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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 30.10.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-10-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191010300
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101030
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101030
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-10
- Tag 1910-10-30
-
Monat
1910-10
-
Jahr
1910
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Le-uqS-Preis OK Leip»,, un» »Vorort» dnrch «s«. Trüge« und SpedUeure 2»«l täglich ins <>au? gebracht: SV mvnatl., L.7V^U »ierteiiähri. Bet untern ttilialen u. «n. nahmesiellen abgehvlir 72 monatig >.tt vierteijährl. Durch dir Poft: Innerkalb Deutschlands und der deutschen Kolonien vierteljLkrl. !i.vb monatl. I.rv ausschl. Postdeslcllgcld. ferner >n Belgien, Dänemark, den Tonaustaaten, Italien, Luremdurg, Niederlande, Nor wegen, Oesterreich-Ungarn, Nudland, Schweden, »chwei, u. Spanien. In allen übrigen Staaten nur direkt durch di« Geschästrsielle de« Blattes erhältlich. Ta« Leipziger Tageblatt erscheint 2 mal läglich. Sonn- u. geieriag» nur morgen«. Ütdonnemenl-Annadnie: Augusiutplatz 8, bei unseren Trägern, Filialen, Spediteuren und Annahinestellen, sowie Postämtern und Briesträgern. Einzelverkaussprei« der Morgen, »utgade lv »er Abend iuSgabe 2 -O WMtr Tageblatt Handelszeitung. ÄmlsbkalL des Rates und des Rokizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Preis Nr Inserat« au» Leipzig und Umgebung dt, ggelpaltene 20 nam breite Petitzeil« 22 ch, di« 74 mm breite Sieklame^Ue I von autwärt» 20 ch, Neklamen 1.20 Inserate «on Bebtrden im amtlichen Teil bie 74 mm breite Petitzeile 40 Srschäitranzejaei, mit Platzoorschristru und in der Abendausgabe im Preis« erhöht. Radau nach Taris. Beilagegebühr s a» p. Tausend exkl. Postgebühr. ssesterteilte Aufträge können nicht zurück- gewgen werden. Für da« it«scheinen an bestimmten Tagen und Platzen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen-Annahme: Lugustu-Platz 8z bei sämtlichen Filialen u. allen Annoncen- iälpeditionen Les In- und Auilanbe«. kstetaktlon und Seschäfktzstell«: Johannisgasse «. Fernsprecher: I4VV4 14691!, l4S»4. Hauvt-Filtale Dre-den: Seeslrahe 4, l (Telephon 4S2ls. 104. Jahrgang Nr. 300 Sonnmg. üen 30. Oktober ISIS. Das Wichtigste. * An der Universität Leipzig findet mor gen, am Reformationsfest, der Rektorats wechsel statt. Rektor für das Studienjahr 1910/11 ist Geh. Hosrat Prof. Dr. H Karl Lamprecht. * Bei den gestrigen Leipziger Stadtoerord netenwahlen der zweiten Abteilung wurden die Kandidaten des Bereinigten Bür gerwahlkomitees mit großer Mehrheit ge wählt. (S. d. des. Art.) * Das Anleihebedürfnis des Deutschen Reiches bleibt für 1911/12 auf 100 Millio nen Mark beschränk!. (2. Dtschs. R.) * Zn der Frage des französischen Eisen bahnerstreiks dürfte die Deputierten kammer eine bereits unter den Deputierten zir kulierende Tagesordnung mit großer Mehrheit an nehmen, die der Negierung volles Ver- tr aucn ausspricht. (2. Ausl.) * Der Kongreß der jungtürkischen Partei ist am Sonnabend in Saloniki eröfsnet worden, obwohl viele Mitglieder fehlten. * Der deutsche Botschafter in Paris, Freiherr v. Schön, wurde gestern vom Präsidenten Fal- lidres in Antrittsaudienz empfangen, fliehe Letzte Dep.) Kirche unü Freiheit. -Zum ReforniationSfest. Die