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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110113014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-13
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Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Nr. 13. los. Iahr-au-. Zo^daten de, Risam in Gruppen oder einzeln. Es waren beinahe io viele verlchiedene phantastische Uni- iormen wie Mensch,n. Dazwischen dienerten die Höflinge und Nadob«. Dann kamen die englischen Offizier« und Beamten mit ihren Damen in kost baren Toiletten und schließlich unser Kronorinz mit «inem Gefolge in der ihn so gut kleidenden Kürossieruniform mit blitzenden Ordenssternen Wenn doch solche Szenen mit chrrr Farbenpracht nicht in der Erinnerung verblassen möchten! Frauen des Landes waren beim Prunkmahle nicht zugeaen, denn der Nisam ist ja Mohammedaner und seine 700 Frauen leben in den vielen Palästen abgeschlossen, die er zu ihrer Unterbringung unterhalten mutz. Die ichönen Tage von Haiderabad sind vorüber, wir ver lasten heute das Herz Indiens und fahren nordwärts, anderen Völkern, anderen Ländern entgegen. Nus üem 23. lsnüttchen Wahlkreise wird uns geschrieben: „Der, Kandidat der nationalliderale!'. Harter, Baumeister Otto Unger Mölkau, stellte sich am Mittwochabend in Liebertwolkwitz einer stark' besuchten Wählcrversammlung als Bewerber um das „Dünsche Mandat" vor. Er konnte sich daraus be rufen, daß ihn der verstorbene Abgeordnete Dürr in manchen politischen Fragen und den Wahlkreis an gehenden Angelegenheiten als stillen Mitarbeiter zu Rate gezogen habe. Diese Mitarbeit sei wohl auch ein Grund gewesen zu seiner Aufstellung, die zunächst non liberalen Mannern im Wahlkreise selbst an geregt worden sei. Redner bekannte sich zur national liberalen Partei und zu ihrem Programm, Vesten Hauptpunkte -- Reform der Ersten Kammer, «er- einsachung der EneubahnverwaitunA, Neuregslung der Landgemeindcordnung. d«s Gemelndefteuerwcsen», des Staatsdcenstrechts. vor allem Neugestaltung de» Poltsschulgeletzes im liberalen Sinne — er in schlich- ier, aber bestimmter Weise auseinandersetzte. In seiner einstündlgen Rede ging er ferner aus eine An zahl Forderungen ein, die für den Leipzig um schließenden Wahlkreis bedeutsam sind: Vorortsver- kehr, Stratzcnbahnwesen. Gemeindekompetenzen. Kleinwohnungsbau usw. Nach dem lebhaften Bei fall zu schließen, batte seine sachliche, parteipolitische Angriffe vermeidende Rede die Zustimmung eines gronen Teiles der Versammlung gefunden. Für die rreisinniae Partei und ihre Kandidatur sprach sodann Parteisekretär Christ), der das Verhalten der na- tianallibcralen Partei und insbesondere ihrer Land ragsfraktion bei der Schaffung des neuen Wahlrechts kritisierte. Landtagsabgeordneter Nitzjchke - Leutzsch zeigte an der Hand der wichtigsten Arbeiten des Landtags, daß die nationalliberale Fraktion ihre Ausgaben im ganzen befriedigend loste, so schwierig auch oft die Umstände waren. Die an ihrem Ver halten geübte Kritik ließe sich, so führte er unter Zu stimmung aus, reichlich vergelten durch eine nähere Beleuchtung der stark vom Agitationsbedürfnis be einflußten Taktik Les Freisinns. Der von der kon servativen Partei unterstützte Kandidat. Gemeinde vorstand F e l l e r - Oetzschs bemängelte einzelne Punkte in den Ausführungen des Herrn Unger und verwahrte üch gegen die Meinung, daß er als Be amter nicht die nötige Unabhängigkeit