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Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 29.11.1910
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-191011290
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-19101129
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-19101129
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-29
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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^ezukS-Prei» 'ür L«lp«ia und <»»r»rt« durch «Hm» Träger und bvrdllrurr T»«l II«Iich in« Vüu» gebrachi: j»v n»««U.. L.7»^» vicrlrsiLhtt Bet unt«, ». Lr» naymrjlellen «dgeysli, 7» ch »»Ml^ L.LL »irrttltthrl. Durch dt« V»R: i«nrrb«ld Druiichtund« und der diuchch« «ewniev virrrelit-rt. !t.<d »x-tt. I^S autlchl. Poftdcfteü-eld. fteruer >u velqien, DLnemurk, den D-oaustaut«, .iialien, Luxemburg, Sitederland«, Rur weg en, Oetlerrelch-Ungar», »irchlaud, Schmedea, schrveiz u. Spanien. I» alle» übrigen Staaten nur direkt durch du ÄeichtUrnelle or« Via««« erhLttuch. Lar Leipziger Tageblatt rricheuu 2 »al läglich. Sonn- u. Fei-riaa« nur morgen«. Ävonne>nenl.Lnnal,me: Buguüulplatz 8, v«, unsren Trägern, Filiale», Spediteuren und Annahmestellen, sowie Postämtern und Bttesträgern. Linzelperkansdprei» der Morgan, aurggbe 1v Ts, der «ibend intgabe s Stedaktton und Geschäft-stellar Johannldgafle v. Sernsprecher: 14«^ 14«», 14«4. Morgen-Ausgabe. UeiMer Tageblatt Handelszeitung. Amtsblatt des Rates und des Notizeiamtes der Ltadt Leipzig. ^".n;c^cn-'r.'ret5 stdt Ichaear« au» i.cioi g und tlmgebuaq dch staifpaltene -0 nun brat» PettchaS» » ch, dl, 7« WM brttt» «roain^eil« l^g m» «—wär», N NeNa»»» l.» Jcherat» »an «ah-rda» i» a»Mcha» Teil die 7» »nr brrtt, Bettrzett« 4t) Td Ochchästtaazeigen mit Platzparschrtsten und tu der Sbandautgad« im Preise erhöht, «adatl nach Taris. BeUaaagedüdr ü ast p. Tausend exkt. Postgebühr. ssestertestta Lui träge können nicht zmttdk- gezogr» werden. Aür da« ürscheinen an bestimmten Tagen und Plätzen wird keine Garantie übernommen. «neigen. Annahme: Anguftugplatz 8, bei simtttchen Filiale» a. allen Lnnonren- Azpedittonen de« In» und Audlande«. »-»pt-Filsale «arlt»: starl Duncker, Hrr^gl. Batzr. Heftzuch- Handlung Lützowstrad« tO. ftel.phoa VI, «r. 4«S). Haupt-Filiale Dresde«: keestrebe 4,1 (Teiephen 4«it). M. 329. Vienstsg, »en rs. Nooemder ISIS. l04. Zshrgsng. Das Dichiiglte. * Der Landeskulturrat für das König reich Sachsen ist am Montag in Dresden zur 50. Sitzung zusammengctreten. (S. d. bes. Art.) * Der Reichstag begamr am Montag mit der ersten Lesung des Sch-issahrtsabgabenge- setzes. sS. Leitart. u. Reichstagsbericht.) * Der Reichshaushaltetat ist am Montag dem Reichstag zugegangen. (S. d. bes. Art. u. Dtschs R.) * Das englische Parlament wurde gestern nach einer Rede des Königs aufgelöst. Die Aus schreibung der Neuwahlen zum Unterhaus er folgte sofort darauf. (S. Ausl. u. Letzte Dep.) * Auf der Tankanlage der Deutschen Petro leumverkaufsgesellschaft bei Berlin ex plodierten 60000 Hektoliter Benzin. (Siehe Letzte Dep.) SchMhttsskgsden. Die Begründung des „Entwurfs eines Gesetzes, betreffend den Ausbau der deutschen Wasserstraßen und die Erhebung von Schiff- fahrtsabgaben". hebt mit einem trefflichen Satze an: „Der Ausbau des deutschen Wasser straßennetzes ist eins der wirksamsten Mittel zur Förderung des nationalen Wirtschaftslebens und deshalb eine der wichtigsten Aufgaben der inneren Politik." Zu diesem Satz kann man nur aus vollster Ueberzeugung sein „Sehr richtig" sagen. Aber das Gesetz mit dem ebenso langen, wie schönen Namen, das dem Reichstag am Montag zur ersten Lesung vorlag, hat mit dieser hochwichtigen Aufgabe und diesem so wirksamen