Kosru hat einen erprobten Ratgeber zur Seite, seinen Groß wesir Artaban, sagen wir: seinen persischen Reichs kanzler, der die Geschicke des Landes mit eiserner und glücklicher Hand leitete und dem Herrscher selbst im letzten Kriege durch seine Tapferkeit und Treue Sieg und Leben retiete. Das gibt monarchische Eifersucht, genährt von der Königin, die der unerschütterlich Ge treue einst, als er sie seinem Fürsten aus fernem Lande holte, und als sie dem Helden zu Füßen sank, ver schmähte; die ihn seitdem mit ihrem Haß verfolgt. Bei einem ritterlichen Schauturnier streckt Artaban einen Gegner nach dem andern in den Sand, und die Menge jubelt ihm zu, dem Unbesiegbaren. König Kosru bört die Rufe, die seinen Kanzler feiern, und der Ehrgeiz treibt ihn, selbst zu erproben, ob der Starke auch ihm standhalte: er fordert ihn zum Kampfspiel. Und siegt. Siegt wirklich? Zum Schwur fordert, gesteht der Diener, daß er den Herrn nicht überwinden wollte, und der König jagt den Ge fürchteten, der also mit ihm gespielt, der Aemter ledig, in die Verbannung aus sein Landschloß, wo den ge stürzten Minister sein holdes junges Ehegemahl er wartet. Doch in diesen Frieden bricht der König ein, gelockt vom Ruf der Schönheit Güljadens. Er sucht den verhaßten Nebenbuhler seiner Größe, der stolz und schweigend allen ungerechten Jähzorn trug, beim Teuersten auszustechen, was er besitzt: bei seinem Weibe, und da seine Verführungskuiist versagt, da Kiilsade erklärt, sie hätte mit dem Dolch, den der König ihr gab, um den Gatten zu töten, sich gegen den König selbst gewehrt, läßt er den Schuldlosen als Hochverräter gefangen nehmen, vor ein Scheingericht schleppen und zum Beil verurteilen. Eülsade aber eilt zum Hof und enthüllt den wahren Zusammenhang der Königin, die ihrem Gemahl den doppelten Frevel seines Tuns ins Gesicht schreit und so den Vollzug der Hinrichtung aufhült. Noch einmal will Kosru ver suchen, ob er den Unbeugsamen nicht beugen, ober er ihm gegenüber seine Königsherrlichkeit nicht be haupten kann. Dor seinem Weibe und vor sich selbst will er endlich in diesem Ringen als Sieger erscheinen, sich als Sieger fühlen, Artaban vor sich im Staube sehen, um sich von dem Wahn zu befreien, als König und als Mann der Zweite in seinem Reiche zu sein, und dann, geläutert und versöhnt, die Ruhe des Herzens und die Gerechtigkeit des Denkens zurückzu gewinnen. Aber auch in diesem letzten Probestück muß Kosru unterliegen. Artaban beugt wohl sein Knie vor ihm: aber nicht, um seine Gnade zu er flehen, sondern um ihn stolz zu bitten, sein Haupt dein Henker zu überliefern, wenn es des Königs Meinung sei, daß also dem Volke, dem Königsgedanken und der Dynastie gedient sei. Das erträgt der Uebermütige nicht, der gewohnt ist, im Herrenrausch nur bettelnde Sklaven um sich zu sehen; er gibt den Kampf mit dem überlegenen Diener auf und stößt sich selbst den Dolch, jenen ominösen Dolch, den wir schon kennen, ins Herz. Artaban bleibt. Die Königin winkt dem Henker ab. Dies Haupt kann Persien nun doppelt nicht ent behren. Man sieht: der zierliche Dichter Fulda hat sich hier ernsthaft um ein Problem gemüht, das immerhin der Mühe wert war. Ein Schuß Ibsen ist darin, und auch ein Schuß Hebbel — Namen und dichterische Begriffe, bei denen auch einem kraftvolleren Nachkömmling schwül werden könnte. Es ist keine Rede davon, daß er den Dingen, deren Tiefe und Schwerkraft seine Klugheit gewiß erkannte, auf den Grund gegangen wäre: aber der Versuch dazu ist sestzustellen und an zuerkennen. Um die menschlichen Kämpfe, die