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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Handelszeitung : 13.01.1911
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1911-01-13
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id84535308X-19110113014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id84535308X-1911011301
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-84535308X-1911011301
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Leipziger Tageblatt und Handelszeitung
-
Jahr
1911
-
Monat
1911-01
- Tag 1911-01-13
-
Monat
1911-01
-
Jahr
1911
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Bezugs-Preis LckvE » » v—« »,»ch Em, «o» VE«»»»» >»«« »«Zllch t»» -«« «^«chi - SS » i—mL, >.7O^U EN«llt»k> «et »»l« iUlm« ». »» -«tz»«fteLr» «d««»Mu 7» H »„«s, V»r<« vt» Vt: r«i><dt«nd, un»»«»,»nch»» K,I«N>«» »ier,»ithru ».»« ^U, «»»atl. auych«. Psstdclirllgkld ,)«ril«r m Belg,«,, Dtnrmart, d»n D«i«»slaat«^ ItLlieu. Luiemdu«, »it»d«rland«, A»r» «ai«, OevrrieuH Ullgar», «-w«d«», ». »G««E. A» <UE ülmge» Stialrx »rr »n«t» »«ch »t» »«»»«riileae d— v»«a— «»».Utch. r«» L«pv,« Laa«»»«, nckd«» 7 El It-lich, S-Iiir»». Ketr»«a4 E mmc,«»*. iU>,»«. l««»Ann,>,m«! Niigait»«vl«tz 8, d« «>q««a trL-«rn. Lp*d>t»ur« >m» »««»mrtzkll»». I»»» Poilt»»» «» BrvstrLgeru. Dl»,»>»«»»«,»«»»»»« E lR««» «^>«»» 1« der «d«E>u<««b« » Meb«kti»n ,«d G«schtkt<tlrtt«r A»dan»«-ast« «. S««»«»«r I4ÜU4 l4Mj^ t4SV» Morgen-Ausgabe. MtWigtrTagMaü Handelszeitung. Amtsklatt des Rates und des Nokizeiamtcs der Stadt Leipzig. Änzeiqeu PreiS B» NE«» «u« ^u>v« ui«» dt» V« LV «I» EN» SetUHiil» L dt» 74 „» dr«» D»tl«m«El» I »«, —»warn 4^ «e»v4»»» ».Ull ^U; Jnlrran »« «jrddrv«, -» a»ilich«i t«ü dw 74 m» vrett» VaNtnU- »o Ga>cha>Nan,riqen mii O>«G»»nchNl«» «» i» »« Ldrndausaav» >a> Ur«»r erdthr. Stada» nach Laril 4>«laaeaevül»« a ^D v. Laulrnc «xN. Loligedühr. g»st«reUt« vuilrag« rannen alch« Edo» »ard^. -Nr »a« irUdauE a» batzuaaua» La,« aa» Wt»« wn» lck» GaraaN» üdernomm« Lnzelgen- Lnnah»« i Nogua»<vl«tz 8^ det «amtlich« Klial« ». all« tinnenrr» -r»«d»n»aen bei ,)n« ua» «atlaa»»«. Haas r-DU »al» Varl Um <arl VaaL»». 0«r»o^ Sa». -aNa^ hanblnn, Llwowkiak» ltt elat-vdo» Vh Dr. 40UY. Hauvt-SUtal» OraSda« kttitrE 4.1 (Leieptzoi 4«rUl. klr. l3. /rellsg, Len lS. Ismisc lSll. tos. Zshrgsng. vss Wichtigste. » Geheimrat Beckmann wird nach Errichtung des chemischen Institutes der Kaiser-Wilhelm - Gesellschaft, dessen Leitung er übernehmen wird, seine Lehrtätigkeit an der Leipziger Univer sität aufgeben. (S. Feuill.) * Der Reichstag nahm am Donnerstag die zweite Lesung der sog. kleinen Strafgesetz- nooelle vor; dabei kam es zu lebhaften Debatten über die Schächtfrage. (S. Reichstagsber.) , * Am Donnerstag tagte in B e r l i n der z w e i t e deutsche Heimarbeitertag. (S. d. bes. Art.) * Im belgischen Bergarbeiter streik sind Einigungsverhandlungen angeknüpft worden. Eine große Massenkundgebung der Streiken de« verlief ruhig. (S. Ausl.) * Richard Wagner, Lebenserinne- rungen werden von der Familie Wagner im Mai dieses Jahres in vier Bänden veröffentlicht. (S. Feurll.) * Der Mörder des Rittmeisters von Krosigk (Gumbinnen, 22. Januar 1901) ist im Hannöverschen verhaftet. (S. d. bes. Art.) * Bei der Explosion einer Feuerwerks fabrik in Buenos Aires wurden 35 Arbeiter ver schüttet, ne^un als verkohlte Leichen ge borgen. (S. Tageschr.) Nachwelten