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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 24.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101124025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910112402
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910112402
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-24
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Be-ugS-Prei- Itr Leivjig uuv Boron« durch Lrtger und LpeLueur« 2»al täglich »« Hau« gebrachl 00 nouaU., L.7O^k vierteliätzrl V«> unl«r» Filialen ». Ln» »ahmesieLen abgetzott: 75 monati., 2.25 vierttljLhrl. Durch die Poft: iuarrhald Deuitchlano« und der deulichen Kolonien vieNeliLdrl UtU moaatl. Id!« aurichl. PolldelleUgcld. ferner w Belgien, Dänemark den Donauslaateu, Zlallen. Hurembura, Niederlande, Noe» wegen. Oesterreich Ungarn, Siudlaud, kchweden, Ächweiz u Spanien In allen übrigen Staaten aur direkt durch di« Äeichältdstelle de» Blatter erhältlich. Dal Lel»,>ger Taged-att erlchemi 2 «al täglich. Sonn, u yeieri^« nm morgen». üU>onn«mrnl»Lnnadw, Augukuävlatz 8^ bei unteren Drägern, zoia.en «nebaeure» und Annahmestellen, sowie Postämtern und Briefträgern. «tn,elvelkavl»vr«i« der Morg«n» »»«gab« 10 der dlbendauigab« 5 ch. Nr. 324. Abend-Ausgabe. eiMer Tageblatt Handelszeitung. Amtsvlatt -es Rates und des Nolizeiamtes der Stadt Leipzig. Vonnerstsg, üen 24. November l9!0. Auzeiften-Prei- Or Jaferat« an» Ueiruug und Umgebnnq dw Sgeivaltene SO mm breite Petit,eil« 25 H, di« 74 mm breit« äieklamezeile I ^lk No» aulwtrt« UV die kl amen OA) Inserate von Sedärden >« »milichen D«il die 74 mm breit« Petitzrile «0 ««schäitran^igen mit P advorfchristtn und in der Adendauigabe >m Preiie erhöht, btabatt nach Daris. Beilagegebühr 5 p. Tauieno ex kl. Postgebühr. ssesterteilte Aulträge können mchk lurück- gejsgen werden. Aü- da« strscheinea an brstlmmten Tagen und Plähen wird kein« Garantie übernommen. Anzeigen» Annahme: Augustu«vlah 8, he> sämtlichen giliale» u. allen Annoncen. Expeditionen oe» Zn» und Aurlandet. Itedaktion und Geschäftsstelle! JobannlSgasse dl vernsprecher I46S2. I46W, I46S4. Haupt-Silial« Lreäden: Eeesttahe 4,1 (Telephon 46DI). l04. Jahrgang. Die lächlilche Negierung un- -ie Lanütsgsmshten. Von „Wolffs Sachs. Landesdienst" wird folgende offiziös inspirierte Mitteilung verbreitet: Ein hier und da in der Presse aufgetauchter Ar tikel beschäftigt sich mit dem Verhältnis der sächsischen Regierung zu den kommenden Reichstagswahlen. Hierzu wird uns von zu ständiger Seite mitgeteilt, daß die bevorstehenden Reichstagswahlen überhaupt noch nicht den Gegenstand besonderer Erörterungen im Schoße der Regierung gebildet haben. Ein direktes Ein greifen der Regierung durch den Verwaltungs apparat des Ministeriums des Innern ist in Sachsen völlig ausgeschlossen, da die Verwaltungs beamten zu einer direkten Betätigung in politischer Beziehung bisher noch niemals angehalten worden sind und auch in Zukunft nicht angehalten werden. Weiter bestehen innerhalb der sächsischen Regierung keine Stimmungsunterschiede, „den Dingen ihren Lauf zu lassen" eder „eine Wiederholung der Reichs tagswahlen von 1903 zu verhindern". Die Mitglie der der Regierung sind vielmehr stets bestrebt, le diglich die ihren Ressorts unterstellten Ange legenheiten sachlich, ohne politische Nebenabsichten zu erledigen. Ohne jeden Zusammenhang mit den Reichstagswahlen aber stehen die aus d-r Borro - mäusenzyklika entstandenen Affären, zu denen die Regierung überhaupt keine Stellung ge nommen hat. Ebensowenig sind die Entschließungen der Regierung in bezug auf die Reichstagswahlen in wirtschaftlicher Hinsicht beeinflußt, da wirtschafts politische Maßnahmen nicht nach der Gunst des Augenblicks, sondern nach den Bedürfnissen des Lan des getroffen werden. Vollkommen aus der Luft gegriffen ist endlich der Gedanke, den sächsischen Landtag bis nach Erledigung der Reichstogswahlen zu vertagen. Dies geht schon voraus hervor, d..