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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 10.01.1911
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-10
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110110027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011002
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011002
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-10
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezugs-Prris v«rch DruNchl«aL» »,d d«r »«Uch« SoUmi«» »irrtttiLtzrU U.T4 ^U, «»»»f' «»«chU v«ft»<ttel!gklt>. g«n>»r « >v«lgi««, Ltnem«!. lx» Dv»a»fl<xU«o. JUüi«. Umrond«», N><d«rt-»v«, «t«. «ar». Oqi«r«tch-«»tla»», GchwÄ«, Schis«. ». I» «U« üdrr-r» Lt-ale» ,«r di«S »»rch U» «-»chttt1U.il. »M VUM1 «ÜuL». L«1 L«w,lg« La««dl«a «»ch«t« »««l rä-lich, S»«».». Kttnn«« mm A»g»a»1»l«tz i^ d« Lrä««». iftliil«», «» Liuiitzm^lellr». lowte P«St»ter» «d ÄncfuLger». Lt»,,l»«rk,,»1p,«t1 »« «lyW «tgab« 18 d« »ixuL '.Ig.d« G N«d«rtt»« «d «ecLiktskeL« I»ha»»it,aN««». S«>»«ch«r 14«^ ltcht^ lt»t. Abend-Ausgabk WMgerTagcblM Handelszeitung. Ämtsökatt des Aales und des Nolizeiamtes Ser Lladt Leipzig. Anzeige«. Preis M 8«»«»» «»« e«u>v» un^ ämgevun, dx S^pairen» dl) mm d«tt, L.tu,.u» 2d 4, dt» 74 «m d«u« «iklam^nl, l »» «llwtn» ch) -Z, 4te0amn> t.20 Joierat» »»» B.dtrvr» >» am:!lchni keu du 74 uu» drcu» Penizril« 4<^ «e»chä'l«an,ei,rn m» P atzoonchrmea und » der Ndeudautgad« im Lren« «rtzoyl. Nada« nau, LailU Seiiage^evüdr s p. Laucen» exkl. Poligedützr. HeNerleNtr ku'krLg« Unsen nichl ,urück- ae^oge» werden. Zür da« ^ncheineu ,n btNuamirn Lag», und PlLyrn wird keine Utarantt. übernommen. rlnzergen-Lnaadwer Uu,nNo«vl«H 8, bet »imtlichrn AiiuUen n. alle» «nnoncen- ch^pedmonen d« In- un» ÜutlanLe«. ^«iU>r-MUl»li Verlttu Lari Luocke« yer,o«r Oavk. Hofbuch. Handlung Uugowttran» IlX (Lei vd°o VI. «r. «««). Hauot.-tllai» Lr.4d.ii: Leeür >4« 4.1 (Lei«'»»» 4621). Nr. 10. Vlrnswg, üen 10. Joimsr lSIl. 105. Jahrgang. Die preutzilche Thranreüe. Die bei Eröffnung des preußischen Landtages vom Ministerpräsidenten von Bethmann Hollweg am Dienstag mittag im Weihen Saale des Berliner Schlages verlesene Thronrede hatte folgenden Wortlaut: Erlauchte, Ä>le und geehrte Herren von beiden Häusern des Landtages! Seine Majestät der Kaiser und König haben mich mit der Eröffnung des Landtages der Monarchie zu beauftragen geruht. Die Besserung der Staatsfinauzen dauert fort. Im abgelaufenen Rechnungsjahre 1909 haben sich die Einnahmen und namentlich der bei den Staatseisenbahnen erzielte Reinüberschutz so günstig entwickelt, daß die Rechnung mit einem weit geringeren Fehlbeträge abgeschlossen hat, als im Etat veranschlagt war. Dank dieser günstigen Entwickelung, die sich im laufenden Etatsjahre fort gesetzt hat, konnten die Staatseinnahmen für das Rechnungsjahr 1911 entsprechend höher veranschlagt «erden. Gleichwohl reichen diese Mittel zur Deckung des Ausgabebedarfs nicht aus. Dabei ist indessen zu beachten, das; die im vorigen Jahre be- schlossen« Neuordnung des Eisenbahnetats den für 1911 veranschlagten Reinüberschutz der Staatseisen, bahnen nicht mehr voll für allgemeine Staatsaus. gaben