Mittel nicht das mindeste zu tun. Darüber würden auch beredtere Regierungsvertreter, als Herr non Bethmann und der preußische Eisenbahn minister Herr von Breitenbach, nicht haben hin- wegtäuschen können. Herr von Bethmann wartete im wesentlichen mit einem schönen neuen Begriff auf: Die hilflosen Strombeiräte, die beschließen, aber nicht die Ausführung ihrer Beschlüsse herbeiführen können, sie bedeuten ihm eine „neue staatsrechtliche Form des Genoffen schaftsgedankens". Aus dem trockenen Kuchen der Breitenbachschen Ausführungen läßt sich nicht einmal eine so magere Rosine heraus picken, und flüchtete man von den Ausführungen der Vertreter der einstimmig gewordenen ver bündeten Regierungen zu dem Gesetzentwurf selbst zurück, so konnte der Eindruck höchstens noch schlechter sein. Die Vorlage enthält nämlich das strikte Gegenteil dessen, was ihr Titel verspricht. Ausbau der Wasserstraßen? Nun, die plan- und systemlose Versorgung einiger will kürlich herausgegriffener Wasserstraßen wird nun und nimmermehr als der Ausbau des deutschen Wasserbaunetzes bezeichnet werden können. Man muß sich gegenwärtig halten, daß Oder und Weichsel in dem sogenannten Plane vollständig fehlen; daß von den wich tigen Nebenflüssen der großen deutschen Ströme gerade die beiden wichtigsten, Mosel und Saar, ausgelassen find. Man muß sich klar machen, warum andere Wasserstraßen in das Gesetz hineingenommen wurden: Die Kanali sierung des Mains als Preis für Bayern, des Neckars al» Preis für Württemberg; Oldenburg ist für seine Zustimmung im Bundes rat der Kanal durch die Moorgegend Tampe- Dörpen zugedacht: die Rheinmittelstaaten sotten durch die Vertiefung des Niederrheins und durch Regulierungsarbeiten am Bingerloch, Sachsen durch die Elbevertiefung und durch den Kanal Kreypau — Leipzig ge wonnen werden. Wofür gewonnen werden? Für die Grund- idee des ursprünglichen preußischen Planes? Ach diese Grundidee, von der Herr von Breiten bach ruhigen Mute, sprach, ist ja durch alle die Konzessionen und Kompromisse bi, zur absoluten Unkenntlichkeit entstellt worden. Wa, übrig geblieben ist, ist nur eine Belästigung von Handel, Industrie und Schiffahrt. Es ist charakteristisch, daß selbst Herr von Gamp- Massaunen eine dahingehende Befürchtung speziell für Sachsen nicht unter drücken konnte. Eine Belästigung von Handel, Industrie und Schiffahrt und eine Ver teuerung ihrer Spesen: Zwei unzweifelhafte Mißstände, denen auf der anderen Seite keine» aber auch gar keine Vorteile gegenüberstehen. In den Strombaukassen können sich erst in Jahr zehnten nennenswerte Beträge ansammeln. Haben sich doch die Interessenten an der Werra kanalisierung mit aller Entschiedenheit dagegen gewehrt, daß die Werra in das Gesetz einbe zogen würde; sie wollten nicht 30—40 Jahre auf die Durchführung ihrer Wünsche warten müssen. Bei diesem Charakter der Vorlage hatte es weiter nichts Ueberraschendes, Herrn Kreth, den gemaßregelten Kanalrebellen, als ihren Vor kämpfer zu finden. Für diese Art von Wasser- straßenausbau ist er natürlich zu haben. Wird sic doch auch die Möglichkeit bieten, durch hohe Staffelung der Abgaben für Getreide den agrarischen Interessen ge recht zu werden. Die Sozialdemokraten, die fortschrittliche Bolkspartei und auch manche Nationalliberale sind Gegner dieses Gesetz entwurfes. Auch diejenigen Fraktionsmitglieder, die grundsätzlich dem Gedanken von Schiffahrts abgaben geneigt sind, haben sich in ihrer Mehr zahl gegen diese Verwirklichung des Gedankens erklärt. Wird aber schließlich die Mehrheit des Reichstages den Entwurf unannehmbar finden? Leider muß man sich mit dem entgegengesetzten Gedanken vertraut machen. Und wenn dann Oesterreich und die Niederlande der Ueber- zeugung