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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 28.11.1910
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1910-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19101128022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1910112802
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1910112802
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1910
-
Monat
1910-11
- Tag 1910-11-28
-
Monat
1910-11
-
Jahr
1910
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Amtsblatt Ses Rates und des Volizeiamtes der Ltadt Leipzig. Anzeigen-Prei- tstr Inserate au« Leipzig und Umgebung di« Sgetoaltene SO mm breite Petit,eile 2S die 74 mm breite NeklamezeUe l von auswätt« 30 -lz, Reklamen 1.20 Jnserate von Behörden m amtlichen Den di« 74 mm breit« Petitzeile 40 «eschästsan,eigen mit P'advorschriitea und >n der tllbcndaurgabe >m Preise erhöht. Rabatt nach Daris. Beilagegebühr S p. Tausend exkl. Postgebühr. Festerteilt« Auskräge können nicht zurück gezogen werden. Für das ürscheinen an bestunmten Tagen und Plätzen wird kein» Garantie übernommen. Anzeigen-Lnnahine: AugustuSplatz 8, der sämtliche» Filialen u. allen Annoncen expeditionen de« In- und Ausland«». Haupt-Siltale Berit»: llarl Duncker, Herzogi. Baqr. Hofbuch- handlung Lützowstlatze 10. (Telephon VI, Nr. 4603). Haupt-Filiale LreSd«iu Secitrzße 4,1 (Telephon 4621 >. Nr. 328. Monlsg, üen rs. November ISIS. 104. Ishr-sn-. Derkpenlionsksllen. Bei Len Verhandlungen über die Reform der Reichsoersicherungsordnung wird auch die gesetzliche Regelung der Werkpcnsionskassen eine Rolle spielen. Das Urteil über diese Werkpcnsionskassen ist schwankend. Die einen behaupten, durch diese Wohlsahrtseinrichtungen würden die individuellen Freiheitsrechte der Arbeiter beschränkt, indem sie an die Fabrik gefesselt würden, welche jene Kassen ins Leben gerufen hat; die Arbeiter hätten zum Teil Beiträge zu den Pension »lassen geleistet, die sortfal len, wenn sie ihre stelle wechselten. Auf der anderen Leite wird die Berechtigung der Unternehmer an erkannt, durch besondere Kasseneinrichtungen sich einen Stamm zuverlässiger Arbeiter zu sichern. Wenn die Arbeiter auch einen Teil ihrer Freiheit opferten, so würden sie Loch auch wieder reichlich durch die beson deren Zuwendungen im Notfälle entschädigt. Hier bei haben sich die öffentliche Meinung und das Parla ment nicht begnügt, sondern es sind Bestrebungen im Gange, die Wohlfahrtseinrichtungen so zu regeln, Latz ein Wechsel der Arbeitsstellen den Arbeitern nicht unterbunden wird, anderseits aber die Leistungs fähigkeit der Kassen nicht durch allzu rigorose Be stimmungen der Gesetzgebung in Gefahr gerät. Auf dieser Mittellinie wird sich voraussichtlich eine Mehr heit im Reichstage zusammenfinden, wenn demnächst der Gesetzgeber die Werkpensionskassen der Regelung unterziehen soll. Die puristische Fakultät der Universität Berlin hat vor kurzem ein Preisausschreiben erlassen, das eine Klarstellung der Nechtsverhält- nisseder Fabrik-, Pension?- und Unter- itützungskassen bezweckte. Es ist bei diesem Wettkampfe die Arbeit von Hans Götze mit einem Preise gekrönt worden, und diese Abhandlung ist vor kurzem der Oeffentlichkeit übergeben worden. (Ver lag von Puttkammer L Mühlbrecht.) Aus ihr er fahren wir' erst, welch eine grosse Zahl von Wohl- iahrtscinrichtungen dieser Art besteht und wie reich ihre Formen sind. Es wird hieraus aber auch ersicht lich, dass die gesetzgeberische Regelung vorsichtig oorgrhcn muss, wenn nicht Schablonen arbeit verrichtet werden soll, die den verschiedenen Spielarten der Wohlfahrtspflege unbequem und lästig lallen und gute Einrichtungen in Gefahr bringen müsste. Schon