neue Zeit ist auch an der Kirche nicht spurlos oorübergcgangen. Wie sich in ihr die Verhältnisse gegen früher geändert haben, dafür spricht aufs deutlichste die Tatsache, daß man non seiten kirchlicher Kreise anfängt, in der Oeffentlichkeit über religiöse Fragen zu diskutieren. Noch ist davon wenig bekannt, noch hegt mancher den Verdacht, als ob es sich nur um einen bedeutungslosen Versuch handelt, bei dem am Ende nicht viel herausspringt. Aber die Sache verdient Beachtung, weil hier eine Konsequenz gezogen wird, die von Anfang an im Wesen der evangelischen Kirche lag. Ihr inneres Recht baut sich auf die Selbständig keit und Mündigkeit ihrer Glieder. Christen, die der priesterlichen Leitung noch bedürfen, die noch nicht selbst die Verantwortung für ihr Seelenheil übernehmen können, sind nicht für die evangelische Kirche reif. Die Kirche erklärt aber damit den einzelnen für mündig, wenn sie ihn mitreden läßt über ihre eigensten Angelegen heiten, über die Religion. Schon Luther hatte das Prinzip des all gemeinen Priestertums aller Christen aufgestellt, doch in der Praxis blieb es trotz aller Refor mation bei der geistlichen Autorität. Was die Kirche predigte, mutzte das Volk annehmen, wenn es sich nicht von der Kirche innerlich loslösen wollte. Die Bevormundung in Fragen der Religion entspricht jedoch in keiner Weise der neuen Zeit. Wohl nimmt der moderne Mensch gern Belehrung an und entzieht sich im allgemeinen auch nicht Einflüssen religiöser Art, aber er läßt sich nichts aufzwingen, er duldet nicht, daß man seine An schauung reglementiert. Daher ist es durchaus verständlich, datz sich einige Vertreter der evangelischen Kirche ent schlossen haben, in öffentlicher Versammlung bei freier Rede für jedermann aufzutreten und das auszusorechen, was sie als ihre Ueberzeugung gewonnen haben. Gewiß darf darüber die Predigt nicht vernachlässigt werden, der Gottes dienst ist und bleibt der wichtigste Ausdruck der Religion; aber es erweckt doch in der Oeffentlichkeit der Prediger ein ganz anderes Vertrauen, wenn er auch den Einwürfen und Bedenken gegenüber, wie sie gerade in der Gegenwart zahlreich auftauchen, standhält, wenn er über diese Dinge mit fdh reden läßt. Der Prediger, der höchstens in seiner Studierstube unter vier Augen auf Einwürfe zu antworten bereit ist, vergißt, daß er für die Oeffentlichkeit da ist. Er soll nicht nur dem engen Kreis derer, die sich zur Kirche halten, dienen, sondern er soll auch denen etwas sein, die im Strudel des modernen Lebens noch keine Gelegenheit fanden, über die letzten und höchsten Fragen des Lebens mit sich ins Reine zu kommen. Es ist ungerecht, von diesen zu verlangen, sie möchten in die Kirche gehen. Gewiß hindert sie nichts daran, aber die Gefühlswiderstände lassen sich nicht so einfach überwinden. Gerade weil die Kirche bisher stets mit dem Anspruch auftrat, daß jedermann sich ihrer Autorität zu beugen habe, gerade weil sie freie An sichten bei sich höchstens duldete, nicht aber als gleichberechtigt mit den traditionellen aner kannte, darum ist es begreiflich, daß der an freie geistige Bewegung gewöhnte Mensch des 20. Jahrhunderts schwer in ihr heimisch wird; er wird sich leicht als ein Fremder Vorkommen, der nicht in diesen Kreis gehört. Die Kirche soll erst einmal den Beweis liefern, daß sic wirklich sich mit moderner Frei heit verträgt, daß sie es nicht nötig hat, ab