gewonnen werden sollen, daß dieses „prachtvolle" Gesetz auch ihren Interessen am besten dient — aus wessen Haut werden dann die Riemen geschnitten werden, die jene beiden Staaten dem Willen des Reiches verbinden sollen? Gegen Sie Schulreform in Sachten macht jetzt der „Verein der Eemeindevor- ständc in der Amtshauptmann schaft Chemnitz" mobil. Nicht gegen alle Wünsche der Lehrer tritt er auf, in der Hauptsache nur gegen die, deren Verwirklichung zu einer Steige rung des Schulauswandes der Gemeinden und ds» Staates führen würde. Die Forderungen nach Ao- minderung der Schülerzahl in den ein zelnen Klassen und das Verlangen der Lehrer, in ihrer Unterrichtsstundenzahl den Lehrern an höheren Lehranstalten gleichgestellt zu werden, haben es dem Verein besonders angetan; auch mit dem Wunsche nach gehaltlicher Einreihung der Lehrer ist er nicht einverstanden. Diese Forderungen erscheinen ihm als „maßlos" und als geeignet, die Gemeinden in den sicheren Ruin zu führen und in jed weder Entwicklung zu hemmen. Zn einer umfang reichen Druckschrift, die der Regierung und den beiden Kammern des Landtags als Petition zugegangen ist, berechnet der Verein zunächst für die ungeteilte Kreis hauptmannschaft Chemnitz, was die Erfüllung der bekämpften Forderungen kosten würde, und es ist, da man die Verhältnisse dieses einen Bezirks einfach auf das ganze Land und schließlich sogar noch auf ganz Deutschland überträgt, eine ganz hübsche Summe, die bei diesem sehr eigenartigen Verfahren herauskommt, so recht geignet, den Steuerzahler auf wohlfeile Weise das Gruseln zu lehren. Schon die Prüfung einzelner Zahlen beweist, daß die angestellten Berechnungen über die finanzielle Tragweite der Wünsche zur Schulreform zum Teil auf ungerechtfertigten Annahmen beruhen, so daß schließlich Summen entstehen, die nur als maß lose llebertreibungen bezeichnet werden können. Da von, daß die Erneuerung des Dolksschulgesetze« zu einer erheblichen Verbesserung des Schul wesens führen soll, ist mit keinem Worte die Rede, nur immer von der schier unerträglichen Belastung von Staat und Gemeinden. Man fragt bloß immer: Was kostet es? Man fragt aber nicht: Wa» nützt es der Schule? Was springt bei den geforderten Betriebsverbefferungen für die unterrichtliche Der. sorgung der schulpflichtigen Jugend, der Hoffnung unseres Vaterlandes, heraus? Das mag in unserer Zeit, in der eine gewisse Finanznervofität die weitesten Kreise erfaßt Hat, verständlich sein, führt aber sicher nicht zur Stärkung der freiwaltenden Großzügig keit, ohne die ein« wirklich umfassende fortschrittliche Schulreform nun einmal undenkbar ist. Zweierlei vor allem wird dabei übersehen. Sämtliche Forderungen zur Schulreform, die übrigens anderwärts zum Teil bereits verwirklicht sind, wollen für einen längeren Zeitraum di« Entwicklung kennzeichnen ihr« Durch, iühruna soll, wenn es nicht ander» möglich ist, all mählich rach gesetzlich iestaelegte»- Zeit- punkten erlllgen: so „allmählich wie bei dem heutigen V^lksschulgesetz allerdings nicht. Ohne Ovser geht e» auch dünn natürlich nicht ab. Aber Kultur, forderungen lassen sich nun einmal nicht ohne Er- Höhungen der Kulturauegl-ben erfüllen, und da sich'» um die Schule für fall 95 Prczent vom Hardert der gesamten schulpflichtigen Jugend, um mehr als 800 900 Schulkinder bandelt, muß es zu einem de- > trächtlichen Mehraufwand kommen. Ohn« d»e Be. ' reitwilligkeit, kür die Volksschule etwas tiefer in den Beutel zu greifen als bisher, bleibt die ganze, mir so großem Eifer betriebene Schulreform ein Schlag ins Wasser. Dafür werden aber weder die Regierung noch auch die Stände des Landes die Verantwortung übernehmen wollen. Erklärte doch Kultusminister Dr. Beck