besitze.. Weiter sprach der fortschrittliche Parteisekretär Hofmann über die Fnteressenpolitik der konservativen Partei und verwahrte sich gegen die rn einem Versammlungs bericht enthaltene Behauptung, er ser Gegner einer liberalen Verständigung: er halte in, Gegenteil diese Verständigung nir dringend notwendig. Gene ralsekretär Dr. W«st en ber a er betonte, daß die nationalliberale Partei die Zusammensetzung der Wählerschaft in diesem Wahlkreise genau geprüft und sich gesagt habe, daß der ausschlaggebende Teil nichts Geheimrst Leckmsnn über üss chemische 3nMtvt üer Kaiser- Wilhelm-Gesellschaft zur Mrüeruny üer Wissenschaften. Am Mittwoch hat sich in Berlin unter den» Vor sitz des preußischen Kultnsmintsters die vom Kaiser anläßlich de» Berliner Universttätsjubiläums ins Leben gerufene Kaiser-Wilhelm-Deseilschaft zur Förderung der Wissenschaften konstituiert. Ein Leipziger Gelehrter ward der Ehre teilhaftig, zum Leiter der ersten Anstalt dieser Gesellschaft be stellt zu werden. In liebenswürdigster Weise äußerte sich der Er wählte, Herr Geheimrat Professor Dr. Beckmann, einem Vertreter unserer Redaktion gegenüber über die Pläne und Ziele der eben ins Leben getretenen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft und im besonderen des Chemischen Institutes der Gesellschaft. Vorläufig, so führte der Gelehrte aus, schlummert fast alles noch im Schoße der Zukunft. So ist es äugen blicklich erst meine Aufaade, Pläne und Vorschläge für das Chemische Institut auszuardeiten. Mit dem Bau selbst wird dann je nach Sachlage Anfang April oder Mai begonnen. Und zwar kommen erst zwei Institute in Frage, alle anderen Anstalten werden erst in spateren Fahren in Angriff genommen. Daß diese beiden Institute schon jetzt erbaut werden können, hat sein« besondere Bewandtnis. Für das eine, das Phystkalisch-Chemische, ist von dem Berliner Großindustriellen Geheimrat Koppel eine Stiftung von 750 0Mgemacht worden, so daß sofort mit dem Bau begonnen werden kann. Außer dem hat Herr Koppel auf die Dauer mehrerer Jahre eine jährliche Unterstützung von 30 000 .^t zugesichert und endlich auch schon ernen Leiter für dieses In stitut in der Person de« Professors Frrtz Haber gewonnen. Auch die Mittel für das eigentliche Chemische Institut sind schon vorhanden. Vor 0—7 Jahren näm lich tauchte der Plan auf, eine Chemische Rrrchsanstalt zu gründen. Hochschullehrer und interessierte Groß industrielle kamen zusammen, berieten über den Plan, gründeten einen Verein Chemische Reichsanstalt und sammelten vorläufig Gelder. So sind bis jetzt 1'/» Million Mark zusammengekommen. Bei den Vorberatungen zur Gründung der Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft beschloß der Verein, die Chemische Reichsanstalt auszugeben und die Mittel für das chemische Institut der neuen Ge sellschaft bereitzustellen. So kann dieses als das Erste der Unternehmungen der Gesellschaft ins Leben treten und der Bau wird sofort beginnen, wenn der preußische Landtag seine Genehmigung erteilt hat. .Handelt e» sich denn nun um preußisch« und nicht um Reichsinstitute, die die Kaiser-Wilhelm- Gesellschaft plant?" Ganz und gar nickt! Aber vorerst ist es Preußen, das durch sein weitgehendes Entgegen kommen die Verwirklichung unserer Pläne er möglicht. Ich habe auch mit den Ministerien anderer Bundesstaaten und mit den Bürgermeistern verschiedener Städte verhandelt. Aber teils wollte man uns das nötige Gelände nur verkaufen, teils es uns unter Bedingungen überlassen, denen die Institute nicht genügen können. Nur Preußen kam dem idealen Zweck so »eit entgegen, «ie „ notwendig! Leipziger Tageblatt. FttUsg. 