weichende Ansichten zu unterdrücken, daß sie der selbständigen Ueberzeugung ihrer Prediger Spielraum läßt. Tatsächlich ist in den letzten Jahrzehnten ein Wandel eingetreten. Natür lich besteht an vielen Orten noch ein mora lischer Druck gegen die „Modernen", aber die oberste Kirchcnbehörde, das Landcskonsistorium, setzt der freien Entwickelung keine Schranken. Es giebt bei uns keine „Fälle" von Maßrege lung freisinniger Prediger. Diese Tatsache ist in der Oeffentlichkeit noch viel zu wenig bekannt. Vielmehr bestehen in weiten Kreisen die Vorurteile fort, daß die Kirche eine geistige Zwangsanstalt sei. Das muß durch die Tat widerlegt werden, einfach indem jeder Prediger frei heraussagt, wie crs meint. Dafür gibt, wie wir oben ausführtcn, die öffentliche Versammlung Gelegenheit. Die öffentlichen religiösen Diskussionen haben nun aber nicht den Zweck, in einseitiger Weise bloß die modern religiösen Anschauungen zu verbreiten. Dazu wird eben diskutiert, datz jeder, auch der Religionsfeind und selbstverständ lich auch der orthodoxe Christ, seine Ansicht ver treten kann. Natürlich möchte die Form eine solche sein, daß der Andersdenkende nicht ge kränkt wird. Es ist unchristlich, in den Ver handlungen über den Glauben bitter zu werden und womöglich dem Gegner schlechte Motive unterzuschiebcn. Wer sich an der öffentlichen religiösen Diskussion beteiligen will, mutz sich bequemen, diese kindische Art aufzugcben. Das Prinzip der Freiheit erfordert die An erkennung des Rech tjes jeder Meinung. Also auch der Vertreter §es traditionell dogma tischen Christentums soll i-ort Gelegenheit haben, seinen Standpunkt zu entwickeln und zu ver teidigen. Der nötige Takt wird bei gutem Willen bald gelernt. Die katholische Kirche kommt für die Diskussion nicht in Betracht. Sie verträgt die Freiheit nicht. Ausgeschloffen ist nicht, daß sie sich in Zukunft anders entwickelt, für die Gegenwart beweise die Unterdrückung des Mo dernismus durch den Papst, daß sie am Autori- tätsprinzict noch festhält. An der Tatsache der öffentlichen religiösen Diskussionen wird wieder klar, was unser Volk der Reformation Luthers zu danken hat. Es hat eine Kirche, die zwar gewiß nicht als Bild aller Vollkommenheit er scheint, die auch in mancher Hinsicht die Zeichen der Vergangenheit an sich trägt, die aber ent wicklungsfähig und mit Freiheit vereinbar ist. Noch hat sie nicht die Freiheit mit Bewußtsein zu ihrem Grundsatz gemacht, noch geht sie zag haft auf diesem ungewohnten Boden, aber die Hoffnung ist vorhanden, datz sie den Segen der Freiheit ganz erkennt. 2n der freien Ent wickelung aller religiösen Kräfte des Volks lebens liegt ihre Zukunft. Den Zwang und die Autorität mag sie ruhig dem römischen Priester überlassen; ihre Bestimmung ist es, daß die Christen aus eigenem inneren Trieb zu ihr kommen und als freie Menschen den Frieden ihrer innersten Sehnsucht finden. Die Relle ües üeutlchen Kranprimen nach Ästen. Rur ein paar Tags noch, und der Kronprinz des Deutschen Reiches tritt von Genua aus die Fahrt nach Asien an, auf der ihn seine Gemahlin bis Ceylon begleiten wird. Wenn es in unseren Tagen auch nichts Ungewöhnliches ist, daß die Thronfolger großer Reiche sogenannte Weltreisen unternehmen, so rief die am l>. August publizierte offiziöse Mitteilung, der Kronprinz werde eine Studien- und Informations reise bis Ostasicn unter Berührung von Indien an