erst in der letzten Tagung des Landtag^: „Die Ausgaben, die für die Schule ge macht werden, sind durchaus produktive und kommen unserem Lande und unserer Bevölkerung in so hohem Maße zustatten, daß diese Frage nicht vom alleinigen Standpunkt der Finanzen aus behandelt werden dars." Ganz ähnlich sprach sich auch ein Abgeordneter der nationallibe ralen Partei aus. Alle Freunde der Volksschule und einer wirklichen Schulreform sind darum über zeugt, daß das kulturfeindliche Votum des Chemnitzer „Vereins der Ecmeindevor- stlinde": Völlige Ablehnung! nicht den gewünschten Erfolg haben wird. In mehreren Gemeindever tretungen, denen die Denkschrift bisher vorgelegen hat, ist die Zustimmung zu ihrem Inhalte denn auch, wenn überhaupt, so doch nur gegen eine ziemliche Minderheit erfolgt. Oie üeutlche SMstssngehöriglreit. Nach offiziösen Verlautbarungen wird nun — endlich, kann man sagen — dem Bundesrate und dann dem Reichstage eine Novelle zu dem Gesetz über Verlust und Erwerb der deutschen Staats angehörigkeit zugehen. Die Regelung dieser so über aus wichtigen Fragen hat vermutlich große Schwie rigkeiten gemacht, denn es hat mehr wie lange ge dauert, ehe die Sache spruchreif wurde. Speziell der Alldeutsche Verband, dessen Verdienste für die nationale Sache unbedingt anzuerkennen sind, hat mit einer seltenen Zähigkeit die Frage immer wieder angeschnitten und an die Oeffentlichkeit gebracht. Jedem mit nur einfachem Menschenverstände begabten Staatsbürger muß es einleuchtend sein, daß es ein Unding ist, wenn jemand, der sich nicht in die Ma trikel des deutschen Konsulats des Bezirks, in dem er im Auslände lebt, hat eintragen lassen oder keinen Heimatschein besitzt, ohne weiteres „automatisch" nach 10 Jahren die Zugehörigkeit zum Deutschen Reich von selbst verliert! Es läßt sich leicht denken, zu welchen ungewollten llnzuträglichketten die» ge- führt hat, wieviel gute Deutsche dem deut schen Vaterlande „automatisch" verloren gingen und zum Teil auch verloren blieben, weil der Wieder erwerb der Staatsangehörigkeit zu einem fremden Lande eine besondere Sache ist, und es natürlich jedem, der in eine solche Lage ohne sein rechtes Ver schulden kommt, näher liegt, in der neuen Heimat Bürgerrechte zu erwerben. Vor allem kommt hinzu, daß die bekannten und hier oft genug beklagten Eigenschaften der Deutschen, das Ausländische vor zuziehen und überraschend schnell da» Nationale ab zustreifen, um sich dem fremden Lande anzupaffen und seine Sitten und Anschauungen anzunehmen, hier mithelfend wirken. Uns ist leider der glühende Patriotismus der Engländer, der äußerlich weniger, aber desto mehr im Innern leuchtet, bis jetzt nicht gegeben. Es fehlt uns jener „nationale Instinkt" dieser Nation, die in nationalen und patriotischen Fragen blindlings das Richtige trifft. Wir würden im Innern des Reiche» und nach außen hin ganz anders dastehen, wenn der Gesamtheit des deut schen Volkes diese Eigenschaften gegeben würden! Es muß bei der Beurteilung des neuen Gesetz entwurfs schlankweg zugegeben werden, daß in mili tärischer Hinsicht die Erledigung der Fragen nicht leicht war, denn im allgemeinen kann man es nur recht und billig finden, wenn man fordert, daß die Ausländsdeutschen eben als deutsche Staatsbürger auch ihrer Militärdienstpflicht genügen, andern falls man sie ja von Verpflichtungen befreit, die jeder Deutsche erfüllen muß. Nun aber ist gerade dies der springende Punkt gewesen, um deffentwillen viele Ausländsdeutsche aus dem deutschen Staats- zugehörigkeitsoerhältnis ausschieden beziehungsweise kein Gewicht darauf legten^ nach 10 Jahren im Aus lande weiter als deutsche Staatsangehörige zu figu rieren. Aus diesen Gründen hat man sich entschlossen, daß