13. Januar IStt. vom Konservatismus und nicht« vom Radikalismus wißen wolle. Man wünsch« einen liberalen, unab hängigen Mann aus dem gewerblichen Mittelstand«. Diese» wohlverständlichen Wunsches wegen habe sich di« nationalliberale Partei für die Kandidatur Unger entschieden. Direktor Scheibe verwandte sich für die Kandidatur des Gemeindevorstandes Feller, dessen Wirken anerkannt sei Die Soztaldemo kratie war durch eine Anzahl Genoffen vertreten, zog aber vor, nicht dreinzureden Nach dem Schlußwort de» Herrn Unger, das verschiedene sachliche Ein Wendungen widerlegte, beendete der Vorsitzende, Herr Gutsbesitzer S t r i e g l e r, di« lebhaft und anregend verlaufene Versammlung. Bon 80 Liebert wolkwitzer Wählern, darunter zahlreiche Landwirte und Gewerbetreibende, liegen schriftliche Erklärungen für die Kandidatur Unger vor/ Kus üen Reftbstagskommilswnen. Die Reichsversicherungskommission setzte am Mittwoch die vor den Wcrhnachtsferien ab gebrochene zweit« Lesung des Buches über die Krankenversicherung beim Abschnitt Kran kenhilfe fort. Die Beschlüsse der eisten Lesung wurden in einigen nicht wesentlichen Punkten geän dert. Bei-8 198 wurde beschlossen, daß für den Ab lauf der Krankenhrlfe, d»e bi» zu 28 Wochen nach Be ginn der Krankheit, oder wenn das Krankengeld erst von einem späteren Zeitpunkt ab bezogen wird, nach Beginn des Kranlenaeldbezuges gewährt wird, die Zeit, für die die Kaste dem Kranken nur Kranken pfleg» gewährt, nicht angerechnet werben soll. Bei 8 rÄ wurde der KommisstonsLeschluß, wonach Kran- kei^zeld, da» der Versicherte au» einer anderen Drr- ficherung ohn, Rechtsanspruch hieraus erkält, auf die Leistung der Krankenkaste nicht angerechnet werden soll, wieder beseitigt. 8 205 erhielt durch An nahme eines Antrages Dr. Mugdan (Vpt.) und Becker (Ztr.) folgende Fassung: „Die Satzung kann die Mitglieder verpflichten, Sem Vorstände im Erkrankungsfalle die Höhe der Bezüge mitzuteilen, die sie gleichzeitig aus einer anderen Krankenversicherung erhal ten. Di« Frage, aus welcher Krankenversicherung sie Bezüge herrühren, ist nicht gestattet." Dieser Beschluß wurde von Dr. Mugfdan wie folgt begründet: Wir sind prinzipiell gegen die Kürzung de» Krankengeldes: nachdem aber die Kommission ander« entschieden hat. muffen alle privaten Vcrsiche- rungen gleich behandelt werden. Verpflichtet man die Mitglieder, nur Versicherungen anzugeoen, die ihnen einen Rechtsanspruch auf Krankenhilfe geben, so ist dies ein Ausnahmegesetz gegen die Mit glieder der Hrrsch-Dunckerfchen Gewerkoereine, da die freien und christlichen Gewerkschaften diesen Rechts- ansvruch nicht gewähren. Aus diesem Grunde mußte der Kommissionsbeschluß erster Lesung, der die Anzeigepflicht für die einen Rechtsanspruch gewähren den Dersicherungsverhältnisse auchprach, beseitigt werden. Die Kommission für den Kolonial- und Konsulargerichtshof beschäftigte sich am Mittwoch zunächst mit der Frag«, ob V e r w a l t u n g s b e a m t e in den Gerichtshof ausgenommen werben sollen oder nicht. Statt der zwei Dcnoaltungsbeomten, die der Gesetzentwurf vor- sieht, beantragt das Zentrum nur einen. Degen diesen Vorschlag wurde von der Fortschrittspartei und von Len Nationalliberalen geltend ge macht, daß, glecchoiel