bereitstem. Der Etat, der Ihnen alsbald zugehen wird, schließt daher wiederum mit einem, wenn auch geringerem Fehlbeträge ab, der je doch hinter der zur Auffüllung des Ausgleichfonds der Eisenbahnverwaltung vorgesehenen Summe noch zuriickblcibt. Zur Erweiterung und besseren Ausrüstung des Ctaatseisenbahnnetzes sowie zur Unterstützung von Kleinbahnuntcrneh- mungen werden wiederum erhebliche Mittel angc- fordert werden. Die Schwierigkeiten, welche der Erfüllung größerer kommunaler Aufgaben in einheitlichen Wirtschafts gebieten aus der großen Zahl und Mannigfaltigkeit der beteiligten Gemeinden erwachsen, sind neuer dings immer schärfer hervorgetreten. Ihnen soll nach dem Wunsche des Hauses der Abgeordneten durch die Ausgestaltung des kommunalen Bcrbandwesens abgeholfen werden. Ein Gesetzentwurf über die Bil dung von Zwcckverbänden ist bereits ausge- arbertet worden. Dre Entwickelung Berlins und der um liegenden Gemeinden und Landkreise hat besonders auf Len Gebieten des Verkehrs und der Bebauung eine Interessengemeinschaft herbeigeführt, die drin gend der Organisation bedarf. Es soll daher durch eine Gesetzesvorlage, welche Ihnen sobald als möglich zugehen wird, für das Bahn- und Bauflucht wesen sowie zur Erhaltung eines Wald- und W i e s e n g ü r t e l s ein Verband Groß-Berlin auf der Grundlage freier Selbstverwaltung geschaffen werden. Der in der vorigen Session unerledigt gebliebene Entwurf einer Novelle zu der rheinischen Ec- meindeordnung ist Ihnen wiederum zuge gangen. Die zur Vorbereitung der Berwaltungsresorm berufene Jmmediatkommission hat die ihr obliegen den Arbeiten nachdrücklichst zu fördern gesucht. Auf Grund ihrer Tätigkeit ist zunächst eine verein fachte Geschäftsordnung für die Regie rungen erlassen worden. Einem weiteren Vor schläge der Kommission entsprechend, wird Ihnen voraussichtlich noch in der laufenden Tagung ein Ge setzentwurf vorgelegt werden können, der die Rech nungsprüfung durch die Oberrechnungskammer vereinfachen soll. Das aus wirtschaftlichen und sozialen Bedürfnissen erwachsene Werk der inneren Kolonisation schreitet fort. Unter Aufwendung erheblicher Staats mittel sind neuerdings auch in den Provinzen Brandenburg und Pommern gemeinnützige Organi sationen geschaffen worden, die sich die Ver mehrung des bäuerlichen Besitzes und die Setzhastmachung von Arbeitern zur Aufgabe stellen. Es sind Verhandlungen darüber im Gange, inwieweit diese kolonisierende Tätigkeit durch be sondere Maßnahmen der Gesetzgebung gefördert werden kann. Auch die Erschließung der noch nicht kultivierten Moore und der sonstigen Oedländereien wird fernerhin in verstärktem Matze in Angriff ge nommen werden. — Um die körperlichen und sittlichen Kräfte der schulentlassenen Jugend zu ent wickeln und für das Leben zu befestigen, hat sich die Staatsregierung entschlossen, eine planmäßige Ausgestaltung der Jugendpflege einzuleiten. Zur Durchführung dieser Aufgabe sind im Staatshaushaltetat für 1911 besondere Mittel vorgesehen. Sie sollen vor allem dazu dienen, die bestehenden, auf freiwilliger Grundlage beruhenden Einrichtungen der Jugend pflege auszubauen und zu erweitern und die auf diesem Gebiete bisher schon