treten, eine gewiße lleberraschung hervor. Im Laufe der Zeit erschienen dann weitere kurze Nachrichten, die sich auf diese Neise und auf die Vorbereitungen dazu bezogen. Zn regelmäßigen wissenschaftlichen Vorträgen hat sich der Kronprinz an der Hand von Karten und Lichtbildern über die Grundzüge der Geographie der einzelnen zu besuchenden Länder, über ihre Pflanzen- und Tierwelt, ihre ethnographischen Verhältnisse, die historische Entwickelung und über die wirtschaftlichen und politischen Fragen, welche den fernen Osten betreffen, unterrichten lassen. Man wird sich erinnern, daß die Zusammensetzung der kronprin glichen Reisegesellschaft eini ges Befremden erregte, da die öffentliche Meinung der Ansicht war, für diese Znformations- und Studien fahrt hätten sich als Begleiter weit eher Männer der Wissenschaft, der Technik, des Handels, der Industrie usw. geeignet als nur Militärs, die für die großen wirtschaftlichen Fragen, die bei unseren Beziehungen zu Asien im Vordergründe stehen, doch nur geringeres Verständnis haben. Diese Bedenken haben keine Be rücksichtigung gefunden, so daß gehofft werden muß, der Kronprinz werde an Ort und Stelle, bei den deutschen Gesandtschaften und Konsulaten, die passen den Männer antresfen, die ihn über alle einschlägi gen Fragen zu unterrichten vermögen Noch größere- Aufsehen als bei uns im Deutschen Reiche hatte das Projekt der Ali- ureise des Kron Prinzen im Auslande, namentlich bei unseren englischen Vettern, erregt. Natürlich witterte man jenseits des Kanals allerhand schwarze Pläne, kon struierte die ungeheuerlichsten Gerüchte und verstieg sich sogar zu der Behauptung, der Besuch des Kron prinzen in Tokio solle die künftige Austeilung der Inseln im Chinesischen Meere zwischen Japan und Deutschland vorberciten. Daß der Kronprinz Indien besuchen werde, nahm man in England freundlich aus, und es ist nicht daran zu zweifeln, daß er in dem gewaltigen indischen Reiche eine großartige Aufnahme finden wird. Eine Reihe höherer Beamten sind ihm dort als Begleiter bestimmt worden. In China sieht man dem Eintreffen des deutschen Thronfolgers mit besonderen Erwartungen entgegen, ebenso darf er sich einer herzlichen Aufnahme in Japan und den sonsti gen Staaten, die er berührt, versichert halten. Wie erinnerlich geht die Fahrt von Genua aus über Ceylon nach Indien, Siam, Peking, Tokio und zurück auf dem Landwege über Sibirien. Daß das persönliche Erscheinen des Kronprinzen an den asiatischen Höfen der Stärkung des deutschen Ein flusses gute Dienste leisten kann, ist nicht in Abrede zu stellen. Ob sich sonst die an diese Reise geknüpften Hoffnungen erfüllen werden, läßt sich nicht Vorher sagen, man darf nicht zu hochgeschraubte Erwartungen in solche Fahrten und deren Einwirkung auf fürstliche Reisende setzen. Jedenfalls wird der Kronprinz von dem redlichen Willen beseelt sein, in fernen Ländern Augen und Ohren offen zu halten und die Eindrücke, die er dort empfängt, die Erfahrungen und Kennt nisse, die er sammelt, in geeigneter Weise zum Nutzen der deutschen Heimat zu verwerte». Daß sein freund liches Wesen ihm allenthalben die Herzen öffnen wird, davon sind wir überzeugt. Sin Mziüles promeumria. Zn ihrem Rückblick schreibt die „Nordd. Allg. Ztg " unter Bezugnahme auf die letzte Rede des Direk tors des Hansa Kundes, den Führern des Hanjabundes könnten Vorschriften über ihre Agi tationsweise