ob ein oder zwei Verwaltungs beamte Lein Gerichtshof angeboren, einer der wich tigsten Grundsätze unserer Rechrsversassung. nämlich die Unabhängigkeit dek Richter, durch brochen würde. Gegen den Staatssekretär des Kolo nialamtes, der auf ähnliche Einrichtungen in Eng land hingewiesen hatte, führte rin Mitglied der Fort schrittspartei aus, daß seines Wissens in England Perwaltungsbeamte nicht als Richter fungieren. Der Staatsiekretär hielt aber an seiner Behauptung fest und versprach, da» Material vorzulcgen. Schließlich wurde der Antrag aer Zentrumspartei gegen die Stimmen der Natronalliberalen, der Dolksoartei und der Sozialdemokraten angenommen. Die Regie rung gab sick damit zufrieden. Dann befaßte sich die Kommission mit der Frage, ob der Sitz des neuen Gerichtshofes Berlin oder Hamburg sein soll. Ein Mitglied der Zentrums partei und ein Konservativer ivlachen sich für Berlin k aus. Dagegen wurde von einem Hamburger Mit glied der Volkspartei darqelegt, aus welchen prak- i tischen und ideellen Gründen Hamburg den Vorzug t verdiene. Auch der Hanseatische Bundesratsbevoll- mächtigte trat für Hamburg ein. Der Staatssekretär des Kolonialamtes erklärte, Laß die verbündeten Re gierungen Wert darauf legen, daß der neue Gerichts hof in Berlin seinen Sitz habe, sprach jedoch kein Unannehmbar aus. Ein Beschluß über diese Frage wurde noch nicht gefaßt. Die nächste Sitzung findet Freitag statt. Die Kommission für dir Wertzuwachsfteuer stellte am Mittwoch den Bericht fest, ebenso die Pudgetkom Mission die Berichte über die Fernsprechgebührenordnung und Las Reichsbesteuerungsgesetz. Deutsches Kelch. Leipzig, 13. Januar. * Nach dem Mitgliederverzeichniv des preußischen Herrenhauses beträgt die Zahl der Mitglieder 332, es ruhen 47 Berechtigungen. * Die Slnsiedlungskommisfion wird in der letzten vollen Januarwoche zur Hauptsitzung zusammen- treren. Es wird u. a. über die Denks chrift der Ansiedlungskommission, die alljährlich ausgestellt wird und im Manuskript fertiggestellt ist. Beschluß gefaßt werden. Wenn im übrigen alle Programm punkte auch noch nicht feststehen, jo läßt sich doch letzt schon sagen, daß die Enteignungssrage sich nicht in dem offiziellen Programmentwurf befindet und nicht zur Beratung kommen soll. * Ersatzwahl im Wahlkreise Immenstadt für den verstorbenen Zentrumsadgeordneten Schmid findet, wie da» „B. T." meldet, am 25. Februar statt. * Zum Gesetz über die Wandertage«. Die kon servative Fraktion des preußischen Abgeordneten hauses beantragt, die Staatsregierung zu ersuchen: 1) Bei den verbündeten Regierungen dahin zu wirken, daß sie dem Reichstage möglichst noch in der laufenden Session einen Gesetzentwurf vorlegen, durch den 8 56« der Reichsgewerdeordnung (Wan derlager) durch eine Bestimmung ergänzt wird, wonach für den Betrieb eines Wanderlagers eine besondere Erlaubnis erforderlich ist. die von dem Nachweise eines vorhandenen Bedürsnisscs ab hängig zu machen ist; 2) zum 3 56« der Reichsge werdeordnung Ausführungsanweisungen anordnen zu wollen, wonach ». die Erlaubnis nur für längstens 14 Tage erteilt werden darf, und b. die Genehmigung zum Beginn eines Wanderlagers mindestens 8 Tage vorher bei der Ortspolizeibehörde äachzusuchen (st mit Angabe der Zeit und des Ortes, wo sich die VerkaussgegenstänLe bi» zum Verkausrtermrn be finden. * Zur Jubelfeier der Reformation. Das 2ahr- 1917, in dem die protestantische Welt das vier- hunbertjährige