bewährten Kräfte zu sammenfassend zu unterstützen. Von Erfolg werden die Absichten der Staatsregierung nur begleitet sein können, wenn sic in der f r e i w i l l i ge n Mit arbeit weitester Kreise des Volkes tat kräftige Unterstützung finden. Dem gleichen Zwecke wird die weitere Ausgestaltung des Forrbil- dungsschulwesens dienen, das die wirtschaft liche Förderung des Heranwachsenden Geschlechts zum Ausgangspunkt für seine sittliche Erziehung nimmt. Ein Gesetz, durch das die Errichtung von Pflicht- fortbildungsschulen für die männliche Jugend in den Gemeinden mit mehr als 10 000 Einwohnern sichergestellt werden soll, wird Ihnen demnächst zugehen. Der in der vorigen Tagung des Landtages nicht erledigte Entwurf über die Verpflich tung zum Besuch ländlicher Fortbildungsschulen in den Provinzen Brandenburg, Pommern, Sachsen und Westfalen, in der Rheinprovinz und den hohen- zollernschen Landen wird Ihnen erneut zur Beschluß fassung vorgelegt werden. Ein weiteres gleichartiges Gesetz für Schleswig-Holstein ist in Aussicht ge nommen. Meine Herren! Jnüein ich Sie bei Wiederauf nahme Ihrer Arbeiten im Auftrage Seiner Majestät willkommen heiße, gebe ich der Zuversicht Ausdruck, daß Ihre Beratungen und Beschlüße im Zusammen wirken mit der königlichen Staatsregierung fruchl- bringend sein werden zum Segen des Vaterlandes. Auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers und Königs erkläre ich den Landtag der Monarchie für eröffnet. paUtilche Nachrichten. Erkelenz spricht in Leipzig. Der Freisinnige Arbeiterverein in Leipzig veranstaltet am Freitag, den 13. Januar, abends 9 Uhr, im Saale des Deutschen Kellnerbundes, Johannisgasse 1, eine Versammlung, in der Ver- bandssekretär Anton E r k e l e n z - Berlin über das Thema „Liberale Arbeiter und Reichstagswahlen 1911" sprechen wird. Die Parteileitungen der natio- nalliberalen uno fortschrittlichen Partei sind hierzu eingeladen. Louis Schönherr -f. Der Nestor der deutschen Webstuhl- industrie, Louis Schönherr, ist am Sonntag nach mittag nach kurzer Krankheit auf seiner Besitzung Thosfeld bei Plauen i. V. im 91. Lebensjahre g e - storben. Schönherr konstruierte mit »einen Brü dern August und Wilhelm Schönherr als Erster in Sachsen den Webstuhl für Elementarkraftbetrieb, der alsbald nicht nur in Sachsen, sondern auch in Eng land großen Anklang fand und in der Tuch- und Woll- warenfabrikation eine vollständige Umwälzung her vorrief. Mit Zähigkeit und eisernein Fleiß brachte er sein Unternehmen binnen kurzer Zeit auf eine un geahnte Höhe. Im Jahre 1872 wurde es mit 3 Mil lionen Mark unter dem Namen „Sächsische Webstuhl fabrik" in eine Aktiengesellschaft umgewandclt. Erst als Direktor und später als Vorsitzender des Aufsichts rates widmete der Verstorbene seinem Lebenswerk auch in der neuen Form seine volle Tatkraft und sicherte den Fabrikaten der Gesellschaft einen Weltruf. Eine nationalliberale Absage au die Agrarkonservatioen. Die nationalliberale Partei Würt tembergs hielt am Sonntag in Stuttgart ihre Bundesversammlung ab. Der Vorsitzende teilte zu nächst mn, daß oer frühere langjährige Vorsitzende der Partei, Regierungsdirektor Dr. v. Hieber, die Ehrenmitgliedschaft