ües krsnMllchen Lilenbahnersusstsnües. Es gibt eine Kunst, Siege zu ruinieren. Auf die Frage nach einer zuverlässigen Methode dieser Kunst gibt die französische Republik unserer Tage eine ausgezeichnete Antwort. Das Ministerium Briand hatte die ausständigen Eisenbahner überwun den. Die Gedemütigten waren zur Arbeit zurück gekehrt. Die stramme Haltung es Ministeriums war durch ein Vertrauensvotum der Kammer belohnt. Eine verschärfte Gesetzgebung war durch beide Fak toren der Gesetzgebung vereinbart, um Wiederholun gen der vorgekommenen Unordnungen zu erschweren. Alles schien zum Besten zu stehen, und man glaubte, in Herrn Briand einen wirklichen Könner begrüßen zu dürfen. Aber merkwürdigerweise gelang dem Manne die Fortsetzung des korrekten Eröffnungszuges nicht recht. Schon das machte bedenklich, daß er sogleich nach dem Vertrauensvotum sein Kabinett umbildete und da mit verriet, daß die imponierende Einigkeit der Re gierung während der kritischen Woche ein notdürftig gefristeter Schein gewesen war. Dor allem kam es aber nun nach den unerhörten Ausschreitungen, die bis zu Mordtaten getrieben waren, darauf an, die Schuldigen einmal recht scharf anzufassen und dadurch künftigen Nacheiferern eine gründliche Lehre zu erteilen, ein ernstlich abschrecken des Ltrafcxempel aufzustellen. Diejenigen Elemente, die eine Führerrolle gespielt, sich der Vergewaltigung Arbeitswilliger oder gar der Sabotage schuldig ge macht hatten, müssen erbarmungslos von der Wieder einstellung ausgeschlossen bleiben. Briand hat auch in der lat den Generalpardon bislang verweigert, mit dem die Zärtlinge der Kammer und die heim lichen Freunde der Aufsässigen schon wieder krebsen wollten. Aber „im einzelnen" hat er doch schon wieder weitherzige Milde walten lassen zu wollen sich bereit erklärt. Es wird also die Störer der öffentlichen Ordnung bloß ein ganz unverbindliches Wort der Unterwerfung kosten, um in die Kostgänger schaft derselben Berkehrsgcsellschasten zurückzukehren, denen man eine volle Woche hindurch allen nur er denklichen Schabernack angetan hat! Denn die „Rat schläge" der halbsozialistischen Minister an die „Kapi talsbestien" pflegen eine erklecklich strengere Befehls form anzunehmen, al» das Zureden an die hals starrigen Herren Arbeiter! Auf diesem Wege der „einzelnen Fälle" wird dann nacheinander der bei weitem größere Teil der Schuldigen von seiner ver dienten Züchtigung befreit, bis ein so kleiner Rest zurückgeblieben ist, dessen Gesamtamnestierung in der nur in Frankreich möglichen Weise mit der „Unerheb lichkeit des Objektes" und mit dem Bedürfnisse eine» Abschlusses de, Bersöhnungswerkes" begründet wer den kann! Inzwischen treiben die noch Ausgeschlosse- nen wieder weiter „Sabotage", das heißt: sie zer schneiden die Drähte, legen Balken und Steine über di« Schienen und machen ähnliche Scherz«, die unser „barbarisches" Strafgesetzbuch bekanntlich mit Zucht- hau, bi» zur Höchstgrenze bedroht! Die wiederein gestellten „Artigen" hingegen „sabotieren" zwar nicht, aber aus „Sympathie" für ihre ausgesperrten Kame raden üben sie „passive Resistenz", das heißt sie ex pedieren zum Beispiel die nach Lyon bestimmten Wagen nach Bordeaux und umgekehrt. In einem Falle hatte die Justiz scharf zuge- griffen: das war in dem berühmten F a l l e Du rand. Gegen das Urteil der Geschworenen von Rouen ließ sich allerdings manches