Jubiläum der Reformation war. Bei der Gründung der übrigen Institute sollen aber auch andere Staaten und Städte berücksichtigt werden. Die Gesellschaft ist kaiserlich und nicht an Preußen gebunden. Es wird daher von dem Opfer willen der einzelnen Staaten abhängen, ob auch sie ein Forschungsinstitut erhalten, und es ist nicht ausgeschlossen, daß auch Leipzig der Sitz eines solchen werden kann. „Ist die Befürchtung laut geworden, daß die Forschungsinstitute den Universitäten insofernschaden können, als sie die Mehrzahl der Studierenden an sich ziehen werden und außerdem beispielsweise Leipzig wissenschaftlich von Berlin überflügelt wird?" Daran ist gar nicht zu denken. Die Forschungs institute sollen ja, wie schon der Name sagt, der reinen Forschung dienen, nicht dem Unterricht, es ind keine Lehrinstitute, und Studierende kommen für ie noch gar nicht in Frage. Aus diesem Grunde ind sie auch nicht mit dem im vergangenen Jahre von Geheimrat Lamprecht gegründeten „In stitut für Kultur und Universalgeschichte an der Universität Leipzig" zu vergleichen, das ebenfalls ein Lehrinstitut ist. „Und wie ist die Tätigkeit an den Forschungs instituten geplant?" Sie sollen es den Gelehrten ermöglichen, ohne an einen begrenzten,Zeitraum oder einen bestimmten Etat, der nicht überschritten werden darf^ gebunden zu sein, wissenschaftliche Aufgaben zu losen. Ganz gleich ob etwas dabei herauskommt oder nicht, ob die Sacke unoorhergeahnte Mittel erfordert oder nicht, eben eine ganz unabhängige, durch nichts beeinträchtigte Forschung. Die Aufgaben, die z. B. dem Chemischen Institut gestellt werden, ergeben sich aus den Bedürfnissen größerer Industriegruppen. Das praktische Leben wird nicht außer Auge gelassen, es stellt die Aufgaben. Ihre Lösungen aber sollen in idealster Weise durchgesührt werden tönnen. Und der Zweck ist dabei der, daß e» Gelehrten ermöglicht wird, sich an Arbeiten zu beteiligen, die bisher cm verborgenen von großen Privatfirmen ausgcfllhrt wurden und an Universitäten au» den verschiedensten Gründen nicht möglich sind. ..Werden Sie für immer nach Berlin übersiedeln, oder behalten Sie daneben die Leitung des Leipziger Chemischen Institutes?" Wenn das Chemische Institut der Kaiser-Wilkelm- Gesellschaft fertig ist. werde ich nach Berlin über fiedeln müßen, denn die Leitung erfordert eine un geteilte Tätigkeit. Ich werde zwar einen Sub direktor bekommen, der wahrscheinlich der Abteilung für organische Chemie vorsteht, so daß mir nur die anorganisch« Abteilung bleibt, ober die ganze Ver waltung liegt auch in meinen Händen. Es soll bei allen Forschungsinstituten da« Be amtentum möglichst eingeschränkt und Bureau« kratismu» vollständig vermieden werden. Die Anstellungen sind alle nicht hoch dotiert und ebne Pensionsverechtiguna. Als Ausgleich soll für mich an der Berliner llniverkitSt ein Lehrstuhl errichtet werden. Aber für mich handelt e« sich nicht darum, ob ich mich hier bester stehe oder in Berlin, ich habe die ganze Bewegung von Anfang an zu fördern gesucht und weiteste Kreise w»e Fach genoßen haben mir ihr Vertrauen geschenkt, so daß e« für mich unmöglich wäre, einen Ruf an das Forschungsinstitut adrulehnen. Und dann hat es sa einen großen Reiz, in neue Verhältnisse zu kommen, sich ein neues Arbeitsfeld zu erobern. Freilich ist ja offiziell noch gar lein „Rus" an mich ergangen. Aber die L<-itung des Chemischen Instituts der Kaifer-WilLelm-Gesellschafr ist mir ja sozusagen übertragen »erden. Nach diesen Ausführungen Geheimrat Beckmanns wird Leipzig nach Fertigstellung des Chemischen Instituts der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft den in Hochschulkreiscn weltberühmten und bei seinen Schü lern so beliebten Gelehrten leider verlieren. 