die Zurückstellung vom Militärdienste infolge besonderer persönlicher Verhältnisse zu gelassen werden kann. Es kann ferner der Antrag auf Versetzung in die Ersatzreserve ge stellt und genehmigt, und ferner kann die vor geschriebene Dienstleistung bei den Kolonialtruppen absolviert werden. Angehörige der Marine sollen ferner ihrer Dienstpflicht auf dem nächsten Kriegs schiffe genügen können, und ebenso soll der Transport Dienstwilliger in die Heimat eine Neuregelung er fahren. Unzweifelhaft sind die neuen Entwurfs bestimmungen recht weitgehend und werden in ein zelnen Kreisen eine eingehende Kritik erfahren. Selbstverständlich ist es eine eigen« Sache um die jenigen Deutschen, die bereits vor Beginn ihrer Dienstpflicht auswandern und sich ihr weiterhin durch den Aufenthalt im Auslande entziehen. Aber man wird sich wohl mit der Erwägung trösten, daß die Zahl dieser Leute eben doch verhältnismäßig gering ist. Sie legen wohl in überwiegender Zahl kein Gewicht darauf, deutsche Staatsbürger zu bleiben. Jedenfalls stehen sie numerisch in keinem Verhältnis »u denen, die durch di« alten Bestimmungen dem Deutschtum verloren gingen, ohne es zu wollen. Die neuen Vorschriften machen e» dem Ausländs deutschen sehr leicht möglich, ihre Staatsanaehörig- keit beizubeyalten, ohne sich wirtschaftlich zu schädigen, und dies ist der springende Punkt der ganzen An gelegenheit. Er kommt uns im wesentlichen darauf an, solche Elemente al» deutsche Staatsbürger zu er- halten, die etwa» taugen und dem deutschen Namen Ehre machen. Gleichzetttg sollen sie einen wertvollen Stamm für unser deutsches Vaterland im Auslande abgeben; eine Art Ersatzarme« im Bedarfsfall«. Theoretisch ist die» unzweifelhaft richtig. Ob sich di« neuen Bestimmungen in Wirklichkeit im günstigen Sinn« praktisch bewähren werden, muß natürlich ab gewartet werden. Tatsache ist. daß Millionen Deutsche durch Auswanderung dem Mutterland« ver loren gingen Man denk« an die Union, wo es 1900 über 7»/« Millionen Deutsch-Amerikaner gab, die aber überwiegend als Nationaldeutsche sicher nicht zu betrachten sind. Im ganzen sind (einschließlich Oester reich) etwa 29 Millionen Deutsch sprechende Menschen vorhanden, und nach der letzten amtlichen Statistik sind 3'/, Millionen Ausländsdeutsche gezählt worden, die entweder die deutsche Staatsangehörigkeit bc sitzen oder in Deutschland geboren sind! Auf diese kommt es uns an, und wir wollen hoffen, daß diese Auslandsarmee nun vermehrt wird. Wir können sie in jeder Hinsicht gebrauchen! Leipzig im Lrichshaushalt. In dem am Montag mittag erschienenen Etat befinden sich folgende Leipzig interessierende Posten: Postetat: Gefordert werden für einen Um- und Er weiterungsbau auf dem Postgrundstück am Augustus platz in Leipzig als erste Rate 200 000-FS In der Bc gründung heißt es, daß infolge des immer weiter gestiegenen Verkehrs die Räume des Scheckamts unzulänglich geworden sind. Dasselbe gilt von den im gleichen Gebäude befindlichen Räumen für die Telegraphenannahme nebst Schalterräumen sowie für das Bestellpersonal. Zur Abhilfe sollen die angrenzenden Häuser Erimmaischer Steinweg 3, 5 und 7 niedergelegt und an ihrer Stelle ein an das Hauptpostamtgebäudc anzugliedernder Neubau aufgeführt werden. Die Kosten des Erweiterungsbaues sind auf 263 000 .e- veranschlagt. Weiter wird für die Herstellung von Dienstgebäuden für die neue Postverlade stelle am künftigen Leipziger Hauptbahnhos und zur Vergrößerung des Grundstücks der Post verladestelle als 6. Rate 350 000 gefordert. In folge der Zunahme der Verwaltungsgeschäfte in der Leipziger Oberpostdirektton wird voraussichtlich eine neue Stelle für einen Postrat geschaffen werden. Auch für einen Erweiterungsbau