im Landesausschug angenommen hätte. Dann sprach der Reichstagsabgeordnete Dr. Weber-Löbau über die politische Lage im Reich. Seine mit großem Beifall aufgenommene Rede bildete eine entschiedene Absage auf alle konser - vativen Werbungen. Der schwerste Vorwurf, den Weber gegenüber den Konservativen erhob, war, daß sie das Zentrum in den Sattel gehoben haben. Der Redner befürwortete auch ferner ein gutes Verhältnis zur Volkspartei, mit der die Nationalliberalen in Württemberg ein Wahlabkom men getroffen haben. Es verbiete sich aber, Latz die Dolkspartei bei der Ausstellung der nationalliberalen Kandidaten mitreden wolle. Unerfreuliche Kunde aus Hessen. 8t. Darmstadt, 10. Januar. (Priv.-Tel.) Der Verlauf der gestrigen Landesoersammlung der natio nalliberalen Partei hat in jungliberalen Kreisen starke Enttäuschung hervorgerufen, besonders deshalb, weil die in ihrem Programm aus gestellte Forderung der Einigung des Libe ralismus keinerlei Berücksichtigung gefunden hat. Es ist infolgedessen in ihren Reihen Vie Stimmung im Wachsen, die nach einer Schei dung von dem vollständig im konservativen Fahr, wasser schwimmenden hessischen Nationalliberalismus drängt. . Wir begreifen die Enttäuschung der Junglidcralen vollkommen, hoffen aber doch noch, daß die beabsich träte Scheidung nicht zur Tatsache wird. Die Jung liberalen mögen sich vielmehr kräftig rühren, damit die retardierenden Elemente unter den hessischen Nationalliberalen an Einfluß immer mehr verlieren. Defraudant. Kaiserslautern, 10. Januar. iTel.) Wie die „Pfälz. Preße" meldet, ist der sozialdemokratische Stadtrat Wolf mit etwa 10 000 Medizinalgeidern verschwunden. Zur Lage in Portugal. Lissabon, 10. Januar. (Tel.) Ein hiesiges Blau meldet: Hier erfolgte die Verhaftung Les Monarchisten Silva Vianna, der unter dem Pseudonym Jozc Sarpa von Badajoz einen Verleumdungs feldzug gegen dre Republik führte. Sus Leipzig unü Nmgegenü. Leipzig, 10 Januar. Wetterbericht der KSnigl. Sachs. Landeswetterwartc zu Dresden. Voraussage für den 11. Januar. Südwestliche Winde, Abnahme der Bewölkung, etwas kälter, kein erheblicher Niederschlag. Pöhlberg: Berg nebelfrei, Nebel rings umher, starke Schneedecke, fester guter Weg bis Annaberg. » von der Hundesteuer. Im Jahre 1909 wurden in unserer Stadt insgesamt 12 652 Steuer mar ken für Hunde ausgegeben, nämlich 7556 Marken für Luxushunde, 2629 Marken für junge Hunde, 343 Marken für aus anderen Orten Sachsens zuge brachte und bereits oerüeuerte Hunde, 1673 Marken zu verschiedenen Steueroeträgen und 49 Marlen un entgeltlich, außerdem 402 Duplikatmarken. Die Zahl der bei den Umgängen eingefanaenen Hunde betrug 207, außerdem wurden noch 293 Hunde als herrenlos abgeliefert und durch das Poll streckungsamt 31 abgepfändet und ebenfalls in den Hundezwinger eingeliefert. Von diesen insgesamt 531 Hunden wurden 315 von den Eigentümern ein - gelüst, 177 getötet (einschl. 