früh Haden Arbeitgeber bei festlichen Gelegenheiten Stiftungen ins Leben gerufen, die zur Linderung der Not von Arbeitern bestimmt waren. Diese Stiftungsfonds hatten in der Regel keine geschriebenen Satzungen, sondern waren dem patriarchalischen Wohlwollen der Unternehmer unterstellt. Nach und nach wurden manche dieser Fonds in das Rechtsinstitut einer Stif tung gekleidet, wodurch die Arbeiter zwar keinen un mittelbaren Rechtsanspruch, aber doch eine Anwart schaft erhielten, und wodurch vor allem erreicht wurde, dass das Stiftungsvermögen getrennt von dem der Firma bestand. Aoer die Entwickelung ging nach weiter. Zn dem Masse, wie Arbeiter zu regelmässi gen Beiträgen herangezogen wurden, erhöhten sich ihre Ansprüche auf schriftliche Festlegung der Pflich ren und Rechte. So entstanden nach und nach die verschiedenartigsten Formen der Kassen, die alten sind zum Teil geblieben, aber neue sind hinzugekommen. die den Lharaker reiner Versicherungsgesellschaften kaum noch verleugnen können, so dass ja auch das Versicherungsaufsichtsgesetz bereits seine Hände nach diesen Instituten ausgestreckt hat. Das Aufsichtsamt nimmt eine Versicherung an, wenn die Begünstigten die Mittel zu einem nennenswerten Teil aufbringen und kann Einspruch erheben, wenn der Geschäftsplan den gesetzlichen Vorschriften zu widerläuft oder die Interessen der Versicherten nicht hinreichend wahrt, oder aber, wenn Tatsachen vor liegen, wonach ein den Gesetzen oder den guten Sit ten entsprechender Geschäftsbetrieb nicht stattsindet. Was nun die Ausgestaltung dieser Werk pensionskassen angeht, so ist es ein Verdienst der Götzeschen Arbeit, aus der beträchtlichen Zahl der vorhandenen Einrichtungen und ihrer Satzungen die topischen Erscheinungen ausgelöst und zu einem ein heitlichen Bilde zusammengefasst zu haben. Immer hin bemerken wir doch noch eine verwirrende Fülle von grundsätzlich verschiedenartigen Bestimmungen, was die Aufbringung der Mittel, die Weiterversiche rung und das Ausscheiden der Arbeiter aus den Rechten der Kasse betrifft, was schlieUich auch die Leistungen der Arbeiter und die Kassenleistungen an geht. Zur Mitgliedschaft berechtigt und verpflichtet sind gewöhnlich alle Arbeitnehmer, die bei dem Be triebe zur dauernden Beschäftigung eingestellt sind. Selten ist die zwangsweise Versicherung weiblicher Angestellter bei den reinen Pensionskassen, da sie in der Regel nur vorübergehend Angehörige der Kassen zu bleiben pflegen. Die Mitgliedschaft wird durch weg von einem Mindestlohn abhängig gemacht. Zn verschiedenen Fabriken ist ein förmliches Aufnahme verfahren vorgeschrieben. Die Mitgliedschaft endet zumeist mit dem Austritt aus dem Dienste der Firma. Das Mitglied kann dann seine Ansprüche vollkommen verlieren, kann sich freiwillig weiterversichern oder seine Beiträge teilweise zurückerlangen. Hier und da sind auch Kartelle gegründet worden, um den Ar beitern die Freizügigkeit nicht zu be schranken in der Gestalt, dass die Firmen unter einander die Kasseneinrichtungen anerkennen, den Ar beitern also gestatten, von der einen zur andern Kasse übcrzugehen mit ihren Rechten und Pflichten. Die laufenden Beiträge werden nach Pro zentsätzen des Lohnes erhoben. Bei freiwilliger Wciterversicherung tragen die Mitglieder auch die Zuschüsse der Firma. In vielen Kassen erhält das Kassenvermögen Zuwachs durch indirekte Arbeiter beiträge. Die Kassenleistungen, die in der Regel erst nach einer gewissen Wartezeit wirksam werden, schwanken von 10 bis 80 Prozent des Lohnbetrages. Die Organe der Verwaltung sind verschieden gestaltet. Es scheint aber, dass das konstitutionell parlamentarische System, wobei die Arbeiter einen wachsenden Einfluss auf die Kassengebarung