1-. Kunst unä Mllenlchsst. Lin unveröllenilichles Memoirenwerk KiHarü Wagners. Albert Vanfelow veröffentlicht, wie schon kurz von uns gemeldet, in der „Franks. Ztg." einen Artikel über Richard Wagners Vermächtnis, ein un veröffentlichtes Memoirenwerk des Meisters. Es war schon seit vielen Jahren bekannt, daß Richard Wagner selbst ein umfangreiches Memoirenwerk von sich hinterlaßen hatte. Da wenig von dem Wert in die Oeffentlichkcit drang, vermehrten sich immer die Stimmen, die glaubten, daß doch ein derartiges Werk nicht von Wagner verfaßt worden sei. Die Zweifel, die darüber bestanden, find nun end gültig zerstreut worden, denn die Familie Wagner hat sich entschloßen, die Lebenserinnerungen jetzt, 28 Jahre nach dem Tode des Meister», der Oeffent- lichkeit zugänglich zu machen. Sie werden im Mai dieses Jahres bei Bruckmann in München erscheinen. Ueber die Geschichte dieses bedeutenden Werkes ist folgendes mnzuteilen: Die Abfassung fällt in die Jahre 18(>8 bis 1873, Vervielfältigungen mittels der Schreibmaschine kannte man damals noch nicht, und um die Handschrift vor zufälligen Verlusten zu be wahren, hat Wagner das Ganze in einer Auflage von 12Exemplaren drucken lassen. Von diesen 12 Exemplaren sind 4 in die Hände von vertrauten Freunden des Hauses gelangt, die übrigen wurden in Wabnfried ausdewahrt. Vorkehrungen waren ge troffen worden, daß auch im Falle des Ablebens eines der vier Besitzer eines Exemplars jeder Indiskretion vorgebeugt war. Auf diese Weise ist da» Geheimnis so gut gewahrt worden, daß selbst ernsthafte Leute di« zum heutigen Tage an dem Vorhandensein der Lebens- eiinnerungen Richard Wagners zweifeln tonnten. Das Manuskript umjaßt vier Bände von zusammen 1158 Seilen. In Weaner» eigenem Vorwort heißt es: „Die in diesen Bänden enthaltenen Auf zeichnungen sind im Laufe verschiedener Jahre von meiner Freundin und Gattin, welche mein Leben von mir sich erzählt wünschte, nach meinen Diktaten unmittelbar nicdergeschrieben worden. Da der Wert der hiermit gesammelten Autobiographie in der schmucklosen Wahrhaftigkeit beruht, welche unter den bezeichneten Umständen meinen Mitteilungen einzig nur einen Sinn geben konnte, deshalb auch meine Angaben genau mit Namen vnd Zahlen begleitet sein mußten, so konnte von einer Veröffentlichung derselben, fall, bei unseren Nachkommen hierfür noch Teilnahme bestehen sollte, erst einige Zeit nach meinem Tode die Rede sein. Und hierüber gedenke ich testamentarische Bestimmungen für meine Erben zu hinterlassen. Wenn wir dagegen hier letzt schon einzelnen zuverlässigen Freunden den Einblick in diese Auszeichnungen nicht sernhielten, so geschieht dies in der Voraussetzung einer reinen Teilnahme für den Gegenstand." Soweit do« Vorwort. G» ist uu«ndlich »tol über begehen wird, wirft seine Schatten bereit» vorau». Auf dem diesjährigen großen Gustav-Adols-Fest in Stralsund wurde die Veranstaltung einer Iubi- läumsspende angeregt. In Straßburg plant man die Errichtung eines Denkmals des elsäisiichen Re formators Martin Bucer. und da» Sckwadenland will Luther und den wilrttembergischen Reformator Johannes Brenz