16 gepfändeter Hunde) und 35 versteigert oder verkauft. Die Ein nahmen aus der Hundesteuer betrug 169096,47 Mark. Außerdem wurden an Fanggebühren, Futter unü Stallgeld sowie aus der Versteigerung von Hun den 829 erlöst, dagegen für Verpflegungskosten der im Zwinger untergebrachten Hunde 426,45 verausgabt. * Platzmufik. Am Mittwoch, den 11. Januar, findet die militärische Platzmusik vor der Dienst wohnung des Garnisonältesten, Thomasring 2, durch das Musikkorps des 7. Kgl. Sächs. Infanterie Regiments „König Georg" Nr. 106 statt. Beginn 11 Uhr 15 Min. vormittags. Musikprogramm: Choral: Ach bleib mit deiner Gnade. 1) „König Georg-Festmarsch", Matthey. 2) Ouvertüre zur Oper Die „Fcljenmühle", Reitziacr. 3) Fantasie aus der Oper „Cavalleria rustrcana , Mascagni. 4) Morgen Sein eigener Lohn. Roman von R. Ottolengui. (Nachdruck verbalen.) Lewis schwieg. Der Richter war ein wenig be stürzt darüber, daß er einen Gegenstand berührt hatte, der dem Gutsbesitzer offenbar tiefen Kummer ver ursachte. Ader dieser befreite ihn rasch aus seiner Ver legenheit, indem er wieder das Wort ergriff. „Laßen wir das", sagte er, und fuhr sich mit der Hand durch sein dunkles Haar: „wir wollen uns die Feststimmung nicht durch diese Geschichte trüben laßen." Entschlossen setzte er Len Hut wieder auf und sagte ablenkend: „Ich glaube, Las Schießen ist zu Ende. Ich bin gespannt, oo nicht am Ende Alice Marvel doch beßer geschoßen hat als meine Nichte." Das Schießen war in der Tat beendigt. Die beiden Herren erhoben sich, um sich zum Schiebstand zu begeben, als Walter Marvel, gefolgt von Virginia Lewis, am Wegrand erschien und auf sie zugeeilt kam. „Wem darf man gratulieren? Ihnen, Walter?" begrüßte Lewis den jungen Mann gut gelaunt. Dieser nickte. Aus seiner Miene und seinem Auf treten war ersichtlich, daß er sich in großer Aufregung befand. Ohne auf das Wettschietzen auch nur mit einem Worte einzugehen, bat er Lewis in unver mittelter Weise um eine kurze Unterredung unter vier Augen. Trotzdem der Gutsbesitzer über sein un gestümes Auftreten etwas erstaunt war, erklärte er, sic ihm gern gewähren zu wollen. Der Richter erhob sich sofort, bot galant der jungen Dame den Arm und entfernte sich mit ihr langsam den Kiesweg zurück. Kaum waren sie außer Hörweite, als Marvel dem Pflegevater Virginias erklärte, daß er das Mädchen liebe und bei ihm um ihre Hand anhaltc. Lewis schien durch diese Erklärung aufs höchste er staunt, ja bestürzt zu sein. Als er sich soweit von seinem Erstaunen erholt hatte, um antworten zu können, stellte er dem jungen Manne die Fraae. ob denn Virgie ihr« Zustimmung zu diesem Schritte ge geben habe. Marvel bejahte dies. Daraufhin kam Lewis noch mehr aus der Faßung als zuvor. Mit ge runzelter Stirn überlegte er einen Augenblick. Dann aber erklärte er festen Tones, daß er jener Bitte nickt entsprechen könne. Marvel war im ersten Augenblick so erstaunt, daß er nichts zu sagen wußte, dann aber verfocht er mit warmen Worten seine Gründe. Aber Lewis blieb unerschütterlich. Erst gelang es ihm noch, sich zu beherrschen, aber schließlich übermannte ihn die Wut derart, daß seine Stimme sich zu ungewohnter Stärke erhob. Der Richter vernahm Len Wortwechsel und eilte mit Virginia wieder zu den Streitenden zurück. Olney hatte seinen Freund noch nie so außer sich gesehen und war entschloßen, dazwischenzutreten. Sobald Walter Marvel seiner Geliebten ansichtig wurde, rief er ihr die Worte zu: „Denk dir