nehmen, im Fortschreiten begriffen ist. Es sind auch Instanzen zur Entscheidung von Streitigkeiten sowie zur Auf sicht der Kasse gegeben, aber auch hier gehen die Be stimmungen weit auseinander. Aus alledem ist er sichtlich, dass die Bestimmungen organisch aus den örtlichen Bedürfnissen herausgewachsen sind, und dass sie nicht von einem Punkte aus und mit einem Schlage eine einheitliche Fassung erholten können. Das wird der Gesetzgeber jedenfalls auch in Zukunft zu berücksichtigen haben. politische Nachrichten. Stadtverwaltung und Ortskrankenkasse. Halle a. d. S., 28. November. (Tel.) Der hiesige Magistrat hat in seiner Streitsache mit der O r t s k r a n k e n k a s s e, der er zur Anstellung einer ausreichenden Zahl von Kassenärzten eine bestimmte Frist gestellt hatte, was von dieser in einer Erklärung als ein Eingriff in ihre Befug nisse bezeichnet wurde, beschlossen, nunmehr selbst gemäss 45 Absatz 5 des Krankenversicherungsgesetzes die ausreichende Aerzteversorgung der Mitglieder herbeizuführen. Tic Kasscnorganc haben sich jeder hierher gehörenden Tätigkeit bis auf weiteres zu enthalten, sie dürfen insbesondere keine Vertrüge über Anstellung von Kassenärzten ab schliessen. Handelsminister Sydow über die kausmännische Ausbildung. Berlin, 28. November. (Tel.) Bei dem gestrigen 25jährigen Jubiläum der Berliner kaufmännischen Schulen ergriff Handels minister « ydow das Wort, um seiner Anerkennung Ausdruck zu geben, dass die Ael testen der Kaufmannschaft in umfassender Weise für die Weiterbildung der im kaufmännischen Leben stehenden jungen Leute zu sorgen verständen. Er freue sich, dass die Entwicklung der Schulen ohne behördlichen Eingriff einen erspriesslichen Fortgang nehme. Es könne dem Ministerium nur er wünscht sein, wenn aus freier privater Ini tiative die kaufmännischen Schulen immer mehr in den Dienst der Heranbildung junger Kaufleute gestellt werden. Die bevorstehende gesetzliche Rege lung des Pflichtfortbildungsschul wesens werde den kaufmännischen Schulen der Aeltesten keinen Abbruch tun. Sie werde im Gegen teil auch dieser Institution zum Nutzen gereichen. Dos Enteignungsgesetz für die Ostmarken. Wie wir hören, wird das Enteignungsgesetz in allernächster Zeit wirksam werden. Vor schläge, welche Besitzungen enteignet werden sollten, sind den zuständigen Ministerien von der Ansiede lungskommission bereits gemacht worden. Nach Lage der Dinge kann es keinem Zweifel unterliegen, dass die Vorschläge gebilligt werden, um so mehr, als auch auf die persönlichen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Besitzer weitgehende Rück sicht genommen wird. Es kommt dabei nur polnischer Grossgrundbesitz in Betracht. Nachklänge zum französischen Eisenbahnerstreik. Paris, 28. November. (Tel.) Die anlässlich des Eisenbahnerausstandes verhafteten Mitarbeiter des antimilitaristischen Blattes „Le Sozial", Alme- reida und Nerle, richteten an den Minister präsidenten ein Schreiben, in dem sie mit dem Hungerstreik drohen, falls sie nicht als poli tische Gefangene behandelt würden. Der Klerus und Portugal. Paris, 28. November. (Tel.) Aus Rom wird gemeldet: Der gegenwärtig in Madrid weilende Provinziale der aus Portugal aus gewiesenen Jesuiten hat dem Papst eine Abschrift einer von ihm an das portugiesische Volk gerichteten Erklärung übersandt, in der gegen das Vorgehen der provisorischen Regierung in Lissa bon scharf Einspruch erhoben wird, weil sie seine Ordensbrüder ausgewiesen, sic gewalttätig und in unwürdiger Weise behandelt und ihre Güter konfis ziert habe. Man habe sogar Prostituierte in ihre Gefängnisse eingeschmuggelt, um die Jesuiten pater zu kompromittieren. Besonders legt der Protest gegen die Beschuldigung der Revolutio