einwenden. In Deutschland wäre es wenigstens als Geschworenen urteil unmöglich gewesen, weil es mit 7 : 5 Stimmen gefällt war, also der richterlichen Entscheidung unter- legen hätte. Dazu war es wegen Verkennung des Begriffs der „Anstiftung" und wegen mangelhaster Feststellung der „Ueberlegung" in höchstem Grade an fechtbar. Allein das Tollste ist, daß die Geschworenen selber sofort über die Folge ihrer Oberflächlichkert er schraken, als sie erfuhren, daß diese ein Todesurteil von Rechts wegen sei! Sie beeilten sich, ein Gnaden gesuch aufzusetzen und es mit ihrer Unkenntvls dieser gesetzlichen Folge zu begründen! Natürlich durfte das Urteil nicht vollstreckt werden, und Fälliges' Gnadendekret dürfte mit der Milderung auf sieben Jahre Gefängnis ziemlich das Richtige getroffen haben. Bedauernswert aber bleibt, daß durch dm kurzlebigen Versuch der Herren Volksrichter von Rouen, einmal Standgericht zu spielen, ehe die Zeit dieses Aeußersten erfüllt war, die heilsame Stimmung für Strenge vorderhand verdorben ist. Inzwischen haben der Minister gesetzgeberische Dorbeugungs- und Bcfriedigungsmaßnahmen das Licht der Oeffentlichkeit erblickt. Die neuen Straf bestimmungen gegen Arbeitseinstellungen, die die Sicherheit des Staates gefährden, gegen Sabotage und gegen Nichtbefolgung militärischer Gestellungs befehle sind so ziemlich im Geiste ihrer ersten vor läufigen Ankündigung durch den Ministerpräsidenten ausgefallen. Aber: ihre parlamentarische Beratung ist gleich auf drei Monate vertagt! In einer Frage dringendster Staatsnotwendigkeit, wo es vor allem galt, das Eisen des allgemeinen Zornes zu schmieden, solange es heiß loderte, wird die manchmal an un rechter Stelle freigebig angewandte Form der dring lichen Behandlung verschmäht, welche die französische Geschäftsordnung kennt! Man muß wirklich an nehmen, daß Frankreichs republikanische Machthaber mit jener geistigen Blindheit geschlagen sind, welche nach einem alten Erfahrungssatze dem Falle vor- he rgeht? Die Weltteile ües üeutlchen Kronprinzen. Von Dr. Oscar Bongard. tNachönrck verboten.) Haiderabad, 21. Dezember. Nach achtzehnstündiaer Fahrt in dem vorzüglich eingerichteten Zug des Vizekonrgs, der für den ganzen Ausenthalt in Indien dem deutschen Kronprin zen zur Verfügung gestellt ist, kam der Kronprinz am 17. Dezember mittags in Haiderabad an. Die Neise führte stellenweise durch wilde Gebirgs landschaft, meist aber durch Ebenen mit gut eingerich teten Bewässerungsanlagen und wohlbestellten Fel dern. Oft und besonders je näher wir Haiderabad kamen, erinnerte mich Li« Landschaft an Deutsch- Südwestafrika. Gerade wie dort, erheben sich unver mittelt aus der Ebene einzelne Berge, aus scheinbar übereinandcrgeschlchteten Felsblöcken bestehend. Häusig ruht aus einzelnen Säulen ein runder Block, als wolle er jeden Augenblick herunterstürzcn. Die großen Tem peraturunterschiede zwischen Tag und Nacht und die niedergehenden Wassermasscn der Regenzeit haben die Felsen so zerrissen und ausgewaschen, daß aus dem ursprünglich festen Massiv nur diese Blöcke stehen geblieben sind. — Haiderabad ist der größte Vasallen staat Englands in Indien mit über elf Millionen Einwohnern. Der Fürst Aiaf Iah Nssom-ul-Mulk Sir Mahbub Ali Khan hat das Einkommen von 60 Millionen Mark jährlich, wovon allerdings ein Teil der Staatsausgaben unter der Kontrolle des englischen Residenten bestritten