natürlich nur aus dem Hansavunde heraus gemacht werden, wohl aber sei es ihr, der Zeitung, Recht und Pflicht, zu warnen, wo ihr eine Schädigung allgemeiner Inter essen entgegentrete. (Warum ist dann das offiziöse Blatt nicht längst schon gegen die Demagogie des Bundes der Landwirte ausgetreten? D. Red.) Die „Nordd. Allg. Ztg." kommt dann auf das Programm des Reichskanzlers zu sprechen und er innert daran, daß der Abg. v. Oldenburg kürzlich die Notwendigkeit einer scharfen Bekämpfung der Sozialdemokratie betonte. Auch der Reichskanzler sehe darin eine der Hauvtausgaben der Regierung und der Parteien. Die ernsten Symptome von Moabit und anderwärts sprächen deutlich von den Fortschritten der revolutionären Mastenoer- betzung, deren Uebermut durch die Zwietracht der staatserhaltenden Kräfte nur erhöht werden ninne. Den von dem Abg. v. Oldenburg erhobenen Vorwurf, die Regierung habe in Moabit Schwäch« ge zeigt, weist da» Blatt zurück. Die „Nordd. Allg. Ztg." geht weiter auf das Ge biet der Finanzpolitik über und schreibt: Gelingt es, einen guten Etat aufzustellen, der streng und sparsam ist und doch allen Anforderungen, namentlich der Wehrkraft, gerecht wird, so ist damit ein sehr wichtiges Programm durch den Etat ver wirklicht. Der neue Etat wird zeigen, daß man dem Ziele einer Gesundung der Reichsfinan zen ein gutes Stück näher gekommen ist. Dieses Resultat rechtfertigt zugleich die Annahme der Rclchsfinanzrcform trotz ihrer Mängel durch die Re gierung. Die Vorarbeiten zum Reichshaushaltsetat für 1911 haben zu einem dem Finanzplan für 1909/13 entsprechenden Ergebnis geführt. Die unge deckten Matrikularbeiträge werden aus 80 Pfennig pro Kopf gehalten, trotzdem sind zur Fortentwickelung des Heeres und der Marine, so wie zur Abbiirdung des Fehlbetrages von 1910 die er forderlichen Mittel in den Ausgaben vorgesehen. Dieser Abschluß war nicht ohne Schwierigkeit zu er reichen. Die Eesamteinnahme von 1910 wird den sehr vorsichtig bemessenen Voranschlag knapp er füllen. So kann der Etat für 1911 die Zölle und Steuern nicht allzuviel höher schätzen als der gegen wärtige Etat. Zur Herstellung des Gleichgewichts müssen auch die erhöhten Ueberschüsse der Reichs betriebe und die zu erwartenden Einnahmen aus dem dem Reichstage vorliegenden Zuwachssteuergesetz herangczogcn werden. Die Erträgnisse werden auch herangezogen werden müssen, um die Veteranen über das jetzige Maß hinaus zu versorgen. Trotz dem im Jahre 1911 für die Ausführung des Flotten planes, Erweiterung des Kaiser-Wilhelm-Kanals, Erweiterung des Fernsprechnetzes und für die Eisen bahnen namhafte Beträge erfordert werden, ist es gelungen, den Anleihebetrag erheblich niedriger zu halten als im Jahre 1910. Darin zeigt sich die wohltätige Wirkung der neuesten Finanzgcsetzgebung. Diese Ergebnisse seien nur durch weitgehendste Sparsamkeit errungen. Nach wie vor sei die Gesundung der Reichsfinanzen eine der dringendsten politischen Aufgaben, und wer sich um dieses Ziel müht, der wirkt nach einem Programm von überaus praktischer Bedeutung. (Das letztere soll doch wohl heißen: in absehbarer Zeit kommt eine neue Finanzreform. D. Red.) Deullches Reich. Leipzig, 30. Oktober. * Die jährliche Berufung des sächsischen Land tages. Ein anscheinend offizröser Artikel, der durch „Wolffs Sächsischen Landesoicnst" verbreitet wird, sucht in längeren Auseinandersetzungen die Gründe