nur, Virgie! Herr Lewis weigert sich, ;eme Zustimmung zu er teilen und will leine Gründe dafür angeben!" Virginia blieb bestürzt stehen. Ungläubig schüt telte sie den Kopf und eilte dann auf Leuns zu. „Aber höre Loch, Väterchen!" schmeichelte das Mädchen ihrem erzürnten Onkel. „Du kannst doch nicht dagegen sein!' „Kein Wort mehr", entgegnete Lewis zornig. „Mein Wille steht fest!" „Warum bcst du dagegen, Onkel?" fragte nunmehr Virginia kalt. Dabei betonte sic das Wort ssOnkel", das sie niemals zuvor angewendet hatte, ganz eigen tümlich. Ihre Stimme blieb so ruhig wie gewöhnlich, aber auf ihren energischen Gesichtszügen war ein starrer Entschluß zu lesen. Mittlerweile waren mehrere Gäste, herbeigelockt durch den Wortwechsel, auf dein Schauplatz erschienen. Aber Lewis schien sie nicht zu bemerken. Virginias letzte Worte schienen zwar einen gewißen Eindruck auf ihn zu machen, aber rasch fand er seine Faßung wieder und antwortete: „Weil ich meiner Tochter nicht erlauben werde, in eine Familie von Galgenvögeln zu heiraten!" Die Zuschauer wechselten fragenoe Blicke. Jetzt war die Verblüffung allgemein. Eine Minute lang herrschte drückendes Schweigen. Walter war der erste, der wieder Worte fand. „Was meinen Sie damit?" brauste er auf, zitternd vor unterdrückter Wut. „Was ich damit meine?" erwiderte Lewis, rasch, wie von tiefem Hasse bewegt. „Ich meine damit, baß Ihr Onkel, der Mann, deßen schimpflichen Namen Sie tragen, ein Verbrecher ist, und daß er den Tod eines unschuldigen Mädchens auf dem Gewißen hat!" Das war für den jungen Mann zuviel gewesen: mit einem wilden Wutschrei zog er seinen Revolver, welchen er. einer Gewohnheit gemäß nach dem Match wieder geladen hatte, und gab auf Lewis Feuer. Die Dinge waren so schnell vor sich gegangen. Schlag auf Schlag, daß keiner der Anwesenden auch nnr daran dachte, Lewis zu retten, bis auf Virgie; sic verlor ihre gewöhnliche Geistesgegenwart nicht. Mit Gedankenschnelle schlug sie ihrem Geliebten den Arm in die Höhe, so daß die Kugel in die Luft fuhr. Nachdem sie so ihrem Adoptivvater das Leben ge rettet, wandte sie sich zu Marvel und rief ihm nur ein einziges Wörtchen zu, das Wörtchen: „Geh!" Walter sah sie einen Augenblick mit verzweifeltem Blicke an; als er erkannte, daß ihr dieser stumme Anruf keine Antwort entlockte, warf er seine Waffe fort, und mit einer Drohung gegen Lew.s eilte er davon. Zweites Kapitel. Dre Vorgänge bei dem kleinen Fest auf der Rivcrsidefarm hatten sich in Lee rasch herumgefprochen. Natürlich bildeten sie das Tagesgespräch rm ganzen Städtchen. Es ist daher kein Wunder, daß ein paar Tage später an einem Vormittag in der kleinen Kneipe zu Lee die Rede davon war. „Ein richtiger Skandal war's", erzählte ein junger Mensch. „Kaum war Walter weg, da stellte Harry Lukas den Gutsbesitzer wegen seines Benehmens zur Rede und bedrohte ihn sogar, na, ihr witzt ja alle, was für ein Brausekopf er ist. Dem Lewis gönn' ich's übrigens. Auch Walters Schwester Alice hat ihm bittere Vorwürfe gemacht, gleichwie Fräulein Lewis selber. Lewis aber hat Walters Revolver, den dieser nach dem Schuß wegwarf, an sich genommen und ge brüllt, die Gäste seien alle Zeugen, daß ihn