wird. Don der Selb ständigkeit des Nisam und seines Staates ist nur noch der äußere Schein vorhanden. Wohl verfügt er über 30 000 Soldaten, aber soweit sie nicht der indischen Regierung zur Verfügung gestellte Hilfstruppen sind, dürfen sie nur Vorderlader führen, und das 10 Kilo meter entfernte große Heerlager der Engländer in Sekunderabad mit 10 000 Mann Truppen läßt keine Selbständigkeitsgelüste oder gar Aufstandsgedanken aufkommen. Zum Empfang des Kronprinzen hatte siH auf d«m Bahnhof der Nisam mit seinem ältesten Lohn, den Ministern, Nabobs und anderen Würdenträgern ein gefunden. Der Mohammcdanerfürsr war im schwar zen Gehrock mit Ordensstern und gelber mitroähnlicher Kopfbedeckung. Sein Gefolge erschien in weißen Ueberröcken, schwarzen Lackschuhen, ähnlicher Kopf bedeckung wie der Nisam, goldener Koppel, Säbel mit goldener Scheide. Auf den Schultern trugen sie Achselstück« von Goldgeflecht, die nach dem Rang ver schiedene Dicke hatten. Die Männer sahen sehr statt- lich au», und viele unter ihnen hatten fast vollkommen weiße Hautfarbe. Von englischer Seite waren der Resident und die höheren Offiziere vom „Sekun- derabad" anwesend. Unter dem Salut der Nisamsbatterie lief der kronprinzliche Zug in die Halle ein, wo eine eng lische und eine Eyrenkompanie des Sultans prä cn- tierte. Nach der üblichen Vorstellung der Anwe en- I den bestieg der Kronprinz den Galawagen de, Ri am und trat die Fahrt nach Falak Numa an, dem außer halb der Stadt auf einem Hügel gelegenen Prunk schloß des Sultans, das er zur Ausnahme fürstlicher Besucher hat erbauen lassen. Was war das für eine Fahrt! Verwirklichen sich die Märchenphantasien vergangener Zeiten? Ist cs Wirklichkeit oder ein Traum? Da stürmen sie dahin — vor und hinter dem Wagen die wilden Gestalten des Orients mit Lanzen und Schwertern auf Araberpferdcn. An den Straßen stehen Tausende von Soldaten, deren Uniformen ein buntes Gemisch aus den Armeen aller Nationen bil det. Dahinter und auf den Dächern drängt sich das Volk in grünen, roten, gelben und weißen Gewän dern. Ucbcrall blitzt Elodstickerei und Schmuck. Araber, Hindus, Tamülen, Afghanen, Perser, Mara- then, sie alle haben andere Gewänder, andere Trach ten, andere Gesichtsfarbe und anderen Ausdruck der Züge. Flinten, Säbel, Dolche, Messer aller Art, seihst Speere und Schilde tragen die meisten Männer als Wehr. Unter hohen Bogengängen geht es hin durch, dann über eine lange Brücke. Elefanten schlep pen unten im fast trockenen Flußlauf große Stein blöcke. Vorüber geht es an Moscheen mit schlanken Minaretts und alten, zerfallenen, monumentalen mohammedanischen Gräbern, und dann kommt der Tschar Kaman, ein malerischer, auadratischer Palast bau mit vier KO Meter hohen Minaretlürmen und zierlicher Bildhauerarbeit. Vier Straßen kreuzen sich unter seinen 30 Meter hohen Bogengängen. Hrer hat die Hauptwache ihr Quartier oufgeschlagen; Dudelsack und Klarinette quietschen zum Dröhnen der Panken, als die Wache unter das Gewehr tritt. Die Stadt liegt hinter uns; der Weg führt bergan zu den Ter rassen des hohen Prunkschlosses, und von oben schweift der Blick wie trunken über die ausgedehnte Stadt mit ihren Türmen, Kuppeln, Palästen und herrlichen Gärten. Am nächsten Morgen gab der Sultan dem Kron prinzen eine Jagd auf Antilopen, zu der Jagdleoparden benutzt wurden. Die Bezeich nung „Leopard" ist eigentlich falsch, denn