darzulogen, warum der sächsische Landtag nur aller zwei Jahre zusammentritt. Zunächst ist darin die Vudgetsragc erwähnt. Die günstigen Erfahrungen mit den zweijährigen Ltatspcrioden hätten bewiesen, daß sich die sächsischen Staatseinnahmen sehr wohl für zwei Jahre im voraus berechnen lassen, ohne daß die wirklichen Einnahmen und Ausgaben von dem Voranschlag in wesentlich größerem Umfange ab weichen, wie in Staaten mir einjährigen Finanz perioden. Der Begründung, die der Freisinn für die jährliche Berufung vorbringt, die Forderung der steten Fühluna zwischen Regierung und Ständen, wird durch den Einwand begegnet, daß Angelegen heiten, die nach höchstens anderthalb Jahren kein Interesse für den Landtag mehr haben, für das Wohl des Staates und des Volkes nicht wesentlich jein dürften. Das Interesse des Volkes an seinem Parlament könne am besten dadurch gefördert werden, daß sich die Parteien bemühten, die wirklich großen Gesichtspunkte aus dem Leben der Bevölkerung heraus der Regierung klar zum Ausdruck zu bringen, nicht aber durch Häufigkeit und Länge der Sessionen. Weiter führt der Artikel noch die Kostenfrage gegen die jährliche Einberufung des Landtags ins Feld. Es würde nichr nur eine Verdoppelung der Tage gelder der Abgeordneten eintreten, sondern auch die in den Ministerien beschäftigten hohen Beamten müßten vermehrt werden, wenn ihre Zeit durch di« jährlichen Sessionen in Anspruch genommen würde Der Artikel schließt mit der Bemerkung, daß von einem der angesehensten Parlamentarier sehr weit gehende Vorschläge für die Vereinfachung der Gc schäftsführung des Landtags gemacht worden seien, die die Sessionen wesentlich abkürzen könnten. Es wäre gar nicht ausgeschlossen, daß der nächste Landtag sich zunächst mit den Geschäftsvercinfachungen be schäftigen werde, und nicht, wie bereits angekündigt worden ist. wieder mit der Frage der jährlichen Ein berufung des Landtags. * Ueber die landwirtschaftlichen Unterrichtskurfe im sächsischen Heere berichtet der Landeskultur rat für das Königreich Sachsen in keinem Jahres berichte für 1909: „Landwirtschaftliche Unterrichts kurse für Soldaten fanden in den Monaten Februar bis Juli in den Garnisonorten Bautzen, Dresden, Freiberg, Großenhain des XII. (1. König!. Sächs.) Armeekorps und Chemnitz, Döbeln, Leipzig, Leis nig, Plauen, Wurzen und Zwickau des XIX. !2. König!. Sächs.) Armeekorps statt. Im ganzen naben 903 Unteroffiziere und Mannschaften unter Anwesenheit von Offizieren an den Kurien teilge nommen. Die Teilnehmer gehörten in überwiegen der Mehrzahl dem landwirtschaftlichen Berufe an. Jedoch auch Angehörige anderer Berufsarten haben an dem Unterrichte teilgenommen. In den Kursen wurden alle Disziplinen der Landwirtschaft behan delt. Der Unterricht wurde in der Hauotsache von den Landwirtschaftslehrern erteilt, jedoch auch Beamte der landwirtschaftlichen Kreisvereine. Offiziere, Tierärzte und praktijche Landwirte haben Vorträge gehalten. Die Berichte sprechen sich günstig über die abgehaltenen Kurse aus und befürworten deren Fortsetzung. Die Kommandostellen heben den großen Nutzen des Unterrichts hervor, einige empfehlen aocr eine Verlegung auf die Sommermonate, da dann das Gehörte bis zur Entlastung der Mann schäften besser hastet, und die Anregung, zum alten Berufe zurückzukehren, nachhaltiger zu werden ver spricht."
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