hier a isgefochten werden, und die ethischen Mächte, die hineinspielen, allein die Sache abwehren zu lasten, da zu „langte es nicht". So mästen denn vom Schluß des zweiten Aktes an gewaltsame Aeußerlichkeiten heran, nm das Stück weiterzuschicben und mühsam zu Ende zu treiben. Trotzdem ward ihm eine gewisse Geschlossenheil des Aufbaues gewahrt, zu der die Tatsache beiträgt, daß das Ganze auf vier Rollen ge stellt ist und sich vor allem Krimskrams überflüssigen Machwerks hütet. Harry Walden und Tilla D u - rieur als Königspaar, Bassermann und Lucie H ö f l i ch als Artaban nebst Gattin stellen dies Quartett. Der Schwerpunkt der Aufführung ruht« in Dastermanns Artaban, der den, Künstler allerdings wenig Gelegenheit zur Entfaltung seiner Mittel gibt, da diese Personifikation der Treue und Rechtlichkeit gar zu wenig nuanciert ist und ihr Darsteller Haupt sächlich zu schweigen, zu verschweigen, zu dulden und Edelmut und großen Sinn ohne Maß an den Tag zu legen hat. Trotz vereinzelten Zischens hatte die Tra gödie einen guten Erfolg, ohne freilich da« Publikum sonderlich zu erwärmen. Odoi-n. Nr. Wy. 104. Iahr-rm-. Der neue vizekönig von Kanton. * Peking, 29. Oktober. (Reuter-Meldung.) C h a n g m i n g ch i, ein fortschrittlich gesinnter be fähigter Beamter, ist zum diensttuenden Vize- könig in Kanton ernannt worden. Er wird der jüngste Gouverneur in China sein. Entsendung amerikanischer Truppen nach Kuba. D» New York, 29. Oktober. (Eia. Drahtmeld.) Liegen der in Kuba herrschenden Gärung sind 700 Mann nach Pinar del Rio gesandt worden. * Das Wettsliegen um de» Gordon-Bennett-Pokal. * Belmont-Park, 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Bei Beginn des heutigen Wettfliegens um den Gordon-Bennett-Pokal fuhr Leblanc gegen einen Pfosten und zerschmetterte sein Flugzeug. Leblanc selbst wurde unerheblich verletzt. Der Avia tiker Brookins verlor die Herrschaft über seine Wright Maschine und stürzte ab. Er wurde schwer verwundet. Zum Ueberlandslug Paris—Brüssel. A Brüssel, 29. Oktober. (Eigene Drahtmeldung.) M ahie u ist aus der Konkurrenz um den lleberland- slug Paris—Brüssel und zurück ansgeschieden, da seine Maschine defekt geworden ist. Brand auf der Brüsseler Weltausstellung. ftft Brüssel, 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Das Eaft'- „ Kosmo s " auf dem Gelände der Weltaus stellung steht in Flammen. Die Gefahr einer Ausbreitung des Feuers ist beseitigt. Die Cholera. Petersburg, 29. Oktober. (Eigene Drahtmeld.) In oen letzten 24 Stunden sind an Cholera eine Person gestorben und dreizehn erkrankt. Die Gesamt zahl der Erkrankten beträgt 1'3. Argentinische Preise an deutsche Aussteller. Buenos Aires, 29. Oktober. (Eigene Draht meldung.) Auf der Internationalen Eisenbahn- und Verkehrsmittel-Aus st ellung Buenos Aires 1910 sind an deutsche Aussteller 72 Kroße Preise, 31 Ehrendiplome, 32 Goldene Me daillen, 17 Silberne, .'» Brozene und zwei ehrenvolle Erwähnungen gefallen. Auf der Internationalen landwirtschaftlichen Ausstellung da selbst erhielten deutsche Aussteller 40 Große Preise, 28 Ehrendiplome, 106 erste, 26 zweite, 3 dritte Preise und 5 ehrenvolle Erwähnungen. Letzte Sanüelsnschrichten. ? Peking, 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Das Edikt, das die projektierte öproz. Anleihe im Betrage von 10 Millionen Pfund, rückzahlbar in 45 Jahren, mit Emistionskurs von 93 Proz., genehmigen soll, ist noch nicht veröffentlicht. Zwei Millionen sind für Unterstützung der Industrie in der Mandschurei und der Ueberschuß hauptsächlich für die Währungsreform bestimmt. * Prag, 29. Oktober. Zucker. Aussig Landungs platz Oktober. 