es sind zur Jagd abgerichtete Geparde, die verwendet werden. Ihr Fell ist ähnlich wie das des Leoparden gezeichnet, aber sie sind viel hochbeiniger, werden nicht so kräftig wie die Leoparden. Auch bnben sie keine zurückzie- barcn Kahenkrallen. Am Versammlungsort waren drei Iagdleovarden, jeder auf einem leichten zwei- räderigen Omsenwagen, zur Abfahrt bereit, als der Kronprinz mtt dem Automobil des Nisam eintraf. Die Pferde wurden bestiegen, und dann ging es zu dem nahen Jagdreservat, wo zahlreiche Antilopen rudel gehegt werden. Als der Jagdleiter, der Adjutant des Nisam, Oberst Afsür-ul-Mulk-Beckadur. den ersten Bock er blickte, der, auf einem Felsen stehend, sich mit seinem großen Gebörn scharf vom Himmel abhob, wurde einer der Ochsenwagen mit dem Gepard vorgeschickt. Noch vor ihm ritt der Kronprinz mit dem Jagdleiter. Um die Jagd nicht zu stören, folgten nur einige Herren des Gefolges nach, die übrigen blieben zurück. Als der Wagen auf einige hundert Meter an die Antilopen herangekommcn war, die gerade wie unser heimisches Rehwild vor Wagen und Reitern wenig Scheu zeigen, auch ungefähr dieselbe Größe wie ein starker Rehbock haben, wurde dem Iagdleoparden die Lederbinde abgenommen, die er ebenso wie die Falken bei der Reiherbeize über den Augen hat, und es wurde ihm der Antilopenbock gezeigt. Im Nu veränderte sich das vorbin gleichgültige Tier. Die Augen glänzten vor Mordlust, jeder Muskel am schlanken Körper straffte sich, und der Schwanz schlängelte sich nach Katzenart hin und her. Don der Kette freigemacht, scblich sich das Raubtier gegen die Wand so geschickt gedeckt durch das Gras an sein Opfer heran, daß wir es aus den Augen verloren. Da ruft plötzlich der Bock sichernd auf und jagt in toller Flucht davon. Doch nur wenige Sätze hat er machen können, da reißt ihn der Gepard zu Boden. Der Jagdleiter, der mit dem Kronprinzen aus nächster Nähe der Jagd zugeschaut hatte, winkt uns mit dem Hut heran. Ich setze die Sporen ein. Nun, mein Araber, zeig, was du kannst! Da fliegt rechts von mir einer aus dem Sattel und gleich darauf links auch einer. Der Boden ist mit Felsgeröll bedeckt, über das die Pferde stolpern. Nun, ich kenne das von Südwestafrika her. Nur die Zügel stramm und festen Sitz, damit man den Gaul Hochreißen kann, wenn er stürzen will. Ich komme gerade noch zurecht, um z» sehen, wie der Jagdleopard über der Antilope liegt und ihr Blut saugt. Der Kronprinz hat von dieser grausamen Jagd art genug: er sagt das zweite Jagen mit Geparden ab. Dann schwang er sich auf seinen prachtvollen Araberschimmel, um sich nach echter alter Weid mannsart die besten Schwarzböcke auszusuchen, an sie heranzupirschen und -bnen die Kugel aufs Blatt zu setzen. Als guter Schütz« legte der Hohe Jäger sechs in einer Stunde-auf die Decke. Einen ganz andern Reiz bot die Jaad auf Leoparden am folgenden Tag«, den 19. Dezember. An verschiedenen Stellen, wo man Leoparden gespürt hatte, waren vorher Zielen angebunden worden, um zu sehen, ob die Katze wrrklich da war. Zwei Ziegen wurden von Leoparden geholt. Beide Stellen wurden daraufhin von Treibern eingekreist. Es waren Felsenhügel in baumlosem Gelände mit hohem Gras. In den Höblen der Felsen lagen die Leoparden verborgen. Nach einer Fahrt von 15 Kilometern gelangte ich zu der Stelle, wo das Raubtier liegen sollte Der Felsen war im weiten Umkreis umstellt. Einige hundert