näre Verwahrung ein, dass die Jesuiten in ihren Klöstern Waffen Vorräte verborgen gehalten hätten. Der Wortlaut dieses Protestes wird heute gleichzeitig in Rom und in Madrid veröffentlicht werden. Pcnizelos und sein Programm. Athen, 28. November. (Tel.) Ministerpräsident Venizclos hielt gestern in L a r i j i a seine Pro- grammrcüe, in der er die Auflösung der vorigen Nationalversammlung rechtfertigte und ausführte, die kommende Nationalversammlung werde sich mit der Revision der Verfassung und den dringend notwendigen gesetzgeberischen Arbeiten eingehend beschäftigen. Der Ministerpräsident er läuterte ausführlich die von der Regierung geplanten Reformenim I n n e r n, die von einer grösseren Sorge um das Wohl des griechischen Volkes getragen seien. Dahin gehörten: die Regelung der Steuer fragen, die Verminderung der K o st c n d c r Ver mal l u n g , eine Revision der Zolltarife, Ver besserung der Landeskultur durch Förderung der privaten und kommunalen Initiative. Reorganisation der Polizei, Unabsetzbarkeit der Beamten, sowie eine Reform der Justiz und des öffentlichen Unterrichts. Die Ministerien des Krieges und der Marine sollen vereinigt werden. Die Reorgani sation der Armee und der Marine werde noch wirk samer durchgeführt durch Hinzuziehung auslän discher Instrukteure. Bezüglich der aus wärtigen Politik führte Denizelos aus, die Regierung verfolge eine absolut friedliche Politik, da das Land eine lange Periode der Ruhe nötig habe, um die militärischen Hilfsquellen zu stärken. Das griechische Volk habe die Nachricht von der neuen Konstitution der Türkei mit Genugtuung bcgrüsst, das sei erklärlich hinsichtlich der Interessen, die Griechen land mit der Türkei gemeinsam hätte. Die Regierung suche jedes Missverständnis mit der Türkei und den anderen Balkanstaaten zu beseitigen, damit ein Band sie verbinde, das später fester werden könne. Der Ministerpräsident drückte schliesslich die Hoffnung aus, dass dieses Werk auf die Snmpathien der zivilisierten Welt rechnen könne. — Die Rede wurde mit leb haftem Beifall ausgenommen. Nus Leipzig und Umgegend. Leipzig, 28. November. Wetterbericht der Kgl. Sachs. Landeswetterwarte zu Dresden. Voraussage für den 29. November. Lebhafte Winde aus Osten bis Süd. veränderliche Bewölkung, Temperatur wenig geändert, zunächst zeit weise Niederschlag. Pöhlber^: Berg nebelfrei, Nebel in den Tälern, starke Schneedecke, fester guter Weg bis Anna- berg.^Bäumc stark mit Rauhfrosi behangen, glänzen der Sonnenuntergang. Himmelsfärbung gelb. Fichtelberg: Gute Schlittenbahn bis in die Täler hinab, starker anhaltender Reif, grossartiger Rauhfrost, glänzender Sonnenuntergang, Abendrot. * - * Uniocrsitätsnachrichten. Sonnabend, den 3. De zember, mittags 12 Uhr hält der ausserordentliche Professor für Chemie an der philosophischen Fakulrät der Universität Leipzig Herr Dr. phil. Karl Schall in der Aula der Universität seine öffentliche Antritts- M Spätsommer der Liede. 5s Roman von B. Corony. (Nachdruck derbrNen.) „Geh' ins Haus, der Regen droht. Ich komme gleich nach. Höre nur, welcher Sturm sich erhebt! Was soll man denken, wenn das Gewitter losbricht und man dich vergebens im Saal sucht?" „Nicht, was man von mir denkt, kümmert dich, sondern was allenfalls eine einzige unter den An wesenden von dir denken könnte. Es quält dich, dass Mary Randolf uns beide nicht sieht, und etwa die Wahrheit errät. Mag sie doch! Möglicherweise erfährt sie alles aus meinem eigenen Munde!" „Du bist äusser dir und weisst nicht, was du sprichst. Was willst du denn eigentlich? Was verlangst du, dass ich tue?" „Gib mir dein Ehrenwort, dass du dich von den Randolfs zurückziehen willst." „Wie kann ich denn nach der gütigen