in einen, großen Reformations denkmal unter dem Kreuz Christi darstellen. * Zum Falle Sorblet—Wagner teilt die amtliche „Darmst. Z >tung" mit. daß wegen der in Lieser An aelegcnheit gegen Professor Wagner erhobenen Beschuldigung ein Disziplinarverfahren an hängig sei. * Bischof Benzler führt die Kinderkommunion ein. Wie Bischof Venzler mit der Forderung des Antimodernisteneides allen deutschen Bischöfen voran ging, so ist er jetzt auch wieder der Eifrigste in der Einführung der Kinderkommunion. Wai senkinder haben den Reigen der Kleinkinder kommunion, wie sie das päpstliche Dekret vorschreibt, im Reiche Bi'^of Bcnzlers eröffnet. Vergangenen Sonntag empfingen sieben Waisen mädchen im Alter von 8 bis 10 Jahren in Metz die erste Kommunion. Wie die „Germ." feststellt, war es „für. alle Anwesenden ein erhebendes und rühren des Schauspiel". * Ein offiziöses Urteil über da» Moabiter Urteil. Die „Nordd. Ailg. Ztg." schreibt: „Ueber das Urteil der Strafkammer im Moabiter Pro'eß wird in der sozialdemokratiichen Presse und in einigen liberalen Blättern der Versuch gemacht, einen Gegensatz zwischen dem Urteil und den Darlegungen zu konstruieren, die der Reichskanzler über die Moabiter Vorgänge im Reichstag gemacht hat. mit Hinweisen darauf, daß der Reichskanzler mit keinem Wort sich mit den Strailaten befaßte, die den Gegen stand des Verfahrens bildeten, es vielmehr ausdrück lich ablehnte, sich darüber zu äußern, es aucb offenließ, ob polizeiliche Mißgriffe oorgekommcn seien. Wohl aber hätte er dacgelegt, aus welcher Stimmung heraus die Krawalle enistanden, die nicht zu erklären sind ohne die fortgesetzte Heßtätigkett der sozialdemokratischen Preße. Ohne diese Hetz arbeit wäre es unmöglich gewesen, daß auch atz ständige Arbeiter Moabits, wie das Urteil ausführt, sich auf die Seite des Janhaaels stellten. Natürlich hatte der Reichskanzler nicht behauptet, daß die sozialdemokratische Partei die Krawalle angeäiftet habe. Es liegt auf der Hand, daß Ausschreitungen der Parteileitung für die gegenwärtigen poli tischen Zwecke nur unerwünscht sein konnten, weil sie auf die bürgerlichen Wähler eine ledig lich abstoßende Wirkung ausüben mußten. — 2m Gegensatz zu der Autsassung jener Blätter be haupten wir, daß die Ergebnisse des Prozesses und das Urteil geeignet sind, die Anschauungen des Reichskanzlers über das Gesamtbild der Moabiter Vorgänge zu bekräftigen, l? D. Red.) Das Gericht hat sowohl die Ianhagel-Theorie wie die Provo- kationstheien, die von der Sozialdemokratie ausgestellt sind, verworfen, genau wie es der Reichskanzler getan hat. Die Urteilsbegründung verbreitet über den Ursprung und das Gesamtbild der Krawalle so viel Klarheit, daß keine dialektischen Künste imstande sind, die Darlegung des Reichskanzlers über eine mora lische Mitschuld zu entkräften." * Der Ausbau der Erbschaftssteuer — in Hamburg. Die Hamburger Erbschaftssteuer für Abkömmlinge soll weiter ausgebaut werden, und zwar nach de, Richtung, daß auch die S ch « n k u n g s st e u e r aus Abkömmlinge ausgedehnt wird. Aus Hamburg wird der „Voß. Ztg." darüber geschrieben: Während die Anhänger der schwarzblauen Mehrheit, wenn auch schweren Herzens, den Gedanken aufrechtzucrhalten suchen, daß «ine Heranziehung der Abkömmlinge des Wagner geschrieben worden. Dis in die veröffent lichten Einzelheiten hat man seinem Leben nach- geforscht und noch immer häufen sich Band auf Band. Alles dieses wird