ß dann eine sachgemäße Erledigung des Staatshaushalts gänzlich ausgeschlossen wäre und eine Bewilligung der von der Regierung er betenen Mittel zu staatlichen Ausgaben dadurch von ihr selbst verhindert werden würde. Lsns-omnes Rellllutianen. Die letzte Phase des englischen Parla ment s k a m p f es vor derAuflösung begann amMitt- wochnachmittag mit der B e r a t u n g der Resolu tionen, die Lord Lansdowne am Montag im OLerhause angekündigt hatte. Die Sitzung, über die wir bereits in der heutigen Morgennummer kurz be richteten. endigte ohne Resultat und wurde schließlich auf Donnerstag vertagt: London, 24. November. (Tel.) Das Haus war am Mittwoch noch stärker besetzt wie am Montag. Lord Lansdowne erklärte, wenn die Opposition von einer Beilegung der Meinungsverschiedenheiten zwischen beiden Häusern gesprochen habe, so habe sie Zm Spätsommer -er Liede. 2s Roman von B. Corony. (Nachdruck verboten.) Infolge des gerichtlichen Aufrufes wurde als ein zige berechtigte Erbin die Nichte der Verstorbenen, eine Choristin namens Toni Lübben ermittelt. Nach den üblichen Formalitäten lieferte man ihr das Erbe aus. Mit der geheimnisvollen Besucherin der Therese Gusenbauer konnte sie nicht identisch sein, denn erstens war die Choristin an dem Theater einer weit ent fernten Stadt engagiert, dann aber sollte nach Aus. sage der Kellnerin die schwarz gekleidete Dame eine nur mittelgroße, sehr schlanke Figur gehabt haben, während die Lübben eine wahre Walkürengestalt be saß. Ein Blick auf ihre derbe, Lroße Hand zeigte auch, daß die Choristin unmöglich Handschuhe wie den ge fundenen getragen haben konnte. Verschiedene Zeugen wurden aufgerufen, unter ihnen auch der Kutscher, in dessen Wagen in der Nacht vom 15. zum 16. Juli nach 2 Uhr an der Ecke der Stiftgaffe eine schwarze, verschleierte Frau eingestiegen wa-. Er meldete sich und sagte aus: „Die Dame kam gegen 10 Uhr nachts an meinen Standplatz, hat sich nach der Stiftgasse fahren lassen und mir befohlen zu warten, aber erklärt, es würde wohl eine Stunde oder auch noch länger dauern, ehe sie zurückkäme. Ich habe wohl ein etwas mißtrauisches Gesicht gemacht Na. das ist alleweile so 'n« Sache! Daraufhin gab mir die Fremde Geld und zahlte so nobel, daß ich jetzt ruhig abwarten konnte, ob sie wiederkam oder Nicht. Sie :rm aber auch nach 2 Ubr förmlich laufend. Wird wohl Angst gekriegt haben, so allein in der unheim lichen Gegend." „Und wohin ging die Fahrt dann?" fragte Prosper. Der Mann nannte eine vornehme, von Anlagen begrenzte Straße. Dort habe di« Dame halten lassen, ihm nochmals Geld gegeben, sei ausgestiegen und in den Anlagen verschwunden." „Sahen Sie nicht, wo sie sich endlich hinbegab?" „Nein, sie blieb wohlso lange hinter den Bäumen und Gebüschen, bis der Wagen fortfuhr. Mag wegen eines Liebesabenteuers unterwegs gewesen sein." Ueber das Aeußere der Unbekannten konnte er eine Beilegung gemeint, die nach sorgfältiger und voller Diskussion auf der Grundlage von etwas wie Gleichheit zu erfolgen habe. Was die Regierung aber meine, sei überhaupt keine Beilegung. Die Vetobill sehe eine Periode des Aufschubs im Falle von Meinungsverschiedenheiten vor. Nach Ab lauf dieser Periode würde das Oberhaus überhaupt nichts mehr über die betreffende Angelegenheit zu sagen haben. Die Opposition wüdre gern irgendein geregeltes Verfahren sehen, durch das in Fällen ernst hafter Meinungsverschiedenheiten