Aufnahme, die ich bei den Damen fand?" „Du willst nicht? Meine Wünsche gelten dir nichts mehr?" „Höre doch auf, mich zu quälen. Nein, zum Spiel ball deiner Launen machen laste ich mich nicht." „Meiner Launen? Wenn ich dir sage, dass ich leide — fürchterlich leide?" Ein Stöhnen rang sich aus ihrer Brust — ein krampfhaftes, tränenloses Schluchzen. Der Sturmwind riss ein Fenster des Pavillons auf. Theo wollte es schliessen. Aber Etelka lehnte sich weit hinaus. „Ah — das tut wohl — das tut wohl!" ächzte sie, während ihr die Haare wie schwarze Schlangen um das blasse Gesicht flogen. „Gibst du mir dein Wort?" , „Nein!" „So schreibe dir selbst zu, was geschieht." Sie rig di« Türe auf und trat ins Freie. Der Orkan riss die schlanke Gestalt fast um. „Bleibe doch! Ich will dir einen Mantel holen." In diesem Augenblick kam Rolf mit einem Um Hang gelaufen und warf ihn über die Schultern der Stiefmutter, eigentümlichen Blickes Rohling betrach tend, der hinter ihr aus dem Pavillon trat. „Gestatten, gnädig« Frau!" sagte Theo, ihr den Arm bietend. „Danke. Ich bedarf keiner Stütze." Sie slbritt voran, so schnell, dass die beiden Männer I kaum zu folgen vermochten. Vorbei — vorbei — alles vorbei!" hörte sie immer f eine klagende, verzweifelte Stimme in ihrem Innern ertönen. Wofür nun das alles — wofür?" Viertes Kapitel. Am Tage nach dem Ball liess sich Kronau bei seiner Stiefmutter melden. Sie war eben erst auf gestanden, lag in reizendem, kokettem Neglige auf der mit einem kostbaren Teppich bedeckten Chaiselongue, sah aber leidend und beinahe gealtert aus. Unter ihren sieberglänzenden Augen flackerte leichtes scharf adgegrenztes Rot, wie der Widerschein einer Flamme. Auch schien sie nervös erregt, zupfte beständig an ihrem Haar, an den Spitzen des Haus kleides und krampfte die feinen Finger ineinander. Etelka begrühte den Stiefsohn mit erzwungener Freundlichkeit. Wenn er kam, wurde ihr immer zu mute. als müsse er Ueberbringer einer Unglücks botschaft sein und etwas Peinliches in Bereitschaft halten, «ein sarkastisches Lächeln, der Klang seiner Stimme waren ihr fatal. Auch jetzt konnte sie sich nur mühsam die Worte abringen: „Willkommen, lieber Rolf! Trinkst du eine Taste Schokolade mit mir?" „Danke, Mama! Ich bin gewöhnt, erheblich früher zu frühstücken. Das Recht und die Zeit, so lange der Ruhe zu pflegen, haben nur schöne Frauen." „Du hast recht. Ich sollte mich eigentlich meiner Faulheit schämen." Sie zog ihre Hand zurück, die er mit den Lippen streifte. Es war ihr. als kröche eine glatte, kalte Schlange darüber. „Das bis in die Morgenstunden dauernde Fest hat dich doch ermüdet — du siehst angegriffen aus. „Du willst wohl sagen, dass ich anfange alt aus zusehen", entgegnete sie bitter, in den ihr gegenüber hängenden Spiegel blickend. „Nein, nein! Ich muss dir vielmehr ein Kompli ment machen. Du entzücktest in vergangener Nacht wieder alle Welt und tanztest so graziös und uner müdlich wie eine Odaliske. Apropos, das war ein ganz reizendes, prächtiges Ballfest, bei dem es viel zu bewundern gab." „Freut mich, wenn du dich unterhieltest." „O ja, ich stellte allerlei interessante Beob achtungen an. wozu mir, als Nichttänzer, ja hinläng lich Zeit blieb." „Wie ich dich kenne, mokiertest du dich natürlich wieder über einen grossen Teil der Anwesenden." „Wer verstände mich jo zu durchschauen, wie mein« schöne Mama? Alle Achtung! Das erste Opfer meiner kritischen Rundschau war übrigens ich seibst, der zufällig einem grossen Wandspiegel Visavis stand. Zn dem glänzend erleuchteten Saal, lichtbestrahlt von allen Seiten, nahm sich mein verehrres „Zch" non dem eleganten Wuchs eines Murabus ganz be sonders günstig aus." „Ach, lasse Loch solche bittere Scherze. Bei