zurücktreten, wenn jetzt der Meister selbst zu Worte kommt. Wagner begann die Bearbeitung seiner Lebens erinnerungen rm Alter von 55 Iührcn. und zwar konnte er dabei fortlausend geführte Notiz bücher benützen, die später vernichtet wurden. An seiner schonungslosen Aufrichtigkeit kann niemand zweifeln, der sich näher mit ihm beschäftigt hat. Sein phänomenales Gedächtnis ist berühmt gewesen, und so versprechen denn diese Memoiren des großen Tonkünstlers, die man nicht ohne Grund solange vor der Oeffentlichkeit gehütet hat. etwas in mehr als einer Beziehung Außerordentliches. * Grundlegende» Material für seine Lebens geschichte Hal Richard Wagner früher in der Auto biographischen Mitteilungen niesergelegt, die, zwar gering an äußerem Umfange, doch die Zeit von der ersten Kindheit bis zur Würducger Tätigleit um faßen und al» Vorwort dem ersten der 10 Bände seines gesammelten Schriften vorangestellt. Viele Jahre später gaben für den Meister die 1885, also nach seinem Heimgange, erschienenen „Ent würfe,- Gedanlen, Fragmente" Zeugnis für das innere Leben des Ton- und Wortpoeten. Weiteres Material autobiographischer Art findet sich zerstreut in einzelnen Teilen der Gesammelten Schriften, z. D. in den mehr novellistisch gehaltenen Erinne rungen an den Aufenthalt in Pari», ferner jene an Auber, an Schnorr von Carolsfeld, den ersten Tristan, und in verschiedenen Sendschreiben und kleineren Aufsätzen. Ungemein Wertvolles enthält auch selbstverständlich die bereits ansehnliche Menge von Veröffentlichungen von Wagners Briefen. In jüngster Zeit werfen die Vliese Wagners an Th. Äpel in Leipzig ein teilweise neues Licht aui des Meister» Iünglingszeit. Früher erichienen die berühmten Briefe an Liszt, an Uhlig, Fischer und Ferd. Heine, an Rockel und El. Wille wie an Hertel und O. Wesendonck. Don größtem Werte sind die herrlichen Briefe Wagners an Mathilde Wesendonct. wichtig für die Entstehungsgeschichte der größten seiner dramatischen Werke; dann jene an seine erste Gattin Minna Planer, die die Zeit des Wagnerischen Exils beleuchten. Von Bedeutung des „jungen Wagner" ist die von Kapp unlängst unternommene Zusammenstellung aller jener größeren und kleineren Aussätze,Artikel, Fragmente mehr journalistischer An, die seinerzeit Wagner selbst in seine Gesammelten Schriften nicht ausgenommen zu sehen wünschte, r-. * Moabit auf der Bühne. Aus Berlin wird uns telegraphiert: Von der Direktion des Lustspiel- haufes ist eine von Rechtsanwalt Fritz Selten ver faßte dreiaktige Groteske „Das Objekt" ange nommen worden, die Anfang Februar in Szene gehen soll. Es bandelt sich um eine literarische Be arbeitung der Moabiter Ausschreitungen. Der letzte Akt spielt im Schwurgerichtssaal. * Iheaterchronik. Direktor Schmieden vom Reuen Idealer ln Berlin soll vom 1. September d. I. ab mit der Leitung eines H oftdea ters betraut werden. * Hochschulnachrichten. Der 32. Balneologenkon- greß wird vom 2. bis 8. März in Berlin abgehalten. — Ingenieur Dr. phil. et jur. 2. Koll mann in Bad Em» ist vom 1. April ab zum Professor an der Technischen Hochschule in Dresden ernannt worden. An der Universität Wien sind die Privatdozentin der Physik Professor Dr. E. Ritter v. SHweidler und Professor Dr. Meyer zu außerordenUtche« Pro- toiso«» ernannt worden. i' i ) r h v < r 4 ii r i r c ü i 1 r r k s> (! r § t c r c i i i i t r k 's r i i c k i r l t i 1 l i t
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