die beiden Häuser zusammentreten und einen vereinten Versuch zu ihrer Beilegung unternehmen könnten. Nach Ansicht der Opposition sei keine vollkom mene Regelung möglich, außer auf der Grundlage eines reformierten und neu gebildeten Oberhauses. Lord Lans downe gab am Schluffe seiner Rede zu, daß die wirk lichen Schwierigkeiten erst beginnen würden, wenn die Einzelheiten des Planes zur Beratung gelangten. Aber das sei kein Grund, den Versuch nicht zu machen. EarlofCrewe betrachtete die B i l l a l s t ot. (Gelächter.) Er gab zu, daß eine ausführliche Debatte über die Vorschläge Lansdownes notwendig sei. Es werde sich die Lage erg-ben, daß die liberalen Vorlagen einem Referendum unterworfen würden, die konservativen aber nicht, wenn in ge wissen Fällen die vcrgeschlagcnen gemeinschaftlichen Sitzungen beider Häuser eingeführt würden. Was die Finanzen angehe, so liefen Lansdownes Resolutionen nicht aus große Zugeständnisse hinaus. Der Erzbischof von Canterbury tadelte die Regierung, weil sie an verschiedenen Versuchen zur Reform des Oberhauses nicht teilgenommen habe, ferner, weil dis Auflösung des Parlaments ang-ckündigt wurde, bevor sie Len Lords zur Diskutierung der Vetobill Zeit ge geben Hütte. Er glaube. Lansdownes Resolutionen seien das Resultat der Diskussionen in der Veto-Kon ferenz, er bitte daher dringend, die Frage ehrlich und klar vor das Land zu bringen. Das Oberhaus setzte die Beratungen bis in die späte Stunde fort, doch immer unter geringer An teilnahme des Hauses. Der Erzbischof von Pork tadelte die Regierung wegen der H ast, mit der sie die Frage vor das Volk gebracht habe. Nach weiterer Debatte wurde die Sitzung auf Donnerstag vertagt. Der Bürgerkrieg in Mexiko. Die Meldungen über die revolutionäre Bewegung in Mexiko lausen sehr spärlich ein, es wird an scheinend eine sehr strenge Depeschenzensur ausaeübt. Aber auch die wenigen, sich oft widersprechenden Nach richten lassen erkennen, daß die Lage sehr ernst ist. In unserer heutigen Morgennummer konnten wir die Meldung verzeichnen, daß sich Madero, der Führer der Aufständischen, zum Präsidenten habe ausrufen lassen, heute trifft, gleichsam begründend, die Nachricht von der Ermordung Porfirio Diaz' cm: Berlin, 24. November. (Tel.) In New York ist aus Texas die Meldung eingetrossen, der Präsi dent von Mexiko, P o r f i r i o D i a,, sei gestern von Revolutionären ermordet worden. New York, 24. November. (Tel.) Anscheinend authentische Nachrichten aus El Paso (Texas) be sagen, die mexikanische Regierung habe alle Städte im nördlichen Mexiko wieder im Besitz. Revolution in Brasilien? Das „Berl. Tagebl." und der „Berl. Lok.-Anz." verzeichnen die Nachricht aus Rio de Janeiro, dort seien schwere Unruhen ausgebrochen. Die brasilianische Flotte sympathisiere mit den Auf ständischen. Londoner Meldungen besagen da gegen, daß es sich bei den Unruhen nur um eine Meuterei auf einem vor Rio de Janeiro ankernden brasilianischen Kriegsschiff handele. Die Bewegung trage keinen politischen C«harakter. Wir verzeichnen nachstehend die einzelnen Meldungen: London, 24. November. (Tel.) Die Blätter ver öffentlichen eine gestern abend in Barrow in Furneß eingetroffene Privatmeldung, nach der die Mannschaften brasilianischer Kriegs» schiffe gemeutert und Rio de Janeiro beschossen haben. Auch einige hiesige Finanz häuser erhielten die telegraphische Nachricht, daß ein Teil der brasilianischen Flotte sich empört Habs. Einzelheiten liegen nicht vor. London, 24. November. (Tel.) Ein hiesiges Blatt veröffentlicht Privatmeldungen, nach denen die Lage in Rio de Janeiro bedenklich sei und jedes Geschäft stocke. Es seien jedoch zwischen Seeoffizieren, die