einem Mann kommt es nicht auf die Schönheit an." „Meinst du wirklich? Nun, ich wäre in der Lage, Damen zu nennen, denen sehr viel darauf ankommt und die z. B. für Theo von Rühling schwärmen, als wäre er Adonis in Person. Und doch besitzt der junge Herr zwar ein hübsches Gesicht, eine schlanke, hoch- gewachsene Gestalt und jene von Goethe angepriescne Kühnheit und Verwegenheit dem weiblichen Ge schlecht gegenüber; aber gar keine Charaktereigen schaften, die ihn etwa als Idealbild eines Mannes erscheinen lassen. — Wie denkst du darüber. Mama ?" „Zch zerbreche mir den Kopf nicht über Dinge, die mich nichts angehen und mir vollkommen gleich gültig sind." „Gott, mich geht's ja auch nichts an. Es macht mir nur Spass, dass dieses Muster van Schönheit, Eleganz und Flatterhaftigkeit, nun. wie man sagt, doch endlich gefangen ist und an den bunten, flückj tigen Flügeln festgehalten wird. Kennst du die glückliche Siegerin, Mama? Soll ich sie dir nennen?" „Zch bin nicht neugierig, haste allen Klatsch, der gewöhnlich jeder Begründung entbehrt und mag ihn nicht weiter erzählen hören", erwiderte die Witwe kühl, in der Meinung, ihr Stiefsohn erlaube sich eine Anspielung auf sie selbst. „Za, du besitzest eben keine von den Untugenden anderer Frauen!" rief er mit dem Ausdruck spötti schem Enthusiasmus, „sondern stehst über allen kleinen weiblichen Schwächen erhaben da. du bist einfach voll kommen!" „Bitte, laste diese sarkastische Verhimmelung meiner Person beiseite!" Zch liebe derartige Scherze nicht." „Du sollst gleich sehen, dass ich auch zanken kann, und zwar mit dir, Mama. Was bewog dich nur gestern, zu so ungünstiger Zeit den Gartenpavillon aufzusuchen? Erhitzt vom Tanz, konntest du dich zu Tode erkälten." „Zch hatte nachmittags ein Armband dort liegen lassen." „Und sandtest wohl schon Herrn von Rühling da nach? Fand es der Ungeschickte nicht, dass du dich endlich doch noch selbst bemühen musstest? Ich suchte dich vergebens im Saal, war beunruhigt des nahen den Gewitters wegen, ging deshalb in den Garten und sah dich mit Röhling aus dem Pavillon kommen. Vielleicht zogst du dir wirklich in dem tosenden Sturm eine Unpässlichkeit zu." „Zch bin wenig empfindlich für Witterungscin flüsse. Wovon sprachen wir doch vorhin?" „Davon, dass Herr von Röhling endlich bleibend von den Banden der Liebe gefesselt ist." „Du scheinst dich ja ungemein für seine Angelegen heilen zu interessieren und glaubst vermutlich, dass ich Näheres über die Sache weiss. Also nenne die betreffende Dame, damit ich, wenn es sich wie ich voraussetze, um einen Irrtum handelt, diesen berich tigen kann." „Wenn djz nicht mit souveräner Gleichgültigkeit über alles, was dich nicht betrifft, hinwegschen würdest, so müsste dir in vergangener Nacht auf gefallen sein, was aller Welt auffiel. Zch hörte von vielen Seiten in bezug auf Röhling und Fräulein Randolf die Aeusserung aussprechen: „Ein Paar wie für einander geschaffen! Zudem soll das Mädchen ein Goldfisch sein, nach dem das Netz auszuwerfen sich wohl lohnt, besonders wenn man das väterliche Vermögen schon kleingemacht bat und nur die Aussicht einen stark verschuldeten Besitz zu übernehmen. Ein Erbonkel soll ja noch da sein: aber der alte Filz sitzt wie ein Drache auf seinen fest zugebundenen Geldsäcken und rückt mit nichts heraus." „Törichtes unp böswilliges Gerede! Zn gedanken loser Kritik urteilen die Leute nach dem Schein. Den elenden Verleumdungen, die boshafte, sensations lüsterne Personen erfinden, ist ja gar kein Wert bei- zumcssen." Etelka war plötzlich sehr rat geworden und ihre schwarzen Augen blitzten vor Zorn. „Mein Got». Mama, weshalb regst du dich nur aui?
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