auf dem Postgrund stück in Dresden ist eine Summe in Höhe von 260 00t) Mark vorgesehen. Im Etat der Reichsjustizverwaltung sind die Ausgaben für das Reichsgericht mit 2860 000 Mark eingesetzt. Die Mehrausgaben im Betrage von 176 000 find zum großen Teile verursacht durch die für die Zeit vom Herbst 1910 bis längstens zum Dezember 1913 einberufenen 11 Hilfsrichter. Die Einnahmen aus den Gerichts kosten vom Reichs geeicht sind für da» Rechnungsjahr 1911 auf 1200 000 Mark veranschlagt. Der Durchschnitt, der in den Rechnungsjahren 1907, 1908 und 1909 vereinnahmten Gerichtskoften beträgt 943 000 Die zetzigc Summe ist mit Rücksicht darauf, daß einer seits infolge der Erhöhung der Gebühreryätze der Revifionsinstanz in bürgerlichen Rechtsstr-ittgkeiten und der Mehrerledigung von Sachen durch die Zu ziehung von Hilfsrichtern eine Mehreinnahme zu erwarten ist, andererseits eine Abnahme der Reoi sionen zufolge der Erhöhung der Revifionssumme eintreten wird, festgesetzt worden. Im Etat für das Reichsamt des Innern finden sich unter einmaligen Ausgaben ern Bei trag für das Deutsche Buchgewerbemuseum in Leipzig in Höhe von 6000 Bis jetzt sind in den Vorjahren hierfür zusammen 24 000>ti bewilligt worden. Der blamierte „Leichsbote". Am vorigen Dienstag machte sich der christlich-so ziale „Reichsbote" mit einem Artikel wichtig, dessen Inhalt auf die Behauptung hinauslief, daß Fürst Bülow in den Nooembertagen 1908 dem Kaiser ein Vein gestellt habe und die damaligen Vor gänge „bestellte Arbeit", eine „fein eingefädclte Intrige eines hochstehenden Frondeurs" waren. Jetzt sieht sich der „Reichsbote" zur Veröffentlichung fol gender Erklärung genötigt: „In dem neuerlichen Artikel: „Demokratische Gefahr" wurden unter Bezugnahme auf di« Kaiser briefaffäre im November 1908 schwere Be schuldigungen gegen den Fürsten Bülow ausgesprochen. Der Verfasser versicherte uns, daß ihm die Vorgänge genau bekannt seien, und daß das. was er in diesem Artikel behaupte, tatsächliche Wahrheit sei. Daraufhin nahmen wir den Artikel auf. Nachdem nun aber der Verfasser aufgefordert wurde, die Beweise für seine Behauv tungen zu bringen, brachte er uns einen Artikel, in dem e r einen Beweis auf Grund der November vorgänge und ihrer Kundgebungen antritt, der für ihn überzeugend sein mag. der es aber für uns und objektiv nicht ist, so daß wir un<-* veranlaßt sehen, unserseits die schweren, gegen den Fürsten Bülow gerichteten Beschuldigungen mit Bedauern, daß sie im ..Reichsboten" aus gesprochen wurden, znrückzunehmen." Ehe der fromme „Reichsbote" gegen Bülow so schwere Anklagen hinausschleuderte, hätte er ave tat sächlichen Unterlagen prüfen sollen. Dann hätte e- vermutlich die Aufnahme des Artikels abgelehnt und sich diese recht blamable Revokation erspart. Aber es galt ja. einen Partherpfeil gegen den vom schwarz blauen Block so bitter gehaßten Fürsten Bülow ab zuschießen, und da alaubte man, sich die Prüfung des Artikels leicht machen zu können. Nun hat der „Reichsbote" mit dem Schaden auch noch den Spott zu tragen. Deutsches «eich. Leipzig, 29. November * Sachsen im Heeresetat. Aus dem Etat für die Aenderung der Heeresorganisation für 1911 erfolgen für Sachsen folgende Aenderungen: Neu errichtet werden acht Maschinengewehrkompanien, fe ein sächsische, Detachement bei der Fun kerabteilung de, preußischen Telegraphenbataillons Nr. l, bei der 2. Kompanie de» preußischen Kraft- fahrbataillons und bei dem preußischen Lustschiffer bataillon Nr 3. Umgewandelt wird die Maschinen- gewehrabteilung Nr. 12 in eine Maschinengewehr, kompanie. Errichtet wird beim Bezirkskommando I Chemnitzein neue» Meldeamt Etollb « rg. Do,
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