Marvel habe erschießen wollen. Dieser alte Esel! Solch ein Krakeeler!" „Na, mag Walter Marvel recht gehandelt haben oder nicht", bemerkte der Wirt beschwichtigend, indem er seine Pfeife zurechtschob, „sicherlich kriegen sie ihn. Der Richter soll sich die Geschichte schrecklich zu Herzen genommen und von Boston einen richtigen Detektiv oestellt haben. Witzt Ihr das schon, Everly?" Der Angeredete horchte auf. „Was. ist das mög lich?" rief er erregt aus. „Das hätte ich dem Richter Olney nicht zugetraut. Das ist doch schändlich, auf einen Nachbar, mit dem man befreundet ist, einen Spion zu Hetzen!" In der Ecke nahe beim Ofen saß ein Fremder. Er wollte sich offenbar ein wenig erwärmen: cs hatte am Abend zuqor geschneit. „Wenn Sie es einem Fremden erlauben", mischte er sich ins Gespräch, „möchte ich fragen was der Mann, non dem Sic reden, eigentlich verbrochen hat." Alles schwieg, und die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich au; den Unbekannten, oen man vorher kaum beachtet hatte. Schließlich antwortete Will Everly, indem er dem Frager scharf ins Gesicht schaute: „Mein Name ist Wtll Everly — ich bin der Freund Walter Marvels, weil er mir einmal das Leben gerettet hat. Bevor ich Ihnen Ihre Frage beantworte, möchte ick wißen, mit wem ich die Ehre habe und warum Sie sich für diese Geschichte interessieren." „Ihr Gespräch erregte meine Neugier", erwiderte der Fremde. „Wollen Sie vielleicht leugnen, Latz Sie ein Detek tiv sind?" fragte Everly und blickte dem Manne scharf in die Augen, aber dieser ließ sich nrcht aus der Faßung bringen. Er lächelte sehr freundlich, beglück wünschte üen jungen Mann zu seinem Scharfblick und stellte sich als Detektiv Burrows aus Boston vor. Der Wirt schmunzelt«, als habe der Fremde nur bestätigt, was er sich schon längst gedacht hatte. „Daher werde ich Ihnen kein Sterbenswort sagen", betonte Everly, „nein, meiner Seele, nicht eine Silbe!" Damit stand er auf, zahlte und verließ das Wirts Haus, wobei er die Tür zuschlug, daß die Gläser aut den Tischen tanzten. Ein paar argwöhnische Blicke streiften den Detek tiv. Niemand wagte mehr von dem behandelten Thema zu sprechen. Gleich darauf ging die Tür wieder auf und herein, trat der Richter Olney in Begleitung eines Fremden. Die allgemeine Aufmerksamkeit richtete sich auf die beiden. Der Wirt eilte ihnen entgegen. „So, das freut mich, Latz Sie den Herrn Richter getroffen haben!" redete er den Fremden an. Dieser aber winkte dem Detektiv und stellte ihn dem Richter mit den Worten vor: „Darf ich Sie mit meinem Freund Burrows be kannt machen, Herr Richter? Mein Chef interessiert sich für ihn, und er arbeitet, wie ich Ihnen sagte, zur zeit mit uns Aelteren zusammen, um Erfahrungen zu sammeln. Er ist noch nicht lange auf dem Gebiete tätig, aber er besitzt einen großen Scharfsinn und ver spricht ein erstklassiger Detektiv zu werden." Der Richter schüttelte ihm die Hand, worauf die drei Männer mit leiser Stimme einige Worte aus tauschten. Mittlerweile trat ein dritter Fremder In die Wirtsstubc: er trug Seemannstracht und bestellte einen Grog, den er gleich im voraus bezahlte. Dann
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