Treiber, teils mit Knarren, teils mit Knütteln und Speeren, und einige mit Flinten bewaffnete, standen zusammen mit fünf großen Elefanten bereit, die Haudas, d. i. Sitztürme, auf ihrem Rücken trugen. Als die Elefanten sich ein mal den bereitstehenden Pferden näherten, fingen diese all« an zu scheuen. Ich suchte mir dasjenige aus, das mir am wenigsten ängstlich zu sein schien, da ich. wenn möglich, einen Teil der Jagd vom Sattel aus photographisch aufnehmen wollte. Gleich darauf kam der Kronprinz im Auto an. und alles stieg zu Pferde. Gerade hatte ich die Zügel um den linken Arm geschlungen und war im Begriff, von der malerischen Szene eine Aufnahme zu machen, wobei ich den Ap parat mit beiden Händen hochhielt. Da kam einer der Elefanten von hinten an meinen Gaul heran. Kaum hatte der ihn erblickt, da machte er einen ge waltigen Satz nach links und raste mit mir ab. Meine aufgeklappte Kamera hielt ich rechts und mit der Linken suchte ich die Zügel zu fassen. Plötzlich sah ich vor mir ein tiefes Loch, eine Art Steinbruch. Ausbiegen gab es nicht mehr, also drüber weg, sonst liegen Gaul und ich mit zerschmetterten Knochen unten. Krampfhaft streckte ich meinen Apparat aus, um ihn beim Sprunge nicht zu beschädigen, ich stieß dem Gaule die Sporen in die Seiten, daß das Blut floß, und dann flogen wir hinüber. Die Hinterhufe schlugen auf dem jenseitigen Rande auf, ein paar Steine hörte ich in die Tiefe rollen — es hatte gerade noch gereicht. Hurra, das war hübsch, warst brav, mein Tierchen. Es gibt doch nichts Schöneres als einen wilden Ritt auf einem edlen Pferde oder die Jagd aus Raubtiere, Dickhäuter und Büffel. Als ich zurückkgm, war der Kronprinz schon zum Felsenhügel geritten und stieg die Felsen hinan, um sich auf einem Block aufzustellen, von dem aus ungefähr 50 Meter freies Schußfeld nach einer Seide war. Der Trieb begann. Die Treiber rückten von allen Seiten zusammen, und dann begann «in Lärm, als ob die Hölle losgelassen wäre. Schüsse knallten, die Knarren schnarrten, Menschen brüllten. Waffen klirrten, aber kein Leopard ließ sich sehen. Da stiegen dicke Rauchwolken zum Himmel, eine der Höhlen wurde ausgeräuchert. Plötzlich sprang der Leopard mit Blitzesschnelle heraus, um gleich darauf in einer an- deren Felsspalte zu verschwinden. Von neuem ging das Lärmen los, doch es nutzte nichts. Auch das Anzünden des Grases war vergeblich. Nun wurden Feuerwerkskörper dorthin geworfen, wo man den Leoparden vermutete. Als sie explodierten, wurde die Bestie in die größte Wut versetzt. Sie stürzte hervor und sprang auf einen der Treiber, der auf einem Felsen stand, und schleuderte ihn in die Tiefe, glücklicherweise dem Manne nur unbedeutenden schaden zufügend. Dann kam das rasende Tier einen Augenblick in den Schußbereich des Kronprinzen, der ihm eine Kugel sandte. Da die Katze sofort hinter einem Felsen verschwand, war nicht zu erkennen, wie der Schuß gesessen hatte. Gleich darauf stellte sich heraus, daß ein zweiter Leopard im Triebe war. Nicht lange danach kam er mit gewaltigen Sätzen, von weitem völlig schwarz erscheinend, über die Felsen. Auch er schlug einen Treiber zu Boden, ihn nur leicht verwundend, dann kam er im vollen Lauf spitz auf den Kronprinzen zu, der ihm eine Kugel auf den Stich (vorn in die Brust) gab. In diesem Augen blick sah der Leopard den Schützen, und mit wiitenüem Fauchen stürzte er sich