19,00—19,10. Ruhig. s'brüte s vorhrr s heute ' vorher »oni. t ZI, US bS^ 71 ici'n i« Z41, ZI« 4.82 20 1.86 sa nom. 4L2.25 145'. Z4'« 54", U7 NI« 71 ! 104'3 " S2-K 125'3 75 * Havre, 29. Oktober, 12 Uhr. Wolle ruhig. November 171!4, Mai 176. * Havre, 29. Oktober, 12 Uhr. Baumwolle stetig. November 93!4, Dezember 9174, Januar 91V», Februar 91, März 91, Mai 90ft», Juli 90'/», Cep tember 88'/«. New York, 29. Oktober. Fondsbörse. (Schluß.) 118"« 251, 1^ Weld-Darlu» Et. do. Zinsrate für ietz!eDarl.d.Tag. Wechsel». Land. VN Tage Sicht Wechsel a. Land «able Tranes. z a« vo. Parts Sich« zi< do. Berlin Sicht i Silber per Unze! Norlb.Pac.-!»-,«. Nlchison, Top.a. S.Fs com.Sd. vo. preferred Balttm. a. Oh>ü elauada Pacific «Lhesap. a. Ohio- Chicago, Nltlw.! and St. Pani! 'Tonv.NiocSr.pr., Erie Rallroadt ! com. Shares ! 82-e 124'!« 75 do. 1 preferred 48^ Illinois «entrav IZS * New Port, 29. Oktober. (Eig. Drahtmeld.) Die Tendenz an der heutigen Fondsbörse charakteri sierte sich in ihrem ganzen Verlaufe als schwach. Das Geschäft war anfangs träge, meist professionell, und bestand hauptsächlich aus Realisationen und einigen Blankoabgaben. Für kurze Zeit wurde dann d«r Verkehr etwas lebhafter, und es trat auf Manipula tionen eine leichte Erholung ein, die aber bald wieder einer Ermattung wich, da von interessierter Seite und seitens außenstehender Kreise erneut Liqui dationen, speziell in Steels, vorgenommen wurden. Die Interventionstätigkeit blieb nur gering, da man den Bankausweis abwarten wollte. Die Börse schloß schwach. Aktienumsatz 190 000 Stück. New Pork, 29. Oktober. Produktenbörse. (Schluß.) LoutSv.a.Nashv. MtssouriKansaS and Dera« MtsfourtPactfic N. U. Sentral L Hudson-River N. B. Ontario and Western Norfolk a. West Pennsylvania Reading do. I.perferred Southern Pacific Southern RaUw comm. Shares vo. preferred Union Pacific do. preferred Wadashpreferr. Amalgam. Lopp AnacondaLopp. Unit. Stal. Steel Corp.com.SH 1021« t do. preferred New York, 29. Oktober. beut« vorher heute vorher rset,e» stau loko Oktober Tezember Mai L'ls Mai» Nau Oktober Tezember Mat Mehl, Spring rvheat clearS Getrridrfracht Petroleum, credtt batanc , Stand, whtt« Zucker Zinn Ehieago, 2 S7'« iN': 4^10 Z 9. Okt Uupser Standard loko C tira II goun- . dr» Northern Ltahlschieneu in New Iorl vaumwolle loko Oktober Dezember MLr, in New Orl. loko Schmalz, West. Steam . Roheit- Brolh. liaNrr, fair Rio Nr. 7 Oktober Januar Produktenbör 12,42"? 15.75 P 14*/ is Ilpi. 9.02 se. (Sc I O s - »5, «-40V0V 7Z HS ! heute l vorher i heute vorder »Sei,«« klau Trsrmver Mat Mai» Nau Lomber Schmats Okl. Januar ( uuo Iltckb NN Speck, short clear Porl Januar Schmrine-Iu. sntzr im Wetten in Chicago 10P-1, "k- -L"'' 17.05 W Truck und Perlag dez Leipziger rageblatteS «. P»O. ChesredaNeur: Tr. Ladivls Stettenhetm. verantwortlilh« Siebaktenr«: Fllr Politik Dr. A. Günther, lokal, und säihsisch« Angelegenheiten, Tag^chronik und Vermischte« V. «. Buttlar, das Seuilletou Paul «hhaumburg. Musik G. Segni«, Sport und Berichtssaal I. Haarsetd. gclr di« HanbeiSseltung «. «Irchrafh. Für de t. N> Ott» Leder, ellmlltch in Zuschriften sind nicht persönlich »>i adre Verlag, die Strdakti»» oder di« Gesa Tagrdtttttes zu rtck Unverlangten a ir n l l r . v l Porto belzufitgen. Für Slusbewahrv keine Gewähr übern mcn. ern -in de» ivüqer l Stuck- k, « wird Di« vvrliege«»« N»«»«r v»f«tzt S4 Seit«».
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