sich an Land befinden sollen und den Meuterern Verhandlungen im Gange. London, 24. November. (Tel.) Wie ein hiesiges Blatt meldet, erhielt die brasilianische Ge sandtschaft von ihrer Regierung eine Meldung, nach der der Aufruhr in Rio de Janeiro keinen politischen Charakter trägt. Die Mann schaft eines im Hafen von Rio de Janeiro liegen den Dreadnoughts meuterte gegen ihre Offiziere, Loch sind von der Regierung alle Maßnahmen zur Unterdrückung der Bewegung ge troffen worden. politische Nachrichten. Der Arbeitsplan des Reichstags für di« nächsten Tag«. ist folgender: Zunächst werden die vorliegenden Interpellationen besprochen werden und die ersteLesung des Kurpfuschergesetz es vorgenom men werden. Am Montag oder Dienstag soll die erste Lesung des Schiffahrtsabgaben gesetzes begonnen werden, für die man drei Tage in Aussicht genommen hat. Eventuell soll in der nächsten Woche noch ein Schwerinstag abgehalten werden. Daran wird sich die erste Etatslesung an schließen. Zur Frage der Kinderkommunion in Frankreich. Paris, 24. November. (Tel.) Unter dem Vorsitz des Erzbischofs von Reims, Kardinals Lucon, ver sammelte sich gestern im katholischen Institut eine große Anzahl von Bischöfen, um über den päpstlichen Erlaß betreffs des Alters für die erste Kommunion zu beraten. Es heißt, das Episkopat habe, um dem päpstlichen Erlaß Rechnung zu tragen, den Beschluß gefaßt, daß die Kinder im Alter von sieben Jahren die erste Kommunion empfangen können, aber die erste feierliche Kom munion werde, wie bisher, im 11. und 12. Jahre stattfinden. nähere Angaben nicht machen. Sie sei ungefähr mittelgroß und sehr schlank gewesen, aber durch den schwarzen Schleier wären die Züge nicht zu unter scheiden gewesen. Nach ihren leichten behenden Be wegungen zu urteilen, müsse es sich aber um eine junge Person gehandelt haben. Einige Tage brachten die Zeitungen noch Berichte über den mysteriösen Vorfall, dann schlief die Sache allmählich für die Öffentlichkeit ein. Man schloß sich dem Ausspruch der Aerzte, daß überhaupt kein Verbrechen begangen sei, an. um so mehr, da tatsäch lich nichts geraubt schien, wenn auch kein Zweifel darüber bestehen konnte, daß eifrig nach etwas gesucht worden war. Aber vielleicht hat die alte Wucherin selbst alles nach einem verlangten oder in Verlust geratenen Gegenstand durchwühlt. Möglicherweise beschleunigte die Aufregung sogar ihr Ende. Therese Gusenbauer war eine zu unsympathische, berüchtigte Person gewesen, als daß man lange über das Rätsel ihres Todes nachgedacht hätte. Die polizeilichen Nachforschungen wurden unent wegt fortgesetzt, und zwar ganz besonders eifrig von dem jungen Geheimpolizisten Kurt Werner. Er glaubte nicht an die natürliche Todesursache, und es lag ihm daran, die Besitzerin des zierlichen Handschuhs zu ermitteln. Hinter dem Schleier, der die Gesichtszüge der Unbekannten so dicht verhüllte, mußte sich seiner Ansicht nach ein tragisches Geheim nis verbergen. Zweites Kapitel. Die Großstadt war mit waldähnlichen, für den Fahr, und Reitverkehr bestimmten, aber auch den Fußgängern sehr angenehme Gelegenheit zu Aus flügen bietenden Anlagen reichlich versehen. Vor einem kleinen Cast-Haus saßen Kurt Werner und sein Freund, der Schauspieler Karl Engelmann, rauchend und plaudernd. Der beliebt« jugendliche Liebhaber wußte die Unterhaltung stets gut zu be herrschen und war von vielem unterrichtet, was in der Stadt vorging. „Du mußt eine Detcktivkomödie schreiben, Kurt", scherzte er, seinen Mokka schlürfend. „Das ist jetzt modern und füllt die Kaffe. Ich gebe sie zu meinem Benefiz." ..Ach. laß doch die Albernheiten! Mir gehen ernstere Dinge durch Len Kopf", rief Werner