auf den Kronprinzen und war in einem Nu, ehe dieser noch repetieren konnte, bis an ihn heran und setzte zum Sprung« auf den nur drei Meter hohen Felsblock an. auf dem der Kron prinz stand. Da blitzte die Büchs« des Kronprinzen auf, und der Leopard lag verendet zu seinen Füßen. Es waren aufregende Sekunden, in denen nur der Kronprinz seine Kaltblütigkeit bewahrte. Furcht kennt unser Kronprinz nicht, das sah ich hier zum zweiten Male. Nun traten die Elefanten in Wirksamkeit, um den ersten Leoparden aufzusuchen, nach dem der Kron prinz geschossen hatte und der verschwunden war. Für einen Jäger zu Fuß oder Pferde wäre es Wahnsinn, einen verwundeten Leoparben in seinem Schlupf winkel auszusuchen. Schon nach kurzer Zeit wurde der Leopard von einem der auf dem Elefanten sitzen den Eingeborenen gesehen. Er lag unweit der An schußstelle verendet Mischen Felsblöcken. Der Kron prinz hatte ihn rechts gut Blatt getroffen und die Kugel war auf der anderen Seite wieder herausge kommen. Die Freude des Kronprinzen war natürlich groß. Außer den Festlichkeiten, die der Nisam zu Ehren seines Besuches veranstaltete, fand noch eine große Parade der ganzen englischen Garnison Sekunderabad auf dem großen Uebungsplatze dort am 20. Dezember statt. Neuntausend Mann englische und inorsche Truppen aller Waffengattungen standen in der Parade unter General Wolfe-Murray und boten während des Vorbeimarsches ein prächtiges militä risches Schauspiel, einmal durch die strammen mili tärischen Gestalten der Engländer in ihren scharla.h roten Paraderöcken, und dann durch die wildaus sehenden, bärtigen indischen Truppen in ihren eigen artigen Uniformen. Als der zweite Vorbeimarsch der Kavallerie im Galopp stattsand, kam das Soldatenblut des Kron Prinzen zum Durchbruch. Er setzte sich an die Spitze des 33. indischen leichten Kavallerieregiments, dessen Chef die Königin von England ist, übernahm das Koyrmando und exerzierte das Regiment eine halbe Stunde lang auf dem großen Platz. Die In dischen Reiter sind sebr gut ausgebildet und die Schwenkungen, Aufmärsche und Attacken fielen aus gezeichnet aus. Die braunen Kavalleristen strahlten über das ganze Gesicht weaen der Ehrung, die ihnen zuteil geworden, und auch die Engländer machten kein Hehl daraus, daß die Soldatennatur des Kron prinzen und sein ausgezeichnetes Reiten auf sie Ein druck machte. An den Festveranstaltungen außerhalb des Hauses nahm der Nisam nirgends teil, desto mehr Prunk ent faltete er aber bei den Feiern in seinen Palästen. Den Höhepunkt bildete das Galadiner am Abend des 19. Dezember in seinem gronen Empfangspalast, der sich eigentlich aus einer Reihe von Säulenhallen um zwei quadratisch« Gärten zusammensetzt. Die Hauptstraßen der Stadt werden durch Hundert tausend« von kleinen bunten Lämpchen erleuchtet. Wundervoll nahmen sich am Nachthimmel die durch grüne und rot« Lampen gezeichnete»« Linien der orientalischen Architektur an den Moscheen und Bogengängen aus. Der Palast des Sultans in seinem Innern bot eine Szene au» „Tausendundeiner Nacht". Tausende von Kerzen in Hunderten von kristallenen Kronleuchtern, und unzählige bunte Lämpchen beleuchteten im Garten jede Linie, jede Pflanze. Kein Zoll der viele tausend Quadratmeter fassenden Höfe war ohne Leinewand- oder Teppich- I bedeckung, und überall standen die Offiziere und
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