ärgerlich. „Nicht um die Welt möchte ich einen Beruf haben, bei dem man so griesgrämig und hypochondrisch wird!" Eine Kavalkade, bestehend aus einer Dame von auffallend interessantem Aeußern sowie aus mehreren älteren und jüngeren Herren, kam vorüber. Die Pferde gingen in langsamem Trab, so daß man die Personen genau betrachten konnte. In angemessener Entfernung folgten die Reitknechte. Die Dame, der das dunkelblaue Reitkleid wie an gegossen saß, war mädchenhaft schlank, ohne trotzdem anmutig gerundeter Formen zu entbehren. Unter dem Hut drängte sich üppiges, raben schwarzes Haar bis tief in die Stirn, fast bis an die stolz geschwungenen Brauen, die sich über großen, müden, leidenschaftlichen Augen wölbten. Das Ge sicht zeigte feine, regelmäßige Züge, war aber schmal und bleich. Er gelmann stand aus und grüßte. Sein Gruß wurde mit leichtem Kopfneigen erwidert. Dann sprengte die Kavalkade in die grüne Däm merung hinein. „Echtes Naffcroeib. die Etelka von Almaffy!" rief der Schauspieler entzückt. „Beherrscht ihr Pferd, ein nichts weniger als lammfrommes Tier, als ob sie Kunstreiterin wäre." „Du kennst diese pikante Schönheit? Wohl eine junge Künstlerin? fragte Werner. „Fehlgeschoffen! Die Witwe des vor zwei Jahren verstorbenen Kommerzienrats Arno von Kronau. Mit der Jugend ist es nicht mehr weit her, aber das rut Etelkas Reiz keinen Abbruch. Was mich an belangt, ich finde die reiferen Frauen, die das Leben kennen, viel verlockender als albern«, naive Gänschen, wennschon auch diese ihre unleugbaren Vorzüge haben. Bemerktest du vielleicht den jungen Mann, der dicht neben ihr ritt?" „Ja. ein sehr schöner Mensch." „Und augenblicklich der entschiedene Günstling dieser vielumworbenen Modedame. Schon manche arme Motte verbrannte sich an der heißstrahlenden Sonne ihrer Augen. — Aber, ich fürchte, jetzt ist der glänzende Falter Etelka von Almaffy selbst einer Flamme zu nahe gekommen und hat sich die leichten Flügel versengt. — Es ging ihr, wie schon mancher i n Hochsommer des Lebens stehenden Arau. die ver zweifelnd das Herannahmen des Herbstes fühlt und sehnend die Arme nach einem letzten glühenden, be- Nachkliinge zum französischen Eisenbahnerstreik. Paris, 24. November. (Tel.) Bezüglich der Ad sicht der Kammergruppe, für die Wiederan st el- lung der entlassenen Bah »bedien ste ten einzutreten, schreibt der „Figaro": Der Ausstand der Eisenbahner war ein Verbrechen gegen di« Nation. Wenn sich unter ihnen Leute befinden, die deshalb zu hart büßen, werden wir cs nur billigen, wenn man ihnen gegenüber Milde walten läßt: aber von einem Eeneralpardon, der einem Rückzüge gleichen würde, kann keine Rede sein. Das wäre ein Vergehen gegen die öffentliche Meinung. Meuterei an Bord eines englischen Kriegsschiffes. London, 24. November. (Tel.) Die Blätter be richten über einen Zwischenfall an Bord Les Linienschiffes „Mars" in Portsmouth. Aus unbekannter Ursache erhielten die Mannschaften seil einem Monat keine Erlaubnis, an Land zu geben. Einige Unzufriedene verhöhnten des halb die Vorgesetzten; drei von ihnen wurden degradiert und zehn andere in Haft ge nommen. Wiedereröffnung der kretischen Nationalversammlung. Kanea, 24. November. (Tel.) Gestern vormittag wurde die Nationalversammlung im Namen des Königs von Griechenland wieder eröffnet. Die Kammer erneuerte ihr Ansuchen an die Mächte wegen Vereinigung mit Griechenland. Die türki schen Deputierten erhoben kernen Widerspruch. Sus Leipzig UN- Umgegen-. Leipzig, 24. November. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 25. November 1910. Nordostwind, heiter, kälter, trocken. Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel ringsumher, starke Schneedecke, fester guter Weg bis Smnaberg. Bäume stark mit Rauhfrost behangen, unbedeutender Graupelfall. Fichtelberg: Ununterbrochen schwacher Nebel, gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker anhaltender Reif, großartiger Rauhfrost. Errichtung einer Stuüiensnvatt für Kliiüchen. Den Stadtverordneten ist nunmehr die vom Nate bereits angekündigte Vorlage über die Errich tung einer Studienanstalt für Mäd chen zugegangen. Danach hat der Rat beschlossen: 1. an der 1. höheren Schule für Mädchen einen drei- klassigen Aufbau mit den wissenschaftlichen Fächern der höheren Mädchenschulen unter Hinzutritt von philosophischer Propädeutik und Psy chologie, sowohl mit wahlfreiem Latein als auch 2. einen sechsklassigen Neben- und Aufbau nach Art des R e f o r m r e a l g y m n a s i u m s zu errichten. Das Schulgeld für die drei Ober klassen beider Abteilungen (Obersekunda, Unter prima und Oberprima) soll 240 Ut für hiesige, 260 -4t für auswärtige und 540 -<l für reichs ausländische Schülerinnen betragen, während für die drei unteren Klassen der real gymnasialen Abteilung (Untertertia, Obertertia und Untersekunda) ein Schulgeld von 200 .<( für hiesige, 300 -4t für auswärtige und 500 .<( für reichsausländische Schülerinnen erhoben werden rauschlnden Glück ausbreitct, das sie festhalten möchte u>» jeden Preis, und das ihr doch plötzlich in Nebel und Nichts zerfließt. — Der hübsche, dreiundzwanzig jährige junge Mann, der Sohn des Rittergutsbesitzers von Röhling, studiert hier Landwirtschaft. Das heißt, was sein Studium betrifft, das ist sozusagen Redens art und Formsache. Er wendet die Zeit lieber anders an, hat bereits zahlreiche galante Abenteuer erlebt, ist erklärter Liebling der Frauen und auf dem besten Wege, ein echter Don Juan zu werden. Er besitzt wehlpepflegtc Talente. Theo ist guter Musiker, un ermüdlicher Tänzer, passabler Dichter und amüsanter Plauderer. Diese Eigenschaften machen ihn zu einem sehr beliebten, gesuchten Gesellschafter, der auch Sen größten Kreis in animierte Stimmung zu versetzen ioeig, und das graue Gespenst der Langeweile überall zu vertreiben. Junge und ältere Damen schwärmen feurig für ihn, und er leert den Becher des Genusses mit durstigen Zügen. Lange erfreut sich keine Schöne seiner Treue. Der temperamentvollen Etelka von Almaffn wird es nicht besser gehen. Sie aber dürste sich weniger ergeben in das Unabänderliche fügen " „Warum nennst du die Dame immer von Almassn, da sie jetzt Kronau heißt?., „Ich stelle sie mir am liebsten in den Gefilden ihrer südlichen Heimat vor. wo die kleinen Pferde über die Steppen rasen und die Zigeuner ihre wilden, schwermütigen Weisen fiedeln. Die Frau mit der Feuerseele hätte nie in eine nordische Stadt kommen, nie sich von Sucht nach Glanz und Reichtum verlocken lassen dürfen, dem viel älteren ungeliebten Mann ihre köstliche Jugend zu opfern." „Herr von Kronau hinterließ seiner Witwe gewiß ein kolossales Vermögen?" „Nicht gerade. Universalerbe wurde Rolf, sein Sohn erster Ehe. der jetzige Chef der Firma. Ein außerordentlich tüchtiger Geschäftsmann, der aber über Leichen gehen würde, wenn es seinem Vorteil gälte. Selbstverständlich erbt« auch Frau von Kronau gc nirgend, um sehr auskömmlich von ihren Renten leben zu können. Aber sie ist außerordentlich ver schwenderisch, führt ein großes Haus und verbraucht viel mehr, als sie besitzt. — Interessiert es dich. Näheres übe: die Dame zu erfahren?" „Gewiß, wenn du mir etwas von ihrer Vergangen, heit und ihren fetzigen Verhältnissen erzählen kannst." „Einiges schon. Etelkas Vater war ein reicher Magnat, den seine kostspieligen Liebhabereien zu-
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